Ich sehe das, was du nicht sagst - Thorsten Havener - E-Book

Ich sehe das, was du nicht sagst E-Book

Thorsten Havener

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Beschreibung

Sehen, was andere denken Wie können wir die Körpersprache anderer Menschen lesen, verstehen und übersetzen? Wie können wir Vertrauen und Harmonie herstellen? Wie wirken wir souverän und überzeugend? Um andere zu verstehen, müssen wir zunächst begreifen, wie wir selbst denken und wie eng unsere Gedanken mit unseren Handlungen verknüpft sind. Erst dann, im zweiten Schritt, können wir den Blick auf unsere Mitmenschen richten, um diese zu entschlüsseln. Wie das geht, zeigt der Bestsellerautor und Mentalist Thorsten Havener in seinem neuen Buch mit ganz praktischen Methoden. Er beschreibt hier zum ersten Mal ein psychologisches System, das uns zeigt, wie die Gedanken anderer auch ohne gesprochene Worte sichtbar werden – durch reine Wahrnehmung und genaues Beobachten.

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Seitenzahl: 247

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THORSTEN HAVENER

Ich sehe das, was du nicht sagst

THORSTEN HAVENER

Ich sehe das, was du nicht sagst

Körpersprache verstehen – Menschen lesen

Originalausgabe

1. Auflage 2020

© 2020 by Yes Publishing – Pascale Breitenstein & Oliver Kuhn GbR

Nymphenburger Straße 86, D-80636 München

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Redaktion: Dr. Sybille Beck

Umschlaggestaltung: Ivan Kurylenko (hortasar covers)

Layout und Satz: Daniel Förster, Belgern

Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-96905-020-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96905-021-7

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96905-022-4

INHALT

DIE LEISE SPRACHE – WAS DER KÖRPER FLÜSTERT

1 DU SAGST ES! – SEI FREI

Ändere deine Gedanken – aber wie? – Der Handlungskreislauf

Ich lese dich – Offene und geschlossene Gesten

Da bleibt mir die Luft weg – Die Atmung

Es gibt keine Grenzen – Die äußere Handlung zeigt die innere Haltung

Ein Blick hinter die Maske – Das Gesicht

Der Sitz des Herzens – Der Brustkorb

Nicht nur zum Winken gut – Die Arme und Hände

Da steh ich dahinter – Position und Standpunkt

Wie läuft’s denn so? – Der Gang

Watschler oder Tapser? – Die Füße

Sitzt, wackelt und hat Luft – Die Sitzpositionen

2 DIE EIGENEN GEDANKEN HÖREN UND SEHEN – SEI BEWUSST

3 DIE ARCHITEKTEN UNSERER EXISTENZ – DIE EBENEN UNSERES BEWUSSTSEINS

4 SINNLICH UND ÜBERSINNLICH – SEI KONZENTRIERT

Hallo, da bin ich! – Interesse wecken

Ich weiß fast alles über dich – Strategien aus der Kommunikationspsychologie

Was uns bewegt – Lebensthemen

Erkenne dich selbst – Die Welt ist das, wofür wir sie halten

Ich verstehe dich – Wahres Interesse zeigen

5 DIE KRAFT DES AUGENBLICKS – SEI ANWESEND

Wenn Intuition und Verstand miteinander tanzen – Echte Verbindungen aufbauen

Frag doch ein Orakel! – Unser Unterbewusstsein weiß, was wir wollen

6 KOMMUNIKATION MIT HERZ – SEI LIEBEVOLL

»Dieser Satz existiert nur, wenn du ihn liest« – Der Wert der Verbundenheit

Das Herstellen von Verbundenheit ist das Unterlassen von Kritik

Manchmal muss man doch kritisieren – Die L-K-L-Formel

7 KOMMUNIKATION KOMMT VON INNEN – SEI KRAFTVOLL

Müssen vs. wollen – Anfangen, ausführen, abhaken

Unser Körper zeigt unsere Gedanken – Affirmationen

8 DAS MASS DER WAHRHEIT – SEI FLEXIBEL

DANK

QUELLEN

DER AUTOR

»Worte verbinden nur, wo unsereWellenlängen längst übereinstimmen.«

Max Frisch

DIE LEISE SPRACHE – WAS DER KÖRPER FLÜSTERT

»Wenn sie ihre Lippen benetzt, während dumit ihr sprichst, findet sie dich attraktiv.«

Das war der erste Satz, den ich über Körpersprache gelesen habe. Ich war 14 Jahre alt und er stand in einem Zeitungsartikel. Den Artikel habe ich nicht mehr. Aber dieser Satz hat sich unmittelbar in mein Gedächtnis gebrannt. Erst viel später habe ich verstanden, wie maßgeblich er mein zukünftiges Leben beeinflusst hat. Es war einfach zu verführerisch. Das musste ich lernen: Wissen, was ein Mädchen denkt, während ich mit ihm spreche!

Ich habe es gelernt und die Faszination hält bis heute ins Erwachsenenleben an. Es ist mein Beruf, zu wissen, was in den Köpfen anderer Menschen vorgeht. Das begann zunächst mit der Zauberkunst, die ich zu dieser Zeit schon intensiv studiert habe. Der Zeitungsartikel hat dafür gesorgt, dass sich meine Vorführungen verändert haben. Ich habe die Zauberei mit Körpersprache- und Wahrnehmungs-Experimenten erweitert und mich zum »Gedankenleser« entwickelt. Meine Karriere hat mir mehrere eigene TV-Sendungen und Reisen um die ganze Welt ermöglicht. Ein Satz als Jugendlicher und das ihm anhaftende Versprechen, Mädchen verstehen zu können, haben mein Leben verwandelt. Ich habe nicht mehr nur Zaubertricks geübt, sondern bin regelmäßig in die Ortsbücherei geradelt, um mir dort sämtliche Bücher über Körpersprache auszuleihen und diese dann intensiv zu studieren. Ich habe sie gelesen, meistens bis meine Eltern mich gebeten haben, das Licht auszuschalten, und danach mit der Taschenlampe unter der Bettdecke wie Bastian Balthasar Bux in der Unendlichen Geschichte. In diesen Büchern standen tolle Geheimnisse: »Wenn sie die Lippen benetzt, möchte sie dich küssen.« Oder: »Wenn sie dich wie nebenbei am Arm berührt, möchte sie Nähe herstellen.« Leider habe ich heute keine Ahnung mehr, welche Bücher das waren. Es waren Lebenshilfe-Groschenbüchlein über Körpersprache. Die richtig guten Bücher habe ich erst später entdeckt. Meine Notizen dazu habe ich auch nicht mehr. Ich habe sie jedoch so oft gelesen, dass ich den Inhalt nahezu auswendig kenne.

Bei den Mädchen hat es erst mal überhaupt nicht so geklappt, wie ich mir das vorgestellt und die Bücher es mir versprochen hatten. Aber die Auftritte wurden besser und besser. Ich hatte mich in die Welt der Körpersprache gestürzt und konnte bei meinen Vorführungen immer öfter erkennen, wer wirklich begeistert ist und wer nur aus Höflichkeit zuschaut. Ich konnte erkennen, dass viele Menschen gut mit dem Mund lügen können, aber keine Ahnung haben, dass ihnen das mit ihrem Körper nicht gelingt. Ich habe meine eigene Körpersprache verbessert und wurde plötzlich zu mehr Auftritten eingeladen als zuvor. In der Schule konnte ich bei mündlichen Prüfungen erkennen, ob ich mich bei einer Antwort auf dem richtigen Weg befand, oder ob ich auf dem Holzweg war.

Nach dem Abitur habe ich während des Studiums als Tischzauberer gearbeitet. Wobei Arbeit es nicht wirklich trifft: Die Auftritte waren meine Leidenschaft. Als Tischzauberer war ich meist auf größeren Feiern und Festen engagiert, um die Gäste direkt an ihren Tischen anzusprechen und dort zu unterhalten. Auch hier nutzte ich mein Wissen über die Körpersprache intensiv. So achtete ich zum Beispiel auf die Füße (!) meiner Zuschauer. Wenn sie in meine Richtung zeigten, waren sie aufmerksam bei der Sache. Falls die Fußspitzen jedoch von mir weg zeigten, wusste ich, dass ich etwas tun musste, um die Aufmerksamkeit zurückzugewinnen, oder dass es Zeit war, den Tisch zu verlassen. Eine meiner Glanznummern war eine Geldscheinwanderung, bei der ein zuvor unterschriebener und anschließend verbrannter Geldschein eines Zuschauers in einer Zitrone wieder auftauchte, die die ganze Zeit über auf dem Tisch lag. Ich wusste, dass ich das Geld fast immer behalten durfte, wenn ich den entsprechenden Zuschauer kurz vor dem Erscheinen seines signierten Geldscheins anlächelte und an der Schulter oder am Oberarm berührte.

Wenn ich einer Gruppe einen Trick zeigte und jemand kam später dazu, wusste ich, dass ich diese Person, ohne ein Wort darüber zu verlieren, in die Gruppe einfügen konnte, indem ich ihr meinen Oberkörper zuneigte.

Die Zauberei hat mich zu einem guten Beobachter gemacht.

Ich achtete mehr darauf, wie etwas gesagt wurde. Welche Gesten und Körperhaltungen die Worte unterstützten. 1998 studierte ich Übersetzen und Dolmetschen in Monterey, Kalifornien. Während meines Studiums erkannte ich dort eines Tages, wann der Sprecher das Thema wechseln würde, wann er eine Pointe setzen würde und wann er alles zusammenfassen und seine Rede beenden würde. Ich kann mich noch gut erinnern, wie verblüfft meine Kollegin in der Dolmetscherkabine damals war.

Daraufhin widmete ich mich noch intensiver dem Zusammenspiel zwischen unseren Gedanken und unserem Verhalten. Ich las viel über Psychologie und Wahrnehmung.

Später, nach meinem Diplom, wurden die Auftritte größer und sie führten mich auf große Bühnen auf der ganzen Welt.

Hier habe ich gelernt, dass mein Gang, die Haltung meiner Hände und mein Blick in den ersten Sekunden darüber entscheiden können, wie der Auftritt sich entwickelt.

Ich wusste, dass die unterstützenden Gesten meiner Hände, während ich mit meinem Publikum redete, darüber entscheiden können, ob meine Information verstanden wird oder nicht.

Ich lernte, dass gewisse Gesten mit den Händen sogar dafür sorgen können, dass ein Zuschauer aus einer Reihe von Wörtern genau das Wort aussucht, das ich erwarte.

Ich habe gelernt, dass ich ein Geheimnis viel besser verbergen kann, wenn ich mit offenen Händen gestikuliere, und dass mein Publikum misstrauisch wird, wenn ich ihm nur meine Handrücken zeige.

Ich habe gelernt, dass ich die Aufregung eines Zuschauers sofort an seinem Gang erkennen kann. Und dass ich ihn sehr schnell und sanft beruhigen kann, indem ich ihn erst mit gehobenen Augenbrauen anschaue und dann anlächle.

Ich habe weiterhin gelernt, dass ich einen schwierigen und skeptischen Zuschauer besser unter Kontrolle behalte, wenn ich ihm ganz nah komme und so in seinen persönlichen Raum eindringe, ihm dann meinen Arm um die Schultern lege, um ihm so mitzuteilen, wem die Bühne in diesem Moment gehört.

Ich habe gelernt, dass Menschen mich nicht wirklich anlächeln, wenn nur der Mund lacht und nicht die Augen.

Ich habe gelernt, dass Menschen unglaublich viel von sich preisgeben, auch wenn sie kein Wort sprechen.

All das werden auch Sie in diesem Buch lernen!

Unsere Körpersprache ist leise – und doch sehr deutlich.

Das Körperlesen ermöglicht es uns, eine echte Verbindung mit anderen Menschen aufzubauen. Es befähigt uns, zu erkennen, wie sie sich gerade fühlen und wie sie denken. Das wiederum gibt uns die Möglichkeit, in jeder Situation adäquat zu reagieren.

Dabei geht es nicht darum, jede einzelne Geste eines Menschen mit einer festgelegten Bedeutung zu versehen oder einzelne Gesten losgelöst vom Kontext erschöpfend zu analysieren und zu beschreiben. Vielmehr möchte ich Ihren Blick für die unermessliche Vielfalt möglicher Interpretationen schulen.

Und was die Mädchen betrifft: Ein paar Jahre nach meinen Besuchen in der Bücherei habe ich ein unglaubliches Mädchen getroffen. Bei unserer ersten Begegnung hat sie mich nebenbei am Arm berührt. Beim zweiten Date hat sie kurz ihre Lippen benetzt. Das ist inzwischen über 25 Jahre her. Es ist noch immer die stärkste Verbindung meines Lebens.

1

DU SAGST ES! – SEI FREI

»Da musst du anders drüber denken!«

Wie oft haben wir alle diesen Satz wohl schon gehört?

Wahrscheinlich sehr oft. Genau wie so viele andere Phrasen. Zum Beispiel: »Ändere deine Gedanken und du veränderst deine Welt.« Das ist ein Zitat von Norman Vincent Peale, einem der Begründer des positiven Denkens. Peale war Pfarrer und schrieb in den 1950er-Jahren den Megaseller Die Kraft des positiven Denkens. Ich stehe dem vorbehalt- und bedenkenlosen positiven Denken sehr kritisch gegenüber. Es ist meiner Meinung nach sogar hochgefährlich, sobald es die Realität verklärt und falsche Hoffnungen weckt.

Andererseits ist eine grundsätzlich positive Lebenseinstellung nicht nur gesünder – sie macht auch viel mehr Spaß. Also habe ich mich auf die Suche nach praktischen Ansätzen gemacht. Jedes Mal, wenn jemand Peale zitiert oder Sätze gesagt hat wie: »Da musst du anders drüber denken!«, habe ich einfach gefragt: »Alles klar, mache ich – und wie geht das?« Daraufhin schaute ich stets in schweigende Gesichter. Tatsächlich konnte mir jahrelang niemand eine praktische Antwort auf diese scheinbar so einfache Frage geben.

Vielleicht hilft es ja, die Perspektive zu wechseln und nicht beim Denken anzufangen, sondern bei der Handlung? Schließlich bringt ein Wechsel der Perspektive in vielen Fällen die Antwort mit sich. Zur Veranschaulichung ein Gedankenspiel, das ich in einem Vortrag des US-amerikanischen Schachmeisters Maurice Ashley gehört habe – und der hat immerhin den Großmeistertitel inne:

Bakterien, die sich innerhalb von 24 Stunden verdoppeln, werden einen See, den sie befallen haben, in genau 60 Tagen ausfüllen.

An welchem Tag war der See halb voll von ihnen?

Ohne über diese Aufgabe weiter nachzudenken, werden die meisten von uns wahrscheinlich aus dem Bauch heraus sagen: »Nach 30 Tagen.« Das passiert schnell. Vor allem, wenn man vom Anfang hin zum Schluss denkt.

Ändern wir jedoch die Perspektive und denken den Vorgang vom Ende zum Anfang. Durch die Richtungsänderung unserer Gedanken kommen wir auf eine ganz andere Lösung. Am 60. Tag füllten die Bakterien den See komplett aus. Wie voll muss er am 59. Tag gewesen sein? Wie voll am 58.? Bingo!

Daniel Kehlmann beschreibt in Die Vermessung der Welt, einer fiktiven Doppelbiografie über den Mathematiker Carl Friedrich Gauß und den Naturforscher Alexander von Humboldt, wie ein Grundschullehrer seine Ruhe haben wollte und den Schülern seiner Klasse die Aufgabe stellte, sämtliche Zahlen von 1 bis 100 zu addieren. Nach wenigen Minuten ging der siebenjährige Carl Friedrich Gauß zur Tafel und schrieb die richtige Lösung auf: 5050.

Diese sogenannte Retroanalyse, eine Schachkomposition, kann uns ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Sie bietet eine weitere Möglichkeit, an Problemstellungen und Fragen heranzugehen.

Und möglicherweise auch eine sehr praktische Lösung, anders über etwas zu denken.

ÄNDERE DEINE GEDANKEN – ABER WIE? – DER HANDLUNGSKREISLAUF

Unsere Gedanken wirken sich auf unsere Handlungen aus. Um zu ergründen und zu verstehen, wie das funktioniert, hilft es, den Grundsatz »Es gibt keine Grenzen« zu beherzigen. Das bedeutet, dass es keine Grenzen zwischen Körper und Geist, zwischen Handeln und Denken, gibt. Alles hängt zusammen, ist miteinander verbunden und beeinflusst sich gegenseitig. Deshalb lohnt es sich, nicht beim Gedanken anzufangen, sondern bei der Handlung. Wir nutzen hier mal die Retroanalyse. Los geht’s.

Wir handeln im Leben und machen dadurch Erfahrungen. Es formen sich Gedanken und Gefühle und Erinnerungen, unser Geist modifiziert sich.

An dieser Stelle möchte ich ganz knapp erklären, wie ich den Begriff »Geist« in diesem Zusammenhang benutze. Im englischen Sprachgebrauch gibt es den treffenden Begriff mind, der sich so leider nicht ins Deutsche übersetzen lässt. Er umfasst unsere Gedankenwelt und deren Zusammenwirken mit unserer Wahrnehmung (über unsere Sinne), unseren Intellekt (der das Wahrgenommene einordnet, zum Beispiel in Bekanntes und Unbekanntes) und unser Bewusstsein, das versteht, dass wir das Wahrgenommene individuell von unserem Standpunkt aus erleben und dass wir es von diesem Standpunkt aus einteilen. Eine mögliche Einteilung kann sein: »Das mag ich« oder: »Das mag ich nicht«. Oder auch: »Das weiß ich schon« und: »Das ist neu für mich«. Mit »Geist« meine ich hier also – sehr knapp vereinfacht – unsere Gedankenwelt und die verschiedenen Ebenen unseres Bewusstseins. Das Thema werden wir im Kapitel »Die Architekten unserer Existenz« noch eingehend beleuchten. Dazu also später noch viel mehr.

Zurück zu unserer Überlegung:

Wir beginnen mit einer Handlung und durch sie erfolgt eine Erfahrung. Auf diese Erfahrung folgen wiederum Gedanken, Gefühle und Erinnerungen. Durch diese Gedanken, Gefühle und Erinnerungen wird die Erfahrung gespeichert.

Der Clou: Diese Speicherung ist unbewusst und kommt später als Tendenz wieder. Das heißt, ich möchte die Erfahrung entweder wiederholen oder vermeiden.

Diese Muster bestimmen meine Handlungen. Was wir also als Gewohnheit oder Abneigung betrachten, ist eine Art, auf eine Erfahrung zu reagieren. Unsere Tendenzen sorgen dafür, dass wir unseren bisherigen Erfahrungen entsprechend handeln. So können Gewohnheiten entstehen.

Es entsteht ein Handlungskreislauf.

Was wir manchmal vergessen: Wir haben immer die Wahl! Wir können zwischen angebrachten und nicht angebrachten Gewohnheiten unterscheiden. Wir müssen darauf achten, dass Gewohnheiten sich nicht unreflektiert verselbstständigen. Wir sollten Dinge tun, weil sie angebracht sind, und nicht, weil wir es gewohnt sind.

Wer diesen Kreislauf kennt, kann überlegen, ob eine Handlung angebracht ist – oder eben nicht. Jede Erfahrung sorgt für eine Erinnerung. Sobald wir uns erinnern, vertiefen wir das Speichern. Um jetzt den Kreislauf der negativen Erinnerung zu durchbrechen, sollten wir die erforderlichen Handlungen durchführen. Das heißt, wir zäumen das Pferd einfach von hinten auf.

Anstatt willentlich unsere Gedanken zu ändern – was für die meisten von uns nahezu unmöglich ist –, fokussieren wir uns auf konstruktive und zielgerichtete Handlungen und sorgen so für neue Erfahrungen, die uns anders denken lassen.

Wenn neue Handlungen erfolgen, ändert sich unser Bewusstsein.

»Ändere deine Gedanken« bedeutet also ganz praktisch: Mach einfach mal etwas anders als davor, dann kommst du auf neue Gedanken.

So viel zur Theorie – jetzt zur Anwendung und dem Zusammenspiel mit unserer Körpersprache. Ich habe die Methode des Handlungskreislaufs einmal in der ZDF-Sendung Terra X genutzt, um ein Experiment durchzuführen. Die Redaktion hatte mich angefragt und wollte wissen, mit welchen Methoden ich eine Gruppe von Menschen zu einem Bungeesprung aus großer Höhe motivieren kann. Oder auch zum Aufgeben. Ich habe mich auf den Grundsatz »Es gibt keine Grenzen« berufen und den Handlungskreislauf praktisch eingesetzt. Wir haben zwölf Leute in Hamburg eingeladen, mit einem Bungeeseil an den Füßen von einem Hafenkran zu springen. Die Gruppe war bunt zusammengewürfelt. Die eine Hälfte Frauen, die andere Hälfte Männer. Alle zwischen 25 und 40 Jahre alt. Schon während der Fahrt zum Hafen stieg im Bus die Nervosität. Aus der Ferne ragten die Kräne hoch in die Luft. Aber als wir dann wirklich davorstanden, wurde allen klar, dass dieser Sprung kein Spaziersprung wird. Als ich mich vor der Gruppe bei einem der Mitarbeiter aus dem Sprungteam nach der Höhe des Krans erkundigte, überraschte er uns: 50 Meter. Bei vielen Teilnehmern gingen unweigerlich die Schultern ein Stück nach oben, die Augen weiteten sich und das Blut schoss aus dem Gesicht in die Beine. Alles Zeichen für Angst. Aber den Hals zu schützen, das Umfeld genauer zu beobachten oder sogar wegzurennen waren hier keine Option.

Wie motiviert man nun Menschen in einer solchen Extremsituation?

Ganz sicher nicht, indem man ihnen mit Worten sagt: »Keine Angst!«

Auch nicht, indem man ihnen sagt: »Ist doch halb so wild, da springen jeden Tag Leute runter ...«

Ich habe mich für eine Mischung aus Vorstellungskraft und Körpersprache entschieden. Zunächst bat ich diejenigen einen Schritt nach vorn zu treten, die sich nicht übermäßig fürchteten und die feste Absicht hatten, zu springen. Die, so mein ehrgeiziges Ziel, wollte ich dazu bringen, zu zweifeln oder sogar aufzugeben. Ich habe sie gebeten, sich auf einen Stuhl zu setzen und sich ganz klein zusammenzukauern. Außerdem sollten sie sich nicht bewegen. Das ist gewöhnlich eine Reaktion auf Angst: Wir machen uns klein und erstarren.

Die andere Gruppe habe ich gebeten, sich breitbeinig und mit erhobenen Armen hinzustellen – die klassische Pose der Sieger – und sich auf etwas Schönes zu konzentrieren. Das konnte alles sein: die bevorstehende Euphorie nach dem Sprung, aber auch ein schönes Erlebnis oder auch nur das schöne Wetter und die angenehme Wärme der Sonne. Egal, was.

In dieser Pose und mit diesen Gedanken ließ ich die Probanden eine Minute verweilen. Eine Minute! Mehr brauchte es nicht.

Danach stiegen wir alle gemeinsam auf den Kran. Oben angekommen, habe ich die Zeit gestoppt, die die Teilnehmer zweifelten, bevor sie sich in die Tiefe stürzten. Aus der »Angst«-Gruppe (also der Gruppe, die sich eigentlich nicht sehr fürchtete, die ich aber in der Angst-Haltung verweilen ließ) sprang einer der Teilnehmer überhaupt nicht – obwohl er vor der Übung fest entschlossen war, zu springen. Die anderen Teilnehmer der »Angst«-Gruppe zögerten alle mindestens zehn Sekunden, bevor sie sprangen.

Aus der »Mut«-Gruppe (also der mit der Siegerpose) sprangen alle sofort nach dem Zeichen. Obwohl ich mit diesem Ergebnis gerechnet hatte, war ich erstaunt.

Um die Teilnehmer vor dem Sprung auf andere Gedanken zu bringen, habe ich nicht primär bei den Gedanken angesetzt. Vielmehr habe ich sie eine entsprechende Handlung ausführen lassen. Sie sollten nach meiner Anweisung körpersprachlich den Sprung antizipieren – entweder körperlich die Angst vor dem Absprung verstärken oder den Rausch nach dem Absprung vorwegnehmen.

Das ist der Trick.

Die entsprechende Handlung sorgt, wie oben beschrieben, ganz von allein für andere Gedanken und damit ändert sich wiederum die Tendenz – in diesem Fall ein schnellerer Absprung oder sogar die Weigerung, zu springen.

Wenn Sie also in Zukunft anders denken möchten und Ihnen das nicht gelingt, dann haben Sie von nun an eine hilfreiche Methode parat:

Ändern Sie Ihre Handlungen und Ihre Gedanken werden folgen.

Das Schöne an der Methode: Es ist ein Kreislauf. Und den können Sie überall durchbrechen. Sie können nämlich auch Ihre Handlungen verbessern, indem Sie sich gedanklich auf etwas Zielbringendes fokussieren. Der Körper folgt ebenfalls unweigerlich unseren Gedanken.

Was bedeutet das alles nun für uns angehende Körperleser?

Zunächst einmal halten wir fest, dass unsere Gedanken sich unweigerlich und unverzüglich auf unsere Gefühle und damit auf unsere Handlungen und unsere Körpersprache auswirken.

Um das zu verdeutlichen, machen Sie bitte folgende Übung:

Setzen Sie sich bequem und aufrecht hin.Drehen Sie jetzt Ihren Kopf so weit wie möglich nach rechts. Wichtig: Drehen Sie nur den Kopf – die Schultern bleiben in ihrer Position und drehen sich nicht mit! Merken Sie sich, wie weit Sie den Kopf drehen konnten.Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich intensiv bildlich vor, wie Sie Ihren Kopf wieder nach rechts drehen. Sie machen die Bewegung nicht wirklich, Sie stellen sie sich nur vor! Drehen Sie den Kopf in Ihren Gedanken viel weiter, als Sie ihn wirklich drehen konnten. Stellen Sie sich intensiv vor, wie Sie Ihren Kopf um 180 Grad nach hinten drehen. Bitte stellen Sie sich das nur vor!

Drehen Sie Ihren Kopf noch einmal so weit wie möglich nach rechts. Sie werden überrascht sein ...

Ihr Körper folgt Ihrer Vorstellungskraft und Ihre Vorstellungskraft folgt Ihrem Körper.

Es gibt keine Grenzen außer denen, die wir akzeptieren.

ICH LESE DICH – OFFENE UND GESCHLOSSENE GESTEN

Bitte nehmen Sie sich für die nächste Übung kurz Zeit.

Denken Sie intensiv an einen Moment, in dem Sie etwas gegessen haben, was Ihnen überhaupt nicht geschmeckt hat. Gehen Sie gedanklich genau in diese Erinnerung und schmecken Sie, was Sie damals geschmeckt haben, fühlen Sie, was Sie damals gefühlt haben.

Bitte lesen Sie erst weiter, wenn Sie das getan haben.

Als Nächstes denken Sie bitte an einen Moment, in dem Sie etwas gegessen haben, was Ihnen gut geschmeckt hat. Richtig köstlich! Auch hier konzentrieren Sie sich bitte genau auf dieses Erlebnis. Wie intensiv und angenehm war der Geschmack? Wie hat sich das angefühlt?

Wenn Sie sich stark auf Ihre Erinnerungen konzentriert haben, erfolgte darauf eine körperliche Reaktion.

Die unangenehme Erinnerung bewirkt Anspannung – die angenehme Entspannung.

Zu Beginn meines Programms »Feuerproben« bitte ich eine junge Dame auf die Bühne und führe mit ihr vor Publikum genau die oben beschriebene Visualisierung durch.

Jeder kann sofort sehen, wie ihre Körpersprache sich beim unangenehmen Gedanken verschließt: wie sich die Schultern anspannen, wie der Atem kürzer wird und wie das Gesicht sich verzieht. Es ist fast unmerklich – aber eben nur fast. Sobald ich mein Publikum bitte, seine Aufmerksamkeit darauf zu richten, sehen es sogar die Zuschauer in der letzten Reihe.

Analog verhält es sich beim Gedanken an einen Leckerbissen im Mund. Hier zeigt sie körpersprachlich offene Gesten: Die Gesichtszüge werden sanfter, die Schultern entspannen sich und nicht selten atmet meine Zuschauerin lächelnd tief ein und wieder aus.

Danach schaue ich sie an und sage ihr exakt, welchen Geschmack sie geschmeckt hat und welches Essen sie liebt und welches sie verabscheut.

Jetzt gibt es genau zwei Möglichkeiten: Entweder ihre Augen werden größer, öffnen sich (Erstaunen) – oder sie werden kleiner, schließen sich (Skepsis).

Offenheit und Verschlossenheit sind die beiden Grundbausteine beim Körperlesen.

Schon Samy Molcho schreibt in seinem Buch Körpersprache: »Schließen (Kontraktion) und Öffnen sind die Bausteine unserer Körpersprache. Verkrampfung und Lockerung erkennen wir in ihren Signalen wieder.« Das, liebe Leserin und lieber Leser, ist nicht nur in unserer Körpersprache so, es ist ein universelles Gesetz. Unser ganzes Erleben lässt sich einteilen in Aktivität und Bewegung, Passivität und Stille. Maßlos gesteigert wird aus der Aktivität Stress oder auch Aggressivität und aus der Passivität Langeweile oder Lethargie. Es ist das alte Prinzip der Dualität.

Ein Geheimnis besteht darin, zwischen beidem die richtige Beziehung herzustellen. Wichtig: Es geht nicht um Balance, sondern um eine dynamische Harmonie – das richtige Zusammenspiel. Denn es gibt Momente, da brauchen wir mehr Aktivität, um unser Ziel zu erreichen, in anderen Augenblicken dagegen mehr Ruhe.

Wenn ich zum Beispiel vor einem Auftritt ein wenig nervös bin, brauche ich nichts, was diese leichte Nervosität abschwächt. Sie ist gut, denn sie hilft mir, mich zu konzentrieren. Wenn ich mich andererseits bei einem Strandurlaub in absoluter Entspannung befinde, brauche ich in einem solchen Moment keine Aktivität, um in »Balance« zu kommen. Der Moment entscheidet: dynamische Harmonie.

Wir alle kennen den Zustand chronischer Anspannung. Wenn jemand extrem angespannt vor uns steht, dann stecken dahinter sehr wahrscheinlich folgende Gründe:

Zweifel

Unsicherheit

Angst

Stress

Diese vier sind praktisch das Quartett des Leidens. Diese Zustände machen passiv und hemmen uns. Im Extremfall äußern sie sich körperlich in Steifheit, Lähmung und Kontraktion. So reagiert unser Körper auf zu viel Aktivität.

Zu viel Passivität macht ebenfalls handlungsunfähig. Wir sagen ja nicht umsonst »totenstill«. Bei zu viel Passivität werden wir lethargisch. Null Spannung bedeutet Stillstand. Eine Welle entsteht nur durch das Zusammenwirken von Aktivität und Passivität. Ein in einen stillen See geworfenes Steinchen zieht schöne Kreise im Wasser. Das optimale Zusammenspiel zwischen Aktivität und Passivität. Dasselbe Steinchen bildet bei starker Brandung keine Wellen, es versinkt fast ohne Spuren. Es fehlt die Passivität. Harmonie ist also grundsätzlich das Zusammenspiel von beidem. Das gilt ebenso für unsere Verständigung und damit natürlich auch für unsere Körpersprache. Wenn wir entspannt und körperlich locker sind, können wir beobachten und wahrnehmen. Wir haben einen offenen Blick. Wenn wir verkrampft sind, fällt uns das sehr viel schwerer. Wir sagen ja auch, jemand ist offen oder verschlossen. Wir können solche Signale gut am Körper lesen. Den Grund für die zugrunde liegenden Emotionen erfahren wir über diesen Weg jedoch nicht. Jemand kann aus vielen Gründen verschlossen sein. Es kann sein, dass die betreffende Person müde ist (zu passiv), sie kann ängstlich sein oder unsicher (zu aktiv). Auf den ersten Blick erkennen wir das oft nicht.

Viel wichtiger als der Grund ist in solchen Momenten unsere Reaktion auf unser Gegenüber. Als Faustregel können wir sagen, dass ein verkrampfter Mensch »zumacht« und nicht mehr »offen« ist. Er wird unsere Argumente nicht mehr annehmen. In solchen Situationen ist es fast immer ratsam, das Gespräch zu unterbrechen und dadurch Passivität in zu viel Aktivität zu bringen. Wir geben einfach das hinzu, was gerade fehlt. Dynamische Harmonie.

DA BLEIBT MIR DIE LUFT WEG – DIE ATMUNG

Das Zusammenspiel von Aktivität und Passivität lässt sich sehr gut an unserem Atem erkennen. Um zu leben, müssen wir ein- und ausatmen. Wir können nicht nur einatmen. Oder nur ausatmen.

Dabei wissen wir intuitiv, dass das Einatmen uns Kraft gibt. Vor einer großen Anstrengung atmen wir erst mal tief durch. Dadurch nehmen wir Sauerstoff auf, wir werden aktiver. Das Ausatmen befreit uns von verbrauchter Luft, es steht für das Loslassen.

Und zwischen jedem genommenen oder abgegebenen Atemzug liegt eine Phase der Ruhe, eine Pause. Die brauchen wir oft, um uns zu konzentrieren oder eine Entscheidung zu treffen. Allein durch das Beobachten des Atems lassen sich zahlreiche Rückschlüsse auf die Gefühlslage des anderen (und auch uns selbst) ziehen.

Wenn wir zum Beispiel erschrecken, dann atmen wir, oft sogar mit einem leisen Schrei, ruckartig ein und halten die Luft an. Das machen wir, um Kraft zu tanken, den Körper für die eventuell bevorstehende Flucht mit Sauerstoff zu versorgen und dann in der Pause blitzschnell eine Entscheidung zu fällen. Je nach Situation atmen wir dann langsam aus, um wieder in einen Zustand der Ruhe zu kommen, oder wir atmen explosionsartig aus, um die getankte Kraft nach außen abzugeben. Dasselbe machen wir beim Sport. Beim Liegestütz zum Beispiel atmen wir ein, wenn wir uns nach unten bewegen, um Kraft zu tanken für die bevorstehende Belastung. Beim Hochdrücken atmen wir stoßartig aus, um die Kraft nach außen abzugeben. In meinem Fall oft noch begleitet von einem Ächzen und Stöhnen ...

Im Idealfall ist unser Atem regelmäßig und harmonisch, wobei wir gewöhnlich ein wenig länger aus- als einatmen. Der ruhige Atem wirkt sich beruhigend auf den Körper aus und ein ruhiger Körper bewirkt wiederum einen regelmäßigen und ruhigen Atem.

Wenn wir traurig sind oder nicht weiterwissen, atmen wir länger aus als ein und machen eine Pause nach dem Ausatmen. Wir wollen die Situation nicht annehmen, atmen sie weg und atmen nur so viel ein wie gerade nötig.

Wenn wir freudig oder auch nervös sind – sehr aktive Zustände –, ändert sich unser Atem sofort. Das Herz schlägt schneller, wir brauchen mehr Sauerstoff und atmen in schnellerer Folge tiefer ein als aus. Auch hier gibt es keine Grenzen zwischen unserem körperlichen Befinden und unserem Atem. Einerseits: Wenn wir rennen, schlägt unser Herz schneller. Andererseits: Wenn wir sehr aufgeregt sind und unser Herz bis in die Schläfen pocht, können wir kaum stillstehen. Beide Zustände bedingen einander.

Wenn ich auf der Bühne mit einem Zuschauer arbeite, achte ich stark auf die Bewegungen der Schultern. Denn an ihrem Auf und Ab kann ich sehr gut ablesen, wie regelmäßig und tief er atmet. Wenn ich nun merke, dass der Atem zu lange angehalten wird oder zu schnell geht – beides Zeichen für zu viel Aktivität, auf der Bühne wahrscheinlich Nervosität –, besteht meine erste Maßnahme gewöhnlich darin, dass ich meinen Zuschauer aufmunternd anlächle. Dann mache ich mit ihm gemeinsam eine kurze Atemübung. Durch die Übung wird sein Atem sehr sanft und innerhalb kürzester Zeit geht er tief und regelmäßig. Da Atem und Puls eng miteinander verknüpft sind (Sie erinnern sich: Es gibt keine Grenzen), beruhigt sich der Puls ganz von allein.

Als meine Kinder noch klein waren und ich sie abends noch ins Bett bringen durfte, hatten wir vor dem Schlafengehen immer feste Rituale. Nach dem Zähneputzen habe ich ein Kapitel aus einem Kinderbuch vorgelesen (das habe ich ganz besonders geliebt) und danach haben wir eine gemeinsame Einschlafübung gemacht. Die bestand in großen Teilen aus ruhigem Atmen. Sobald die Kinder die Augen schlossen, habe ich sie am Arm von der Schulter abwärts zu den Händen hin gestreichelt. Bewegungen von oben nach unten beruhigen, sie bewirken Entspannung und Passivität. Auch hier ist die Regelmäßigkeit entscheidend. Sobald die Atmung der Kinder sich den langsamen und sanften Streichelbewegungen angepasst hatte, wusste ich, dass sie bald einschlafen würden. Meine Güte, ist das schon lange her ...