Das Geheimnis der Sklavin - Tomás de Torres - E-Book

Das Geheimnis der Sklavin E-Book

Tomás de Torres

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Beschreibung

Bloß nicht zurückblicken!, hämmerte es in Sandras Kopf. Nur nach vorn denken! Nach vorn denken! Was war, ist vergangen, vergeben, vergessen, hat nie existiert! Nur nach vorn denken ...! "Entschuldigung - wir steigen aus!" Sandra schreckte auf. Sie hatte nicht bemerkt, dass das Flugzeug in Málaga gelandet war. Hastig erhob sie sich von ihrem Gangplatz und lächelte ihrem Sitznachbarn entschuldigend zu. Eine Glutwelle rollte über sie hinweg, als sie den "Finger" der Fluggastbrücke betrat. Sofort fühlte sich ihre Kehle staubtrocken an, und das Atmen fiel ihr schwer. Im Vorbeigehen sah sie aus den Fenstern, konnte aber nur andere Flugzeuge erkennen, andere Fluggastbrücken, einen Teil des stahl- und glasblitzenden Terminals, das nur aus rechten Winkeln zu bestehen schien - und flirrende Luft über dem Asphalt. Im Hintergrund, überraschend nah, dunkel aufragende Berghänge. Keinen Zipfel von Málaga und nicht einmal das geringste Eckchen des Mittelmeers. Im Flugzeug hatte sie beinahe gefroren mit ihrem dünnen, hautengen T-Shirt, doch ihr neuer Herr hatte ihr in seiner letzten E-Mail strikt verboten, etwas darüber anzuziehen - oder darunter. Gemeinsam mit den anderen Passagieren ihres Fluges eilte sie zu dem Lindwurm des Gepäckbands und wartete ungeduldig darauf, dass es ihr Köfferchen ausspie. Als sie es endlich in der Hand hielt, wunderte sie sich wieder einmal darüber, wie leicht es war - für einen One-Way-Trip. Aber ihr neuer Herr hatte detaillierte Vorschriften erlassen, was sie mitbringen sollte - und auch, was sie bei ihm keinesfalls benötigen würde - Kleidung zum Beispiel ... Sandra sucht den Meister ihrer Träume, den "perfekten" Meister, und hofft, ihn in Martín zu finden, der in einer Villa in atemberaubender Lage in Südspanien lebt - auf dem Rücken eines Bergsporns, mit steil abfallenden Felswänden an drei Seiten. Sandra entscheidet sich aus freiem Willen, bei Martín zu bleiben, ihm zu dienen und seine Strafen freudig zu akzeptieren. Bald jedoch bemerkt sie, dass nicht alles so ist, wie sie es sich erträumt hat, dass zwischen Anschein und Wirklichkeit eine Lücke klafft, tief wie der Abgrund vor der Villa - und ebenso bedrohlich. Zug um Zug holt ihre eigene Vergangenheit Sandra ein, und schließlich muss sie erkennen: Sie ist nicht die Einzige mit einem tödlichen Geheimnis ...

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Tomás de Torres

Das Geheimnis der Sklavin

Das Geheimnis der Sklavin

SM-Thriller von

Tomás de Torres

MARTERPFAHL VERLAG

Impressum der Ebook-Ausgabe:

© 2019 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ (s. u.)

Alle Rechte vorbehalten

Titelbild gestaltet von R. Happ unter Verwendung

desselben Fotos wie bei der kartonierten Ausgabe

https://marterpfahlverlag.wixsite.com/erotikbuch

[email protected]

E-Book ISBN 978-3-944145-67-9

Impressum der kartonierten Ausgabe:

© 2011 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,

Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren

www.marterpfahlverlag.com

[email protected]

Covergestaltung: Sibil Joho – unter Verwendung eines Fotos von:

»Nachtvogel« (Photograph); Modell: »esther marie«

Druck: Print Com, Erlangen

ISBN 978-3-936708-82-0

1

Bloß nicht zurückblicken!, hämmerte es in Sandras Kopf. Nur nach vorn denken! Nach vorn denken! Was war, ist vergangen, vergeben, vergessen, hat nie existiert! Nur nach vorn denken …

»Entschuldigung – wir steigen aus!«

Sandra schreckte auf. Sie hatte nicht bemerkt, dass das Flugzeug gelandet war.

Hastig erhob sie sich von ihrem Gangplatz und lächelte ihrem Sitznachbarn entschuldigend zu. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, angelte in dem schon beinahe leeren Gepäckfach nach ihrer Handtasche und stolperte in den Gang hinaus, wo sie einer anderen Frau, die gerade vorbeihastete, auf den Fuß trat. Ihrer wasserstoffblonden Mähne nach zu urteilen handelte es sich um eine Spanierin, und so murmelte Sandra ein »Perdone!«, wie sie es aus dem Sprachführer gelernt hatte. Doch anstelle einer Antwort trug ihr das nur einen giftigen Blick aus braunen Augen ein; im nächsten Moment bereits war die Spanierin vorbei, und Sandra folgte ihr rasch, um den Passagieren hinter ihr den Weg freizugeben.

Eine Glutwelle rollte über sie hinweg, als sie den »Finger« der Fluggastbrücke betrat. Sofort fühlte sich ihre Kehle staubtrocken an, und das Atmen fiel ihr schwer. Im Vorbeigehen sah sie aus den Fenstern, konnte aber nur andere Flugzeuge erkennen, andere Fluggastbrücken, einen Teil des stahl- und glasblitzenden Terminals, das nur aus rechten Winkeln zu bestehen schien – und flirrende Luft über dem Asphalt. Im Hintergrund, überraschend nah, dunkel aufragende Berghänge. Keinen Zipfel von Málaga und nicht einmal das geringste Eckchen des Mittelmeers.

Als sie das klimatisierte Abfertigungsgebäude betrat, wich der Druck der überhitzten Luft schlagartig von ihren Lungen. Dennoch war es warm hier; 25 Grad, schätzte Sandra. Im Flugzeug hatte sie beinahe gefroren mit ihrem dünnen, hautengen T-Shirt, doch ihr neuer Herr hatte ihr in seiner letzten E-Mail strikt verboten, etwas darüber anzuziehen – oder darunter.

Gemeinsam mit den anderen Passagieren ihres Fluges eilte sie zu dem Lindwurm des Gepäckbands und wartete ungeduldig darauf, dass es ihr Köfferchen ausspie. Als sie es endlich in der Hand hielt, wunderte sie sich wieder einmal darüber, wie leicht es war – für einen One-Way-Trip. Aber ihr neuer Herr hatte detaillierte Vorschriften erlassen, was sie mitbringen sollte – und auch, was sie bei ihm keinesfalls benötigen würde – Kleidung zum Beispiel …

Koffer und Handtasche in der Linken, ging sie in Richtung der Toiletten. Recht viel umfangreicher, dachte sie, während sie die Tür einer Kabine sorgfältig hinter sich abschloss, hätte ihr Gepäck auch nicht sein dürfen, sonst hätte sie hier ernsthafte Platzprobleme bekommen.

Mit einem Seufzer der Entsagung klappte sie den Toilettendeckel hinunter, setzte sich und öffnete die Schnallen ihrer Schuhe. Ihr neuer Herr hatte ihr strikt verboten, vom Betreten des Flugzeugs in Düsseldorf an bis zu ihrer Ankunft in seinem Haus eine Toilette zu benutzen. Auf dem mehr als dreieinhalb Stunden dauernden Flug hatte sie aus diesem Grund lediglich ein Glas Wasser getrunken; dennoch spürte sie bereits ihre Blase. Sie betete, dass alles klappte – sie sollte ja abgeholt werden – und sie ihr Ziel bald erreichte.

Sie stieg aus ihren Schuhen und stellte diese an die Seitenwand: Schwarze Spangenpumps mit extrem hohen Absätzen, exakt wie von ihrem neuen Herrn vorgegeben. Normalerweise trug sie etwas Bequemeres; es hatte tagelanger Übung bedurft, darin einigermaßen sicher zu gehen. Dann streifte sie das knallenge rote T-Shirt über den Kopf. Ihre festen Apfelbrüste, deren hellbraune Warzen bereits jetzt aufgerichtet waren, fielen befreit heraus. Sandra stopfte das Hemdchen in die Handtasche.

Sie stand auf, öffnete den Verschluss des knielangen braunen Lederrocks und legte auch diesen ab. Darunter war sie, wie ihr geboten worden war, völlig nackt – und das in mehr als nur einer Beziehung. Noch an diesem Morgen, im Hotel, hatte sie mit einem Einmalrasierer ihre Schamhaare vollständig entfernt. Als sie sich nun wieder mit geöffneten Schenkeln auf den Toilettendeckel setzte, kontrollierte sie ihren Schoß nochmals – es war tatsächlich nicht das kleinste Härchen übrig geblieben, das die Freude des Anblicks getrübt hätte. Ihr neuer Herr würde zufrieden sein, dachte sie nicht ohne Stolz.

Sie spürte, wie sie feucht zu werden begann.

Hastig rollte sie die Strümpfe hinunter, einfache weiße Tennissocken. Auch diese steckte sie in die Tasche; den Lederrock, den sie später wieder anziehen würde, legte sie obenauf.

Nun stand sie völlig nackt in der Kabine. Sie trug kein Make-up und keine Ohrringe oder sonstigen Schmuck; lediglich an ihrem rechten Zeigefinger blitzte ein schlichter stählerner Ring, an dem über ein angeschweißtes Kügelchen ein beweglicher kleinerer Ring angebracht war.

Sie hob den Koffer auf den Toilettensitz, fischte den Schlüssel aus der Geldbörse und öffnete ihn. Einige der Dinge, die sie nun anziehen – oder besser: anlegen – musste, hatte sie wegen der strengen Kontrollen nicht im Handgepäck befördern wollen.

Unschlüssig blickte sie in das Innere des kleinen Koffers und griff schließlich nach etwas Schwarzem, Glattem. Als sie das nicht mehr als handflächengroße Etwas auseinanderfaltete, entpuppte es sich als brustfreier Büstenhalter aus schwarzem Gummi. Frisch gewaschen und gepudert, glitt er beinahe wie von selbst über ihren Oberkörper. Kritisch prüfte sie seinen Sitz; das etwa einen halben Millimeter starke Latex schmiegte sich an die Rundungen ihrer Brüste wie eine zweite Haut. Es presste sie nach vorn, so dass sie spitzer aussahen, als sie waren, und ließ doch den größten Teil davon frei.

Als Nächstes entnahm sie dem Koffer ein Lederhalsband, das mit Hilfe einer Schnalle im Nacken verschlossen wurde. Zu beiden Seiten glitzerten Metallringe, und vorn hing an einem kleinen Karabinerhaken ein kurzes stählernes Kettchen.

Sie legte sich das Halsband um, so eng, dass sie gerade noch ungehindert atmen konnte, und schloss es sorgfältig. Die beiden mit spitzen Zähnen bewehrten Klemmen, die die Enden des Kettchens bildeten, fielen zwischen ihren Brüsten herab. Sandra nahm eine der Klemmen in die rechte Hand. In Erwartung des bevorstehenden Schmerzes biss sie sich auf die Lippen. Dann schlossen sich die kleinen Zähne um ihre linke Brustwarze, und Sandra konnte einen Wehlaut nicht ganz unterdrücken. Rasch wiederholte sie den Vorgang an ihrer rechten Brust. Sie ließ ihre Hände sinken und holte tief Atem. Sie stand nun mit leicht gesenktem Kopf da; die Kette, die genau die richtige Länge besaß, war gespannt, und beide Brustwarzen waren nach oben gerichtet. Sandra wartete einige Zeit, bis der Schmerz abebbte.

Dann hob sie langsam den Kopf.

Die Kette spannte sich, und Sandra sog zischend die Luft ein, als ihre Brüste nach oben gezogen wurden. Es würde nicht einfach sein, so zu gehen, denn bei jedem Schritt würden die Spitzen ihrer Brüste versuchen, auf und ab zu wippen, was jedoch durch die Kette unterbunden wurde.

Sie bückte sich, und sofort ließen Zug und Schmerzen nach. Doch auch wenn die Kette nicht gespannt war, verursachten die Zähne der Klemmen an Sandras Brustwarzen eine stetige, stechende Pein. Sie würde sie ständig an ihren neuen Herrn denken lassen.

Abermals griff sie in das Köfferchen. Das Schwierigste hatte sie sich für zuletzt aufgehoben: ein sogenanntes »Tanzhöschen«, wie der offene BH aus schwarzem Latex gefertigt. Die Besonderheit, die dem Slip seinen Namen gegeben hatte, waren zwei unterschiedlich große Innenglieder, platziert an den anatomisch passenden Stellen.

Vorsichtig stieg sie in das Höschen und zog es an den Beinen hinauf. Als es die passende Höhe erreicht hatte, spreizte sie die Schenkel und führte zunächst das vordere Glied einige Zentimeter in ihre rasierte Spalte ein. Sie war mittlerweile so feucht, dass es bereitwillig aufgenommen wurde – beinahe aufgesogen.

Schwieriger war es, den hinteren Dildo einzuführen, obwohl dieser deutlich kleiner war als sein Gegenstück. Mit zusammengepressten Lippen – sie musste ihren Körper drehen und biegen, was den Zug an ihren Brüsten wieder verstärkte – schaffte sie schließlich auch dies. Dann setzte sie sich mit weit gespreizten Beinen auf den Toilettendeckel und presste die beiden Gummikameraden langsam, Millimeter um Millimeter, weiter in sich hinein bis zum Anschlag. Das Höschen saß nun ebenso perfekt wie der BH.

Ihr Körper reagierte sofort; eine wohlbekannte Wärme breitete sich in ihrem Unterleib aus. Sie wimmerte vor unterdrückter Lust. Am liebsten hätte sie hier und jetzt das vordere Glied wieder ein Stück herausgezogen, dann wieder hineingeschoben, herausgezogen, hineingeschoben …

Mein Gott, wie soll ich da auch nur zehn Schritte gehen, ohne dass es mir kommt? Ich bin ja jetzt schon kurz davor!

Nun war die »normale« Kleidung an der Reihe. Sandras neuer Herr hatte sich für eine weite und kurzärmlige weiße Bluse entschieden. Sie schlüpfte hinein und knöpfte sie zu, wobei sie jedoch, wie befohlen, die oberen beiden Knöpfe offen ließ. So würde ein zufälliger Betrachter das Halsband und den Ansatz der zu den Brüsten führenden Kette sehen können.

Als Letztes legte sie wieder den Lederrock um und stieg in die Schuhe, wozu sie mehrere Versuche benötigte, dann schloss sie Koffer und Tasche. Noch einmal überprüfte sie den Sitz der Bluse, dann entriegelte sie die Kabinentür und trat hinaus – und wäre um Haaresbreite mit einer anderen Frau kollidiert, die auf die Nachbarkabine zusteuerte.

Die Frau starrte Sandra an. Volle, wasserstoffblonde Mähne, einen halben Kopf größer als Sandra und damit immer noch kleiner als der Durchschnitt: Es handelte sich um keine andere als jene Frau, der sie beim Aussteigen auf den Fuß getreten war.

Siedend heiß fiel Sandra ein, dass sie vergessen hatte, die Spülung zu betätigen; die andere hatte also allen Grund, sie neugierig zu mustern. Sandra sah ihre Blicke herunterwandern zu dem Halsband, dem Kettchen – die Klammern an den Brustwarzen konnte man durch den Stoff der Bluse zumindest erahnen – und schließlich dem »O-Ring« an ihrem Zeigefinger. Als die Fremde den Blick wieder hob und ihr in die Augen sah, begriff Sandra, dass sie wusste.

Was soll’s?, dachte sie. Sie warf ihren Kopf hoch und schob sich, einen Schmerzenslaut unterdrückend, an der Fremden vorbei in Richtung der Waschbecken. Bei jedem Schritt arbeiteten die Gummiglieder in ihr, und sie fühlte die Blicke der Wasserstoffblondine in ihrem Nacken. Im Spiegel sah sie, wie sich die andere abrupt umwandte und in einer der Kabinen verschwand. Sandra atmete auf.

Ein unnatürlich bleiches Gesicht mit einem durchdringenden, beinahe wilden Blick starrte ihr aus dem Spiegel entgegen; Schweiß glänzte auf ihrer Stirn, und ihre Lippen zitterten, was sie überraschte. Sie schob eine naturblonde Strähne, die ihr vor das linke Auge gefallen war, an ihren Platz zurück. Die halblangen Haare trug sie in der Mitte gescheitelt; eine einfache Frisur, wie sie einer Sklavin ziemte.

Mit einem Gefühl des Bedauerns verließ sie die Damentoilette. Der Druck in ihrer Blase war durch das Einführen der beiden Gummiglieder nicht geringer geworden.

Ob mein Herr schon auf mich wartet?

Etwas breitbeinig machte sie sich auf den Weg zum Ausgang aus dem Sicherheitsbereich. Dabei hielt sie sich an der Wand, möglichst weit entfernt von all den anderen Passagieren, die hier herumhasteten oder auf ihr Gepäck warteten. Ihr entfuhr ein leises Stöhnen, nicht nur wegen der Schmerzen in ihren Brüsten. Im Rhythmus ihrer Schritte bewegten sich die beiden Glieder in ihrem Körper, fickten sie regelrecht durch. Wie bereits befürchtet: Auf halbem Weg zu dem grünen Zollschild verspürte sie eine regelrechte Bebenwelle, die sich vom Zentrum ihres Körpers in alle Richtungen ausbreitete. Bunte Ringe führten vor ihren Augen einen wilden Reigen auf. Koffer und Handtasche entglitten ihr; sie krümmte sich zusammen, lehnte den Kopf gegen die kühle Wand und wartete unterdrückt schluchzend darauf, dass der Orgasmus abebbte.

Als es endlich vorbei war und sie wieder atmen, wieder sehen konnte, blickte sie sich verstohlen um. War es nur eine Täuschung oder hatte sich eine große menschenleere Fläche um sie herum gebildet? Sahen nicht mit einem Mal alle anderen Reisenden, Männer und Frauen gleichermaßen, von ihr weg?

Unwillig schüttelte sie den Kopf, was einen stechenden, erinnernden Schmerz in ihren Brüsten auslöste. Ihr Unterleib fühlte sich klitschnass an; sie betete, dass der Gummislip dicht hielt und nichts an ihren Beinen hinunterrann.

Sie hob ihr Gepäck auf und ging, Nässe, Gummiglieder und Brustklammern so weit wie möglich ignorierend, raschen Schrittes auf den Ausgang zu.

Draußen, in der großen Halle, blieb sie ratlos stehen. Ihr neuer Herr hatte geschrieben, sie werde abgeholt, also nahm sie an, dass er sich irgendwo in der wartenden Menschenmenge befand. Aber sie hatte keine Möglichkeit, ihn zu erkennen; sie wusste nichts über sein Aussehen. Dagegen konnte er sie durchaus identifizieren; sie hatte ihm auf seine Aufforderung – seinen unmissverständlichen Befehl – mehrere elektronische Fotografien von sich selbst gesandt, die keinerlei Fragen zu den intimsten Stellen ihres Körpers offen ließen. Desgleichen ihre Maße – die Kleidungsgrößen ebenso wie den Umfang ihres Halses, ihrer Hand- und Fußgelenke sowie einiges mehr.

Sandra konnte also nichts anderes tun als zu warten, bis jemand sie ansprach. Sie trat einige Schritte zur Seite und setzte ihren Koffer ab. Dann musterte sie der Reihe nach diejenigen Männer, die ihrerseits die aus dem Sperrbereich kommenden Passagiere inspizierten.

Natürlich hatte sie sich im Geiste anhand seiner E-Mails ein Bild von ihrem neuen Herrn gemacht. Mit Sicherheit war er hochgewachsen und hatte schwarze oder zumindest dunkle Haare in einem eleganten Schnitt. Vielleicht trug er einen kurzen und gepflegten Bart – aber keinesfalls an der Oberlippe. Seine Kleidung war stets maßgeschneidert, perfekt sitzend, frei von auch nur dem kleinsten Stäubchen und mindestens so dunkel wie sein Haar. Seine Augen – ja, die mussten grau sein, stahlgrau, und sein Blick ebenso stählern; hart, manchmal grausam, manchmal aber auch gütig und verständnisvoll. Seine Stimme war tief und klangvoll und besaß die Fähigkeit, seine Sklavin erzittern zu lassen – oft vor Furcht, mitunter aber auch vor freudiger Erregung, wenn er sie lobte, sie beglückwünschte, wie tapfer sie die Schmerzen einer Bestrafung ertrug – für ihn ertrug …

Abermals betrachtete sie die Reihe der Wartenden, die sich in dem Maße lichtete, wie die Passagiere den Sicherheitsbereich verließen. Verdammt, warum sprach er sie nicht an? Er wusste doch, dass sie ihn nicht erkennen konnte! Oder war das vielleicht eine Prüfung – die erste, der sie unterzogen wurde? Ja, so musste es sein! Sie sollte ihn erkennen anhand des Bildes, das sie sich selbst von ihm gemacht hatte! Mal sehen … Vielleicht der Mann dort in der zweiten Reihe, etwa vierzig Jahre alt, mit einer Brille? Nein, unmöglich. Angesehen davon, dass ihr neuer Herr sich niemals in der zweiten Reihe postieren würde, besaß dieser Mann bereits einen Bauchansatz. Außerdem war seine Stirn so hoch, dass man schon von einer Halbglatze sprechen konnte.

Oder jener da vorn, der mit den Händen in den Taschen von einem Fuß auf den anderen trat, einen Blumenstrauß unter den linken Arm geklemmt? Ausgeschlossen, viel zu nervös! Sandras neuer Herr würde in allen Situationen ein Pol der Ruhe und Selbstbeherrschung bleiben. Und das erste Zusammentreffen mit einer Sklavin könnte ihn schon gar nicht aus der Ruhe bringen.

Aber da, dieser blendend aussehende junge Mann mit dem dunkelblauen Business-Anzug und der Krawatte! Er stand kerzengerade da wie ein Offizier. Bei dem Gedanken, seinen Kommandos folgen zu dürfen, spürte Sandra erneut aufkochende Hitze zwischen ihren Beinen. Der musste es sein!

Als habe er ihre Gedanken gehört, wandte er nun den Kopf. Sein Blick traf den ihren – und glitt gleichgültig weiter.

Sandra biss sich auf die Lippen und fühlte sich immer unwohler in ihrer Haut. Beinahe zitternd vor Aufregung lehnte sie sich gegen die Wand. Wegen der Klammern und der beiden Gummischwänze in ihrem Körper versuchte sie, sich so wenig wie möglich zu bewegen.

Was ist los? Ist er aufgehalten worden? Was mache ich, wenn … wenn er gar nicht kommt? Ich besitze nicht einmal seine Adresse!

Unsinn! Sie versuchte gewaltsam, sich selbst zu beruhigen. Natürlich wird er kommen! Wahrscheinlich will er mich eine Weile schmoren lassen …

Doch allzu lange, das wusste sie aus Erfahrung, konnte sie die Klammern an ihren Brüsten nicht ertragen. Wenn sie sie aber abnähme – natürlich nicht hier, vor allen Leuten, sondern wieder in einer Toilette – und wenn er dann doch noch einträfe, wäre er mit Sicherheit sehr enttäuscht von seiner neuen Sklavin, und das bereits bei der ersten Begegnung. Nein, das durfte einfach nicht sein! Sie musste unter allen Umständen –

Eine Frau löste sich aus der Menge und trat auf Sandra zu.

2

»SANDRA.«

Eine knappe Feststellung, gefolgt von einem ebenso knappen Nicken.

Sandra öffnete den Mund, doch sie kam nicht zu einer Antwort. Die Frau gab ihr einen Wink – etwa so, wie man einem Hund winkt –, wandte sich um und strebte dem Ausgang zu. Sandra griff hastig nach ihrem Köfferchen und folgte ihr. Sie hatte nicht einmal Zeit gehabt, die Frau genau anzusehen; von hinten erkannte sie eine schlanke Silhouette und pechschwarzes, halblanges Haar. Ein kurzärmeliges Sommerkostüm enthüllte den dunklen Teint einer Südspanierin. Sie trug schmucklose dunkle Halbschuhe und ihre Rechte umklammerte einen Autoschlüssel.

Sandra stolperte hinter ihr durch die Tür. Die Nachmittagshitze hämmerte abermals auf sie ein und trieb ihr die Luft aus den Lungen und den Schweiß aus den Poren. Sie folgte ihrer Führerin über die Straße, in die düstere Katakombe eines Parkhauses. Die Frau ging viel zu schnell für sie und blickte sich kein einziges Mal um. Sandra hatte große Mühe, ihr zu folgen; mehr als einmal drohten ihre Füße in den ungewohnten Pumps umzuknicken. Bei jedem Schritt zuckte eine feurige Garbe von Schmerz durch ihre Brüste, und die beiden Glieder in ihrem Unterleib fickten sie unbarmherzig.

Aber die Frau ließ ihr keine andere Wahl.

Das Parkhaus war ein Hort der Kühle, aber Sandra kam nicht dazu, sich darüber zu freuen. Nachdem ihre Führerin an einem Automaten bezahlt hatte, ging sie über die Treppe zwei Decks nach oben, anstatt den Aufzug zu nehmen – eine zusätzliche Folter für Sandra. Während sie der anderen folgte wie eine Hündin ihrer Herrin, führten ihre Gedanken einen Veitstanz auf. Das Ganze war so überraschend gekommen, dass sie nicht einmal Gelegenheit gehabt hatte, sich über das Ende des Wartens und Bangens zu freuen.

Woher kennt sie mich?

So zielstrebig, wie diese Frau auf Sandra zugekommen war, musste sie eine Fotografie von ihr gesehen haben. Diese Fotografie konnte aber nur eine von jenen gewesen sein, die Sandra ihrem neuen Herrn gesandt hatte, und mit einem Mal durchlebte sie eine absolut ungewohnte Empfindung: Scham.

Sie passierten endlose Reihen von Autos, gingen immer weiter und weiter, bis Sandra meinte, die Schmerzen in den Brüsten und die Gefühle im Unterleib nicht mehr ertragen zu können. Aber sie wusste, dass sie nicht einfach stehen bleiben und um eine Pause bitten konnte. Also biss sie die Zähne zusammen und folgte der Fremden.

Irgendwann lichteten sich die Reihen der parkenden Wagen, und Sandra atmete erleichtert auf, als sie sah, dass die Frau auf ein silbernes Auto zustrebte, das für Sandra auf den ersten Blick wie ein Mercedes aussah – langgestreckt, windschnittig und vor allem teuer. In gewisser Beziehung war das – nach der Tatsache, dass ihr neuer Herr sie nicht persönlich abgeholt hatte – die zweite Enttäuschung dieses Tages, denn sie hatte auf einen Jaguar oder zumindest einen Porsche getippt. Als sie näherkam, stellte sie fest, dass es sich bei dem Wagen nicht um einen Mercedes, sondern einen Volvo handelte – in ihren Augen auch nicht besser, im Gegenteil.

Die Blinker zuckten kurz auf, als die Fremde noch im Gehen via Funksteuerung die Zentralverriegelung löste. Dann öffnete sie den Kofferraum und blickte sich nach Sandra um; zum ersten Mal überhaupt, seit die beiden das Terminal verlassen hatten.

Sandra verlangsamte ihre Schritte und hielt auf das Heck des Volvos zu. Aus der Nähe erkannte sie deutliche Schmutzspuren, die sich an der Unterseite über die ganze Länge hinzogen. Sie verzog die Mundwinkel. Auch das hatte sie nicht erwartet.

Immer noch schwer atmend, legte sie ihre beiden Gepäckstücke in den Kofferraum. Immerhin – dieser war sauber und leer bis auf die üblichen Utensilien wie Verbandskasten, Warndreieck und eine leuchtend rote Warnweste.

Als sie aufblickte, schwebte das Gesicht der fremden Frau über ihr. Haarfeine Fältchen ließen Sandra ihr Alter auf fünfzig Jahre schätzen. Blutleere, kaum sichtbare Lippen, eine spitze Nase und eine ausgeprägte Nasenlinie ließen Sandra unwillkürlich an eine Eule denken. Doch das Bemerkenswerteste waren die Augen, die Sandra mit der Emotionslosigkeit zweier brauner Glasmurmeln musterten.

Die Frau klappte wortlos den Kofferraumdeckel zu und ging um den Wagen herum. Sandra nahm die andere Seite und wollte die Beifahrertür öffnen, doch die Fremde stieß ein barsches »No!« aus, gefolgt von einem Stakkato unverständlicher spanischer Worte.

Ratlos zuckte Sandra mit den Schultern und versuchte ein entschuldigendes Lächeln.

Die andere runzelte die Stirn und deutete auf den Rücksitz. Sandra nickte hastig, öffnete die hintere Tür und stieg ein, sehr langsam und vorsichtig.

»En el centro!«, befahl die Frau.

Endlich verstehe ich mal was!, dachte Sandra erleichtert.

Sie nahm also in der Mitte des Rücksitzes Platz, wo ein für einen Anschnallgurt sehr ungewöhnlicher Lederriemen auf sie wartete. Im ersten Augenblick kam ihr das nicht »spanisch« vor; immerhin hatte sie noch nie in so einem Wagen gesessen. Doch dann beugte sich ihre Abholerin über sie und schloss den Leibgurt über ihrer Taille. Es klickte, als ein kleines, aber stabil aussehendes Schloss einrastete – Sandra war gefangen.

Sie öffnete den Mund, doch dann überlegte sie es sich anders. Auch wenn sie sich in Spanisch hätte perfekt ausdrücken können, wovon sie weit entfernt war – was hätte sie sagen sollen? Sich beschweren? Fragen, wohin die Fahrt gehe? Es war sonnenklar, dass die Fremde von ihrem neuen Herrn gesandt worden war, das ergab sich schon aus den bizarren Umständen. Sie konnte also nichts anderes tun, als die Dinge auf sich zukommen zu lassen.

Wenn sie wenigstens diese schrecklichen Brustklammern hätte abnehmen dürfen, die ihr mit jeder Minute größere Schmerzen bereiteten! Noch niemals hatte sie diese so lange getragen oder war damit so weit gelaufen.

»Por favor«, begann sie, um sofort wieder zu stocken. Was hieß »Klammer« auf Spanisch? Sie hatte keine Ahnung. »Brüste« waren jedenfalls pechos und witzigerweise männlichen Geschlechts, so viel wusste sie noch.

Aber die andere schien auch so verstanden zu haben; sie machte sich nun nämlich daran, Sandras Bluse weiter aufzuknöpfen. Die Deutsche versuchte, sich auf den reißenden Schmerz vorzubereiten, der sich einstellen würde, wenn die Klammern gelöst wurden. Als er dann tatsächlich kam, schrie sie dennoch auf. Tränen verschleierten ihre Sicht; sie fühlte, wie eine ihre linke Wange hinunterrann. Nur langsam ließen die Schmerzwellen nach, die von ihren Brüsten ausgehend durch ihren Körper brandeten.

Doch die Frau war noch nicht fertig mit Sandra. Ohne die eben geöffneten Knöpfe wieder zu schließen, beugte sie sich hinunter und schob Sandras Lederrock hoch, bis sie den Gummislip erkennen konnte. Sie tastete nach den beiden Dildos; Sandra spürte, wie sie sich in ihrem Körper bewegten, sie abermals fickten. Ein schmatzender Laut ertönte. Sandra schloss die Augen und fühlte, wie ihr brennende Röte ins Gesicht schoss. Am liebsten wäre sie in dem weichen Sitzpolster versunken.

Endlich ließ die andere von ihr ab und nahm auf dem Fahrersitz Platz. Der Motor startete buchstäblich mit einem Schnurren, und bald darauf glitt der Volvo in die Lichtflut des südspanischen Spätnachmittags. Die Fahrt ging über die breite und verkehrsreiche Stadtautobahn von Málaga, die in teils steilen und engen Kurven um die Provinzhauptstadt herumführte. Manchmal konnte Sandra, wenn sie nach rechts blickte, zwischen hässlichen Wohnsilos das Meer sehen – eine sich in die Unendlichkeit erstreckende Fläche von einem so intensiven Blau, dass nicht einmal der wolkenlose Himmel damit konkurrieren konnte. Ein gewaltiges Schiff, vielleicht ein Kreuzfahrer, lag nicht allzu weit draußen vor Anker.

Auf der linken Seite glitten grüne Hügel vorbei, hinter denen in mehreren Reihen gezackte Berge aufragten. Sandra erinnerte sich, dass im Spanischen das Wort sierra sowohl eine Säge als auch einen Gebirgszug bezeichnete, was wohl kein Zufall war.

Die Klimaanlage des Wagens ließ jeden Gedanken an die draußen herrschende Hitze vergessen. In der Tat wurde es bald so kalt, dass Sandra in ihrer leichten Kleidung fröstelte, doch sie hätte es niemals gewagt, sich darüber zu beschweren.

Hier scheint es bei den Temperaturen kein Mittelmaß zu geben, dachte sie. Entweder brütend heiß – oder eiskalt! Hoffentlich ist es in der Villa meines neuen Herrn nicht so kalt …

Sandra verabscheute Kälte; sie konnte sie noch weniger ertragen als Schmerzen. Sie sehnte sich nach Wärme, sowohl körperlicher als auch emotionaler Wärme. Nach der Geborgenheit, die ihr nur ein starker Meister bieten konnte, der zwar jede Verfehlung unerbittlich bestrafte, der seine Sklavin jedoch auch manchmal in die Arme nahm, sie lobte und sie tröstete. Der ihre Tränen trocknete, wenn die Schmerzen der Bestrafung unerträglich schienen, und sanft über die Striemen auf ihrem Körper strich. Für diese Momente des Glücks und der Erfüllung lebte sie.

Der neue Meister muss derjenige sein, nach dem ich so lange gesucht habe! Streng, aber verständnisvoll; hart, aber nicht grausam oder gar herzlos. Er wird mich auf den Gipfel der Lust führen, und es wird meine Lebensaufgabe sein, ihm zu dienen, ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Die früheren Meister dagegen …

Sie presste die Lider zusammen, bis sie nur noch bunte Schleier sah.

Bloß nicht zurückblicken! Nach vorn denken! Nur nach vorn denken; an das, was sein kann, was sein wird! Nicht an das, was war oder hätte sein können! Sonst kommen die Kopfschmerzen zurück …

Nach etwa halbstündiger Fahrt auf einer zunehmend leerer werdenden Autobahn bog der Volvo ab. Sandra erhaschte einen Blick auf einen Wegweiser in einem Kreisverkehr: »Sayalonga« stand darauf, und sie merkte sich den Namen wegen seines exotischen Klangs.

Fast so schön wie »Shangri-La« …

Sie passierten ein langgestrecktes Dorf, dessen blumengeschmückte und weiß gekalkte Häuser Sandra viel eher mit Spanien assoziierte als die Betonburgen Málagas. Unmittelbar hinter dem Ortsende wurde die Straße schmäler und schlechter und begann, sich an einem Hang entlang in die Berge zu winden. Blau und Grün waren hier die vorherrschenden Farben: Das makellose Blau des Himmels und die schier unendlich vielen Grünschattierungen der bewachsenen Hänge und des bereits im Schatten liegenden Talgrunds.

Nach vielleicht einer Viertelstunde bremste der Wagen, und Sandra sah auf. Die Straße folgte in einer unübersichtlichen Rechtskurve dem Hangverlauf. Die Spanierin hupte und bog dann nach links auf einen staubigen Weg ab, kaum breiter als der Volvo selbst. Vor einem rostigen Eisentor hielt sie an. Hinter dem Tor machte der Weg eine Biegung nach rechts; ein wie mit dem Messer abgeschnittener Hang aus dunkelbrauner Erde hinderte Sandra daran, den weiteren Verlauf des Weges zu erkennen. Neben dem Tor war ein verbeulter Briefkasten auf einen Pfosten genagelt, der die kaum noch erkennbare Aufschrift »Los Cebos« trug.

Nachdem die Frau das Tor von Hand geöffnet hatte, fuhr sie weiter, ohne es hinter sich zu schließen. Höchstens zwanzig Meter dahinter mündete der Weg auf einen teilweise geteerten kleinen Platz, auf dessen linker Seite ein gedrungenes und nicht allzu breites Haus stand. Die Fremde stieg aus, öffnete die hintere Tür und löste Sandras Leibgurt mit Hilfe eines kleinen Schlüssels.

Kein Zweifel: Sandra hatte ihr neues Zuhause erreicht.

3

Das kann, das darf doch nicht wahr sein!

Mit zitternden Knien stand Sandra vor dem Haus. Die Villa, die sie unwillkürlich mit der Costa del Sol assoziiert hatte, war das bestimmt nicht: Einst weiß gekalkt, war die Farbe nun teils abgeblättert, teils von Schmutz überdeckt. Links und rechts einer niedrigen hölzernen Haustür blickten je zwei ebenso niedrige und mit daumendicken Eisenstäben versehene Fenster traurig auf den Vorplatz. Die fleckigen Ziegel des sehr flachen Daches waren teilweise von Moos bedeckt, die Dachrinne in sich verdreht und von Rostlöchern durchsiebt.

Sandra blickte sich um. Der Weg endete auf dem vielleicht zehn Meter langen und ebenso breiten Vorplatz. Zur Hauptstraße hin wurde die Sicht von einem hohen Hang blockiert, in den ein Garagentor eingelassen war. Sandra erinnerte sich an die weite Rechtskurve.

Ein Bergsporn! Das Haus muss auf einem Bergsporn erbaut sein. Wahrscheinlich geht es dahinter hundert Meter oder mehr abwärts!

Sie wandte sich wieder um, begierig darauf, so viele Eindrücke wie möglich zu sammeln. Doch das einzig Interessante, was sie noch entdeckte, war eine zuckerhutähnlich aufragende Felsenkuppe hinter dem Haus, nicht allzu weit entfernt.

Ihre Abholerin öffnete die Haustür, die unverschlossen war, und sagte etwas Unverständliches. Doch Sandra sah es auch so: Unmittelbar hinter der Schwelle führten drei Stufen in einen langgestreckten, dunklen Flur. Vorsichtig folgte sie der anderen. Der Modergeruch, den sie unwillkürlich erwartet hatte, blieb aus. Als sich ihre Augen an die Düsternis gewöhnt hatten, atmete sie auf: Ein makelloser Terrakotta-Boden, an den Seitenwänden blaue Kacheln bis etwa Brusthöhe, darüber eine saubere weiß gekalkte Wand. Rechts des Eingangs eine moderne Garderobe mit ovalem Spiegel, daneben eine geschnitzte Kommode. Diese einfache Eleganz strafte das vernachlässigte Äußere des Hauses Lügen.

Da bin ich mal gespannt auf die restlichen Räume …

Die Fremde gab ihr einen Wink, und Sandra stelzte hinter ihr her. Ihre Pfennigabsätze klackten, die Glieder arbeiteten in ihr, und abermals drohte die Lust sie zu überwältigen. Krampfhaft versuchte sie, an etwas anderes zu denken.

Der Flur endete in einer nach unten führenden Treppe, doch unmittelbar vor dieser öffnete Sandras Führerin eine Tür und winkte ihr einzutreten.

Sie fand sich in einem kleinen, aber modern eingerichteten Bad wieder, mit Duschkabine, Toilette und Waschbecken. Es verfügte sogar über ein Fenster. Als Sandra an dieses herantrat, zuckte sie sofort wieder zurück: Unmittelbar vor ihr ging es senkrecht abwärts. Sie hatte recht gehabt mit der Lage des Hauses. Tief unten erkannte sie ein Flüsschen – nein, nur einen kleinen Bach, der einst dieses Tal gegraben haben musste. Die gegenüberliegenden Hänge waren mit weit auseinanderstehenden Häusern gesprenkelt.

Eine Berührung an ihrer Schulter gebot ihr, sich umzudrehen. Die Fremde knöpfte mit unverändert ausdruckslosem Blick Sandras Bluse auf, als wäre sie ein Kind, dem man die einfachsten Handgriffe nicht zutraute.

Welche Rolle spielt sie wohl? Ist sie eine Angestellte meines neuen Herrn? Oder etwa … Nein, das kann nicht sein! Mein Herr hat geschrieben, er sei nicht verheiratet. Außerdem ist sie sowieso zu alt für ihn. Sie muss seine Haushälterin sein.

Sandra ließ sich die Bluse und den Rock abstreifen und schlüpfte aus den Schuhen. Die Haushälterin warf alles achtlos in einen Wäschekorb, sogar die Spangenpumps. Dann deutete sie auf den Tanzslip.

Die Deutsche nickte erleichtert und machte sich daran, den Gummi hinunterzurollen. Sie spreizte ihre Beine leicht und zog die beiden Innenglieder schwer atmend Zentimeter für Zentimeter aus ihrem Körper. Als sie zwischendurch einen Blick auf die Frau warf, sah sie, dass diese sich dem Fenster zugewandt hatte.

Endlich hielt Sandra den Slip in den Händen. Sie räusperte sich, und die Haushälterin wandte sich wieder um. Sie deutete auf das Waschbecken. Sandra legte den Slip hinein; er hatte eine Säuberung dringend nötig.

Sie schielte zur Toilette. »Por favor, tengo que …« Sie deutete auf ihre bloße Scham.

Doch die Frau schüttelte nur knapp den Kopf. Sie öffnete das Spiegelschränkchen über dem Waschbecken, nahm etwas heraus und drückte es Sandra in die Hand.

Es war eine Augenbinde aus schwarzem Samt, die hinter dem Kopf mit einem Klettband verschlossen wurde.

Gehorsam streifte Sandra sie über. Sie war wirklich absolut lichtdicht.

Die Frau legte ihre Hand auf Sandras Schulter – eine kalte und trockene Hand, die Sandra zusammenzucken ließ –, führte sie aus dem Bad und dann nach links.

»Cuidado.«

Sandra nickte; sie erinnerte sich der langen Treppe, die das Ende des Flurs bildete. Nackt bis auf die Augenbinde, den