Das Dankbar-Prinzip - Sabine Dankbar - E-Book

Das Dankbar-Prinzip E-Book

Sabine Dankbar

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Beschreibung

Viele Menschen leiden unter dem Druck, perfekt sein zu müssen. Was hilft, zufriedener und gelassener zu werden? Sabine Dankbar und Monika Homann zeigen: Die verwandelnde Kraft der Dankbarkeit kann unser Leben positiv beeinflussen. Das Dankbar-Prinzip® zeigt einen Weg auf, zu den eigenen Kraftquellen zu finden, um den tagtäglichen Herausforderungen zuversichtlich zu begegnen. Denn: Wir sind nicht dankbar, weil wir glücklich sind. Wir werden glücklich, wenn wir dankbar sind. Ein Buch, das Freude und Leichtigkeit weckt und hilft, neue Perspektiven auf das Leben und den Alltag zu gewinnen. Mit vielen Übungen und Tipps um gelassener zu leben.

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Sabine Dankbar / Monika Homann

Das Dankbar-Prinzip®

Kraft und Gelassenheit im Alltag finden

Patmos Verlag

Inhalt

Einleitung: Das Dankbar-Prinzip®

Dankbarkeit: Der Weg zur Zufriedenheit

Annehmen: Akzeptieren, was ist

Neugierde: Das Tor zu neuen Erfahrungen

Konfliktfähigkeit: Der Schlüssel zur Gelassenheit

Balance: Weglassen, loslassen und sich einlassen

Achtsamkeit: Aus inneren Quellen schöpfen

Reflexion: Verborgene Potenziale entdecken

Schluss

Anhang

Über die Autorinnen

Über das Buch

Impressum

Hinweise des Verlags

Einleitung: Das Dankbar-Prinzip®

Wenn wir über das Thema »Dankbarkeit« sprechen, ernten wir ganz unterschiedliche Reaktionen. Viele unserer Gesprächspartner reagieren neugierig, verbinden positive Erlebnisse damit und erzählen Anekdoten von Begebenheiten, die sie mit Dankbarkeit erfüllt haben. Andererseits werden wir hin und wieder auch mit negativen Assoziationen konfrontiert: »Dankbarkeit hat für mich immer so einen starken moralischen Anspruch«, »Dieses ewige Bitte- und Dankesagen ging mir in meiner Kindheit total auf die Nerven«, »Wenn ich den Satz ›Sei doch nicht so undankbar‹ höre, werde ich heute noch sauer« – um nur einige dieser Reaktionen zu nennen. Darin zeigt sich für uns schon, dass jeder Mensch seine ganz eigene Geschichte mit dem Thema »Dankbarkeit« verbindet. Für den einen ist Dankbarkeit eine uneingeschränkt positive Qualität, die er lebt und erlebt hat. Andere assoziieren damit Pflichterfüllung, ein schlechtes Gewissen, Zwang, Bevormundung oder auch Unehrlichkeit. Diese Menschen haben Dankbarkeit in ihrem Umfeld meist als bloße Höflichkeitsfloskel oder Reflex wohlerzogenen Verhaltens erlebt, manchmal sogar als Heuchelei oder Lüge. Dass man aus diesen Gründen das Thema »Dankbarkeit« kritisch sehen kann, können wir somit gut nachvollziehen. Umso wichtiger finden wir es deshalb, die positive Qualität von Dankbarkeit für das eigene Leben zu nutzen und das warme, satte Gefühl, das sie hervorrufen kann, zu einem wesentlichen Ankerpunkt des eigenen Inneren werden zu lassen. Wir spüren immer wieder, dass durch eine dankbare Haltung mehr Gelassenheit und Zufriedenheit unseren Alltag durchströmt. Wir regen uns weniger auf, fahren weniger schnell aus der Haut und sind wertschätzender und freundlicher im Umgang mit anderen Menschen. Das tut anderen gut und uns auch, um es ganz einfach auf den Punkt zu bringen.

Vor einiger Zeit beschlossen wir daher, unsere guten Erfahrungen mit den verschiedenen Aspekten von Dankbarkeit in eine Form zu gießen, und entwickelten das Dankbar-Prinzip®. Es ist ein Prinzip, das positiv auf die eigene Umwelt ausgerichtet ist – Dankbarkeit bildet dabei die Basis, insgesamt besteht es aus sieben Räumen. Jeder dieser Räume greift einen Aspekt auf, der eine positive, dankbare Haltung unterstützen kann. Die sieben Räume setzen sich aus den Anfangsbuchstaben des Wortes »dankbar« zusammen:

D ankbarkeit: der Weg zur Zufriedenheit

A nnehmen: akzeptieren, was ist

N eugierde: das Tor zu neuen Erfahrungen

K onfliktfähigkeit: der Schlüssel zur Gelassenheit

B alance: weglassen, loslassen und sich einlassen

A chtsamkeit: aus inneren Quellen schöpfen

R eflexion: verborgene Potenziale entdecken

Jeder dieser Aspekte wird in den einzelnen Kapiteln dieses Buches beschrieben – mit vielen praktischen Beispielen, Erfahrungsberichten und Anregungen, wie man das Dankbar-Prinzip®im täglichen Leben umsetzen kann. Versuchen Sie es in Ihrem Alltag anzuwenden – es hat verbindenden Charakter, wirkt beflügelnd sowohl auf die eigene Person als auch auf die Mitmenschen, wie wir aus eigener Erfahrung wissen. Schon seit Jahren haben wir intuitiv das Dankbar-Prinzip®in vielerlei Hinsicht genutzt, ohne es je vorher so benannt zu haben. Es begleitet uns schon immer stetig durch unser Leben. Dankbarkeit und die damit verbundenen Aspekte haben uns immer wieder Kraft und Gelassenheit finden lassen, wenn unser Alltag mal wieder anstrengend war oder eine schwierige Situation anstand. Wir sind auf diese Weise aber auch aufmerksam geworden für die vielen wunderbaren und glücklichen Momente, die es in unser beider Leben gab und gibt. In unseren Beratungen haben wir dies auch bei vielen unserer Klientinnen und Klienten beobachten können. Wenn wir beide die Betreffenden ermuntert haben, sich mit ihren Stärken, Fähigkeiten und Ressourcen zu beschäftigen, hinterließ das häufig ein großes Gefühl der Dankbarkeit bei ihnen, eines, das ihnen Kraft schenkte, sie zufriedener machte und es ermöglichte, sich mit den Themen, die sie mitgebracht hatten, leichter auseinanderzusetzen.

Ein Prinzip ist übrigens etwas, was jeder Mensch hat und nach dem er sich – bewusst oder unbewusst – im täglichen Leben richtet. Im Deutschen ist der Begriff am besten mit dem Wort »Grundsatz« zu übersetzen. Meist hat man nicht nur ein einziges Prinzip für sich etabliert, sondern durchaus auch ein paar mehr. Sätze wie »Es geht mir ums Prinzip« oder »Das geht gegen meine Prinzipien oder Überzeugungen« hört man ja nicht selten. Wahrscheinlich hat die Person, die so einen Satz gesagt hat, in einem solchen Moment deutlich machen wollen, worum es ihr ging, was sie für richtig, wichtig oder vernünftig hielt. Vielleicht wollte jemand diese Person zu etwas überreden, und deshalb war es für sie notwendig, die eigenen Grenzen aufzuzeigen, die nicht überschritten werden sollten.

Unser Ziel ist es nicht, Sie zu überreden, das Dankbar-Prinzip®anzuwenden oder in Ihr Leben zu integrieren, sondern wir wollen zunächst einfach Ihre Neugier wecken, sich damit auseinanderzusetzen. Wenn Sie am Ende entscheiden, dass es ein Prinzip ist, das auch für Sie und Ihren Alltag eine Bedeutung haben kann, dann freuen wir uns sehr. Und wir danken Ihnen, dass Sie sich auf uns und unsere Erfahrungen eingelassen haben.

Den Druck verringern – Kraft und Gelassenheit im Alltag finden

In den vielen Beratungen und Prozessbegleitungen, aber auch durch die Beobachtung unserer eigenen Umwelt stellen wir zunehmend fest, dass der äußere Druck im Berufs- und Familienalltag den inneren Druck immer weiter verstärkt. Wir erleben bei unseren Klienten und Klientinnen den großen Wunsch wie auch die tiefe Sehnsucht, diesem Druck mit mehr Gelassenheit und größerer Achtsamkeit zu begegnen. Wodurch entsteht dieser Druck? Diese Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Es gibt zwar Schnittmengen zwischen unseren Klienten, aber auch Unterschiede – jedes Leben ist schließlich individuell. Und doch gibt es drei Punkte, die man als gemeinsame Hauptaspekte nennen kann. Diese Aspekte erscheinen nicht neu, aber aus unserer Sicht bringen sie die Probleme auf den Punkt und haben an Aktualität nichts eingebüßt:

Die Vielzahl an Optionen und Möglichkeiten,die man heute hat und aus denen man wählen kann – das allein ist schon anstrengend: »Was wähle ich, was lasse ich sein, wofür entscheide ich mich?« Noch anstrengender wird es, wenn man auch noch für andere mitentscheiden oder vordenken muss, als Mutter oder Vater, als Tochter oder Sohn, als Kollegin bzw. Kollege oder als Führungskraft. Man hat also nicht nur die Verantwortung für sich selbst, sondern auch für eine Vielzahl von anderen Menschen. Gut, das war früher nicht anders, ist aber durch das Mehr an Wahlmöglichkeiten komplizierter geworden. Der Alltag wird von vielen Menschen als zeitlich eng getaktet empfunden oder als logistische Meisterleistung bezeichnet.Der Vergleich mit anderen Menschen und deren Lebensumständenhat ein anderes, deutlich kritischeres Ausmaß angenommen. Man hat den Eindruck, dass es immer mehr um »höher, weiter, schneller« geht und die Selbstoptimierung eine immens große Rolle spielt. Alles muss perfekt sein: die Leistung im Job, das Familienleben, das eigene Zuhause, der Partner, die Freundschaften und nicht zuletzt die eigene Person. Ständig wird man von anderen mit Vergleichen konfrontiert oder zieht selbst welche: »Wie, euer Sohn kann noch nicht mit dem Computer umgehen?«, »Wir finden Bildungsreisen für die Familie sehr wichtig, und ihr, fahrt ihr wieder an die Ostsee?«, »Meine Kollegin hat schon die zweite Fortbildung bewilligt bekommen, und was ist mit mir?« Man konkurriert miteinander und befindet sich in einem ständigen Wettbewerb. Das Credo vieler Menschen heißt: Wer nie aufgibt und hart arbeitet, erreicht alles. Man will unter Beweis stellen, dass man genauso leistungsfähig und erfolgreich wie die anderen ist und ebenso alles unter Kontrolle hat. Der Wunsch nach einem Gefühl innerer Sicherheit soll durch äußere Erfolge erfüllt bzw. kompensiert werden, so scheint vielfach das Denken und Fühlen. Doch dadurch verstärkt sich das Konkurrenzdenken nur noch mehr, was wiederum zu größerer Unzufriedenheit führt.Der oft hohe Anspruch vieler Menschen, allem und jedem gerecht zu werden, spielt eine große Rolle dabei, Druck zu empfinden und zu haben. Die Erwartungen von außen zu erfüllen, ist ein starker Antriebsmotor und oftmals nicht so einfach von den Erwartungen, die man an sich selbst hat, zu trennen. Das macht es umso komplizierter: »Wie kommt es eigentlich, dass andere mich so gut antreiben können? Welche Knöpfe müssen sie drücken, dass ich darauf anspringe?« Das sind Fragen, die vor allem besonders Frauen mitbringen. Häufig steckt die Sehnsucht nach Anerkennung und Zuwendung dahinter und treibt sie dazu an, es jedem recht und stets alles perfekt machen zu wollen. Können sie diesem Anspruch nicht genügen, fühlen sie sich häufig innerlich wie zerrissen.

Ganz offen gesagt, wir kennen das Thema des äußeren Drucks, der den inneren Druck immens beeinflusst, sehr gut aus unserem eigenen Leben, nicht nur aus unserer Beratungspraxis. Wir haben jedoch auch erfahren, wie wohltuend Dankbarkeit wirken kann, um aus diesem Kreislauf auszubrechen. Ein Grund mehr für uns, diese Erfahrung weitergeben zu wollen und Ihnen mit dem Dankbar-Prinzip®eine Möglichkeit aufzuzeigen, dem Leben mit mehr Gelassenheit und Zuversicht zu begegnen. Wir möchten Ihnen mit unserem Buch Mut machen, auf das zu schauen, was bereits da ist, und auf Entdeckungsreise zu Ihren eigenen Kraftquellen zu gehen. Wir laden Sie ein, sich gemeinsam mit uns die sieben Räume des Dankbar-Prinzips®zu erschließen und Ihr »Haus der Dankbarkeit«zu erkunden. Jedem Raum ist ein eigenes Kapitel gewidmet, wir beschreiben darin persönliche Erfahrungen und berichten aus unserem Beraterinnenalltag.

In Kapitel 1,Dankbarkeit,schildern wir Ihnen, welche positiven Wirkungen erzielt werden können, wenn man ganz bewusst ein Leben in und mit Dankbarkeit führt, und erläutern, warum dies ein Weg zur Zufriedenheit sein kann. Im zweiten Kapitel,Annehmen,geht es darum, wie wichtig es ist, die eigenen Erfahrungen – positive wie negative – anzunehmen und wertzuschätzen. Wir zeigen auf, wie wohltuend es sein kann, Menschen und Situationen zu akzeptieren, wie sie sind, und nicht mit ihnen zu hadern. In Kapitel 3,Neugierde,führen wir Sie zurück in die Welt der Kinder und spüren mit Ihnen dem »Anfängergeist« nach. Wir machen Ihnen Mut, neue Experimente zu wagen und andere Wirklichkeiten zu entdecken. In Kapitel 4 beschreiben wir, warumKonfliktfähigkeitder Schlüssel zu Gelassenheit sein kann, wie viel Kraft ein Konflikt schenken kann und aus welchem Grund Schlüsselkompetenzen wie achtsames Zuhören und Sprechen dabei von großer Bedeutung sind. In Kapitel 5,Balance,geht es um die Kunst des Lassens: weglassen, loslassen und sich einlassen. Thematisch vertiefen wir dabei das Ausbalancieren von Beruf und Privatleben und was es für positive Auswirkungen haben kann, wenn man Ambivalenzen zulässt. Im sechsten Kapitel steht dieAchtsamkeitim Mittelpunkt. Sie können mit uns das Wunder der Achtsamkeit entdecken und erfahren, was es bedeutet, die Stille in sich selbst zuzulassen und aus eigenen inneren Quellen zu schöpfen. Das siebte Kapitel lädt Sie dann ein zurReflexion:Entdecken Sie verborgene Potenziale und wandeln Sie den inneren Druck zu innerer Harmonie. Das Thema »Dankbarkeit« zieht sich dabei wie ein roter Faden durch alle Kapitel.

Ziel ist es, Freude, Lebenslust und Leichtigkeit zu wecken, vielleicht versteckte Schätze zu heben und vorhandene Ressourcen neu zu aktivieren. Wir bieten Ihnen dazu neue Sichtweisen und eröffnen Ihnen Denkräume. In unserem Buch bedeuten »Denkräume« Übungen: In ihnen geht es darum, die verschiedenen Räume, die wir Ihnen in den sieben Kapiteln beschreiben, ganz praktisch zu erleben. Sie können mit Hilfe der Übungen das Gelesene reflektieren und Momenten der Dankbarkeit im Alltag nachspüren. Die Übungen sind einfach anzuwenden und sollen Ihnen Lust machen, sich selbst auszuprobieren. Wir hoffen, dass diese »Denkräume« für Sie ein wirksames und positives Gegengewicht zu dem oftmals so stressigen und hektischen Alltag sein können und Ihnen ermöglichen, Ballast abzuwerfen und mehr Klarheit und Zufriedenheit zu gewinnen. Einfach ausgedrückt, dass sie dazu beitragen, mit freiem Kopf und leichtem Herz durch das Leben zu gehen.

Wir sind der festen Überzeugung, dass die Fähigkeit, Dankbarkeit zu denken, zu fühlen, zu leben und sie auszudrücken, das Leben positiv und nachhaltig beeinflusst. Tief empfundene Dankbarkeit steigert das eigene Wohlbefinden und kann unsere zwischenmenschlichen Beziehungen positiv beeinflussen. Ein herzliches und echtes »Danke« beschenkt nicht nur unser Gegenüber, sondern auch uns selbst. Noch deutlicher gesagt: Zu danken, macht glücklich.

Dankbarkeit: Der Weg zur Zufriedenheit

Echte Dankbarkeit hinterlässt ein warmes und sattes Gefühl, voller Lebendigkeit und Freude – unabhängig davon, ob man sie gibt oder empfängt. Denn sie kommt von Herzen, meist begleitet durch einen freundlichen Blick, ein ehrliches Lächeln, eine liebevolle Geste oder aufrichtige Worte. Denken Sie nur einmal daran, wie es ist, wenn man als Mutter von seinem Kind ganz unerwartet etwas geschenkt bekommt, eine selbst gepflückte Blume zum Beispiel. Man schaut das Kind voller Liebe und Stolz an und ist auch einfach dafür dankbar, dass es dieses Kind gibt. Aus eigener Erfahrung wissen Sie, dass diese Form der Dankbarkeit nicht einer bestimmten Erwartung entspricht. Sie haben sie empfangen bzw. gegeben, weil es in der betreffenden Situation, in dem Augenblick einfach wichtig war, dem Gefühl der Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen. Ganz unverfälscht und aufrichtig. So wie das Kind im Beispiel oben seiner Mutter zeigt, wie sehr es sie lieb hat.

Dankbarkeit, die man hingegen automatisch aus Höflichkeit und Konvention äußert, erzeugt meist ein eher neutrales Gefühl – der Höflichkeit ist Genüge getan und der gesellschaftlichen Etikette entsprochen. »Danke« und »bitte« sind Wörter, die daher auch meist schnell zum Sprachschatz von kleinen Kindern gehören, weil es den Eltern wichtig ist, dass sie sie als höfliche Umgangsformen erlernen. Als Erwachsener gebraucht man diese beiden Wörter dann im Alltag häufig ganz konditioniert – was grundsätzlich in Ordnung ist. Doch Hand aufs Herz: Wäre es nicht meist besser, den Dank nicht aus einem höflichen Reflex heraus, sondern mit ehrlicher Freude und Anerkennung für die andere Person und deren Handlung bzw. deren Verhalten auszusprechen?

Ein eher schales oder sogar negatives Gefühl hinterlässt Dankbarkeit, wenn sie nicht aufrichtig gemeint ist, sie aus Kalkül daherkommt oder geheuchelt wird. Ebenso fällt Dankbarkeit oft schwer, wenn sie erwartet wird. Dann bedankt man sich nur widerwillig, aus Pflichterfüllung sozusagen, lehnt sich aber innerlich dagegen auf oder geht der Person, die sie erwartet, aus dem Weg.

Wir möchten uns auf die wohltuende Kraft echter Dankbarkeit konzentrieren und zeigen, dass sie der Weg zu mehr Zufriedenheit sein kann. Wir sind sicher, dass echte Dankbarkeit einem Menschen eine von innen nach außen wirkende Kraft verleiht, wenn es gelingt, sie als tragende Säule im eigenen Leben zu verankern, so dass sie zu einer Lebenseinstellung wird. Jeder Mensch kann sich zu einer solchen Lebenseinstellung entschließen, sie ist unabhängig von äußeren Gegebenheiten wie Erfolg, Wohlstand, Gesundheit oder Schönheit. Wer es schafft, Dankbarkeit dauerhaft in sein Leben zu integrieren, steigert seine Lebenszufriedenheit nachhaltig – man kann einfach nicht unzufrieden sein, wenn man dankbar ist.

Eine Haltung der Dankbarkeit lässt sich unmittelbar im eigenen Leben ein- und umsetzen. Viele unserer Klienten und Klientinnen bestätigen uns darin, dass sie sich durch die Praxis der Dankbarkeit friedlicher und freundlicher gestimmt fühlen und sowohl sich selbst als auch andere wohlwollender betrachten, was sich wiederum positiv auf ihr Umfeld auswirkt.

Dankbarkeit leben – eine bewusste Entscheidung

Für sehr vieles in unserem Leben kann man dankbar sein. Dankbarkeit kann man gegenüber so manchem, wenn nicht gegenüber allem im Leben empfinden, und sie ist nicht nur auf Menschen beschränkt. Tagtäglich bekommen wir eine unendliche Vielfalt an Ereignissen, Dingen, Emotionen, kleinen und großen Wundern und anderem mehr vom Leben geschenkt, was für uns oft so selbstverständlich geworden ist, dass wir es manchmal gar nicht beachten oder achten.

Dankbarkeit kann dabei eine Stimmung oder ein Gefühl sein, man kann sie aber auch zu einer Fähigkeit und sogar zu einer Haltung entwickeln. Stellen Sie sich dazu folgende Situationen vor:

Dankbarkeit als Stimmung:Gerade geht Thorsten an diesem klaren, kalten Wintermorgen aus dem Haus, um zur Arbeit zu fahren. Davor will er seinen Sohn, der schon zum Auto vorgelaufen ist, zum Kindergarten bringen. Er ist in heiterer und gut gelaunter Stimmung und verabschiedet sich von seiner Frau mit einem Kuss. Liebevoll schauen die beiden ihren Kleinen an. Heute Morgen hat alles ganz reibungslos geklappt, alles ging Hand in Hand, einfach so – und der Raureif auf den Beeten und Bäumen sieht einfach wunderschön aus.

Dankbarkeit als Gefühl:Kristina steht an der Supermarktkasse, die Kassiererin hat bereits alles eingescannt, und sie stellt mit Entsetzen fest, dass sie ihr Portemonnaie zu Hause liegen gelassen hat. Von hinten kommen schon die ersten Unmutsäußerungen, die Kassiererin schaut sie leicht genervt und auch ein wenig mitleidig an. Da hört sie hinter sich eine Stimme, die sagt: »Hallo, Frau Martin, ich helfe Ihnen gerne aus und bezahle Ihre Einkäufe, wenn Sie mögen.« Voller Erleichterung schaut Kristina ihren rettenden Engel an – ihre Physiotherapeutin, die sie im letzten Jahr nach der Knieoperation behandelt hat und die sich anscheinend noch gut an sie erinnert.

Dankbarkeit als Fähigkeit:Paul ist seit drei Jahren nierenkrank und muss zweimal wöchentlich zur Dialyse. Trotz der Belastung und der Sorge um sein Leben ist er sehr froh, dass es die Dialyse gibt, und er freut sich über jeden Tag, der ihm mehr geschenkt ist. Das war nicht immer so: Anfangs war er verzweifelt, haderte mit sich und anderen, wünschte sich schnelle Heilung und war oft unzufrieden. Irgendwann spürte er, dass ihm das nicht guttat. Er versuchte, seinen Blick auf das zu richten, wofür er trotzdem dankbar sein konnte. Heute kostet es ihn keine Überwindung mehr, den Ärzten und Krankenschwestern jedes Mal, wenn er in die Klinik kommt, freundlich zu begegnen.

Dankbarkeit als Haltung:Anna geht mit einer selbstverständ­lichen Haltung der Dankbarkeit durch den Tag. Es ist ihr in Fleisch und Blut übergegangen, den alltäglichen Gegebenheiten – ob schön, problematisch, leicht oder anstrengend – mit Dankbarkeit zu begegnen und ihnen wie selbstverständlich einen Sinn zu geben. Gestern war wieder so ein Tag, der schon frühmorgens eine Herausforderung bereithielt: Der Wagen sprang nicht an und sie war sowieso schon spät dran. Um 9 Uhr hatte ihr Chef ein Meeting angesetzt! Ein letzter Startversuch noch … In dem Moment klopfte es an die Autoscheibe und ihre Nachbarin schwenkte vor ihrer Nase lächelnd einen Schlüssel hin und her. »Ich habe deine Startversuche gehört, nimm einfach mein Auto, ich brauche es erst um 17 Uhr wieder, passt das?« »Das schaffe ich, tausend Dank, du bist ein Engel.« Anna konnte ihr Glück kaum fassen. »Ich bin froh, dass ich dir auch mal einen Gefallen tun kann, und nun fahr endlich los«, entgegnete ihre Nachbarin.

Auf der Fahrt zum Büro ärgerte sich Anna nicht über ihr liegen gebliebenes Auto, sondern konzentrierte sich auf das warme Gefühl, das sich in ihr ausgebreitet hatte, als ihre Nachbarin mit dem Schlüssel vor ihr stand. Dieses Gefühl wollte sie in das Meeting mitnehmen, es würde ihr guttun und Kraft schenken. Um ihr kaputtes Auto konnte sie sich danach kümmern. Im Büro angekommen, hatte sie noch gerade eben Zeit, ihre Unterlagen zu holen. Um 8.58 Uhr war sie im Besprechungsraum, und ihr Chef, der gleichzeitig mit ihr hereinkam, begrüßte sie mit den Worten: »Guten Morgen. Sie strahlen so, der Tag muss ja gut für Sie angefangen haben!« Anna freute sich insgeheim, denn wenn der Tag normal begonnenhätte und sie schon viel früher im Konferenzraum gewesen wäre, hätte der Chef sie wie alle anderen in der Runde begrüßt und sie mit Sicherheit nicht persönlich angesprochen. Gut, dass er sie so positiv wahrgenommen hatte. Kein schlechter Start für das Meeting und ein gutes Omen für die Präsentation ihres Entwurfs, die sie gleich halten würde.

Eine dankbare Stimmung oder ein dankbares Gefühl zu haben, das geschieht immer wieder einmal – Gelegenheiten dazu kommen und gehen. Dass es jedoch möglich ist, Dankbarkeit bewusst wahrzunehmen, daraus eine Fähigkeit zu entwickeln, die dann zu einer selbstverständlichen Haltung wird, zeigen die Beispiele von Paul und Anna eindrücklich auf. Es bedarf der Übung und der klaren Entscheidung, eine Haltung der Dankbarkeit einzunehmen und sie zu leben. Sie ist eine besondere Option unter den vielen Möglichkeiten, wie man mit dem, was das Leben bietet, umgeht: Man konzentriert sich auf die positiven Begebenheiten und nutzt sie als Kraftquellen. Die schwierigen oder negativen Seiten, die es natürlich auch gibt, werden dabei nicht ausgeklammert, sondern deutlich wahrgenommen und akzeptiert – sie gewinnen aber niemals die Oberhand, sondern man geht konstruktiv mit ihnen um, eben dann, wenn es an der Zeit dafür ist. Dankbarkeit ist eine Kraft, die dabei unterstützt, sich auf die eigene Lebensfreude und -zufriedenheit zu fokussieren. Dankbarkeit hilft, die persönlichen Stärken deutlich wahrzunehmen, sich leichter zu motivieren und für schwierige Zeiten ein gutes emotionales Polster anzulegen. Man erkennt und anerkennt, dass das Leben auf allen Ebenen viel zu schenken hat.

Diese Einstellung zum Leben einzunehmen, ist nicht immer leicht oder selbstverständlich. Es bedarf der Übung, aus einer dankbaren Stimmung oder einem dankbaren Gefühl eine dauerhafte Fähigkeit oder Haltung zu kultivieren, so dass man sie wie selbstverständlich abrufen bzw. leben kann.

Nur wenn man der Dankbarkeit einen Stellenwert im eigenen Alltag zumisst und sie ganz bewusst praktiziert, kann sie weiter wachsen und gedeihen und zur Selbstverständlichkeit im eigenen Erleben und Handeln werden. Dazu kann es hilfreich sein, sich anfangs ein festes Ritual zu schaffen, um die dankenswerten Momente des Tages nochmals zu verinnerlichen. Für den einen Menschen ist es der abendliche Spaziergang, bei dem der Tag noch einmal reflektiert wird. Für den anderen ist es das halbstündige Abendgespräch mit dem Partner bzw. der Partnerin bei einem Glas Wein oder einer Tasse Tee, in dem man zusammen das Tagwerk Revue passieren lässt. Ein anderer nutzt sein Abendgebet dazu. Egal welches Ritual man wählt, letztendlich bedeutet es, die Erlebnisse des Tages zu vergegenwärtigen, die einen zufrieden und glücklich gemacht oder mit positivem Staunen erfüllt haben, bei denen es einem sprichwörtlich »warm ums Herz wurde«. Es gilt, ihnen im Hier und Jetzt noch einmal Raum zu geben, um sie voller Dank zu bejahen und abzuspeichern. Wenn man so will, könnte das abendliche Ritual eine »Dank-Stelle«1sein, die man im übertragenen Sinn anfährt, um die eigenen Kraftreserven neu aufzufüllen – mit dem Kraftstoff der Dankbarkeit.

Ganz häufig wird man sich in einer solchen Rückbetrachtung erst bewusst, wie viele Dinge an einem Tag passieren, für die man Dankbarkeit empfinden kann. Es ist wichtig und vor allem wohltuend, sich dabei auf beide Ebenen der Dankbarkeit zu konzentrieren – die »empfangende« und die »gebende« Ebene.

Die »empfangende« Ebene ist das Dankbarsein für das, was einem zuteilwird und was man geschenkt bekommt. Man empfindet Dankbarkeit, sagt Danke und zeigt seinen Dank anderen gegenüber. Das kann der Dank für die freundliche Bedienung beim Bäcker sein, für den Sonnenaufgang morgens bei der Fahrt ins Büro, das positive Telefonat mit einem Kunden, das überraschende Geschenk von einer Freundin, für den liebevoll gedeckten Tisch beim Nachhausekommen, die spürbare Zuneigung von Familie und Freunden. Häufig passiert es, dass man sein Augenmerk in erster Linie auf diesen Teil richtet, weil es einfach guttut, beschenkt, beachtet und geliebt zu werden.

Die »gebende« Ebene ist diejenige Seite der Dankbarkeit, wenn es darum geht, dass man selbst etwas gibt und andere Menschen darauf mit Dank reagieren. Bekommt man also auf den eigenen Beitrag eine dankbare Resonanz, die mit Anerkennung und Zugewandtheit einhergeht, fühlt man sich selbst zutiefst nützlich und sinnvoll in seinem Sein und Handeln. Das kann die einfache Dankbarkeit der Bäckereiverkäuferin sein, nachdem man sie darauf aufmerksam gemacht hat, dass sie zu viel Wechselgeld herausgegeben hat. Es kann die dankbare Freude einer Kollegin sein, dass man eine Auf­gabe, die eigentlich ihre gewesen wäre, schon erledigt hat, weil man einfach noch Zeit dafür hatte. Es kann das dankbare Aufleuchten der Augen des Partners sein, wenn man nach Hause kommt und ihn erst einmal fragt, wie sein Tag war. Es kann die stille Dankbarkeit sein, wenn ein Kollege registriert, dass man ihn gerade vor einem Fehler bewahrt hat, ohne es an die große Glocke zu hängen. Es kann der unerwartete Dank einer Anruferin sein, die am Ende des Gespräches der Telefonseelsorgerin sagt, dass sie froh sei, an diesem Abend in ihrer Not von ihr unterstützt worden zu sein.

Auf diese Weise kommt es zu positiven Wechselwirkungen zwischen den Beteiligten, denn beide Ebenen – aus vollem Herzen zu danken und Dank zu empfangen – greifen ineinander. Dadurch entstehen intensivere und nachhaltige Begegnungen, Beziehungen können sich weiter festigen oder es können auch tragende Erinnerungen entstehen.

Zwei Beispiele aus unserer eigenen Erfahrung:

Monika Homann:

Dreißig Jahre meines Lebens habe ich meine kranke Mutter gepflegt. Diese herausfordernde Aufgabe mit vielen Höhen und Tiefen hat mich so oft an meine Grenzen, psychisch und physisch, geführt. Ohne die Unterstützung meines Mannes und eines erfüllten Familienlebens mit unserem Sohn hätte ich es wohl kaum bewältigen können.

Durch eine Gehirnoperation war meine Mutter nicht nur körperlich, sondern auch psychisch verändert und eingeschränkt. Für mich gab es viele Phasen sowohl des Haderns als auch des Annehmens und Akzeptierens. Dazwischen lagen viele helle und dunkle Stunden. Die hellen Stunden waren diejenigen, wenn ich voller Freude die warme Hand meiner Mutter spüren und eine liebevolle Umarmung geben und empfangen konnte. Mehr blieb mir letztendlich nicht – kein Dialog, kein Austausch zwischen Mutter und Tochter. Ich vermisste meine Mutter auch als Ratgeberin und gute Freundin, wie ich sie in meinen jungen Jahren bis Anfang zwanzig erlebt habe, selbst wenn wir natürlich auch unsere Reibungspunkte hatten.

Bei allem Schmerz gab es auch immer wieder diese Momente des Glücks, wenn sie mich anstrahlte und wir manchmal sogar gemeinsam in die Vergangenheit schauen konnten. Wie glücklich es mich machte, dass sie meinen Mann und auch ihr Enkelkind in ihr Herz geschlossen hatte! Konnte sie meine Hilfe mal nicht annehmen, ließ sie es bei meinem Mann zu. Die letzten Wochen bis zu ihrem Tod waren wir noch einmal sehr eng verbunden. In den Stunden des endgültigen Abschieds konnte ich meine tief empfundene Dankbarkeit für das Leben, das ich mit ihr teilen konnte, nochmals spüren. Wenn ich an die Zeit mit meiner Mutter zurückdenke, erfüllt sie mich mit Wärme und innerem Frieden.

Sabine Dankbar:

Meinen fünfzigsten Geburtstag wollte ich nicht mit einem großen Fest feiern. Zu dieser Zeit bauten wir gerade unser Haus, der Kennenlernprozess mit unseren Pflegekindern hatte begonnen und beruflich hatte ich viel zu tun – mir war mehr nach Ruhe und Rückzug. Dennoch war ich unsicher: Wie würden meine Familie und meine Freunde reagieren, wenn ich allein mit meinem Mann an die Nordsee fahren und meinen Ehrentag nicht mit ihnen begehen würde? Wären sie enttäuscht von mir? Würden sie es mir vielleicht übel nehmen? Oder könnten sie es nachvollziehen? Eigentlich war ich mir sicher, dass sie es verstehen würden, und doch waren Zweifel da, und die hatten auch mit mir selbst zu tun: Wenn ich alle einladen würde, wäre sichergestellt, dass sie auch an diesen besonderen Tag dachten. Aber was, wenn ich nicht feiern, also keine Einladungen verschicken würde? Würden sie auch dann an mich denken?