S & M Dreams Inc. - Tomás de Torres - E-Book

S & M Dreams Inc. E-Book

Tomás de Torres

4,5

Beschreibung

Schritte erklangen, und Vicky sah auf. Sie erwartete, Sklavin Nummer 2761 und "Charlie" mit den Ketten für die vier Stunden andauernde und ebenfalls zunehmend quälende Vormittagsfesselung zu sehen, doch stattdessen kamen zwei unbekannte Schwarzuniformierte, die einen kleinen Eisenkasten hinter sich herzogen. - - - Diesmal erschrak Vicky nicht. Sie wusste sofort, was das bedeutete: Es war an der Zeit für den zweiten "Zufallsfaktor", den sie eingebaut hatte, nämlich die Hochzeitsphantasie, die sie in ihren Grundzügen bereits während der Pubertät entwickelt hatte. Darin verbrachte sie die Hochzeitsnacht mit einem charismatischen, dominanten Mann, dessen Gesicht stets im Schatten blieb. Er würde sie zu bedingungslosem Gehorsam zwingen und dabei zu den höchsten Gipfeln der Lust führen. - - - Das war der Rahmen. Aber wie bei der Entführungsphantasie hatte Vicky auch hier großen Spielraum für die Ausgestaltung gelassen. In den vergangenen Tagen hatte sie sich zunehmend den Kopf darüber zerbrochen, was ihre Zufallsliste alles enthalten hatte. Vom erzwungenen Analsex über abgebundene Brüste bis hin zu Elektroschocks an den Schamlippen war alles graue Theorie für Vicky, keines davon hatte sie jemals in der Praxis erprobt. Und mit jedem Tag, der in banger Erwartung verstrich, fürchtete sie sich mehr vor ihrer eigenen Courage. Denn die Entscheidung war ihr längst aus der Hand genommen. Sie hatte die Kontrolle abgegeben. - - - Und die Kontrolle abzugeben, dachte sie, wenn auch freiwillig, ist gleichbedeutend damit, sie zu verlieren.

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Tomás de TorresS & M Dreams Inc.– Neufassung –

S & M Dreams Inc.

SM-Thriller – Neufassung –

von

Tomás de Torres

MARTERPFAHL VERLAG

Vom Autor überarbeitete und erweiterte E-Book-Ausgabe mit Bonus-Kurzgeschichte und Bibliografie

März 2014

© der papierenen Ausgabe 2009, der – komplett überarbeiteten – Ebook-Ausgaben 2014 by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ, Postfach 8, 72147 Nehren Omnia huius editionis iura reservanturwww.marterpfahlverlag.commarterpfahl-verlag@t-online.de Umschlaggestaltung: Domlupina ([email protected]) unter Verwendung eines Fotos von »Ironside« (www.art-of-ironside.de) Model: »Sindalina« (www.sindalina.com) Druck (Papierausgabe): PrintCom, Erlangen Produktion der Ebook-Ausgaben: Readbox, Dortmund ISBN (Paperback): 978-3-936708-63-9 ISBN (epub): 978-3-944145-32-7

1

Die absolute Stille, die über der Landschaft lag, hatte etwas von der Ruhe vor dem Sturm an sich. Das Wasser des Ashokan Reservoirs schimmerte wie eine blaue Eisfläche in der Nachmittagssonne, nur hier und da breiteten sich kleine konzentrische Wellen aus und verrieten, dass der Speichersee nicht bar allen Lebens war.

Vicky starrte die Staubstraße entlang. Sie wusste nicht, wie der Wagen aussah, der sie an diesem gottverlassenen Treffpunkt abholen und an ihren Urlaubsort bringen sollte, ob es ein PKW, ein Pick-up oder ein Minibus sein würde. Sie wusste nur eines: dass er einer Firma mit dem Namen »S & M Dreams Incorporated« gehörte, die versprach, geheimste Unterwerfungsträume buchstabengetreu und diskret zu realisieren.

Das ferne Aufheulen eines Motors ließ Vicky herumfahren. Ihr schlanker Körper spannte sich und ihre Blicke suchten die blaugrauen Rücken der Catskill Mountains ab, die den Nordrand des Reservoirs säumten. Ein Vogel flog aus der Deckung eines Busches auf, strich in einem halben Meter Höhe über das Wasser und verschwand hinter einer Landzunge. Das Motorengeräusch ebbte ab, und Stille schloss sich wieder um Vicky. Sie stieß die angehaltene Luft aus und wischte die schweißnassen Handflächen an ihrer schwarzen Stretchhose ab.

Kaum zu glauben, dachte sie, dass es in unmittelbarer Nähe eines der beliebtesten New Yorker Ausflugsziele so ruhig sein kann!

Wenige Wochen zuvor hatte sie erstmals von der Firma mit dem seltsamen Namen und dem noch seltsameren Geschäftsmodell gehört, von Marcia, ihrer engsten Freundin. Marcia hatte einen zweiwöchigen Urlaub bei S & M Dreams Inc. gebucht, aus dem sie so entspannt und ausgelassen zurückgekehrt war, dass Vicky sie gefragt hatte, ob sie sich verliebt habe. Nach viel Kichern und Herumreden hatte Marcia ihr dann bei der zweiten Flasche Rotwein gestanden, dass sie ihren Urlaub nackt in einem Stahlkäfig verbracht hatte, aus dem sie nur einmal am Tag herausgeholt wurde, um – wie Marcia sich mit schwerer Zunge ausgedrückt hatte – »nach allen Regeln der Kunst durchgefickt zu werden.«

Erst da hatte Vicky erkannt, dass sie mehr mit Marcia verband als die gemeinsame Zeit in der High School und der Wohnort Chelsea in Manhattan: nämlich jene Unterwerfungsphantasien, zu denen die junge Anwältin Vicky vor allem in Zeiten beruflichen Stresses Zuflucht suchte und die zu realisieren S & M Dreams Inc. sich auf die Fahne geschrieben hatte.

Abermals drang das Geräusch eines Motors in Vickys Bewusstsein, nicht aufheulend diesmal, sondern langsam anschwellend. Wieder spannte sie sich. Ihr Blick glitt die Straße entlang, mehr ein Wirtschaftsweg, der durch grasbewachsenes Marschland führte. Staub schwebte plötzlich über der hundert Meter entfernten Kuppe, und während das Motorengeräusch lauter wurde, schoben sich die kantigen Umrisse eines schwarzen Lieferwagens in Vickys Sichtfeld.

Sie starrte dem Wagen entgegen, und tausend Gedanken mündeten in einen einzigen: Es ist so weit! Mit pulsierender Halsschlagader und unfähig, auch nur eine Hand zu heben, sah sie den Wagen näher kommen. Er hatte ein New Yorker Nummernschild, und zwei Männer mit verspiegelten Sonnenbrillen saßen im Führerhaus, reglos wie Roboter. Nichts wies darauf hin, dass sie Vicky gesehen oder gar anhand des Fotos erkannt hätten, das Vicky ihrem ausgefüllten Urlaubsantrag beigefügt hatte.

Kies knirschte und Sand stob auf, als der Wagen unmittelbar neben Vicky anhielt. Er trug keinerlei Aufschrift, nur die weiße Silhouette eines sich aufbäumenden Hengstes mit überproportionalem Geschlechtsteil prangte auf seiner Seite. Vicky holte tief Luft.

Ein Pferdetransporter?

Die Beifahrertür öffnete sich, eine Schockwelle kalter Luft traf Vicky und ließ sie frösteln. Ein Mann sprang heraus, gekleidet in eine schwarze Uniform mit silbernem Kragenspiegel und ebensolchen Knöpfen. Vicky erwartete unwillkürlich, dass er die Hacken zusammenschlagen und salutieren würde, doch er deutete lediglich eine steife Verbeugung an.

»Victoria Gayle Roberts?«

Vicky wollte »Ja« sagen, brachte jedoch keinen Ton heraus. Sie nickte. Ihre beiden verzerrten Spiegelbilder in den Brillengläsern des Mannes äfften die Bewegung nach, als wollten sie sich über Vicky lustig machen.

»Die Tatsache, dass wir Ihren Namen kennen und zu diesem Zeitpunkt hier sind, beweist Ihnen, dass wir diejenigen sind, die Sie erwarten: Firma S & M Dreams Inc. Wenn Sie mir bitte ins Innere folgen wollen, es gibt zunächst einige Formalitäten zu erledigen.«

Er ging um den Wagen herum. Vicky folgte ihm automatisch. Ihre Wahrnehmungsfähigkeit schien mit einem Mal drastisch gesteigert: Unerträglich laut knirschte der Sand unter ihren Tennisschuhen, der Hauch einer Brise spielte mit ihren halblangen schwarzen Haaren, und sogar die Farbe des Himmels schien sich verändert zu haben. Sie war nun von einem so intensiven, stählernen Blau, wie man es sonst nur viel weiter nördlich findet.

Der Schwarzuniformierte öffnete einen Flügel der Hecktür des Transporters, sprang hinein und streckte Vicky den Arm entgegen. Sie ergriff seine Hand und ließ sich hinaufziehen. Sie stand nun am Ende eines Ganges, von dem rechts eine Reihe von vergitterten Boxen abzweigten, deren Inneres Vicky nicht einsehen konnte. Tatsächlich ein Pferdetransporter?

Ein Knall ließ sie herumfahren. Der Schwarzuniformierte hatte die Hecktür geschlossen. Zwei Deckenlampen sorgten für Helligkeit in dem fensterlosen und klimatisierten Laderaum.

»Darf ich Ihre Papiere sehen?«

Vicky holte die Geldbörse aus der Gesäßtasche ihrer Hose und reichte ihm Führerschein und Sozialversicherungskarte. Die Firma hatte verlangt, dass sie kein Gepäck und somit auch keine Handtasche mitbrachte.

Der Mann warf einen Blick auf das Führerscheinfoto und musterte sie dann. Vicky starrte an ihm vorbei. Sie hasste dieses Bild. Wie alle derartigen Fotografien machte es sie älter; sie sah mindestens aus wie dreißig und nicht wie sechsundzwanzig. Außerdem entsprach das Blau des Bildhintergrunds genau der Farbe ihrer Augen, so dass ein Betrachter glauben konnte, durch ihren Kopf hindurchzusehen. Und zu allem Übel kam auch noch das Licht von oben und umgab ihr Kinn mit einem Schatten, der es kantiger erscheinen ließ, als es tatsächlich war, und der ihrem ansonsten hübschen Gesicht einen strengen, entschlossenen Zug verlieh.

Der Mann nickte und gab ihr die Papiere zurück. Dann zog er einige Blätter aus einer Tasche seiner Uniformjacke und entfaltete sie.

»Wenn Sie alles noch einmal kontrollieren wollen …«

Es war das mehrseitige Formular, das Vicky vor einer Woche zu Hause ausgefüllt hatte. Darin hatte sie ihre Phantasien ebenso offen wie detailliert niedergeschrieben. S & M Dreams Inc. würde, so hatte Marcia ihr versichert, diese Phantasien Punkt für Punkt in die Tat umsetzen, ohne die kleinste Abweichung. Zwei Wochen lang würde Vicky das an ihrem Leib verspüren, was bislang nur in ihrem Kopf vor sich gegangen war. Und es kostete kaum mehr als ein gleich langer Aufenthalt in einem Resort in Florida oder Colorado.

Sie überflog das Formular, nickte und reichte es dem Schwarzuniformierten zurück. Er entfaltete ein weiteres Blatt und hielt es ihr zusammen mit einem Kugelschreiber entgegen.

»Wir benötigen noch eine Unterschrift. Sie versichern damit, dass Sie alles freiwillig machen und dass wir Sie bis zum Ende Ihres Urlaubs notfalls mit Gewalt festhalten dürfen.«

Vicky nahm das Papier und presste es mit der linken Hand gegen die Wand. Dann unterschrieb sie.

Obwohl sie als Anwältin wusste, dass das Papier vor einem Gericht keinerlei Wert haben würde, war für sie damit eine Schwelle überschritten – die Schwelle zu einem Raum, dessen Inneres sie noch nicht sehen konnte, von dem sie aber hoffte, dass er die Erfüllung all jener Wünsche beherbergte, die sie beim Ausfüllen des Formulars geleitet hatten.

Nun gab es kein Zurück mehr.

»Wie geht es weiter?«, fragte sie. Es waren die ersten Worte, die sie seit dem Auftauchen des Lieferwagens sprach, und sie war überrascht, wie fremd ihre Stimme in ihren eigenen Ohren klang.

Der Mann steckte Kugelschreiber und Papiere wieder weg, machte einen Schritt in den Gang hinein und öffnete eine Gittertür. »Gleich die erste Box.«

Vicky trat neben ihn und blickte in ein schmales Abteil, das auf drei Seiten von Stahl umgeben war. An der Rückwand befand sich ein schalenförmiger Sitz mit einer gepolsterten Nackenstütze. In Brusthöhe hatte man einen breiten Lederriemen angebracht, der jetzt schlaff herabhing, und aus dem Boden ragte etwas, das wie eine stählerne Acht aussah.

»Unsere Sicherheitsvorschriften verlangen, dass Sie während der Fahrt angeschnallt sind«, sagte der Uniformierte.

Mit butterweichen Knien betrat Vicky die Box. Vor dem Sitz drehte sie sich um und warf dem Mann einen unsicheren Blick zu. Er nickte, und sie ließ sich darauf nieder.

Mit zwei Schritten war er bei ihr und legte ihr den breiten Ledergurt um den Oberkörper, unmittelbar unter den Brüsten. Klickend rastete er links von ihr in der Wand ein. Probeweise holte Vicky Luft. Der Gurt saß eng an, behinderte sie aber nicht beim Atmen.

Der Schwarzuniformierte bückte sich und führte nacheinander Vickys Fußgelenke in die stählerne Acht. Ein Verschluss schnappte zu, Vickys Füße waren gefesselt. Der Mann trat auf den Gang hinaus.

»Die Fahrt wird zwei bis zweieinhalb Stunden dauern«, sagte er und schloss die Gittertür.

»Wohin geht es?«, fragte Vicky. Die Angst, die sie bisher erfolgreich unterdrückt hatte – Angst vor dem Ungewissen und vielleicht auch vor der eigenen Courage –, ließ sich nun doch nicht mehr ganz beherrschen.

»Es ist mir nicht erlaubt, Fragen zu beantworten.«

Er verschwand aus Vickys Sichtbereich. Eine Tür wurde geöffnet, ein Schalter klickte. Das Licht erlosch, die Tür schlug wieder zu und die Welt um Vicky versank in Dunkelheit. Kurz darauf hörte sie das Öffnen und Schließen der Beifahrertür. Der Motor sprang an und der Wagen rumpelte über die mit Schlaglöchern durchsetzte Staubstraße.

Vickys ungefesselte Hände legten sich auf den Brustgurt und folgten ihm bis zu der Stelle, wo er in die Wand mündete. Doch sie konnte kein Schloss oder einen anderen Schließmechanismus entdecken. Sie versuchte, sich zu den Fußgelenken hinunterzubeugen, doch der Gurt verhinderte dies. Sie konnte die Knie öffnen und schließen, doch ihre Füße waren an den Boden geschmiedet.

Sie war gefangen.

Gefangen nicht in einer jener leicht abzustreifenden Selbstfesselungen, denen sie sich in den letzten Jahren immer öfter hingegeben hatte und in welchen sie den Stress abzubauen suchte, den der gnadenlose Berufsalltag einer Junior-Anwältin in einer fabrikmäßigen Großkanzlei mit sich brachte. Gefangen auch nicht wie bei den Indianerspielen ihrer Jugend, wo sie regelmäßig eine Fesselung durch ältere Jungen provoziert und dabei zum ersten Mal die Schauer verspürt hatte, die fremde Hände erzeugen können. Wo sie zum ersten Mal die Hitze des Verlangens wahrgenommen hatte. Sowohl bei diesen Spielen als auch den späteren Selbstfesselungen hatte sie sich der wohligen Illusion einer Hilflosigkeit hingegeben, die die völlige Abstreifung aller Verantwortung für sich selbst und andere mit sich brachte. Aber mehr als eine Illusion war es niemals gewesen, und das Wissen darum hatte das Gefühl stets entwertet.

Doch nun war sie wirklich gefangen, denn ohne fremde Hilfe würde sie sich nicht befreien können. Wenn der Fahrer einen Fehler machte, vielleicht den Transporter in eine Schlucht oder in den See steuerte und sie nicht durch den Unfall selbst ums Leben käme, müsste sie möglicherweise ertrinken oder verhungern und verdursten. Der Lederriemen um ihre Brust und die Eisenklammern um ihre Fußgelenke waren Wirklichkeit, keine Illusion.

Ein Ruck ging durch den Transporter, dann fuhr er deutlich ruhiger als zuvor. Es musste auf die Teerstraße eingebogen sein.

Victoria Gayle Roberts, genannt Vicky, war auf dem Weg zu S & M Dreams Inc.

2

Am selben Nachmittag, jedoch einige Stunden vorher, stand an einer anderen einsamen Straße in den Hügeln um Baltimore eine andere junge Frau und wartete ebenfalls. Besorgte Blicke aus einem Paar grüner Augen irrten vom westlichen Horizont zum östlichen und wieder zurück. Julie Hurt wusste weder, von welcher Seite der Wagen von S & M Dreams Inc. kommen würde, noch ob sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Ist das das Ende des Weges?, fragte sie sich. Oder ein neuer Anfang?

Glas reflektierte das Licht der hoch stehenden Sommersonne, und Julie zog sich mit einem raschen Schritt in den Schatten einer Buche zurück. Ein schwarzer Transporter ohne Aufschrift näherte sich.

Der Augenblick der Wahrheit! Noch kannst du zurück …

Sie schielte zum Waldrand. Zwei, drei Sätze, und sie wäre verschwunden. Unwahrscheinlich, dass sich die Leute in dem Wagen die Mühe machen würden, sie zu verfolgen. Warum auch? Der Urlaub war schließlich im Voraus bezahlt.

Doch irgendetwas bannte sie an Ort und Stelle, eine Art Déjà-vu-Erlebnis. Ein aufwallendes Gefühl kommender Veränderung, das so überwältigend war, dass ihr der Atem stockte.

Der Transporter hielt drei Meter vor ihr an. Unfähig, auch nur einen Muskel zu bewegen, starrte Julie auf die obszöne Silhouette eines sich aufbäumenden Hengstes an der Seitenwand. Ein großer Mann mit verspiegelter Sonnenbrille, dessen Muskeln die Ärmel seiner schwarzen Uniformjacke zu sprengen drohten, sprang auf der Beifahrerseite heraus. Seine selbstsichere Haltung erinnerte Julie an einen Polizisten in einem Gangsterfilm, der im Begriff war, den Oberschurken zu verhaften. Nicht einmal Schlagstock und Handschellen fehlten an seinem Gürtel.

»Julie Hurt?«, bellte er.

Julies Eingeweide verwandelten sich in Eis. Sie sah ihr verzerrtes Spiegelbild in seinen silbernen Gläsern, von oben herab: Aufgerissene Kugelaugen in einem überdimensionalen Kopf, an dem ein winziger Körper hing. Ihre kurzen blonden Haare lagen wie ein Helm an.

Endlich löste sie sich aus ihrer Starre. Verzagt nickte sie. Sie wollte etwas sagen, wollte fragen, ob er von S & M Dreams komme, doch sie brachte keinen Ton heraus.

Der Mann erwartete augenscheinlich keine Antwort. Er packte sie am Oberarm und zerrte sie mit sich zum hinteren Ende des Transporters. Dort wartete ein zweiter Mann, der Fahrer, der ausgestiegen und auf der anderen Seite nach hinten gegangen sein musste. Er öffnete die Hecktür und sprang ins Innere. Der Beifahrer folgte mit Julie in seinem eisernen Griff.

Die Kälte, die bereits ihre Eingeweide erfasst hatte, umschloss nun auch ihren Körper. Sie sah die Reihe der vergitterten Abteile, und für einen Moment glaubte sie, in einer ihrer Fesselungsphantasien gefangen zu sein. Doch die barsche Stimme des Beifahrers riss sie in die Wirklichkeit zurück.

»Ausziehen!«

»W-w-was?«

»Ausziehen!« Er zerrte am Ärmel ihrer Bluse. »Ich will deine Titten sehen!«

Julie starrte ihn an, unfähig, auch nur einen Finger zu bewegen.

Das ist falsch!, schrie eine Stimme in ihr. Das ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe! Ich will hier raus!

Doch der Schmerz in ihrem linken Oberarm und das steinerne Gesicht des Fahrers sagten ihr, dass es dafür zu spät war.

»Wird’s bald?«

Marionettenhaft und ohne hinzusehen begann Julie, ihre Bluse aufzuknöpfen. In den Gläsern der Sonnenbrille erschien ihr Gesicht ebenso weiß wie die Bluse.

Der Mann in der schwarzen Uniform ließ ihren Arm los, damit sie die Bluse abstreifen konnte. Sie warf einen verzweifelten Blick nach hinten. Der Fahrer blockierte die offene Tür, niemals würde sie an ihm vorbeikommen.

Sie reichte dem Beifahrer die Bluse. Er knüllte sie zusammen wie ein benutztes Taschentuch und warf sie zu Boden. Dann wies er auf ihren Büstenhalter. Er sagte nichts, doch das war auch gar nicht nötig.

Mit bebenden Fingern öffnete Julie den Verschluss des BHs und nahm ihn ab. Ihre Brüste waren größer als der Durchschnitt, die Warzenhöfe dunkel. Ungläubig registrierte sie, dass sich ihre Brustwarzen aufrichteten. Sie schrieb es der Kälte zu, die im Inneren des Transporters herrschte.

Der Mund des Fahrers verzog sich zu einem breiten Grinsen. Da seine Augen verborgen waren, sah es unecht aus. Als ob ein Roboter zu lächeln versuchte.

Julie nestelte am Gürtel ihrer hautengen, ausgebleichten Jeans herum, doch der Mann schüttelte den Kopf. Er öffnete eine der Gittertüren, packte Julies Handgelenk und schob sie in das schmale Abteil. Julie erblickte den Schalensitz mit dem Lederriemen sowie die Fußeisen am Boden, und die Angst schnürte ihr die Kehle zu.

Der Mann drückte sie rücklings in den Sitz. Bevor Julie eine abwehrende Bewegung machen konnte, hatte er den Lederriemen bereits unter ihren Brüsten straffgezogen und in der Wand eingeklinkt. Dann kniete er nieder, platzierte ihre Fußgelenke in die Eisen und verschloss diese. Julie war gefangen.

Doch noch war er nicht fertig mit ihr. Aus einer Tasche seines Gürtels zog er eine Augenbinde und streifte sie Julie über den Kopf. Dunkelheit umgab sie mit einer Plötzlichkeit, als wäre sie in einen tiefen Brunnen gestürzt, und in einem Anfall von Panik öffnete sie den Mund zu einem Schrei. Doch dazu kam es nicht mehr, denn im nächsten Augenblick steckte etwas Rundes, Glattes in ihrem Mund und erstickte alle Lautäußerungen. Dann begann sich der Knebel zu vergrößern, bis er ihren Rachen beinahe vollständig ausfüllte. Erst als Julie befürchtete, ersticken zu müssen, endete sein Wachstum.

Sie spürte, wie der Mann sich an ihrem Nacken zu schaffen machte. Offensichtlich befestigte er den Knebel, damit sie ihn nicht ausspeien konnte. Sie schüttelte den Kopf und schlug mit den Armen um sich, doch schorfige Pranken schlossen sich um ihre Handgelenke und fesselten sie mit eisernen Schellen an die metallene Wand, hoch über Julies Kopf. Sie war nun völlig hilflos.

Seine Hände griffen nach ihren Brüsten.

Julie schrie in den Knebel. Die Berührungen des Mannes waren nicht sanft und anregend, sondern hart und brutal. Er presste ihre Brüste zusammen, als wollte er die Euter einer Kuh melken. Julie wand sich in ihren Fesseln, ohne ihrem Peiniger entkommen zu können. Der Schmerz verursachte ihr Übelkeit.

Er wird mich vergewaltigen!, schoss es ihr durch den Kopf.

Doch in diesem Moment ließen die Hände ab von ihr. Schritte entfernten sich, die Gittertür rastete ein. Zwei Männer sprangen hinaus, die Hecktür schlug zu. Kurz darauf setzte sich der Transporter in Bewegung, mit unbekanntem Ziel.

Julie weinte haltlos. Das alles hatte nichts zu tun mit den sanften Fesselungsphantasien ihrer einsamen Nächte und Wochenenden. Von dieser Behandlung stand nichts in ihrem Urlaubsantrag.

Sie erkannte: Irgendetwas war gründlich schiefgelaufen.

3

»Mister Hunter.«

Das Gesicht des Polizisten war ausdruckslos, als er den Führerschein zurückgab.

»Was kann ich für Sie tun?«

Walt Hunter sah zum Nachbarschreibtisch. Der Stuhl war herangerückt, die Arbeitsplatte leer. Sogar das Namensschild fehlte.

»Bisher hatte ich mit Officer Mattingly zu tun …«

»Officer Mattingly wurde nach Wisconsin versetzt. Sie müssen mit mir vorliebnehmen. Worum geht es?«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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