Das Dorf Band 20: Der Bürgermeister - Karl Olsberg - E-Book

Das Dorf Band 20: Der Bürgermeister E-Book

Karl Olsberg

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Beschreibung

Nachdem der neue Dorfbewohner Anon ins Dorf am Rand der Schlucht gezogen ist, herrscht dort helle Aufregung. Denn Anon hat erzählt, dass es in seiner Heimat üblich war, alle vier Jahre einen Bürgermeister zu wählen. Daraufhin möchte jeder der wichtigste Dorfbewohner sein und im prachtvollen neuen Palast am Rand der Schlucht wohnen. Mit Sorge beobachtet Primo, wie sich Misstrauen und Streit im Dorf ausbreiten … Der Bürgermeister ist bereits der zwanzigste Band der erfolgreichen Buchserie in der Welt des Computerspiels Minecraft. Das Besondere: Jeder kann die darin beschriebene Welt selber erkunden! Der benötigte Minecraft-Seed ist enthalten.

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Seitenzahl: 125

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Karl Olsberg

Das Dorf

Band 20:

Der Bürgermeister

Copyright 2020 Karl Olsberg

Published by Karl Olsberg

c/o Briends GmbH, 22041 Hamburg

www.karlolsberg.de

Minecraft ®/TM & © 2009-2020 Mojang / Notch. Dies ist kein offizielles Lizenzprodukt. Der Autor ist mit Mojang nicht verbunden.

„Der Staat bin ich!“

König Ludwig XIV.

1. Liebeskummer

„Primo? Primo, hörst du mir überhaupt zu?“

Primo blickt von dem vergilbten Fetzen Papier auf, der vor ihm auf dem Tisch liegt.

„Was? Ja klar, Schatz, natürlich höre ich dir zu!“

Golina stemmt empört die Arme in die Hüften. „Und was habe ich gerade gesagt?“

„Du, äh, hast gesagt, dass ... dass ich dir beim Saubermachen helfen soll?“, rät er.

Golina seufzt. Es hat einfach keinen Sinn! Ihr Mann interessiert sich nicht mehr für sie. Immer hat er nur irgendwelche Flausen im Kopf. Wenn er nicht gerade dabei ist, in Schwierigkeiten zu geraten, dann träumt er davon, in ein neues Abenteuer zu ziehen. Es ist, als wäre ihm das beschauliche Leben hier im Dorf in der gemütlichen kleinen Schmiede mit seiner Frau und seinem Sohn einfach nicht genug.

Irgendwie kann sie ihn ja verstehen. Auf die Dauer ist es wirklich ein bisschen langweilig, wenn jeder Tag gleich verläuft. Zwar ist Golina immer noch froh, dass sie ihren letzten Ausflug in den Nether und die Konfrontation mit ihrem Erzfeind, dem bösen Enderman Artrax, heile überstanden haben. Doch das ist nun schon ein halbes Jahr her und der Alltag ist längst wieder eingekehrt. Primo stolziert jeden Tag in seiner Rüstung durchs Dorf, doch es gibt keine Monster weit und breit, vor denen er die anderen Dorfbewohner beschützen müsste. Die Nachtwandler und Knochenmänner in der Gegend haben längst begriffen, dass es ungesund ist, sich dem Dorf zu nähern, und machen einen Bogen darum. Selbst Knallschleicher lassen sich nur noch selten blicken.

Gerade deshalb dachte sie, Primo würde sich über ihren Vorschlag freuen. Doch er hat ihr offensichtlich gar nicht zugehört.

„Ich habe gerade gesagt, dass Kolle mit Margi und Maffi ins Wüstendorf gegangen ist, um dort ein paar Tage am Meer zu verbringen“, wiederholt Golina. „Ich dachte, vielleicht könnten wir ja auch mal Urlaub machen.“

„Ich finde, das ist eine gute Idee, Schatz!“, sagt Primo.

„Ehrlich?“

Golina sieht ihn überrascht an. Sie hat erwartet, dass er keine Lust haben würde, einen Ausflug ins Wüstendorf zu machen, und mit irgendwelchen Ausflüchten kommen würde: Er könne das Dorf jetzt, wo Kolle nicht da sei, nicht verlassen oder so.

„Klar“, meint Primo. „Ich weiß auch schon, wo wir Urlaub machen könnten.“ Er deutet auf das Papier vor sich. „Ich kenne da einen wunderschönen Ort, der auch am Meer liegt. Es gibt dort hübsche alte Ruinen und es sind keine Dörfer in der Nähe, so dass wir ganz für uns allein wären und unsere Ruhe hätten.“

Golina runzelt die Stirn und sieht sich das Blatt genauer an.

„Moment mal, ist das nicht die Landkarte, die dir Nansen vorletztes Schneenachten geschenkt hat?“, fragt sie.

Schaudernd erinnert sie sich daran, wie der arme Nansen damals ins Dorf kam, traurig und allein, weil er glaubte, seine Frau und sein Sohn seien ertrunken. Einige der Dorfbewohner waren damals nicht gerade begeistert, als Golina und Primo dem Geflüchteten Unterschlupf boten. Doch dann verschwand der alte Lausius, um das versunkene Dorf Sitnalta zu suchen, von dem Nansen erzählt hatte. Primo folgte ihm und geriet mal wieder in höchste Gefahr, aus der Golina und Kolle ihn in letzter Sekunde retten mussten. Der Kampf gegen die schrecklichen Ertrunkenen ist ihr noch lebhaft in Erinnerung.

„Ja, genau“, sagt Primo. In seinen Augen liegt ein verräterischer Glanz. „Es war doch hübsch dort am Meer, wo Nansen die Karte gefunden hat. Und wenn wir schon mal dort Urlaub machen, dann könnte ich ja kurz mal nachsehen, was an der Stelle ist, die hier mit einem X markiert ist ...“

„Oh nein!“, ruft Golina aus. „Kommt überhaupt nicht infrage! Ich habe gemeint, wir könnten vielleicht auch ins Wüstendorf gehen, mal ein paar Tage etwas anderes sehen, alte Freunde treffen, in der Sonne am Strand liegen. Ich habe nicht gemeint, dass wir uns schrecklichen Gefahren aussetzen sollten, um nachzusehen, was an einer bestimmten Stelle ist, die auf irgendeiner alten Karte markiert ist!“

„Aber die Ertrunken sind doch alle tot“, behauptet Primo. „Da ist es jetzt völlig ungefährlich!“

Zorn steigt in Golina auf. Primo ist einfach unverbesserlich.

„Woher willst du wissen, dass es nicht noch mehr von denen gibt?“, ruft sie. „Die Ertrunkenen hätten dich damals umgebracht, wenn ich nicht mit Kolle in letzter Sekunde dazu gekommen wäre!“

„Ach was, mit denen wäre ich schon fertig geworden“, behauptet Primo.

„Ach ja? Das sah für mich aber ganz anders aus!“

„Der Eindruck täuscht manchmal.“

Golina hat endgültig die Nase voll.

„Da hast du wohl recht. Ich hatte mal den Eindruck, dass du mich wirklich liebst. Dass Nano und ich dir wichtiger sind als irgendwelche versunkenen Schätze. Aber da scheine ich mich wohl auch getäuscht zu haben.“

Sie stürmt aus dem Haus.

„Aber Linchen, natürlich seid ihr beide mir wichtiger ...“, ruft Primo ihr nach, doch Golina knallt die Tür hinter sich zu, so dass sie den Rest nicht mehr hört.

Paul, der Wolf, der mit ihr aus dem Haus geschlüpft ist, läuft neben ihr her. Als er Asimov die Dorfstraße entlangkommen sieht, fängt er wie wild an zu bellen, rennt auf den Golem zu und springt an ihm hoch. Seine Erzfeindin, die Katze Mina, die wie immer auf Asimovs Kopf sitzt, faucht ihn an.

„Geht das schon wieder los!“, beschwert sich der Golem mit seiner blechernen Stimme. „Kannst du deinem Köter nicht mal sagen, dass er aufhören soll, immer an mir hochzuspringen und mich vollzusabbern? Das gibt Rostflecken!“

„Sag das Primo!“, erwidert Golina. „Er war es schließlich, der den Wolf ins Dorf gebracht hat, also ist er auch für die Erziehung verantwortlich. Aber er denkt ja den ganzen Tag nur an irgendwelche Kreuze auf alten Landkarten, statt sich um unsere Probleme zu kümmern.“

„Ich erkenne in deiner Stimme deutliche Signale von Erregung“, stellt Asimov fest. „Ich empfehle dir, tief ein- und auszuatmen und die negativen Gefühle loszulassen. Und sag dem blöden Köter endlich, dass er aufhören soll, so laut zu kläffen, sonst verpasse ich ihm einen Hieb, dass er in den Fluss fliegt!“

Asimovs rote Augen blitzen vor Zorn. Selbst Paul scheint das zu spüren, denn er hört tatsächlich auf, zu Bellen und an dem Golem hochzuspringen. Stattdessen klemmt er den Schwanz ein und läuft jaulend davon. Die Katze faucht triumphierend.

„Na bitte, geht doch!“, schnarrt Asimov.

„Wenn es nur immer so einfach wäre“, seufzt Golina.

„Hast du Kummer?“, fragt Asimov.

Sie nickt. „Ja. Ich habe das Gefühl, dass es zwischen Primo und mir in letzter Zeit nicht mehr so gut läuft. Er scheint sich einfach nicht für mich zu interessieren.“

„Möchtest du darüber reden?“, fragt Asimov.

„Ja, gerne“, erwidert sie.

„Da bin ich der Falsche“, sagt der Golem. „Mir ist alles rätselhaft, was ihr Knollnasen tut.“

Golina seufzt erneut. Ihre beste Freundin Margi ist die Einzige im Dorf, die sie verstehen würde. Doch die ist mit Kolle und ihrer Tochter Maffi am Meer. Hach, wie sie Margi beneidet! Kolle ist zwar manchmal etwas aufbrausend, wenn er sich ärgert, aber im Großen und Ganzen ist er ein liebevoller Ehemann und Vater und vor allem viel vernünftiger als Primo.

Mit hängendem Kopf schlurft sie weiter die Dorfstraße entlang, unschlüssig, ob sie zu Primo zurückkehren und noch einmal mit ihm reden soll. Da kommt der Priester Magolus aus seiner Kirche und streckt die Arme aus.

„Uaah, habe ich gut geschl... äh, ich meine, gebetet“, sagt er. „Hallo Golina! Schöner Tag heute, oder?“

„Na ja, geht so“, erwidert sie.

„Du wirkst bedrückt“, stellt Magolus fest. „Hast du Sorgen?“

Golina sieht ihn skeptisch an. Magolus ist ziemlich von sich selbst eingenommen und nicht unbedingt jemand, den sie normalerweise um Rat fragen würde. Aber immerhin behauptet er ja, Notch, dem Schöpfer, näher zu sein als alle anderen. Vielleicht kann er ihr doch helfen.

„Kannst du mir sagen, was ich tun muss, damit Primo sich mehr für mich und seinen Sohn interessiert?“, fragt sie.

„Wenn etwas in deinem Leben falsch läuft oder dir etwas Schlechtes passiert, dann liegt das daran, dass du dich nicht an die Gebote Notchs gehalten hast“, belehrt sie Magolus. „Lies das Heilige Buch, befolge die Gebote darin und vor allem tu alles, was ich, der Oberste Hohepriester von Allen, dir sage. Dann wird Notch dafür sorgen, dass alles gut wird.“

Enttäuscht blickt Golina den Priester an. Jetzt gibt Magolus auch noch ihr die Schuld daran, dass Primo sich nicht mehr für sie interessiert, weil sie angeblich gegen Notchs Willen gehandelt hat. Aber sie wüsste nicht, gegen welches Gebot sie verstoßen haben könnte. Wenn der Schöpfer es zulässt, dass ihr Schlechtes passiert, dann ist er offenbar ziemlich ungerecht. Allerdings hat Golina schon länger den Verdacht, dass es Notch in Wirklichkeit gar nicht gibt. Die Idee, dass irgendjemand die riesige Welt mit all ihren Blöcken, Lebewesen und Dorfbewohnern geschaffen haben könnte, kommt ihr ziemlich absurd vor.

Nein, Magolus ist kein guter Ratgeber, zumal er ein Mann ist. Männer scheinen alle ziemlich unsensibel zu sein und kein Verständnis für die Bedürfnisse der Frauen zu haben, von Kolle vielleicht einmal abgesehen. Da fällt ihr jemand ein, mit dem sie sprechen könnte: Eine Frau, die in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil von Magolus ist, auch wenn ihre Ideen oft genug unerwartete Nebenwirkungen haben.

Sie durchquert den Fluss und macht sich auf den Weg durch den Wald zur Hütte der Hexe Ruuna.

2. Der Liebestrank

Als Golina sich der Lichtung nähert, auf der die Hütte steht, kommen ihr Ruuna und ihr Freund Willert entgegengerannt. Robinson, der Papagei, flattert hinter ihnen her.

„Weg hier! Schnell!“, ruft die Hexe. „Rette sich wer kann!“

„Oh je, ich hab’s ja gleich gesagt!“, krächzt der Papagei. „Schon wieder zu viel Knallpulver!“

Erschrocken folgt Golina den beiden zurück zum Flussufer. Ruuna bleibt dort stehen und hält sich die Ohren zu. Nach einem kurzen Moment nimmt sie die Hände wieder herunter.

„Och, schade“, sagt sie.

Willert rollt nur mit den Augen.

„Was ist denn los?“, fragt Golina. „Wieso seid ihr weggerannt?“

„Eine reine Vorsichtsmaßnahme“, erklärt Ruuna. „Ich bin gerade dabei, einen Kuchen zu backen.“

„Und der könnte explodieren?“, erkundigt sich Golina. „Hast du denn Knallpulver in den Teig getan?“

„Nein. Das ist ein ganz normaler Kuchen, auch wenn die Pilze, die ich reingetan habe, schon ein bisschen komisch gerochen haben.“

„Wieso hast du dann Angst, dass er explodieren könnte?“

„Angst? Ich hab keine Angst. Aber Willert sagt, er habe die Nase voll davon, dass ständig alles in die Luft fliegt, und ich solle in Zukunft gefälligst etwas vorsichtiger sein. Also bin ich sicherheitshalber weggerannt, nachdem ich den Kuchen in den Ofen geschoben habe.“

Golina wirft einen Blick zu Willert, der nur mit den Schultern zuckt.

„Man kann nie wissen“, kommentiert Robinson.

„Wieso bist du eigentlich im Wald gewesen?“, fragt Ruuna. „Wolltest du uns besuchen?“

„Ich wollte eigentlich mit dir über etwas reden.“

„Das trifft sich gut. Ich habe gerade einen Kuchen im Ofen. Komm, du kannst gleich ein Stück probieren.“

„Äh, danke, aber ich habe keinen Hunger“, erwidert Golina.

Doch sie folgt den beiden durch den Wald zu ihrer Hütte. Budda, der Kugelwolf, sitzt wie immer am Rand der Lichtung und beobachtet sie mit seinen klugen Augen. Er lässt sich offenbar durch nichts aus der Ruhe bringen.

Vorsichtig öffnet Willert die Tür der Hütte. Nachdem kein Rauch und keine giftigen Dämpfe herausquellen, treten die drei ein. Ruuna holt den Kuchen aus dem Ofen und ein appetitlicher Duft erfüllt den Raum. Entgegen ihren Vorsätzen probiert Golina doch ein Stück davon. Der Kuchen schmeckt wirklich großartig. Sie fragt sich, wie Ruuna es schafft, immer so lecker zu kochen, obwohl sie sich offensichtlich an kein Rezept hält und oft sehr ungewöhnliche Zutaten verwendet.

„Ich hoffe, er ist nicht zu fade geworden“, sagt Ruuna, als Golina gerade den letzten Bissen in den Mund stopft. „Ich hatte nicht mehr genug Spinnenaugen.“

Golina braucht ihre ganze Willenskraft, um das Kuchenstück nicht wieder auszuspucken.

„Äh, nein, er schmeckt sehr gut, wirklich“, sagt sie, nachdem sie es heruntergewürgt hat.

„Worüber wolltest du eigentlich mit mir sprechen?“, fragt die Hexe.

Golina wirft einen Blick zu Willert. „Das ist eigentlich eher ein Frauenthema“, sagt sie. „Ich will euch beide damit nicht langweilen.“

„Ich geh’ mal ein paar Pilze pflücken“, verkündet Willert, der verstanden hat, dass Golina lieber allein mit Ruuna reden möchte.

Als er die Hütte verlassen hat, erzählt Golina der Hexe von ihrem Problem mit Primo.

Ruuna nickt wissend. „Das kenne ich.“

„Ist Willert manchmal auch so zu dir?“, fragt Golina.

Ruuna schüttelt den Kopf. „Willert? Nein, der ist immer total lieb und aufmerksam.“

Ein kleiner Stich des Neids geht durch Golinas Herz. Alle Männer scheinen sich um ihre Frauen zu bemühen, nur Primo nicht!

„Aber ich kannte mal einen Nachtwandler, der war genauso“, fährt die Hexe fort. „Das war damals, als ich noch im Sumpf gelebt habe.“

„Du warst mit einem Nachtwandler befreundet?“, fragt Golina ungläubig.

„Na klar, warum denn nicht? Das sind doch auch bloß Monster.“

„Na ja, von einem Nachtwandler würde ich nicht erwarten, dass er nett zu mir ist“, entgegnet Golina. „Aber von meinem Mann kann ich ja wohl etwas Aufmerksamkeit verlangen, oder nicht?“

„Das kommt ganz darauf an“, erwidert Ruuna.

„Worauf denn?“

„Ob du ihn richtig behandelst.“

„Willst du mir damit etwa sagen, dass ich selbst an allem schuld bin?“

„Schuld? Nein. Ich meinte, ob du ihn mit den richtigen Zutaten behandelst.“

„Zutaten? Was für Zutaten?“

„Du kochst doch für ihn, oder?“

„Ja. Meinst du, er ist so, weil ihm mein Essen nicht schmeckt?“

„Das nicht. Aber tust du ihm denn auch regelmäßig etwas Liebestrank ins Essen?“

„Liebestrank? Was ist das denn?“

„Ein Trank, der bewirkt, dass man sich in das Erstbeste verliebt, das man sieht. Ist doch logisch.“

„Und den soll ich Primo ins Essen tun?“

„Na klar! Das hab’ ich bei dem Nachtwandler auch gemacht. Der war danach so verliebt in mich, dass er mich am liebsten auffressen wollte.“

„Und ... tust du Willert etwa auch ...“

Die Hexe legt rasch einen Finger an den Mund, dann deutet sie auf Robinson, der auf der Lehne eines Stuhls hockt.

„Aber nein, das würde ich doch niemals tun!“, sagt sie und zwinkert Golina zu.

„Und hast du zufällig noch etwas Liebestrank für mich?“, fragt Golina.

Die Hexe schüttelt den Kopf. „Zufällig? Nein. Ich habe heute Morgen welchen gekocht, aber das war geplant.“

Die Hexe klettert die Leiter herab in den Keller der Hütte, in dem sie ihre Tränke braut. Kurz darauf kommt sie mit einem Glaskolben voller rosafarbener Flüssigkeit zurück. Ein appetitlicher Duft geht davon aus.

„Hier, ein paar Tropfen davon ins Essen genügen, dann hat dein Primo wieder nur noch Augen für dich.“

„Vielen Dank, Ruuna!“

Golina verabschiedet sich und macht sich mit dem Trank auf den Heimweg.