das deutsche IPSC Handbuch - Martin Fischinger - E-Book

das deutsche IPSC Handbuch E-Book

Martin Fischinger

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Beschreibung

40 Jahre IPSC - 26 davon als BDS-Sportordnung, höchste Zeit für ein deutsches Handbuch dieses schönen Leistungssports. - Die Faszination beim IPSC besteht in der Herausforderung, ständig wechselnde Schießparcours mit den eigenen schießtechnischen und athletischen Fähigkeiten bei nur einem Versuch, also gleich aufs erste Mal, nur wenige Minuten nach dem Briefing, perfekt zu absolvieren. Mit Hilfe international bekannter IPSC-Schützen behandelt der Autor den IPSC Schießsport voll umfänglich. Ausrüstung, Kosten, Anforderungen, Trainings, mentale Vorbereitung, Visualisierung der Stage-Passagen, Schießen im Gehen, vorwärts, rückwärts und zur Seite ...

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Seitenzahl: 178

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Martin Fischinger

das deutsche

Handbuch

Treffer durch Zeit

von Martin Fischinger

ePub Barmenda Nr. 411223 ©2016

Fotos:

Stefan Föll (www.photopsia.de)

Stefan Böpple, Niels Noordhoek

Jörg Endress, Martin Fischinger

Zeichnungen:

Martin Fischinger, IPSC, BDS

Gestaltung Kuni & Co. & Barmenda Verlag

©2016 Copyright by Martin Fischinger

70191 Stuttgart [email protected]

Tag der Veröffentlichung: 15. Juli 2016

Der Nachdruck, auch einzelner Passagen, ist verboten, alle Rechte vorbehalten. Alle Daten dieses Titels sind urheberrechtlich geschützt. (§ 2 Abs. 1 Nr. 1 UrhG i.V.m. § 2 Abs. 2 UrhG). Die Weitergabe von Inhalten - auch online - ist rechtswidrig.

Haftungsausschluss:

Sicherheitsregeln

Hier seien nur sechs von vielen Sicherheitsregeln im Regelwerk der IPSC erwähnt. Diese sechs Regeln bilden der Kern aller IPSC Sicherheitsregeln und sie gelten ergänzend zu den sonstigen Sicherheitsregeln der Sportschützen.

Die Waffe bleibt im Holster

zwei Ausnahmen:

Aufforderung durch einen „Range Officer“ kurz RO

in der Sicherheitszone

Finger aus dem Abzug

eine Ausnahme: beim Zielaufnehmen und Schießen

Die 90 Grad Regel, das heißt, die Waffe darf nicht

mehr als 90° aus der Richtung des Hauptkugelfangs

geschwenkt werden, keine Ausnahme

Kein „Sweeping“, das heißt keine Körperteile vor der

Mündung, keine Ausnahme

Sicheres Entladen, das heißt nach dem Schießen eines

Parcours wird in Richtung des Hauptkugelfangs entladen

und zwei Leute, der Schütze und der RO, überzeugen

sich davon, dass die Waffe entladen ist. Dann wird noch

der Hahn abgeschlagen und geholstert, keine Ausnahme

Kein Hantieren mit Munition in der Sicherheitszone

keine Ausnahme

IPSC - Regeln siehe http://www.ipsc.de/ipsc-regelwerk/

Mündungsdisziplin

À priori - ganz von Anfang an - sei jedem Schützen die so genannte Mündungsdisziplin ans Herz gelegt. Ein Gefühl für die Mündung und die Richtung in der sie zeigt muss unbedingt entwickelt werden. Am besten trifft der Vergleich mit dem spritzenden Wasserschlauch. Er muss immer direkt in den Hauptkugelfang spritzen. Immer und an jedem Punkt der Stage; beim Laufen vorwärts und rückwärts, beim Reload und beim Beschleunigen, bis einschließlich zum Kommando "If clear, hammer down, - holster", zu Deutsch: "wenn entladen ist, abschlagen und holstern." -

Noch einmal. Mündungsdisziplin bedeutet, die Waffe zielt und zeigt immer in Richtung des Hauptkugelfangs, vom Anfang bis zum Ende des Parcours. Wer dies von vorne herein berücksichtigt, bewegt sich sicherer und kann auch im Ausland Matches durchstehen, ohne disqualifiziert zu werden, denn dort gibt es oft nur Erdhügel am Ende der Schießanlage. Genau da, wo die Höhe dieser Hügel aufhört, Kugeln sicher zu fangen, endet der sichere Winkel.

Vorsicht: diese Zustände beginnen schon westlich des Rheins.

Weiterhin gehört zur Mündungsdisziplin (wir denken wieder an den spritzenden Gartenschlauch) das sichere Vermeiden von Sweeping! [Sweeping bedeutet ein eigener Körperteil vor der Mündung]

Sichere Waffentechnik

Verglichen mit manchen überkommenen Polizeipistolen sind die heute üblichen IPSC Sportpistolen, die Sportrevolver sind es ohnehin, sehr sicher. Kaum eine verfügt nicht über spezielle Fallsicherungen zusätzlich zur normalen Sicherung. Die wohl am häufigsten verwendete Colt 1911er Konstruktion und deren Lizenzbauten aus aller Herren Länder verfügen beispielsweise über einen Fang Rast am Hahn, einen fliegenden Schlagbolzen und eine Handballensicherung. Die Heckler und Koch USP hat zwar keine Handballensicherung, aber eine sehr effektive Fallsicherung am Schlagbolzen, die denselben nur freigibt, wenn der Abzug bis ganz hinten durchgedrückt ist. Die CZ 75 „B“ und alle ihre sportlichen Klone aus Tschechien haben diese Sicherung ebenfalls eingebaut, die einfache CZ 75 ohne "B" allerdings nicht, ebenso wenig die spezielle Production CZ SP 01 Shadow.

Natürlich funktionieren alle diese Sicherungen nicht, wenn sie ausgebaut oder deaktiviert sind. In der Production Division ist das eigenmächtige Ausbauen von Sicherungen ohnehin tabu, aber in anderen Divisionen findet man das sehr oft. Hierzu sei angemerkt, dass Topschützen natürlich weniger gefährdet sind, im Parcours unterwegs die Waffe zu verlieren und daher mit besserem Gewissen eine Sicherung ausbauen können als ein Anfänger. Manche Schützen sind jedoch explizit der Auffassung, dass gerade Topschützen eine vernünftige Sicherung beherrschen können und daher nicht deaktivieren sollten.

Derselben Ansicht sind übrigens alle Versicherer im Sportschützenbereich, die den Ausbau einer Sicherung immer mit dem Begriff „grob fahrlässig“ bezeichnen. Zum Glück gibt es meines Wissens diesbezüglich noch keinen Präzedenzfall.

Anforderungen

an den Schützen

Um im IPSC – Sport einigermaßen zu Punkten, muss man nicht unbedingt ein durchtrainierter Sportler sein. Unsere etwas dickeren Zeitgenossen zeigen beim IPSC durchaus Potenzial bis hin zum Europameistertitel. Der fülligere Schütze hat anfangs sogar den Vorteil, nicht so schnell in Versuchung zu kommen, seinen natürlichen Bewegungsablauf mit eckigen und hektischen Bewegungen zu verderben.

IPSC Schützen haben kein Problem mit der Sauerstoffversorgung ihrer Muskeln oder gar deren Übersäuerung, weil der Parcours spätestens nach einer Minute zu Ende ist. Im Feld der Senioren, das sind Schützen ab 50, und Supersenioren, Schützen ab 60, liegen die Leistungen bei den meisten Stages kaum wesentlich unter denen in der Schützenklasse. Ausnahmen bilden vielleicht Übungen mit Fenstern ganz weit unten oder extrem lange Laufparcours. IPSC Wettkämpfe werden daher immer familienfreundlich zusammen mit Junioren, Senioren und Supersenioren durchgeführt, Männlein zusammen mit Weiblein.

Drei Mitglieder des deutschen Seniorenteams bei der EM 2004

Schützeneinteilung:

Junior ist man bis 20 am ersten Tag des Wettkampfs

Schütze von 21 bis 49 "

Senior ist man ab 50 "

Und Supersenior ab 60 "

Eigenschaften, die beim IPSC hilfreich sind

•Mentale Stärke

•Konzentrationsvermögen

•gutes Vorstellungsvermögen

•Körpergefühl

•Emotionale Intelligenz

•Bewegungsintelligenz

•Koordinationsvermögen

•Synchronisationsvermögen

•Stressresistenz

Anforderungen an den Schießstand

IPSC erfordert intensives Training, soviel ist sicher. Für dieses Training braucht der Schütze als Mindestanforderung den Zugang zu einem mehrdistanztauglichen Schießstand. BDS – Vereine verfügen in der Regel über solche Stände, da die Sportordnung des BDS ohnehin Mehrdistanzdisziplinen vorsieht. Mehrdistanztaugliche Stände sind meist komplett geschlossen und verfügen über glatte, mit Hilfe von Besen kehrbare Bodenbeläge, über eine potente Lüftung und mit etwas Glück vielleicht sogar über eine Heizung. Im Winter genügen 13 bis 15 Grad völlig, aber selbst diese geringen Temperaturen setzen beim geforderten Luftdurchsatz eine immense Heizleistung voraus.

Selbstverständlich können auch auf einem nicht mehrdistanztauglichen Stand viele sinnvolle Übungen trainiert werden, besonders wenn eine Drehanlage zur Verfügung steht, aber Parcourslaufen ist dann halt nicht drin.

Philippsburg 180° Kugelfang 50 x 30 Meter: besser geht's nicht

Ein super Schießstand zum IPSC Training verfügt über:

Mehrdistanztauglichkeit

großen Hauptkugelfangbereich

Drehanlage

Abstellraum für IPSC Ziele, Wände

und mobile Kugelfänge

potente Lüftung

Heizung

weichen Bodenbelag (Magazine sind teuer)

2 Meter mit Stahl verkleideter Bereich vor dem

Hauptkugelfang (beim Beschuss von Stahlzielen

spritzt Blei umher) oder konsequent

Spritzschutzbleche rund um die Stahlziele

Der Schießstand in Esslingen

Verfügt der eigene, oder der Schießstand, zu dem man selbst Zugang hat, nicht über alle diese Eigenschaften, ist das kein großes Problem. Man tauscht sich aus, trainiert mit anderen IPSC Schützen auf deren Stand, gründet vielleicht eine IPSC– oder BDS- Gruppe und besucht vor allem Matches! Das Match ist das beste Training und nur hier lernt man neue IPSC Schützen und damit neue Trainingsmöglichkeiten kennen.

Merksatz: Matches sind das beste Training!

Start beieinemPlilippsburger Long Course (Infinity Open 2016)

Startposition: sitzend vom Stuhl zum Tisch mit der Waffe....

IPSC Ziele

Das Classic IPSC Target ist die in Deutschland und Europa gebräuchliche Form des Papierziels. Es erfordert in der Regel zwei auswertbare Treffer. Daneben gibt es die Classic Popper und die Mini Popper. Seltener kommen sogenannte „IPSC Metal Plates“ in runder Ausführung mit den Maßen: minimal 200 und maximal 300 Millimetern im Durchmesser und in quadratischer Ausführung: minimal 150 und maximal 300 Millimetern Kantenlänge zum Einsatz.

Popper in "echt", mit und ohne Spritzschutz. Rechts mit Stoßdämpfer, links mit Autoreifen.

"Stahl muss zur Wertung fallen" heißt es oft beim Briefing, also Stahlziele müssen umfallen, damit sie zur Wertung zählen, ein "Bing" reicht nicht.

Größenvergleich der IPSC Classic Targets. Hier ist schön zu erkennen, dass der Popper bei gleicher Entfernung viel einfacher zu treffen ist, als das „A-Feld“ oder „Alpha“. Er hat obendrein den Vorteil, dass man einen Treffer hört.

IPSC Classic- und Mini-Popper mit den wichtigsten Maßen. Der runde Bereich dient der Kalibrierung. Wird der Popper im Runden Bereich von einem Projektil mit Minor Faktor getroffen, muss der Popper fallen.

IPSC Classic- und Minitarget. Die Wertungslinie hat beim Classic Target ringsum 5 Millimeter, beim Mini 3 Millimeter. Wird diese Linie vom Projektil auch nur angekratzt, hat man zumindest ein „D“ getroffen, oben ein "C". Classic- und Minitargets dürfen innerhalb einer Stage zwar in derselben Zielanordnung (Target Array) verwendet werden, müssen aber mindestens zwei Meter weiter entfernt vom Schützen stehen als die Classic Targets. Das Minitarget soll dann besser ein weiter entferntes Classic Target darstellen. Penalty Targets bestehen aus farblich gekennzeichneten Classic Targets und müssen ebenso eine Wertungslinie aufweisen.

IPSC-Divisions

IPSC hat fünf verschiedene Divisionen, ganz ähnlich dem Motorsport. Die Formel 1 entspräche etwa der „Open Division“. Hier ist, wie der Name „open“ schon andeutet, im gewissen Rahmen alles erlaubt, alleine die Magazinlänge wird auf 170 Millimeter beschränkt.

Die „Standard Division“ Sportpistole, die sogenannte „Stock Gun“ ist schon fast eine ganz „normale“ Sportpistole, ohne Kompensator, Ports und Aimpoint. Sie muss mit gespanntem Hahn und jedem verwendeten Magazin in einen Normkasten mit den Innenmaßen 225 x 150 x 45 Millimeter (Toleranz +1; -0 Millimeter) passen.

Die "Classic Division" entspricht genau der Standard, starten dürfen allerdings nur die klassischen einreihigen 1911er Griffstücke mit den "schmalen" Magazinen. Sie haben maximal 10 Schuss in Minor und 8 Schuss in Major.

Die „Production Division“ ist sozusagen die Tourenwagenklasse und lässt gar nur bestimmte Waffen einer Liste zu, die auch kaum modifiziert werden dürfen. Bei denen braucht es keine Kastenregel. Besonderheit in Production: Gestartet wird hier nicht „cocked and locked“ also gespannt und gesichert, wie bei den anderen Pistolen-Divisionen, sondern entspannt. Der erste Schuss wird in „double action“ Manier abgegeben.

Schließlich gibt es noch die „Revolver Division“. Es ist klar, dass Revolverschützen viele Male öfters nachladen müssen als die Pistolen Kollegen, daher setzen sie die Parcours in der Regel anders um. Revolverschützen oder "Wheelgunner" ziehen entspannt aus dem Holster und geben den ersten, sowie alle weiteren Schüsse in „double action“ ab.

Die Ausrüstung des Schützen, die sich am Gürtel befindet, muss mit Ausnahme der Revolver- und der Open Division hinter dem Hüftknochen angeordnet sein. Der Gürtel liegt bei Männern immer um die Taille. Bei Frauen darf der Gürtel auch tiefer liegen.

Die Hüftknochenregel gilt für alles außer Open- und Revolver Division

Das IPSC Regelwerk

Ganz aktuell ist die IPSC Regel immer unter www.ipsc.org in amerikanischer Sprache einzusehen. Die neueste deutsche Übersetzung ist unter

bdsnet.de/downloads/bds_spo_ipsc_kurzwaffe_19-06-2015.pdf

veröffentlicht. Wobei die deutsche Fassung nicht nur übersetzt, sondern auch konform zum deutschen Waffengesetz abgeändert ist und daher in Deutschland strikt beachtet werden muss. Analoges gilt für Österreich. Die österreichischen Regeln finden sich unter:

http://www.ipscaustria.at/index.php/downloads.html

Auch in der österreichischen Ausgabe sind Modifikationen enthalten, die das Regelwerk für die Verwendung im Geltungsbereich des österreichischen Waffengesetzes tauglich machen.

In der Schweiz findet sich das Regelwerk auf Deutsch unter:

http://www.ipsc.ch/view/data/1524/RO%20Reglemente/CH%20Handgunrules%202016.pdf

Der IPSC Faktor

Alle Divisionen, ausgenommen die Production Division, IPSC-KK ist zwar keine Division, ist aber auch ausgenommen, können nach Wahl mit zwei verschiedenen Powerfaktoren geschossen werden. Der Powerfaktor errechnet sich aus dem Geschossgewicht in Grains multipliziert mit der (V0) Geschwindigkeit in Meter pro Sekunde multipliziert mit einem Korrekturfaktor (3,281 Fuß pro Meter). Physikalisch entspricht der IPSC Power Faktor dem Impuls des Geschosses. Um eine handliche Zahl zu bekommen, wird das Ergebnis durch 1000 geteilt.

Trifft ein Minorschütze das A-Feld, meist „Alpha“ genannt, erhält er, wie der Majorschütze die volle Punktzahl von 5 Wertungspunkten. Beim C-Feld, auch „Charly“ genannt, erhält der Minorschütze drei Punkte, der in Major vier. Beim D-Feld, „Delta“ ist es gar nur ein Punkt bei Minor, zwei bei Major. Fehlende Treffer auf der Scheibe, die Misses oder „Mikes“ (Fehlende Treffer) und Treffer auf Strafscheiben, die „No Shoots“ oder „Penalty Targets“ zählen immer gleich viel, und zwar 10 Minuspunkte.

Näheres zu den Faktoren:

Der Powerfaktor errechnet sich also aus dem Geschossgewicht in Grain multipliziert mit der Geschwindigkeit in feet/Sekunde. Physikalisch bezeichnet sich so der Impuls. Die Energie des Geschosses erhielte man ganz ähnlich, nur wäre dabei das Quadrat der Geschwindigkeit einzusetzen. Es wurde definiert, dass der Powerfaktor „Minor“ erfüllt ist, wenn 125 erreicht sind. Der Powerfaktor „Major“ ist ab 170 erfüllt. Eine Ausnahme bildet die Open Division, bei ihr wurde der Wert im Interesse der Materialschonung auf 160 abgesenkt, weil sich gezeigt hat, dass das von vielen bevorzugte Kaliber .38 Super Auto für den Faktor 170 schon in der Nähe seiner Leistungsgrenze ist. Per Definition muss für „Minor“ mindestens das Kaliber 9 x 19 (.354) geschossen werden, für „Major“ mindestens 10 Millimeter (.40), Ausnahmen gibt es bei der Open Division und bei den Revolvern, hier darf das Kaliber dasselbe wie beim Minor Faktor sein, ein Open Geschoss muss allerdings mindestens 120 Grain auf die Waage bringen. Faktorüberprüfungen finden sich bei jedem größeren Match und werden kurz „Chrono“ genannt. Der Name kommt vom Projektilgeschwindigkeitsmessgerät, das im amerikanischen Chronometer heißt. Wer bei einem Match den Major Faktor verfehlt wird Minor gewertet, wer den Minor Faktor nicht erreicht, darf außer Wertung weiter schießen.

leider müssten diese beiden Sportskanonen heute in derselben Division, nämlich Open starten

Wichtige Tabelle für Production- und Minorschützen:

Aus dieser Tabelle geht hervor, dass der Minorschütze wesentlich mehr auf gute Treffer achten und trainieren muss, als der Majorschütze. Eine Pistole mit Minor Faktor ist im Gegenzug wegen dem geringeren Impuls nach dem Schuss wesentlich schneller wieder unter Kontrolle. So hält sich die Schwierigkeit von Minor und Major meiner Auffassung nach die Waage. Der Minorschütze, ist er denn wie ihm die Vernunft gebietet, konsequent auf der Jagd nach Alphas, riskiert obendrein weniger Mikes und No Shoots.

Das IPSC – Classic-Target mit seinen Wertungszonen. Außen herum läuft die Wertungslinie. Sie ist 5 Millimeter vom Rand entfernt. Wird sie vom Projektil auch nur angerissen, hat man wenigstens ein D geschossen, oben ein C.

Typische Production Sportpistole, getaped, CZ SP 01 Shadow, von Arne Lentz

Kosten

Powerfaktoren hin oder her, es geht natürlich auch um die Kosten. Wer will schon von Anfang an heftige Investitions- und hohe Verbrauchskosten beim Training haben, ohne genau zu wissen, ob IPSC überhaupt der richtige Sport für ihn ist.

Ganz anders bei den Schützen, die es so richtig wissen wollen. Bei denen spielt Geld die kleinere Rolle. Vielleicht verfügten sie auch schon über eine Wiederladeeinrichtung in Form einer größeren „Dillon“, dann ist die Open Division, abgesehen mal vom Sportgerät, gar nicht so teuer, denn der reine Munitionskostenunterschied beschränkt sich, zumindest bei 9 x 19 Major, auf die etwa doppelte Pulvermenge und das ist verschmerzbar.

Am teuersten war die alte Modified Division: teure Sportpistole, teure Hülsen, sehr viel Pulver und schwere Geschosse...

Startausrüstung

Ich nehme an, dass ein Großteil der Leser schon über die eine oder andere Sportwaffe verfügt. Egal ob Mitglied beim DSB, beim BDS oder beim BDMP, falls Sie eine Kurzwaffe besitzen, ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass Sie damit IPSC schießen und trainieren können. Vielleicht brauchen Sie für Ihre 6“ 1911er in .45er ein 5“ Wechselsystem in 9 x 19 (Standard- oder Classic Minor) oder in .40 S&W (Standard- oder Classic Major).

Ich empfehle jedem aus Kostengründen mit einer Pistole in Minor zu starten, es sei denn eine Wiederladeeinrichtung und der Pulverschein sind bereits vorhanden.

CED 6000 der lauteste IPSC Timer

Was braucht man fürs IPSC-Schießen?

BDS Mitgliedschaft, das geht über den Verein, als BDS-Gruppe oder als Einzelmitglied.

Sicherheits- und Regeltest, der hat Zeit bis zum ersten sanktionierten Match, ein Vereinsmatch kann durchaus schon vorher mit geschossen werden.

Sportpistole für eine der Divisions Standard, Classic, Open, Revolver oder Production

Minimum 4 Magazine, bei Classic Minimum 6 Magazine, Revolver Minimum 7 Clips oder Speed-Loader.

Minimum 3 Magazintaschen, bei Classic Minimum 5, beim Revolver 6 Clip-Halter oder Taschen für Speed-Loader. Erste Trainings kann man natürlich auch mit weniger Magazinen und Taschen bestreiten, oder man leiht sich einstweilen welche.

Gürtelholster, es muss für die ersten Trainings nichts Besonderes sein, Hauptsache der Abzug ist verdeckt, aber letztendlich braucht man ein Topp IPSC Holster und einen Topp Gürtel.

Schutzbrille oder größere Fehlsichtbrille.

Günstige Munition. Jede mir bekannte Fabrikmunition im Kaliber 9 x 19 erfüllt die Bedingungen für den Minorfaktor mit fast jeder Waffe. Wer hier in großen Mengen einkauft, kommt in eine Preisgegend, bei der es sich kaum lohnt,Wiederzuladen, es sei denn, man will den Faktor ausreizen um schneller zu schießen.

IPSC Scheiben.

IPSC Timer oder geeignete Smartphone App, z.B. die kostenlose und sehr brauchbare Android App "Shot Recorder".

Abkleben kann man die Schusslöcher kostengünstig, farbecht und stabil auch mit Papier Pack Klebeband, ganz ähnlich dem Malerkrepp nur eben etwas dunkler und glatt.

Falls keine geeignete Sportwaffe vorhanden ist und man sich eigens eine anschaffen will, sei hier wärmstens erst einmal der Erwerb einer Production Sportwaffe empfohlen. In der Standardklasse benutzen nämlich die meisten Schützen zweireihige Griffstücke von Caspian, Para Ordnance, STI oder SVI mit Läufen und Schlitten von Les Baer, Caspian, STI, SVI oder Nowlin im Kaliber .40 S&W. So eine IPSC Sportwaffe ist mit durchschnittlich 3000 Euro, zuzüglich Magazine, ganz schön teuer. Dazu kommen annähernd die doppelten Munitionskosten verglichen mit 9 x 19.

Minor oder Major?

Rein von der Logik müsste jeder Topschütze Minor schießen. Warum?

Man hat ohnehin nur die Chance, ganz an die Spitze zu kommen, wenn man fast 100% Alphas schießt.

Alphas zählen genau gleich viel in Minor und Major.

Alphas in Minor können schneller geschossen werden als Alphas in Major.

Das gilt für Standard, Classic, und Revolver. In der Open eigentlich auch, aber da ist Geschwindigkeitsvorteil bei Minor nicht so deutlich.

Die Überlegung ist tatsächlich verblüffend und überzeugend. Der Minorschütze ist, wegen des geringeren Impulses, und bei den Divisions Standard und Classic zusätzlich wegen der höheren Magazinkapazität, einfach wesentlich schneller. Er kann also, Alphatreffer vorausgesetzt, einen besseren Hitfaktor schaffen. Da die Topschützen in aller Regel nicht Minor schießen, lasse ich die Überlegung hier mal unkommentiert stehen. Vielleicht greift sie doch mal jemand auf.

Die "Shot Recorder" App läuft auf vielen Plattformen und hat die richtige Einstellung (Empfindlichkeit)

Eine sehr gute Production Sportwaffe ist zum Beispiel die preisgünstige CZ 75 B, die über eine Top Handlichkeit und gute Deut Eigenschaften verfügt. Nicht teurer ist die Glock 17 mit ihrer niedrigen Lauflage, allerdings hat sie einen gewöhnungsbedürftigen "Safe Action" Abzug. Es folgt die Heckler und Koch USP. Etwas teurer ist die Beretta 92 FS, sie hat dafür einen samtweichen und gut handelbaren Double Action Abzug, die Tanfoglio Stock II oder Stock III und die SIG P226. Die spezielle Production Gun CZ SP 01 Shadow hat durch die 15 Schuss-Regel fürs Magazin zwar viel von ihrer Attraktivität eingebüßt, ist aber dennoch eine klasse Sportwaffe, wenn man auf eine Schlagbolzensicherung verzichten kann.

Die Beretta 92FS: ohne die Hogue Gummigriffe, den vergrößerten Magazinauslöser und die

Classic-Sport-Visierung auf dem Foto wäre sie productiontauglich

Beretta 92FS

Näheres über die Zulassung von Sportwaffen in der „Division Production“ findet sich immer aktuell unter http://www.ipsc.org/rules/proddiv.php

Soll es doch eine „Standard“ oder „Stock-Gun“ sein, muss nicht gleich die teure STI oder SV angeschafft werden. Es gibt die „Expert“ von Heckler & Koch, die Tanfoglio Limited Custom HC, die CZ 75 IPSC Standard oder Nachbauten zweireihiger 1911er, wie zum Beispiel die israelische BUL M5 IPSC. Diese und viele andere „Stock Guns“ können sowohl in Minor, als auch in Major geschossen werden. Praktisch ist natürlich ein WBK-Eintrag in Kaliber .40, man kann sich dann ohne Voreintrag gleich das 9 x 19 Wechselsystem dazu besorgen.

Der ultimativ günstigste Einstieg in die Classic Division wäre eine Chinesische Norinco 1911 in 9 x 19. Sie hat den Vorteil, dass sämtliches "internes" Tuningmaterial für die ganzen 1911er Edelguns auch in die Norinco passt.

Wer unbedingt gleich mit einer „Open“ starten will, dem will ich nicht abraten, nur muss er eben gleich ziemlich tief in die Tasche greifen. Fast unbedingt kommen hierzu minimal 1400 Euro für das Wiederlade Equipment und den Pulverschein.

Die einreihige Norinco aus dem Reich der Mitte für die Classic Division ist die "Low Budget" Lösung

Preise der Ausrüstung verschiedener Divisions

IPSC-KK

Beim IPSC-KK unterscheiden sich die Anschaffungskosten der Waffe kaum oder sehr wenig von Standard oder Open, es sei denn, man verwendet ein Wechselsystem.

Bei der Munition hingegen wird es ganz deutlich billiger. Hier kostet sowohl in Open als auch in Standard der Schuss Fabrikmunition runde 1.2 Cent, es braucht also nicht wieder geladen werden (geht auch gar nicht).

Sonstige Anschaffungspreise

Wiederladeeinrichtung:

Natürlich gibt es viele Hersteller von Mehrstationen - Ladepressen, viele IPSC Schützen haben sich allerdings für Modelle der amerikanischen Firma Dillon entschieden. Ladefertig für 1 Kaliber das Modell 550 ab 750.-; das Modell 650 ab 1100.-; Modell 1050 ab 1900.-

Der Umrüstsatz auf ein weiteres Kaliber kostet:

Beim Modell 550 ca. 180.- ; beim Modell 650 ca. 330.- ;

das Modell 1050 wird nicht umgerüstet.

Außerdem benötigt man zum Wiederladen:

Erlaubnis nach §27 Sprengstoffgesetz, "Pulverschein" genannt, kostet rund 500.- Euro mit Kurs und speziellem Führungszeugnis.

Entladehammer 35.-; Pulverwaage 40.-; Tumbler 100.-; Pulverschein mit Gebühren 400.-; Chronometer Mehl BMC 17 750.-; oder CED Millenium 200.-. Das Chrono braucht, wie auch den Timer, nicht jeder einzelne, sondern nur die gesamte Trainingsgruppe oder der Verein.

Arne Lentzens Rangebag mit nummerierten Magazinen

Dillon 650, die wohl gebräuchlichste Wiederladepresse

die Eintragungen im Pulverschein protokollieren den Pulverkauf

Sportwaffen auf Basis der 1911

Explosionszeichnung einer einreihigen Classic 1911