Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest - Thomas Kehl - E-Book + Hörbuch

Das einzige Buch, das Du über Finanzen lesen solltest Hörbuch

Thomas Kehl

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Beschreibung

Lieber jetzt als nie! Ab sofort gibt es keine Ausreden mehr, den Vermögensaufbau aufzuschieben. Denn nie war es so einfach wie heute, sein Geld gewinnbringend anzulegen. Das Buch von den Machern des erfolgreichen YouTube-Kanals "Finanzfluss" holt dich ab und gibt dir Impulse, Verantwortung für deine eigene finanzielle Situation zu übernehmen und Begeisterung für die persönliche Vermögensbildung zu entfachen. Der ehemalige Investmentbanker Thomas Kehl und die Journalistin Mona Linke erklären, wie du mithilfe von Aktien und ETFs passiv ein Vermögen aufbauen kannst und wie das genau funktioniert. Ein Empowerment-Programm und Schnellkurs in Sachen Vermögensaufbau für alle – verständlich, motivierend und vor allem wirksam!  "Thomas Kehl und Finanzfluss sind ein Glücksfall für all jene unter uns, die ihre "Finanzgesundheit" in die eigenen Hände nehmen wollen. Fünf Sterne von mir für dieses Buch! "- Dr. Gerd Kommer, Vermögensverwalter und Bestseller-Autor  "Dieses Buch nimmt dir die Angst vorm Investieren. Auch ich habe durch Finanzfluss gelernt, wie ich mein Geld langfristig und sicher anlegen kann."- Diana zur Löwen, Influencerin und Unternehmerin

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Zeit:7 Std. 2 min

Sprecher:Sebastian Waldemer

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Das Buch

Was bedeutet es, gut mit Geld umzugehen? Wie lässt es sich vermehren, wenn es einmal gespart wurde? Sind Immobilien eine gute Geldanlage und Aktien wirklich so riskant, wie alle sagen? Dieses Buch liefert Antworten auf die brennendsten finanziellen Fragen. Leicht verständlich und unterhaltsam führen die Macher des YouTube-Erfolgs »Finanzfluss« durch die Welt des Geldes und geben hilfreiche Schritt-für-Schritt-Anleitungen für den entspannten Weg zum Vermögen.

Ihr Motto: Auch du bist in der Lage, mehr aus deinem Geld herauszuholen. Du musst nur damit anfangen.

Die Autoren

Thomas Kehl ist gelernter Bankkaufmann, studierte Finanzen und BWL in Frankfurt, Paris und London und arbeitete mehrere Jahre als Investmentbanker. 2016 gründete er »Finanzfluss«, um die finanzielle Bildung zu fördern.

THOMAS KEHL & MONA LINKE

DAS EINZIGE

BUCH

DAS DU ÜBER

FINANZEN

LESEN SOLLTEST

DER ENTSPANNTE WEG ZUM VERMÖGEN

Ullstein

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ISBN978-3-8437-2556-9

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2022Abbildungen und Grafiken: © Anna Roschker, Finflow GmbHLektorat: Thorsten SchulteE-Book: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

Alle Rechte vorbehalten

Für die Finanzfluss-Community.Ihr habt durch eure Fragen, den unermüdlichen Austausch und eure ungebremste Unterstützung all unserer Projekte dieses Buch erst ermöglicht.

Inhalt

Über das Buch und die Autoren

Titelseite

Impressum

Motto

Vorwort

Das erwartet dich in neun Kapiteln

1 Sieben finanzielle Denkfehler

Die Rente wird schon irgendwie reichen

Geld hat die Welt zu einem schlechteren Ort gemacht

Gut mit Geld umgehen kann nur, wer es früh gelernt hat

Die Politik wird schon für mich sorgen

Die niedrigen Zinsen sind schuld, dass mein Geld sich nicht vermehrt

Ohne Finanzberater geht es nicht

Was alle machen, wird schon richtig sein

2 Stell die Weichen für deine finanzielle Zukunft

Wie du Ziele setzt – und sie erreichst

Deine Finanzen unter der Lupe: Wo stehst du?

Die Kunst des Sparens

Mit Schulden richtig umgehen

Diese Versicherungen brauchst du wirklich

3 Die Klassiker der Geldanlage

Girokonto, Sparbuch, Tagesgeld: die Non-Profit-Anlagen

Lebensversicherung, Bausparvertrag und Co.: Sparen auf Sparflamme

4 Immobilien – der steinige Weg zum Wohlstand

Mieten oder kaufen? Die große Frage

Eine Immobilie vermieten und nebenbei Geld verdienen?

Anteilsschein statt Eigenheim: andere Wege, in Immobilien zu investieren

5 Aktien – wie du die Börse für dich nutzen kannst

Was ist eine Aktie?

Was es bedeutet, Aktionär zu sein

Wie kann ich mit Aktien Geld verdienen?

Die Börse: ein Ebay Kleinanzeigen für Wertpapiere

Wie entsteht der Preis einer Aktie?

Gute und schlechte Risiken von Aktien

Die Wunderwaffe Diversifikation

6 Investmentfonds und ETFs – Wertpapiere kaufen im Paket

Das Prinzip eines Fonds: dein Quantum vom großen Ganzen

Index: das Barometer, an dem sich die Börsenwelt orientiert

Aktive Fonds

Passive Fonds

Die bescheidenen Renditen von aktiven Fonds

ETFs: investieren per Copy and Paste

Deine Strategie: lebe aktiv, investiere passiv

7 In vier Schritten zu deinem ersten Investment

Schritt 1: Finde die richtige Balance zwischen Risiko und Sicherheit

Schritt 2: So baust du dir dein Weltportfolio

Schritt 3: Finde die passenden ETFs für dein Weltportfolio

Schritt 4: Eröffne dein Depot für dein Weltportfolio

8 Was du schon immer wissen wolltest

Wann ist der richtige Zeitpunkt loszulegen?

Alles auf einmal oder scheibchenweise investieren?

Investieren und Steuern: Angst vor dem Finanzamt?

Was tun beim Crash?

Staatsanleihen für den Sicherheitsbaustein?

Grün investieren: Wie geht Geldanlage mit gutem Gewissen?

9 Geld ist nicht die Welt? Was Finanzen mit Glück, Freiheit und Selbstverwirklichung zu tun haben

Geld macht glücklich

Geld bedeutet Freiheit

Du kannst die Welt ein bisschen besser machen

Du lebst (vermutlich) länger

Du kannst in dich selbst investieren

Das war’s auch schon

Glossar

Weiterführende Informationen

Feedback an den Verlag

Empfehlungen

Vorwort

Während des Studiums starteten mein ehemaliger Schulfreund Arno und ich ein unscheinbares Projekt: Finanzvideos für Laien auf YouTube hochladen. Wir nannten den Kanal Finanzfluss, die deutsche Übersetzung für Cashflow. Uns war nämlich aufgefallen, dass es kaum leicht verständliche Inhalte zum Umgang mit Geld und zur Börse gab, vor allem nicht auf YouTube. Schon damals war ich überzeugt davon, dass sich jeder Mensch um seine eigenen Finanzen kümmern sollte. Das Thema ist einfach zu wichtig, um es anderen zu überlassen. Wir fingen also an, Erklär-Videos zu allen wichtigen Finanzthemen zu produzieren, von denen Einsteiger genauso profitieren können wie Leute, die sich schon mit der Börse beschäftigt haben. Und wir luden diese Videos Woche für Woche hoch.

Meine Faszination für Finanzen wurde vermutlich schon früh geweckt: Mein Lieblingscharakter in der Comic-Serie »Lustiges Taschenbuch« war schon immer der abenteuerfreudige, aber knausrige Dagobert Duck gewesen. Früh fing ich an, meinen eigenen »Geldspeicher« anzulegen und erste Erfahrungen an der Börse zu sammeln. Damals noch unter dem Welpenschutz meiner Eltern. Später machte ich eine Ausbildung zum Bankkaufmann und studierte parallel Betriebswirtschaft, zuerst in Frankfurt, dann an einer Pariser Business School. Nach dem Studium begann ich als Analyst in einer französischen Investmentbank. Das war eine spannende und lehrreiche Zeit – doch meine Karriere als Banker hielt nicht lange an. Denn das kleine Projekt Finanzfluss war inzwischen so groß geworden, dass wir es nicht mehr nebenbei betreiben konnten. Ich kündigte meinen Job, um mich in Berlin ganz dem Aufbau unserer finanziellen Bildungsplattform zu widmen.

Wir hätten uns damals nie vorstellen können, dass wir damit sechs Jahre später einmal Millionen Menschen erreichen würden. Heute erklären und zeigen wir alle möglichen Aspekte zum Thema Finanzen nicht mehr nur über zwei YouTube-Kanäle, sondern auch auf unserer Webseite, per Podcast, in Ratgeber- und Blogartikeln, in unserem wöchentlichen Newsletter, Livestreams und auf diversen Social-Media-Kanälen. Unterstützt werden wir dabei von einem bunten Team aus Redakteuren, Designern und Programmierern. Zu diesem Team zählt auch Mona Linke, gelernte Journalistin, die bei uns Ratgeber und Berichte aus der Finanzwelt für Blog und Newsletter verfasst. Mit ihr habe ich dieses Buch gemeinsam geschrieben. Über die Jahre haben wir es mit unserem Team geschafft, eine unglaublich große Community von ganz unterschiedlichen Menschen aufzubauen, die Spaß daran haben, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen, und die sich auch untereinander austauschen und unterstützen. Mit diesem Buch hältst du also die Welt von Finanzfluss in komprimierter Form in deinen Händen. Ich möchte dir unsere Erfahrungen bündeln und Antworten geben auf einige der vielen Tausend Fragen und Problemstellungen, die uns über die Jahre erreicht haben. Das Schöne ist: Du musst kein BWL-Studium und keine Karriere als Investmentbanker hinter dir haben, um intelligente finanzielle Entscheidungen zu treffen. Jeder kann das: Menschen, die noch nie mit dem Thema in Berührung gekommen sind, genauso wie viele meiner ehemaligen Kollegen und Studienfreunde, die in der Finanzbranche arbeiten. Die schauen sich auch heute noch unsere Videos an, um zu erfahren, wie sie es mit ihrem eigenen privaten Vermögensaufbau am besten anstellen.

Ziel dieses Buches ist es, dir das Wissen und die praktische Anleitung zu geben, damit du das Beste aus deinem Geld herausholen kannst. Du wirst in der Lage sein, dich selbst um deine Finanzen zu kümmern. Auf dieser Grundlage kannst du anschließend selbst entscheiden, wie tief du dich in die Materie eingraben möchtest und wie viel Zeit du mit deinen Geldangelegenheiten verbringst. Denn entscheidend für deinen finanziellen Erfolg ist nicht, wie viel Mühe du dir machst. Ich selbst verbringe vermutlich nicht mehr als ein bis zwei Stunden im Monat mit meinen eigenen Finanzen. Entscheidend ist, dass du die richtige Strategie fährst – und auf ein paar fundamentale Fragen die richtigen Antworten hast, die du in diesem Buch finden wirst. Also lass uns das Thema jetzt zusammen anpacken und schauen, worauf es wirklich ankommt!

Das erwartet dich in neun Kapiteln

Dieses Buch ist in neun Kapitel gegliedert. Zunächst geht es um einige Glaubenssätze, die dich davon abhalten, mit einem gesunden Selbstvertrauen das Thema Geld und Vermögen selbst anzugehen. Im zweiten Kapitel nehmen wir deine finanzielle Situation unter die Lupe. Wir schauen uns an, wo du aktuell stehst und wo du gerne hinmöchtest. Du lernst, klare und realistische Ziele zu formulieren – und was du konkret tun musst, um sie zu erreichen. Ich verrate dir, mit welchen Hilfsmitteln du völlig automatisch sparen und investieren kannst, ohne dass du auf etwas verzichten musst. Du erfährst auch, welche Versicherungen du wirklich brauchst und warum du alle anderen vernachlässigen kannst. Im dritten Kapitel wagen wir uns in kleinen Schritten in die Welt des Geldanlegens und schauen uns die beliebtesten Klassiker der Geldanlage an, vom Tagesgeldkonto über die Lebensversicherung bis hin zum Bausparvertrag. In Kapitel vier sehen wir uns das Thema Immobilien durch die Brille des Eigenheimbesitzers und des Anlegers an und klären eine der wichtigsten finanziellen Entscheidungen. Im fünften Kapitel steigen wir dann in die für viele Leser vielleicht neue, aber auch sehr spannende Welt der Aktien ein. Wir werden feststellen, dass die Börse kurzfristig betrachtet tatsächlich das Casino ist, für das sie so oft gehalten wird. Aber wir zeigen dir in Kapitel sechs auch, wie du durch das Beachten einiger Regeln die Anlageklasse Aktien lukrativ für dich nutzen kannst, indem du dein Geld langfristig in ETFs anlegst. In Kapitel sieben machen wir dich in vier einfachen Schritten zum Investor, bauen dein Portfolio, suchen passende ETFs und verraten dir, worauf du bei der Depotsuche achten musst. In Kapitel acht klären wir einige brennende Fragen, die unserer Erfahrung nach viele Menschen zögern lassen, endlich loszulegen. Wir sprechen über Steuern, Crashs, den richtigen Einstiegszeitpunkt und über grüne Geldanlage. Im letzten Kapitel möchte ich dich dann noch einmal motivieren und dir zeigen, wie eine geordnete finanzielle Situation und der Beginn deines Vermögensaufbaus sich auf andere Aspekte deines Lebens auswirken werden: auf Glück, Gesundheit und Freiheit.

Viel Spaß mit diesem Buch!

Thomas Kehl

Berlin/Paris, Oktober 2021

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Sieben finanzielle Denkfehler

Warum schieben eigentlich so viele Menschen das Thema Finanzen vor sich her? Es dürfte zum einen mit dem verstaubten Image zu tun haben, das Stichworten wie Hausratversicherung, Rentenlücke und Investmentfonds anhaftet. Zum anderen existiert noch immer eine Reihe von Mythen und Vorurteilen zu dem Thema. In diesem ersten Kapitel räumen wir mit den sieben größten finanziellen Irrtümern auf, von denen dir der ein oder andere vermutlich bekannt vorkommen wird. Und vielleicht hat er auch dich bislang davon abgehalten, das Ganze endlich mal anzugehen.

Die Rente wird schon irgendwie reichen

Beginnen wir direkt auf dem Boden der Tatsachen: Viele Menschen, die heute gut mit ihren Einkünften auskommen, werden mit der Rente finanzielle Probleme bekommen. Und selbst wer heute zu den Gutverdienern gehört und sich ein Leben mit vielen Annehmlichkeiten leisten kann, wird seinen Lebensstandard mit Eintritt in den Ruhestand aufgeben müssen – zumindest, wenn er sich einzig und allein auf das staatliche Rentensystem verlässt.

Das gilt erst recht für die Mittelschicht, zu der nach Definition des Instituts der deutschen Wirtschaft gehört, wer zwischen 1.410 Euro und 2.640 Euro netto pro Monat verdient,1 also im Schnitt etwa 25.000 Euro netto im Jahr. Dazu ein kleines Rechenbeispiel: Alexander Müller ist 45 Jahre alt und hat seit 25 Jahren einen festen Job, wofür er aktuell 35.000 Euro brutto im Jahr bekommt. Im Jahr 2043 wird er in den Ruhestand gehen und bis dahin in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen. Gehen wir einmal davon aus, dass sich sein Gehalt jedes Jahr um 2 Prozent steigern wird, auch wenn das in der Realität natürlich nicht bei jedem Arbeitnehmer so laufen wird. Mit 67 Jahren bleiben Alexander nach Abzug von Steuern und inflationsbereinigt gerade einmal etwas mehr als 1.200 Euro zum Leben übrig.2 Eine Summe, die in vielen Großstädten gerade mal für die Miete reicht. Die Rentenlücke, also die Differenz zwischen dem letzten Monatslohn (in seinem Fall etwa 2.800 Euro netto) und der zu erwartenden Rente, beträgt also 1.600 Euro nach Abzug von Steuern.

Ein höheres Einkommen bedeutet prinzipiell auch eine höhere Rente. Dadurch sinkt zwar die Wahrscheinlichkeit, mit 67 Jahren in die Altersarmut zu rutschen. Trotzdem schützt ein höherer Verdienst nicht davor, dass der Lebensstandard mitunter dramatisch sinkt.

Machen wir dazu noch eine Rechnung auf: Tanja Schmidt ist 40 Jahre alt, hat nach der Schule sechs Jahre studiert und arbeitet seither. Aktuell kommt sie auf ein Brutto-Jahresgehalt von 50.000 Euro. Nehmen wir an, dass sich ihr Einkommen im Laufe ihres Arbeitslebens ebenfalls pro Jahr um 2 Prozent erhöhen wird. Bevor sie in Rente geht, wird sich ihr monatliches Einkommen also auf 7.200 Euro gesteigert haben. Als Rente bekommt sie aber nur knapp 3.300 Euro brutto, nach Abzug von Steuern entspricht das inflationsbereinigt 2.030 Euro. Das ist nicht einmal halb so viel, wie sie zuvor verdient hat.

Selbst wenn im Alter viele Kosten wegfallen, etwa weil der Nachwuchs aus dem Haus ist, weil Leasingraten oder Kredite abbezahlt sind, dann bedeutet eine Rentenlücke von beinahe 50 Prozent unter Umständen dennoch, seinen Lebensstil extrem einschränken zu müssen. Viele ältere Menschen wohnen nach wie vor in dem Einfamilienhaus mit den fünf Zimmern, das sie theoretisch nicht mehr bräuchten, an dem sie aber nun mal hängen. Oder sie träumen von einem »aktiven Ruhestand«: Die Zeit der Rente wollen sie dazu nutzen, um Dinge nachzuholen: noch einmal um die Welt zu reisen, sich ein Leben im Ausland aufzubauen oder gar eine Ferienimmobilie anzuschaffen. Ohne privat vorgesorgt und sich selbst Rücklagen für später gebildet zu haben, wird all das aber unmöglich bleiben.

Was sagt das Rentenniveau aus?

Inwieweit die spätere Rente einmal den Lebensstandard sichern wird, darüber soll das Rentenniveau Auskunft geben. Dabei wird die durchschnittliche Rente nach 45 Jahren Erwerbstätigkeit mit dem durchschnittlichen Einkommen ins Verhältnis gesetzt. Je höher das Rentenniveau ist, desto näher liegt die Standardrente am aktuellen Durchschnittslohn. Je niedriger das Niveau, desto größer der Bedarf, selbst vorzusorgen. Ende der 1970er-Jahre lag das Rentenniveau noch bei knapp 60 Prozent. Im Jahre 2020 war das Rentenniveau bereits auf 48 Prozent abgesunken, bis 2030 soll es sogar unter die 45-Prozent-Marke fallen.

Wer mehr einzahlt, bekommt mehr Rente

Wie berechnet sich die Rente? Im deutschen Rentensystem gilt das Äquivalenzprinzip: Wer vorher mehr eingezahlt hat, bekommt später mehr heraus. Klingt zunächst einmal ganz fair. Das Problem ist: Vielen wird es mit ihrem Einkommen nicht gelingen, eine angemessene Rente zu erzielen und sich damit vor der Altersarmut zu schützen. Betroffen sind vor allem Beschäftigte im Niedriglohnsektor, Langzeitarbeitslose, Soloselbstständige oder Arbeitnehmer, die in Teilzeit arbeiten, sei es auch nur für eine gewisse Zeit. Im Geschlechtervergleich sind es insbesondere die Frauen, die von Altersarmut bedroht sind. Denn Frauen arbeiten nach wie vor häufiger in sozialen und damit schlechter bezahlten Berufen als Männer. Und mehrheitlich sind es auch immer noch Frauen, die aufgrund von Familienplanung und Elternzeit das Arbeitsleben für eine Zeit auf Eis legen oder in die Teilzeitbeschäftigung wechseln, um sich um Haushalt und Kinder zu kümmern. Fakt ist auch, dass in vielen Fällen Frauen trotz gleicher Qualifikation und Position schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen. So betrug die durchschnittliche Rente von Frauen im Jahr 2019 gerade einmal 764,27 Euro, Männer kamen auf eine Rente von im Schnitt 1.186,74 Euro.3

Auf eine niedrige Rente musst du dich insbesondere dann einstellen, wenn du erst in ein paar Jahrzehnten in den Ruhestand gehen wirst. Warum ist das so? Weil beim deutschen Rentensystem auch das Umlageverfahren gilt. Das bedeutet: Wer heute beschäftigt ist und in die Rentenkasse einzahlt, finanziert damit den Ruhestand der aktuellen Rentner. Deine eingezahlten Beiträge werden also nicht für dich auf die Seite gelegt, sondern quasi gleich weitergereicht. Dieses System würde gut funktionieren – wäre da nicht der demografische Wandel. Denn weil die Menschen immer älter werden, müssen auch immer mehr Ruheständler finanziert werden, für immer längere Zeit. Die Zahl der Erwerbstätigen dagegen schrumpft seit Jahrzehnten. Das Verhältnis zwischen künftigen Beitragszahlern und Rentnern ist damit sehr ungünstig. Aktuell wird ein Rentner von 1,8 Erwerbstätigen finanziert. Anfang der 1960er-Jahre sicherten noch sechs Erwerbstätige das Auskommen eines Rentenbeziehers. Bis 2050 sollen Prognosen zufolge auf einen zu finanzierenden Ruheständler nur noch 1,3 Erwerbstätige kommen.4

Private Vorsorge lautet also das Gebot der Stunde. Sich heute darauf zu verlassen, dass die Rente einmal so üppig ausfallen wird wie die der Elterngeneration, kann später für eine böse Überraschung sorgen. Das Rentenniveau sinkt seit Jahren, und mit dem bisherigen System, das auf dem Umlageverfahren basiert und zudem zu knapp einem Viertel über Steuergelder finanziert wird, ist ein baldiger Anstieg nicht zu erwarten. Mach dich deswegen lieber unabhängig von den staatlichen Beiträgen, einem sinkenden Rentenniveau oder eventuellen gesetzlichen Anpassungen wie beispielsweise einer Erhöhung des Rentenalters. Es führt kein Weg daran vorbei, die Rente in die eigenen Hände zu nehmen und ein Vermögen aufzubauen. Das geht auch mit kleineren Beiträgen, wie du später sehen wirst.

Geld hat die Welt zu einem schlechteren Ort gemacht

»Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr, als ein Reicher in den Himmel«, soll angeblich schon Jesus gesagt haben. Selbst wenn es sich hierbei nur um eine Legende handeln dürfte, zeigt doch der Blick in die Geschichte immer wieder: Seit Anbeginn unserer Zeitrechnung sind Reichtum und Besitz schlecht beleumundet. Und das Stigma vom »schmutzigen« Geld, vom Wohlstand als etwas Verwerflichem und Unmoralischem, hat sich bis heute in weiten Teilen der Gesellschaft gehalten.

Es stimmt: Die Gier nach Geld lässt Menschen auch Dinge tun, die moralisch fragwürdig sind. Seit Jahrtausenden vernichten sich Menschen gegenseitig, um ihren Reichtum oder den ihres Landes zu vermehren. Die Meere sind verschmutzt und überfischt, während rund um die Uhr Regenwälder abgeholzt oder Löcher in den Boden gebohrt werden, um Öl und Gas aus der Erde herauszupressen. Und doch wäre es falsch zu behaupten, dass Geld der Ursprung allen Übels ist und sich die Welt mit seiner Einführung verschlechtert hat. Das Gegenteil ist der Fall – denn Geld ist zunächst einmal neutral. Was damit geschieht, ist nicht von vornherein ausgemacht, sondern liegt in der Hand seines Besitzers.

Geld, sei es in Papier- und Münzform oder virtuell in Form von Ziffern auf dem Konto, ist ein Zahlungs- und Rechenmittel, mit dem Waren und Dienstleistungen erst messbar wurden. Dadurch hat Geld den Tauschhandel revolutioniert. Nur mithilfe von Geld konnten Erzeuger und Händler aus unterschiedlichen Branchen oder Orten miteinander ins Geschäft kommen, ohne sich dafür persönlich begegnen zu müssen. Geld ist die Grundlage der modernen Arbeitsteilung, von Innovation und technischem Fortschritt. Ohne Geld würde die leistungsfähige und produktive Wirtschaft, wie wir sie heute kennen, nicht existieren.

Geld ist außerdem ein Wertspeicher. Es speichert Kaufkraft und ermöglicht uns, dass wir Einnahmen zurücklegen und erst später verwenden können. Somit schaffen wir uns Freiheiten für die Zukunft und waren überhaupt erst in der Lage, in größeren Dimensionen zu denken, Banken, Kredite und Wertpapiere zu erfinden, Wirtschaftstreibende zu Gläubigern und Schuldnern zu machen und letztlich große Investitionen zu realisieren: den Aufbau von Häusern und Städten, von Schulen, Universitäten und Straßen. Mithilfe von Geld gelang es, eine Welt zu erschaffen, die sich im Laufe der Zeit zu einem besseren Ort entwickelt hat.

Geld ist die Grundlage dafür, dass wir Krankheiten und Epidemien überstehen, an denen wir vor ein paar Hundert Jahren zugrunde gegangen wären. Dass wir mit dem Flugzeug in ein paar Stunden um den Erdball fliegen oder innerhalb von Sekunden auf einem viereckigen Mini-Bildschirm alles Wissen der Welt abrufen können. Es ist die Basis dafür, dass wir in Städten zusammenleben, Flüsse überqueren und Universitäten besuchen, dass wir inzwischen an die 90 Jahre alt werden – oder älter.

Weltweit haben sich die Lebensbedingungen innerhalb von ein paar Jahrhunderten um ein Vielfaches verbessert. Gerade einmal 30 Jahre alt wurde ein Mensch im Schnitt um 1800. Inzwischen liegt die Lebenserwartung eines Weltbürgers bei 72 Jahren. Bei 90 Prozent lag der Anteil an Analphabeten Anfang des 19. Jahrhunderts, heute können fast 90 Prozent der Erwachsenen weltweit lesen und schreiben.5 Und das Geld als Grundlage wirtschaftlichen Handelns, von Innovation und Fortschritt hat daran einen großen Anteil.

Fakt ist: Das Geld mit all seinen Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten hat den Grundstein dafür gelegt, dass wir heute, im 21. Jahrhundert, unter weit besseren Bedingungen leben als früher und von einer global vernetzten und in weiten Teilen hochtechnologisierten Welt profitieren.

Gut mit Geld umgehen kann nur, wer es früh gelernt hat

Es ist richtig: Viele Menschen haben nie beigebracht bekommen, wie man mit Geld umgeht. Deshalb haben sie Probleme, sich aktiv selbst um ihre Finanzen, ihren Vermögensaufbau und ihre Altersvorsorge zu kümmern. Und daher ist es immer wieder eine heftig diskutierte Frage: Sollte man Finanzen nicht in der Schule lehren? Ist es nicht der gesellschaftliche Auftrag der Schule, die Arbeitnehmer von morgen auf die Herausforderungen des wirklichen Lebens vorzubereiten? Steuern zu erklären und Börsenwissen zu vermitteln?

Klar, das wäre hervorragend – und die Vorstellung, dass jeder junge Erwachsene mit dem Schulabschluss die Steuererklärung im Schlaf macht und mit 18 Jahren einfach berechnen kann, ob sich der angebotene Riester-Vertrag lohnt oder nicht, würde wohl niemandem missfallen. So spräche auch grundsätzlich nichts dagegen, jungen Erwachsenen ein solides, objektives Grundwissen über die Funktionsweise der Finanzmärkte oder den Unterschied zwischen guten und schlechten Produkten zu vermitteln. Millionen junger Erwachsener würde dieses Wissen entscheidenden Vorteil verschaffen auf dem Weg hin zu Wohlstand und finanzieller Unabhängigkeit.

Doch die Situation ist eine andere, und momentan sieht es nicht danach aus, dass in absehbarer Zeit ein Schulfach namens Finanzbildung in den deutschen Stundenplänen auftauchen wird. Nebenbei bemerkt könnte sich die Einführung eines solchen Schulfachs als eine ziemliche Herausforderung erweisen – und müsste auch nicht zwingend zu einer Besserung führen. Wer sollte das neue Fach denn unterrichten? Im Lehrerkollegium fände sich bestimmt jemand, der der Überzeugung ist, den Schülern die richtigen Ratschläge geben zu können. Im schlimmsten Fall könnte dann aber ein eiserner Verfechter von unrentablen Kapitallebensversicherungen vor der Klasse referieren oder ein Hobby-Trader seine zweifelhaften Analyse-Techniken zum Besten geben. Keine allzu attraktive Vorstellung.

Dass der Umgang mit Finanzen an der Schule nicht gelehrt wird, bedeutet aber noch lange nicht, dass deswegen niemand die Möglichkeit hat, sich finanzielles Wissen anzueignen und ein Vermögen aufzubauen. Es gibt viele Kompetenzen, die für das gesellschaftliche Leben relevant sind und die in keinem speziellen Schulfach thematisiert werden: etwa die Steuererklärung, die Anmietung einer Wohnung, der Umgang mit dem Internet und Social Media, die Jobsuche, das Schreiben einer Bewerbung, das Führen einer erfolgreichen Beziehung oder die Erziehung von Kindern. All diese Dinge bewältigen die meisten dennoch – weil sie sich selbst informiert und Erfahrungen gesammelt haben.

Denke ich an meine eigene Schulzeit zurück, erscheint mir meine (französische) Englischlehrerin vor dem inneren Auge, deren eigene Sprachkompetenz keineswegs ausgereicht hätte, mich auf spätere berufliche Herausforderungen vorzubereiten. Dazu gehörte beispielsweise, einen Bewerbungsprozess auf Englisch zu durchlaufen, für den ich dann eben privat gelernt habe: mit Abendkursen an der Volkshochschule, Tandem-Training mit Muttersprachlern oder stundenlangen Serienmarathons mit Untertiteln. Das war völlig in Ordnung.

Beim Thema Finanzen funktioniert das ebenfalls. Jeder kann den Umgang mit Geld lernen, und das in jedem Alter. Dafür brauchst du weder ein Schulfach, noch musst du dich jahrelang durch Finanz- und Rechnungswesen-Seminare schleppen. Du musst lediglich damit anfangen. Das Wissen ist vorhanden und für jeden zugänglich, du musst es nur abrufen: auf Websites und Blogs, in Podcasts oder Videos, in Fachliteratur oder Finanznetzwerken im Internet. Die einzige Kompetenz, die du dafür benötigst, ist kritisches Denken. Bist du in der Lage, fundierte Fakten von wahrheitsverzerrendem Clickbaiting zu unterscheiden, ist das schon die halbe Miete.

Dass Börse und Co. in der Schule nicht genau wie Deutsch und Mathe behandelt wurden und werden, ist also keine Ausrede. Schade ist es, ja. Aber jetzt ist es Zeit, dass du das Thema selbst angehst, egal wie jung oder alt, erfahren oder unerfahren, vermögend oder nicht vermögend du bist. Du allein bist dafür zuständig, dir das Wissen anzueignen, das du gerne hättest. Denn letztlich sind es deine Finanzen, die du regeln möchtest, und es sind deine Ziele, die du erreichen willst. Und das wirst du!

Die Politik wird schon für mich sorgen

Nicht wenige Menschen neigen dazu, sich in Finanzfragen auf den Staat zu verlassen. Zum Beispiel, indem sie darauf warten, dass das Rentensystem reformiert wird oder die Regierung einen Bürgerfonds einrichtet. Und das ist gar nicht mal überraschend. In der Tat schafft der Staat die grundlegenden Bedingungen, unter denen wir leben und arbeiten – und in vielen Belangen sorgt er bereits dafür, dass es uns sehr gut geht: Seit mehr als 70 Jahren sichert er den Frieden in unserem Land. Er sorgt für Rechtsstaatlichkeit und steht für eine unabhängige Justiz ein. Mit seinen Investitionen in die Infrastruktur hält er komplexe Produktionsketten und damit die Wirtschaft am Laufen – und sorgt dafür, dass wir sicher und schnell auf Straßen und Schienen reisen, rund um die Uhr Elektrizität haben und so belastbare Daten- und Telekommunikationsnetze wie in kaum einem Land. Wir genießen freien Zugang zu erstklassiger Bildung – zu staatlichen Schulen und Universitäten, von denen nicht wenige zu den renommiertesten akademischen Einrichtungen der Welt gehören. Natürlich bezahlen wir für all diese staatlichen Leistungen und Förderungen Steuern – doch das tun andere Gesellschaften ebenfalls, und bekommen von dem Wohlstand ihres Landes häufig wenig zu spüren.

Es ist also gar nicht so weit hergeholt, sich den Staat auch als »Kümmerer« für unsere Finanzen zu wünschen. Und sichern nicht Staaten wie Schweden, Holland oder Norwegen die Zukunft ihrer Bürger durch Staatsfonds ab, über die sie deren Renten- und Sozialbeiträge zum Teil am Kapitalmarkt anlegen? Das stimmt. Und doch reicht es nicht aus, in finanziellen Fragen allein auf den Staat zu vertrauen. Gerade Deutschland ist ein Beispiel dafür: Die von der deutschen Politik erst durch Steuervergünstigungen geförderten Produkte wie Lebensversicherung oder Riester-Sparplan werfen inzwischen keine oder kaum eine Rendite mehr ab. Die Geldanlage ist ein Bereich, um den wir uns selbst kümmern müssen – und sollten. Eigenverantwortliches Denken und Handeln sind der Grundstein dafür, dass unsere Gesellschaft funktioniert.

Erstens ist es nicht Aufgabe des Staates, das bestmögliche aus deinem und meinem Geld herauszuholen. Und zweitens wird man sich mit einer solchen Anspruchshaltung – wie auch in anderen Lebensbereichen – nur selbst Steine in den Weg legen. Du wirst nicht damit anfangen, die eigenen Finanzen selbst in die Hand zu nehmen, wenn du der Meinung bist, dass jemand anderes eigentlich dafür verantwortlich ist. Und selbst wenn andere Regierungen das Geld ihrer Bürger erfolgreich anlegen, so könntest du dir selbst am Ausland ein Beispiel nehmen und mit deinem Ersparten genau das Gleiche anstellen – denn das ist viel leichter als gedacht. Um beim Beispiel Skandinavien zu bleiben: Sowohl der schwedische als auch der norwegische Pensionsfonds, die die Renten der Bevölkerung sichern sollen, machen nichts anderes, als breit gestreut in Aktien zu investieren – und damit etwas, das du und ich auch selbst tun könnten. (Wie das genau funktioniert, erkläre ich dir weiter hinten im Buch ausführlich.)

Du hast die Möglichkeiten dazu, dein Erspartes zu vermehren, und es liegt allein in deiner Hand, ob du es tust.

Die niedrigen Zinsen sind schuld, dass mein Geld sich nicht vermehrt

»Die Zinsen befinden sich auf einem Rekordtief.« So liest und hört man es immer wieder, und das seit Jahren. Ist es da kein Wunder, dass kaum jemand mehr ein Vermögen aufbauen kann? Auf den ersten Blick mag das plausibel klingen. Doch in der Realität waren die Zinsen für das Geld auf dem Sparbuch, in der Lebensversicherung oder in dem Bausparvertrag noch nie ausreichend, um ein Vermögen aufzubauen. Selbst Negativzinsen gab es schon vor 40 Jahren. Noch dazu ist es nicht (und war es nie) Aufgabe einer Zentralbank, dem Sparer hohe Guthabenzinsen zu bescheren. In der Kritik steht sie wegen der niedrigen Zinsen dennoch immer wieder.

Was sind Negativzinsen und wie entstehen sie?

Von negativen Zinsen spricht man, wenn die Verzinsung so niedrig ist, dass sie bereits im Minusbereich liegt. Für einen Gläubiger bedeutet das, dass er also nicht dafür belohnt wird, dass er sein Erspartes verleiht, sondern im Gegenteil dafür bezahlt. Mit seiner Geldanlage macht er entsprechend keine Gewinne, sondern Verluste.

Ein besonders unangenehmes Beispiel haltloser Kritik an der Europäischen Zentralbank (EZB) lieferte eine Illustration der Bild-Zeitung im Jahr 2019: »So saugt Graf Draghila unsere Konten leer«, titelte das Boulevard-Blatt damals, und wer die Zeitung aufschlug, dem grinste ein düster dreinblickender Mario Draghi, damals EZB-Präsident, mit entblößten Vampir-Zähnen entgegen. Es dürfte allen klar sein, dass der Mann keine »Konten leer gesaugt« hat.

Eine andere weit verbreitete These beklagt die angebliche »Enteignung« der Sparer, die ihr Geld in klassischen Anlagen wie dem Sparbuch, der Kapitallebensversicherung oder auf dem Tagesgeldkonto geparkt haben. Auch sie ist nicht ganz richtig – und sie vernebelt den Blick auf die Wirklichkeit. Denn dass jene Produkte schlecht oder gar negativ verzinst sind, ist alles andere als eine neue Entwicklung. Schaut man sich die Zinsentwicklung in den vergangenen 50 Jahren an, waren bescheidene Zinsen sogar eher die Regel als die Ausnahme. Entscheidend sind nämlich nicht die Nominalzinsen, wie sie in den meisten Statistiken zur Zinsentwicklung angegeben werden, sondern die Realzinsen. Um diese Unterscheidung zu verstehen, braucht es einen kurzen Exkurs.

Wenn wir Zinsen oder Renditen vergleichen wollen, müssen wir uns die realen Zinsen anschauen. Diese sind vom nominalen Zins zu unterscheiden: Steht in den Unterlagen deiner Versicherung, dass du bisher 1,4 Prozent Zinsen pro Jahr verdient hast, sind damit die nominalen Zinsen gemeint. Um den realen Zins zu ermitteln, musst du von diesem Nominalzins den durch die Inflation entstandenen Wertverlust abziehen. Die Inflationsrate beschreibt die Entwicklung der Kaufkraft. Beträgt die Inflationsrate beispielsweise 2 Prozent, dann steigen die Preise für Waren und Dienstleistungen pro Jahr um 2 Prozent. Entsprechend nimmt auch deine Kaufkraft, also das, was du dir von deinem Geld letztendlich kaufen kannst, um 2 Prozent ab. Nehmen wir eine Inflation von 2,4 Prozent an, dann liegt die reale Rendite einer Lebensversicherung mit 1,4 Prozent nominaler Verzinsung also bei minus 1 Prozent. Das bedeutet, dass dein Erspartes von Jahr zu Jahr um 1 Prozent an Wert verliert. Du kannst dir weniger davon kaufen. Das ist nichts Neues, denn Inflation hat es immer schon gegeben. Für sichere, also risikoarme Geldanlagen wie das Sparbuch, das Girokonto oder das Tagesgeldkonto sind eine negative reale Verzinsung und damit eine negative tatsächliche Rendite also eher der Normalzustand.

Schauen wir uns die Entwicklung der Realzinsen auf dein deutsches Sparbuch in Abbildung 1 auf der nächsten Seite an. Es wird deutlich: Das Phänomen der (realen) Negativzinsen hat es immer schon gegeben, beispielsweise in den Jahren 1973 oder 1981. Wie kann das sein? Es liegt ganz einfach daran, dass die Preise in diesen Jahren um bis zu 7 Prozent gestiegen sind. Die Guthabenzinsen fürs Sparbuch reichten nicht aus, um die Inflation auszugleichen, das Sparguthaben hat an Wert verloren.

Abbildung 1: Vergangene Entwicklung der Zinsen vor und nach Inflation6

Vorderstes Ziel der EZB ist es, für Preisstabilität zu sorgen: Die Preise für Waren und Dienstleistungen sollen nicht zu stark steigen, aber auch nicht stagnieren oder gar fallen. Hingegen ist es nicht Aufgabe der EZB, den Sparern ordentliche Guthabenzinsen zu ermöglichen. Du bist selbst für deine Geldanlage verantwortlich und kannst dein Geld vermehren – ganz egal, was die EZB tut. Es gibt heute genauso wie früher schon Möglichkeiten, sein Geld intelligent anzulegen.

Durch die jahrelange Debatte und Suche nach einem Schuldigen für die Niedrigzinsen geht etwas anderes völlig unter: Niedrige Zinsen können auch von Vorteil sein. Für Unternehmen und Staaten ergeben sich dadurch attraktive Konditionen, weil sie sich zu kleinem Preis Geld leihen können, um sich oder ihren Haushalt zu finanzieren.