Das Erbe der Macht - Band 18: Blutnacht - Andreas Suchanek - E-Book

Das Erbe der Macht - Band 18: Blutnacht E-Book

Andreas Suchanek

4,8

Beschreibung

Die Mauern wanken. Bran lässt die Maske fallen und zerstört aus der Mitte heraus die Gesellschaft der Magier. Nicht einmal die Unsterblichen scheinen diesem Gegner gewachsen zu sein. Während der Kampf tobt, erreicht Alex jenen Ort, an dem er die letzte Wahrheit über den alten Pakt erfährt. Mit allen Konsequenzen. Das Erbe der Macht ... ... Gewinner des Lovelybooks Lesepreis 2018! ... Gewinner des Skoutz-Award 2018! ... Silber- und Bronze-Gewinner beim Lovelybooks Lesepreis 2017! ... Platz 3 als Buchliebling 2016 bei "Was liest du?"! ... Nominiert für den Deutschen Phantastik Preis 2017 in "Beste Serie"! Das Erbe der Macht erscheint monatlich als E-Book und alle drei Monate als Hardcover-Sammelband.

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Table of Contents

Titelseite

Was bisher geschah

Prolog

1. So wunderschön

2. Freund oder Feind?

3. Rette den Nimag

4. Zwischen allen Fronten

5. Mit aller Macht

6. Alt gegen Neu

7. Der Ort der Wahrheit

8. Fieber

9. Richter und Henker

10. In Asche und Blut

11. Stunden im Zwielicht

12. Ein Schlund ins Nirgendwo

13. Immortalis Aeternum

14. Über den Dächern von Frankfurt

15. Fehlsprung

16. Flammen der Erkenntnis

17. Flieht!

18. Erste Schritte

19. Am Boden

20. Zwischen Legenden und Sagen

21. Wir nähern uns dem Ende

22. Der Verräter

23. Wo alles begann

24. Drache, Kelch und Schwert

Vorschau

Seriennews

Glossar

Impressum

Das Erbe der Macht

Band 18

»Blutnacht«

von Andreas Suchanek

 

Was bisher geschah

 

Bran tritt aus dem Schatten.

Herangereift im Inneren des Onyxquaders, sammelt der alte Widersacher von Leonardo und Johanna über Wochen seine Kraft. Ränke werden geschmiedet, Artefakte gesammelt, die Krallen tief in die Leiber von Lichtkämpfern und Schattenkriegern geschlagen.

Nachdem Chloe das Artefakt mit der Bezeichnung ›Seelenmosaik‹ bergen konnte – wobei Chris, Nikki und Nemo im Unterwasserreich der Aquarianer zurückblieben –, leitet Bran die Blutnacht ein. Seine ihm treu ergebenen Helfer beginnen den Kampf. Die Unsterblichen sollen gestürzt werden, die Gegner sterben. Auch die magischen Familien sind nicht länger sicher.

Im Archiv wird die Archivarin in ewigem Bernstein eingeschlossen. Grace liegt im Sterben und Eliot tötet alle anwesenden Gelehrten.

Alex und Jen haben das Archiv kurz zuvor verlassen und werden durch einen letzten Zauber der Archivarin gewarnt.

Während Jen zu Dylans Rettung eilt, macht Alex sich auf den Weg, um letzte Antworten zum alten Pakt zu erhalten.

 

 

 

 

 

Und die Mauern wankten unter dem Ansturm aus vergiftetem Glück. Ein Königreich zerfiel zu Asche und Staub.

Die alte Ordnung war nicht länger.

Unter dem Flammenbanner schritt er dahin.

Geboren aus den Schatten des Anbeginns,

schuf er eine neue Ordnung.

 

 

 

 

Prolog

 

»Beeil dich, Schatz, wir müssen hier weg«, sagte Patryk beschwörend.

Alisa warf einen letzten Blick über die mit Kissen ausgelegten Sessel, den mit Blumen geschmückten Tisch und die Gemälde an der Wand. Der Zimtgeruch lag noch immer in der Luft. Ganz ohne Magie hatte sie einen Kuchen gebacken, um Patryks Geburtstag zu feiern.

»Wie haben die das nur gemacht?«, flüsterte ihr Ehemann panisch. »Kein Schattenkrieger dürfte die Abwehrmaßnahmen so leicht außer Kraft setzen können.«

Eine Antwort gab es nicht, nur weitere Fragen.

Die Nacht lag über Chicago wie ein Leichentuch. Während die Nimags selig schlummerten, war etwas geschehen, womit niemand gerechnet hatte.

Mitten im Wassergespräch mit Maria, Alisas bester Freundin, waren Magier in deren Wohnung eingedrungen. Noch immer sah Alisa die Lichtblitze vor sich, die ihre beste Freundin und deren gesamte Familie ausgelöscht hatten. Natürlich hatten sie sofort das Castillo kontaktiert, doch dort antwortete niemand.

»Ich habe ihnen gesagt, dass Moriarty ganz bestimmt losschlägt, aber sie wollten nicht hören.« Patryks geballte Rechte umschloss den Essenzstab. »Komm schon, ich habe den Zauber vorbereitet. Niemand wird uns sehen.«

Mit einem letzten Nicken verabschiedete Alisa sich von ihrem Zuhause.

Stufen knarzten.

Panisch fuhr sie herum …

… und atmete auf.

Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht stieg Patricia Ashwell die Treppe zu ihnen empor. »Guten Abend.«

»Wir dachten schon, du seist ein Schattenkrieger.« Patryk atmete hektisch. »Wie kommst du hier herein?«

»Das Sprungtor«, erwiderte sie. »Das gesamte Netzwerk ist wieder aktiviert. Bran hat das Siegel aufgehoben.«

»Das ist ja fantastisch.« Alisa sah hektisch zur Tür. »Dann können wir mit einem Portal fliehen. Schnell, die Schutzzauber sind fast durchbrochen.«

Doch Patricia machte keine Anstalten, aus dem Weg zu gehen. »Nicht doch. Ihr habt Angst, doch das müsst ihr nicht. Für einen großen Teil der magisch Geborenen ist der Weg zu Ende, doch die neue Ordnung wird für den Frieden sorgen. Es gibt nicht länger Schattenkrieger und Lichtkämpfer. Wir sind alle eins.«

Blitzschnell ruckte die Spitze ihres Essenzstabes auf Patryk.

»Mortus Absolutum. Mortus Infinite!«

Noch bevor Alisa die Worte des verbotenen Todeszaubers verarbeitet hatte, erlosch das Funkeln in Patryks Augen. Leblos fiel ihr Ehemann zu Boden.

Ein Schrei erklang, der vom Ende einer Welt kündete. Erst Sekunden später realisierte Alisa, dass sie selbst ihn ausgestoßen hatte. Heiße Tränen rannen über ihre Wangen. Das durfte nicht sein, das konnte nicht sein.

»Alles wird gut«, flüsterte Patricia. »Endlich werden die Unsterblichen fallen.«

»Warum?«, wimmerte Alisa.

Ein Schlag prellte ihr den Essenzstab aus der Hand. Erst jetzt sah sie die übrigen Magier, die hinter Patricia im Schatten des Treppenabgangs standen. Lichtkämpfer und Schattenkrieger.

»Für die neue Ordnung.« Patricia sprach, als wäre das geradezu eine Selbstverständlichkeit. »Sie mag unter Schmerzen geboren werden, doch sie wird ewig währen. Und sie bringt uns allen, was wir uns am meisten ersehnen.«

Ihre Blicke trafen sich.

»Mortus Absolutum. Mortus Infinite!«

In der einen Sekunde war Alisa noch am Leben, in der nächsten existierten Träume, Glück und Liebe nicht länger.

Die Blutnacht forderte ihr Opfer.

Tausend weitere sollten folgen.

1. So wunderschön

 

Kurz zuvor

 

»Manchmal glaube ich, dass weit entfernt jemand in der Dunkelheit steht und das Firmament betrachtet. Einer dieser winzigen Punkte über ihm sind dann wir«, flüsterte Max.

Kevin stand hinter ihm, hielt ihn eng umschlungen und hauchte einen Kuss in sein Haar. »Die Nimags glauben, dass es keine Magie gibt. Wer weiß, vielleicht wissen wir nur nicht, dass dort draußen etwas ist.«

Gemeinsam mit einer Gruppe Magier hatten sie sich auf dem Astronomieturm versammelt, um einen Lokalisierungszauber zu üben. Dieser machte es notwendig, die Sterne klar im Blick zu haben.

Professor Animos stand der Klasse zugewandt am Rand der Brüstung. »Haltet eure Essenzstäbe bereit.«

Er hatte ihnen ausreichend Zeit gegeben, den Anblick zu genießen. Ein simpler Zauber hatte den Schneesturm an dieser Stelle neutralisiert. Seit Tagen tobte er um das Castillo herum. Damit hatten sie nun bei klarer Luft einen atemberaubenden Ausblick auf das Firmament.

Der gezückte Essenzstab drückte gegen Max‘ Ring, den er an seiner rechten Hand trug. Ein Familienerbstück, das Kevin von Annora Grant erhalten hatte, um es Max zu überreichen. Ein Verlobungsring. Da der Kampf um die Schattenfrau ausgestanden war, wollten sie noch in diesem Jahr heiraten, möglichst bevor die nächste Katastrophe ihre Pläne zunichtemachte.

»Bereit für die Lokalisierung?«, hauchte Kevin in Max‘ Ohr.

»Hör auf, mich abzulenken.«

»Wie jetzt, der große Agent kann sich nicht konzentrieren?«

»So weit ich das gerade erfühle, ist es nicht dein Essenzstab, der da gegen mich drückt. Wer von uns ist unkonzentriert?«

Kevin lachte leise. »Bringen wir es hinter uns und verschwinden.«

»Deal.«

Sie hoben ihre Essenzstäbe.

Ein leuchtender Blitz surrte durch die Luft, traf Professor Animos in die Brust und warf ihn über die Brüstung.

Während die vorderen Magier losstürmten, um ihm möglicherweise noch zu helfen, hatte Max längst erkannt, dass der Schlag in das Herz des Professors gegangen war. Innerlich schaltete er auf Verteidigung.

Doch selbst seine Reaktionen waren nicht schnell genug, denn der Angriff kam nicht von außen. Er erfolgte aus der Mitte heraus. Mehrere Magier hatten gleichzeitig ihre Essenzstäbe erhoben und nutzten Kraftschläge, um die Stärksten unter ihnen auszuschalten. Gleich drei davon richteten sich gegen Max.

Gleichzeitig erlosch der Schneesturm, als wäre er ausgeknipst worden.

Schreie gellten durch die Dunkelheit, Feuerzauber loderten. Das wunderschöne Idyll verging. Und eine blutige Nacht zog herauf.

 

Verstaubte Bücher und einzelne angebrannte Papyri – viel mehr war von der einstmals großen Bibliothek nicht geblieben, die sich im Herrenhaus befunden hatte. Das verdankten sie Chloe O’Sullivan. Wütend schlug Moriarty gegen das Holz des Regals. Sie hatten zu viel Wissen verloren. Womöglich musste er noch einmal zurückkehren in die endlosen Tiefen, um dort zu recherchieren.

Obwohl schon viel über den alten Pakt bekannt war, fehlte noch etwas. Er konnte spüren, dass es wichtig war, ja: überlebenswichtig. Moriarty stand kurz davor, die Zusammenhänge zu sehen, nur noch ein letztes Puzzleteil musste er aufspüren. Immerhin wusste er, im Gegensatz zu den Lichtkämpfern, wer der Verräter einst gewesen war. Legenden rankten sich um ihn, die Verbindung war offensichtlich. Er hatte die Seiten gewechselt und zahlreiche ehemalige Mitstreiter getötet, um den Wall zu verhindern. In diesem Zusammenhang erinnerte Moriarty sich an die Ereignisse aus alter Zeit.

»Und die Mauern wankten unter dem Ansturm des vergifteten Glücks«, flüsterte er.

Der Verräter, der Wall, der alte Pakt – alles hing irgendwie zusammen. Wieder schlug er gegen das Regal. Ein Puzzleteil fehlte, ein Fragment des Mosaiks.

Die Dielen knarzten.

Moriarty sah auf. »Ah, Grigori.«

Entgegen seiner typischen Angewohnheit lächelte Rasputin. Sein zotteliger schwarzer Bart wirkte gepflegter als üblich, seine Augen leuchteten. »Moriarty.«

»Gute Nachrichten?«

»Aber ja.«

Er stoppte seine Suche nach dem Buch. »Endlich. Es wird auch Zeit. Berichte.«

»Heute werden die Lichtkämpfer aufhören zu existieren.«

Hatte Grigori etwa eine halluzinogene Substanz eingenommen? Bei ihm konnte man nie sicher sein. »Wir haben also ein Wunderartefakt gefunden?«

»Ebenso haben die Schattenkrieger heute aufgehört zu existieren.«

Aus dem Augenwinkel sah Moriarty seinen Essenzstab auf dem kleinen Lesetisch liegen. Anfängerfehler. Jeder seiner Sinne signalisierte Gefahr, und sie ging eindeutig von Rasputin aus. Stand er unter einem Zauberbann?

»Möchtest du das näher ausführen?«, fragte Moriarty freundlich und bewegte sich vorsichtig auf den Tisch zu.

»Mir wurde zurückgegeben, was ich einst verlor«, flüsterte er freudig. »Mein ganz persönliches Glück. Jetzt diene ich ihm. Und der neuen Ordnung.«

Jede Faser von Moriartys Körper gefror. »Was redest du da?«

»Er ist zurück. Und er führt uns in eine neue Zeit, eine neue Ordnung.« Das Lächeln war widerwärtig anzusehen. »Schließ dich uns an.«

»Wie lautet sein Name?«

»Bran«, erwiderte Rasputin. »Seine Macht ist grenzenlos. Er wurde wiedergeboren aus dem Wall. Die Unterstützer der neuen Ordnung schwärmen bereits aus, das Portalnetzwerk ist wieder aktiv. Er wird auch dir dein Glück schenken.«

Vergiftetes Glück. »Es spielt wohl keine Rolle mehr, was ich sage. Wie viele unserer Schattenkrieger haben sich bereits der neuen Ordnung angeschlossen?«

»Nahezu alle«, erwiderte Rasputin. »Um alle übrigen wird sich soeben gekümmert. Wir könnten einen Mann wie dich gebrauchen, Moriarty. Schließ dich uns an. Du warst schon immer ein Stratege.«

Doch ebenso hatte er sich niemals jemandem unterworfen. »Ich müsste darüber nachdenken.«

»Ich fürchte, das ist nicht möglich. Du musst jetzt eine Entscheidung treffen. Der Krieg zwischen Schattenkriegern und Lichtkämpfern ist vorbei. Bran hat große Pläne.«

»Und welche mögen das wohl sein, Grigori?«

Ein verstehendes Lachen war die Antwort. »Du schindest Zeit. Ich hätte dich für klüger gehalten. Doch so sei es. Ich erkenne an, dass du dich der neuen Ordnung nicht anschließen wirst. Damit endet deine Wacht!«

»Aportate Essenzstab!« Moriarty wirbelte herum, sprang in Richtung des Lesetischs und streckte die Hand aus.

»Mortus Absolutum! Mortus Infinite!«

Der Todeszauber schoss haarscharf an Moriarty vorbei. Entsetzt realisierte er, dass die Beschränkungen aufgehoben worden waren. Der Zauber konnte wieder ausgesprochen werden, das Bannsiegel war gelöst. Wussten diese Idioten denn nicht, was sie damit heraufbeschworen?

Mit einer geschickten Rolle kam er wieder auf die Beine.

Sie wechselten einen Blick.

Vor dem Raum erklangen Schreie, Kampfgeräusche, Todeszauber.

»Ich habe mich noch nie jemandem unterworfen.« Moriarty lächelte böse. »Und meine Wacht nimmt gerade erst ihren Anfang.«

Magie blitzte auf.

Der Kampf begann.

2. Freund oder Feind?

 

Kraftschläge donnerten auf die Contego-Sphäre.

Max wich keinen Schritt zurück. Stattdessen weitete er den Schutz aus, um weitere Magier einzuschließen. Zu viele lagen bereits verletzt oder bewusstlos am Boden.

Hektisch blickte Kevin zwischen den Gegnern umher. »Wieso greifen sie uns an? Potesta!«

Einer der Magier verlor seinen Essenzstab. Max schickte ihm einen zweiten Kraftschlag gegen die Schläfe. Bewusstlos sank der Gegner zu Boden.

»Das muss ein Angriff der Schattenkrieger sein«, überlegte Kevin.

Er versuchte, über den Kontaktstein Jen und Alex zu erreichen, doch sie antworteten nicht. Glücklicherweise war Chloe erreichbar.

»Wo seid ihr?«

»Astronomieturm«, sandte er zurück. »Hier drehen alle durch.«

»Ich bin auf dem Weg.«

»Gravitate Negum!«, rief einer der Angreifer.

Caleb, ein freundlicher sommersprossiger Lichtkämpfer, stieg mit rudernden Armen in die Höhe. Sein Gegner lenkte ihn über die Zinnen.

»Immobilus!«, schleuderte Max seinen Zauber gegen den Angreifer, während Kevin Caleb wieder zurück in Sicherheit zog.

Kraftschläge prasselten gegen Schutzsphären, der Boden wurde flüssig, Körper stiegen in die Luft. Wundzauber wurden gebrüllt. Max hatte längst den Überblick verloren, wer Angreifer war und wer auf ihrer Seite stand. Ein brennender Baum flog auf Höhe der Brüstung vorbei und krachte seitlich in den Westflügel. Glas splitterte, Stein zerbrach. Das Holz war magifiziert und damit an Festigkeit jedem anderen Material überlegen.

Neben Max schwenkte Kevin seinen Essenzstab auf ein neues Ziel, doch er kam nicht dazu, den Zauber zu wirken. Ein Schlag traf ihn in den Rücken.

»Liz?!«, brüllte Max.

Sie lächelte ihn an. »Feinde der neuen Ordnung müssen leider sterben. Du bist ein Agent und damit automatisch ein Feind. Mortus Absolutum. Mortus Infinite!«

Max legte seine gesamte Kraft auf die Contego-Sphäre. Der Todeszauber kam mit einer unvergleichlichen Wucht und zerfetzte den Schutz, drang aber immerhin nicht bis zu ihm durch.

Es waren zu viele.

Freund oder Feind? Er konnte es nicht länger unterscheiden.

»Na schön, dann sorgen wir mal für ein wenig Klarheit.« Sein Essenzstab wirbelte durch die Luft, als er die magischen Zeichen erschuf. »Generate Somnus Mortus!«

Der Schlafzauber glitt durch die Luft und senkte sich mit Ausnahme von Kevin auf alle herab. Einige wehrten sich, versuchten, die Müdigkeit niederzukämpfen – vergeblich. Der todesähnliche Schlaf überfiel alle.

Stöhnend rappelte Kev sich auf. »Gute Idee. Das hätten wir nicht mehr lange durchgehalten.«

»Was auch immer hier passiert, es geschieht auch dort unten.« Max deutete in die Nacht hinaus. »Wie haben die den Kristallschirm überwunden?«

Als wollte das Schicksal ihm auf seine Frage antworten, entstanden Flammen inmitten der nächtlichen Schwärze. Entsetzt realisierte Max, dass es nicht die Luft war, die brannte.

»Die Kristalle«, flüsterte Kevin. »Sie …«

»… brennen«, vollendete Max.

Jedes einzelne Element des unbrechbaren Schutzes loderte in grün-roten Flammen. Die magischen Ankerelemente schmolzen, tropften als flüssige Essenz zu Boden, Löcher bildeten sich in der Kuppel – und schließlich erlosch die Magie.

»Was geht hier vor?«, flüsterte Kevin.

Max‘ Gedanken rasten. »Wenn der Schutz jetzt erst bricht, erfolgte der Angriff aus dem Inneren des Castillos. Vielleicht eine starke Variation des Dirigi? Wir müssen zu Chloe. Und Johanna finden. Schnell!«

Gemeinsam eilten sie die Stufen des Turms hinab.

In den Gängen des Castillos erwartete sie Chaos. Blutende Lichtkämpfer lagen am Boden, Schreie von Verletzten erklangen, magische Sprüche wurden gebrüllt.

»Wie erkennen wir, wer auf unserer Seite steht?«, fasste Kevin seine Gedanken in Worte. »Ich meine, bevor wir angegriffen werden.«

Sie wechselten einen Blick.

»Contego!«

Eine Schutzsphäre entstand. Sie zogen die Kuppel jedoch zusammen, wodurch die verfestigte Essenz ihre jeweiligen Körperformen nachbildete. Auf diese Art sparten sie Kraft. Starke Zauber würden jedoch kinetische Erschütterungen bis zu ihrem Körper durchdringen lassen.

»Hey ihr!« Chloe kam herbeigeeilt.

»Wenigstens eine, bei der wir wissen, wo sie steht«, sagte Kev leise. »Was ist hier los?«

»Der Turm?«, fragte Chloe, als sie vor ihnen zum Stehen kam.

»Schlafen alle«, erwiderte Max. »Ich habe den Somnus Mortus benutzt.«

»Clever«, lobte Chloe. »Aber so seid ihr Agenten eben.«

»Danke. Weißt du, wo Chris ist? Und Nikki? Ihr wart doch auf einer gemeinsamen Mission.«

»Ah, die sind beide noch dort«, erwiderte sie freundlich. »Wahrscheinlich sterben sie gerade.«

Schlagartig realisierte Max, dass Chloe ohne Unterbrechung lächelte.

Dann ging alles blitzschnell.

Ein Zauber traf ihn frontal – sie musste ihn bereits vorbereitet haben –, durchdrang seinen Schutz und löschte Max‘ Bewusstsein aus.

 

Blitze zuckten, als Rasputins Essenzstab auf den von Moriarty traf. Sie nutzten die Erweiterung ihres Sigils, um sich ein direktes Gefecht zu liefern; als führten sie einen Schwertkampf.

»Noch kannst du die Seiten wechseln«, erklärte Rasputin. »Bran wird dich aufnehmen, wie er es auch mit mir getan hat. Als Crowley uns vorstellte, wollte ich es erst nicht glauben, aber dann gab er mir das Geschenk.«

Es hätte Moriarty nicht gewundert, wenn Grigori in Tränen ausgebrochen wäre. Was es mit diesem Geschenk auch auf sich hatte, es schien der perfekte Köder gewesen zu sein. Doch Moriarty wollte nichts geschenkt bekommen, seine Ziele erreichte er durch effektive und gnadenlose Brutalität.