Das Geheimnis einer mühelos aufrechten Körperhaltung - Ronny Liebmann - E-Book

Das Geheimnis einer mühelos aufrechten Körperhaltung E-Book

Ronny Liebmann

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Beschreibung

Hätten Sie gern eine attraktive und mühelos aufrechte Körperhaltung? Die üblichen Lösungsansätze hierfür kennen Sie sicher auch schon? Über Muskeltraining, Rückengymnastik oder Dehnungsübungen werden Sie hier allerdings nichts lesen können. Stattdessen kommen Sie in den Genuss einer völlig anderen und erfrischend unkomplizierten Sichtweise, fernab des Mainstreams. Dabei kommt der federführende Autor an vielen Stellen in Konflikt mit traditionellen Lehrmeinungen, Vorurteilen und Glaubensmustern. Doch genau dieser Umstand macht dieses Buch für aufgeschlossene Leser so interessant. Sachverstand wird hier mit gesundem Menschenverstand abgewogen. Ronny Liebmann lehrt und praktiziert als gefragter Spezialist für Faszientherapie und funktionale Bewegung. Im vorliegenden Buch packt er sein Fachwissen zusammen und stellt sich damit auf die Seite des Laien. Das Thema, mühelos aufrechte Körperhaltung, wird anhand von vielen bildhaften Beispielen, in leicht verständlicher, kompakter und teils humoristischer Weise zu einem Bonbon verpackt. Nachdem dies ausgepackt und verzehrt ist, wissen Sie nicht nur wie ein runder Rücken wirklich entsteht, sondern auch wie diese Haltung nachhaltig umzukehren ist und Sie sich damit auch von leidigen Rückenschmerzen befreien können. Schillernden Werbeversprechen gehen Sie damit in Zukunft nicht mehr auf den Leim. Mit dem erlangten Verständnis werden Sie selbst so manchem Experten auf die Füße treten können.

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Seitenzahl: 146

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Inhaltsverzeichnis

Über dieses Buch

Was ist ein Rundrücken?

Die Vorteile eines Rundrückens

Das Ich und das Warum

Hüllgewebe enthüllt

Rückentraining – Der Mythos fällt

Schlüssel 1

Planet Rundrücken

Ausgleichssport ohne Ausgleich

Alles wird zur Übung

Schlüssel 2

Natürliche Bewegung

Der Arm am Strick

Hängende Schultern – Aufrechte Haltung

Das größte Zahnrad

Sitzen (Sie) gelassen

Rund Bücken – Rund Rücken

Das Hohlkreuz als Segen

Schlüssel 3

Leichtes Spiel mit der Schwerkraft

Denn Sie wissen nicht, was Sie tun

Wie Ängste den Körper beugen

Matratzenwahl – Matratzenqual

Schlüssel 4

Sind Sie normgerecht?

Ein Rundrücken packt seinen Koffer

Schlanker wirken ohne Gewicht zu verlieren

Spiegeln oder spiegeln lassen

Ende gut - Rücken gut

Über dieses Buch

Stellen Sie sich vor, Sie hätten die freie Wahl: Einen gebeugten Rundrücken oder eine attraktive, aufrechte Körperhaltung? Die Frage danach scheint sich eigentlich zu erübrigen, denn die Entscheidung fällt sicher nicht schwer. Aber viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass sie überhaupt eine Wahl haben. Und wenn doch, dann beschränken sich die Lösungsansätze meist auf die üblichen Heilsbringer wie Muskeltraining, Rückengymnastik oder Dehnungsübungen. Darüber werden Sie hier allerdings nichts lesen können, denn dieses Buch soll Sie etwas abseits dieses Mainstreams entführen. Das Thema aufrechte Körperhaltung wird dabei für jeden Laien in leicht verständlicher, kompakter und teils humoristischer Weise zu einem Bonbon verpackt. Nachdem dies ausgepackt und verzehrt ist, wissen Sie nicht nur wie ein runder Rücken wirklich entsteht, sondern auch wie diese Haltung nachhaltig umzukehren ist und Sie sich damit von leidigen Rückenschmerzen verabschieden können. Mit dem erlangten Verständnis werden Sie selbst so manchem Experten auf die Füße treten können.

Doch eins vorweg! Allein durch das Lesen dieses Buches werden Sie ihren Rundrücken natürlich nicht loswerden. Es sei denn, Sie lesen es, während Sie gleichzeitig auf der Behandlungsbank des Autors liegen. Als geschulter Senmotic-Faszientherapeut ist er in der Lage, etwa in der Zeit, in der Sie dieses Buch zu Ende lesen können, einen Rundrücken schon ein ganzes Stück umzukehren. Um in so kurzer Zeit aus einem gebeugten einen aufrechten Menschen zu modellieren, bedarf es natürlich eines sehr umfassenden und ganzheitlichen Verständnisses in Theorie und Praxis. Von diesem Verständnis können Sie hier nun auszugsweise in Schriftform profitieren. Durch das Umsetzen der hier angeführten Hinweise werden Sie sich über die Zeit wieder in Richtung mühelos aufrechte Körperhaltung bewegen können.

Es ist beinahe unvermeidlich, dass der Inhalt dieses Buches dabei an vielen Stellen in Konflikt mit traditionellen Lehrmeinungen, Vorurteilen und Glaubensmustern tritt. Aber genau dieser Umstand macht es ja so spannend und interessant. Denn damit bekommen Sie eine völlig andere und erfrischend unkomplizierte Sichtweise auf meist kompliziert wirkende Sachverhalte. Dieses Buch ist bewaffnet mit Kompetenz auf der einen Seite und bildhaft einfachen Erklärungen auf der anderen. Sachverstand wird mit gesundem Menschenverstand abgewogen und seriöse Wissensaufbereitung paart sich mit humoristischer Würze. Was Sie praktisch dann aus all dem machen, liegt natürlich ganz bei Ihnen selbst. Allerdings bekommen Sie alles nötige Verständnis zur Beseitigung einer schlechten Körperhaltung und damit oft einhergehender Rückenschmerzen in die Hände, oder besser ins Gehirn gelegt. Somit wünsche ich Ihnen nun viel Freude und Erkenntnisgewinn auf den kommenden Seiten.

Was ist ein Rundrücken?

Zum Einstieg des Buches sollten wir zunächst einen typischen Rundrücken auf die Bühne führen und dort im Rampenlicht etwas näher beleuchten. Der Begriff Rundrücken ist mit Sicherheit das am häufigsten genutzte Synonym für eine schlechte Körperhaltung. Gleichzeitig ist diese Haltung aber auch tatsächlich das am häufigsten verbreitete Modell, um damit die menschliche Hülle durch die Welt zu transportieren – eine Art Volkswagen unter den möglichen Körperhaltungen. Wie dieses Modell aussieht, kann sich sicher jeder vorstellen. Vielleicht müssen Sie auch nur mal Ihren Kopf nach links und rechts schwenken, um jetzt Eines zu entdecken. Manchmal reicht auch ein Blick in den Spiegel. Menschen mit Rundrücken sind keine scheuen oder schwierig zu erspähenden Wesen. Sie finden Sie quasi überall und meist bewegen sie sich in großen Herden durch die Straßen. Um das Bild aber etwas klarer zu definieren, können Sie nach etwas genauerer Betrachtungsweise sicher mit folgenden Aussagen konform gehen:

Der Rücken weist zumeist ab Höhe der Brustwirbelsäule eine mehr oder weniger konvex gebogene Rundung auf. Die Schultern sind infolgedessen oft tief nach vorn eingerollt, gleichzeitig aber auch nicht selten so weit in Richtung Ohren hochgezogen, dass im Winter kaum mehr ein Schal zwischen beide passt. Nur gut, dass hohe Schulterpolster nicht mehr modern sind. Einige Exemplare scheinen eben durch diese Stellung auch gar keinen Hals mehr zu haben, oder zumindest wirkt er so eingezogen, wie bei einer Schildkröte, die Schutz in ihrem Panzer sucht. Die Arme hängen durch diese Schulterstellung meist vor dem Körper herum und warten auf bessere Zeiten. An der Spitze sitzt ein Kopf, der weit nach vorn geschoben ist. Von der Seite betrachtet befindet er sich oft so weit vor den Schultern schwebend, als würde der Mensch stets mit dem Kopf voran, wie von einer unsichtbaren Leine gezogen, ausgeführt werden wie ein Hund. Das Becken ist so gekippt, dass der Bauch stark verkürzt und zusammengestaucht wird. Die gesamte Körpervorderseite wölbt sich somit konkav nach innen wie eine große Suppenschüssel. Durch diese Schüsselform könnte man sicherlich viel entspannter Champagner aus dem Bauchnabel trinken, aber rein funktionell betrachtet wandelt man damit stark in Bewegungsarmut umher, wie sich im Laufe des Buches noch offenbaren wird. Mit diesem Bild im Kopf beginnen wir nun die Reise, um zu erfahren, wie diese Suppenschüssel überhaupt entsteht und wie sie so umgekehrt werden kann, dass Sie wieder zu mehr Bewegungsreichtum und Schmerzfreiheit übergehen können.

Die Vorteile eines Rundrückens

Bevor wir den Rundrücken völlig ächten und verteufeln, sollten wir uns zu Beginn aber auch kurz die positiven Aspekte einer solchen Rückenform vor Augen führen. Es folgen die wichtigsten Vorteile, die selbst in den höchsten Fachkreisen häufig übersehen werden.

Mit einem Rundrücken finden Sie beispielsweise immer als Erster Kleingeld auf der Straße. Mit einem Rundrücken treten Sie einem potentiellen Tanzpartner nie auf die Füße, denn die haben Sie durch Ihre Körperhaltung immer im Blick. Der männliche Tänzer hat zudem den Vorteil, dass er der Tanzpartnerin direkt ins Dekolleté starren kann. Sie können, ohne sich zu bücken oder den Kopf einzuziehen, ins Auto einsteigen. Sie sind in jeder Kampfkunst bevorteilt, in der das Abrollen eine Rolle spielt, wie zum Beispiel im Judo üblich. Wenn jemand in Eile eine Schreibunterlage benötigt, können Sie ihm mit Freude und Stolz Ihre Rückseite anbieten, denn die bietet bereits die passende Form, ohne dass Sie sich verbiegen müssen. Sie wirken nie eingebildet, denn Ihre Nase tragen Sie sicher nicht hoch in der Luft. Sie haben im Sommer stets einen schön gebräunten Nacken, Sonnenbrand im Gesicht hingegen selten. Sollten Sie eine Katze als Haustier haben, so findet diese stets entspannt, sogar schlafend, auf Ihrem Rücken Platz. Sie haben auch in Räumen mit niedrigen Decken stets genug Kopffreiheit. Sie treten nie in einen Hundehaufen, denn den Boden, auf dem Sie wandeln, lassen Sie nie aus den Augen. Sie können aber vor allem deshalb stolzer Besitzer eines solchen Rückens sein, da Sie wahrscheinlich ein symbolisches Abbild einer der glorreichsten Erfindungen in der Menschheitsgeschichte darstellen – dem Rad.

Denn in unseriösen Wissenschaftskreisen munkelt man schon lange, ob nicht das Rad deswegen erfunden wurde, weil einige unserer frühen Vorfahren einen ihrer Artgenossen dabei beobachtet hatten, wie dieser einen Hang hinunterstürzte. Ähnliches hatte man natürlich schon zuvor beobachtet, denn tödliche Unfälle solcher Art waren damals sicher keine Seltenheit. Bei diesem denkwürdigen Sturz wies der Bestürzte allerdings einen prächtigen Rundrücken auf, vielleicht der Erste seiner Art. Somit „rollte“ er förmlich, zumindest mehr als er stürzte, in einem enormen Tempo den Abhang hinunter. Keiner der aufrecht Gehenden, die man später zur Gegenprobe den Hang hinunterstieß, war schneller unten als der Bucklige. Das Rad war erfunden! Sprachwissenschaftler könnten somit den heute weit verbreiteten Ausspruch, „sich wie gerädert fühlen“, sinnbildlich auch darauf zurückführen. Hiermit enden aber auch schon so langsam die Vorteile des runden Glücks. Das Ganze zunächst mit ein wenig Humor zu betrachten, sollte allein zur Einstimmung auf dieses Thema erlaubt sein. Sind doch viele Denk- und Lösungsansätze, die der Markt und seine Experten zu bieten haben, bei nüchterner Betrachtungsweise ähnlich humorvoll ausgelegt. Wenn auch eher unfreiwillig.

Dieses Buch soll diese Experten nun aber nicht diskreditieren. Es soll vielmehr die sich deutlich in der Überzahl befindlichen Hilfesuchenden aus dem Dschungel der verheißungsvollen Lösungsansätze führen, die heute zuhauf präsentiert werden. So soll jeder Laie in die Lage versetzt werden, in kurzer Zeit selbst entscheiden zu können, obein angepriesener Lösungsansatz, egal ob konservativ oder ganz frisch aus Übersee an Land gespült, beim Vorhaben auf dem Weg zu einer besseren Körperhaltung von Nutzen ist, oder eher nicht. In diesem Buch werden Ihnen vier elementare Schlüsselpunkte aufgezeigt, die Sie wieder mündig machen sollen. Werbeversprechen und Schönfärbereien werden Sie damit schnell durchschauen können. Ohne diese Schlüsselpunkte ist eine nachhaltige und mühelos aufrechte Körperhaltung nicht möglich. Warum dies so ist, wird Ihnen schnell einleuchten, wenn Sie gedanklich den kommenden Sachverhalten folgen.

Das Ich und das Warum

Was befähigt mich nun aber überhaupt dazu Ihnen etwas über dieses Thema zu berichten und Ratschläge zu erteilen? Zunächst einmal habe ich selbst keinen Rundrücken! Allein diese Tatsache würde mich qualifizieren und andere sogenannte Experten gleichzeitig disqualifizieren. Dieses erste banale Argument ist nämlich alles andere als banal. Viele Koryphäen auf diesem Gebiet publizieren und streuen ihr Fachwissen unter die gebeugten Menschen, sind aber selbst rundgerückt wie eine Bogenlampe. Also ganz im Ernst, wenn Ihnen jemand sagt wie ein Rundrücken zu behandeln ist, der selbst einen mit sich trägt, sollte Sie das doch stutzig machen. Dem zum Trotz findet dieses Kriterium aber sehr oft keine wirkliche Gewichtung, obwohl es im Grunde doch das Offensichtlichste ist. Ohne dass Sie sich auch nur ein Wort anhören müssten, könnten Sie sofort erkennen, ob es sich überhaupt lohnt hinzuhören. Stellen Sie sich doch einmal Folgendes vor:

Sie entdecken eines Morgens beim Zähneputzen eine kleine Stelle Karies auf Ihrem rechten unteren Backenzahn. Sie gehen natürlich sofort zu dem Experten überhaupt für Karies an rechts unten gelegenen Backenzähnen. Sie betreten das Wartezimmer, alles wirkt sehr seriös und professionell. Sie finden Auszeichnungen an der Wand, Zeitschriften in denen ihr Experte abgebildet ist. Bücher liegen aus, die er bereits zum Thema Backenzähne publiziert hat. Sie fühlen sich in guten Händen. Sie werden ins Behandlungszimmer gerufen, der Experte begrüßt Sie mit einem herzlichen Händedruck und einem freundlichen Lächeln. Bei dieser Gelegenheit blitzt es Ihnen dann auch sogleich entgegen: Schwarze Beißer soweit das Auge reicht. Zwischen denen, die zwar schon geschwärzt sind aber im Vergleich zu den Anderen wenigstens noch gerade hängen, herrscht Abschnittsweise bereits völlige Zahn-Leere. Die Backenzähne des „Backenzahnexperten“ fehlen ebenso völlig, und nach diesem ersten Eindruck begeben Sie sich doch sicher gern in die Hände des Profis oder?!

Titel und Auszeichnungen leiten die Menschen immer häufiger fehl, weil der Verstand danach lechzt sich davon zu überzeugen, dass der oder die Auserwählte auch kompetent genug ist. Aber keine Angst, das Fehlen eines Rundrückens ist nicht die einzige Qualifikation die ich Ihrer Ratio anbieten kann. Für alle Interessierten folgt also ein kurzer Abriss meines Schaffens.

Meine erste erwähnenswerte Lebensleistung war meine eigene Geburt, welche ich völlig selbständig einleitete. Das erste Licht der Welt erblickte ich im grünen Herzen Deutschlands und unter eben diesem Licht wuchs ich auch heran. Umgeben von der grünen Herzlichkeit erspähte ich in Kindertagen natürlich auch so einige Bäume. Diese ragten, stets auch ganz ohne „Baum-Rücken-Schule“ und trotz ihres Alters, majestätisch, stolz und völlig aufrecht in die Höhe. Aus kindlicher Weltsicht betrachtet, wunderte ich mich aber schon damals darüber, wieso einige Menschen, obwohl nicht mal halb so alt oder auch nur ansatzweise so groß wie die hölzernen Vorbilder, so gerundete Rücken aufwiesen und die Köpfe hängen ließen wie halb verdurstete Blumen. Neben diesen und anderen Beobachtungen beschäftigte ich mich bereits seit frühester Jugend intensiv mit verschiedenen Kampf- und Bewegungskünsten. Forschergeist, Querdenken und Drang nach geistiger und körperlicher Bewegung waren stets wesentliche Merkmale, die sich durch mein Leben zogen wie ein roter Faden. Ganz im Sinne dieses Fadens reifte ich also heran und auf dem Weg dorthin wurde schnell klar, dass mich ein starkes Interesse am menschlichen Körper und funktionaler Bewegung stets begleitete. Allerdings auch eine Abneigung mich in die Hände von zahnlosen Zahnärzten zu begeben.

Nach meiner Grundausbildung als Physiotherapeut blieb ich zunächst eher unbefriedigt und mehr ernüchtert als erleuchtet zurück. Die Denkweise erschien mir persönlich zu starr oder zu spezialisiert, das große Ganze aus den Augen verlierend. Also ließ ich den Großteil des Erlernten hinter mir und kam nach einigen Jahren reger Forschung und Fortbildungen zunächst zu einer eigenen erfolgreichen Praxis mit Spezialisierung auf Schmerztherapie. Stets auf der Suche nach Ansätzen, die dem logischen Menschenverstand Rechnung trugen, absolvierte ich bald darauf eine eigenständige Berufsausbildung zum Faszien- und Körpertherapeuten bei der Senmotic International, einer Organisation von Körpertherapeuten und Bewegungsexperten. Dieses Berufsbild entsprach in Denkweise und Ausführung nun schon eher der Meinen. Hiermit mutierte ich zu einer Art Bildhauer und Modelleur für den menschlichen Körper. Denn durch ein ausgeklügeltes und effektives Therapieverfahren, welches verkürztes Muskel- und Fasziengewebe sofort verlängern kann, wird der ganze Körper in kurzer Zeit von Kopf bis Fuß wieder ins Lot zurückmodelliert. Damit wurde ich ein gefragter Experte auf dem Gebiet für wirkungsvolle Körper- und Faszientherapie und man sucht mich seither als Spezialist für aufrechte Körperhaltung und funktionale Bewegung auf. Ich durfte bereits viele Klienten aus dem In- und Ausland begleiten und ihnen dadurch den Weg zu einer attraktiven, aufrechten Körperhaltung, sowie zu mehr Beweglichkeit und Schmerzfreiheit ebnen.

Mittlerweile bilde ich, innerhalb der Organisation, selbst neue Therapeuten aus und gebe in speziellen Trainings und Weiterbildungen die Grundzüge des Systems an Laien, Physiotherapeuten und Ärzte weiter. Als weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit zählt zudem das Unterrichten und Wiederbeleben von ursprünglich im Menschen angelegten, aber verlorengegangenen Bewegungsmustern, die mit dem Thema Rundrücken untrennbar verschmolzen sind, wie sich später noch zeigen wird.

Ein Grundsatz meiner Arbeit ist auch stets das Vereinfachen von scheinbar kompliziertesten Sachverhalten. Denn heute verlieren sich viele Methoden und Ansätze in Spezialisierungen mit wohlklingenden Namen und beeindruckenden Überschriften. Wirkungsvoller wurden sie dadurch über die Zeit in der Regel nicht. Selbst die Therapeuten dieser Lehren verirren sich oft in scheinbar unendlichen Kleinigkeiten.

Die Kompliziertheit wächst gegen unendlich, zunehmendes Wissen wird mit Fortschritt verwechselt und zugleich sinken Verständnis und Beherrschbarkeit. Mit jedem weiteren Schritt entfernt sich der Mensch mehr und mehr von der Einfachheit, dem Blick auf das große Ganze und damit auch von sich selbst. Aus meinem steten Bestreben der Vereinfachung können Sie nun hiermit persönlich einen Nutzen ziehen. Bisher kamen nur meine Klienten in diesen Genuss, denn alle nun folgenden Zusammenhänge erkläre ich jenen in der Praxis täglich. Dieses Buch soll nun eine Möglichkeit darstellen, auch die Menschen zu erreichen, die nicht persönlich den Weg zu mir finden.

Hüllgewebe enthüllt

Allem voran gilt es zunächst den Begriff der „Faszie“ in den Raum zu werfen und diesen, noch im Flug befindlich, auch sogleich zu klären. Im Laufe des Buches wird er immer wieder auftauchen, den Meisten aber bisher nicht geläufig sein. Es ist hilfreich ein plastisches Bild davon zu skizzieren, da dieses Gewebe eine bedeutende Rolle in den folgenden Erklärungsmodellen einnimmt. Was sind also Faszien?

Faszien sind feine und zähe bindegewebige Häute. Fast jeder hat schon einmal Fasziengewebe gesehen, ohne es als solches zu identifizieren. Wer jemals ein Stück rohes Fleisch geschnitten hat, dem ist vielleicht die weiße, faserige Hülle aufgefallen die das Fleisch umhüllt. Das ist Faszie! Genau wie der Körper des Tieres, wird auch der menschliche Körper von diesem Gewebe umhüllt und völlig durchzogen. Die menschlichen Faszien umhüllen ausnahmslos jeden Muskel, jeden Knochen, alle Organe, die Nerven und selbst jede Körperzelle für sich wie eine Art Bonbonpapier. Um es etwas greifbarer zu gestalten, bauen wir doch einmal gedanklich, oder wenn Sie möchten auch ganz praktisch auf dem heimischen Küchentisch, so ein Bonbon nach.

Breiten Sie ein Stück Frischhaltefolie auf dem Tisch aus und legen ein Stück Fleisch Ihrer Wahl mittig oben auf. Vegetarier können auch gern eine Portion Tofu verwenden. Sie schlagen den Inhalt in die Folie ein und drehen beiderseits die Enden zusammen, sodass die Optik eines großen Bonbons entsteht. Der Inhalt des Paketes entspricht dem, was im Körper die Muskeln wären – die Hülle außen herum, dem was wir Faszie nennen. Mit diesem Modell lassen sich allerdings auch gleich die ersten wichtigen Erkenntnisse passend zum Buchthema ziehen. Was passiert nämlich mit dem Inhalt, wenn Sie die Enden der Hülle immer weiter zusammendrehen würden? Dieser wird natürlich zusammengepresst und findet in seiner Hülle weniger Platz! Ähnlich läuft dies im Körper ab. Schrumpft die Hülle zusammen, schrumpft der Muskel ebenso. Das Gefühl welches der Mensch dann subjektiv empfindet, entspricht dem eines „verkürzten Muskels“ mit der Feststellung, dass man hier und da früher noch deutlich beweglicher war.

Erstes Fazit: Muskeln sind die Sklaven ihrer Faszien! Praktisch gesehen macht es also viel weniger Sinn, an den Muskeln zu kneten, zu ziehen oder zu manipulieren, damit diese länger oder entspannter werden, sondern vielmehr deren „Bonbonhüllen“ aufzudrehen. Nachdem dies geschehen ist, kann der Muskel nämlich automatisch wieder mehr Platz in seiner Hülle einnehmen und auch das subjektive Gefühl einer besseren Beweglichkeit stellt sich im Soforteffekt ein. Sie können ja auch gern einmal versuchen, den Inhalt der straff zugedrehten und an den Enden fest verknoteten Frischhaltefolie mit aller Gewalt zu kneten. Fleisch oder Tofu werden dadurch nicht mehr Platz erhalten. Erst wenn Sie die beiden Enden entzwirbeln, wird sich etwas tun.