Das Empowerment- Coaching CGS - Gerd Nagel - E-Book

Das Empowerment- Coaching CGS E-Book

Gerd Nagel

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Beschreibung

Die Bewältigung einer Krankheit hängt nicht nur von der Medizin, sondern auch vom Patienten selbst ab. Daher fragen Patienten: "Was kann ich SELBST für mich tun?". Empowerment ist die Befähigung des Patienten selbst zu einem normalen Leben mit und trotz einer chronischen Erkrankung beizutragen. In diesem Buch wird beschrieben, wie Patienten und Patientinnen diese Befähigung mit Unterstützung eines Empowerment - Coachs erwerben können. Das Buch behandelt ausführlich die Methoden und Tools des Empowerment-Coachings, auf Basis der positiven Psychologie wie z. B. Zielorientierung, Selbstwirksamkeitserwartung, Refraiming, Stärkenbewusstsein und vieles mehr.

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Seitenzahl: 193

Veröffentlichungsjahr: 2023

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«Nichts beeinflusst das Leben eines Menschen stärker, als was er selbst aus diesem Leben machen will, was er selbst für sich entdeckt, selbst zu tun entschliesst und aus freiem Willen von sich aus zielgerichtet verfolgt.»

Prof. Dr. med. Gerd Nagel

Das Empowerment-Coaching CGS

Lehrbuch und Praxismanual zum Empowerment-Coaching von Personen mit chronischen Gesundheitsstörungen CGS

von Gerd Nagel

Inhalt

Cover

Titelblatt

1.0. Einleitung

1.1 Vorwort und Dank

1.2 Lernziele

1.3 Worum es in diesem Buch geht

1.4 Häufig gestellte Fragen zum Wesen des Empowerment-Coachings

2.0. Die Welt der Betroffenen mit CGS

2.1 Was kann ich selbst für mich tun?

2.2 Metaphern* in der Sprache und subjektive Ätiologievorstellungen* von Betroffenen mit CGS

2.3 Der Diagnoseschock und seine Folgen

2.4 Erste Reaktionen nach dem Diagnoseschock

2.5 Die Selbstwirksamkeitserwartung* SWE im Konzept des Betroffenen-Empowerments

2.6 Was heisst eigentlich «normal» und «gesund»?

3.0. Definition, Theorie und Tools des Empowerment-Coachings

3.1 Positive Psychologie und Empowerment-Coaching

3.2 Was ist und bewirkt Betroffenen-Empowerment-Coaching

3.3 Die Grundsätze des Empowerment-Gesprächs

3.4 Ziele des Empowerment-Gesprächs

3.5 Erfolgsfaktoren und Zielkriterien des Empowerments von Menschen mit CGS

3.6 Kommunikationsstile, Fragetechniken und Kommunikationsfehler

3.7 Triage: Weichenstellungen beim Empowerment-Coaching

3.8 Früh-Empowerment

3.9 Kurz-Empowerment

3.10 Storytelling*: Die Sprache von Geschichten und Bildern

3.11 Der Gebrauch von Bildern beim Empowerment-Gespräch

3.12 Komplementärmedizin

3.13 Mediatormodell zur prognostischen Relevanz des Betroffenen-Empowerments

3.14 Ethische Aspekte des Betroffenen-Empowerments

4.0. Praxis des Empowerment-Coachings

4.1 «Der Regenbogen»*: Ein besonderes Tool* des Betroffenen-Empowerments

4.2 Ressourcen* und «Anti-Ressourcen»*

4.3 Ressourcen-Scouting*

4.4 Reframing*

4.5 Scham, Schuld, Versagen

4.6 Glaube und Spiritualität als Ressource

5.0. Hausaufgaben und Arbeitsblätter zum Empowerment

5.1 Zweck der Hausaufgaben und Arbeitsblätter

5.2 Der Erhebungsbogen «Meine Stärken»

5.3 Arbeitsblatt «Heilsames Schreiben»

5.4 Meine Leitmotive

5.5 Ich schaffe mir meine soziale Sicherheitszone

5.6 Fallbericht aus einem Empowerment-Gespräch

5.7 Merkblatt zu meiner Ressourcen-Arbeit

5.8 Meine Kernkompetenzen

5.9 Meinen «Energiefressern» gebe ich keine Chance

5.10 Entlastung und neue Ordnungen

5.11 Aus der Angst viel kleine Ängste machen

5.12 Stille

6.0. Glossar

Erklärung von Begriffen und Abkürzungen

7.0. Stichwortverzeichnis

Stichwortverzeichnis

8.0. Literaturverzeichnis

Literatur

Urheberrechte

Das Empowerment- Coaching CGS

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Epigraph

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8.0. Literaturverzeichnis

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Einleitung

1.1 Vorwort und Dank

Dieses Buch beschreibt, was Betroffenen-Empowerment ist und wie Personen mit chronischen Gesundheitsstörungen durch professionelles Empowerment-Coaching bei ihrem Selbst-Empowerment unterstützt werden können. Es versteht sich als Lehrmittel und behandelt die Hintergründe und Praxis des Empowerment-Coachings. Es wurde gemeinsam mit Personen mit chronischen Gesundheitsstörungen CGS entwickelt und ist weitgehend auf deren Erlebnis- und Sprachwelt sowie deren praktisch behandelnden Coachinnen und Coaches abgestimmt. Teilweise ist es aber auch im Stil einer wissenschaftlichen Publikation abgefasst.

Dieses Buch hat eine etwa 15-jährige Entstehungsgeschichte. Die Idee zum Buch entstand anlässlich eines Patientinnen- bzw. Patientenseminars zum Thema Selbst-Management. Zunächst haben wir den Lernbedarf von Personen mit CGS erhoben. Dann wurde im Feedback-Gespräch mit diesen die hier vorgestellte Methodik des Empowerment-Coachings entwickelt, praktisch erprobt und gutachterlich validiert.

Das Buch richtet sich an vier verschiedene Zielgruppen:

• Diplomierte Empowerment-Coachinnen und -Coaches, welche das Betroffenen-Coaching systematisch gelernt haben. Diese sind in der Regel vollzeitlich als professionelle Empowerment-Coachinnen und Coaches tätig.

• Health Care Professionals HCPs*, welche in einer Zusatzausbildung befähigt wurden, ausgewählte und besonders wichtige Aspekte des Empowerment-Coachings nebenberuflich abzudecken.

• Peers*, welche nach einer gründlichen Einführung in die Materie des Empowerments-Coachings in der Lage sind, Personen mit CGS auf dem Weg zum Empowerment niederschwellig zu begleiten.

• Personen mit CGS, welche sich besondere Kenntnisse zum Zweck des Empowerment-Coachings und des Selbst-Empowerments aneignen möchten.

Dank

Besonderer Dank gebührt allen Menschen mit CGS und Health Care Professionals HCPs, die an unseren Workshops zur Entwicklung dieses Buches über das Betroffenen-Empowerment-Coaching teilgenommen haben. Wir danken auch jenen etwa 2000 Personen mit CGS, die das Empowerment-Coaching praktisch in Anspruch genommen und durch ihr Feedback namhaft mitgestaltet haben. Wir danken den Gutachterinnen und Gutachtern, die unser Entwicklungsprojekt fachmännisch und kritisch begleiteten.

* Die mit * versehenen Begriffe werden im Glossar definiert.

1.2 Lernziele

Diplomierte Empowerment-Coachinnen und -Coaches, HCPs und Peers

• respektieren die Rechte von Personen mit CGS*, ihr eigenes Erleben subjektiv zu interpretieren und Entscheidungen in eigenen Angelegenheiten nach eigenem Ermessen zu treffen,

• kennen die Ziele, Inhalte und Methoden des Empowerments von Personen mit CGS,

• unterscheiden zwischen Information, Beratung und nicht-direktivem Coaching von Betroffenen und wenden diese Interventionsformen situationsangemessen an,

• wissen, mit welchen Herausforderungen Betroffene in den verschiedenen Phasen ihrer CGS konfrontiert werden können,

• verstehen die Sprache von Betroffenen, mit der sie ihre krankheitsbedingten, subjektiven Vorstellungen, Befürchtungen und Erwartungen ausdrücken,

• können diagnosespezifische Bilder und Metaphern der Betroffenensprache deuten,

• erkennen eher realitätsferne Einschätzungen oder Informations-Missverständnisse von Betroffenen zur Diagnose, Therapie und Prognose,

• tragen zum Reframing* realitätsferner und vor allem fataler Vorstellungen ihrer Betroffenen bei,

• schätzen ihre eigenen Grenzen beim Empowerment-Coaching* richtig ein,

• wissen, wann eine betroffene Person an eine andere, zuständige Fachperson weiterzuleiten ist,

• öffnen sich für schwierige Schicksale anderer und vermeiden, dabei selbst zum Opfer zu werden.

Betroffene mit langfristig chronischen Gesundheitsstörungen CGS

• lernen ihr Leben mit und trotz ihrer Gesundheitsstörung in neuer Normalität zu führen,

• tragen selbst zur Akzeptanz und positiven Gestaltung ihres Lebens mit CGS bei,

• kennen ihre eigenen Ressourcen und nutzen diese für ihre persönlich gesteckten Ziele,

• vermögen fremde Ressourcen zum Selbst-Empowerment einzuschätzen und zu nutzen.

1.3 Worum es in diesem Buch geht

Betroffenen-Empowerment und -Coaching

Dieses Buch handelt vom Betroffenen-Empowerment Coaching. Es bildet die Grundlage der Ausbildung zum Coaching von Personen mit chronischen Gesundheitsstörungen (CGS), die trotz aller Einschränkungen ein normales Leben führen möchten. Das vorliegende Lehrmittel behandelt die Methodik mit der Empowerment-Coachinnen und Coaches den Prozess des Empowerments fördern können.

Der Grundsatz erfolgreichen Betroffenen-Empowerment-Coachings

Das besondere Vorgehen beim Betroffenen-Empowerment-Coaching leitet sich aus folgendem Grundsatz der Edukation von Menschen zu erfolgreichem Leben ab:

«Nichts beeinflusst das Leben eines Menschen stärker, als was er selbst aus diesem Leben machen will, was er selbst für sich entdeckt, selbst zu tun entschliesst und aus freiem Willen von sich aus zielgerichtet verfolgt.»

Zielgruppe des Betroffenen-Empowerment-Coachings

Das in diesem Buch beschriebene Coaching-Angebot richtet sich an Personen mit chronischen Gesundheitsstörungen (CGS), wie etwa Stoffwechselstörungen; Erkrankungen des Nervensystems, rheumatische Erkrankungen oder Autoimmunerkrankungen; chronische Herz-, Kreislauf-, Lungen-, Darm-, Leber- oder urologische Erkrankungen; Blut- und Lymphdrüsenkrankheiten; verschiedene Formen und Stadien von Krebs.

Nicht zur Zielgruppe gehören: Personen mit Kinderkrankheiten; mit übertragbaren Krankheiten wie Infektionen; mit psychiatrischen Diagnosen; mit Sucht oder Abhängigkeit sowie Personen, die ihre eigenen Kräfte zur Krankheitsbewältigung nicht kennenlernen oder nutzen wollen.

Nutzen des Betroffenen-Empowerments

Es gilt als gesichert, dass durch erfolgreiches Empowerment-Coaching folgender Nutzen für die Betroffenen erzielt werden kann:

• Die Krankheit verläuft komplikationsloser.

• Die Lebensqualität steigt.

• Medikamentöse Behandlungen werden besser vertragen.

• Die Anpassung an die neue Lebenssituation erfolgt schneller und leichter.

• Die Rückkehr in das soziale und berufliche Leben gelingt früher und gestaltet sich einfacher.

• Die Einstellung gegenüber paramedizinischen Angeboten wird kritischer.

• Die Compliance steigt, «doctor hopping» findet kaum noch statt.

• Das neu gestärkte Selbstbewusstsein der Betroffenen mit CGS bewirkt eine Entlastung des Umfelds und stabilisiert soziale Beziehungen.

Gesund und normal trotz CGS

Bezeichnete man CGS-Betroffene früher als kranke Personen, setzt sich heute eine andere Ansicht durch. In einem unserer Seminare mit CGS-Betroffenen haben diese folgende Aussage gemacht: «Wir sind trotz unserer CGS gesunde Personen. Wir sind nicht unsere Krankheit – etwa Diabetiker:innen, bloss weil wir eine Zucker-Stoffwechselstörung haben. Wir sind gesunde Menschen mit einem Handicap. Jede:r von uns entscheidet selbst, wie sie oder er mit diesem Handicap umgehen will. Auf jeden Fall wollen wir mit und trotz unserer CGS, trotz eines Handicaps oder Traumas, ein normales Leben im Rahmen einer neuen Form von Gesundheit führen. Was wir unter gesund und normal verstehen, sagt uns kein Lexikon. Das definieren wir selbst für uns.»

Themen des Empowerment-Coachings

In den gut 15 Jahren systematischen Patientinnen- und Patienten-Coachings sowie der Entwicklung der Prinzipien des Empowerment-Coachings in Zusammenarbeit mit Betroffenen und Gesundheitsexpertinnen und -Experten, haben wir eine lange Liste an Themen für das Empowerment-Coaching von Personen mit CGS erstellt. In der Praxis des Coachings stehen die folgenden Themen ganz oben (in « »: Formulierungen von Betroffenen, die den fett gedruckten Fachbegriffen entsprechen):

Selbstwirksamkeitserwartung SWE: «Mein Motiv zum SELBST-Empowerment ist meine feste Überzeugung, dass ich mein persönliches Schicksal selbst wirksam beeinflussen kann und auch will.»

Ziel- und Zukunftsorientiertheit: «Ich will wissen, was mir das SELBST-Empowerment bringt. Warum sich der Einsatz lohnt. Was ich aus eigenen Kräften zur Neugestaltung meiner Zukunft auch wirklich erreichen kann.»

Ressourcenbewusstsein: «Ich möchte vor allem herausfinden, welche meine eigenen inneren Kräfte und meine Stärken zum SELBST-Empowerment sind und wie ich diese am besten nutzen kann.»

Reframing: «Mir ist klar, dass ich zum SELBST-Empowerment einige alte Gewohnheiten ablegen muss. Und ich will jene neue Form von Gesundheit finden, die wirklich zu meinem neuen Leben passt.-»

Positive Psychologie: «Ich werde Krisen, Zweifeln oder negativen Gedanken wie einem Hund mit einem energischen «Fuss, sitz» begegnen. Ich werde danach suchen, was Mut macht und mich aufstellt.»

Achtung Energiefresser: «Ganz ohne innere und äussere Widerstände wird es bei meinem SELBST-Empowerment wohl nicht ablaufen. Egal, ich gebe Energiefressern keine Chance.»

Wie oben erwähnt, die Liste möglicher Themen des Empowerment-Gesprächs ist viel länger. Sie umfasst Themen, die tief in Gedanken- und Gefühlswelten der Betroffenen eingreifen können. Oder Gedanken, die manchmal weggesperrt werden, aber in kritischen Lebensphasen wieder auftauchen können – vor allem Fragen von Schuld, Angst, Selbstbezichtigung, Aggressionen oder Fragen, die mit dem sogenannten Sinn des Lebens, mit Spiritualität oder dem Glauben zu tun haben.

Ressourcen-Scouting

Um den Weg in die Zukunft zu planen, besinnt sich die bzw. der Betroffene auf die eigenen inneren Ressourcen. Leicht gesagt, aber meistens gar nicht so einfach. Viele Menschen verfügen nur über bruchstückhafte Kenntnisse ihrer wirklichen Potenziale. Genau aus diesem Grund wurde das Berufsbild der Empowerment-Coachin bzw. des Empowerment-Coaches entwickelt: Der oder die Coach:in hat als Scout:in den Auftrag, das verborgene Ressourcen-Potenzial gemeinsam mit den Betroffenen offenzulegen. Gelingt dies, ist es an den Betroffenen, dieses Potenzial zu nutzen. Oft kann der oder die Coach:in dazu wertvolle Tipps geben.

Stärken-, Zukunfts- und Zielorientiertheit des Empowerment-Coachings Beim Empowerment-Coaching erteilt der oder die Coach:in auf gar keinen Fall Ratschläge, wie die oder der Betroffene das eigene Leben neu zu gestalten hat oder was zu tun oder zu lassen ist. Es wird nicht über «Schwächen» der Betroffenen geredet. Die Stärken werden gesucht und bewusst gemacht. An die Stelle der Frage der bzw. des Betroffenen «Warum, warum ich?» treten die viel wichtigeren Fragen «Wozu, wie weiter?» – der Blick ist immer nach vorn gerichtet, wie derjenige des Bauern beim Pflügen.

Hausaufgaben

Ein wichtiges Kriterium erfolgreichen Empowerment-Coachings besteht darin, dass Betroffene mit ihrer neuen Lebenssituation allein klarkommen und ihre:n Coach:in nicht mehr brauchen. Um den Prozess der Verselbstständigung zu beschleunigen, können «Hausaufgaben» eingesetzt werden. Es handelt sich dabei um Übungen zur Förderung des Selbst-Empowerments, welche die Betroffenen sehr wohl auch ohne Coach:in erledigen können. Zu solchen Hausaufgaben gehören:

• Schreiben eines Tagebuchs,

• kreativitätsfördernde Übungen,

• die individuelle Stärkenanalyse,

• Anleitungen zur Entdeckung eigener Ressourcen,

• das Schaffen einer persönlichen Sicherheitszone,

• die Formulierung von Leitmotiven für das Leben in neuer Normalität,

• Motivationsübungen zum Durchhalten bei Durststrecken,

• Trainingselemente aus der positiven Psychologie.

Früh-Empowerment

Wir gehen davon aus, dass der Nutzen des Empowerments für Betroffene mit CGS umso grösser ist, je früher nach Diagnosestellung das Empowerment-Coaching einsetzt. Optimal für solches Früh-Empowerment ist ein Zeitfenster von bis zu sechs Wochen nach Feststellung einer CGS. Oder umgekehrt: Je später nach der Diagnose mit dem Empowerment-Coaching eingesetzt wird, umso eher lassen die Effekte des Empowerment-Coachings wieder nach.

Einflussfaktoren auf das Betroffenen-Empowerment

Wie Abb. 1 zeigt, wird das Betroffenen-Empowerment im Wesentlichen von vier Seiten geprägt. In diesem Buch geht es speziell um die Komponente «Betroffenen-Edukation» durch Empowerment-Coaching.

Abb. 01: Einflussfaktoren auf das Betroffenen-Empowerment. Betroffenen-Edukation ist das Hauptthema dieses Buches.

1.4 Häufig gestellte Fragen zum Wesen des Empowerment-Coachings

Was ist Betroffenen-Empowerment-Coaching?

Das Empowerment-Coaching* ist eine spezielle Form der Betroffenenberatung, die durch Empowerment-Coachinnen oder Coaches erbracht wird. Das Ziel besteht darin, Personen mit langfristig chronischen Gesundheitsstörungen CGS* zum Selbst-Management* zu befähigen (empowern). Dabei werden die Ziele des Selbst-Managements von der oder dem Betroffenen selbst vorgegeben. Der oder die Empowerment-Coach:in unterstützt die betroffene Person dabei, persönliche Ziele zu definieren sowie ihre eigenen Möglichkeiten und Ressourcen* zur Zielerreichung zu entdecken, zu stärken und einzusetzen.

Welche sind die besonderen Methoden und Inhalte des Empowerment-Coachings?

Das Empowerment-Coaching weist folgende Merkmale auf:

• Die Befähigung von Betroffenen, um mit und trotz einer CGS ein normales Leben führen zu können und als Expertin bzw. Experte in eigener Sache tätig zu werden.

• Empowerment-Coaching ist Beratung ohne Ratschlag. Das bedeutet, dass der oder die Coach:in keine diagnostischen, therapeutischen oder anderen Empfehlungen ausspricht. Vielmehr besteht die hauptsächliche Funktion darin, die Betroffenen zu befähigen, die Ressourcen, Methoden, Wege und Ziele seines Empowerments selbst festzulegen.

• Das Empowerment-Coaching ist auf das Leben in neuer Normalität ausgerichtet und nicht auf krankhafte Zustände oder Entwicklungen.

• Das Empowerment-Coaching ist strikt zukunftsorientiert. Der Ursprung von Konflikten wird normalerweise nicht thematisiert.

• Therapeutische oder methodische Ansätze der Psychoanalyse/Psychotherapie fehlen beim Empowerment.

• Beim Empowerment-Coaching werden vor allem zwei Methoden zum Betroffenen-Empowerment eingesetzt. Erstens das nach besonderen Regeln ablaufende Empowerment-Gespräch; zweitens «Hausaufgaben» für Betroffene zur Förderung ihrer Befähigung zum Selbst-Empowerment.

• Die thematischen Schwerpunkte des Empowerment-Coachings lassen sich mit folgenden Stichworten umschreiben: Selbst-Wirksamkeits-Erwartung (SWE)*, Ressourcen-Scouting*, Reframing*, Motivation, Selbst-Empowerment*, Stärken der Betroffenen stärken. Ein zentrales methodisches Element ist das «Regenbogentool»*.

• Das Empowerment-Coaching beachtet die Grundregeln der positiven Psychologie*.

Welche medizinische Berufsgruppe ist für das professionelle Empowerment-Coaching zuständig?

Grundsätzlich ist niederschwelliges Betroffenen-Empowerment keine Domäne einer bestimmten Berufsgruppe. Zuständig ist im Prinzip jede Person, die das Empowerment-Coaching gelernt hat und es von ihrer Persönlichkeit her überhaupt kann.

Professionelles Empowerment-Coaching setzt hingegen solides medizinisches Fachwissen, langjährige Berufserfahrung als HCP* und die Diplomierung als Empowerment-Coach voraus.

Wie wird das Empowerment-Coaching vergütet?

Niederschwelliges Empowerment-Coaching kann neben den alltäglichen Leistungen von HCPs stattfinden und wird in der Regel nicht sonderlich vergütet. Professionelles Empowerment-Coaching ist zwar auch noch keine obligatorische Kassenleistung, aber eine Vergütung durch die Kassen ist nicht gänzlich ausgeschlossen. Es wäre jedenfalls ein entsprechender Antrag bei der Krankenkasse zu stellen.

Wie hoch ist der Prozentsatz an Betroffenen mit CGS*, die vom Empowerment profitieren?

Dazu liegen noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen vor. Aufgrund unserer Erfahrung gehen wir von folgender 1/3-Regel aus:

• 1/3 der Betroffenen sind von sich aus befähigt und auch hochgradig motiviert ein Programm des Selbst-Managements zu erlernen und dieses auch langfristig konsequent zu befolgen.

• 1/3 der Betroffenen stehen der Idee des Selbst-Empowerments zunächst skeptisch gegenüber. Sie lassen sich zum Teil jedoch von der Sinnhaftigkeit des Empowerments überzeugen.

• 1/3 der Betroffenen sind zum Selbst-Management und damit zu erfolgreichem Empowerment aus vielerlei Gründen nicht in der Lage.

Welche sind Ausschlusskriterien von Betroffenen mit CGS vom Empowerment-Coaching?

Für das Empowerment-Coaching gibt es drei wesentliche Ausschlusskriterien: Grund 1: Die Weigerung der oder des Betroffenen.

Grund 2: Die fehlende Befähigung der betroffenen Person zum Empowerment-Coaching. Das Mass der Befähigung ergibt sich aus der Eignungstriage, dem ersten Schritt des Empowerment-Coachings.

Grund 3: Kontraindikation, vor allem

• das Vorliegen einer psychiatrischen Diagnose oder von unkontrollierter Sucht,

• eine bereits angelaufene Betreuung der betroffenen Person durch eine Psychologin bzw. einen Psychologen. In diesem Fall wäre zumindest zusammen mit Psychologin oder Psychologe über ein mögliches zusätzliches Coaching zu reden,

• erhebliche sprachliche oder andere Verständigungsbarrieren zwischen der oder dem Betroffenen und Coach:in,

• eine nur kurzfristige Verfügbarkeit der oder des Betroffenen. In diesem Fall käme höchstens ein Power-Coaching* infrage,

• ein doctor-hopping* der oder des Betroffenen,

• wenn kein Vertrauensverhältnis zwischen Coach:in und der betroffenen Person aufgebaut werden kann, spricht dies entschieden gegen ein längerfristiges Coaching-Engagement.

2.0

Die Welt der Betroffenen mit CGS

2.1 Was kann ich selbst für mich tun?

Zusammenfassung: Die Worte ICH SELBST treffen den zentralen Punkt, um den es beim Empowerment-Gespräch geht: das selbstbestimmte, zielorientierte Handeln der Betroffenen bezüglich ihrer eigenen Angelegenheiten und zu ihren Gunsten. «Selbst entdecken, selbst schaffen» – von frühester Kindheit an entsteht der Wille nach Selbstentfaltung, der letztlich zu folgender Erfolgsformel wurde: «Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.»

«Ich-Selbst»: Ein Begriff sowohl aus der Umgangssprache als auch aus den Wissenschaften

Was meint «Ich-Selbst»? Zunächst ist es einmal ein Begriff unserer Umgangssprache. Die Betonung liegt auf dem Ich. Es geht um die subjektive Wahrnehmung und das persönliche Handeln in Bezug auf ureigene Angelegenheiten des Individuums. Zudem stehen die Worte «ICH SELBST» in engem Zusammenhang mit der Persönlichkeitsentwicklung des Menschen. Von frühester Kindheit an, wenn sich die Kleinen mit den Worten «selber, selber, selber» erstmals an Neues heranwagen – und sich dabei teilweise auch selbst überschätzen und «auf die Nase fallen» oder «die Finger verbrennen» – steht dieses Ich-Selbst in engem Zusammenhang mit der Erfahrung der Welt, Weitung des eigenen Horizonts, Entfaltung von Gefühlen der Autonomie, der Emanzipation und des Selbstvertrauens.

Ich-Selbst ist schliesslich auch ein Begriff der Neurobiologie. Mit der Verortung des Selbst im ZNS* wurde dessen wesentliche Funktion bei der Regulation molekularbiologischer Prozesse zum Schutz bzw. zur Wiederherstellung der menschlichen Identität und Integrität erkannt.

Ich-Selbst: Die Essenz des Betroffenen-Empowerments

Die Frage, «Was kann ich als Betroffene:r selbst für mich tun», stellt sich in jedem Empowerment-Gespräch. Manchmal ist sie der Ausgangspunkt des Gesprächs. Manchmal markiert sie dessen gelungenes Ende. Bleibt sie unbeantwortet, ist kaum denkbar, dass sich die oder der Betroffene wirkungsvoll, selbstverantwortlich in die eigenen Angelegenheiten einzumischen lernt, von der Überzeugung geleitet, dass kaum etwas unser Leben so nachhaltig prägt, wie die Erkenntnisse, die wir selbst gewonnen, die Konsequenzen aus unserem Tun, die wir selbst gezogen, unser Verhalten, das wir selbst geändert und die Sehnsucht, die wir selbst genährt haben.

Abb. 02: Der bzw. die Betroffene an der Schnittstelle von Medizin- und Betroffenen-Welt.

Ich-Selbst: So fragt nur der Mensch

Was den Menschen und nur ihn ausmacht, ist das Wissen, Verantwortung für sich selbst zu haben und dafür Rechenschaft ablegen zu müssen. Sich in Krisensituationen selbst gegen die Attacken des Schicksals zu wehren, ist ein uraltes, tief eingeprägtes Verhaltensmuster. Entsprechend heisst es: Behalte das Heft des Handelns in deiner eigenen Hand. Oder, wie der Volksmund sagt: «Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.» Um dieses «Betroffenen-Ich-Selbst» dreht sich das ganze Empowerment-Coaching.

Fallbericht

Der Empowerment-Coach erzählt:

«SE kommt nun schon seit über 10 Jahren zu mir ins Empowerment-Coaching. Im Schnitt zweimal pro Jahr. Jedes Jahr sagt sie: ‹Ich brauche wieder einen Schluck Empowerment.› Es ist schon gar nicht mehr klar, wer hier eigentlich wen coacht. Auch ich gehe nach jeder neuen Begegnung mit ihr abends nach der Sprechstunde weniger gebeugt als sonst nach Hause. Als ältere Semester bevorzugen wir es, uns gegenseitig mit "Sie" anzusprechen. SE hat das Selbst-Empowerment schon in ihren Initialen. Und sie hatte es auch für sich selbst entdeckt, lange bevor jemand hierzulande dieses Wort kannte. ‹Das ist doch 2000-jähriges Wissensgut›, meinte sie. Ich konnte ihr nur beipflichten.

SE: ‹Wie will man im Leben wirklich vorankommen, wenn man es nicht selbst will? Das weiss doch jeder.›

Coach: ‹Jeder?›

SE: ‹Jeder! Aber nicht jeder weiss, dass er es weiss. Dann braucht es ein Coaching. Ich war über 40 Jahre lang Primarlehrerin. Die einen brauchten kein Empowerment-Coaching, die meisten wohl. Das war eines meiner Hauptanliegen, die jungen Menschen dabei zu unterstützen, selbstständig zu werden. Einmal fragte mich eine Schülerin: ‹Lehrerin, wo ist Celebes?› Ich entgegnete: ‹Warum willst du das wissen?› Die Schülerin antwortete: ‹Einer hat den Witz vom Elefanten aus Celebes erzählt.›

‹Ich habe ihr dann gesagt: ‹Du hast fünf Minuten Zeit. Besorge dir einen Atlas und finde selber raus, ob es Celebes überhaupt gibt und wo es liegt.› Die Klasse lachte. Sie rannten alle in die Schulbibliothek und kamen mit ein paar Atlanten zurück. Celebes war schnell gefunden. Dann tönte es: ‹Wer findetzuerst Borneo?› Denn in dem Witz hiess es auch: Der Elefant aus Borneo, der hat den Rüssel vorneo. Und so haben sie es selber gelernt und deswegen auch nie mehr vergessen.›

SE war wirklich der beste Beweis, dass Selbst-Empowerment ein Teil jener Kraft ist, die Berge versetzen kann. Vor über dreissig Jahren bekam sie Brustkrebs, wenige Jahre später Ableger desselben in Knochen und Leber. Sie erhielt die üblichen Krebsmedikamente. Es ging immer auf und ab. Sie verlor das Gefühl in den Fingerspitzen und die Füsse wurden fast taub. Dann kam Rheuma dazu und sie musste das Klavierspielen aufgeben. Es kam zu Knochenbrüchen, aber auch wieder zu deren Abheilung.

Coach: ‹Ich habe noch nie jemanden wie Sie gesehen. Was hält Sie am Leben?›

SE: ‹Nicht am Leben, im Leben.›

Coach: ‹Was hält Sie im Leben?›