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Du suchst nach innerer Stärke, um den Herausforderungen unserer Zeit souverän und selbstbestimmt begegnen zu können? Thorsten Havener, erfolgreicher Coach und führender Experte für mentale Strategien und Körpersprache, verrät uns sein persönliches Erfolgsgeheimnis für mehr innere Stärke. Anhand praktischer Übungen und inspirierender Geschichten zeigt er uns, wie wir den Teufelskreis aus Selbstzweifeln und Selbstsabotage durchbrechen können. In seinem neuesten Buch vereint Havener sein Wissen aus über 30 Jahren, basierend auf der Idee, dass nicht die äußeren Umstände, sondern unsere innere Einstellung und unser Charakter unser Glück beeinflussen. In nur 12 Schritten, die sich leicht in die Praxis umsetzen lassen, führt es uns ebenso erkenntnisreich wie unterhaltsam zu mehr mentaler Stärke und größerer persönlicher Freiheit. Ein inspirierendes Buch, das nicht nur viele »Aha-Momente« bietet, sondern auch die Kraft hat, die Art und Weise, wie wir denken, fühlen und handeln, nachhaltig zu verändern.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 274
Veröffentlichungsjahr: 2025
Thorsten Havener
12 Wege zu einem harmonischen Leben in stürmischen Zeiten
Thorsten Havener (geboren 1972) verknüpft die Geheimnisse der Körpersprache, Verhaltenspsychologie und Intuition zu einer einzigartigen Mischung aus Wissen und Unterhaltung. In seinen Bühnenshows und Vorträgen präsentiert er Techniken und Geheimnisse aus dem Bereich der Kommunikation und vermittelt Konzepte zur Persönlichkeitsentwicklung. Als Bestsellerautor erreicht er eine Gesamtauflage von über einer Million Büchern.
[Widmung]
[Motto]
Dieses Buch kann dein Leben verändern
Das Geheimnis deiner Persönlichkeit
Krieger oder Abenteurer
Das Geheimnis erfüllter Träume
Du musst das Wie nicht kennen
Der Erfolg der kleinen Schritte
Das Geheimnis deiner Überzeugungen
Es ist, wie es ist
Richtig denken
Wie bist du »programmiert«?
Wie kannst du deine Voreinstellungen ändern?
Denke optimistisch, nicht positiv
Das Geheimnis eines starken Willens
Glaube und Wille – zwei, die zusammengehören
Willenskraft durch Autosuggestion
Deine »verschiedenen Ichs«
Wie wir unser Unterbewusstsein beeinflussen können
Wo und was sind meine Grenzen?
Das Geheimnis deiner Bestimmung
Ziele und worauf wir achten sollten
Deine Bestimmung finden
Die Macht der Konzentration
ZUAS – Das Quartett des Leidens
Die »Dreifache Ohrfeige«
Das Geheimnis echter Anwesenheit
Emotionale Präsenz
Mentale Präsenz
Physische Präsenz
Das Geheimnis von innerer Ruhe und Harmonie
Wellenbewegung
Schau hin!
Fühl hin!
Hör hin!
Und jetzt: All together!
Das Geheimnis von Liebe und Leidenschaft
Absichtslose Freundlichkeit
Neid und Kritik
Positive Leidenschaft
Liebe als mentale Stärke
Das Geheimnis von tiefer Dankbarkeit
Der Lieblingsmoment des Tages
Mentale Subtraktion
Das Geheimnis von Kraft und Kontrolle
Vorsicht, News!
Mensch, ärgere dich nicht
Innere Kraft durch Autorität
Verdopplungseffekt: Kraft durch Übertragung
Kraft durch Energie
Das Geheimnis der Verbundenheit
Vorsicht Ansteckung!
Die gute emotionale Trennung
Gute Verbindungen
Niemand ist eine Insel
Alles Zufall?
Im Netz des Lebens
Das Geheimnis von Flexibilität
Die Macht der Flexibilität
Antifragilität: wie Phönix aus der Asche
Wann Flexibilität unangebracht ist
Der Kreis der Würde
Denken – Dranbleiben – Durchziehen
Denken
Dranbleiben
Durchziehen
Danke an
Literatur und Quellen
Dieses Buch kann dein Leben verändern
Das Geheimnis deiner Persönlichkeit
Das Geheimnis erfüllter Träumen
Das Geheimnis deiner Überzeugungen
Das Geheimnis eines starken Willens
Das Geheimnis deiner Bestimmung
Das Geheimnis echter Anwesenheit
Das Geheimnis von Liebe und Leidenschaft
Das Geheimnis von tiefer Dankbarkeit
Das Geheimnis von Kraft und Kontrolle
Das Geheimnis der Verbundenheit
Das Geheimnis von Flexibilität
Für meine Kinder Carlotta, Marlena und Vincent. Ich habe dieses Buch für euch geschrieben. Aber alle anderen dürfen es auch lesen.
»Wer eine schöne Stunde verschenkt, weil er an Ärger von gestern denkt oder an Sorgen von morgen, der tut mir leid. Mein Name ist Hase, ich weiß Bescheid.«
Bugs Bunny, Lebensphilosoph und Meister der inneren Stärke
In diesem Buch geht es um dich. Und darum, was du für dich selbst tun kannst. Welche Kraft du entfalten kannst, wenn du das Geheimnis deiner inneren Stärke kennst. Zwölf Wege, die dich auf unterschiedlicher Weise dorthin führen. Du kannst im Buch beginnen, wo du willst, mit dem Thema, das dir am meisten am Herzen liegt.
Willst du wissen, wer du wirklich bist?
Kennst du deine Ziele, Wünsche und Träume?
Welche »Voreinstellungen« hast du, und was ist deine Bestimmung?
Ich möchte dir zeigen, wie wichtig ein starker Wille ist, welche Kraft Worte haben und warum Harmonie, Dankbarkeit, innere Ruhe, Liebe und Leidenschaft nicht nur leere Worthülsen sind, sondern starke Werkzeuge für ein selbstbestimmtes Leben – vor allem dann, wenn es mal ungemütlich und stürmisch wird.
Wir leben in einer Welt, die sich für viele von uns immer schneller dreht und in der es immer schwieriger wird, sich zu orientieren. Eine Welt, in der wir uns oft unsicher und ohnmächtig fühlen. Meist haben wir wenig Einfluss auf die äußeren Umstände und Gegebenheiten. Was wir aber in der Hand haben, ist, wie wir mit den täglichen Herausforderungen, den großen und kleinen Krisen umgehen. Lassen wir uns von ihnen überwältigen oder bewahren wir uns Handlungsfähigkeit und Selbstwirksamkeit?
In den letzten Jahren wurde ich immer wieder von Freunden, Verwandten und vor allem von meinen Kindern um Rat gefragt. Ihre Fragen waren so unterschiedlich wie ihre Lebenssituationen – aber alle suchten nach einem Weg, die Herausforderungen mental stark zu meistern.
Carlotta, meine älteste Tochter: »Papa, morgen habe ich einen Auftritt vor vielen Leuten. Hast du einen Tipp, wie ich ruhig bleiben kann?«
Marlena, meine jüngste Tochter: »Papa, ich freue mich auf das Austauschjahr in den USA – aber ich habe auch Angst. Du kennst doch so viele Methoden, was kann ich denn dagegen tun?«
Eine befreundete Geschäftsführerin: »Die aktuelle Weltlage macht mich fix und fertig. Ich habe morgens schon keine Lust mehr, die Zeitung aufzuschlagen oder das Radio einzuschalten. Wie bleibe ich informiert und trotzdem zuversichtlich?«
Ein Unternehmerfreund: »Ich habe eine schwierige Verhandlung vor mir. Wie bewahre ich einen kühlen Kopf?«
Eine Freundin der Familie: »Ich habe Angst vor einer schweren Operation. Kannst du mir helfen?«
Mein Sohn Vincent: »Papa, sie hat Schluss gemacht. Es tut so weh – wann hört das endlich auf?«
Als ich in den 1980er Jahren begann, auf großen Bühnen aufzutreten, war meine einzige Mission, die Menschen zu unterhalten. Sie zum Staunen, Lachen und Nachdenken zu bringen. Die Bühne lehrte mich schnell, dass mentale Stärke der Schlüssel zu einem guten Auftritt ist. Wie kann ich andere verblüffen, wenn mich Lampenfieber lähmt? Ein paar Jahre später schenkte mir mein Vater das Buch eines Mannes, der großen Einfluss auf die Art und Weise haben sollte, wie ich mein Leben gestaltete: Der Stadtschamane von Serge King aus Hawaii. Ich war tief beeindruckt. Serge ist nicht nur promovierter Psychologe, sondern auch Visionär. Er verbindet die Kunst, ein gutes Leben zu führen, mit Psychologie und einem tiefen Verständnis einer polynesischen Lehre namens Huna. Er zeigt uns, wie wir unsere Energie und unsere Gedanken lenken können, um innere Stärke zu entwickeln und ein erfülltes Leben zu führen. Sein Ansatz basiert auf einer einfachen, aber äußerst kraftvollen Überzeugung: Unser Fokus ist unser stärkstes Werkzeug.
Ich war fasziniert. So begann ich, mich für Techniken zu interessieren, die meinen Geist fokussieren und meine Energie lenken. Nach und nach fing ich an, kleine Übungen in mein Programm einzubauen. Die Begeisterung des Publikums war riesig, und ich freute mich, dass ich den Menschen über die Unterhaltung hinaus etwas weitergeben konnte, das ihnen wirklich half.
Serge lehrte mich – zuerst durch seine Bücher und später bei persönlichen Begegnungen in Deutschland und auf Hawaii – dass die meisten Menschen ihren Gedanken hilflos ausgeliefert sind. Unsere Gedanken erzählen uns Geschichten, die oft nicht der Wahrheit entsprechen, sondern von vergangenen Erfahrungen geprägt sind. Diese »mentale Brille« beeinflusst, wie wir die Welt sehen. Die gute Nachricht: Wir können diese Brille wechseln.
In diesem Buch habe ich alles zusammengetragen, was mir auf meinem Weg zu innerer Stärke geholfen hat. Es ist anders als meine früheren Bücher. Diesmal geht es nicht darum, andere zu analysieren oder sich vor Manipulation zu schützen. Es geht um dich und das Geheimnis deiner inneren Stärke. Die Macht deiner Gedanken ist unglaublich. Kleine Kostprobe:
Hier siehst du drei Wörter. Jedes Wort ist ein Anagramm eines anderen Wortes, d.h., du kannst die Buchstaben umstellen und so ein anderes Wort bilden. Die Wörter sind so gewählt, dass du für jedes Wort nur ein paar Sekunden brauchst. Wenn du es in fünf Sekunden nicht schaffst, ein anderes Wort zu bilden, geh einfach zum nächsten Wort:
SCHIRM (gib dir 5 Sekunden Zeit)
Hast du es gelöst?
Hier das nächste – du hast wieder 5 Sekunden Zeit
KLAPPSTUHL
Na? War das einfacher oder schwieriger?
Als Letztes:
SALAT
Welche Wörter hast du gefunden?
Dieser Test wurde auch mit Studierenden in Pennsylvania durchgeführt. Sie wurden jedoch in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine erhielt die Wörter, die ich auch dir genannt habe. Die andere Gruppe bekam eine andere Liste mit den Wörtern: POST, LAGER und SALAT. Nur das letzte Wort war auf beiden Listen gleich. Die Teilnehmer nahmen an, sie hätten alle die gleichen Wörter bekommen.
An der Stelle muss ich dir etwas beichten: Die ersten beiden Wörter auf deiner Liste sind nicht zu lösende Anagramme. Du kannst aus ihnen keine anderen Wörter bilden. Sorry …
Die beiden Wörter auf der Liste, die die zweite Gruppe der Studierenden bekommen hat, sind recht einfach zu lösen. Und als die Teilnehmer aufgefordert wurden, die Hand zu heben, wenn sie die erste Aufgabe, also das erste Wort, lösen konnten, ging die Hälfte der Finger hoch. Das wiederholte sich auch beim zweiten Wort. Kein Wunder, die anderen konnten die Aufgabe ja gar nicht lösen. Allerdings stieg bei ihnen die Frustration, weil sie es nicht geschafft hatten, das Wort in ein anderes zu verwandeln. Sie dachten vermutlich, die anderen sind wohl klüger.
Dann sollten diejenigen aufzeigen, die das dritte Wort in ein anderes verwandeln konnten. Aus dem Wort SALAT kann man durch Umstellen sehr einfach ATLAS formen. Hast du das gesehen? Die meisten Studenten der ersten Gruppe haben es auf jeden Fall übersehen. Die Hände der zweiten Gruppe gingen nach oben – die der anderen blieben mehrheitlich unten.
Was war passiert? Diejenigen mit den beiden unlösbaren Wörtern haben den Eindruck bekommen, bei einer scheinbar einfachen Aufgabe zu versagen, und wurden zusätzlich Zeuge, wie andere diese Aufgabe locker lösten. Das war die Brille, die sie in dem Moment trugen, ihre innere Haltung, die Idee, die gepflanzt wurde: »Ich kann das nicht.« Beim zweiten Mal wurde der Blick durch die mentale Brille verstärkt: »Ich kann die Aufgabe nicht ausführen.« Die Erfahrung wurde bestätigt und gestärkt. Beim dritten Versuch hatten die Teilnehmer bereits eine Erwartung: »Ich werde es nicht können.« Und deshalb versuche ich es erst gar nicht.
Aus diesem Grund konnten sie das einfache Anagramm nicht lösen – selbst als es lösbar war.
Das wird dir vielleicht ähnlich gegangen sein. Aufgrund der ersten beiden nicht lösbaren Versuche hast du dir die dritte Lösung nicht mehr zugetraut, obwohl du sie wahrscheinlich hättest lösen können.
Unsere Gedanken formen sich ganz von allein aufgrund solcher Vor-Erfahrungen, und sie beeinflussen unsere Gefühle und unser Denken, daraus wird unsere Haltung, die wiederum unser Handeln beeinflusst.
Glücklicherweise können wir diesen Prozess beeinflussen.
Das Leben wird dich immer wieder herausfordern. In Momenten der Hilflosigkeit hilft mir ein Gedanke immer wieder, die Kontrolle zurückzugewinnen: Ich entscheide, was ich denke.
Du kannst das auch. Übernimm die Kontrolle über deine Gedanken und entwickle deine innere Stärke. Für ein harmonisches Leben in stürmischen Zeiten.
München, November 2024Thorsten Havener
Beginnen wir gleich mit einer Übung. Sie wird dir im Laufe des Buches immer wieder begegnen.
Wenn deine Gedanken die Kontrolle übernehmen, nimm sie dir zurück!
Das geht, indem du deinem Gehirn genau sagst, worauf es sich konzentrieren soll. Das ist als erste Maßnahme immer dein Atem!
Beginn in solchen Momenten also grundsätzlich damit, dich auf deinen Atem zu konzentrieren. Atme ganz bewusst ein und aus und konzentriere dich auf den höchsten Punkt an deinem Kopf beim Einatmen und auf deine Fußspitzen beim Ausatmen. Mach das ein paar Atemzüge lang. Konzentriere dich nur auf deinen Atem und nimm dir bewusst einige Augenblicke Zeit für diese Übung. Oder mach sie unauffällig und geheim, wann immer du sie brauchst.
Alle Übungen in diesem Buch sind nicht ausreichend für Menschen, die unter einer psychischen Erkrankung leiden (Angststörung, PTBS, Depression etc.), und ersetzen keinen Arztbesuch.
Eigentlich bin ich ganz anders
Ich komm nur viel zu selten dazu
Du machst hier grad mit einem Bekanntschaft
Den ich genauso wenig kenne wie du.
Udo Lindenberg, »Ganz anders«
Eine der häufigsten Fragen, die mein Sohn Vincent mir im Laufe seiner Jugend gestellt hat, war: »Papa, was soll ich später mit meinem Leben machen? Wie finde ich heraus, welcher Beruf zu mir passt? Wie haben meine Schwestern das gemacht?«
Hierzu sollte ich ergänzen, dass meine beiden Töchter seit ihrer frühesten Kindheit sehr genaue Vorstellungen von ihrer späteren Berufswahl hatten: Musicaldarstellerin bei unserer Ältesten, Carlotta, und »irgendwas mit Blut und Gesundheit« bei unserer Jüngsten, Marlena, was ich für eine Fünfjährige schon recht konkret fand.
Vincent ist ein praktischer Philosoph. Er verabscheut jede Form von Ungerechtigkeit und beschäftigt sich mit Fragen der Moral und der menschlichen Existenz, wobei er großen Wert auf die Anwendbarkeit und den Alltagsbezug legt. Es liegt in seiner Natur, diesen Fragen auf den Grund zu gehen. So auch hier. Denn der Kern seiner beruflichen Fragestellung war nicht nur eine praktische Überlegung, sondern berührte tiefere Aspekte des Lebens: Wer bin ich?
»Wer bin ich?« Diese Frage beschäftigt die Menschheit schon lange. Bereits der Apollotempel in Delphi begrüßte die Ratsuchenden mit der Inschrift Gnothi seauton, was so viel wie »Erkenne dich selbst«, »Erkenne, was du bist« heißt. Diese Maxime zählt zu den bedeutendsten philosophischen Leitsätzen der Antike. Für ein gutes Leben ist die Antwort nahezu unerlässlich. In ihrem Kern fordert sie dazu auf, sich der eigenen Natur, der persönlichen Stärken und Schwächen sowie der eigenen Grenzen bewusst zu werden. Es geht um nichts weniger als die Erkundung der eigenen Persönlichkeit.
Seit der Antike gibt es viele Modelle und Systeme, die versuchen, die Persönlichkeit eines Menschen zu erfassen. Schon der »Vater der Medizin«, Hippokrates, hat circa 460 v.Chr. die These aufgestellt, dass der Makrokosmos der Natur sich im Mikrokosmos des Menschen widerspiegele. Seine »Vier-Säfte-Lehre« besagt, dass im menschlichen Körper vier Säfte existieren – Blut, Schleim, gelbe Galle und schwarze Galle. Das richtige Verhältnis dieser Säfte, so die Lehre, beeinflusst die Verfassung des Menschen. Der lateinische Begriff »Humor« bedeutet ursprünglich »Saft«, und die Lehre wurde »Humoralpathologie« genannt. Menschen mit dem richtigen Verhältnis der Säfte haben »Humor«. Fehlt das richtige Verhältnis, fehlt auch er. Über die Jahrhunderte entwickelte sich so der Begriff »Humor« zur heutigen Bedeutung von Witz und Heiterkeit. (Ich habe hier mehrere hundert Jahre sprachgeschichtlichen Wandel in ein paar Sätze gepackt.)
Der griechisch-römische Mediziner Galen entwickelte auf Grundlage der Theorie von Hippokrates die berühmte »Vier-Temperamenten-Lehre« und unterscheidet in Sanguiniker (Blut – optimistisch, gesellig, aktiv), Phlegmatiker (Schleim – ruhig, bedächtig, zuverlässig), Choleriker (gelbe Galle – reizbar, energetisch, durchsetzungsfähig) und Melancholiker (schwarze Galle – nachdenklich, introvertiert, sensibel). Er war es auch, der die Säfte nicht nur mit körperlichen, sondern auch psychologischen Eigenschaften verband. Noch ein wenig Wissen zum Klugscheißen: Der Begriff »Temperament« als Synonym für Charakter geht auf diese Lehre zurück. Das lateinische Wort temperare bedeutet »abstimmen«, »ins Gleichgewicht bringen« – ursprünglich bezogen auf das richtige Verhältnis der Körpersäfte.
Während die antiken Ansätze die Persönlichkeit stark von körperlichen Faktoren abhängig machten, entwickelten moderne Wissenschaftler neue Ansätze, die sich zunehmend auf psychische Merkmale und Verhaltensmuster konzentrierten. Psychiater wie zum Beispiel Carl Gustav Jung oder Psychologen wie William Moulton Marston nahmen ebenfalls eine Einteilung in vier grundlegende Typen vor – allerdings auf Basis unterschiedlicher psychologischer Theorien und Forschungsergebnisse, die bestimmte Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensmuster hervorheben.
Neben diesen psychologischen Ansätzen gibt es auch viele andere, mehr oder weniger umstrittene Methoden, die Persönlichkeit eines Menschen zu erfassen. Beim Handlesen gibt es ebenfalls vier Typen, allerdings unterteilt nach den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft. Das Enneagramm, ein Persönlichkeitssystem mit Wurzeln in verschiedenen spirituellen Traditionen, wurde durch den griechisch-armenischen Mystiker und Esoteriker Georges I. Gurdijeff und seinen Schüler P.D. Ouspensky in den Westen gebracht und unterteilt Menschen in neun grundlegende Typen, und die Astrologie unterscheidet zwölf Typen –, wobei ich als Waage bei Astrologie natürlich sehr skeptisch bin. Du merkst schon: Eine eindeutige Antwort auf die Frage »Wer bin ich?« findet sich weder in der Wissenschaft noch in der Spiritualität so leicht. Es gibt nicht das EINE richtige System. Du kannst in so viele Typen unterscheiden und so viele Kategorien nutzen, wie du willst –, es wird immer jemanden geben, der sich nicht so einfach einordnen lässt.
Was deine Persönlichkeit genau ausmacht, ist ein sehr weites Feld. Für mich ist die Umschreibung des Psychologen Dr. Serge King am verständlichsten: »Deine Persönlichkeit ist die Gesamtsumme deiner Denk- und Verhaltensweisen sowie all deiner Wahrnehmungs- und Gefühlsmuster.« Persönlichkeit wird dabei als ein individuelles Muster von Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen angesehen, das jeden von uns einzigartig macht. Durch eine Kombination aus angeborenen Faktoren, Umwelteinflüssen und sozialen Erfahrungen wird unsere Persönlichkeit im Laufe des Lebens geformt und zeigt sich unter anderem in deiner inneren Haltung, deinen Werten, in deinen emotionalen Reaktionen, Vorlieben, Abneigungen, Phantasien, Fertigkeiten und Anlagen. Deine Persönlichkeit ist das umfassende Zusammenspiel all dieser Merkmale.
Dein Charakter ist dabei ein Teilbereich deiner Persönlichkeit, der beeinflusst, wie du ethisch handelst und Entscheidungen triffst. Er bringt deine innere Haltung zum Ausdruck, die sich in äußeren Handlungen manifestiert. Hier gilt einer meiner Lieblingsgrundsätze, auf den wir in diesem Buch noch oft zurückkommen werden: Deine innere Haltung ist deine äußere Handlung.
Als sichtbarer Teil deiner Persönlichkeit, die aus inneren Einstellungen und Gefühlen besteht, spielt der Charakter eine bedeutende Rolle in deinem Leben. Heraklits Weisheit »Der Charakter eines Menschen ist sein Schicksal« unterstreicht diese Bedeutung.
So weit haben wir nun eine Vorstellung davon, was unsere Persönlichkeit und unseren Charakter ausmachen. Um der Frage, wer wir sind, noch näherzukommen, werfen wir einen Blick darauf, was wir nicht sind – wie Otto Waalkes in einem Sketch als Kommissar Kringel auf der Suche nach dem Mörder. Sein Tipp: »Sperrt alle Nicht-Mörder ein – der Einzige, der dann noch frei herumläuft, muss automatisch der Mörder sein«. In diesem Sinne: Du bist NICHT das, woher du kommst, wer deine Eltern sind, welche Hautfarbe du hast, welchen Beruf du ausübst oder welche Ausbildung du genossen hast. All das können wichtige Faktoren sein, die deine Persönlichkeit prägen. Aber sie machen dich nicht aus. Du bist vielmehr das Zusammenspiel dessen, was dich in deinem Inneren bewegt und was du der Welt zeigst.
Es gibt auch nicht die eine, statische Persönlichkeit. Vielmehr trägt jeder von uns verschiedene Persönlichkeitsmerkmale in sich. Welche wir gerade betonen und wie wir uns zeigen, hängt auch davon ab, mit wem wir zusammen sind, was wir gerade tun, in welcher Stimmung wir sind. Und in welcher Rolle wir gerade agieren.
Zum Beispiel können wir im Berufsleben dominant und durchsetzungsfähig sein, aber auch nachgiebig und liebevoll, wenn wir mit unseren Kindern spielen. Wir haben viel Selbstvertrauen und lassen uns nur schwer aus der Ruhe bringen –, bis wir unsere Eltern besuchen und uns wieder wie fünf fühlen.
All das sind wir, und in jeder dieser Rollen können wir authentisch sein. Übrigens ein Begriff, dem ich eigentlich eher kritisch gegenüberstehe – Authentizität.
Authentizität wird oft damit gleichgesetzt, das scheinbar Innerste nach außen zu tragen. Die sozialen Medien sind voll davon. Dabei geht es doch meiner Ansicht nach vielmehr darum, uns selbst zu kennen und bewusst zu entscheiden, welche Aspekte unserer Persönlichkeit wir in verschiedenen Situationen zum Ausdruck bringen. Wenn ich auf der Bühne stehe, wollen die Leute den Mentalisten sehen, den Showman. In meinen Seminaren erwarten sie den Experten für mentale Stärke und menschliches Verhalten – da ist kein Platz für meine innersten Gedanken, Sorgen und Ängste, es sei denn, sie sind Teil der Show oder des Seminars.
Wenn mir Zuschauer nach einem Auftritt sagen: »Du warst so authentisch«, werde ich skeptisch. Nach guten Auftritten höre ich das nie und halte es für eine nett gemeinte Umschreibung dafür, dass der Auftritt nicht überzeugend war. Es gibt die Anekdote, dass Elvis Presley einmal aus Jux an einem Elvis-Presley-Double-Wettbewerb in Las Vegas teilnahm – und nur Vierter wurde. Offensichtlich waren drei Nicht-Originale an diesem Abend »mehr« Elvis als er selbst. Die Zuschauer waren nicht am echten Elvis interessiert, sondern an ihrer Vorstellung des echten Elvis.
Manchmal wird Authentizität auch als Ausrede für rücksichtsloses oder respektloses Verhalten missbraucht, im Sinne von »So bin ich eben«. Die Vorstellung, dass Authentizität bedeutet, sich immer entsprechend unserer momentanen Laune zu verhalten, führt in die Irre.
Persönlich habe ich eine Lektion in Authentizität und Respekt gelernt, als meine Frau mich darauf hinwies, dass ich zu Hause immer so schludrig gekleidet sei – im Gegensatz zu meinem Auftreten in der Öffentlichkeit. Obwohl ich hätte argumentieren können, dass mein Erscheinungsbild »authentisch« sei – »so bin ich eben«, wurde mir klar, dass Respektlosigkeit in Form von nachlässiger Kleidung nicht wirklich authentisch ist. Einsichtig trennte ich mich von meinen alten Klamotten und zog mich auch zu Hause ordentlich an.
Innere Stärke zeigt sich darin, dass wir unsere verschiedenen Rollen kennen und in den entsprechenden Situationen die passende Seite unserer Persönlichkeit zeigen.
Deine Persönlichkeit – und damit zurück zur Definition oben – ist ein erlerntes Muster, das sich aus deinem Denken, Fühlen und Handeln zusammensetzt. Erlernt bedeutet im Umkehrschluss auch: Deine Persönlichkeit ist veränderbar und formbar. Durch bewusste Gestaltung kannst du sie weiterentwickeln, Bereiche oder Talente gezielt fördern und nicht so schöne Aspekte mildern oder abbauen. Hierin liegt ein unglaubliches Potenzial zur Entfaltung deiner inneren Stärke.
Ich weiß, dass ich mit dieser Aussage einigen Vertretern der Psychologie widerspreche. Manche Psychologen behaupten, dass sich unsere Persönlichkeit, wenn sie sich einmal herausgebildet hat, nicht mehr ändern kann. Ab wann das der Fall sein soll, hängt von der jeweiligen Quelle ab. Einige sagen, dass unsere Persönlichkeitsentwicklung mit sieben Jahren abgeschlossen ist, andere setzen diese Grenze bei dreißig Jahren an. Meines Erachtens ist das ziemlicher Unsinn.
Und ich stehe mit dieser Meinung nicht allein. Die New Yorker Psychologin Ursula Staudinger sagte in einem Interview mit dem Spiegel: »In den vergangenen Jahren haben Längsschnittstudien gezeigt, dass sich die Persönlichkeit während des gesamten Lebens verändern kann«, und weiter: »Das Veränderungspotenzial unserer Psyche ist sowohl kognitiv als auch emotional immens.«
Das ist schon eher meine Auffassung. Ich bin davon überzeugt, dass du deine Persönlichkeit zu jedem Zeitpunkt deines Lebens gestalten und so tiefgreifend und umfassend verändern kannst, wie du es dir wünschst. Manchmal ist es nicht nur eine Möglichkeit, sondern vielleicht sogar eine Notwendigkeit, etwas zu verändern. Auslöser dazu kann eine Beförderung im Job sein, wenn du plötzlich nicht mehr die liebe Kollegin, der liebe Kollege bist, sondern als Führungskraft auch unangenehme Entscheidungen im Team durchsetzen musst. Oder wenn du erkennst, dass du in Beziehungen immer wieder auf die gleichen Probleme stößt – sei es in Freundschaften, familiären Bindungen oder Partnerschaften.
Innere Stärke bedeutet nicht nur, Herausforderungen zu meistern, sondern auch die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich an neue Gegebenheiten anzupassen, ohne dabei den inneren Kompass zu verlieren.
In einer von Krisen geprägten Zeit – wirtschaftliche Unsicherheiten, geopolitische Spannungen, ökologische Krisen und technologische Umwälzungen – sind wir ständig mit Veränderungen konfrontiert, die sich unserer Kontrolle entziehen. Diese äußeren Veränderungen verursachen bei vielen Menschen Gefühle der Angst, der Ohnmacht und der ständigen Unvorhersehbarkeit. Der Soziologe Zygmunt Bauman hat dafür den treffenden Begriff der »flüssigen Gesellschaft« geprägt, einer Gesellschaft und Welt, in der feste Strukturen und Sicherheiten zunehmend verschwinden. An die Stelle von Stabilität treten Wandel, Unsicherheit und Flexibilität. Das macht es uns immer schwerer, uns zu orientieren und Halt zu finden.
In dieser Situation ist es wichtiger denn je, die eigene Persönlichkeit zu stärken. Es geht darum, sich nicht von äußeren Umständen treiben zu lassen, sondern die Fähigkeit zu entwickeln, auch in stürmischen Zeiten einen klaren Kurs zu halten.
Wenn äußere Strukturen brüchig werden, müssen wir die eigene Persönlichkeit so ausbilden, dass wir nicht nur reagieren, sondern aktiv gestalten können. Bevor wir aber dazu kommen, wie wir das erreichen können, stellt sich noch eine weitere grundlegende Frage, die mir sehr geholfen hat auf dem Weg zur inneren Stärke: Wer oder wie will ich sein?
Es gibt unzählige Möglichkeiten, durchs Leben zu gehen: als Draufgänger, Hasenfuß, Zauderer, Theoretiker, Praktiker, Asket oder Hedonist – die Liste ist endlos. (Natürlich kannst du auch sagen, ich will mich gar nicht festlegen und am Ende sehen, was herauskommt. Mir persönlich haben aber bestimmte Rollenmodelle als Grundorientierung geholfen.)
In zahlreichen kulturellen, spirituellen und psychologischen Systemen werden die Wege des Lebens bewusst auf wenige archetypische Figuren verdichtet, um sie alltagsnah darzustellen. In der griechischen Mythologie begegnen wir etwa auf der einen Seite dem Helden, der für Mut und Herausforderungen steht, und auf der anderen Seite dem Weisen, der Erkenntnis und Führung symbolisiert.
Carl Gustav Jung entwickelte in seiner analytischen Psychologie zwölf Archetypen wie den Helden, den Schatten oder den Weisen Alten, die tief in unserem kollektiven Unbewussten verankert sind. Ähnliche Prinzipien finden sich auch im Daoismus, wo die gegensätzlichen Kräfte von Yin und Yang das Leben und seine Dynamik prägen.
Ich möchte mich auf zwei Archetypen beschränken, die mir besonders praktisch erscheinen: der Krieger, die Kriegerin und der Abenteurer bzw. die Abenteurerin.
Es gibt eine Vielzahl anderer Modelle, die mit unterschiedlich vielen Archetypen arbeiten: Myers-Briggs, Big Five oder das bereits erwähnte Enneagramm.
Natürlich ermöglichen diese breiteren Modelle mehr Differenzierung. Aber: Die Beschränkung auf zwei Archetypen bietet eine sehr schnelle und gute Orientierung, weil sie grundlegende Handlungsmuster, Spannungen und Kontraste in uns aufzeigt, ohne dabei zu überfordern –, sie ist extrem alltagstauglich.
Zunächst zum Krieger. Er verkörpert Entschlossenheit und Disziplin. Er stellt sich den Herausforderungen mit Fokus, Klarheit und Ausdauer. Er überwindet Hindernisse, indem er für seine Ziele kämpft. Ein Beispiel aus der Filmwelt ist Luke Skywalker aus Star Wars. Weitere Beispiele: Wonder Woman, John Wick, Conan der Barbar, Aragorn (Herr der Ringe), Sarah Connor (die aus Terminator, nicht die Sängerin), Katniss Everdeen (Tribute von Panem), Ellen Ripley (Alien), Prinzessin Leia (Star Wars), Arwen (Herr der Ringe), Mulan, Furiosa (Mad Max), Brienne von Tarth (Game of Thrones), Beatrix Kiddo (Kill Bill). (Dass all diese Namen mir sofort eingefallen sind, ohne auch nur eine Sekunde überlegen zu müssen, macht mich ein wenig nachdenklich. Habe ich vielleicht doch ein wenig zu viel Zeit im Kino verbracht?)
Der Abenteurer hingegen steht für Neugier, Offenheit und Freude am Entdecken. Er erkundet das Leben und sieht es als abenteuerliche Reise und weniger als Kampf. Hier fällt mir sofort Indiana Jones ein. Direkt danach Lara Croft, Hermine Granger (Harry Potter), Carol Danvers (Captain Marvel), Jack Sparrow (Fluch der Karibik), Han Solo (Star Wars), Frodo Beutlin (Herr der Ringe) oder auch Flynn Ryder aus Rapunzel. Diese Abenteurer verkörpern den Menschen auf der Suche nach neuen Entdeckungen und Herausforderungen.
Es ist kein Zufall, dass mir beim Schreiben als Erstes zwei Figuren von George Lucas, dem Schöpfer von Star Wars (Luke Skywalker) und Indiana Jones, in den Sinn kamen. Lucas hat sich bei der Erschaffung dieser beiden Welten stark von Joseph Campbell inspirieren lassen, dem Mythenforscher, der das Konzept der »Heldenreise« entwickelt hat. In seinem Buch Der Heros in tausend Gestalten beschreibt Campbell den Weg des Helden, der durch Prüfungen und Herausforderungen zu sich selbst findet –, ein Weg, der sowohl die Qualitäten eines Kriegers als auch die eines Abenteurers erfordert.
Was diese beiden Figuren – Luke Skywalker und Indiana Jones – gemeinsam haben, ist ihre Mission. Beide (der Krieger und der Abenteurer) wissen, wer sie sind. Es geht ihnen weniger darum, etwas zu erobern (na gut, Jones ist ein Grabräuber und immer hinter einem Schatz her – aber weniger, um ihn zu besitzen, sondern um mehr über ihn zu erfahren). Es geht ihnen darum, die Welt zu entdecken, zu verstehen, sich als Teil von etwas Größerem zu begreifen. Der Weg des Kriegers Luke Skywalker zum Beispiel ist eine Reise der Selbstfindung und der inneren, mentalen Stärke. Er lernt auf diesem Weg, wer er wirklich ist, und stellt sich den Herausforderungen von Gut und Böse.
Auch die Abenteurerin Lara Croft sucht nicht den Besitz der Schätze, sondern das Wissen und die Bedeutung, die dahinterstehen. Dieses Streben nach mehr als nur materiellem Erfolg oder äußerlichen Zielen lässt sich auch auf die anderen Krieger und Abenteurer übertragen.
In den Filmen erfahren wir nicht nur, was sie tun, sondern vor allem – und das ist der wesentliche Punkt –, wer sie sind!
Wer willst du sein – Krieger oder Abenteurer?
Luke Skywalker oder Indiana Jones?
Thor oder Peter Parker?
Brienne von Tarth oder Carol Danvers?
Eagle Fang oder Miyagi-Do?
Katniss Everdeen oder Lara Croft?
Ellen Ripley oder Hermine Granger?
John Snow oder Bran Stark?
Die Frage ist unter Umständen eine harte Nuss. Nichts, was man mal eben in zwei Instagram-Storys beantwortet bekommt –, auch wenn uns das manche Influencer glauben machen wollen. Um eine Antwort zu finden, musst du ehrlich zu dir sein und dich intensiv mit deinen Werten, Zielen und Herausforderungen auseinandersetzen. Es geht mir hier weniger darum, dass du dir auf die Schnelle einen Archetypen aussuchst und wie Indiana Jones, John Wick oder Lara Croft rumrennst (obwohl das sicher eine interessante Erfahrung wäre – vor allem für deine Mitmenschen …).
Es geht vielmehr darum, sich von den Archetypen inspirieren zu lassen und sich die Zeit zu nehmen, eine der Fragen überhaupt zu stellen: Wer möchtest du sein? Welche Eigenschaften möchtest du in dir entwickeln? Welche Werte sollen dein Leben bestimmen?
Diese Übung soll dir dabei helfen, deine persönlichen Werte und Verhaltensmuster durch Selbstreflexion besser zu verstehen. Dabei geht es darum, herauszufinden, ob du im Leben eher die Rolle eines Kriegers, der sich durch Entschlossenheit und Disziplin auszeichnet, oder eines Abenteurers, der für Neugier und Offenheit steht, einnimmst.
Schritt 1: Denke über positive Erlebnisse in drei unterschiedlichen Kontexten deines Lebens nach:
Momente, die du allein erlebt hast
Erlebnisse mit deiner Familie oder Ursprungsfamilie
Situationen aus deinem beruflichen Umfeld
Schritt 2: Fülle zunächst die Tabelle aus und lies danach weiter
Erlebnis
allein
mit Familie
im Beruf
1.
2.
3.
Schritt 3: Beantworte jetzt folgende Reflexionsfragen:
Wie hast du dich in diesen Situationen gefühlt (frei, sicher, stolz usw.)?
Welche Eigenschaften hast du in diesen Situationen verkörpert? Hast du dich eher wie ein Krieger oder wie ein Abenteurer gefühlt?
Erkenne Muster: Bist du in deinem Leben eher ein Krieger oder ein Abenteurer? Schreibe die Werte auf, die dir dabei am wichtigsten sind.
Diese Übung zeigt dir, welche Werte dein Leben prägen und welche Eigenschaften du in dir stärken kannst. Sie hilft dir nicht nur zu verstehen, wer du bist, sondern auch, wer du sein möchtest. Bist du eher der Krieger, der konzentriert seine Ziele verfolgt, oder der Abenteurer, der neugierig das Leben erkundet? Vielleicht merkst du, dass du je nach Situation beides in dir trägst –, und das ist auch gut so. Die Frage ist weniger, welcher Typ du immer bist, sondern welcher Archetyp dir in bestimmten Lebensbereichen am besten dient. Klarheit über deine Werte ist der erste Schritt, um deine Persönlichkeit gezielt zu entwickeln und zu entfalten.
Zurück zum Anfang meines Kapitels. Als Jugendlicher beschäftigt man sich – wie mein Sohn – vor allem mit Fragen zur eigenen Identität und Zugehörigkeit. Dabei geht es um die großen Fragen: »Wer bin ich?« »Wo will ich hin im Leben?« »Welchen Platz habe ich in der Gesellschaft?«
In der Phase des jungen Erwachsenenalters stehen oft Autonomie und Selbstverwirklichung im Fokus. Zu den typischen Fragen zählen: »Bin ich auf dem richtigen Weg?«, »Wie finde ich eine Balance? – Zwischen Arbeit, Studium, Freizeit, Familie und Freunden?« »Wann ist der richtige Zeitpunkt für Familie?« »Wie sichere ich meine finanzielle Zukunft?«
Die Lebensmitte ist gewöhnlich von Reflexion und Neuorientierung geprägt. Häufige Fragen sind: »Habe ich die richtigen Entscheidungen getroffen?«, »Lohnt sich ein Neuanfang?«, »Was ist wirklich wichtig im Leben?« »Wie gehe ich mit Veränderungen im Leben um?«
In ihrem Klassiker In der Mitte des Lebens schreibt die Autorin Gail Sheehy, dass jeder Lebensabschnitt seine eigenen typischen Fragen und Herausforderungen mit sich bringt – oft in Form von Krisen, die überwunden werden müssen, um sich weiterzuentwickeln.
Egal, in welcher Lebensphase wir uns befinden: Eine sehr gute Möglichkeit bessere Antworten auf diese Fragen zu bekommen, besteht in der Entscheidung, wie wir durchs Leben gehen wollen. Ob als Krieger oder Abenteurer. Diese Entscheidung ist alles andere als eine Nebensächlichkeit.
Beide kommen ans Ziel, sie gehen lediglich andere Wege. Innere Harmonie und Stärke kannst du auf beiden Wegen erlangen. Sie sind das Ergebnis eines gut kalibrierten Kompasses.
Indem du dir bewusst wirst, wer du sein möchtest und welche Werte dein Handeln bestimmen, schaffst du die Grundlage für ein Leben, das nicht völlig von äußeren Umständen bestimmt wird, sondern das du aktiv und bewusst gestaltest.
Das Potenzial zur Veränderung und Entwicklung deiner Persönlichkeit ist ein Schlüssel zu mehr Resilienz, Zufriedenheit und Erfolg.
Deine innere Stärke wächst aus der Klarheit darüber, was dich antreibt, welche Eigenschaften du bewusst in dir fördern möchtest und welche Facetten deiner Persönlichkeit du wann mit wem teilen möchtest. Wenn dir das gelingt, werden sich die Menschen dir gegenüber anders verhalten. Deine Umgebung und deine Welt werden sich ändern.
Erkenne dich selbst
Du kannst deine Persönlichkeit verändern
Wer willst du sein? Krieger oder Abenteurer?
Those were the best days of my life.
Brian Adams, »Summer of ’69«
Während meines letzten Semesters an der Uni hatte ich mit meinen Kommilitonen einen Deal: Wir lernen den ganzen Tag, und abends gehen wir gemeinsam in unser Lieblingsbistro. Die Gruppe war bunt gemischt: Ich studierte Übersetzen, die anderen Musik, Jura oder BWL