Das Eliteinternat - Benjamin B Morgner - E-Book

Das Eliteinternat E-Book

Benjamin B Morgner

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Beschreibung

Als der sechzehnjährige Tim wegen seiner guten Leistungen einen Platz in der renommierten Internatsschule erhält ahnt er nicht, dass auch seine junge Liebe zu Stephan hart auf die Probe gestellt wird. Er lernt das Leben der Reichen kennen und merkt bald, dass es keinen Unterschied gibt, wenn es um Gefühle und um Sex geht, und es wäre auch alles gut gegangen, wenn da nicht auch noch Sven gewesen wäre.Benjamin B. Morgner, wurde 1944 bei Oldenburg geboren und lebt im hohen Norden. Nach Handwerkerausbildung und Studium über den zweiten Bildungsweg ist er jetzt in der Lebensberatung tätig. Bislang war er nur bekannt wegen seiner gefühlvollen Kurzgeschichten. Hier legt er seinen ersten Roman vor.

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Benjamin B. Morgner, wurde 1944 bei Oldenburg geboren und lebt im hohen Norden. Nach Handwerkerausbildung und Studium über den zweiten Bildungsweg ist er jetzt in der Lebensberatung tätig. Bislang war er nur bekannt wegen seiner gefühlvollen Kurzgeschichten. Hier legt er seinen ersten Roman vor.

Weitere Bücher: Wenn der Liebe Flügel wachsen, Die Skaterbande, Sommer der Verführung, Luca, Wiener Lust

 

 

 

Himmelstürmer Verlag, Hamburg

www.himmelstuermer-verlag.de

E-mail: [email protected]

Originalausgabe, September 2005

2. Auflage März 2007

E-book: Frühjahr 2012

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

Foto: Foto: Thorsten Horvath, http://www.maleperceptions.net/

Umschlaggestaltung: Olaf Welling, Grafik-Designer AGD, Hamburg

www.olafwelling.de

E-Book-Konvertierung: Satzweiss.com Print Web Software GmbH

 

ISBN Print

ISBN e-pub

ISBN pdf

ISBN prc

978-3-934825-49-9

978-3-86361-128-6

978-3-86361-129-3

978-3-86361-130-9

Benjamin Morgner

 

 

 

Das Eliteinternat

Ein Erotik-Roman

 

 

 

 

 

1

 

Sie waren tatsächlich eingeschlafen. Als Tim langsam die Augen öffnete, blickte er vor sich in das immer noch friedlich träumende Gesicht seines Freundes. Stephan und er waren seit vielen Jahren sehr gute Freunde, eigentlich war es inzwischen mehr, viel mehr, sie liebten sich. Sie sahen sich jeden Tag. Alles wurde gemeinsam unternommen, ob es das Abarbeiten des Einkaufszettels war oder das allwöchentliche Rasenmähen vor dem Haus, immer sah man die beiden Jungs zusammen. Fehlte einer von ihnen, wusste der andere mit sich nichts anzufangen. Anfangs konnten sie mit diesen für sie neuen Gefühlen nicht gut umgehen. Wie oft hatte Tim Stephan bewusst wehgetan, um Abstand von ihm zu bekommen, aber der hing wie eine Klette an ihm, und umgekehrt sehnte er sich nach ihm, wenn er mit seinen Eltern in den Urlaub fuhr und nicht Stephan an seiner Seite war.

„Du, Tim, wir dürfen uns niemals wehtun, versprichst du mir das?“ Stephan hatte seinen Freund mit großen, bittenden Augen angesehen. Als Antwort hatte Tim ihm einen Kuss auf die Nasenspitze gegeben. Für Stephan war das so in Ordnung. Es war, als hätte er das Versprechen schriftlich erhalten.

 

Langsam drehte sich Tim zur Seite, ohne Stephan dabei zu wecken, und stützte seinen Kopf auf den Arm ab. Ein leichter Bartflaum zog sich über Stephans Wangen und Kinn und ließ erkennen, dass er sich noch nicht rasierte. Ein leichtes Zucken unter dem linken Auge war die einzige sichtbare Regung in diesem bubihaften Gesicht. Das dunkelblonde Haar hing struppig über die Schläfe. Die gleichmäßig geformten Augenbrauen waren fast zusammengewachsen. Mann, wie sehr mochte Tim diesen Jungen. Er war ihm inzwischen zum wichtigsten und liebsten Menschen geworden.

War es die leise Musik, die sich zärtlich aus der Anlage wie ein Schleier durch den ganzen Raum verbreitete oder war es diese besondere Atmosphäre, die Tims Gedanken in die Vergangenheit entsendeten? Wie lange war es her, dass sich die beiden Jungs das erste Mal bewusst wahrnahmen? Sie waren seit ihrer gemeinsamen Einschulung in einer Klasse, saßen sogar von Anfang an nebeneinander. Sie machten zusammen ihre Hausaufgaben; was einer nicht wusste, wusste der andere, und so wurden oft Spickzettel hin und her geschoben. Damals wohnten sie noch in derselben Straße, nur wenige Häuser voneinander entfernt.

Tim strich sachte mit dem Zeigefinger über die Wange seines Freundes und lächelte zufrieden. Seine Gedanken gingen Jahre zurück.

 

Sie waren damals gerade beide zehn oder elf. Wieder sah Tim die Höhle vor sich, die sie sich in der Sandgrube in den Kies gebuddelt hatten. Groß sollte sie sein und geräumig. Sie hatten sich Bretter und Balken herangeschafft und damit Decke und Wände abgestützt. Zufrieden saßen sie in ihrer Behausung und schauten dem einsetzenden Regen zu, der gleichmäßig vor ihnen herunter kam. Sie saßen im Trocknen, stolz über das Vollbrachte. So sahen sie auch nicht den immer breiter werdenden Spalt im Sand direkt über dem Eingang, der plötzlich mit einem übermäßigen Druck die Bretterversteifung verschob. Tim sprang sofort aus der Höhle heraus und sah, wie die Sandmassen über Stephan herunter kamen. Schließlich war nur noch ein Sandhaufen übrig geblieben. Mit entsetzlicher Angst begann Tim mit bloßen Händen zu buddeln. Er musste Stephan aus den Sandmassen befreien, musste ihn da herausholen. Wie ein Wahnsinniger schaufelten seine Hände den Sand zur Seite. Endlich kam das erste Brett zum Vorschein. Hoffentlich hielt Stephan den Druck aus, hoffentlich hatte er genug Luft zum Atmen. Immer hastiger wühlte Tim drauflos, bis er Stephans Hemd sah. Sein Freund hatte überlebt. So, als könnte Tim diese Erinnerung wieder verscheuchen, wischte er sich mit dem Handrücken über die Stirn. Damals hatten sie sich beide fest in den Arm genommen und lange so dagesessen, ohne ein Wort zu sagen. War dieses Erlebnis der Schlüssel für ihre enge Freundschaft? Sie hatten es den Eltern nie erzählt, sie hätten die Jungs noch im Nachhinein wegen der Leichtsinnigkeit bestraft. Seitdem aber waren sie unzertrennlich.

 

Tim war alles andere als ein Feigling. In seiner Clique war er der, auf den jeder uneingeschränkt hörte. Sein Wort galt etwas und alle versuchten, ihn zum Freund zu gewinnen. Trotzdem: als der Postbote den Brief mit der Zusage brachte, dass Tim in das Schulinternat einziehen dürfte, war es ihm nicht einerlei. Warum konnte er nicht einfach in seiner alten Schule bleiben? Schon lange, eigentlich von Anfang an, seitdem seine Eltern mit ihm darüber gesprochen hatten, graute ihm davor. Er wusste auch nicht, wie er dies alles Stephan beibringen konnte.

Natürlich sah er die Notwendigkeit ein. Sie wohnten viel zu abgelegen, als dass er von seinem Vater jeden Tag in die Schule gebracht werden konnte. Außerdem war es ein Elite-Internat, in das er nun einziehen sollte. Es war sehr schwierig, dort überhaupt hinein zu kommen und wer es einmal geschafft hatte, für den standen anschließend viele zusätzliche Türen für die Karriere offen. Das Internat hatte einen fantastischen Ruf. Klar, es war die Chance für ihn. Tim musste sich wohl oder übel in das Schicksal einfügen. Er sah immer noch die entsetzten Augen seines Freundes, als er ihm die ganze Sache zu erklären versuchte.

„Manno, soll das heißen, du gehst weg?“

Ungläubig starrte Stephan auf Tim. Als dieser nicht antwortete, nahm er ihn in den Arm.

„He, ich will das doch nicht.“

Stephan begann zu schluchzen. Als Tim Stephans Gesicht in beide Hände nahm, um ihm etwas Tröstendes zu sagen sah er, dass Tränen an den Wangen seines Freundes herunter liefen. Nun hatte auch er sich nicht mehr in der Gewalt.

„Mann, was soll ich denn machen?“ Sehr lange hatten sie dann noch schweigend nebeneinander gesessen, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.

 

Am Vorabend vor seiner Abreise hatte Tim sich noch einmal mit seinen Freunden getroffen und ausgiebig Abschied gefeiert. Mann, glaubten die denn, er würde nie wiederkommen? Sie taten alle so bedeppert, als wäre dies ein Abschied für immer. Vor allem Stephan machte aus der ganzen Sache eine Tragödie. Mann, er war doch nicht aus der Welt. Stephan saß den ganzen Abend in einer Ecke und schaute völlig deprimiert vor sich hin. Warum verstand er Tim jetzt nicht, warum konnte er sich nicht mit ihm freuen? Ihm selbst fiel diese Trennung doch genauso schwer. Auch als sie sehr spät Hand in Hand nach Hause gingen, sagte er kein Wort. Erst als sie sich trennten, schaute er Tim lange in die Augen:

„He, Tim, ich werde warten, bis du wieder zurück bist. Die Zeit wird bestimmt lang sein, aber ich werde warten.“

„He, Alter, vielleicht geht’s aber auch viel schneller als man denkt, oder?“

Tim hatte versucht, seinen Freund so zu trösten.

 

Mit brummendem Schädel war Tim aufgewacht und zog sich, noch schlaftrunken, ins Bad zurück. Er gähnte, als er ins Klobecken pinkelte. So ein beschissener Tag! Durch das geöffnete Badfenster hörte Tim einige Vögel ihre Morgenlieder in den wolkenlosen Himmel trillern. Heute störte ihn alles.

Er war spät aufgestanden, viel zu spät, um noch mit seinen Eltern zu frühstücken. Der Vater war bereits dabei, die Reisetaschen und andere Habseligkeiten ins Auto zu verstauen. Es war eh nicht viel, was sie ins Internat mitbringen durften. Mutter wusch das Frühstücksgeschirr ab, als Tim, noch verschlafen, in die Küche kam. Wortlos setzte er sich an den Tisch und schob lustlos die Honigbrotschnitte zwischen die Zähne. Mann, wie sehr wird ihm dies alles hier fehlen, auch wenn ihm sonst die muffige Atmosphäre oft genug auf den Keks ging.

„Junge, wenn du da auch so rumtrödelst, wirst du bestimmt mächtig Ärger kriegen!“

Tim antwortete nicht, als die Mutter ihm liebevoll durchs Haar strich. Sie ging ans Fenster, um es zu öffnen.

„Na, ist der Junge fertig?“

Der Vater schien draußen ungeduldig zu werden.

„Wir müssen los, wir wollen doch nicht gleich am ersten Tag zu spät kommen!“

Tim nahm seine Jacke von der Garderobe und ging, immer noch kauend, zum Wagen. Die Mutter kam ihm nach und nahm ihn noch einmal in die Arme. Manno, warum heulte die jetzt auch noch?

„Pass nur auf dich auf, mein Junge!“

Tim hatte sich in den Schalensitz geworfen. Fast lautlos klickte der Sicherheitsgurt ein. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Langsam rollte der Wagen durch den gepflegten Vorgarten auf die noch unbelebte Straße.

Der Junge hatte keine Lust, mit seinem Vater zu quatschen, kippte demonstrativ seinen Sitz nach hinten und schloss die Augen.

„Bist noch müde?“

Der Vater blickte flüchtig auf seinen Sohn und war froh, dass er jetzt nicht mit ihm über die Notwendigkeit dieser ganzen Aktion diskutieren musste. Das hatten sie schließlich bereits hinter sich. Er drückte auf seinen CD-Player. Er hatte noch von seiner letzten Dienstfahrt die Rolling Stones drauf und erschrak selbst über die Anfangsakkorde. Sofort drehte er die Lautstärke zurück.

 

Viele Gedanken kreisten in seinem Kopf. Wie erwachsen Tim in den letzten zwei Jahren geworden war. Jetzt war er sechzehn, fast schon ein Mann. Wie doch die Zeit verging! Er erinnerte sich noch gut an Tims ersten Schultag. Wie stolz der Junge damals mit seiner großen Schultüte da stand!

 

„Eh, Paps?“

Tim schaute fragend seinen Vater an. „Aber wenn es dort Scheiße ist, holst du mich sofort wieder ab?“

„Also, Tim, es wird dir schon gefallen.“

Warum hatte der Vater erst nach einer längeren Pause geantwortet?

„Paps, du hältst doch dein Versprechen, ja?“

„Klar!“

Der Vater schaute unentwegt vor sich auf die Straße. Irgendwie war die Musik eine Schutzmauer zwischen ihnen. Wieso eigentlich? Es war grad, als bräuchten sie beide ein Alibi dafür, dass sie auf diesen letzten gemeinsamen Kilometern nicht miteinander redeten.

Langsam rollte der Wagen nach einigen Stunden Fahrt durch eine großzügig angelegte Parkanlage auf eine alte, gepflegte Villa zu. Die Wände waren weiß gestrichen, die grünen Fenster hoben sich von der Fassade ab und machten den ganzen Bau interessant. Überall war wilder Wein hochgerankt, in dem Spatzen ihre Nester errichtet hatten und ständig aus und ein flatterten. Hier also sollte Tim nun für die nächsten Jahre bleiben? Er hatte gemischte Gefühle bei diesem Gedanken.

Als der Wagen anhielt, holte er zögernd seine Reisetaschen aus dem Kofferraum und trug sie die breite Eingangstreppe hinauf. Sein Vater kam hinterher und öffnete ihm die große, schwere Eichentür. Der Junge hatte das Gefühl, durch eine Gefängnistür zu gehen. Die Schritte fielen ihm schwer, als hätte er Blei in den Füßen. Deutlich hörbar fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Tim drehte sich sofort um, es fehlte nur noch, dass irgendwer von außen einen Schlüssel rumdrehte.

 

Kaum eingetreten, verschlug es ihm fast den Atem. Hier war noch das Mittelalter pur erhalten. Es roch entsetzlich muffig nach irgendwas Modrigem. Alles lag im Halbdunkel. Lag es an dem vielen dunkelbraun gebeizten Holz oder an der schlechten Beleuchtung? Das einzige Fenster war mit Buntglasscheiben bestückt und ließ kaum etwas von der Sonne hindurch. Ein dicker Teppich lag auf den blankgebohnerten Dielenbrettern. Direkt vor ihnen befand sich ein alter Kamin, der wohl selten benutzt wurde, mit einer breiten Konsole, auf der alte Porzellanvasen und wertvolle Keramikfiguren standen. Sicher alles antike Stücke. Links daneben wand sich eine breite Eichentreppe nach oben in das Obergeschoss. Sie hatte ein geschnitztes massives Holzgeländer. An der linken Wand, gleich neben der großen zweiflügeligen Tür, hing ein Ölgemälde, das den ersten Besitzer dieser Villa darstellte. Streng schaute er von oben herab auf die eintretenden Gäste und flößte ihnen indirekt Ehrfurcht ein. Auf der gegenüberliegenden Wand war ebenso eine breite Tür, die einen Spalt geöffnet stand. Aus ihr hörte man verhaltene Stimmen.

„Boh, wo sind wir denn hier gelandet, ist das ein Museum oder was?“

Tim konnte sein Erstaunen nicht für sich behalten, oder war es mehr Entsetzen? Sein Gefühl signalisierte, dass er es hier nicht lange aushalten würde. Niemals hätte sein Vater es als schlecht bezahlter Filialleiter einer Kaufhauskette geschafft, ihn in dieses Eliteinternat zu bekommen. Das wurde Tim in diesem Moment sehr klar. Es roch hier förmlich nach Kapital und davon hatten sie daheim nicht viel. Was Dad verdiente, reichte gerade so für einen durchschnittlichen Wohlstand. Es musste ja auch niemand erfahren, dass Tim wegen seiner besonders guten Leistungen von der Stiftung, die dieses Haus bereits über viele Generationen betrieb, und mit dessen Vorsitzenden Tims Vater befreundet war, diesen Platz sozusagen als Sonderstipendium erhalten hatte. Ansonsten waren hier nur Jungs aus wohlhabenden und einflussreichen Familien. Tims Eltern hatten sich entschieden, ihm deshalb auch teure Klamotten zu kaufen, die sie sich eigentlich gar nicht leisten konnten. Hier schaute man auf die Marken.

Dad steuerte sofort auf die geöffnete Tür zu. In kleinen Gruppen standen einige Männer in dunklen Nadelstreifenanzügen zusammen und achteten nicht auf die Eintretenden. Jetzt sah Tim, dass es ein Durchgangszimmer war, das in einen größeren Raum führte. Er ging unsicher hinter seinem Vater her. Auch hier hing dieser muffige Geruch in der Luft. Sofort kam ein hagerer Mittfünfziger auf sie zu, musterte mit fachmännischen Blicken den Jungen und begrüßte sie sehr förmlich, ohne Handschlag, mit einer leichten Verbeugung.

Tim konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, zu sehr erinnerte ihn dies an ein Stehauf-Männchen, das er mal als Kleinkind von seiner Oma geschenkt bekommen hatte. Es war ein bunter Clown. Den konnte man hin und her schubsen, der stand immer wieder auf, ohne sein breites Lächeln im Gesicht zu verändern.

Tim bemühte sich, wieder ernst auszusehen. Das Stehauf-Männchen sprach ein auffallend gepflegtes, fast schon gekünsteltes Hochdeutsch. Irgendwie erinnerte er Tim an Theo Lingen im ‚Fliegenden Klassenzimmer’. Manno, sollte es hier etwa auch so abgehen wie in diesem altdeutschen Film? Naja, das wäre doch wenigstens etwas. Tims Vater schaute seinen Jungen von der Seite fragend an und erntete nur einen tiefen Seufzer. Hätte Dad ihm nicht sagen können, was dies für eine Einrichtung war? Sicher hätte Tim niemals zugestimmt. Wie er seinen Vater kannte, war dies auch von ihm so bedacht. Der Lingenverschnitt führte sie zu ihren Plätzen, entschuldigte sich hastig und ging zurück zur Tür, wo bereits weitere Gäste eintrafen.

Offensichtlich war dieses hier die Aula, ein Raum mit weniger als hundert Plätzen. Es herrschte eine bedrückende und doch festliche Atmosphäre. Woran das wohl lag? In diesem Moment begann jemand auf einem Flügel, den Tim völlig übersehen hatte, leise zu spielen. Die Gespräche verstummten. Hier schien es unschicklich zu sein, sich umzudrehen. Alle starrten sie nach vorne auf eine improvisierte Bühne, wo überhaupt nichts geschah. Die Musik kam aus dem hinteren Bereich. Tim begann die Stuhlreihen zu zählen und musste sich dabei unwillkürlich nach hinten umschauen. Ein blonder Lockenkopf saß am Instrument. Sein Gesicht war konzentriert auf sein Notenbuch gerichtet. Er schien überhaupt nicht auf die Finger und die Tasten zu blicken. Fasziniert schaute Tim einen Moment von seinem Platz aus zu. Plötzlich sah er mitten hinein in ein lächelndes Jungengesicht, direkt schräg hinter ihnen. Sofort schaute Tim wieder nach vorne und tat, als hätte er den Jungen nicht gesehen. Er fühlte immer noch dessen Blick auf sich gerichtet und ertappte sich dabei, dass er sich dennoch wieder langsam umgedreht hatte. Der andere war in diesem Moment gerade dabei, die Reihen nach Bekannten abzugrasen und hatte offensichtlich einen Freund entdeckt. Er winkte ihm zu, wurde aber sofort von einem grauhaarigen Brillenträger an seiner Seite forsch zurechtgewiesen.

Jetzt hatte Tim Zeit, sich diesen Jungen genauer anzusehen. Er schien genauso alt zu sein wie er selbst. Seine tiefschwarzen Haare trug er halblang mit einem Mittelscheitel nach vorne gekämmt. Die Augen waren dunkelbraun. Es war unübersehbar, dass er aus einer türkischen Familie stammte. Plötzlich blickte der Junge wieder zu Tim herüber. Zu spät, Tim fühlte sich ertappt und spürte die Röte ins Gesicht steigen. Erschrocken schaute er wieder nach vorne, wo inzwischen jemand ein Mikrofon vor das alte Stehpult stellte und es einrichtete. Mann, hätte man das nicht schon längst vorher machen müssen? Komisch. Er klopfte einige Male vorsichtig auf den Sprechkopf und erzeugte ein leises dumpfes Pochen in den Lautsprechern, das bei der Klaviermusik kaum zu hören war. Sichtlich zufrieden ging er wieder ab.

Aus der Eingangsdiele hörte man eine Standuhr mit ihren imitierten Westminsterklängen. Merkwürdig, dass es bis hierher zu hören war. Die wenigen noch herumstehenden Gäste nahmen Platz. Der Lingenverschnitt stellte sich ans Rednerpult und begann ohne Konzept mit seiner Begrüßungsansprache. Tim erwischte sich immer wieder, dass seine Gedanken ängstlich die neue Umgebung erforschten. Immer wieder machte er sich in Stoßseufzern Luft. Was sollte das hier nur werden?

Inzwischen hatte der Redner einen roten Aktendeckel geöffnet und begann Namen vorzulesen.

„Valentin van Dijk“.

Ein schlanker Junge aus der vorletzten Reihe erhob sich und stellte sich neben den Redner. Er trug einen hellgrauen Maßanzug. Seine strohblonden, kurzen Haare und die leuchtend blauen Augen ließen keinen Zweifel zu, dass er aus dem hohen Norden kam.

„Pascal Emmerich“.

Tims Vater schaute sich interessiert um. Sollte das jetzt der jüngste Spross von „Emmerich & Co.“ sein? Pascal, mittelgroß, blond mit einer rahmenlosen Brille, lächelte zufrieden vor sich hin, als er sich neben Valentin stellte. Ja, er freute sich offensichtlich.

„Als nächsten neuen Schüler unseres Internates begrüße ich Marc-Alexander Schröder.“

In der zweiten Reihe erhob sich ein blonder Junge, der seine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Wenn er lächelte, trat ein kleines Grübchen auf die linken Wange. Irgendwie hatte er etwas Spitzbübisches an sich. Neben Pascal wirkte er klein. Er musterte demonstrativ seinen Nebenmann von den Schuhen bis zum Kopf und legte ein breites Grinsen auf, als wollte er fragen: „Na, wie ist die Luft da oben, auch so stickig wie hier?“ Irgendeiner der Gäste in den mittleren Reihen musste dies beobachtet haben und begann verhalten zu lachen. Überall sah man schmunzelnde Gesichter. Komisch, dass immer irgendwo ein Clown dabei war.

Nun endlich hörte auch Tim seinen Namen. Obwohl er damit rechnen musste, erschrak er. Mit zitternden Knien erhob er sich und bahnte sich einen Weg durch die Stuhlreihe.

„So, meine Herren, ich nehme Sie also mit Freude, und ich betone dieses von ganzem Herzen, in unserer Einrichtung auf und wünsche Ihnen und uns eine gute, harmonische und lehrreiche Zeit. Machen Sie Ihr Bestes aus ihrem Aufenthalt hier bei uns. Wir als Lehrkörper werden das Unsere dazu beitragen, dessen können Sie sich gewiss sein!“

Der Lingenverschnitt machte eine künstliche Pause.

„Und nun darf ich Sie und alle anderen Schüler in den großen Unterrichtsraum bitten.“

Er wandte sich wieder zu den Stuhlreihen um:

„Ihnen, unseren verehrten Gästen, haben wir im Empfangsraum ein bescheidenes Buffet bereitet. Lassen Sie es sich gut schmecken, meine Herren.“

Komisch, es waren tatsächlich nur Männer anwesend. War es unschicklich, die Mütter aus diesem Anlass mitzubringen? Verhaltenes Applaudieren der Gäste beschloss die Begrüßungszeremonie. Wieder setzte der Blondgelockte mit seinem Klavierspiel ein, während man sich nach und nach von den Plätzen erhob und den Raum verließ.

2

 

Als Tim ins Klassenzimmer kam, waren bereits fast alle zwanzig Stühle besetzt. Er sah sich ratlos um. Tim entdeckte wieder den schwarzhaarigen Boy, der seinen Stuhl neben sich mit einer Hand besetzt hielt und sich gerade angeregt mit seinem Nachbarn unterhielt. Beide lachten sie laut los. Erst jetzt sah er zur Tür und winkte Tim, zu sich zu kommen. Der hatte also für ihn diesen Platz reserviert? Tim ging unsicher durch die Stuhlreihen.

„Eh, ich bin Hasan.“

Er streckte Tim die Hand entgegen.

„Ich bin Tim. Danke, dass du mir den Platz freigehalten hast!“ Hasan grinste.

„Es war nicht ganz frei von Eigennutz.“

„Wieso das denn?“

Tim verstand nicht sofort.

„Naja, immerhin bist du doch ein sehr interessanter Typ und ich bin schrecklich neugierig.“

Wieder lächelte Hasan sein zauberhaftes Lächeln und brachte Tim dadurch in Verlegenheit.

„…und irgendwie mag ich dich!“

„Mann, du kennst mich doch gar nicht!“

„Du, ich hab eine Spürnase für solche Typen wie dich. Du kannst auch, wenn du magst, mit in meinem Zimmer schlafen. Dann haben wir immer noch ein Bett frei.“

Tim musste sich anstrengen, Hasan zu verstehen. Es war laut wie auf einem orientalischen Jahrmarkt.

„Nehmen wir Valentin oder Pascal?“

Er setzte offensichtlich Tims Bereitschaft voraus. Der zuckte mit den Schultern. Es war ihm völlig egal, er kannte ja eh beide nicht. „Gut, dann nehmen wir den, der jetzt als erster zu uns rüberschaut, o.k.?“

Manno, was war der Hasan nur für ein komischer Typ! Wie ein hungriger Tiger, der auf seine Beute lauert, hingen Hasans Augen auf den Rücken der beiden Jungs zwei Reihen vor ihnen.

Die Tür öffnete sich, zwei Männer und eine Frau, sie schien das einzige weibliche Wesen in diesem Haus zu sein, betraten das Klassenzimmer. Es war offensichtlich das Lehrerkollegium. Zwei von ihnen setzten sich an den Tisch vor der olivgrünen Tafel und ordneten den Inhalt ihrer Mappen, einer blieb stehen und überflog flüchtig die Schülergruppe. Es wurde automatisch still im Raum.

„Na, meine Herren, dann wollen wir mal wieder.“

Er rückte nervös seine Brille zurecht.

„Ich hoffe sehr, Sie haben sich genügend erholt, um nun ihr Bestes zu geben. Ich darf mich und meine verehrten Kollegen für die neu hinzugekommenen Schüler vorstellen: Frau Studienrätin Klara Helbig.“

Das weibliche Wesen erhob sich und nickte mit strengem, ernstem Gesicht in die Klasse.

„Eh, die ist in Ordnung.“

Hasan hatte es leise zu Tim hinübergeflüstert.

„... dann Herrn Dr. Edwin Claassen...“, auch er nickte in die Klasse.

„Schleimscheißer!“

Tim erschrak über diese harte Bemerkung seines Nachbarn. „Wieso das denn?“

„Wirst schon noch mitkriegen, wart mal ab!“

„... und ich bin hier der Rektor. Mein Name ist Dr. Michael Ziegenbarth.“

Tim musste unwillkürlich schmunzeln, was auch Hasan nicht verborgen blieb. Dr. Ziegenbarth hatte sich zur Tafel gewandt und nacheinander alle drei Namen aufgeschrieben.

„So, wenn Sie sich bitte diese Namen merken wollen!“

Er legte die Kreide neben sich auf den Tisch und reinigte sich mit einem Taschentuch umständlich die Hände.

„Wir nennen ihn nur Ziegenbock, weil der ständig nur rummeckert“.

Tim lächelte.

Der Rektor hatte tatsächlich einen kleinen Spitzbart, der an einen Ziegenbock erinnern ließ.

„Den Internatsleiter, Herrn Melchior Balthasar, haben Sie vorhin bei der Begrüßung in der Aula bereits kennen gelernt. Ich darf Sie nun mit unserer Haus- und Schulordnung bekannt machen.“

Dr. Ziegenbarth hatte sich zwischen seine beiden Kollegen gesetzt, und begann umständlich, einzelne Verhaltensmaßregeln zu erläutern. Während Tim sich einige Notizen machte, bekam er plötzlich einen Stoß gegen den Arm.

„Mann, spinnst du?“

Er hatte mit seinem Füller einen dicken Strich über die Heftseite gezogen.

„Eh, guck mal nach vorne!“

Tim blickte auf und verstand sofort. Pascal schaute zu ihnen rüber.

„Wir haben unsern dritten Mann!“

Jetzt konnte sich auch Hasan endlich entspannt zurücklehnen. Er grinste zufrieden.

 

Nun waren sie in ihrem Zimmer. Die Verabschiedung von den Eltern ging rasch und betont gefühllos. Mann, sie waren Männer und keine kleinen Kinder mehr! Die meisten von ihnen waren ohnehin froh, endlich aus dem häuslichen Gefängnis herauszukommen. Hier konnten sie sich frei bewegen, tun, wozu sie Lust hatten. Hier gab es keine Privatlehrer und keine Erzieher, die nur für sie engagiert waren, und sie mussten jetzt nicht mehr ständig auf ihre Stellung in der Gesellschaft achten und so’n Scheiß. Hier waren sie Jungs, die wie alle anderen ihren Träumen, ihren Wünschen und Gefühlen nachgehen konnten. Und genau das taten sie ausgiebig, sehr ausgiebig sogar. Klar, vermögend waren sie hier alle und damit sehr verwöhnt, sie stammten durchweg aus reichen und einflussreichen Familien, bis auf Tim, aber das musste man ja nicht wissen.

 

Ihr Zimmer war auffallend modern eingerichtet. Man hätte dies in diesen muffig-ehrwürdigen Mauern überhaupt nicht erwartet. An den Wänden hingen Kopien moderner Impressionisten. Ein dicker roter Teppich bildete den ersten Blickfang beim Eintreten. Jeder von ihnen hatte neben dem Bett einen Nachttisch, einen Wäscheschrank und einen Schreibtisch, auf dem ein moderner PC stand. Selbstverständlich waren sie untereinander vernetzt. In einer Ecke stand eine gemütliche Couchgarnitur. Nur ein Fernseher fehlte.

„So, herzlich willkommen in unserer Höhle!“

Hasan hatte zuerst den Raum betreten und steuerte direkt auf seinen Platz zu, auf dem bereits einige persönliche Sachen eingeräumt waren.

„Hier sind wir die Könige, keiner hat uns in diesem Raum was zu sagen, merkt euch das! Zweimal in der Woche kommt die Putzfrau, ansonsten ist der Raum für jeden anderen tabu. Auch Gäste sind hier nicht erwünscht, egal, ob hier aus dem Internat oder von draußen. Für auswärtige Gäste gibt’s hier extra einen Besucherraum, für den Fall, dass Mammi euch besuchen will, ihr Grünschnäbel.“

„Spinnst du, oder was?“

Pascal fühlte sich an seiner Ehre gekratzt, er war froh, dass er von seinen Alten fliehen konnte.

Hasan warf sich mit Schwung aufs Bett und schaute seinen beiden neuen Zimmergenossen beim Einräumen ihrer Habseligkeiten zu. Er war auf einmal auffallend ruhig geworden. Wo mochten jetzt wohl seine Gedanken sein? Tim fiel auf, dass er jeden einzelnen ihrer Handgriffe genau verfolgte. Plötzlich sprang er von seinem Bett auf und setzte sich an seinen Rechner. Das Programm wurde hochgefahren. Die Maske baute sich erstaunlich schnell auf.

„Sind wir hier auch online?“

Tim schämte sich im nächsten Moment seiner Frage.

„Na klar, was denkst du denn? Wir können unbegrenzt surfen.“

Geil, wenigstens das klappte. Tim nahm sich vor, so schnell wie möglich Kontakt mit seinen Freunden aufzunehmen, vor allem mit Stephan, und mit ihnen zu chatten.

“Es hat hier jeder seine Mailadresse, nur runterladen und chatten geht nicht, ist blockiert.“

Das verstanden die beiden neuen jetzt nicht. Ging das überhaupt?

Sofort begann Hasan einige Addis einzutippen. Immer mehr Links rief er auf. Pascal und Tim ließen sich vom Bildschirmflimmern nicht ablenken. Sie stellten ihre Bücher und Ordner auf ihre Plätze. Erst als alles auf dem vorgesehenen Platz war, schalteten auch sie ihre Rechner an. Mann, es war tatsächlich das neueste Modell. Tim war von der Schnelligkeit begeistert. Schon ging die Maske auf.

„Boh, das ist ja cool!“

Vor Begeisterung merkte er nicht, wie das Hintergrundbild sich plötzlich aufbaute. Ein junger Boy saß auf einem Hocker und hielt seinen erregierten Penis in der Hand. Tim saß wie erstarrt da und bemerkte nicht, wie Hasan ihn grinsend genau beobachtete. „Mann, was hast du denn da?“

Er kam scheinheilig zu Tim herüber, der vergeblich versuchte, das Hintergrundbild zu löschen. Auch Pascal war inzwischen neben Tim getreten und lachte laut los.

„Eh, du bist aber ein Ferkel!“

Tim saß mit hochrotem Kopf vor dem Monitor.

„He, das war schon drauf. Das war ich nicht!“

„Jaja, klar, das war schon drauf!“

Hasan verhöhnte ihn jetzt auch noch.

„Ihr seid beide blöd, eh!“

„Wieso, was hab ich denn gesagt“, wehrte sich Pascal. „Mal sehen, was ich drauf hab.“

Auch er schaltete seinen Rechner ein und brachte ein ähnliches Bild zum Vorschein.

„Mann, wo sind wir denn hier nur hingeraten?“

Er schaute Hasan an, der grinsend so tat, als würde er von nichts eine Ahnung haben.

„Und, habt ihr auch so tolle Schwänze?“

Die beiden Jungs antworteten nicht.

„Eh, ich fragte euch, ob ihr auch so tolle, geile Schwänze habt, ich steh nämlich drauf!“

„Sag mal, bist du etwa schwul?“

Pascal blickte Hasan fragend an.

„Na und? Ratet mal, weshalb ich euch beide auf meine Bude genommen habe?“

Woher konnte er wissen, dass auch Pascal und Tim auf Jungs standen? Gab es so etwas wie einen siebten Sinn hierfür?

„Ich steh voll auf Mädchen, hab eine feste Freundin und popp sie bei jeder Gelegenheit durch, Mann!“

Pascal spielte den starken Heterotypen, brachte es aber zu schlecht rüber, um es abgenommen zu bekommen.

„Und du, Tim, du bist lesbisch, stimmt’s?“

„Blödmann!“

Hasan hatte sich wieder auf sein Bett geworfen und amüsierte sich offensichtlich immer noch über seine beiden neuen Zimmergenossen, die natürlich mächtig unsicher geworden waren. Bestimmt wird es mit ihnen keine Langeweile geben. Zumindest war schon mal der Einstieg geglückt. Er war mit sich zufrieden.

„Die meisten Jungs hier sind schwul und wer nicht schwul ist, wird hier dazu gemacht!“

Tim wusste mit dieser Feststellung nicht viel anzufangen und ahnte, dass Hasan maßlos übertrieb.

„Das ist hier so gewollt, echt. Überlegt mal: Sonst wäre das hier doch nicht ein reines Knabeninternat oder?“

Tim war ans Fenster gegangen und hatte es auf Kipp gestellt:

„Ich brauch etwas frische Luft!“

Über einen kleinen Lautsprecher in der Zimmerecke ertönte ein leiser Gong, der das für Tim und Pascal unangenehme Gespräch beendete.

„So, Männers, auf geht’s, es gibt was zum Mampfen!“

Hasan sprang hoch und schaltete seinen Rechner wieder aus. Die beiden anderen taten es ihm nach und gingen hinter ihm her in den Speiseraum.

Es ging auch hier laut zu. Nur die Neuen verhielten sich zurückhaltend. Auf den Tischen lagen weiße Stoffdecken, neben den Tellern und den exakt ausgerichteten Bestecken war eine zusammengerollte Serviette, auf dem silbernen Serviettenring befand sich ein kleines Namensschild. Es dauert eine Zeit, bis jeder seinen Platz gefunden hatte. Es waren Sechsertische aufgestellt. Tim fühlte sich wie in eine andere Welt versetzt. Mann, wann hatten sie denn mal Stoffservietten beim Essen benutzt? Sie besaßen so etwas überhaupt nicht, zumindest konnte Tim sich nicht daran erinnern.

Als sie an ihren Tisch kamen, saßen da bereits Valentin und Marc. Den anderen Jungen kannte Tim noch nicht. Er stellte sich als Sven vor. Sven war, wie Hasan, einer von den Alten.

„Na, gut eingeführt?“

Hasan schaute Sven grinsend an.

„Du, ich muss dir was erzählen.“

Sven sprach absichtlich so laut, dass alle Jungs am Tisch es mitbekommen konnten.

„Kaum, dass die beiden da waren, haben sie sich Wichsbilder am Rechner angesehen. Wie findest du das?“