Das große Buch der Verschwörungen - John Whalen - E-Book

Das große Buch der Verschwörungen E-Book

John Whalen

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  • Herausgeber: Heel
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Wir präsentieren: Die 50 größten Verschwörungen aller Zeiten - Erweitert! Aktualisiert! Mit 20 Verschwörungstheorien aus deutscher Sicht! Ob Sie an die vorgestellten Verschwörungstheorien glauben oder nicht: Der Streifzug durch die faszinierende Welt der "alternativen Geschichte" wird Ihnen Seite für Seite großen Lesespaß garantieren. Wer steckte in Wirklichkeit hinter den Anschlägen vom 11. September? Wer war der Absender der tödlichen Anthrax-Briefe? Warum verlor Al Gore die Präsidentschaftswahl 2000? Wer waren die großzügigen Spender, die Kohls schwarze Koffer füllten? Wer ermordete Uwe Barschel? Existiert Bielefeld wirklich? War der erste Fall von Vogelgrippe auf Rügen nur inszeniert? Sehen Sie die Welt mit anderen Augen! "Faszinierend! Witzig! Genau nach meinem Geschmack!" Chris Carter, Schöpfer von "Akte X"

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Seitenzahl: 732

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DAS GROSSE BUCH DER

VERSCHWÖRUNGEN

Impressum

2006 Heel Verlag GmbH

Gut Pottscheidt

53639 Königswinter

Tel.: 02223/9230-0

Fax: 02223/9230-13

Internet: www.heel-verlag.de

E-Mail: [email protected]

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks, der Wiedergabe in jeder Form und der Übersetzung in andere Sprachen, behält sich der Herausgeber vor. Es ist ohne schriftliche Genehmigung des Verlages nicht erlaubt, das Buch und Teile daraus auf fotomechanischem Weg zu vervielfältigen oder unter Verwendung elektronischer bzw. mechanischer Systeme zu speichern, systematisch auszuwerten oder zu verbreiten.

Englische Originalausgabe:

The 80 Greatest Conspiracies of all Time

Copyright ©1995, 1996, 1998, 2004 by Jonathan Vankin and John Whalen Chapter 1-30

Published by Arrangement with KENSINGTON PUBLISHING CORP.,

New York, NY, USA

Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur

Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen.

Deutsche Übersetzung: Bernd Perplies, Mainz

Kapitel 31–50:

©2006 Heel Verlag GmbH

Gut Pottscheidt

53639 Königswinter

Autor: Christian Lukas

Titelfotos:

©action press, Hamburg

PhotoCase.com

Satz Gesamtbuch:

Heel Verlag GmbH, Königswinter

Lektorat Gesamtbuch: Juliane Waltke, Antje Schönhofen

– Alle Rechte vorbehalten –

ISBN-13: 978-3-89880-568-1ISBN-10: 3-89880-568-9eISBN: 978-3-86852-819-0

DAS GROSSE BUCH DER

VERSCHWÖRUNGEN

Jonathan Vankin / John Whalenmit deutschen Verschwörungen von Christian Lukas

Vom11. SEPTEMBERbis zudenSCHWARZEN KOFFERN

Inhalt

1. Die Königin der Verschwörer und die G-Men

2. Spitzel bei der Presse

3. Viele Köche verbrennen den Himmel

4. Der Regenmacher

5. Der Einsiedler-Milliardär

6. Wahlbetrug

7. Der Ärger mit Vince

8. Die Zauberer

9. Anglophobie

10. Die Gemstone-Akte

11. Die süße Verschwörung

12. Cannabiswahn

13. Unsere verlorenen Jungs

14. Das böse Imperium schlägt zurück

15. Ein cleverer Bombenleger

16. Das Geheimteam

17. Begrüßt den neuen Boss …

18. Das ist keine Missionarsarbeit

19. Bulgaren und andere Übeltäter

20. Die Lincoln-Verschwörung

21. 911

22. Tödliche Briefe

23. Wahlbetrug 2000

24. illuminati.com

25. Die unglaubliche Reise in einem verrückten Kriegsschiff

26. Ein höchst gefährliches Spiel

27. Wissen ist Macht

28. Krämer vs. Krämer

29. Alle Energie dem Volke

30. Der LSD-Fall

Verschwörungen aus deutscher Sicht

von Christian Lukas

31. Der 11. September

32. Die Bielefeld-Verschwörung

33. Die Bruderschaft vom Berge Zion

34. Charlie Sheen und der 11. September

35. CIA-Air – Willkommen an Bord

36. 23 – aber warum nicht 42?

37. Die Drogen und die Agency

38. Die Glühlampen-Verschwörung

39. Häfen und seltsame Freundschaften

40. Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort

41. Japaner, Amerikaner und ein panamesischer Präsident

42. Der königliche Ripper

43. Das Märchen vom Bimbes

44. Operation Ajax

45. Stalin, der amerikanische Freund

46. Technischer Dienst plant den Widerstand

47. Tödlicher Kinobesuch

48. Vögel des Schreckens

49. Weinbergers Schwedenreisen

50. Potpourri der Verschwörungstheorien

1

DIE KÖNIGIN DER VERSCHWÖRER UND DIE G-MEN

Am 23. April 1981 fuhren Agenten des Federal Bureau of Investigation vor Mae Brussells Haus im beschaulichen Küstenort Carmel in Kalifornien vor um herauszufinden, was diese über eine Verschwörung wusste, welche die Ermordung von Präsident Ronald Reagan zum Ziel haben sollte.

Es war das erste und einzige Zusammentreffen zwischen Brussell und dem FBI, das zu diesem Zeitpunkt bereits seit 13 Jahren eine Akte über sie besaß.

Sieben Jahre später starb Mae Brussell im Alter von 66 Jahren an Krebs und mit ihrem Tod endete auch eine 17-jährige Laufbahn als Verfasserin diskursiver Radiobeiträge, die – von nichtkommerziellen Sendern der Bay Area ausgestrahlt – praktisch eine ganz neue Dimension politischer Recherchearbeit eingeführt hatten, von der sich der Mainstream noch heute eine Scheibe abschneiden könnte.

Brussell erfand nicht die „Verschwörungstheorie“. Diese menschliche Obsession hatte es schon lange zuvor gegeben. Doch sie vertrat als erste die Theorie, dass eine faschistische Intrige – direkt zurückverfolgbar bis ins Dritte Reich – die ultimative Quelle der Macht in den Vereinigten Staaten und der Welt sei. Was sie sowohl faszinierender als auch gefährlicher machte (abhängig vom eigenen Standpunkt) als den gewöhnlichen Verschwörungsanhänger war die Tatsache, dass ihre Ideen nicht ihrer blühenden Fantasie entsprangen, sondern ihrer Freizeitlektüre. Im Jahre 1964, während sie noch ein Dasein als unscheinbare Vorstadt-Hausfrau führte, hatte sie alle 26 Bände, welche die Beweise der Ermittlungen der Warren Commission im Falle der Ermordung Präsident Kennedys präsentierten, gekauft, gelesen und – über die nächsten Jahre hinweg – katalogisiert und zusammengefasst.

Zum Zeitpunkt ihres Todes wies ihre heimische Bibliothek allein 6000 Bücher auf, dazu Zeitungsausschnitte (sie las täglich sieben Zeitungen) und Magazinartikel aus 20 Jahren. Im Laufe ihres Lebens produzierte sie Hunderte bandaufgenommener Radiosendungen und publizierte verschiedene Artikel zu so unterschiedlichen Themen wie der Verwicklung der CIA in die Entführung von Patricia Hearst, dem Jonestown-Massaker, Watergate, Satanismus und mehr.

Zudem hatte sie eine weltweite Anhängerschaft gefunden, die bei ihrem Tod sicher war, dass ein „Bündnis der Geheimdienste“ für den Tod ihrer spirituellen Führerin verantwortlich zeichnete.

Legenden über Mae Brussells Spiel mit dem Feuer gibt es unermesslich viele. Doch die Dokumentenspur ist spärlich. Der Secret Service besaß eine Akte über sie, die jedoch vor allem deshalb eröffnet worden war, weil sich Brussell nicht damit beschied, nur ihre Meinung über den Äther zu verbreiten.

„Mehr als die Hälfte der Akte [144 Seiten] würde nicht existieren“, schrieb ein Forscher, der die Akte gelesen hatte, „wenn sie es schlicht unterlassen hätte, Briefe an Präsidenten zu schreiben, verschiedene Polizeiorganisationen anzurufen oder Maureen Reagan zu besuchen.“ Ein Großteil des Rests der Secret-Service-Akte verdankt sich dem Umstand, dass Brussells Vater, Promi-Rabbi Edgar Magnin, ein persönlicher Freund von Richard Nixon war, den zu kritisieren Brussell niemals müde wurde.

Doch wenn es irgendwo auch nur den Hauch eines Hinweises gibt, dass „Die Behörde“ Mae Brussell für jemanden gehalten hätte, der es wert sei, aus dem Weg geräumt zu werden (oder zumindest dass man in seine Privatsphäre eindringt), dann liegt dieser wohl bei der paranoidsten aller amerikanischen Polizeiorganisationen, J. Edgar Hoovers FBI.

Das Gespräch aus dem Jahre 1981 war das erste Treffen zwischen Brussell und dem FBI, dokumentiert in den 83 Seiten ihrer Akte, die unter dem Freedom of Information Act (FOIA) freigegeben wurde. Wenn es andere, möglicherweise weniger offizielle, gab, werden diese nicht erwähnt. Die Behörde vermerkt, dass 16 Seiten der Akte, bestehend aus vier Dokumenten, zurückgehalten wurden, weil „der überwiegende Teil an Informationen in diesen vier Dokumenten andere Individuen betrifft“.

Diese „anderen Individuen“ in Mae Brussells Leben rekrutierten sich aus einem sehr weit gefächerten und unterschiedlichen Bekanntenkreis. Sie rangierten von ihrem Vater, dem Geistlichen der jüdischen Gemeinde von L.A., bis hin zu Bruce Roberts, dem vermeintlichen Autor der Gemstone-Akte. Man kann nur spekulieren, was diese vertraulichen Seiten enthalten. Möglicherweise gar nichts.

Die offen zugänglichen Seiten erwähnen an einigen Stellen „Scheingrund-Befragungen“ über Brussell. Hierbei holt ein Agent oder Informant Erkundigungen ein, indem er vorgibt, jemand anderes zu sein. Hinterhältig, keine Frage, doch das FBI wandte diese Methode bereits seit 1966, also fünf Jahre bevor sie mit ihrem wöchentlichen Allverschwörungsradioprogramm auf Sendung ging, gegen Brussell – oder genauer: ihren Vater – an.

Eine scheinbar isoliert im Raum stehende Fernschreibernotiz mit dem Titel „Ermordung von Präsident John Fitzgerald Kennedy. Sonstiges.“ trägt das Datum vom 17. September 1967, obwohl sie sich auf Ereignisse aus den ersten zwei Monaten des vorherigen Jahres bezieht. Die Notiz stammte aus dem Büro des FBI in San Francisco und war an den Direktor (Hoover) und die Dienststellen in New Orleans und Dallas gerichtet.

„Akten in San Francisco enthüllen, dass [geschwärzt], Privatermittler, Carmel, Kalif. am 20.01.1966 gemeldet hat, ein Klient hätte angegeben, May [sic] Magnin Brussell habe große Sorge über die Tatsache geäußert, dass die USA dem Faschismus verfalle und ein faschistischer Putsch binnen zwei Jahren zu erwarten sei. Er gab an, dass sie die Tochter des Rabbis Edgar F. Magnin,Wilshire Temple, Los Angeles, sei. [Geschwärzt] gab an, dass sie mit mehreren kleinen Kindern kürzlich ins Carmel Valley gezogen sei und es heißt, sie sei links orientiert und habe keine gute Beziehung zu ihrem Vater.“ Das Fernschreiben geht weiter mit einem Hinweis auf die „Scheingrund-Befragung“ im Hause Rabbis Magnins, einer Prüfung von Brussells Bankverbindungen (die nichts zu ergeben scheinen als den Namen und den Beruf ihres Mannes) und eine Durchsicht der Polizeiakten von Monterey County über Brussell, die „negativ“ ausfällt. Die Notiz vermerkt einen Leserbrief, den Mae geschrieben hatte, sowie einen Meinungsartikel, in welchem sie „die Ansicht vertrat, Lee Harvey Oswald sei kein Kommunist gewesen“.

Das Fernschreiben endet: „Keine weiteren Schritte von SF eingeleitet“.

Unnötig zu sagen, dass das Fernschreiben in Wirklichkeit keineswegs völlig isoliert stand und das nächste Dokument in der Akte, eine Notiz vom „Direktor, FBI“ an Dallas gibt ein wenig Aufschluss darüber, was das plötzliche Interesse an der damals noch unbekannten Mrs. Brussell auslöste.

„Aufgrund der Tatsache, dass Mrs. Brussell in New Orleans mit James [sic] Garrison in Kontakt stand und zudem öffentliche Kommentare zu den Ermittlungen abgegeben hat, sind Dallas und San Francisco angewiesen, umgehend die erhaltenen Informationen über sie in ein angemessenes und zur Weitergabe geeignetes Aktenvermerk-Format zu bringen … Dieser Aufgabe ist absoluter Vorrang einzuräumen.“

Das mehr als seltsame Interesse des FBI an der Untersuchung des Kennedy-Attentats durch Bezirksstaatsanwalt Garrison ist gut und ausführlich dokumentiert worden. Indem sie mit Garrison zusammenkam, verfing sich Mae im Netz der Behörde. Doch es steckte noch mehr dahinter, obwohl es anhand der veröffentlichten Dokumente schwer zu sagen ist, was.

Ein Zettel, der an der Antwort des „Direktors“ befestigt war, vermerkt ohne weitere Ausführungen, dass am 17. September 1967 der Delta-Airlines-Flug von Dallas nach San Francisco eine Bombendrohung erhalten habe und „Mrs. May [sic] Magnin Brussell, die diesen Flug nach San Francisco nehmen wollte, gab am Flughafen Dallas Love Field an, sie habe Nachforschungen im Falle der Ermordung von Kennedy angestellt und sei drei Tage lang in Konferenz mit Staatsanwalt Jim Garrison aus New Orleans gewesen.“

Dieser Implikation nach scheint Mae behauptet zu haben, sie sei das Ziel der Bombendrohung gewesen. Das Interesse des FBI an Brussell im Herbst 1967 muss durch den Delta-Airlines-Zwischenfall geweckt worden sein, angefacht durch die Information, dass sie mit Garrison zusammengewesen war.

Über die Bombendrohung gegenüber Delta und Maes mögliche Verbindung dazu wird in den 83 Seiten im Weiteren kein Wort mehr verloren. Zum Zeitpunkt des nächsten Eintrags in die Akte war Mae Brussell bereits auf ihrem Weg als Erneuerin der amerikanischen Verschwörungstheorie. Sie plante, eine Publikation mit dem Namen Conspiracy Newsletter herauszugeben. Ein einseitiges Memorandum mit dem Briefkopf der US-Regierung (an dessen unterem Ende das Bild eines Milizionärs zu sehen ist, zusammen mit dem Slogan „Kaufen Sie regelmäßig U. S. Savings Bonds im Rahmen Ihres Lohnsparplans“) zeigt, dass das FBI einmal mehr aktiv wurde.

„Am 19.12.1972“, heißt es in der Notiz aus dem Büro in San Francisco, „wurde [geschwärzt] von SA [geschwärzt] unter dem Vorwand angerufen, ein Student zu sein, der gerne eine Ausgabe seiner neuesten Publikation hätte. [geschwärzt] gab an, dass das Erscheinen des Conspiracy Newsletter auf unbestimmte Zeit verschoben worden sei. Er gab an, dass weder er noch MAE BRUSSELL, welche die Herausgeberin der Publikation sein sollte, im Augenblick die Zeit hätten, daran zu arbeiten.

Angesichts dieser Tatsache gilt die Angelegenheit als abgeschlossen. Allerdings wird San Francisco ein Auge auf die mögliche zukünftige Publikation des Conspiracy Newsletter haben.“

Es ist in der Tat beruhigend zu wissen, dass die Elite der amerikanischen Gesetzeshüter „ein Auge“ auf solche Gefahren für die öffentliche Sicherheit wie die „Publikation des Conspiracy Newsletter“ hatte. Doch erneut scheint ein Teil des Ganzen in der FOIA-Akte zu fehlen.

Die einzelne Seite in der Akte trägt die Überschrift „Antwort Behörde-Brief nach San Francisco, 25.08.1972“. Wo ist dieser Brief? Nicht in der Akte. Die einfache Erklärung wäre, dass Mae Brussell in dem Brief nicht namentlich erwähnte wurde, was angesichts der extrem peniblen Arbeitsweise des FOIA-Stabes beim FBI natürlich dazu geführt hätte, dass er ihrer Akte nicht hinzugefügt worden wäre.

Die ersten drei Absätze der „Antwort Behörde-Brief“-Notiz sind geschwärzt, die umfangreichste Tilgung in den veröffentlichten Seiten von Mae Brussells Akte. Gemeinsam mit dem Fehlen des früheren Briefes bleibt der Ursprung des Interesses des FBI an dem Conspiracy Newsletter ein Geheimnis.

Das nächste Dokument, datiert auf den 6. November 1976, ist nicht weniger faszinierend, wenngleich aus anderen Gründen. Zu diesem Zeitpunkt war Mae als, sagen wir mal, „alternative“ Radiopersönlichkeit bereits weithin bekannt.Woche für Woche verbreitete sie beinahe unverständlich komplizierte Monologe zum Thema Verschwörungen über den Äther.

Mae verständigte einen stellvertretenden Staatsanwalt – der diese Information an das FBI weiterleitete –, dass sie die folgende Korrespondenz erhalten habe (der Brief schien unterschrieben gewesen zu sein, aber der Name wurde geschwärzt):

„Mae, du leidest unter Wahnvorstellungen. Charles Manson ist seit 28 Jahren im Gefängnis und all das pseudowissenschaftliche Geschwätz, das du von dir gibst, ist nur eine Widerspiegelung dessen, wie die Nachrichten und Bücher deine Seele, deinen Geist programmiert haben.

Du wünschst dir Aufmerksamkeit? Es scheint, als würdest du dir den Tod durch die Familie wünschen.“

Ein fünf Jahre später verfasstes und in keiner direkten Beziehung zu dem Brief stehendes Dokument verweist zurück auf den Zwischenfall und konstatiert geradeheraus: „Zwischen Oktober und November des Jahres 1975 erhielt sie Drohbriefe von [geschwärzt], einem Mitglied der Manson Family“.

Zugegeben, die Mansons verteilten Todesdrohungen mit dem gleichen Eifer, mit dem Politessen Falschparkern Strafzettel aufbrummen. Doch die meisten davon machten sie auch wahr. Wenn es irgendeine Organisation gibt, deren Drohungen, jemanden umzubringen, man Glauben schenken musste, dann wohl Charlies Gefolge. Doch das FBI-Dokument vermerkte: „Stellvertretender Staatsanwalt F. Steele Langford stellte fest, dass der Inhalt des Erpresserbriefs keine unmittelbare Bedrohung nahe lege“.

Dank dieser fundierten Einschätzung der Lage ordnete das FBI „keine weiteren Ermittlungen“ an. In einem mutigen und entschiedenen Schritt riet das FBI Mae indes dazu, „ihre Telefonnummer in eine unregistrierte Nummer zu ändern und das FBI umgehend zu informieren, sollte sie weitere derartige Briefe erhalten“.

Möglicherweise waren sie zu sehr damit beschäftigt, auf das Erscheinen des Conspircy Newsletters zu warten, um sich Sorgen über die Todesdrohungen der Manson Family zu machen, doch diese Passivität des FBI muss im Nachhinein seltsam gewirkt haben, als Mae 1988 starb, nur wenige Monate nachdem sie – nach fast zwei Jahrzehnten – ihre Radiosendung aufgrund einer Todesdrohung eingestellt hatte. (Obwohl ihr Doktor das tödliche Krebsgeschwür als unauffällig beschrieb, spekulierten Maes Anhänger vehement, dass ihre Feinde die Technologie und Motivation gehabt hätten, um die gefürchtete Krankheit absichtlich ausbrechen zu lassen.) Ihr Steckenpferd zu dieser Zeit waren satanische Kulte in den Reihen des Militärs gewesen. Sie vertrat obendrein die Ansicht, dass die Manson-Gang irgendwie mit einer Geheimdienst- oder Militäroperation der Vereinigten Staaten verknüpft sei.

Im Anschluss an all dies umfasst die Akte Maes Korrespondenz mit dem Direktor des FBI Clarence Kelley aus dem Jahre 1976, in der sie darauf beharrt, dass der Körper in Howard Hughes Grab nicht Howard Hughes sei. („Erinnern Sie sich daran, Sie wurden von Richard Nixon eingesetzt, der das Gesetz nach eigenem Gutdünken auslegte. Hat er Sie auf diesen Posten berufen, um à la Watergate zu vertuschen oder werden Sie mir die Namen der Agenten, ihrer Angestellten nennen, welche DIE POSITIVE IDENTIFIZIERUNG VORNAHMEN?“) Die letzten 14 Seiten beschäftigen sich ausschließlich mit der Behauptung Maes vom April 1981, dass John Hinckley1 ihr Haus beobachtet hätte, eine Behauptung, die dazu führte, dass sie von FBI-Agenten persönlich aufgesucht wurde.

Knapp einen Monat nach dem versuchten Attentat auf Präsident Reagan kommend, erzeugte Maes Aussage, die sie übrigens auch rechtzeitig gegenüber den Behörden zu Protokoll gebracht hatte, dass Hinckley sie im Januar des gleichen Jahres besucht habe, verständlicherweise einiges Interesse. Das Ganze begann, als Rudy Giuliani, damals ein Staatsanwalt, später Bürgermeister von New York, Maes Anruf dem FBI übermittelte. Am 23. April befragte das FBI sie in ihrer Wohnung.

Sie erzählte den Agenten, wie sie am 13. Januar einen weißen Sedan bemerkt hätte, der auf der anderen Straßenseite vor ihrem Haus parkte. Sie war sofort der Ansicht, dass die Insassen des Wagens sie ausspionieren würden. Ein Mann und eine Frau saßen in dem Auto und Mae stellte sie zur Rede. Der Mann blieb die meiste Zeit schweigsam. Als Reagan angeschossen wurde, erkannte Mae den beschuldigten Täter auf Fotografien als eben jenen schweigsamen jungen Mann wieder, den sie parkend vor ihrem Haus gesehen hatte.

Nach Maes Tod schaukelten sich viele ihrer Freunde und Anhänger zu einer enormen Paranoia hoch und versteckten ihre Akten an Orten, wo sie die Obrigkeit nicht finden konnte, doch Mae bekniete seinerzeit die FBIAgenten in ihrem Wohnzimmer regelrecht, sich ihre private Bibliothek genauer anzuschauen.

Laut eines FBI-Reports über den Besuch vom 4. Mai 1981 ging sie sogar so weit, das FBI um eine Task Force zu bitten, die sich durch ihre „Tausenden von Zeitungsausschnitten und Hunderten von Büchern, die sie gesammelt hatte“ wühlen sollte.

„Die Behörde sei darauf hingewiesen, dass jeder weitere Kontakt mit Mrs. Brussell in Bezug auf ihre Theorien nicht als sinnvolle Verwendung investigativer Bemühungen angesehen wird“, schließt der ungewöhnlich trockene Bericht.

Eine weitere Notiz über den Hinckley-Zwischenfall und Maes aufregende FBI-Besucher enthält die Einschätzung der Agenten: „Mrs. Brussell ist bekannt dafür, geistig instabil zu sein und wird hinsichtlich ihrer Verschwörungstheorien von der örtlichen Gemeinschaft nicht ernst genommen“.

Interessanterweise vermerkt die Akte des Secret Service über den Hinckley-Zwischenfall, obschon sie letztlich Maes Behauptungen widerlegt, dass „das Subjekt, Brussell, glaubwürdig scheint“.

Maes Brussells Begegnung mit dem FBI endet mit der vermeintlichen Hinckley-Sichtung und der sich daran anschließenden Befragung durch die Agenten, doch Mae verblieb noch sieben weitere Jahre auf der Bildfläche. Hatte das FBI nach 14 Jahren vollständig das Interesse an ihr verloren und sie letztendlich als harmlose Irre abgeschrieben? Hatte sie aufgehört, die Behörde zu kontaktieren und war dadurch ihr Name aus den FBI-Akten verschwunden? Oder ist da noch etwas anderes in den unveröffentlichten Seiten der Akte?

Die Akte endet mit einer kurzen Zusammenfassung des Kontakts des FBI mit Mae Brussell über die Jahre hinweg. Den letzten Zwischenfall, den sie beschreibt, die letzte offizielle Nennung von Mae in den FBI-Akten, betrifft einen Anruf bei der Monterey Resident Agency, den sie im Jahr 1977 tätigte. Die Geschichte ist, auf eine bizarre Weise, eine schmerzliche.

„Sie gab an, dass sie über die Situation einer ihrer Töchter beunruhigt sei. Sie hatte bemerkt, dass ein junger Mann, der gemeinsam mit ihrer Tochter in einem Stück auftrat, ein Auge auf selbige geworfen hatte. Das Individuum schien eine Menge Geld zu besitzen, allerdings ohne irgendwelche sichtbare Unterstützung. Brussell befürchtete, das Individuum könne ein ‚agent provocateur‘ sein, der vom FBI über ihre Tochter gegen sie gerichtet sei.“

QUELLEN:

Beebe, Greg: „Conspiracy Theorists Ponder the Mae Brussell Question“. Santa Cruz Sential, 28. Februar 1992.

Despot, X. Sharks: „Mae Brussell: Secret Service Files on the Queen of Conspiracy Theorists“. Steamshovel Press, Nr. 8 (Sommer 1993).

Vankin, Jonathan: „Conspiracies, Cover-Ups, and Crimes”. New York: Dell, 1992.

Whalen, John: „All Things Conspired“. San Jose Metro, 17. November 1988.

FBI-Akte von Mae Brussell, im Besitz des Autors.

1Am 30. März 1981 verübte John Hinckley ein Attentat auf den US-Präsidenten Ronald Reagan, um damit die Schauspielerin Jodie Foster zu beeindrucken. – Anm. d. Übers.

2

SPITZEL BEI DER PRESSE

Im Jahre 1977 berichtete Carl Bernstein – mit Kollege Bob Woodward durch den Fall Watergate berühmt geworden: „Mehr als 400 amerikanische Journalisten haben … in den vergangenen 25 Jahren (für die CIA) geheime Aufträge ausgeführt“. Die New York Times – nach Bernsteins Quellen eine der wertvollsten Medienkollaborateure der CIA – lenkte die Anklage ein wenig von sich ab, indem sie die Zahl auf „mehr als 800 Organisationen und Individuen aus dem Nachrichten- und öffentlichen Informationswesen“ anhob.

Dies war eine erstaunliche Enthüllung. Über zwei Jahrzehnte hinweg hatten Heerscharen angesehener Reporter der CIA Einblick in ihre Unterlagen gewährt. Sie hatten bei der Rekrutierung ausländischer Spione geholfen. Sie hatten als Boten für die Agency im Ausland gedient. Manche von ihnen bezogen sogar einen Gehaltsscheck – mit besten Empfehlungen vom Trenchcoat tragenden Uncle Sam.

Und als wäre diese Erkenntnis, dass die Zunft der Journalisten die Trommel für die Geheimdienste rührte, noch nicht erschreckend genug, hatten viele der Journalistenspione der CIA obendrein im Ausland wissentlich Propaganda verbreitet. Und mehr als einmal fanden die Desinformationen, die in Übersee gesät worden waren, ihren Weg in heimische Gefilde zurück, wo der „Re-Import“ oder „heimische Fallout“ in den amerikanischen Zeitungen als heilige Wahrheit verkündet wurde. Es ist auch klar, dass die CIA von Zeit zu Zeit „schwarze“ Propaganda (oder auch ganz normale) direkt – und illegalerweise – gegenüber amerikanischen Bürgern einsetzte.

Darüber hinaus gelang es der Agency, ihre eigenen Agenten in einige der namhaftesten amerikanischen Nachrichtenbetriebe einzuschleusen.Als „Mitarbeiter“ der New York Times und des Time Magazine besaßen Spione der CIA die perfekte Tarnung. In der Rolle neugieriger Reporter konnten die Agenten der Agency überall auftauchen und bohrende Fragen stellen, ohne Misstrauen zu erwecken.

„Ein Journalist ist 20 Agenten wert“, verriet ein hochrangiger CIA-Mitarbeiter Bernstein. Die falschen Nachrichtenleute durchliefen sogar ein Training, um wie Reporter zu sprechen und zu handeln. Unterdessen wurden ordentliche Reporter in die hohe Kunst der Spionage eingewiesen: das Übermitteln geheimer Botschaften, Überwachungstechniken und anderes.

Das Organ zur Medienmanipulation innerhalb der CIA nannte man im Agency-Jargon „Propagandamittelbestand“. Frank G.Wisner, der Leiter für verdeckte Operationen der CIA, bezeichnete es ganz unbescheiden als „Wisners Wurlitzer“, eine Methode, um die öffentliche Meinung überall in der Welt nach seiner Pfeife tanzen zu lassen.Auch wenn Wisner 1961 Selbstmord beging, seine Musik spielte noch mehrere Jahrzehnte weiter. Zusätzlich zu seinen journalistischen Aktivposten und Agenten subventionierte und/oder besaß die CIA um die 50 Zeitungen, Nachrichtenagenturen, Radiosender und Zeitschriften – überwiegend im Ausland, doch auch einige in Amerika. So betrieb die Agency beispielsweise eigene Zeitungen wie den Rome Daily American, die Manila Times und die Bangkok Post.

Dank der geschickten Schachzüge der ehemaligen Direktoren der Agency, William Colby und George Bush sen., denen es gelang, eine Senatsuntersuchung in dieser Sache abzuwürgen, mögen wir niemals das volle Ausmaß der Medienmanipulation durch die CIA erfahren. Bei jedem Schritt behindert und eingeschüchtert, er wäre auf dem bestem Wege zu einer modernen Hexenjagd, entschied der Untersuchungsausschuss des Senats unter Frank Church, die Ergebnisse seiner Ermittlungen in Bezug auf die Verbindungen zwischen CIA und Presse „freiwillig zu begraben“, schrieb Bernstein.

Aber wir wissen, dass hochrangige Nachrichtenbosse zu der Rekrutierung von Reportern als Spitzel, Informanten und Propagandisten ihren Segen gaben.Wie drückte es der ehemalige CIA-Direktor William Colby aus: „Lasst es uns nicht auf dem Rücken von ein paar armen Reportern austragen. Schaut hinauf in die Manageretagen. Sie wussten Bescheid.“ In ihrer Absicht, den „weltweiten Kommunismus“ zu bekämpfen, schrieb Bernstein, „ließen Amerikas führende Verleger sich selbst und ihre Nachrichtenbetriebe zu Handlangern der Geheimdienste werden“.

Die Liste der Manager aus den Print- und Rundfunknachrichten, die mit der CIA kollaborierten, wies eine exklusive Klientel auf, darunter den ehemaligen New York Times-Herausgeber Arthur Hayes Sulzberger, „Columbia Broadcast System“-Präsident William Paly, Time- und Life Magazine-Gründer Henry Luce und James Copley vom Copley News Service (der bereitwillig Informationen über Antikriegsgegner und farbige Demonstranten weitergab, von der CIA verfasste Editorials veröffentlichte und mindestens 23 Mitarbeiter an die Agency auslieh). Andere Medienschwergewichte, die sich der CIA anboten, waren etwa ABC TV (es hieß, ein bekannter, ungenannter Korrespondent sei ein CIA-Aktivposten), NBC, die Associated Press, United Press International, Reuters, das Newsweek Magazine, Scripps-Howard, Hearst Newspapers und der Miami Herald.

Laut Bernsteins CIA- und Senatsquellen waren die New York Times und CBS aufgrund ihrer weitgespannten Korrespondentennetze im Ausland die wichtigsten Aktivposten der Agency. Bei der Times bewilligte der verstorbene Arthur Hayes Sulzberger für mehr als ein halbes Dutzend CIA-Mitarbeiter Deckanstellungen als Times-Mitarbeiter in ausländischen Redaktionen. Obwohl Sulzberger ein enger Freund des damaligen Agency-Direktors Allen Dulles war, unterzeichnete er eine Geheimhaltungsverpflichtung, ebenso sein Neffe, C. L. Sulzberger. Verschiedene CIA-Quellen kolportieren, dass C. L. Sulzberger, der ehemalige Außenpolitik-Kolumnist der Times, einmal seine Verfasserzeile auf ein Einsatzbesprechungsdokument der CIA klatschte und dieses dann wortwörtlich veröffentlichte. (Sulzberger nannte diese Anschuldigung „totalen Quatsch“.) Die Times schickte Artikel an Dulles und später an seinen Nachfolger, John McCone, zur Überprüfung und Absegnung. Mehr als einmal „redigierte“ McCone gewisse Informationsschnipsel aus den Geschichten heraus und entschied damit sozusagen für die Times, welche Nachricht „bereit war, gedruckt zu werden“.

Wie Paley vom CBS und der ältere Sulzberger, war auch Henry Luce, der Gründer der Magazine Time und Life, ein enger Kumpel von Dulles, der sich oft der Hilfe seines erzkonservativen Freundes versicherte. Luce erlaubte Angestellten, für die CIA zu arbeiten und bot CIA-Beamten Jobs und Empfehlungsschreiben an. Er setzte sogar einen persönlichen Repräsentanten ein, um mit der CIA zu arbeiten, und zwar den Herausgeber des Life Magazines C. D. Jackson, der sich einen Namen machte als der CIA-„Sonderberater des Präsidenten für psychologische Kriegsführung“. (Berücksichtigt man Jacksons Prominenz als amerikanischer Medienzar, fragt man sich natürlich: psychologische Kriegsführung gegen wen? Verschwörungstheoretiker halten das außerordentliche Interesse des Life Magazines an dem Zapruder-Filmmaterial des JFKAttentats jedenfalls für verdächtig. Jacksons Magazin kaufte nicht nur die Rechte an dem Film und hielt ihn dann für Jahre unter Verschluss, es veröffentliche zudem Bilder aus dem berühmten Heimvideo in falscher Reihenfolge und ließ dadurch den irrigen Eindruck entstehen, dass Kennedys Kopf nach vorne geflogen wäre, wie die Warren Commission in ihrem Bemühen, die Öffentlichkeit von einem einzelnen rückwärtigen Schützen zu überzeugen, fälschlicherweise schlussfolgerte.)

Nachgewiesenermaßen wusste auch Henry Luces Frau Clare Boothe Luce von einigen der Undercover-Mitarbeiter der CIA. Madame Luce, eine rechtsgerichtete Angehörige der feinen Gesellschaft, die sich in ominösen Kreisen bewegte, sponserte Anti-Castro-Aktivitäten in Florida und wurde später die Gründungsdirektorin einer Organisation mit dem viel sagenden Namen „Vereinigung ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter“.

Auch wenn der Austausch von Informationen mit Geheimdienstlern als natürlicher Teil des Gebens und Nehmens zwischen Reportern und ihren Quellen betrachtet wurde, gingen doch manche CIA-Medien-Allianzen weit darüber hinaus. Der bekannte Kolumnist Stewart Alsop etwa, der für die New York Herald Tribune, die Saturday Evening Post und Newsweek schrieb, „war ein CIA-Agent“ – so zitiert Bernstein einen hochrangigen Mitarbeiter der Agency. Alsop half dabei, Desinformation in ausländischen Medien zu säen und potenzielle CIA-Aktivposten auszumachen. Alsops Bruder Joseph wiegelte diese Anschuldigungen ab, belastete seinen Bruder aber gleichzeitig wieder, indem er Bernstein erzählte, er selbst stünde der CIA viel näher als sein Bruder Stew.

Die Grenze zwischen Bericht und Propaganda verschwamm noch stärker im Falle von Hal Hendrix, einem der wertvollsten Aktiva der Agency in den 1960ern.Als Lateinamerika-Korrespondent der Miami News befand sich Hendrix direkt im Zentrum einer Brutstätte für verdeckte Operationen der Agency. Laut Bernstein enthielten Akten der Agency ausführliche Reporte über Hendrix’ Aktivitäten im Namen der CIA. Obwohl Hendrix leugnete, mehr als eine „normale journalistische Beziehung“ zur CIA unterhalten zu haben, nannten ihn seine Kollegen „Den Spitzel“.

Später hängte Hendrix seinen Job als Reporter an den Nagel und ging zur International Telephone and Telegraph Corporation (ITT) in Chile. Er leistete einen Meineid vor einem Senatsausschuss, der die Verwicklung der CIA und der ITT in die verdeckte Kampagne zur Vereitelung der Wahl des linken Politikers Salvador Allende im Jahre 1970 untersuchte. Über die Herkunft eines Telegramms befragt, das er an den Vizepräsidenten der ITT geschickt hatte, um diesen darüber zu informieren, dass die Nixon-Administration Pläne bewilligt habe, „Allende von der Macht fern zu halten“, gab Hendrix an, seine Quelle sei ein chilenischer Freund gewesen. Anschließend tauchte ein CIA-Telegramm auf, das zeigte, dass Hendrix wahre Quelle ein Angestellter der Agency gewesen war. Ups!

Bernstein zufolge wurden Journalisten extensiv in die Bemühungen der CIA eingebunden, Allende zu unterminieren. Reporter gaben Geldmittel an Allendes Feinde weiter. Sie verfassten Anti-Allende-Propaganda in von der CIA kontrollierten Presseorganen. Dass sich diese Propaganda ihren Weg zurück in die amerikanischen Medien bahnte, war kaum ein Zufall. Eine Einschätzung der CIA aus dem Jahre 1970 sprach von einem „kontinuierlichen Rücklauf von auf Chile bezogenem Material“ in die amerikanische Presse, darunter in die New York Times und die Washington Post. „Propaganda-Aktivitäten“, fuhr der Bericht fort, „sorgen fortlaufend dafür, dass die Entwicklungen in Chile entsprechend unseren Vorgaben zu diesem Thema ausführlich kommentiert werden.“

Es ist nicht zu sagen, wie viele Journalisten nach den Enthüllungen in den späten 1970ern weiterhin im Sold der CIA verblieben. Obwohl die New York Times berichtete, dass die CIA all ihre Beziehungen zu Journalisten abgebrochen hätte, hatte die Agency unter George Bush sen. tatsächlich nur bezahlte Vollzeitbeschäftigungen verboten, derweil Bush die Hintertür für kostenlose Beratertätigkeiten und Nebenbeschäftigungen offen ließ. 1980 verkündete eine Überschrift der Los Angeles Times: „MÄCHTIGER WURLITZER DER CIA ENDLICH VERSTUMMT“.

Ende der Geschichte? Vielleicht nicht. Auch wenn die Gründe für die frühere Medien-CIA-Partnerschaft – die „nationale Sicherheit“ in der Zeit des Kalten Kriegs – wahrscheinlich tot und begraben sind, legte ein 1992 aufgetauchter, geheimer CIA-Report nahe, dass die Affäre fortbesteht. Der Report zur „Transparenz“ der CIA konstatiert, dass die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit der CIA „mittlerweile Beziehungen zu Reportern jeder größeren Nachrichtenagentur, jeder Zeitung, jedes Wochenmagazins und jedes Fernsehsenders der Nation unterhält“. Scheinbar haben sich diese Beziehungen für die CIA als fruchtbar erwiesen, denn sie „halfen uns, einige Berichte über ‚Geheimdienstversagen‘ in ‚Geheimdiensterfolge‘ zu verwandeln“. In vielen Fällen, so fährt der Report fort, „haben wir Reporter überzeugt,Artikel zu verschieben, zu ändern, zurückzuhalten oder sogar zu vernichten, die einen negativen Effekt auf die Interessen der nationalen Sicherheit gehabt hätten“.

Das klingt doch sehr, als spiele der mächtige Wurlitzer nach wie vor.

QUELLEN:

Bernstein, Carl: „The CIA and the Media“. Rolling Stone, 20. Oktober 1977.

Crewdson, John M. und Joseph B. Treaster: „CIA: Secret Shaper of Public Opinion“. New York Times, 25.–27. Dezember 1977.

Lee, Martin A. und Norman Solomon: „Unreliable Sources: A Guide to Detecting Bias in News Media”. New York: Lyle Stuart, 1991.

3

VIELE KÖCHE VERBRENNEN DEN HIMMEL

In einer Anlage in der Arktis, 200 Meilen östlich von Anchorage in Alaska, hat das Pentagon einen mächtigen Transmitter errichtet, dessen Bestimmung es ist, mehr als einen Megawatt Energie in die oberen Schichten der Atmosphäre zu pumpen. Das 30-Millionen-Dollar-Experiment mit dem Namen Projekt HAARP (High-frequency Active Auroral Research Program) besteht aus dem weltgrößten „Ionosphärenheizer“, einem Prototypen, der dazu dient, den Himmel Hunderte von Meilen über der Erde mit hochfrequenten Radiowellen zu beschießen. Doch warum die aufgeladenen Teilchen in der Ionosphäre bestrahlen (die, wenn sie auf natürliche Weise erregt werden, zu einem berühmten und wunderschönen Phänomen bekannt als Polarlicht führen)? Laut der US-Navy und der Air Force, den Co-Sponsoren des Projekts, „um die komplexen natürlichen Vorgänge in der Ionosphäre von Alaska zu erforschen“. Dies, so das Pentagon, und um zudem neue Arten von Kommunikations- und Überwachungstechnologien zu entwickeln, die dem Militär ermöglichen sollen, Signale an Atom-U-Boote zu senden sowie tief unter die Erde zu schauen.

Die Gegner von HAARP – eine Koalition aus Umweltschützern, amerikanischen Ureinwohnern, Bürgern Alaskas und, natürlich, Verschwörungstheoretikern – glauben, dass das Militär noch weit größenwahnsinnigere Pläne für sein ungewöhnliches Spielzeug hegt, Anwendungen, die von Raketenverteidigungsprogrammen Marke „Star Wars“ über Vorhaben zur Wettermodifikation bis möglicherweise hin zu Experimenten zur Gedankenkontrolle reichen.

Der HAARP-Komplex liegt innerhalb eines etwa 9 Hektar großen Gebiets in einem relativ einsamen Landstrich nahe der Stadt Gakona. Wenn der Endausbau 2007 vollzogen ist, will das Militär 180 Sendetürme errichtet haben, die etwa 22 Meter hoch sind und einen „zusammengeschalteten Hochleistungs-Hochfrequenz-Radio-Sender“ bilden, der imstande ist, mit mehr als 3 Megawatt Leistung (3 Millionen Watt) in einem Frequenzbereich von 2,5 bis 10 Megahertz zu arbeiten. Laut der Navy und der Air Force soll HAARP „genutzt werden, um eine kleine, kontrollierte Menge an Energie in eine spezifische Schicht der Ionosphäre zu induzieren“, wobei der Radius der betroffenen Fläche irgendwo zwischen einigen Meilen und einigen Dutzend Meilen liegen soll. Kaum überraschend spielt die Pressemitteilung der Navy und Air Force (veröffentlicht auf der offiziellen Website von HAARP in Reaktion auf die schlechte Presse, die das Projekt erzeugt hatte) sowohl die Auswirkungen des Projekts auf das Ökosystem als auch den angeblich offensiven Nutzen dieser Technologie herunter.

Eine Reihe von Patenten, die von dem Rüstungskonzern, der das HAARP-Projekt betreut, gehalten werden, suggerieren indes, dass das Pentagon tatsächlich ambitioniertere Pläne hegt. Eines dieser Patente war sogar während der 1980er von der Navy für mehrere Jahre als geheim eingestuft worden. Das zentrale Papier dieser Sammlung trägt die US-Patentnummer 4,686,605 und wird von HAARP-Kritikern als die so genannte „rauchende Strahlenkanone“ eingestuft. Von ARCO Power Technologies Inc. (APTI), einem Subunternehmen von ARCO, gehalten, dem der Auftrag gegeben wurde, HAARP zu bauen, beschreibt dieses Patent einen Ionosphären-Heizer, der dem HAARP-Heizer sehr ähnlich ist. In dem APTI-Patent – später von Gegnern des HAARP im Internet veröffentlicht – beschreibt der texanische Physiker Bernhard J. Eastlund eine fantastische Angriffs- und Verteidigungswaffe, die jeden megalomanischen Superschurken bei James Bond mit Stolz erfüllt hätte. Dem Patent zufolge erhitzt Eastlunds Erfindung Wolken geladener Partikel in der Ionosphäre und ermöglicht es dadurch, einfach ausgedrückt, zielgerichtet „Mikrowellentransmissionen von Satelliten zu stören“ sowie „Störungen oder sogar den totalen Zusammenbruch der Kommunikation auf großen Teilen der Erde hervorzurufen“. Doch genau wie seine angeheizten Ionen wurde Eastlund damit gerade erst warm. Dem Patenttext zufolge können des Physikers „Methoden und Geräte zur Manipulation einer Region der Erdatmosphäre“ zudem:

„Störungen oder sogar den kompletten Ausfall elektronischer Leitsysteme selbst der modernsten Flugzeuge und Raketen erzeugen“;

„nicht nur ... die Kommunikation Dritter stören, sondern (auch) einen oder mehrere solcher Strahlen zeitgleich nutzen, um ein Kommunikationsnetzwerk zu etablieren. Mit anderen Worten: Was zum Einsatz kommt, um die Kommunikation anderer zu unterbrechen, kann von demjenigen, der diese Technologie beherrscht, gleichzeitig als Kommunikationsnetzwerk verwendet werden“;

„die Kommunikationssignale anderer zu Spionagezwecken auffangen“;

„die Vernichtung, Abwehr oder Störung von Raketen oder Flugzeugen“ ermöglichen, indem große Teile der Atmosphäre „in eine unerwartete Höhe (verschoben würden), sodass Raketen unerwarteten und nicht einkalkulierten Widerstandskräften ausgesetzt wären, mit dem Resultat der Vernichtung oder Ablenkung derselben.“

Es ist vermutlich kein Zufall, dass sich Eastlunds Idee wie ein Rezept für das einstige Kalte-Krieg-Wundermittel namens Strategic Defense Initiative (SDI a. k. a. „Star Wars)“ liest. Das APTI/Eastlund-Patent wurde während der letzten Tage der Reagan-Administration formuliert, als Pläne für ein High-Tech-Raketenabwehrsystem nach wie vor hoch im Kurs standen. Doch Eastlunds Luftschlösser gingen weit über die gewöhnlichen „Star Wars“-Konzepte jener Tage hinaus und legten immer noch mehr ungewöhnliche Einsatzmöglichkeiten für seinen patentierten Ionosphärenheizer nahe:

„Wettermanipulation“, so konstatiert das Patent, „wird möglich durch ... den Eingriff in die Luftströmungen der oberen Atmosphäre oder deren Absorptionsrate von Sonneneinstrahlung. Dies wird bewerkstelligt durch die Erzeugung einer oder mehrerer Wolken aus Partikeln, die als Linse oder Fokus dienen.“ Als Resultat könnte eine künstlich erhitzte Ionosphäre eine „enorme Menge an Sonnenlicht auf ausgewählte Landstriche der Erde“ fokussieren.

HAARP-Angestellte leugnen jede Verbindung zu Eastlunds Patenten oder Plänen. Doch verschiedene Details scheinen ihnen zu widersprechen. Zunächst einmal beaufsichtigt APTI, der Halter der Eastlund-Patente, nach wie vor das HAARP-Projekt. Im Sommer des Jahres 1994 verkaufte ARCO APTI an E-Systems, ein Rüstungsunternehmen, das für seine Spionageabwehrprojekte bekannt ist. E-Systems wiederum gehört augenblicklich zu Raytheon, einem der weltgrößten Rüstungskonzerne und Hersteller der SCUD-brechenden Patriot-Raketen. All dies legt den Verdacht nahe, dass auf dem HAARP-Gelände nach wie vor mehr vor sich geht als simple Atmosphärenforschung.

Obendrein hebt eines der APTI/Eastlund-Patente Alaska als idealen Ort für einen Hochfrequenz-Ionosphären-Heizer besonders hervor, denn „magnetische Feldlinien ..., die sich bis in die für diese Erfindung wünschenswerten Höhen erstrecken, kreuzen die Erde über Alaska“. APTI bewertet Alaska auch aufgrund seiner Nähe zu reichhaltigen Treibstoffvorkommen zum Betreiben des Projekts als ideale Örtlichkeit: Gemeint sind die gewaltigen Reserven an Erdgas in der North Slope Region - Reserven, die der APTI-Muttergesellschaft ARCO gehören.

Eastlund widerspricht im Übrigen selbst der offiziellen militärischen Version. Er verriet gegenüber National Public Radio, dass in den späten 1980ern ein geheimes Militärprojekt gestartet worden sei, um seine Arbeit weiterzuentwickeln. Und in der Mai/Juni-Ausgabe 1994 der Microwave News befand Eastlund: „Das HAARP-Projekt erinnert ziemlich an den ersten Schritt“ in Richtung der Anlage, die er in seinen Patenten umrissen hatte.

Ist HAARP zu all den Dingen auf Eastlunds Wunschliste imstande? Das Militär sagt nein und weist darauf hin, dass die Energie, die in den Transmittern in Alaska eingesetzt wird, zu gering sei, um Eastlunds Ziele zu erreichen. Das mag durchaus der Wahrheit entsprechen – Eastlunds Entwürfe erforderten stärkere Stöße hochfrequenter Radiowellen, als der HAARP-Prototyp imstande sein wird zu produzieren. Allerdings warnt der hauseigene Umwelteinflussreport des Projekts davor, dass die HAARP-Transmissionen eine Gefahr für Flugzeuge in einem Radius von vier Meilen darstellen könnten. Und laut Gar Smith, dem Herausgeber des Umweltmagazins Earth Watch Journal, könnte die Energie, die HAARP antreibt, tausend Mal stärker sein als die stärksten PAVE PAWS Überhorizontradare des Militärs, die „zufällig“ Nebenkeulenstrahlung erzeugen, die Herzschrittmacher in bis zu sieben Meilen Entfernung stören und die „unabsichtliche Detonation“ von Bomben und Signalleuchtkugeln in vorbeifliegenden Flugzeugen zufolge haben können. Das offizielle HAARP-Datenblatt versichert nervösen Paranoikern, dass der Effekt einer Erhitzung der Ionosphäre stets nach wenigen Minuten abklingt. Doch der gute Soldat Eastlund prahlt in seinem Patent damit, dass die Strahlung „um erhebliche Zeit verlängert werden kann, sodass es nicht nur ein vorübergehender Effekt ist, der von gegnerischen Kräften einfach ausgesessen werden kann“.

„Demnach“, fährt er fort, „bietet diese Erfindung die Möglichkeit, beispiellose Mengen an Energie an strategischen Positionen in die Atmosphäre der Erde einzuspeisen und diese Energiezufuhr ... auf präzisere Art und Weise und besser kontrolliert zu halten, als es bislang durch die vorige Methode möglich war ... die Detonation von Atombomben verschiedener Sprengkraft und in verschiedenen Höhen.“

In seinem Quellennachweis öffnet Eastlunds Patent dann Verschwörungstheorien wahrlich Tür und Tor. So sind zwei der Quellen, die er aufführt, Artikel der New York Times aus den Jahren 1915 und 1940, die niemand Geringeren als Nikola Tesla porträtieren, einen Giganten in den Annalen der Verschwörungsgeschichte. Tesla, ein brillanter Erfinder und Zeitgenosse Edisons, entwickelte im Laufe seines Lebens Hunderte von Patenten und oft heißt es, er habe das Radio schon vor Marconi erfunden – wie eine ganze Reihe anderer. Die anerkannte Wissenschaft hat indes Teslas Wirken nie richtig gewürdigt und seine späteren Behauptungen (er schwor, er habe eine Technologie entwickelt, welche die Erde spalten könne) haben ihn in Gefilde geführt, in denen Genie und Wahnsinn nah beieinander liegen. Kaum überraschend haben Randwissenschaften und Verschwörungsgläubige Tesla zu so etwas wie ihrem Schutzpatron erhoben. Wann immer sich Gerüchte im Radio oder Internetdiskussionen vermeintlichen Experimenten der Regierung zur Erzeugung von Erdbeben oder der Wettermanipulation zuwenden, folgen Verweise auf die von Regierungsseite unterdrückten „Tesla-Experimente“ garantiert auf den Fuß.

Dem APTI-Patent nach zu urteilen war Tesla für Eastlunds Ionosphärenheizer eine wichtige Inspiration. Der erste Artikel in der New York Times vom 22. September 1940 berichtet, dass Tesla, damals 84 Jahre alt, „bereit (sei), der Regierung der Vereinigten Staaten das Geheimnis seiner ‚Teleforce’ zu enthüllen, mit welcher man, so sagt er, Flugzeugmotoren auf eine Entfernung von 250 Meilen zum Schmelzen bringen lassen könne, sodass sich eine unsichtbare Chinesische Verteidigungsmauer um das Land herum errichten ließe.“ Der Times-Artikel zitiert Tesla wie folgt weiter: „Diese neue Art von Kraft“, sagte Mr. Tesla, „würde durch einen Strahl gerichtet, der nur den hundertmillionsten Teil eines Quadratzentimeters durchmesse und von einem speziellen Kraftwerk erzeugt werden könne, das nicht mehr als 2.000.000 Dollar kosten würde und in ungefähr drei Monaten Bauzeit errichtet wäre.“ Der zweite New York Times-Artikel vom 8. Dezember 1915 beschreibt eines von Teslas bekannteren Patenten, einen Transmitter, der „elektrische Energie jedweder Stärke in jedwede Entfernung projizieren und diese für zahllose Zwecke, sowohl friedlicher als auch kriegerischer Natur, verwenden könne.“ Die Ähnlichkeiten von Teslas Ideen und Eastlunds Erfindung sind bemerkenswert und, diesen Gedanken weitergedacht, die Überlappungen der Technologien von Tesla und HAARP regelrecht verblüffend.

Scheinbar nehmen APTI und das Pentagon Eastlunds – und damit auch Teslas – Ideen durchaus ernst. Wie die Autoren Nicholas J. Begich und Jeane Manning in ihrem Buch „Angels Don’t Play This HAARP“ aus dem Jahre 1996 anmerken, umreißt ein weiteres der Eastlund/APTI-Patente eine Technologie zum Einsatz elektrischer Energie im Sinne des tesla’schen Krieg-und-Frieden-Projekts.

Auf der Verschwörungsschiene ist jede Verbindung zwischen Tesla und tesla-artigen Rüstungsplänen und Eastlunds Ionenwolken natürlich ungefähr so explosiv wie ein taktischer Sprengkopf. Doch von hier aus neigen die Spekulationen über HAARP dazu, sich in dünnerer Luft zu bewegen. In „Angels Don’t Play This HAARP“, das den Untertitel „Advances in Tesla Technoloy“ trägt, vertreten die Autoren Begich und Manning die Ansicht, dass die Tesla-HAARP-Technologie des Militärs neben der Wettermanipulation auch für eine Art Massen-Gedankenkontrolle eingesetzt werden könnte.

„Der Einfluss von HF (Hochfrequenz-Transmissionen) auf die menschliche Physiologie“, so schreiben sie, „ist der Air Force wohl bekannt und wurde bereits in Publikationen, die bis ins Jahr 1986 zurückdatieren, beschrieben.“ Wenn auch Begich und Manning schlussendlich keine Verbindung zwischen HAARP und den Regierungsplänen, „Gedankenprozesse zu stören“, beweisen können, so graben sie doch einen ganzen Haufen elitären Geschwätzes von kalten Kriegern aus, die davon besessen scheinen, die amerikanischen Massen zu kontrollieren. Zbigniew Brzezinski – der ehemalige Sicherheitsberater von Präsident Carter – schnaufte 1970, dass eine „kontrolliertere und ausgerichtetere Gesellschaft“ sich entwickeln würde, eine, in der die „Elite nicht zögern würde, ihre politischen Ziele durch den Einsatz modernster Techniken zur Beeinflussung des öffentlichen Verhaltens und zur strengen Überwachung und Kontrolle der Gesellschaft zu erreichen.“ Unerhört und empörend, keine Frage. Aber es beweist tatsächlich nicht das Geringste über die Ziele von HAARP.

Noch interessanter, aber trotzdem nicht die schlagenden Beweise, als die sie einige HAARP-Kritiker ansehen, sind die Prophezeiungen von Geophysiker Gordon J. F. McDonald, eines Kalten-Kriegs-Strategen alter Schule, der ein wenig wie Dr. Strangelove auf Speed klingt. Begich und Manning zitieren eine Zusammenfassung McDonalds, in der er elektronische Impulse fordert, die auf ausgedehnte geographische Regionen gerichtet werden. „Dadurch“, erklärt McDonald, „könnte man ein System entwickeln, das die Gehirnleistung sehr großer Bevölkerungsgruppen in den ausgewählten Landstrichen über längere Zeit beeinträchtigen könne ... Ganz gleich, wie zutiefst fragwürdig manchem der Gedanke erscheint, im Dienste der Nation die Umwelt zur Verhaltensmanipulation einzusetzen, die Technologie, die dies erlaubt, wird sehr wahrscheinlich innerhalb der nächsten paar Jahrzehnte entwickelt werden.“ (Niemals ein Freund subtiler Vorgehensweisen übertitelte McDonald ein Kapitel zur Wettermanipulation in einem seiner Bücher: „Wie man die Umwelt zerstört“.) Offensichtlich ist die Bewusstseinskontrolle seit den Tagen des CIA-Programms MK-ULTRA der Heilige Gral der analfixierten nationalen Sicherheitsfanatiker gewesen. Und es würde ganz sicher nicht überraschen, wenn herauskäme, dass das Pentagon in Alaska mit dieser Idee spielen würde, auch wenn keine Beweise hierfür vorliegen (bis jetzt).

In den wildesten Spekulationen hat das HAARP bereits den ultimativen Status einer Verschwörungstheorieschablone erreicht, in die wirklich jede Ideologie, Philosophie oder Pathologie ihre eigenen Interpretationen und zurechtgestutzten „Fakten“ hineinpressen kann. So ist es kaum verwunderlich, dass die äußeren Grenzen der HAARPologie von UFOs umkreist werden: Manche Theoretiker sagen, dass die HAARP-Frequenzen eben jene Radiowellen sind, die mit UFO-Erscheinungen und Entführungen in Zusammenhang gebracht werden (und deuten damit an, dass außerirdische UFOs eine ähnliche Technologie verwenden oder aber dass UFOs nur eine Täuschung der Regierung sind, die mit HAARP-ähnlicher Hardware bewerkstelligt wird – oder beides). Neben den UFOs behaupten manche Theoretiker, dass das HAARP ein „Todesstrahl“ sei, der die nördliche Hemisphäre abdeckte, für verschiedene kürzliche Erdbeben und Stromausfälle im westlichen Teil der Vereinigten Staaten verantwortlich zeichnete, Teil eines Plans darstellte, die menschliche Rasse „genetisch zu reprogrammieren“, oder aber letztendlich der Repräsentant einer Schlacht zwischen irdischen Schurken und „erleuchteten Seelen“ des New Age aus anderen Dimensionen sei.

Zurück in die Realität: Es bleibt die Tatsache, dass HAARP sicher nicht nur das brave Wissenschaftsprojekt ist, als das es von seinen Pentagon-Betreibern beschrieben wird. Um den Paten des HAARP, Bernard Eastlund, zu zitieren: „HAARP ist der perfekte erste Schritt auf dem Weg, meine Pläne zu verwirklichen ... Die Regierung wird es leugnen, aber wenn es wie eine Ente quakt und wie eine Ente aussieht, besteht eine gute Chance, dass es eine Ente ist.“

QUELLEN:

Begich, Nicholas J. und Jeane Manning: „Angels Don‘t Play This HAARP: Advances in Tesla Technology”. Anchorage, Alaska: Earth Pulse Press, 1996.

„HAARP fact Sheet“ – vom U.S. Department of the Navy im Internet publiziert.

United States Patent Number 4, 686,605. Erfinder: Bernard J. Eastlund. Bevollmächtigter:APTI, Inc. 11. August 1987. (Im Internet wiederveröffentlicht.)

Zickuhr und Gar Smith: „Project HAARP: The Military’s Plan to Alter the Ionosphere.“ Earth Island Journal, Herbst 1994.

4

DER REGENMACHER

Ebenso wie sein berühmter „Cloud-Buster“ („Wolken-Fänger“ oder „Wolken-Jäger“), eine außergewöhnliche Apparatur aus Metallpfeifen und gewundenen Röhren, dazu bestimmt, Regen zu machen und Wolken zu vertreiben, rief Wilhelm Reich extreme Reaktionen hervor. Ergebene Anhänger hielten und halten ihn für ein gemartertes Genie, einen Mann, dessen revolutionäre wissenschaftliche Entdeckungen seine missgünstigen Feinde – die Regierung, das medizinische Establishment, die Kommunisten – dazu trieben, ihn zu vernichten.

Seinen Gegnern galt Reich als vielerlei, das wenigste davon schmeichelhaft: verrückter Wissenschaftler, medizinischer Quacksalber, exzentrischer Sexologe, paranoider Schizophrener, verwirrter Verschwörungstheoretiker. „Sicherlich“, gestand man ihm zu, „einst mochte er ein vielversprechender Psychoanalytiker der ersten Stunde und ein Schüler von Freud gewesen sein, womöglich sogar ein Genie.“ Doch dann sei er vom Weg abgekommen.

Die Wahrheit liegt natürlich irgendwo zwischen beiden Extremen. Woran es allerdings keine Zweifel gibt ist die Tatsache, dass Wilhelm Reich, der 1957 in Haft verstarb, zuletzt ein wissenschaftlicher Renegat war. Seine spektakulären, weitreichenden Theorien über orgastische Impotenz, Krebs, Kernstrahlung, Wetterveränderung, kosmische „Orgon“-Energie und UFOs (um nur einige Forschungsbereiche zu nennen), waren – wie soll man sagen – radikale Abweichungen von der Rechtgläubigkeit seiner Zeit – oder jeder Zeit, um genau zu sein.

Selbst wenn Reich nicht ganz bei Sinnen war, als er behauptete, Opfer einer offensichtlichen Verschwörung von „HIGs“ („Hoodlums in Government“; dt.: „Strolchen in der Regierung“) und „Roten Faschisten“ zu sein – wie er seine Gegner in späten Jahren zu nennen pflegte –, besteht auch kein Zweifel darüber, dass er durchaus zum Opfer einer sehr viel subtileren „Verschwörung“ wurde. Als sturer, unnachgiebiger Ikonoklast war Reich dazu verdammt, mit dem wissenschaftlichen Establishment und der politischen Ordnung immer wieder heftig aneinander zu geraten.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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