Das erste Semester in den Geisteswissenschaften - Ulrike Sals - E-Book

Das erste Semester in den Geisteswissenschaften E-Book

Ulrike Sals

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Beschreibung

Dieses Buch soll Leitfaden für die Grundlagen des Studiums sein. Ganz allgemeine Fragen kommen zur Sprache: Worauf kommt es eigentlich an? Wie bekommt man alle Anforderungen des Studiums und des Lebens unter den Hut? Darf ich Party? Aber wann lerne ich? Welche Optimierungsmöglichkeiten gibt es? Welche Schlüsselqualifikationen braucht es? Die wichtigsten konkreten Fragen werden beantwortet: Wie kann man einen Artikel lesen, dass man ihn auch versteht und behält? Und wie ein Buch? Und einen Lexikonartikel? Wie archiviert man Literatur? Wie lernt man? Und wie paukt man? Wie schreibt und wie hält man Referate? Wie überlebt man Klausuren und mündliche Prüfungen? Wie kann man den eigenen Sprachstil verbessern? Portfolio, Essays, Hausarbeiten, Recherchieren, Zitieren, Schreiben ... Für alles das bekommen sie einen guten Überblick, Rezepte und Tipps, kurz und kurzweilig. Sie werden da abgeholt, wo Sie stehen. Egal wie weit hinten.

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Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt:

Warum dieses Buch und warum ich?

Wissenschaft und Geisteswissenschaften

Die Universität

1.1 Vor der ersten Veranstaltungswoche

1.2 Universitäre Veranstaltungsformen

1.3 Das Universitätspersonal

1.4 Sich zurechtfinden

Zeitmanagement

2.1 Allgemeines Zeitmanagement

2.2 Optimierungsmöglichkeiten

2.3 Vorlesungszeit

2.4 Vorlesungsfreie Zeit

Techniken für den Wissenserwerb

3.1 Lesetechniken

3.2 Lerntechniken

3.3 Wissen kopfextern speichern

3.4 Korrekter Umgang mit fremdem Gedankengut

Studentische Leistungen während der Vorlesungszeit

4.1 Wertvolle, aber unbenotete Leistungen

4.2 Portfolio

4.3 Referat

4.4 Klausur

4.5 Mündliche Prüfung

Studentische Leistungen während der vorlesungsfreien Zeit

5.1 Essay

5.2 Hausarbeit

Eigene Texte schreiben

6.1 Literatur recherchieren

6.2 Die eigene Schriftsprache finden

6.3 Von der Themenstellung zum fertigen Text

6.4 Nach der Seminararbeit

6.5 Prüfungen und Examina

Nachwort

Warum dieses Buch und warum ich?

Zwölf Jahre lang habe ich verschiedene Lehrveranstaltungen an den Universitäten von Würzburg, Berlin, Bern und Hamburg gehalten, habe ca. 30 Kindern und Jugendlichen Nachhilfe in verschiedenen Fächern gegeben. Obwohl der Zeitraum vergleichsweise lang ist und die Orte und Studiengänge verschieden sind, stehen StudienanfängerInnen allzu oft vor denselben Problemen.

Dieses Buch ist über die Jahre gewachsen von einzelnen Handouts zu ganzen Seminaren über wissenschaftliches Arbeiten. Ich habe die verschiedenen Papiere, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben, geordnet, aktualisiert und verallgemeinert. Studierende aus Hamburg, Braunschweig und Freiburg haben das Manuskript Korrektur gelesen.

Aber alles das schiebe ich hiermit beiseite: Mein Material ist gut, und ich möchte, dass viele Leute davon profitieren, weil Lernen einfach unendlich Spaß macht. Sich durch Technikunkenntnis vom Lesen, Recherchieren und Forschen abhalten zu lassen, ist einfach schade. Also Leute: Lest dieses Buch, versteht es, wendet die Tipps an und stürzt Euch dann in die Bücher, Beobachtungen und Gespräche.

Werdet schlau und rettet die Welt!

Wissenschaft und Geisteswissenschaften

Seit den Zeiten Platons (5./4. Jh. v.Chr.) beklagen sich gebildete Erwachsene über „die“ ungebildeten, dummen und faulen Schüler und Jugendlichen. Natürlich auch über den Verfall von Wissen und Kultur.1 Da diese Klage aber schon seit 2500 Jahren für jede Generation wiederholt wird, und die aktuellen Gesellschaften immer noch nicht im Stadium der Einzeller angekommen sind, können Sie diese Rede vom Kulturverfall getrost vergessen (Früher war früher auch nicht alles besser). Sie verfügen nicht über bestimmte Fertigkeiten und Wissen, weil Sie dafür anderes können und wissen.

Anders als bisherige Generationen müssen Sie nicht Wissen suchen, sondern müssen Wissen aussuchen. In der Informationssintflut (Stanislaw Lem 1976)2 gehen Sie nur dann nicht unter, wenn Sie zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden können und wenn Sie alle technische und wissenschaftliche Hilfsmittel bestmöglich zu nutzen, um Wissen zu filtern und Komplexitäten zu reduzieren. Zugleich müssen Sie zwei Konzentrationsformen erlernen und immer weiter ausbilden: Sie müssen sich in eine Sache vertiefen können, und Sie müssen Oberflächen-Rezeption leisten können, bereits in der Wahrnehmung filtern.

Sie sind darüberhinaus hohen Ansprüchen an Ihre Persönlichkeit ausgesetzt: Sie müssen unbedingt individuell sein. Sie müssen sich in Ihrem Studium auf flexibles Arbeiten und ein Einstellen auf jede neue Situation vorbereiten, Ihre eigene Individualität weiter ausbilden. Gleichzeitig müssen Sie in vielen Zügen Ihres Daseins aber auch „marktkonform“ sein. Sie leisten ein durch und durch formalisiertes Studium ab, das zu oft ent-individualisiert ist (z.B. durch Standard-Prüfungen wie Multiple Choice oder Massen-Seminare). Letztlich dringen beide Ansprüche regelrecht in Ihre Intimität ein, aber das scheint nur wenige zu kümmern. Solange sich unsere Gesellschaft diesbezüglich nicht ändert, müssen Sie beiden gegensätzlichen Ansprüchen gerecht werden. Letztlich heißt das: Individualität und Kreativität können Sie nur erwerben und zeigen, wenn Sie das Handwerk beherrschen. Was „das Handwerk“ ist, zeige ich Ihnen auf den folgenden Seiten. Was Sie daraus machen, liegt in Ihrer (s.o.) individuellen Entscheidung.

Dieses Büchlein spricht viele große Themen sehr kurz an. Zu so gut wie allem gibt es eigene Literatur, die Sie vertiefend zu Rate ziehen sollten, wenn Sie an einer Stelle mehr wissen wollen.

Noch eine Anmerkung zu den Tipps: Schweren Herzens werde ich keine Literatur- und Programmtipps geben, weil zum einen Tipps in Gestalt der Computerprogramme schneller veralten, als ich sie mir erschließen kann, und weil zum anderen der Usus in den verschiedenen Fächern und in den einzelnen Personen so unterschiedlich ist, dass dieses Büchlein entweder einen zu weiten oder einen zu engen Rahmen hat.

Wissenschaft

Was ist wissenschaftliches Denken? Wie auch der längste Weg mit dem ersten Schritt beginnt, steht am Anfang jeder Wissenschaft ein “Hä?”. Das wird gefolgt von einem Wissenwollen und dem Nachgeben und Nachgehen dieses Drangs.

Was ist wissenschaftliches Arbeiten? Wissenschaftliches Arbeiten unabhängig von der Fachrichtung ist fehlerfrei, vollständig, genau, nachprüfbar, wiederholbar, methodisch fundiert, sachlich und neutral (nicht „objektiv“, denn immer ist die erforschende Person in ihre Forschung involviert). Diese Anforderungen sind grundsätzlich auch an Ihre Klausuren, Referate, Seminararbeiten und sogar mündliche Prüfungen gestellt, auch wenn studienhektikbedingt von Ihren Prüfenden Abstriche gemacht werden. Gleichzeitig werden alle diese Kriterien in den Geisteswissenschaften problematisiert. Trotz allem sind sie und Sie im Grundsatz daran gebunden.

Universität ist – insbesondere in vielen geisteswissenschaftlichen Fächern – erheblich weniger strukturiert als Schule. Das bedeutet, dass Sie am besten genau wissen müssen, was Sie wollen und was Sie tun. Sie sind darauf angewiesen, sich selbst Strukturen zu geben, sei es in zeitlicher Hinsicht, in Ihren Zielen, die Art, wie Sie sie erreichen können. Sie müssen sich selbst beständig selbst einschätzen (können). Nun könnten Sie zurecht denken, dass Sie ja gar nicht studieren müssten, wenn Sie das alles schon können. Aber genau das ist das Problem.

Zugleich sind Impulse, die sich aus dem Treibenlassen entwickeln, durch nichts zu ersetzen.

Geisteswissenschaften

Gegenstand der Geisteswissenschaften sind die Herausbildung und Präzisierung von immer neuen Fragen, das Wahrnehmen der vielen Antwortmöglichkeiten und mehr noch die Vervielfachung der Perspektiven. All das gilt es nachzuverfolgen und selbst zu erlernen – womit man wiederum schlichtweg nicht aufhören kann, das Stichwort von lebenslangen Lernen steht in diesem Zusammenhang. Deshalb sind Gespräche in Seminaren und in anderen festen und losen Gruppen so wichtig. Hören Sie nicht auf zu denken und fangen sie immer wieder neu an zu denken. Tatsächlich sind beide Tätigkeiten gleichzeitig. Sie brauchen verschiedene Perspektiven und Vergleiche. Dafür lesen Sie Bücher und nehmen alle anderen Arten der Medien wahr.

Gerade die Geisteswissenschaften haben es im aktuellen Wandel in ein digitales Zeitalter schwer. Der wichtigste Grund ist mir hier, dass Geisteswissenschaften im deutschen Sprachraum (noch immer) historischen Fragen und Kontexten verpflichtet ist, weil Fragen, Perspektiven und Antworten anderer Zeiten unseren Horizont erweitern. Aktuelle Kulturen im weitesten Sinne sind zur Zeit aber eher geschichtsvergessen. Ein Kern geisteswissenschaftlichen Tuns ist es außerdem, Zusammenhänge zu finden, es ist eine Verstehenswissenschaft durch gedankliche Durchdringung des Gegenstandes. Das steht dem aktuellen Tempo entgegen.

Schlüsselqualifikationen

Zeitmanagement, Technik-Wissen und Persönlichkeit sind wahrscheinlich die Schlüsselqualifikationen der Gegenwart und nahen Zukunft.

Aber auch andere konkretere Qualifikationen laufen immer mit: bei Klausuren sind es das Schriftbild, die Rechtschreibung, und der sprachliche Ausdruck. Bei Lernprozessen sind es die Arbeitsorganisation, die Technik und die richtige Literatur. Bei mündlichen Prüfungen sind es eine feste Stimme, verbindliches Auftreten, schnelles Schalten, und verbale und nonverbale Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit.

Selbstevaluation

Das heißt vor allem, dass Sie in einem andauernden Prozess der Selbstreflexion stehen: Was sind meine Stärken? Was sind meine Schwächen? Wo habe ich Verbesserungspotential? Wo habe ich Defizite?

Das beste Vorgehen ist hier, Selbstreflexionen regelmäßig zu unternehmen, am besten in einem festen Takt oder nach Referaten, Klausuren etc. Verlassen Sie sich nicht nur auf die Rückmeldungen der Dozierenden! Studium heißt auch, dass Sie selbst für sich verantwortlich sind. Auch wenn Sie wie Schüler behandelt werden und beständig kontrolliert und geprüft werden, sind Sie am Ende dann doch selbst die einzige Person, die sich um Sie kümmern kann.

Häufige Selbstevaluation kann aber auch in Stress ausarten: Eine Sau wird nicht fetter dadurch, dass man sie häufiger wiegt. So ist ein goldener Weg: Abstand bekommen. Nur durch Abstand zu Ihrem Tun können Sie es evaluieren. Und nur durch Abstand können Sie sich erholen.

Persönlichkeit

Ihre Persönlichkeit auszubilden, ist unter dem Druck, dem Sie ständig ausgesetzt sind, extrem schwierig. In Casting-Shows heißt das „Bühnenpräsenz“. Die eigene Persönlichkeit bildet man wohl am besten in der Kombination von Lernen, Jobben, Freizeit und Nichtstun aus. Andere bezeichnen das als „Leben“: Tatsächlich kann man „Persönlichkeit“ nicht als Handlungsziel ausbilden. Sie ist nur immer willkommener Nebeneffekt, der sich erst in der Rückschau als der eigentliche Gegenstand des Studiums herausstellt.

Die Diskussionen um die Struktur der BA/MA-Studiengängen behandeln am Ende genau diese Frage, ob die aktuellen Studienstrukturen für die Ausbildung und das Heranreifenlassen der eigenen Persönlichkeit genug Raum lassen und ob es Ziel des Studiums sei, eine Persönlichkeit zu bilden oder nicht vielmehr der Erwerb von Wissen und Kompetenzen. Ihnen kann das letztlich egal sein: Sie sind in diese Studienstrukturen hineingeworfen ebenso wie in die unklaren Anforderungen eines unsichtbaren „Marktes“, in dem Sie sich möglichst gut „verkaufen“ müssen.

Die einzige Möglichkeit dieses vorliegenden Büchleins, Ihre Persönlichkeit ausbilden zu helfen, besteht bestenfalls in einer Art Kalendersprüchen und der Hoffnung, irgendetwas rührt Sie zufällig so an, dass Sie einen entscheidenden Impuls davon bekommen. Etwa diese:

Interessieren Sie sich für das, was sie studieren. Sonst studieren Sie bitte, was Sie interessiert.

Halten Sie sich nicht für unwichtig.

Aber anrühren lassen kann man sich ausweislich aller Biographien und aller Hollywoodfilme von banalsten Zeichen. Bei Parzival reichen drei Blutstropfen im Schnee, bei den Lesern Wolframs von Eschenbach reicht das Gefieder einer Elster.

1 S. dazu u. S. 56f.

2 S. dazu u. S. 56.

1. Die Universität

1.1 Vor der ersten Veranstaltungswoche

Insbesondere das erste Semester besteht aus einer großen Reizüberflutung. Der eigene Status ist neu, der Lebenstakt, gleichermaßen ein Gefühl von Freiheit und Korsett. Sie müssen sich womöglich mit einer neuen Stadt, einer neuen Wohnsituation und in jedem Fall mit dem neuen Ungetüm „Universität“ auseinandersetzen. Nun sind inzwischen die O-Phasen recht professionalisiert, aber dennoch stürzt alles gleichzeitig auf Sie ein.

Hier ist es eine gute Idee, sich bereits portionsweise mit dem Gedanken des Studiums vertraut zu machen.

Besorgen Sie sich ein Vorlesungsverzeichnis und ein Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis. Ein Papierausdruck oder eine bearbeitbare digitale Version ist gerade zum ersten Semester sinnvoll, damit Sie darin anstreichen und es anderweitig durcharbeiten und es immer wieder anschauen können. Lesen Sie darin.

Surfen Sie durch alle homepages und anderes Internetige, was Ihre Uni so hat.

Ziehen Sie bitte mindestens zehn Tage vor Beginn der Vorlesungszeit um.

Betreten Sie vor der ersten Semesterwoche schon einmal die Uni: Wo ist Bibliothek, Institut, Cafete, Klo?

Setzen Sie sich irgendwohin und atmen Sie die Atmosphäre.

Beschaffen Sie sich bereits einen Bibliotheksausweis, eine Bezahlkarte und was es sonst noch an Zugangserlaubnissen braucht. In der ersten Vorlesungswoche sind die Warteschlangen sehr sehr lang.

Schauen Sie sich auf den Fluren Ihres künftigen Instituts um (ohne die Arbeit der anderen zu stören).

Eine inhaltliche Vorbereitung auf das Studium schadet nicht: Lesen Sie Literatur, die zur Vorbereitung im Kommentierten Vorlesungsverzeichnis angegeben ist. Streifen Sie durch die Bibliothek und lesen, was Sie möchten. Verabschieden Sie sich zugleich von der Illusion, sämtliche Literatur lesen zu können.

Insbesondere in Deutschland wechseln sehr viele Studierende direkt aus der Schule an die Universität. Auch wenn der Eindruck entstehen sollte, die Uni sei wie Schule, nur cooler, ist das falsch: Grundsätzlich ist Universität eine Einrichtung der Bildung (und zunehmend Ausbildung) erwachsener Menschen. Ob Sie lernen oder nicht, anwesend sind oder nicht und schon gar die Gründe hierfür, interessieren Ihre Dozierenden per-sönlich nicht. Wer gewisse Leistungen (und sei es nur die Anwesenheit) nicht liefert, fliegt. Das heißt auch: Wenn Sie sich nicht vorbereiten, sind Sie selbst die einzige Person, der Sie schaden. Der/die Dozierende weiß schon, was er/sie unterrichtet. Sie aber nicht.

1.2 Universitäre Veranstaltungsformen

Bei allem, was Sie in den nächsten Jahren lernen, bewegen Sie sich kognitiv in einer Hin- und Herbewegung. Was Sie mündlich, schriftlich oder mit anderen Sinnen wahrnehmen, filtern und reduzieren Sie. Wissen, das Ihnen aus eigenen oder fremdbestimmten Gründen wichtig ist, erweitern Sie (auf denselben Wegen). Ordnen Sie klugerweise nicht zu schnell Wissensfelder als unwichtig und Dozierende/Veranstaltungen als langweilig ein. Zwar haben Sie keine Zeit für Experimente, aber Sie können Geduld haben. So manche Inhalte stellen sich deutlich später doch als sinnvoll heraus, so mancher Dozent wird erst mit der Zeit ein interessanter Lehrer.

Das erste Semester dient (neben den vielen Klausuren etc) vor allem der Orientierung, der Oberflächen-Rezeption ingesamt und ersten Überblicken. Motivationen sind hauptsächlich extrinsisch, d.h. von außen an Sie herangetragen. Erst im Laufe der Zeit haben Sie überhaupt so wenige Zwänge, dass Sie die Möglichkeit haben, Ihre intrinsische Motivation wieder zu entdecken und auszubilden.

Auch wenn wegen eines schlechten Personalschlüssels und manchmal wegen der schlechten didaktischen Vorbereitung einiger Dozierender Veranstaltungsformen ununterscheidbar werden, hat die Klassifikation der Veranstaltungen Sinn:

Vorlesung

Sie wird in der Regel von ProfessorInnen und Privatdozierenden gegeben. Es handelt sich um Vorträge zum Titel der Veranstaltung. Die Kommunikation geht also von der vortragenden Person zu den ZuhörerInnen. Ihre Aufgabe ist es, das Gehörte klug mitzuschreiben, zu verstehen, zu behalten. Auch behandelte Literatur zu lesen und die Mitschriften nachzubereiten, empfiehlt sich sehr, fällt aber viel zu oft hinter die anderen Verpflichtungen zurück. Dabei ist eine Vorlesung etwas anderes als analoges Fernsehen: konkrete Fragen und Mitdenken erleichtern das Verstehen, weil sich damit der Stoff für Sie ordnet. Im BA/MA-System wird auch das erworbene Wissen aus der Vorlesung geprüft.

Seminar

Seminare sind unterschieden in Proseminare (in der BA-Phase), Seminare (oft in beiden Phasen möglich) und Hauptseminare (in der MA-Phase). Gegenstand ist, gemeinsam als Plenum der Studierenden unter Anleitung durch die dozierende Person ein Thema zu bearbeiten. Es ist also ein dialogisches Erarbeiten und Lernen. Hier werden zumeist Referate gehalten.

Übung

Übungen sind als besonders inhaltsorientiert gedacht. Der Stoff steht im Vordergrund, die klassischen Referate und Klausuren finden sich hier selten. Trotzdem (böse Zungen widersprechen hier „deswegen“) wird oft sehr intensiv gearbeitet und gelernt. Es gibt zumeist wenige Teilnehmende. Die Veranstaltungszeit liegt oft an den Rändern der Woche und des Tages.

Kolloquium

Colloquium ist lateinisch und heißt „Gespräch“. Zumeist ist ein Kolloquium an eine Vorlesung gekoppelt. Sie dient dazu, ein Thema untereinander zu diskutieren. Tiefe Einblicke und intensive Diskussionen werden möglich.

Tutorium

Tutorien werden zumeist von erfahrenen Studierenden oder gerade Examinierten gegeben. Sie sind eingerichtet, um eine Vorlesung oder eine Einführungsveranstaltung zu unterstützen und in kleineren Gruppen das präsentierte Wissen oder die gelehrten Fertigkeiten zu rekapitulieren und einzuüben.

Modul

Der Begriff stellt ein Lehnwort aus dem Englischen dar und bedeutet „Baustein“. Ein Modul ist eine Gruppe von zwei und mehr Veranstaltungen. Manche müssen in einem Semester abgeleistet werden. Andere bauen zwingend aufeinander auf. Sie gehören zu demselben Themenbereich und sind deshalb inhaltlich aufeinander bezogen. Oft werden sie zusammen abgeprüft. Sie merken: Näheres regelt das Kleingedruckte Ihrer Prüfungsordnung.

Pflicht, Wahlpflicht und Wahl

Seminare und Module sind eingeordnet in Pflicht-, Wahlpflicht und Wahlveranstaltungen: Pflichtveranstaltungen müssen Sie besuchen. Sie können sich bestenfalls aussuchen, in welchem Semester. Aber ein frühestmöglicher Zeitpunkt ist ratsam, damit Sie diese Veranstaltung dann auch sicher absolviert haben. Wahlveranstaltungen können Sie frei nach Interesse wählen. Aus den verschiedenen Wahlpflichtveranstaltungen müssen Sie eine oder mehrere aussuchen.

s.t. und c.t.

Das sind die Abkürzungen für „sine tempore“ und „cum tempore“, d.h. „ohne Zeit“ und „mit Zeit“. „Zeit“ ist hier die sogenannte akademische Viertelstunde, die eine Lehrveranstaltung später anfängt. „10-12“ als Veranstaltungszeit heißt also, dass die Veranstaltung tatsächlich 10.15 Uhr anfängt. Wenn ein „s.t.“ dahinter steht, beginnt die Veranstaltung pünktlich um zehn. Jede Veranstaltung hört eine Viertelstunde vor der angegebenen Zeit auf.

Jenseits von Lehrveranstaltungen

Universitäten haben eine sehr lebendige kulturelle Infrastruktur, die Sie nutzen sollten, weil Sie so ein Angebot wohl nie wieder so leicht erreichen können: Hochschulorchester, Sport, Theater, Kino, Vorträge, Partys, politische Gruppen und vieles andere können Sie konsumieren und sich daran beteiligen.

1.3 Das Universitätspersonal

An der Universität arbeiten Lehrpersonen mit verschiedenen Befugnissen, Verantwortungen und Gehältern.