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Übergewicht und Fettleibigkeit sind die wichtigsten Risikofaktoren für eine Erhöhung des Harnsäurespiegels im Blut. Bei Gicht spielt die Ernährungstherapie deshalb eine besonders große Rolle. Patient*innen, die unter erhöhten Harnsäurewerten leiden, können mit einer purinarmen Ernährung ihre Beschwerden effektiv behandeln. Am einfachsten gelingt dies mit einer fleischfreien Essensweise. In diesem Kochbuch hat die Ernährungsexpertin Christiane Weißenberger daher ausschließlich vegetarische Rezeptideen zusammengestellt. Sie erklärt zudem, welche Harnsäurewerte normal sind, welche Formen der Gicht es gibt und auf welche Lebensmittel man setzen sollte. Für alle, die lecker essen und gleichzeitig die Gicht bekämpfen wollen.
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Seitenzahl: 157
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Für Mama, durch die ich die
VORWORT
HYPERURIKÄMIE UND GICHT – DAS MÜSSEN SIE WISSEN
Wie entsteht Gicht?
Welche Harnsäurewerte sind normal?
Formen der Gicht
Der Gichtanfall
Medikamente bei Gicht
RICHTIG ESSEN UND TRINKEN BEI HYPERURIKÄMIE UND GICHT
Welche Lebensmittel sind bei Hyperurikämie und Gicht geeignet?
Das richtige Gewicht
Abnehmen bei Hyperurikämie und Gicht
Nährstoffe in der purinarmen Ernährung
Richtig trinken
30 Ernährungstipps bei Hyperurikämie und Gicht
Tagesplan – streng purinarm
VEGETARISCH GENIESSEN BEI GICHT: DIE REZEPTE
Auf einen Blick: purinarme und streng purinarme Rezepte
Frühstücksvariationen
Getränke und Smoothies
Vorspeisen und Snacks
Salate
Suppen und Eintöpfe
Soßen und Dips
Hauptgerichte
Beilagen und Gemüse
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Gicht ist eine Krankheit mit langer Tradition, bereits in den Schriften von Hippokrates und Paracelsus wird sie beschrieben. In früheren Zeiten wurde sie auch die „Krankheit der Könige“ genannt, da sie vorwiegend Mitglieder der oberen Gesellschaftsschichten heimsuchte. Aber auch spezielle Berufsgruppen wie z. B. Metzger oder Gastwirte konnten Gicht bekommen.
Durch unseren Wohlstand tritt die Gicht mittlerweile in allen Gesellschaftsschichten auf. Vorwiegend in Ländern mit hohem Lebensstandard herrscht heutzutage fast überall ein Nahrungsüberangebot, was in Verbindung mit wenig Bewegung zu Übergewicht und sogar Fettleibigkeit führt. Dies sind die wichtigsten Risikofaktoren für einen erhöhten Harnsäurespiegel im Blut – Hyperurikämie –, aus dem die Gicht entsteht.
Daraus ergibt sich, dass bei Hyperurikämie und Gicht die Ernährungstherapie eine große Rolle spielt. Kein Patient, der unter Gicht leidet, kann ohne eine angepasste Ernährung sein Leiden effektiv behandeln! Medikamente sind bei erhöhten Harnsäurewerten nicht immer erforderlich und können eine Ernährungstherapie auch nicht ersetzen. Erfordert die Diagnose, dass Medikamente eingenommen werden müssen, kann die Dosis in der Regel verringert werden, wenn eine harnsäurearme Ernährungsweise eingehalten wird, und manchmal ist es sogar möglich, ganz auf Medikamente zu verzichten.
Dabei ist es positiv, dass die vegetarische Ernährung immer beliebter wird. Diese Ernährungsweise ist bei erhöhten Harnsäurewerten und Gicht eine gute Wahl, da sie wenig Purine liefert, die bei Gicht eine zentrale Rolle spielen: Purine werden im Körper zu Harnsäure verstoffwechselt und ein hoher Harnsäurespiegel führt zum Gichtanfall. Aus diesem Grund finden Sie in diesem Buch ausschließlich vegetarische Rezepte. Von Frühstücksvariationen über Suppen, Salate und Hauptgerichte bis hin zu Mitbringseln aus der Küche – lassen Sie sich von rund 140 abwechslungsreichen, leckeren und kreativen Rezepten inspirieren. Die Rezepte sind familientauglich, es ist für jeden etwas dabei.
Allen Rezepten ist gemeinsam, dass sie wenig Purin enthalten, dass sie also den Harnsäurespiegel nicht in die Höhe treiben. Einige Rezepte sind als streng purinarm gekennzeichnet – sie eignen sich vor allem nach Tagen, an denen Sie über die Stränge geschlagen haben, oder während eines akuten Gichtanfalls.
Lecker essen und gleichzeitig die Gicht bekämpfen bzw. die Harnsäure senken – unter diesem Motto steht mein Kochbuch. Mein besonderer Dank geht an meinen Chef, Dr. med. Josef Zimmermann, der den Theorieteil kritisch durchgesehen hat.
Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Kochen und Genießen!
Ihre
Staatlich anerkannte Diätassistentin/Diabetesassistentin DDG Staatlich geprüfte Hauswirtschafterin
Podagra oder Zipperlein – alte Bezeichnungen für die Gicht beschreiben ihre typischen Symptome. Das aus dem Griechischen stammende „Podagra“ kann mit „Fußfessel“ übersetzt werden und bezieht sich auf den schmerzhaften Befall des Großzehengrundgelenks, der das Laufen erschwert. Auch das „Zipperlein“, abgeleitet vom mittelhochdeutschen Begriff „zipfen“ fu¨r „trippeln“, beschreibt den Gang eines an Gicht Erkrankten, der unter starken Schmerzen im großen Zeh leidet.
Gicht ist eine Folge von erhöhten Harnsäurewerten im Blut, der Hyperurikämie. Befindet sich zu viel Harnsäure im Blut, kann dies zur Bildung von Harnsäurekristallen führen, die sich an Gelenken, in Nieren und in Harnwegen ablagern. Diese spitzen Kristalle machen sich lange nicht bemerkbar, doch ab einem bestimmten Punkt reizen sie das Gewebe und können Entzündungen und Schmerzen verursachen.
Harnsäure entsteht beim Menschen als Abbauprodukt der Purine, die natürlicherweise in unserer Nahrung vorkommen. Sie sind Bausteine der DNA im Zellkern und somit in fast allen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln in unterschiedlichen Mengen vorhanden. Tierische Nahrungsmittel enthalten aufgrund ihrer höheren Erbsubstanz mehr Purine als pflanzliche Nahrung mittel. Deshalb kann ein hoher Fleischkonsum zu Gichtanfällen führen. Wird zusätzlich Alkohol getrunken, ist die Harnsäureausscheidung an den Nieren verzögert, was den Anstieg des Harnsäurespiegels fördert. Bei massiven Harnsäureablagerungen in der Niere kann es sogar zu einer Nierenfunktionsstörung (Niereninsuffizienz) mit Wassereinlagerungen im ganzen Körper kommen.
Nicht umsonst wurde die Gicht in früheren Zeiten die „Krankheit der Könige“ genannt, denn nur Wohlhabende hatten regelmäßig Fleisch auf dem Teller. Während des Krieges traten Gichterkrankungen äußerst selten auf, da Lebens- und Genussmittel wie Fleisch und Alkohol knapp waren.
Bei Gicht und Hyperurikämie handelt sich also um typische Wohlstandskrankheiten, die vor allem eine Folge des Genusses von reichlich tierischen Lebensmitteln und Alkohol sind. Daher ist die Umstellung der Ernährung das A und O der Behandlung. Es bringt nichts, einfach nur Medikamente zu nehmen, ohne auf die Ernährung zu achten. Aber die gute Nachricht lautet: Eine angepasste Ernährungsweise ermöglicht manchmal sogar, dass auf Dauer auf Medikamente verzichtet werden kann.
Überschüssige Harnsäure wird zu 80 Prozent über die Nieren und den Harn ausgeschieden, der Rest über den Darm. Dafür muss sich die Harnsäure allerdings in einer löslichen Form befinden. Diese ist gegeben bei einem Wert von bis zu 6,5 Milligramm pro Deziliter im Blut. Bei höheren Werten beginnt die Harnsäure im Blut zu kristallisieren und es können spitze, scharfkantige Harnsäurekristalle entstehen, die sich in Gelenken und Geweben ablagern. Bei einem Harnsäurespiegel von über 6,5 Milligramm pro Deziliter spricht man von Hyperurikämie, also von zu viel Harnsäure im Blut.
Primäre Form
Am häufigsten ist die primäre Form der Gicht, bei der ein angeborener Stoffwechseldefekt Ursache für den erhöhten Harnsäurespiegel ist. Fast immer scheiden die Nieren weniger Harnsäure aus, als nötig wäre. Ein vermehrter Fleischkonsum und/oder erhöhter Alkoholkonsum wirkt sich zusätzlich negativ aus. In seltenen Fällen ist ein Enzymdefekt an einer zu hohen Harnsäureproduktion des Körpers schuld.
Sekundäre Form
Hyperurikämie bzw. Gicht kann auch durch andere Krankheiten oder Störungen ausgelöst werden, was sehr viel seltener vorkommt. Diese kann entstehen, wenn aufgrund einer Krankheit entweder durch Zellzerfall zu viele Purine ins Blut abgegeben werden oder die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren behindert wird. Ursachen für eine sekundäre Gicht können sein:
• Leukämie oder andere Blutkrankheiten
• Vermehrte Strahlenbelastung oder die Einnahme von Zellgiften, z. B. während einer Chemotherapie
• Nierenerkrankungen
• Alkoholmissbrauch
• Erhöhter Milchsäurespiegel im Blut
Typischerweise werden Männer zwischen dem 45. bis 60. Lebensjahr von ihrem ersten Gichtanfall heimgesucht. Frauen hingegen sind durch das Hormon Östrogen bis zu ihrem 65. Geburtstag gut vor dem Ausbruch der Gicht geschützt.
Hyperurikämie und Gicht gehören zu den Krankheiten, die von den Betroffenen oft lange Zeit nicht bemerkt werden – der erste Gichtanfall tritt tückischerweise fast immer ohne Vorwarnung auf, bei scheinbar völlig gesunden Menschen. Häufig passiert es nach einer üppigen Mahlzeit mit reichlich Alkohol, z. B. nach einem Grillfest mit viel Bier. Die purinreichen Speisen und Getränke lassen den schon über längere Zeit zu hohen Harnsäurespiegel des Blutes noch weiter steigen. Es reichern sich mehr scharfkantige Harnsäurekristalle an und diese reizen das betroffene Gelenk, bis es sich stark entzündet. Die heftige Schmerzattacke kommt ganz plötzlich, meistens nachts oder in den frühen Morgenstunden.
Typischerweise ist das kranke Gelenk extrem berührungsempfindlich und jede Bewegung schmerzt. Es ist außerdem teigig geschwollen, gerötet oder bläulich verfärbt und heiß. Der Gichtanfall wird oft auch von Fieber begleitet. Ohne Behandlung kann dieser Zustand mehrere Stunden oder sogar Tage andauern, die Attacken können sich wiederholen, sie können in immer kürzeren Abständen auftreten und jeweils länger anhalten. Nach vielen Attacken, wenn man sich der chronischen Gicht nähert, verschwinden die Schmerzen auch nach dem Anfall nicht mehr ganz.
Hilfen während und nach dem Gichtanfall Trinken, trinken, trinken!
2,5 Liter Flüssigkeit sind nötig, um die Harnsäurekonzentration im Urin zu verringern. Natürlich sollten Sie keinen Alkohol und auch keine Limonade trinken. Besonders empfehlenswert sind:
• Mineralwasser
• Dünne Saftschorlen (1/3 Saft und 2/3 Mineralwasser)
• Kräuter- oder Früchtetee
• Malzkaffee
Streng purinarm essen
Essen Sie während des akuten Gichtanfalls streng purinarm, das bedeutet: maximal 300 Milligramm Harnsäure am Tag (etwa 120 Milligramm Purine). Im Rezeptteil finden Sie viele Rezepte, die mit „streng purinarm“ markiert und hierfür besonders gut geeignet sind.
Hochlagern
Lagern Sie das betroffene Gelenk hoch. Legen Sie kühlende Umschläge an, wenn es Ihnen angenehm ist. Decken halten Sie von dem empfindlichen Gelenk fern.
Machen Sie sich klar, dass die Behandlung der Gicht eine Dauertherapie ist. Das bedeutet: Nehmen Sie verschriebene Medikamente konsequent ein, folgen Sie den Empfehlungen Ihres Arztes und stellen Sie dauerhaft Ihre Ernährung um – dann haben Sie eine gute Chance auf ein schmerzfreies Leben.
Wo lagern sich Harnsäurekristalle am häufigsten ab?
Gelenkgicht
Die Gicht dehnt sich häufig auf mehrere Gelenke aus. Harnsäurekristalle lagern sich in den Gelenken ab und schädigen dadurch Knorpel und Knochen. Diese Gelenkschäden machen sich durch Schmerzen bei Bewegung bemerkbar. Im späteren Verlauf können auch Verformungen auftreten, z. B. die typischen Gichtfinger.
Weichteilgicht
Die Harnsäurekristalle lagern sich unter der Haut ab, z. B. am Ohrknorpel oder über betroffenen Gelenken an Händen, Ellbogen und Füßen, sowie über den Sehnenscheiden und Schleimbeuteln. Mit der Zeit können sichtbare Gichtknötchen entstehen, sogenannte Tophi.
Nierengicht
Die Harnsäurekristalle lagern sich in den Nieren ab und bilden Nierengrieß und Nierensteine. Deutlich seltener als in den Nieren kann es zu Ablagerungen von Harnsäurekristallen auch in anderen Organen wie z. B. dem Herzen oder dem Darm kommen.
Um die Gicht erfolgreich zu behandeln, muss der Harnsäurespiegel dauerhaft gesenkt werden. Auf diese Weise können schädigende Ablagerungen von Harnsäurekristallen an Gelenken oder Organen verhindert werden.
Liegt ein akuter Gichtanfall vor, verschreibt der Arzt häufig Colchicin, das aus dem Samen der Herbstzeitlose gewonnen wird. Dieses Medikament ist bis heute das Mittel der Wahl. Weiterhin kommen bestimmte entzündungshemmende, kortisonfreie Antirheumatika und auch Kortisonpräperate als Tabletten oder als Spritze in das betroffene Gelenk zum Einsatz.
Nach der Akutphase zielt die Dauerbehandlung der Gicht darauf ab, den Harnsäurespiegel zu normalisieren und stabil zu halten. Desweitern sollen weitere Gichtanfälle verhindert und das Fortschreiten der Krankheit eingedämmt werden. Folgende Mittel stehen zur Verfügung:
• Xanthinoxidashemmer unterdrücken die Bildung von Harnsäure (sogenannte Urikostatica) und damit die Bildung von Harnsäurekristallen. Zu ihnen gehört der Klassiker Allopurinol sowie das neuere und effektivere Präparat Febuxoxtat.
• Benzbromaron oder Sulfinpyrazon fördern die Ausscheidung von Harnsäure und werden Urikosurika genannt.
Die Dosierung und gegebenenfalls die Kombination der Präparate legt der behandelnde Arzt anhand der Harnsäurewerte und der Nierenfunktion des Patienten fest. Die optimale Behandlung ist abhängig von der konsequenten Einnahme der verordneten Medikamente. Zudem ist es wichtig, die Medikation nicht eigenmächtig abzusetzen. Halten Sie stets Rücksprache mit Ihrem Arzt!
Eine purinarme, vegetarische Ernährung, wie sie in diesem Kochbuch vorgestellt wird, ist die Grundlage der Therapie von Hyperurikämie und Gicht. Der Verzehr pflanzlicher Purine ist offenbar unbedenklicher als der Konsum von Purinen tierischen Ursprungs: Studien haben ergeben, dass Menschen, die sich vegetarisch ernähren, ein deutlich geringeres Risiko haben, an Gicht zu erkranken. Obwohl sie auch purinreiche Hülsenfrüchte und Gemüse essen, scheinen die pflanzlichen Inhaltsstoffe Schutzeffekte aufzuweisen, welche die Harnsäureproduktion und die Entzündungen im Körper hemmen. So tragen Antioxidantien wie Vitamin C dazu bei, Entzündungen zu lindern.
Ohnehin sind die meisten pflanzlichen Lebensmittel purinfrei oder purinarm. Mit viel Gemüse, Obst, Blattsalaten und Getreideprodukten auf dem Teller können Sie also nichts falsch machen. Auch Milch, Milchprodukte, Eier und Getreideprodukte zählen zu den purinfreien oder purinarmen Lebensmitteln. Hier dürfen Sie zugreifen.
In den Rezepten dieses Kochbuchs finden Sie also weder Fleisch noch Wurstwaren noch Fisch. Sie können sich nicht vorstellen, ganz darauf zu verzichten? Dann dürfen Sie sich kleine Mengen davon gönnen: pro Tag maximal 100 Gramm.
Achten Sie auf Ihren Körper, probieren Sie aus, wie es Ihnen mit den verschiedenen Nahrungsmitteln geht. Wenn Sie zu viele harnsäurereiche tierische Produkte zu sich nehmen, sind die empfohlenen Grenzwerte (siehe Kasten) schnell erreicht.
Harnsäurespiegel im Griff
Bei einer purinarmen Ernährung sollten Sie täglich nicht mehr als 500 Milligramm Harnsäure, zu sich nehmen, das entspricht rund 200 Milligramm Purinen.
Bei einem akuten Gichtanfall liegt der Grenzwert bei maximal 300 Milligramm Harnsäure pro Tag, das entspricht etwa 120 Milligramm Purinen.
Es gibt einige Lebensmittel, die reichlich Purine enthalten und daher natürlich nicht empfehlenswert sind. Viele Lebensmittel enthalten zwar Purine, aber nicht in den Mengen, dass Sie diese Nahrungsmittel komplett meiden müssen. Sie dürfen sie in Maßen genießen. Schließlich liefern unzählige Lebensmittel wenig oder gar keine Purine und sind daher bei Hyperurikämie und Gicht gut geeignet.
In der nachfolgenden Tabelle können Sie ablesen, welche Lebensmittel Sie bedenkenlos und welche Sie in Maßen essen dürfen und welche Sie besser meiden sollten.
Übergewicht führt zu einer verstärkten Bildung von Harnsäure und verringert gleichzeitig die Ausscheidung von Harnsäure über die Nieren. Mit jedem Kilo Übergewicht wächst die Wahrscheinlichkeit, sich über kurz oder lang einen Gichtanfall einzuhandeln. Im Vergleich zu normalgewichtigen Männern wurde bei übergewichtigen Männern (BMI von 25 bis 30) doppelt so häufig und bei Männern mit einem BMI über 35 dreimal so häufig Gicht neu diagnostiziert. Haben Mitglieder Ihrer Familie Gicht und sind Sie übergewichtig, ist Ihr Risiko, auch an Gicht zu erkranken, deutlich erhöht.
Umgekehrt hat Abnehmen zur Folge, dass der Harnsäurespiegel im Blut sinkt. Wenn Sie an Gicht erkrankt sind und zu viel Gewicht mit sich herumtragen, sind Sie also gut beraten, zusätzlich zur medikamentösen Behandlung und zum weitgehenden Verzicht auf Alkohol auch den überflüssigen Kilos den Kampf anzusagen. Wenn es Ihnen gelingt, abzunehmen, dürfen Sie auf eine Zukunft ohne Gicht hoffen.
Berechnung des BMI
Zur Beurteilung von Normal- und Übergewicht wird der Body-Mass-Index (BMI) eingesetzt. Er setzt das Gewicht ins Verhältnis zur Körpergröße und wird von der WHO als Richtwert anerkannt. Die Formel für den BMI lautet:
Beispiel: Bei einem Körpergewicht von 108 Kilogramm und einer Körpergröße von 1,85 Metern ergibt sich ein BMI von 31,5.
BMI-Tabelle der WHO
KATEGORIE
BMI
Untergewicht
< 18,5
Normalgewicht
18,5–24,9
Übergewicht
25–29,9
Adipositas Grad
1 30–34,9
Adipositas Grad
2 35–39,9
Adipositas Grad
3 > 40
Der BMI ist durchaus auch kritisch zu sehen. Er unterscheidet nicht zwischen Männern und Frauen und berücksichtigt nicht den Körperbau und die Muskelmasse. So haben durchtrainierte, muskulöse Sportler oft einen zu hohen BMI, der aus dem Gewicht der Muskelmasse resultiert. Auch wird nicht bedacht, dass ein im Alter etwas höherer BMI mit einer geringeren Sterblichkeit einhergeht. So gilt beispielsweise für einen 57-Jährigen ein BMI von 27 noch als gesund. Dennoch ist ein BMI über 30 nicht zu ignorieren. Klar ist: Übergewicht belastet das Herz-Kreislauf-System und die Gelenke, das Risiko für Stoffwechselstörungen, Herz- Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkbeschwerden steigt. Jedes Kilo weniger erhöht die Lebensqualität.
Wenn Sie übergewichtig sind, haben Sie möglicherweise schon einige Abnehmversuche hinter sich. Denn wie jeder weiß, ist das Vorhaben, ein paar Kilos loszuwerden, leichter gefasst als umgesetzt. Was auf keinen Fall hilft, sind Crash- oder Nulldiäten. Zum einen nehmen Sie mit solchen Diäten nicht dauerhaft ab, da Sie nach ihrem Ende wieder normal essen und so Ihr altes Gewicht schnell wieder erreichen. Aber vor allem für Gichtpatienten sind diese Diäten sogar schädlich. Denn Crash- oder Nulldiäten führen durch den Abbau von Körperzellen zu einer erhöhten Freisetzung von Purinen und zum starken Anstieg des Harnsäurespiegels im Blut, sodass ein Gichtanfall die Folge sein kann.
Bessere Erfolgsaussichten haben Ernährungsformen, die dazu führen, dass Sie langsam, aber stetig Ihr Gewicht reduzieren. Ein gutes Maß ist etwa ein halbes Kilo pro Woche. Damit verbunden ist in der Regel eine Umstellung der Lebensmittelauswahl, die Sie langfristig beibehalten, wodurch Sie das erreichte Wunschgewicht halten. Wie das funktioniert, erfahren Sie auf den nachfolgenden Seiten.
Erfahrungsgemäß sind nicht alle Empfehlungen für jeden Betroffenen gleich gut umzusetzen. Picken Sie sich aus den Tipps und Vorschlägen die heraus, die für Sie passen und realisierbar sind. Nehmen Sie sich auch nicht zu viel vor, machen Sie kleine Schritte auf Ihrem Weg zum Ziel. Lassen Sie sich von Rückschlägen nicht ermutigen, haben Sie Geduld mit sich und Ihrem Körper – Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut.
So gelingt das Abnehmen
• Holen Sie sich Unterstützung, fragen Sie bei Ihrer Krankenkasse nach Programmen bzw. Kursen zur Gewichtsreduktion. Viele Kassen bieten eigene Kurse an oder übernehmen die Kosten von Drittanbietern ganz oder zu einem großen Teil. Achten Sie bei der Auswahl auf einen seriösen Anbieter, der eine gesunde und langsame Gewichtsabnahme zu einem angemessenen Preis anbietet.
• Überlegen Sie sich, ob Ihnen eine App für das Smartphone mit Kalorien- und/oder Schrittzähler helfen könnte. Vielleicht hilft Ihnen auch ein Fitness-Tracker (wie z. B. Fitbit oder Tchibo Xiaomi) dabei, die nötige Motivation zu regelmäßiger Bewegung aufzubringen.
• Viele Fitnessstudios und Sportvereine bieten die unterschiedlichsten Kurse an, hier kann jeder etwas für sich finden. Das ist auch eine gute Möglichkeit, einfach mal eine Sportart auszuprobieren. Erkundigen Sie sich nach Angeboten in Ihrer Gegend und finden Sie eine Bewegungsart, die Ihnen Spaß macht.
• Fragen Sie im Freundes- und Bekanntenkreis nach Gleichgesinnten, tun Sie sich mit anderen zusammen. Gemeinsam ein Ziel zu verfolgen, macht mehr Spaß und man spornt sich gegenseitig an. Sie können sich zum Sport verabreden, über Erfolge und Misserfolge austauschen, gemeinsam kochen … das hilft Ihnen, am Ball zu bleiben.
• Wiegen Sie sich regelmäßig – jedoch nicht täglich. Die wöchentliche Gewichtskontrolle ist besser als die tägliche. Die kleinen und oft nicht zu erklärenden Gewichtsschwankungen von einem Tag auf den anderen sind uninteressant. Sie schauen einmal in der Woche nach, wie sich Ihr Gewicht verändert hat.
• Gehen Sie die Ernährungsumstellung langsam an. Beginnen Sie mit den Änderungen, die umzusetzen Ihnen nicht allzu schwerfällt. So haben Sie nicht das Gefühl, auf etwas zu verzichten. Ab Seite 20 finden Sie viele Tipps zu einer alltäglichen gesunden Ernährung, die Ihnen dabei hilft, abzunehmen und Ihren Harnsäurespiegel im Griff zu behalten. Lassen Sie sich anregen! Vielleicht entdecken Sie z. B. verschiedene Frischkäsesorten neu als leckeren Brotbelag und lassen dafür die Salami und die Leberwurst weg.
• Das Führen eines Ernährungsprotokolls gibt Ihnen einen guten Überblick über Ihre Ess- und Trinkgewohnheiten. Wenn Sie sich professionell beraten lassen, kann das Ernährungstagebuch zudem Ihren Beratern dabei helfen, den für Sie optimalen Tagesplan zu erstellen.
• Machen Sie sich die konfuzianische Anweisung „Hara hachi bun me“ zu eigen. Sie bedeutet: Iss nur so viel, bis dein Magen zu 80 Prozent gefüllt ist. Anders ausgedrückt: Halten Sie Maß.
Gelingt es Ihnen, Ihr Gewicht dauerhaft zu senken, kommt das Ihrem Harnsäurespiegel zugute. Sie dämmen die Gicht ein bzw. beugen Gichtanfällen vor und können – in Absprache mit Ihrem Arzt – die Dosierung Ihrer Gichtmedikamente oft reduzieren. Es lohnt sich also, gegen zu viele Kilos auf der Waage anzugehen, auch wenn der innere Schweinehund oft sehr hartnäckig ist. Lassen Sie sich von eventuellen Rückschlägen nicht entmutigen und bleiben Sie am Ball! Sie schaffen das!
Eiweiß