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Inhalt des Buches ist eine kalendarische Auflistung der Ereignisse seit Gründung 1947. Im weiteren werden bestimmte herausragende Kapitel der Entwicklung beleuchtet.
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Seitenzahl: 194
Veröffentlichungsjahr: 2025
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1. 1935 – 1946 - die Zeit vor VEM
2. 1947 – 1989 - VEM und Sozialismus
3. 1990 – 1996 - VEM und Treuhand
4. 1997 – 2017 - VEM und Merkle
5. 2018 – - VEM und Wang
6. Das Werk und seine Entwicklung
6.1. Motorenentwicklung
6.2. Von der SMAD zur VEM Gruppe
6.3. Die Privatisierung im Zeitraum 1990 – 1996
6.4. Werksstrukturen
6.5. Warenzeichenverband VEM
6.6. Betriebskollektivverträge
6.7. Patente und Neuererwesen
6.8. Verbindungen in den Osten
7. Konsumgüterfertigung
8. Absatz und Vertrieb
9. Ausbildung
9.1. Weiterbildung
9.2. Lehrlingsausbildung
9.3. Polytechnische Unterricht
10. soziale Einrichtungen
10.1. Kindergarten – Kinderkrippe
10.2. Arztstation
10.3. Sparkasse und HO
10.4. Werksversorgung (Karl-Marx-Haus)
10.5. Feriendienst – Ferienlager – Urlaub
10.6. kulturelle Aktivitäten
10.7. Wohnungswesen - von AWG zu WWG
10.8. Sport – von BSG Motor zum WSV
11. Werksfeuerwehr
12. Kampfgruppe, ZV und sonstige Organisationen
13. Partei und Gewerkschaft
14. Außenstellen und Tochterunternehmen
15. Strafvollzug und ausländische Arbeitskräfte
16. Ereignisse im Juni 1953
17. Rekonstruktion 1963 - 1966
18. Rekonstruktion und Erweiterung 1976 - 1983
19. Rekonstruktion ab 1984
20. Rekonstruktion 1993 – 1995
21. Anhang
21.1. Ausgewählte Lebensläufe
21.1.1. Personenübersicht Wernigerode
21.1.2. Vorstand und Aufsichtsräte ab 1990
21.1.3. Aufsichtsrat Elektromotorenwerk GmbH 1990
21.2. Kostenstellen
21.3. Baureihen ab 1947
21.4. Typenschlüssel
21.5. Zahlen zu Produktion und Mitarbeitern seit 1947
21.6. Verwendung des Kultur- und Sozialfonds bis 1990
21.7 Abkürzungen
21.8 Literatur- und Quellenverzeichnis
Am Stadtrand von Wernigerode beginnen Harry und Artur Rautenbach, die Söhne von Firmengründer Rudolf Rautenbach mit dem Aufbau einer Leichtmetallgießerei auf dem 1934 übernommenen Gelände einer ehemaligen Reparaturwerkstatt für Kesselwagen. Ihr Anfangskapital beträgt je 175.000 Reichsmark. 180 Arbeiter sind hier beschäftigt. Die neu gegründete Firma erhält den Namen „Leichtmetallwerke Rudolf Rautenbach“. Nach der Vergrößerung heißt es nur noch „Rautalwerke“
Zwischen Rudolf Rautenbach und Ferdinand Porsche bestanden freundschaftliche Beziehungen, die dazu führten, daß die Leichtmetallwerke Rudolf Rautenbach in Wernigerode den Auftrag erhielten, Getriebe- und Kurbelgehäuse für den „Volkswagen" zu gießen. Es war sogar geplant, eine Autobahn zwischen Wernigerode und Fallersleben (heute Wolfsburg) als Bestandteil der Autobahn Halle – Braunschweig (heute A36) zu bauen, was durch den Krieg dann verhindert wurde.
Rudolf Rautenbach
Im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums wird das Werk zur modernsten Leichtmetallgießerei Deutschlands ausgebaut. Es erhält vier weitere Werkhallen. Ab 1938 liefern die Rautal-Werke Aluminium-Gussteile für die Auto- und die Flugzeugindustrie. Die Produktion steigert sich von Jahr zu Jahr. Hauptkunden sind Junkers, Daimler-Benz, MAN, Krupp….
1938 kauft Arthur Rautenbach die vormalige Villa Honig (Friedrichstrasse 58-59), die er bis 1939 ausbauen lässt. Das nebenliegende Grundstück Nr.57 (Gasthaus Friedrichstal) wird geräumt und der Parkanlage angeschlossen. Besonders der Bau dieser Villa stand ständig im Kreuzfeuer der Kritik der Belegschaft der Rautal-Werke und der Bevölkerung von Hasserode. Nach Kriegsende wird es als Offizier-Erholungsheim genutzt und 1949 als FDGB Ferienheim („Georgi Dimitroff“) genutzt. Nach 1990 wird das Haus von der Hochschule Harz als Rektoratsvilla genutzt.
In diesem Jahr wird der „Förderer des Nationalsozialistischen Fliegerkorps",„Leichtmetallwerke Rudolf Rautenbach Wernigerode", mit der Berechtigung ausgezeichnet, den Wimpel des NS-Fliegerkorps zu führen.
930 Mitarbeiter hat jetzt das Werk.
In einer Feierstunde wird das „Wernigeröder Gemeinschaftshaus der Organisation „KdF“ der Rautalwerke eingeweiht. Von 1947 ab dient es als „Karl-Marx-Haus“ der Versorgung und als Veranstaltungshaus für Elmo und Megu. Nach 1990 ging es als Sporthalle in das Eigentum des Wernigeröder Sportvereins (WSV) über.
Die Bedeutung der Produktion der Rautal-Werke für die Rüstung wird durch die Einstufung am 12. September1941 in die Dringlichkeitsstufe 0 für alle Bauvorhaben zur Betriebserweiterung durch das Reichsluftfahrtministerium unterstrichen: Arthur und Harry Rautenbach werden mit 2 weiteren Direktoren
1941 zum Wehrwirtschaftsführer ernannt. Arthur wird Leiter im Hauptausschuss des Reichsministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion. Die Belegschaft besteht neben Deutschen vor allem aus Dienstverpflichteten aus Flandern und Nordfrankreich, der UdSSR und Polen.
Am Veckenstedter Weg entsteht 1941 ein Lager, in dem zunächst 300, später 800 Zwangsarbeiter untergebracht werden. Befanden sich am 1. Oktober 1941 500 Ausländer im Rautal-Werk, so erhöhte sich nach Fertigstellung des Zwangsarbeiterlagers am Ziegenberg ihre Zahl auf 6000.
Arthur Rautenbach
1943 wird auch ein Außenlager des KZ Buchenwald eingerichtet. Die Häftlinge werden nicht nur im Werk eingesetzt, sondern zu Erweiterungsarbeiten im Stollengelände am Galgenberg. In diesen „Luftschutzstollen“ sollen Produktionsanlagen untergebracht werden. Die Fertigstellung wird aber nicht erreicht.
Alliierte Bomberverbände starteten am 22. Februar 1944 einen Angriff auf die Stadt am Harz. Dieser Angriff kostete 200 Menschen das Leben. Die „Rautenbach-Werke“ wurden nicht beschädigt.
Am 28. März 1944 werden die Rautal-Werke vom „Führer“ als „Kriegsmusterbetrieb" ausgezeichnet und am 29. Juni 1944 können die bisher im Besitz der Firma „Buderus" befindlichen Eisenwerke Wetzlar („Eisengießerei Rothehütte" in Königshütte/Harz) für einen Preis von 450 000,- RM erworben werden und zum Zweigwerk umgebaut werden.
Am 10. April stellen die Rautal-Werke ihre Produktion ein. Nach Kriegsende wird mit dem Befehl 124 der sowjetischen Militäradministration Deutschlands (SMAD) das Werk am 30.Oktober 1945 als bedeutenden Zulieferer der Rüstungsindustrie unter Sequestration gestellt. Sämtliche Maschinen und Anlagen werden demontiert. Am 3. März1948 wird das Unternehmen in das Vermögen des Landes überführt.
Ein halbes Jahr nach Kriegsende, am 7. November 1945, wird die „Mitteldeutsche Schorchwerke GmbH“ mit Sitz in Unterwellenborn gegründet. Sie besteht aus den während des Krieges ausgelagerten Fertigungsstätten Saalfeld, Pößneck und Hettstedt. In Hettstedt waren im Oktober 1944 die Elin- und Schorchwerke AG Hettstedt aus Teilen der Werke in Rheydt (Mönchengladbach) und zurückgeführten Werksteilen aus Schlesien gebildet worden.
Die am 8. Februar 1946 stattfindende Sitzung der Wirtschaftskammer der Provinz Sachsen in Magdeburg führt zur Gründung eines Elektromotorenwerkes. In Fortsetzung erfolgt der Befehl der SMAD vom 8. Mai.1946 zur Gründung eines neuen Werkes auf dem Gebiet der ehemaligen "Rautal-Werke" Wernigerode aus den vier Elektromotorenwerken Hettstedt (Schorch), Oschersleben, Pößneck und Saalfeld. Dieses soll provinzeigen und federführend für die sowjetische Besatzungszone werden.
Die Umbenennung der Mitteldeutschen Schorchwerke GmbH in Mitteldeutsche Motorenwerke GmbH erfolgt zum 13.Januar 1947 und letztlich gründet nun am 31. Januar 1947 die Chefdirektion der Industriewerke der Provinz Sachsen-Anhalt auf Anordnung der SMAD, das „Elektromotorenwerk Wernigerode“. Dies markiert den Anfang der Produktion von Elektromotoren in der Harzstadt. Gleichzeitig wird die Mitteldeutsche Motorenwerke GmbH enteignet.
Rautal-Arbeitslager
Die Unternehmensgruppe Rautenbach belieferte in der NS-Zeit die Rüstungsindustrie und beschäftigte Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge aus dem neben dem Werk gelegenen Zweiglager des KZ Buchenwald.
Im Zuge der Aufarbeitung dieser Tätigkeit hat die nach Privatisierung des VEB Metallgußwerke Wernigerode gegründete Rautenbach AG sich 2000 finanziell in die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ eingebracht, die Zahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter geleistet hat.
1993 kaufte der Sohn der ehemaligen Besitzer, Harald Rautenbach, der Treuhand den einstigen Familienbesitz, den 1948 unter dem Namen „VEB Gießerei und Modellbau Wernigerode“ gegründeten Nachfolgebetrieb ab und firmierte nun als
„Rautenbach-Guss Wernigerode GmbH“ (heute als NEMAK im mexikanischen Besitz).
Für seine vielfältigen Aktivitäten in Kunst und Kultur durfte er sich 2017 ins Goldene Ehrenbuch der Stadt Wernigerode eintragen.
Anblick Rautal-Werke
Zerstörte Hallen nach der 1945/46 erfolgten Demontage der Rautalwerke die nun dem Elektromotorenwerk gehören
Die Werkleitung besteht zur Gründung des Werkes aus:
Oberingenieur Orthuber
Elektrotechnische Leitung Hettstedt
Oberingenieur Emde
Mechanische Leitung Wernigerode
Hermann Heckmann
Kaufmännische Leitung Wernigerode
Etwa 200 Beschäftigte beginnen mit dem Bau von Schorch-Motoren der Typenreihe KD 60-75 mit einer Leistung von 11 kW. Auch die Ausrüstung für das neue Werk stammt größtenteils aus den ehemaligen Schorch-Betrieben.
Bereits im Winter 1946/47 wird der Grundaufbau in der Halle I, ohne irgendwelche technischen Hilfsmittel vorgenommen. Fehlende Werkzeuge, mangelhafte Materialien und dazu der Hunger sind ständige Begleiter der Werktätigen.
Neben einem für den Anfang erwähnenswerten Reparaturbetrieb erfolgte die Erstproduktion der Grundtypen KL 16 (1 kW), LK 22 bis 47, SK 52/55 bis 11 kW nach Schorch-Grundlagen.
Zum 1. Mai 1947 konnte die Fertigstellung der ersten 200 Maschinen bis zur Größe von 11 kW abgeschlossen werden und am 25. September 1947 erfolgt der Eintrag ins Handelsregister beim Amtsgericht Halle als „ELWE“
Am 1. April 1948 wird das Elektromotorenwerk volkseigener Betrieb und kurz darauf in die VVB (Vereinigung volkseigener Betriebe) Elektromaschinen eingegliedert. Noch im selben Jahr erhalten die Produkte das Zeichen VEM.
Die gesamte Produktion findet in einer Werkhalle (Halle I) statt. Etwa 50 – 70 Schorch-Motore werden täglich gefertigt. Um mehr Produktionsfläche zu erhalten, beginnt der Ausbau von Halle II.
Das Werk hat nun bereits 481 Mitarbeiter und beginnt die Lehrlingsausbildung in provisorisch eingerichteten Lehrwerkstätten mit mehr als 130 Lehrlingen.
Mit Mustermotoren der Typen KD 65, 70, 72, 75 - im mechanischen Teil auch noch Schorch-Ursprung - wurde Ende 1948 ein Großauftrag für die Jahre 1949 - 1951 vorwiegend als Reparationsleistung für die SU vorbereitet.
Zur Unterstützung der Beschäftigten wird eine Schuhmacherwerkstatt im Verwaltungsgebäude geschaffen.
Diese existiert bis 1953.
Ende April wird der erste Motor des Typs KD für das Sonderprogramm „Reparationen" ausgeliefert. Materialprobleme sorgten aber dafür, daß Januar 1949 von den geplanten 2075 Motoren noch nicht einer gefertigt war. Es spricht für den Einsatzwillen der Wernigeröder und der im Umfeld Beteiligten, daß am 25.10.1949
schon der 10.000te Motor fertiggestellt und am 20.12.1949 der Jahresplan mit 200 Maschinen übererfüllt wurde. Im Werk arbeiten inzwischen 828 Mitarbeiter.
Schon Anfang 1949 wird die für ELMO und MEGU zuständige Feuerwehr (mit 6 hauptamtlichen und 10 ehrenamtlichen Mitgliedern) gegründet.
Im Elmo Wernigerode wurde am 01.09.1949 die Betriebsberufsschule
„Martin Andersen Nexö" gegründet. Parallel dazu erstand eine Betriebsvolkshochschule.
Die Betriebssportgemeinschaft wird am 14. September mit 3 Sektionen ins Leben gerufen.
Im Zuge des Ausbaus von Halle II erhält die Fabrik 1949/50 auch eine Reihe von Werkzeugmaschinen und zum Jahresende wird der Jahresplan erstmals mit 200 Motoren übererfüllt.
Zum Jahresbeginn 1950 wird die Betriebszeitung „Unser Motor“ gegründet. Sie verfolgt das Werksgeschehen bis 1990 mit über 1300 Ausgaben.
Eine neue Berufsschule im MEGU und eine zweite Lehrwerkstatt im Keller der Halle III werden eingerichtet. In diesem Jahr werden 271 neue Lehrlinge eingestellt.
Ebenso erfolgt 1950 die Einrichtung der Arztstation für ELWE und MEGU.
Ende des Jahres 1950 gelingt es dem damaligen technischen Direktor, Ingenieur Köhler, und dem Leiter der Forschungsabteilung, Ingenieur Fritsche, in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus Leuna und Hettstedt eine neuartige Isolierung aus „Isoperlon-Lack“ zu entwickeln. Damit können nun Aluminiumdrähte isoliert werden.
Nun können Motorenwicklungen mit Aluminiumdrähten gefertigt werden. Allerdings muss die schlechtere Leitfähigkeit von Aluminium durch Verlängerung der Blechpakete ausgeglichen werden.
Das Werk produziert diese Motoren bis Anfang der 1960er Jahre ausschließlich für den Eigenbedarf der DDR. Noch im gleichen Jahr werden beide Forscher mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet.
Während es gelang, die erste Hälfte des Zweijahrplanes zu erfüllen, war es dem Werk nicht möglich,1950 auch nur annähernd seinen Plan zu erfüllen.
Hauptursache waren neben Materialmangel auch ständige Wechsel in der Leitung des Betriebes.
Gemäß der Verordnung über die Reorganisation der volkseigenen Industrie vom 22. 12.1950 wurden neben dem Elmo Wernigerode TRO Berlin, GBO Berlin, Trafo Dresden, Elmo Dessau, Schiffselektrik Rostock, LEW und Kjellberg aus der VVB herausgelöst und der Hauptverwaltung (HV) Elektrotechnik im Ministerium für Maschinenbau unterstellt.
Mit dem Titel „Verdienter Aktivist" wurden 1950 ausgezeichnet:
der Wickler Joachim Graf, EMW. Er stellte Oktober 1949 die 1.Qualitätsbrigade im Werk auf und war damit Initiator der Wettbewerbsbewegung im EMW
die Stanzerin Edith Haarnagel, beste Stanzerin im EMW
Bis 1951 steigt die Belegschaft auf 2000 Beschäftigte. Ein Dreher hat zu dieser Zeit ein Einkommen von etwa 5.100 Mark im Jahr.
Für die Vorbereitung der III. Weltfestspiele der Jugend in Berlin werden monatlich Spendensammlungen durchgeführt.
Der Kindergarten zieht 1951 mit 115 Kindern in die Räume neben der Betriebswache, die freien Räume werden dann von 5 Kindern in der neuen Kinderkrippe genutzt.
Das ELMO erhält die Auflage, 300 Lehrlinge auszubilden, davon 1/3 weiblich.
Deshalb werden neue Lehrlingswohnheime notwendig. Diese befinden sich für männliche Lehrlinge am Veckenstedter Weg und für weibliche in der Goethestraße.
Für die ausländischen Lehrlinge (Griechenland) wurde ebenfalls ein eigenes Wohnheim am Veckenstedter Weg eingerichtet.
Das ELMO beginnt mit der Produktion für den ersten großen Auftrag aus der VR China, der neben dem Sonderprogramm „Reparationen“ für die UdSSR zum Startsignal des steigenden Exportprogramms wird.
Der erste Betriebskollektivvertrag (BKV) wird am 7. August abgeschlossen. Der Abschluss des BKV hat dem Betrieb zweifellos Erfolge gebracht. Obwohl ein großer Teil der übernommenen Verpflichtungen von Seiten der Leitung und der Werktätigen erfüllt wurde, konnte das Hauptziel, die Erfüllung des Produktionsplanes nicht erreicht werden.
Der Bau der ersten Werkswohnungen am Veckenstedter Weg und Gießerweg wird begonnen.
Die Bildung der Betriebssektion der „Kammer der Technik“ als Zusammenschluss des technischen Ingenieurpersonals findet am 30. August statt. Von den 44 Gründungsmitgliedern gehen in den folgenden Jahren Impulse zur technischen Weiterentwicklung aus. Erster Leiter wird Mathias Klein.
Die Auszeichnung „Verdienter Erfinder" erhielt im gleichen Jahr Kurt Wesemann, der vorbildlich den Arbeitsablauf in der mechanischen Fertigung organisiert hatte.
Verdienter Aktivist wurde der Dreher Gustav Graf. Er schuf die Voraussetzungen zur Einführung von 100%ig technisch begründeten Arbeitsnormen beim Ständerdrehen.
Ferienlager Neuwerk
Eine wichtige Maßnahme ist die erstmalige Schaffung von Urlaubs- und Ferienplätzen und auch die durchgeführte Aktion „Frohe Ferientage für alle Kinder” bekam im Betrieb Beifall.
Werktätige aus dem Elektromotorenwerk werden bei Arbeiten zum Aufbau der innerdeutschen Grenze 1951-1952 im Oberharz herangezogen. Da nützt auch der Widerstand des am 1. Oktober neu eingesetzten Werkleiters Zechmeister nichts.
Foto:Buch Breitenborn
Ungeachtet des Aufbaus der Grenzsicherung errichtet die Sektion Ski der BSG die neue Skihütte in unmittelbarer Nähe des Grenzgebietes. Dies wird dank noch „schneesicherer Winter“ auch in den folgenden Jahren gern genutzt. Ein Ende setzt erst die einsetzende Vergrößerung des Grenzsystems.
Am 31. März nimmt auch im Werk die Ende 1951 gebildete „Kasse der gegenseitigen Hilfe“ als gewerkschaftliche Organisation ihre Arbeit auf. Ihr Gründungsdatum wird rückwirkend auf den 1. Februar gelegt. Hier können Mitarbeiter zinsfreie Kredite bekommen. 325 Mitglieder zahlen ab diesem Zeitpunkt monatlich 1 DM ein, um den Verfügungsrahmen zu erhöhen.
In zunehmendem Maß werden im Werk Aluminiummotor genannte Motore mit Wicklungen aus Aluminium gefertigt. Das war aber erst mit der Erfindung des Iso-Perlonlackes durch eine Entwicklungsgruppe um Dr. Köhler möglich. Dem Mangel an Kupfer konnte so gegen gehalten werden.
Die ersten weiblichen Lehrlinge beenden in diesem Jahr erfolgreich ihre Ausbildung.
Im Bestand der Werksbibliothek befinden sich nach der Gründung 1951 zum Jahresende mehr als 2000 Bücher. Nicht nur Fachliteratur ist hier kostenlos ausleihbar.
Am 3. Oktober wird die Betriebsgruppe der „Gesellschaft für Sport und Technik“ (GST) durch 225 Werksangehörige gegründet. Motorsport, Segelflug und Funk sind die ersten Gruppen. Dazu kommen später Schießsport, Hundesport u.a. In den weiteren Jahren wird dies vor allem die Möglichkeit für Lehrlinge, sich auf den Wehrdienst vorzubereiten.
Zum 10. November wird die Abteilung Arbeit gegründet und Hans Issel zum ersten Arbeitsdirektor berufen. Zu diesem Direktionsbereich gehört neben der Ausbildung und dem Bereich Löhne auch die Arbeitsnormung.
Die Produktionsbedingungen lassen nur eine Kleinserien- und Einzelfertigung zu.
Dabei handelt es sich überwiegend um Kundenaufträge. Die Fertigung der Motoren erfolgt in zwei Klinkerbauten der früheren Rautal-Werke: Halle I an der Südseite und Halle II an der Nordseite des Werksgeländes. Von den Hallen III und IV sind nur noch die Fundamente nach der Demontage 1945/46 übrig.
Anfang März 1953 konnte im Werk ein erstes Jubiläum begangen werden. Der 10.000ste Alu-Motor war gefertigt. Die Regierung wird vom Stellvertreter des Ministerpräsidenten und Handelsminister Heinrich Rau vertreten. Nachdem diesem der Wunsch nach einer eigenen Haltestelle der Bahn übergeben wird, kommt bereits wenige Tage später die Zusage dafür. Es wird durch die Reichsbahn der „Haltepunkt ELMO“ eingerichtet.
Im Frühjahr besucht Martin Andersen Nexö nochmals seine Berufsschule.
Am 13. Juni wird die erste Betriebsvereinbarung über die Tätigkeit und Prämierung der Selbstprüfer abgeschlossen.
Die Leitung des Betriebes wird am 17. Juni Heinz Väth übertragen, der bereits in anderen Betrieben Leitungsfunktionen erfolgreich ausgeübt hatte. Das war die Voraussetzung für einen qualitativ veränderten Leitungsstil. Er wird diese Funktion bis 1955 ausführen.
Die Entwicklung um den 17. Juni macht auch um das Werk keinen Bogen. In einer morgendlichen Belegschaftsversammlung im Karl-Marx-Haus am 18. Juni sagt der Belegschaftssprecher unter Beifallsbekundungen: "Die Belegschaft des ELMO-Werkes erklärt sich solidarisch mit den Arbeitern Berlins und fordert Rechenschaft über die Schüsse und Opfer von Berlin und den anderen Städten. Wir fordern folgende Punkte: Erstens freie und geheime Wahlen in ganz Deutschland. Zweitens: Aufhebung der Zonengrenzen und Abschluss eines Friedensvertrages mit ganz Deutschland.
Es wird unter Führung von Karl Wernicke eine 4köpfige Delegation zur Gesprächsführung gegründet, die später zum Streik aufruft. Der Streik selbst beginnt am 19. Juni und wird erst am 20. Juni stufenweise beendet. Bereits am 18.
Juni wurde das Werk zeitweise von Soldaten der Roten Armee besetzt.
Von den 132 neu erbauten Wohnungen in der Stadt Wernigerode erhält das Werk allein 36. Entsprechend den noch immer ungünstigen Wohnverhältnissen für viele Werktätige konnten damit immerhin die schwierigsten Probleme berücksichtigt werden.
500.000 DM zur Verfügung gestellt.
Im Sommer wird der erste Spatenstich für den Neubau des Betriebskindergartens an der Ilsenburger Straße durchgeführt. Von vielen Mitarbeitern werden hier und auch noch später viele Schichten zum schnellen Aufbau geleistet. Allein die eigene Tischlerei stellt die Inneneinrichtung komplett selbst her. Vom Staat werden mehr als
Zum zweiten Mal ist im August für 152 Lehrlinge Ausbildungsende, darunter 30 griechische Lehrlinge.
17 werden danach an die Fachschule gehen. Bereits am 1. September starten dann
200 in die neue Ausbildungsperiode. Erstmals stehen 110 Mädchen den 90 Jungen gegenüber. Insgesamt sind über 600 Lehrlinge in der Ausbildung. Im Oktober fertigen sie den 1000sten Motor des Jahres in ihrer eigenen Fertigung.
Ende 1953 wird im Werk II in Osterwieck die Massenbedarfsgüterproduktion aufgenommen. Mit der Fertigung von Aschekästen und Ofenknien konnten die Abfallstreifen der Dynamobleche weiterverwendet werden. Später kommt dann die Produktion von Scheibengardinenstangen hinzu.
Im EMW wurden 1953 als Verdiente Erfinder geehrt:
Wilhelm Hoffmann
Fritz Steimecke.
Nachdem bereits im Oktober 1953 erste Planungen beginnen, steht im März 1954 der erste Kampfgruppenzug zur Ausbildung bereit.
Erster Kommandeur ist Willy Dzeyk. In den Folgejahren nimmt die Bedeutung der Kampfgruppen immer mehr zu.
Am 28. Mai 1954 schließen sich 12 Arbeiter aus 7 Betrieben, darunter auch aus dem ELMO zu einer Arbeiterwohnungsbaugenossenschaft (AWG) zusammen. Neben dem Bau von Werkswohnungen am Veckenstedter Weg werden neue Wohnungen im Seigerhüttenweg gebaut.
Der Bau des neuen Kindergartens wird im Juli beendet und am 4. Oktober wird er übergeben.
Während im alten Kindergarten am Veckenstedter Weg nur 60 Kinder Platz finden, ist in der neuen Tagesstätte Platz für 120 Kinder, davon 30 Wochenplätze und außerdem 44 Krippenplätze mit 14 Wochenkindern.
Die zentrale Berufsausbildung wird nun in der Halle III eingerichtet Eine hochrangige Qualitätskonferenz auf Regierungsebene wird im Werk am 28. März durchgeführt. Ursache sind massive Qualitätsprobleme in der Fertigung, aber auch bei Zulieferbetrieben.
Die Brigade "Adolf Hennecke" kämpft als erste Brigade ab April 1954 um den Titel "Brigade der besten Qualität". Emmi Möke ehrte man als Verdienten Aktivist im Zusammenhang mit der Frieda-Hockauf-Bewegung. Auch Werkleiter Heinz Väth erhielt diese Auszeichnung, weil 1954 erstmalig der vorgegebene Produktionsplan in allen Teilen erfüllt wurde.
1954 wurde vom Elmo Wernigerode ein Patenschaftsvertrag mit der LPG Minsleben abgeschlossen. Facharbeiter halfen bei Maschinenreparaturen und dem Bau von Stall- und Wirtschaftsgebäuden. Viele Werktätige unterstützten an freien Wochenenden, aber auch an vielen Werktagen bei der Frühjahrsbestellung sowie Getreide- und Hackfruchternte.
Planerfüllung ist bereits am 14. Dezember. Es wird das Prüfzeichen 1 für alle Typen erteilt. Um 36 Prozent gegenüber 1953 hatte sich die Produktion gesteigert. Die Qualität war soweit verbessert, daß alle Erzeugnisse das Gütezeichen „1” zuerkannt bekamen. Trotz aller Anstrengungen der Werktätigen war es dem Betrieb aber nicht gelungen, die Rentabilität sicherzustellen.
Erstmals erringt das Werk im I. und II. Quartal 1955 die Wanderfahne des Ministeriums für Maschinenbau. Eine hohe moralische und ideologische Anerkennung für die Leistungen, die von den Werktätigen erreicht wurden.
Am 12. Juli 1955 vollzog sich eine Veränderung in der Leitung des Betriebes. Heinz Väth wurde eine andere Aufgabe übertragen und als neuer Betriebsdirektor wurde Albert Haupt berufen. Er war vorher Betriebsdirektor der FIMAG-Maschinenbau GmbH Finsterwalde. Mit ihm beginnt in der Betriebsführung eine lange kontinuierliche Phase, die bis 1969 währt.
Im Werk erhielt die aus 33 Kollegen der Kleinmotorenschichterei bestehende Brigade,“13. Oktober" den Titel „Brigade der besten Qualität", verbunden mit einer Prämie in Höhe von 5 000 DM. Diese Brigade beteiligte sich an einem überbetrieblichen Wettbewerb im Zeitraum 01.05.-31.10.1955 und hatte am 24.11.1955 in einem Aufruf an alle Betriebe des Kreises Wernigerode zur Wettbewerbsführung im „Wilhelm-Pieck-Aufgebot" aufgerufen. Daraufhin gab es allein im EMW 787 Einzelverpflichtungen und 279 Kollektivverpflichtungen. Die 22 Neuerervorschläge dieser Brigade brachten einen Nutzen in Höhe von 82 000 DM.
Zum Jahresbeginn gibt es wegen eines starken Wintereinbruchs bis Februar nicht unerhebliche Störungen in der Fertigung und bei Zulieferungen.
Im Juli werden die ersten Stempeluhren im Prüffeld abgebaut. Dem waren im Vorfeld erhebliche Diskussionen geführt worden.
Bild: kein Original, Musterbeispiel
Ein neues Kesselhaus und ein Groß-Fahrradstand werden im Laufe des Jahres fertig. Ebenso werden für die Fertigung neue Vakuum-Tränköfen angeschlossen.
Die Maschinenreparatur zieht im Sommer in neue Werkstätten an der Nordseite der Halle III.
Die Planerfüllung wird bereits am 21.Dezember gemeldet.
Als Verdienter Aktivist 1956 wurde der Reparaturschlosser Rudi Pögel geehrt.
Dieselbe Auszeichnung erhielten:
Herbert Lütge, er führte die „Nowikow-Methode" (Kontrollmethode) ein
Willi Stagge, Initiator des überbetrieblichen Wettbewerbes aller Jugendbrigaden der HV EM zu Ehren der VI. Weltfestspiele.
Der Lehrer Gustav Faust wurde 1956 als erster Pädagoge der HV EM als
„Verdienter Lehrer des Volkes" ausgezeichnet.
Nachdem im Januar die Einführung der 45 Stunden-Woche ohne Lohnminderung in der Volkskammer beschlossen wurde, erfolgt auch im Werk die Umstellung und Anpassung der Schichtpläne und Kostenstrukturen für die inzwischen 2500 Beschäftigten.
Für die beginnende Umstellung der Fertigungssortimente auf die Reihen DMK/DMS wird neben dem Werkzeugbau auch eine eigene Abteilung für den Sondermaschinenbau geschaffen. Sie besteht aus einem Konstruktionsbüro und einer Werkstatt. In den folgenden Jahrzehnten sind dort ständig mehr als 30 Mitarbeiter mit der Einzelanfertigung von Werkzeug- und Sondermaschinen beschäftigt.
Erstmals wird für das Werk eine komplette Eigenkonstruktion entwickelt. Bisher wurden nur Motoren nach Konstruktionsunterlagen aus Dresden oder von Schorch gefertigt.
Neue Lagerräume im Keller der Halle IV werden eingerichtet um dem steigenden Produktionsvolumen Rechnung zu tragen.
Zum April 1958 wird nun die standardisierte Baureihe eingeführt und nimmt die Serienfertigung auf. Die Einheitsmotoren der Baureihe DMK/DMS
– Kurzschluss-und Schleifringläufermotoren1,6 bis 10 kW sollen bis 1959 die vielen Varianten bisheriger Typen ablösen. Sämtliche Typen dieser Motoren sind sowohl in Kupfer- als auch in Aluminiumwicklung ausführbar.
Im Mai erfolgt die Neuformierung der VVB Elektromaschinen incl. Festlegung welches Werk nun welche Sortimente fertigen soll. In den 12 beteiligten Unternehmen arbeiten inzwischen 20.000 Beschäftigte.
1958 übernimmt das Elektromotorenwerk von VEB EAW Treptow die Fertigung der Bohnermaschine vom Typ "Nante".
Bereits im gleichen Jahr gelingt es, zusätzlich zu den geplanten 2.500 Stück weitere 1.639 Bohnermaschinen herzustellen.
Zum Schuljahresbeginn am 1. September wird der polytechnische Unterricht im ELMO gestartet.
Der Zusatzauftrag für China wird mit 3400 Motoren vorzeitig ausgeliefert. Vorfristig, am 14. November 1958 verließ der letzte Motor von den insgesamt 3400 das Werk.
Als einen Lichtblick in der Fertigung erweist sich die Inbetriebnahme des ersten Stanzautomaten, der unter anderem eine Kapazitätssteigerung von 25 bis 30 Prozent bringt und eine nicht unerhebliche Arbeitserleichterung darstellt.
Planmäßig wird im März das neue Nitrolager fertiggestellt. Auf Grund von umfassenden Brandschutzbestimmungen war dieses dringend nötig.
Im Mai wird ein zweiter 200t-Stanzautomat aufgestellt. Ebenfalls neu wird die Außenkrananlage am Bahngleis. Damit wurde zum Beispiel ermöglicht, dass mit Hilfe eines Hubmagneten drei Kollegen zwei Waggons Schrott in einer halben Stunde ohne hohen Kraftaufwand beladen konnten.
Im Juli wird die Betriebsakademie, vormals Betriebsvolkshochschule gegründet.