Sklavenhölle - Tomás de Torres - E-Book

Sklavenhölle E-Book

Tomás de Torres

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Beschreibung

Ein schmerzhaftes Pochen füllte ihr Gehirn aus, und als sie den Kopf drehte, wuchs das Pochen zu einem Hämmern an. Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben. Allmählich klang das Hämmern ab. Was ist passiert? Sogar durch die geschlossenen Lider erkannte sie, dass grelles Licht auf sie gerichtet sein musste. Der Untergrund, auf dem sie lag, war stachlig und feucht - und er stank nach allem, was ein menschlicher Körper von sich geben konnte. Wo bin ich? Mit geschlossenen Augen hob sie den rechten Arm - doch nach wenigen Zentimetern zog etwas den Arm wieder nach unten: ein Gewicht, das an einem breiten, unnachgiebigen Reif um ihr Handgelenk hing. Etwas klirrte - eine Kette. Ich bin gefesselt und … nackt? Sie öffnete die Lider einen Spalt weit; der sengende Lichtstrahl bohrte sich durch ihre Pupillen bis tief ins Gehirn. Hastig senkte sie den Kopf. Als sich ihre Sicht klärte, erblickte sie ein Paar fester Brüste mit karmesinroten Warzen, darunter zierliche Hände, deren Gelenke von angerosteten Eisenschellen umschlossen und miteinander durch eine höchstens 20 cm lange Kette verbunden waren. Eine weitere Kette zweigte davon ab und lief durch ihren haarlosen Schritt nach unten zu den Fußgelenken, die auf die gleiche Weise gefesselt waren wie die Hände. Stöhnend richtete sie sich auf und machte dabei zwei weitere Entdeckungen: Ein schwerer Eisenreif umfasste ihren Hals, und die Verbindungskette zwischen Hand- und Fußfesseln war so kurz, dass sie die Hände nicht über die Höhe des Nabels heben konnte, solange sie ausgestreckt dalag. Was ist passiert, verdammt noch mal? Wie komme ich hierher? Wo bin ich überhaupt? In der "Sklavenhölle", du dummes kleines Ding. Du erleidest hier mit anderen die Hölle, damit die zahlenden Internet-TV-Zuschauer in den Himmel ihrer Gelüste kommen … Sie befand sich in einem grell beleuchteten Raum, dessen Grundfläche etwa zwei auf anderthalb Meter maß. Der Boden war zentimeterhoch mit feuchtem, stinkendem Stroh bedeckt, die Wände bestanden aus großen Steinquadern. In der Schmalseite zu ihren Füßen befand sich eine massive Holztür mit eisernen Beschlägen, ohne Klinke, mit den Ausmaßen einer Luke. Auf der gegenüberliegenden Schmalseite blitzte Stahl: Ein Gitter verschloss eine weitere Öffnung, noch viel kleiner und enger als die Tür. Was dahinter lag, wurde durch einen schwarzen Vorhang verborgen. Die Gefangene zog die Beine an und setzte sich vorsichtig auf. Sie lehnte sich gegen die Wand, zuckte jedoch sofort wieder zurück, als tausend kleine Flämmchen in ihrem Rücken aufloderten. Die Haut dort spannte sich und fühlte sich an, als ob sie an einigen Stellen aufgeplatzt sei. Hat man mich ausgepeitscht? Wer bin ich überhaupt? Du bist eine Sklavin, die ein bisschen zu weit gegangen ist - das wird Folgen haben …

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Tomás de Torres

Sklavenhölle

Sklavenhölle

S & M Dreams II – der Albtraum geht weiter

SM-Thriller

von

Tomás de Torres

MARTERPFAHL VERLAG

MMXXI

Impressum der Ebook-Ausgabe:

© 2021 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,

Firstbergstr. 2, D-72147 Nehren

https://marterpfahlverlag.wixsite.com/erotikbuch

[email protected]

E-Book-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmund, www.readbox.net

Cover: Rüdiger Happ unter Verwendung eines Bilds aus der Wikipedia, Fotograf: Raimond Spekking, 2006

E-Book ISBN 978-3-944145-77-8

Impressum der Paperback-Ausgabe:

© 2014 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,

Postfach 8, 72147 Nehren

Omnia iura reservantur

www.marterpfahlverlag.com

[email protected]

Einbandgestaltung: Sibil Joho, unter Verwendung eines Bilds des Photographen »Nutello«

ISBN 978-3-944145-18-1

1

EIN SCHMERZHAFTES POCHEN füllte ihr Gehirn aus und schien sogar darüber hinauszureichen. Sie glaubte zu schweben, und als sie den Kopf drehte, wuchs das Pochen zu einem Hämmern an, als ob ein Folterknecht glühende Nägel durch ihre Schädeldecke treiben würde.

Sie bemühte sich, ruhig zu bleiben und langsam und kontrolliert zu atmen. Allmählich klang das Hämmern ab, doch das dumpfe Pochen blieb, synchron zum Tosen des Blutes in ihren Ohren.

Was ist passiert?

Sogar durch die geschlossenen Lider erkannte sie, dass grelles Licht auf sie gerichtet sein musste. Der Untergrund, auf dem sie lag, war stachlig und feucht, aber nicht kalt. Und er stank nach allem, was ein menschlicher Körper von sich geben konnte.

Wo bin ich?

Sie wagte weder die Augen zu öffnen noch ihren Kopf erneut zu bewegen. Da sie auf der linken Seite lag, hob sie den rechten Arm – und stieß nach wenigen Zentimetern an ein Hindernis: Etwas zog den Arm wieder nach unten. Ein Gewicht, das an einem breiten, unnachgiebigen Reif um ihr Handgelenk hing.

Etwas klirrte – eine Kette.

Ich bin gefesselt und … nackt?

Sie öffnete die Lider. Einen Spalt nur, dennoch bohrte sich der sengende Lichtstrahl durch ihre Pupillen bis tief ins Gehirn. Hastig senkte sie den Kopf. Dieses Mal war der Schmerz nicht mehr so stark, und als sich ihre Sicht klärte, erblickte sie ein Paar fester Brüste mit karmesinroten Warzen, darunter zierliche Hände, deren Gelenke von angerosteten Eisenschellen umschlossen und miteinander durch eine höchstens 20 Zentimeter lange Kette verbunden waren. Eine weitere Kette zweigte davon ab und lief durch ihren haarlosen Schritt nach unten zu den Fußgelenken, die auf die gleiche Weise gefesselt waren wie die Hände.

Mit einem langgezogenen Stöhnen richtete sie sich auf und machte dabei zwei weitere Entdeckungen: Ein schwerer Eisenreif umfasste ihren Hals, und die Verbindungskette zwischen Hand- und Fußfesseln war so kurz, dass sie die Hände nicht über die Höhe des Nabels heben konnte, solange sie ausgestreckt dalag.

Was ist passiert, verdammt noch mal? Wie komme ich hierher?

Wo bin ich überhaupt?

Zwei Lampen schienen auf sie herab, so grell, dass sie nicht hineinsehen konnte, ohne sofort wieder bohrende Kopfschmerzen zu bekommen. Immerhin erlaubte ihr das Licht, nachdem sie sich einigermaßen daran gewöhnt hatte, ihre Umgebung zu mustern.

Sie befand sich in einem Raum, dessen Grundfläche etwa zwei auf anderthalb Meter maß. Der Boden war zentimeterhoch mit feuchtem, stinkendem Stroh bedeckt, die Wände bestanden aus großen Steinquadern. Dennoch war es nicht kalt.

Geben die Scheinwerfer so viel Wärme? Wozu sind die überhaupt da? Eine Art Folter?

Wegen des blendenden Lichts konnte sie die Höhe ihres Gefängnisses nicht abschätzen, aber in der Schmalseite zu ihren Füßen befand sich eine massive Holztür mit eisernen Beschlägen, die Spuren von Rost aufwiesen. Die Tür verfügte über keine Klinke oder einen anderen sichtbaren Öffnungsmechanismus. Und sie hatte lediglich die Ausmaße einer Luke, vielleicht 60 Zentimeter breit und 80, höchstens 90 Zentimeter hoch. Die Zelle konnte somit nur kriechend betreten und wieder verlassen werden.

Auf der gegenüberliegenden Schmalseite blitzte Stahl: Ein Gitter verschloss eine weitere Öffnung, noch viel kleiner und enger als die Tür. Was dahinter lag, wurde durch einen schwarzen Vorhang verborgen.

Die Gefangene zog die Beine an und setzte sich vorsichtig auf. Täuschte sie sich, oder klangen die Kopfschmerzen langsam ab? Vielleicht gewöhnte sie sich auch nur daran. Sie lehnte sich gegen die Wand, zuckte jedoch sofort wieder zurück, als tausend kleine Flämmchen in ihrem Rücken aufloderten. Die Haut dort spannte sich und fühlte sich an, als ob sie an einigen Stellen aufgeplatzt sei.

Hat man mich ausgepeitscht?

Sie versuchte, mit den gefesselten Händen ihren Rücken zu erreichen, doch dazu waren die Ketten nicht lang genug.

Sie kauerte sich ins Stroh, die Oberschenkel eng an die bloßen Brüste gedrückt. Nur in dieser Stellung war sie in der Lage, die Hände zum Mund zu führen. Ihre Lippen fühlten sich hart und spröde an, ihre Kehle ausgedörrt.

Wasser? Gibt es hier irgendwo Wasser? Und vielleicht etwas zu essen?

Sie sah sich ein zweites Mal um. Nichts. Kein Becher, kein Teller.

Sie musterte die Wände. An einigen Stellen wies der graue Stein runde Flecken auf. Nein, keine Flecken: Löcher waren es, jeweils etwa fünf Zentimeter durchmessend. Schwarze Löcher. Dienten sie zur Lüftung?

Sie schluckte schwer und schmerzhaft und legte die Arme um die angezogenen Beine. Die Ketten bestanden aus Eisen, und jedes einzelne Glied war etwa drei Zentimeter lang und besaß eine Dicke von mindestens einem halben Zentimeter. Schwer hingen sie an ihren Hand- und Fußgelenken.

Unbestimmte Zeit saß die Gefangene so da, außerstande, einen klaren Gedanken zu fassen. Dann drang ein Geräusch an ihre Ohren – das erste Geräusch außer dem Klirren der Ketten, das sie wahrnahm: ein Schaben oder Kratzen.

Es kam von der Tür.

Ihr Körper spannte sich.

Endlich kommt jemand! Hoffentlich erfahre ich nun …

Die Tür schwang nach innen auf, mit genau dem rostigen Knarren, das die Gefangene erwartet hatte. Ein Paar schwarzer Schnürstiefel mit dicken Sohlen zeichnete sich dahinter ab, so makellos glänzend, dass sie in dieser Umgebung fremdartig wirkten. Über den Stiefeln stand ein Paar ebenso schwarzer Hosenbeine mit Bügelfalten, die einknickten, als ihr Besitzer in die Hocke ging. Der breite Brustkorb eines Mannes erschien, muskulös und wenig behaart. Dann ein schwarz-grauer Vollbart, gefolgt von einem runden, glatten Gesicht. Das linke Auge schien unnatürlich vergrößert, doch Genaueres war nicht zu erkennen, da die Augen des Mannes im tiefen Schatten der wuchernden Brauen lagen. Sonst wies der Kopf keinerlei Haarwuchs auf. Die nackten Arme waren muskelbepackt. In der rechten Hand, die vorgereckt war wie die eines Tierbändigers, hielt der Mann eine lange, mehrfach geflochtene Hundepeitsche, und in der linken …

Ihre Hände zuckten vor, als sie den Wassernapf sah, wurden jedoch von der Kette gebremst. Der Mann stellte den Napf auf das Stroh, und die Gefangene ließ sich nach vorn fallen. Wie ein verletztes Tier robbte sie kettenklirrend darauf zu, presste ihre Brüste in das schmutzige Stroh, versenkte das Gesicht in den Napf und trank in tiefen, hastigen Zügen. Ihre Hände konnte sie dazu nicht benutzen; sie lagen auf der Höhe ihres Unterleibs seitlich an. Schmerzhaft drückten die Eisen gegen ihre Hüftknochen.

Ein sausendes Geräusch ertönte, und noch im gleichen Augenblick zog sich eine Feuerspur über ihre linke Pobacke. Sie stieß einen gurgelnden Schrei aus und ein Teil des Wassers spritzte ins Stroh.

»Wie sagt man?«

Sie hob den Kopf und zwinkerte Wasser und Tränen aus den Augen. Der Mann stand nun in der Zelle, ragte vor ihr auf wie der Zyklop vor Odysseus.

Einige atemlose Sekunden lang suchte sie nach Worten, wusste nicht einmal, ob sie zu sprechen in der Lage sein würde, dann hob der Zyklop den Arm mit der Peitsche.

»D-danke!« Ihre Stimme kam ihr fremd vor. »Danke!«

Der Arm sauste herab, so schnell, dass sie die Bewegung nur ahnte. Eine zweite Feuerspur raste über die andere Pobacke. Diesmal schrie sie laut auf.

»Herr! Hast du das vergessen?«

»Herr!« Sie schluchzte das Wort. »Danke, Herr!«

Etwas wie eine innere Befriedigung erfüllte sie mit einem Mal, so tief, dass sie beinahe erschrak. Was hatte diese Befriedigung ausgelöst? Das Aussprechen dieser beiden Worte?

Der Mann ging wieder in die Knie, doch sie wagte nicht, ihm ins Gesicht zu blicken. Seine linke Hand erschien in ihrem Sichtbereich. Sie war gepflegt, ohne Schmutzränder unter den sauber geschnittenen Nägeln, und das Handgelenk zierte eine teuer aussehende, silberne Uhr. Er stellte einen weiteren Napf vor ihr ab, dessen Inhalt ihren Magen aufgrollen ließ: Brot und Fleisch, in mundgerechte Bissen geschnitten.

»Danke, Herr!«, wiederholte sie aus Angst vor der Peitsche, und abermals spürte sie diese seltsame Befriedigung.

Er stieß einen knurrenden Laut aus, der Ärger ebenso wie Genugtuung ausdrücken mochte, wandte sich um, bückte sich und verließ die Zelle. Die Tür schlug zu, das Schleifen eines schweren Riegels war zu vernehmen.

Die Gefangene atmete mehrmals tief ein und wieder aus, während die Schmerzen auf ihrem Po abklangen. Schließlich robbte sie zu dem Fressnapf, presste ihren Oberkörper ins Stroh und packte die erste Brotkrume mit den Zähnen. Sie schluckte sie fast unzerkaut hinunter. Als sie das nächste Stück packen wollte, hielt sie mitten in der Bewegung inne. Die Worte des Mannes – des Wärters? – rollten durch ihr Gehirn wie das Echo eines fernen Donners.

›Herr‹! Hast du das vergessen?

Wer war dieser Mann? Sollte sie ihn kennen?

Diese Frage führte zwangsläufig zu weiteren Fragen, die sie sich bereits nach ihrem Erwachen gestellt hatte:

Wo bin ich?

Wie komme ich hierher?

Wenn sie es je gewusst hatte, so hatte sie es vergessen. Doch sie hatte noch etwas vergessen, etwas viel Grundlegenderes …

Ein einsamer Schrei klang auf, kurz und abgehackt, als sie den vollen Umfang ihrer Unwissenheit erkannte.

Wer bin ich?

2

STUNDEN VERGINGEN. Zumindest kam es ihr so vor, denn es gab in der winzigen Zelle keine Möglichkeit, den Ablauf der Zeit zu messen. Das Licht jedenfalls änderte sich nicht.

Sie sehnte sich danach, den Arm unter den Kopf zu legen und so ein behelfsmäßiges Kissen zu bilden, doch die Ketten hielten ihre Handgelenke unbarmherzig auf der Höhe ihres Schritts. Schließlich legte sie sich auf den Rücken – die Schmerzen dort klangen allmählich ab –, mit angezogenen und leicht gespreizten Beinen, um wenigstens etwas Spielraum für die Hände zu gewinnen. Doch allzu bequem war diese Position auch nicht, da dann die schwere Verbindungskette zwischen Hand- und Fußfesseln auf ihrem nackten und haarlosen Geschlecht zu liegen kam. Immerhin legten sich ihre Kopfschmerzen.

So kroch die Zeit dahin, bis unvermittelt ein tiefer, hallender Gongschlag ertönte. Die Gefangene schrak auf und blinzelte in die Scheinwerfer. Was hatte das zu bedeuten?

Sie lauschte und wagte kaum Luft zu holen, als ob ein zu tiefer Atemzug eine schlafende Bestie wecken könne.

Nichts geschah.

Sie entspannte sich wieder. Vielleicht war das die Art, wie hier die Zeit gemessen wurde? Ein Gongschlag entsprach einer Stunde – oder einem Tag?

Sie ließ den Kopf in das feuchte Stroh zurücksinken, richtete sich jedoch sofort wieder auf: Der Gongschlag wiederholte sich! Diesmal jedoch, das war zumindest ihr Eindruck, klang er tiefer und drängender. Drohender.

Noch während sie überlegte, wie sie sich verhalten sollte, ertönte ein Klicken, gefolgt von einem Summen und einem Schaben, als ob irgendein Mechanismus in Gang gesetzt worden wäre. Sie sah auf: Das Gitter am Kopfende der Zelle glitt nach oben. Die entstehende Öffnung maß höchstens 50 Zentimeter im Quadrat, wobei die oberen Kanten abgerundet waren.

Dann verstummte das Summen, das Gitter rastete ein. Der schwarze Vorhang dahinter bewegte sich wie in einem leichten Luftzug.

Die Gefangene setzte sich auf und starrte die dunkle Öffnung an. Es war offensichtlich, was von ihr erwartet wurde. Aber konnte sie sich wirklich dort hindurchzwängen? War das überhaupt möglich mit den Ketten? Und was befand sich jenseits des Vorhangs?

Sie schauderte. So trostlos ihr Dasein in dieser nach ihren eigenen Exkrementen stinkenden Zelle auch war, das Unbekannte war noch schlimmer. Nein, sie wollte nicht durch dieses Loch kriechen, wohin auch immer!

Ein neues Geräusch ließ ihren Kopf herumrucken: das Schaben eines Riegels, begleitet von einem unterdrückten Fluch. Die Tür am anderen Ende der Zelle schwang knirschend auf, dahinter wurde der Zyklop sichtbar. Er ging in die Hocke und musterte sie mit seinem großen Auge und zusammengekniffenen Brauen.

»Was ist heute los mit dir? Brauchst du für alles eine besondere Einladung?«

Er schob einen meterlangen Metallstab mit feuerroter, keilförmiger Spitze in ihre Richtung. Sie stieß einen Laut kreatürlicher Furcht aus und versuchte, aus der Reichweite des Stocks zu kriechen. Irgend-woher wusste sie, dass eine Berührung der Spitze schrecklich weh tun würde.

Der Zyklop lachte hart und machte eine blitzschnelle Bewegung in ihre Richtung. Das Ende des Stabes traf sie am rechten Oberschenkel. Ein Blitz, eine knatternde Entladung, und der reißende Schmerz eines Elektroschocks raste durch ihren Körper. Sie heulte auf und machte einen Satz in die andere Richtung, der sie mit rasselnden Ketten ins Stroh warf, wo sie um Atem ringend liegen blieb.

»Hopp!«, kommandierte der Zyklop. »Oder brauchst du’s noch mal?«

Stöhnend hob sie den Kopf. Durch einen Tränenschleier erblickte sie die Öffnung mit dem Vorhang, nur wenige Zentimeter vor sich. Sie stemmte die Hände ins Stroh, spannte die Beine an und robbte, so schnell sie dazu in der Lage war, in Richtung der Öffnung, getrieben von Furcht und dem Gelächter des Zyklopen.

Ihr Kopf teilte den Vorhang. Im Dämmerlicht dahinter war kaum mehr zu erkennen als ein langer, aus Gitterstäben gebildeter Gang, der etwa den Querschnitt der Öffnung in der Zellenwand aufwies. Er ähnelte den Käfiggängen im Zirkus, durch die man Raubtiere in die Manege trieb.

Nein, sie wollte keinesfalls durch diesen Gang kriechen, wohin auch immer, aber die Erinnerung an den rasenden Schmerz des Elektroschocks trieb sie vorwärts. Der Boden bestand aus Holzbohlen, mit denen die Gitterstäbe verschraubt waren. Nach dem ersten Meter bereits schmerzten ihre Knie und ihre blanken Brüste, und nach dem zweiten all ihre Glieder, denn durch die Fesseln und den geringen seitlichen Spielraum des Gangs war sie gezwungen, sich wie ein Wurm fortzubewegen: das rechte Knie anwinkeln, sich mit beinahe ihrem ganzen Gewicht draufstützen, den linken Fuß nachziehen und den ganzen Körper die gewonnenen Zentimeter vorwärtsschieben. Dann zur Abwechslung das linke Knie anwinkeln …

Endlich zeichnete sich ein langgestreckter Lichtkegel auf dem Boden vor ihr ab. Mit einer letzten Kraftanstrengung beschleunigte sie ihre Bewegungen, tauchte ein in das Licht und erreichte kurz darauf eine Öffnung, die das Ende des Käfiggangs markierte. Sie zögerte einen Augenblick, dann steckte sie ihren Kopf hindurch.

Nach dem Halbdunkel im Gang blendete sie das Licht. Sie zwinkerte – und riss im nächsten Moment beide Augen weit auf, trotz der schmerzenden Helligkeit.

Einen Meter vor ihr lag ein Kopf.

Es war der Kopf einer Frau mit kurz geschnittenen, weißblonden Haaren und einem silbernen Ring mit grünem Stein am linken Ohr. Der Boden bestand aus den gleichen groben Holzbohlen wie im Käfiggang, und seltsamerweise war keine Spur von Blut zu sehen.

Noch während sie versuchte, den Schock zu verarbeiten, wandte sich der Kopf ihr zu. Ein gerötetes, aber durchaus hübsches Gesicht, in dem sich eine dunkle Linie vom rechten Auge bis zum Mundwinkel herabzog, wo Tränen das Make-up hatten zerlaufen lassen.

Die Frau lächelte sie an.

»Hi! Hab dich schon vermisst.«

Dann rümpfte sie die Nase und wollte offensichtlich etwas hinzufügen, doch eine schneidende Männerstimme fuhr dazwischen.

»Kein Geschwätz! Haltet ihr das vielleicht für ein Kaffeekränzchen?«

Ein tiefes Brummen ertönte, das aus dem Boden zu kommen schien. Der Kopf zuckte und stieß ein langgezogenes »Huuuuuuu« aus. Die weißblonde Frau schloss die Augen, biss sich auf die Lippen und atmete stoßweise, immer schneller, bis sie schließlich zu wimmern begann. Dann warf sie den Kopf in den Nacken und schrie laut und anhaltend.

Ein Schatten fiel über den Kopf, lang und drohend.

»He, was soll das?«, fragte die gleiche Männerstimme wie zuvor. »Ein Orgasmus ohne Erlaubnis? Das wird dir noch leidtun!«

Das Brummen verstummte, und die Weißblonde entspannte sich langsam. Ein kraftloser, aber keineswegs verzweifelter Blick aus verklebten Augen traf die Gefangene, die all dem in stummem Unglauben zugesehen hatte.

Sie riss sich los vom Anblick des aus dem Boden ragenden, scheinbar körperlosen Kopfes, und musterte den ausgedehnten Raum.

Er war größtenteils leer, Boden und Wände bestanden aus Holz. Die Decke, von der diverse Stricke und Ketten herabhingen, schwebte hoch über einer Anzahl Scheinwerfer. Eine grob gezimmerte Treppe führte an der Rückwand hinauf ins Licht; neben ihrem Fuß wuchs ein meterhoher, dicker Vierkantbalken aus einer eisernen Verankerung. An den Wänden waren diverse Metallteile angeschraubt.

Im Hintergrund erkannte die Gefangene zwei weitere Frauen, ebenso nackt wie sie selbst. Eine kauerte in einem kleinen Käfig, der an einer dicken Kette von der Decke hing. An der Unterseite des Käfigs war ein Blecheimer eingehakt, und in diesem Moment spreizte die Insassin die Beine und begann mit ausdruckslosem Gesicht, ihre Blase zu entleeren. Die Stahlringe eines Intimpiercings blitzten im Scheinwerferlicht auf. Die Frau hatte halblanges, schwarzes Haar und eine Tätowierung am linken Oberarm: die Zahl 79.

Eine weitere Frau saß an der Seitenwand am Boden, die Beine weit gespreizt, die Arme hoch über den Kopf erhoben. Hand- und Fußgelenke waren durch dicke Eisenklammern mit dem Boden beziehungsweise der Wand verbunden. Die Frau war nackt bis auf eine schwarze Haube, die ihren Kopf vollständig umhüllte; das offene Ende eines Gummischlauchs ragte auf Mundhöhe daraus hervor. An den Brustwarzen hingen mit Bleigewichten beschwerte Krokodilklemmen.

Ein Paar Stiefel tauchte unversehens vor dem Gesicht der Gefangenen auf und ließ sie alles andere vergessen. Ihr Herz machte einen Satz.

Was geschieht jetzt?

Sie drehte den Kopf, um besser nach oben blicken zu können. Es war nicht der Mann aus ihrer Zelle, sondern ein jüngerer, mit dichtem braunem Haar, doch er war ebenso gekleidet wie der Zyklop: schwarze Stiefel, schwarze Hose mit Bügelfalte, nackter Oberkörper. Um den Hals trug er ein silbernes Kettchen.

Er beugte sich zu ihr herab und packte sie unter den Achseln. So zog er sie wie eine Gliederpuppe aus dem Käfiggang und stellte sie vor sich auf die Füße. Als sie schwankte und zu fallen drohte, ergriff er ihre Oberarme und hielt sie in eisernem Griff.

»Für dich haben wir heute etwas ganz Besonderes vorbereitet!«

3

EIN ZWEITER MANN trat aus dem Licht: der Zyklop. Mit der Hilfe eines Metallstäbchens, das er in winzige Löcher ihrer Hand- und Fußschellen steckte, befreite er sie von den Ketten. Schwer fielen sie auf den Holzboden. Den Halsreif musste sie jedoch anbehalten.

Er räumte die Ketten weg und hielt ihr dann einen schlaffen roten Gegenstand vor die Nase, aus dem zwei große Zapfen ragten.

»Zieh das an. Unsere Mitglieder haben abgestimmt: Du wirst ihnen den Peitschentanz vorführen!«

Mitglieder?, dachte sie verständnislos. Was redet er da von Mitgliedern?

Als die Hand des Zyklopen zu dem Griff des Elektrostocks fuhr, der wie ein Degen links an seinem Gürtel hing, riss sie ihm das rote Ding aus den Händen. Es war ein Slip aus dickem Gummi, der beide Pobacken vollständig bedecken würde. An den anatomisch passenden Stellen ragten zwei künstliche Glieder heraus – oder besser gesagt hinein.

Sie bückte sich, stieg in den Slip und zog ihn nach oben. Als die Spitze des vorderen Glieds ihren Unterleib berührte, spreizte sie die Beine. Der Widerstand, den ihre trockene Scheide bot, war geringer als jener der anderen Öffnung, doch endlich stand sie breitbeinig und schwer atmend vor dem Zyklopen. Ein kalter Blick aus dem größeren Auge traf sie.

»Beug dich vor!«, befahl er.

Sie gehorchte und unterdrückte ein Aufstöhnen, als sie den Widerstand der Dildos spürte. Der Zyklop kontrollierte den Sitz des Slips und schob die Glieder jeweils noch einen Zentimeter weiter hinein, bis die Gefangene keuchte.

»Auf! Stell dich hier in die Mitte.«

Sie richtete sich wieder auf und nahm den befohlenen Platz ein. Bei jedem Schritt bewegten sich die beiden Glieder in ihr. Der Schmerz in ihrer Vagina klang rasch ab und wurde ersetzt durch ein aufkommendes Wärmegefühl.

Der Wärter schloss ein Paar Lederschellen um ihre Handgelenke, dann packte er diese an der kurzen Verbindungskette und hob sie über ihren Kopf. Sie blinzelte nach oben: Aus dem Scheinwerferlicht ragte eine Kette, die in einem Karabinerhaken endete. Der Mann klinkte die Verbindungskette der Handschellen in den Haken ein und nickte seinem Kollegen zu, der sich an der Rückwand postiert hatte, neben etwas, das wie ein Schaltkasten aussah.

»Hinauf mit ihr!«

Der andere betätigte einen Schalter, und zentimeterweise wurden die Hände der Gefangenen nach oben gezogen, bis sie den Boden unter den Fersen verlor. Sie stieß einen Schrei aus, aber in diesem Moment stoppte der Motor, und sie seufzte auf. Wenigstens ihre Zehen hatten noch Kontakt mit dem Boden.

Der Zyklop trat hinter sie. »Mund auf!«

Wieder gehorchte sie automatisch, beinahe gegen ihren Willen. Ein Gummipenis, der an einer ovalen Lederplatte befestigt war, wurde ihr tief in die Mundhöhle geschoben. Sie würgte und glaubte einen Moment lang, sich übergeben zu müssen, dann klang der Brechreiz ab. Der Zyklop befestigte den Knebel mit einem Lederband in ihrem Nacken und zog dieses straff, dann trat er zurück.

Die Gefangene schloss die Augen und versuchte, eine halbwegs erträgliche Position zu finden, was jedoch misslang. Bei jeder Bewegung ihrer Beine arbeiteten die Glieder in ihr, und sie spürte die erste Feuchtigkeit vorn im Gummislip, der ihr haarloses Geschlecht wie eine kühle Hand umschmiegte. Ihre Füße und ihre hochgereckten Arme begannen zu schmerzen.

Das Geräusch von Schritten ließ sie die Augen wieder öffnen. Drei oder vier Meter vor ihr stand der Zyklop, das linke Bein vorgereckt, das rechte etwas zurückgesetzt, wie um besseren Halt zu finden. In seiner rechten Hand hing eine zusammengerollte Peitsche mit einem vergleichsweise kurzen Griffstück. Dann entrollte er den »Schlag« der Peitsche, und die Gefangene zuckte zusammen: Er war mehrere Meter lang, das vielfach geflochtene Leder glänzte im Scheinwerferlicht.

Eine Bullenpeitsche!

Er ließ sie probeweise schnalzen, und die gefesselte Frau zuckte zusammen, als ob sie getroffen worden wäre. Dabei verlor sie den Boden unter den Füßen, denn je weiter ihre Beine sich von der Senkrechten entfernten, desto geringer war der Bodenkontakt ihrer Zehen.

Sie begann zu ahnen, was er mit dem »Peitschentanz« gemeint hatte.

Zwei-, dreimal wog der Zyklop die Peitsche prüfend in der Hand und nahm mit dem Auge Maß. Wie hypnotisiert starrte die Gefangene auf das dünne Ende des geflochtenen Leders.

Er holte weit aus.

Nein!, wollte sie rufen, doch der Knebel verhinderte es.

Der Schlag traf sie an der Rückseite des linken Oberschenkels, da sich die Peitsche halb um sie herumwickelte. Ein Sekundenbruchteile andauernder, glühender Schmerz, als hätte man eine erhitzte Nadel mit der Längsseite ins Fleisch gepresst. Sie schrie in den Knebel, schlug mit dem getroffenen Bein aus – und plötzlich hing ihr gesamtes Gewicht an den gefesselten Handgelenken. Panisch versuchte sie, ihre Zehen wieder auf den Boden zu bekommen, doch ihr Körper schwang unkontrolliert hin und her wie ein Pendel während eines Erdbebens.

Der Zyklop wartete, bis sie wieder halbwegs ruhig dastand, dann holte er erneut aus. Diesmal schrie sie schon, bevor sich das Ende der Bullenpeitsche in ihr Fleisch fraß, und versuchte ihr mit einer halben Körperdrehung auszuweichen. Dadurch traf es nun ihren rechten Oberschenkel. Abermals zuckte ein glühender Schmerz auf, und abermals verlor sie den Boden unter den Füßen.

Der nächste Schlag.

Unter den exakt platzierten Hieben, die ihren Körper in einem wohlgewählten zeitlichen und räumlichen Abstand trafen, tanzte sie den Peitschentanz. Das Ende des geflochtenen Leders wanderte quälend langsam an ihren Beinen hinab bis zu den Knöcheln, und dann wieder hinauf bis zum Ansatz des Slips. Die Haut ihrer Beine färbte sich rot und brannte wie Alkohol in einer offenen Wunde.

Doch der erzwungene Tanz bescherte ihr nicht nur Schmerz und Tränen …

Die beiden Dildos, die bis zum Anschlag in ihr steckten, fickten sie erbarmungslos und umso stärker, je heftiger sie der Peitsche zu entkommen versuchte. Mit Unglauben spürte sie die Anzeichen des nahenden Orgasmus, und als er dann kam, nach einem besonders harten Schlag, der ihren Körper weit zur Seite schwingen ließ, war es wie eine zeitlupenhafte Explosion, die sich im tiefsten Inneren ihres Körpers ereignete und die sie beinahe das Bewusstsein verlieren ließ. Sie biss so tief in den Gummiknebel, dass ihre Kiefer schmerzten, und sonderbarerweise war es dieser so ungewöhnliche Schmerz, der sie in die Wirklichkeit zurückrief. Durch wabernde Schlieren sah sie den Zyklopen wie eine Fata Morgana vor sich. Seine Haltung entspannte sich etwas. Er wartete, bis ihre Zehen wieder den Boden gefunden hatten, dann holte er erneut aus.

Weiter ging der Tanz.

Sie spürte ihre Beine kaum noch, aber sie spürte nach wie vor die Gummiglieder in sich, und nach einer weiteren Serie von wohlgezielten Hieben wurde ihr Körper von einem zweiten Orgasmus durchgeschüttelt, noch stärker als der erste, der sie apathisch in ihren Fesseln hängend zurückließ.

Nun schien der Zyklop befriedigt zu sein, denn sie sah seine verschwommene Gestalt zur Rückwand gehen. Gleich darauf verringerte sich der Zug in ihren hochgereckten Armen, ihre Fersen fanden wieder Bodenkontakt. Doch die Kette senkte sich nicht weiter, so dass ihre Hände über dem Kopf gefesselt blieben. Zumindest hing ihr Körpergewicht jetzt nicht mehr an ihren Handgelenken.

Stoßweise atmend und mit sich nur langsam normalisierendem Herzschlag genoss sie das Gefühl, wieder auf den Füßen zu stehen, wenn auch auf bebenden. Ihr Unterleib und sogar ihr Po waren nass; der Gummislip hielt die Feuchtigkeit ihrer Lust am Körper – und Myriaden winziger Flämmchen schienen über die Haut ihrer Beine zu tanzen.

Minutenlang stand sie einfach nur da, mit geschlossenen Augen, während das Brennen allmählich nachließ. Sie ahnte, dass die Tortur noch nicht überstanden war, denn niemand befreite sie von den Fesseln, dem Knebel oder dem Slip.

Als sie die Augen wieder öffnete, zuckte sie zurück – unmittelbar vor ihr befand sich das Objektiv einer Kamera. Dann entfernte sich dieses langsam, ein Lichtreflex blitzte auf und sie sah, dass die Kamera auf der Schulter einer nackten, aber ungefesselten Frau ruhte.

Was geht hier vor?, dachte sie fassungslos. Was, um alles in der Welt, wird hier gespielt?

Der Zyklop trat in ihr Blickfeld, und sie zuckte unwillkürlich zusammen, obwohl er ein Lächeln zur Schau stellte, das ihr wohl Mut einflößen sollte. In der Rechten hielt er zwei dünne, halbmeterlange Lederschnüre. Eine davon nahm er in den Mund, während er die andere mit beiden Händen an den Enden packte und sich so der Gefangenen näherte. Mit einem Laut der Furcht versuchte sie zurückzuweichen.

Sein Lächeln verschwand. Er nahm die zweite Lederschnur aus dem Mund und schob sie in eine Hosentasche. »Soll ich dich wieder hochziehen? Sagen wir, einen halben Meter?«

Sie schüttelte den Kopf und sah ohnmächtig zu, wie er die Lederschnur zu einer Schlaufe knüpfte und sie dann um ihre linke Brust legte, eng am Körper. Unter ihrem Stöhnen zog er die Schlaufe zusammen, bis die Brust die Form einer Dreiviertelkugel angenommen hatte, gekrönt von einer roten Warze, die steif wie ein Gumminippel nach vorn abstand.

Er sicherte die Schnur mit einem Knoten, nahm die zweite aus der Tasche und band mit dieser die andere Brust auf die gleiche Weise ab. Der Schmerz war dumpf, aber erträglich. Langsam entspannte sich die Gefangene wieder.

Der andere Mann reichte dem Zyklopen einen länglichen Gegenstand. Die Gefangene blinzelte die letzten Tränen aus den Augen – und zuckte zurück: Was er nun in beiden Händen hielt, war ein sehr dünner Rohrstock, und ein sehr biegsamer obendrein. So biegsam, dass er ihn zu einem U formen konnte, was er mit breitem Grinsen demonstrierte. Dann ließ er den Stock zurückschnellen. Es gab ein pfeifendes Geräusch, das der Gefangenen durch Mark und Bein drang.

Er trat seitlich an sie heran und berührte mit dem Stock die gespannte Haut ihrer linken Brust. Sie zuckte zusammen und schrie in den Knebel – vor Schreck und Furcht, denn Schmerz war mit dieser geringen Belastung nicht verbunden. Der kam erst, als er ein wenig ausholte und den Stock auf die Oberseite der beinahe in eine Kugelform gezwungenen Brust sausen ließ.

Die Gefangene kämpfte gegen aufsteigende Übelkeit und starrte auf den roten Striemen, der sich sofort bildete.

Der zweite Schlag, diesmal von unten. Die Brust schwang nur wenig nach, aber der Schmerz war umso stärker. Dem dritten Schlag versuchte sie nach hinten auszuweichen, und so begann sie abermals einen Tanz – und die Gummiglieder in ihr tanzten wieder mit.

Methodisch und mit großer Präzision bearbeitete der Zyklop zunächst ihre linke, dann ihre rechte Brust. Kein einziges Mal traf er eine Warze und nur sehr selten den Warzenhof. Die Gefangene erkannte, dass der Schmerz dann am geringsten war, wenn sie stillstand, weil ihm dies das Zielen erleichterte.

Ein weiterer Orgasmus, den sie gleichermaßen fürchtete wie herbeisehnte, blieb aus. Als der Zyklop schließlich nach jeweils einem Dutzend Schlägen von ihr abließ, hing sie kraftlos in den Fesseln. Der Schmerz in ihren Beinen wurde völlig überdeckt von jenem in ihren pochenden Brüsten, die nicht nur mit rot leuchtenden Striemen überzogen waren, sondern die sich auch bläulich zu färben begannen.

Der Zyklop warf dem zweiten Mann den Rohrstock zu, dann löste er die Lederschnüre. Die Gefangene keuchte, als das Blut in die Brüste zurückschoss; es fühlte sich an, als ob sie aufloderten. Dann verschwand dieser Schmerz und machte dem gleichmäßigen Brennen Platz, das von den Striemen ausging. Auch das Feuer in ihren Beinen glomm nun wieder, wenn auch in geringerem Maß.

Zwei Männerhände packten sie an der Taille und rollten den Gummislip hinunter. Feuchtigkeit rann an ihren Beinen hinab, als die beiden Kunstglieder aus ihrem Körper gezogen wurden. Dann löste der Mann ihre Handfesseln, und obwohl sie immer noch den Penisknebel und den schweren Eisenring um den Hals trug, fühlte sie sich zum ersten Mal seit ihrem Erwachen frei.

An der Hand des Zyklopen tat sie einen unsicheren Schritt, dann einen weiteren, festeren, in Richtung des Dunkels hinter dem Lichtvorhang der Scheinwerfer. Dort blieb er stehen und bückte sich nach den Ketten, die sie in der Zelle getragen hatte. Er nickte ihr zu, und neben ihm stakste sie durch eine Tür und einen kahlen Gang mit kaltem Betonfußboden. Vor einer nur hüfthohen Tür aus altersgeschwärztem Holz hielten sie an.

»Zuerst die Hände!«, sagte er.

Sie streckte die Arme aus. Eiserne Ringe schlossen sich um die Handgelenke und rasteten ein. Dann bückte er sich und legte ihr die Fußschellen an. Zuletzt nahm er ihr den Knebel ab. Sie würgte, als er den Gummipenis aus ihrem Rachen zog. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie hätte sich übergeben.

Er musterte sie scharf, dann nickte er und öffnete die niedrige Holztür. Die Gefangene ging in die Knie – und blickte in die lichtüberflutete Zelle, die sie zuvor durch den engen Käfiggang verlassen hatte. Der Gestank, der ihr daraus entgegenschlug, raubte ihr den Atem. Erneut kämpfte sie Brechreiz nieder.

Ein derber Schlag mit der Hand auf ihren bloßen Po signalisierte, dass die Geduld des Zyklopen begrenzt war. Sie überwand ihren Ekel und kroch in die Zelle. Kaum hatte sie die Schwelle passiert, schlug die Tür hinter ihr zu, und der Riegel wurde vorgeschoben.

Sie war wieder gefangen – und allein.

Erschöpft ließ sie sich auf das feuchte Stroh fallen und zog die Beine an. Ihr Blick irrte durch die Zelle und blieb an zwei Blechnäpfen neben der Tür hängen, der eine gefüllt mit Wasser, der andere mit Brot- und Fleischstückchen.

Zimmerservice!, dachte sie und lachte irre.

So vorsichtig wie möglich ließ sie sich vor dem Wassernapf nieder. Dennoch kamen ihr die Tränen, als ihre gemarterten Brüste ins Stroh gepresst wurden. Unter Schmerzen schlürfte sie den größten Teil des Wassers und aß ein wenig von dem Brot.

Als sie sich aufrichtete, glaubte sie, in der Tiefe eines der runden Löcher in den steinernen Wänden ein kurzes Aufblitzen zu sehen, wie von einem Lichtreflex. Die nackte Frau mit der Kamera fiel ihr wieder ein.

Waren in den Löchern Kameras verborgen, die sie zu jeder Zeit überwachten? Wenn ja, wozu? Sogar wenn die Tür nicht verschlossen gewesen wäre, hätte sie mit den schweren Ketten nicht fliehen können.

Sie kroch zurück in die Mitte der Längswand, wo das Stroh am dicksten lag, und kauerte sich dort mit angezogenen Beinen an den blanken Stein. Doch bald fand sie diese Stellung zu unbequem und legte sich auf den Rücken, die immer noch schmerzenden Beine angezogen.

Das Licht erlosch.

Nacht?, fragte sie sich. Ist es nun Nacht – irgendwo draußen, wo auch immer?

Sekundenlang lag sie in vollständiger Dunkelheit, dann glomm hoch über ihr rotes Licht auf.

Die Kameras!, schoss es ihr durch den Kopf. Sie brauchen das Rotlicht, um mich auch nachts beobachten zu können!

Sie beschloss, sich über nichts mehr zu wundern und auch keine Fragen zu stellen, nicht einmal an sich selbst.

Sie schlief bald ein.

4

SO VERGINGEN ZWEI WEITERE TAGE. Zweimal kroch sie durch den Käfiggang in das, was sie bei sich die »Folter- und Lustkammer« nannte, zweimal verbrachte sie dort mehrere schmerz- und lusterfüllte Stunden, und zweimal geleitete sie einer der Wärter zurück in ihre winzige, stinkende Zelle, wo er ihr wieder die Ketten anlegte. Niemals wurde mehr als das Nötigste gesprochen.

Als am dritten Tag der Gong ertönte, fuhr sie zusammen und kroch hastig durch das schmutzige Stroh in Richtung der vergitterten Öffnung. Wie ein wohldressiertes Tier hatte sie gelernt: Ungehorsam oder auch nur Trägheit bedeuteten Schmerz. Und wie bei einem wohldressierten Tier hatten sich ihre Reflexe entsprechend angepasst, beinahe automatisch, ohne ihr Zutun.

Doch diesmal glitt das Gitter nicht nach oben, sondern die Tür zu ihren Füßen öffnete sich.

»Raus!«, kommandierte die Stimme des Zyklopen.

Die Gefangene nahm sich nicht die Zeit, sich umzudrehen, sondern robbte, so schnell sie konnte, rückwärts in Richtung Tür. Ihr Kopf lag immer noch im Stroh der Zelle, als der Mann ihr rechtes Fußgelenk umfasste. Sie stieß einen leisen Schrei aus, doch dann vernahm sie ein Klicken: die eiserne Fußschelle wurde gelöst. Die andere folgte, dann die Handfesseln. Mit einem Seufzer richtete sie sich auf und streckte sich. Als sie es wagte, den Blick zu dem Zyklopen zu heben, erschrak sie beinahe: der Mann mit dem vergrößerten linken Auge lächelte sie an! Und es war nicht etwa ein gehässiges oder verächtliches, sondern ein freundliches, beinahe warmes Lächeln. Zum ersten Mal konnte sie die Farbe seiner Iris erkennen, die sonst stets im tiefen Schatten der Brauen gelegen hatten: ein klares Swimmingpool-Blau.

Mit einem Mal erschien er ihr beinahe menschlich.

»Du hast es geschafft!«, sagte er und schlug ihr auf die Schulter wie einer alten Bekannten oder einer Kollegin. Er nahm ihr den schweren Halsreif ab, dann warf er einen kritischen Blick in die Zelle und rümpfte die Nase. »Mann, ich möchte da nicht eine Woche lang eingesperrt sein! Na, zum Glück muss ich die Sauerei nicht aufputzen. Komm mit mir.«

Während sie ihm durch einen kahlen, von Neonröhren erleuchteten Gang folgte, auf dessen kaltem Betonboden ihre nackten Füße Schmutzspuren hinterließen, schossen ihr tausend Fragen durch den Kopf. Doch sie blieb stumm, als hätte sie das Sprechen verlernt, auch als er eine Tür zur Linken öffnete, aus der Helligkeit und Glanz drang. Gemeinsam betraten sie ein riesiges, aber fensterloses Badezimmer – schon beinahe ein Spa.

»Lass dir Zeit«, sagte er. Er sah auf seine Armbanduhr. »Es ist jetzt Viertel nach eins, Yolanda ist bis fünf im Büro. Wenn du fertig bist, einfach läuten!« Er deutete auf einen Knopf neben der Tür, nickte ihr freundlich zu und ging hinaus. Die Tür fiel ins Schloss.

Die Gefangene lauschte, doch sie vernahm nur das Geräusch sich entfernender Schritte. Kein Schlüssel war umgedreht, kein Riegel vorgeschoben worden.

Bin ich jetzt frei?

Sie presste die Fingerspitzen beider Hände gegen ihre verschwitzte Stirn.

Wenn ich mich nur erinnern könnte!

Doch es schien, als hätte ihr Leben erst vor drei Tagen begonnen, in jener winzigen Zelle.

Sie sah sich um. Das ganz in Cremeweiß gehaltene Bad maß mindestens 40 Quadratmeter und war luxuriös ausgestattet: ein runder Whirlpool, zu dem eine dreistufige Treppe hinaufführte; eine geräumige gläserne Duschkabine; eine Massagebank, auf der ein Kleiderbündel lag, sauber gefaltet; schließlich Bidet und Toilette.

Sie war schon halb auf dem Weg zur Toilette, als ihr Blick auf den breiten Spiegel fiel, der über zwei Waschbecken prangte. Langsam, beinahe ängstlich, trat sie näher.

Eine Frau Anfang der 20 blickte sie an, mit mittellangen schwarzen Haaren, modisch-unregelmäßig geschnitten. Spuren eines Mittelscheitels waren kaum noch zu erkennen, das Haar war verschmutzt und strähnig. Das Gesicht war länglich und, nach einer gründlichen Säuberung, wahrscheinlich hübsch zu nennen, mit einer Stupsnase und einem nicht zu breiten Mund. Falls sie Make-up getragen hatte, war davon keine Spur mehr zu sehen. In den blaugrünen Augen lag ein unsicherer Ausdruck, aber irgendwie mochte sie nicht glauben, dass diese Unsicherheit in ihrem Charakter begründet lag. Sie hatte das Gefühl, eine Frau zu sein, die wusste, was sie wollte und wie sie es erreichen konnte – unter normalen Umständen.

Doch der Anblick ihres Selbst ließ ihre Erinnerung nicht zurückkehren, wie sie insgeheim gehofft hatte.

Ihr Blick glitt hinab zu ihren Brüsten. Sie waren fest, aber nicht zu groß, und die Spuren des Rohrstocks waren bereits am Verblassen. Ihre Taille war schmal und der Bauch flach. Der Schritt war immer noch haarlos; probehalber strich sie mit einem Finger darüber: nicht einmal Spuren von Stoppeln. Das Schamhaar musste dauerhaft entfernt worden sein. Intimschmuck oder Piercing-Löcher gab es keine. Alles in allem ein Körper, mit dem sie nicht unzufrieden sein musste.

Sie duschte zunächst, um den gröbsten Dreck zu entfernen, und wusch zweimal ihre Haare. Danach stieg sie in den Whirlpool und genoss das warme Wasser, das ihre Poren öffnete und auch die hartnäckigsten Schmutzpartikel löste. Mehrmals ließ sie heißes Wasser nachlaufen, bis sie sich endlich im wahrsten Sinne des Wortes wie ein neuer Mensch fühlte. Nun fehlte lediglich die Rückkehr ihrer Erinnerungen.

Irgendetwas muss geschehen sein, wodurch ich mein Gedächtnis verloren habe. Vor drei Tagen …

Doch als sie sich zu erinnern versuchte, waren mit einem Mal die Kopfschmerzen wieder da.

Die Worte des Zyklopen kamen ihr in den Sinn.

Yolanda ist im Büro, hat er gesagt – wer auch immer Yolanda ist. Sie wird mir bestimmt alles sagen!

Sie zog die bereitliegende Kleidung an: ein weißer Baumwoll-Slip, Tennissocken, ein schwarzer, knielanger Faltenrock, weißer BH und eine Bluse mit Blumenmuster auf weißem Grund. Dazu ein Paar schwarzer Pumps. Sommerkleidung. Alles passte wie angegossen, aber es entsprach nicht ihrem Geschmack. Die Bluse war zu bunt, und dann ausgerechnet ein schwarzer Rock und schwarze Schuhe! Es war, als hätte ein anderer die Kleidung für sie ausgesucht – jemand, der ihre Größen kannte, aber nicht ihre Vorlieben – oder der sich nicht um ihre Vorlieben scherte.

Noch ein Rätsel …