Das Haus Zamis 120 - Logan Dee - E-Book

Das Haus Zamis 120 E-Book

Logan Dee

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Beschreibung

Die leise Melodie klang, als hätte jemand eine Spieluhr in Gang gesetzt. Die feinen Töne wehten vom Denkmal herüber. Allerdings war es keine harmonische Notenabfolge, sondern es klang, als würde jemand die »Fledermaus« rückwärts abspielen und dabei zusätzliche Misstöne einfügen. Johann Strauß hätte sich in seinem Grab auf dem Zentralfriedhof umgedreht, wenn er es gehört hätte. Ganz gewiss aber würde die Melodie einen Menschen in den Irrsinn treiben. Für eine Dämonin wie mich war sie weder erschreckend noch neuartig. Derartige Musik untermalte so manchen Schwarzen Sabbat. Und dennoch beunruhigte mich die Musik. Sie griff nach meinem Geist, so als wollte sich jede einzelne Note darin festkrallen ...


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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DIE TODESUHR

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrundeliegt.

Die Zamis sind Teil der Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht Coco den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Ihr Vater sieht mit Entsetzen, wie sie den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. So lernt sie während der Ausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Auf einem Sabbat soll Coco zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an, doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut und verwandelt Rupert Schwinger in ein Ungeheuer.

In den folgenden Jahren lässt das Oberhaupt keine Gelegenheit aus, gegen die Zamis-Sippe zu intrigieren. So verlangt Asmodi von Coco, einen gewissen Dorian Hunter für ihn töten. Es gelingt Coco, Dorian zu becircen – doch anstatt den Auftrag sofort auszuführen, verliebt sie sich in ihn. Zur Strafe verwandelt Asmodi Dorian Hunter in einen seelenlosen Zombie, der fortan als Hüter des Hauses in der Villa Zamis sein Dasein fristet.

In Wien übernimmt Coco ein geheimnisvolles Café. Sie beschließt, es als neutralen Ort zu etablieren, in dem Menschen und Dämonen gleichermaßen einkehren. Zugleich stellt Coco fest, dass sie von Dorian Hunter schwanger ist. Coco, Michael und Toth bitten Asmodi um Hilfe gegen die Todesboten, müssen dafür jedoch das für sie jeweils Wertvollste als Pfand hinterlegen. So wird Coco ihr Ungeborenes genommen.

Mit Hilfe von Cocos Bruder Volkart gelingt es, die Todesboten zu besiegen. Doch Asmodi gibt den Fötus zunächst nicht wieder her. Mit Hilfe ihres neuen Liebhabers Damon Chacal gelingt es Coco schließlich, das Kind zu finden und es im Totenreich zu verstecken. Danach trennt sie sich wieder von Chacal und folgt einer Einladung ihrer Freundin Rebecca nach New York ... Doch die schwangere Rebecca steht unter dem Einfluss der dämonischen Vanderbuilds. Coco kann nicht verhindern, dass das Kind im Dakota Building zur Welt kommt. Es entpuppt sich als missgestalteter Dämon mit gewaltigen Kräften. Coco kann das Dämonenkind jedoch töten.

Unterdessen erscheint in Wien eine junge Frau, die sich als Dorian Hunters Schwester Irene ausgibt. Im Café Zamis hinterlässt sie eine seltsame Uhr, die Coco ausgehändigt werden soll. Ebenfalls zurück in Wien, sieht sich Coco mit einer weiteren Gefahr konfrontiert: Die Acedia, Dämonen der Trägheit, terrorisieren die Bevölkerung. Es gelingt, sie zu vernichten. Währenddessen spürt Coco den gefährlichen Einfluss der Uhr auf sich, weiß jedoch keinen Rat ...

DIE TODESUHR

von Logan Dee

Ich erwachte mitten in der Nacht. Aber nicht in meinem Bett. Als ich die Augen aufschlug, befand ich mich in einem Park. Im fahlen Licht des zunehmenden Halbmonds erkannte ich das Johann-Strauß-Denkmal. Ich stand direkt davor und starrte es an, als wäre ich eine entrückte Bewunderin des Musikers.

Warum lag ich nicht in meinem Bett?

Ich erinnerte mich genau, mich irgendwann nach Mitternacht schlafen gelegt zu haben.

Wie spät war es jetzt? Ich schaute auf meine Armbanduhr. Es war nach drei in der Nacht.

Ich trug Jeans und einen leichten Pullover, dabei wusste ich genau, dass ich vor dem Schlafengehen mein Nachthemd übergestreift hatte.

Wie war ich hierhergekommen? War ich geschlafwandelt? Das wäre ganz neu gewesen, und keinesfalls etwas, das zur Beruhigung meines Lebens beigetragen hätte.

Wer hatte mich angezogen?

1. Kapitel

Ich selbst? Jemand anders? Letzteres würde bedeuten, dass ich die Kontrolle verlor.

Es waren mindestens zwei Stunden, die mir in meinem Gedächtnis fehlten.

Misstrauisch sah ich mich um. Der Park war verwaist. Kein Wunder um diese Uhrzeit.

Aber wieso erwachte ich gerade hier an dieser Stelle?

Noch während mir mehr Fragen als Antworten durch den Kopf schossen, hörte ich eine leise Melodie. Sie klang, als hätte jemand eine Spieluhr in Gang gesetzt. Die feinen Töne erklangen vom Denkmal her. Allerdings war es keine harmonische Notenabfolge. Es war, als würde jemand die »Fledermaus« rückwärts abspielen und zusätzlich mit etlichen Dissonanzen versehen. Johann Strauß hätte sich wahrscheinlich in seinem Grab auf dem Zentralfriedhof umgedreht, wenn er es gehört hätte.

Ganz gewiss aber würde die Melodie einen Menschen in den Irrsinn treiben. Für eine Dämonin wie mich war sie weder erschreckend noch neuartig. Derartige Musik untermalte so manchen Schwarzen Sabbat.

Und dennoch beunruhigte mich die Musik. Sie griff nach meinem Geist, so, als wollte sich jede einzelne Note darin festkrallen.

Im nächsten Moment begann sich das Denkmal zu drehen. Das Knirschen, das es dabei verursachte, erinnerte mich an Kreide, die quietschend über eine Schiefertafel gezogen wurde.

Auch mir sträubten sich bei dem Laut die Nackenhaare.

Es war höchste Zeit, den Abflug zu machen.

Aber ich konnte nicht! Ich stand da wie festgewachsen. Zu spät begriff ich, dass die Melodie einen Zauber wirkte, der mich an meinem Platz bannte. Ich versuchte dagegen anzukämpfen, aber es misslang.

Musste ich mir Sorgen machen? Allmählich ja.

Das Denkmal hatte sich inzwischen einmal um die eigene Achse gedreht. Die vergoldete Bronzestatue des Walzerkönigs war zum Leben erwacht. In grotesken Bewegungen, die eher an den wahnsinnigen Paganini erinnerten, drosch er mit dem Bogen auf die Geige ein und entlockte ihr die irrwitzigsten Laute. Der Dreiklang aus dem spieluhrähnlichen Klimpern, dem fortgesetzten Knirschen und nun auch noch der Geige erzeugte eine dämonische Kakophonie, die selbst mir unter die Haut ging.

Was ging da vor sich?

Nach einer weiteren Umdrehung wurde meine Ahnung zur Gewissheit, dass die Inszenierung allein mir galt. Die Erkenntnis trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei.

Auch in die steinernen Menschenpaare, die wie Engel den Marmorbogen umschwebten, kam nun Bewegung. Sie bildeten einen irrwitzigen Reigen, wobei sich ihre ästhetisch-schönen Gesichter in teuflische Fratzen verwandelten.

Die vergoldete Statue des Geigers sprang von seinem Marmorblock. Sein Gesicht hatte sich verändert. Er grinste diabolisch, während er sich in grotesken Tanzschritten näherte. Seine engelhaften Begleiter schienen noch abzuwarten. Sie hatten sich auf dem Boden versammelt, einige krochen auf allen vieren umher und heulten wie Wölfe.

Verzweifelter als zuvor versuchte ich gegen die Lähmung anzukämpfen. Ich versetzte mich sogar in den schnelleren Zeitablauf. Aber alles, was ich damit erreichte, war, dass zwar der teuflische Geigenspieler und sein Gefolge wie zu Bronze und Stein erstarrten, ich selbst konnte mich aber nach wie vor genauso wenig von der Stelle rühren. Auch die magische Kakophonie fräste sich noch immer wie ein spitzer Bohrer in meine Gehörgänge. Nur spielte das teuflische Orchester jetzt unendlich langsam, sodass ich es wie ein tiefes Brummen wahrnahm.

Mit meinem Zauber hatte ich damit zwar einen Aufschub erreicht, mehr aber nicht. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis meine Kräfte versiegten. Dann würde der schnellere Zeitablauf in sich zusammenbrechen, und ich war verloren.

Meine Gedanken überschlugen sich. Verzweifelt versuchte ich mich an irgendeinen Zauber zu erinnern, der mir helfen würde.

Doch dann wurde es noch schlimmer. Zunächst dachte ich, dass ich mir das Ticken im Kopf mal wieder nur einbildete. Oder dass es sich zu den anderen Misstönen gesellte. Aber dann begriff ich, dass es offenbar real war. Das Ticken folgte meinem Herzschlag.

Und es wurde mit jedem Schlag langsamer.

Nun passte sich mein Herzschlag dem Ticken an!

Ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach. Ich versuchte, meinen Herzschlag bewusst zu steuern, aber es bedurfte dazu einer zusätzlichen magischen Anstrengung. Gleichzeitig gelang es mir nur unter größter Anstrengung, den schnelleren Zeitablauf weiter aufrecht zu halten. Für beide Zauber reichten meine Kräfte nicht aus.

Schwarze Schlieren tanzten vor meinen Augen. Nur noch die fremde Kraft hielt mich aufrecht, sonst wäre ich wahrscheinlich zusammengesackt. Ungewollt zollte ich meinem Gegner Respekt. Ich saß in der Todesfalle. So oder so würde er mich packen.

Die ersten Herzschläge setzten aus. Ich kämpfte gegen die drohende Ohnmacht an, aber lange würde ich dieses einseitige Duell nicht durchhalten. Mein Feind war einfach zu mächtig.

Du darfst nicht aufgeben! Du bist eine Kämpferin!

Noch einmal rebellierte ich mit aller Kraft gegen die drohende Ohnmacht. Dann sah ich ein, dass ich mich entscheiden musste.

Und ich entschied mich für den Kampf. Wenn ich schon sterben musste, dann Auge um Auge mit meinen Gegnern und nicht als willenlose Puppe.

Ich verließ den schnelleren Zeitablauf. Mich bewegen konnte ich immer noch nicht. Aber gegen das Ticken ankämpfen, das meinen Herzschlag lähmte. Solange ich mich nur darauf konzentrieren konnte, gelang es. Aber schon war die zum Leben erwachte Statue herangekommen. Sie ließ die Geige sinken, und augenblicklich verstummte die misstönende Musik.

Erneut herrschte Totenstille, als befänden wir uns auf einem Friedhof.

Mit einem bösartigen Grinsen setzte der Geiger den Bogen an meiner Kehle an. Voller Entsetzen erkannte ich, dass darin statt der üblichen Pferdehaare ein rasiermesserscharfer Draht eingespannt war.

Ich spürte ihn bereits meine Haut ritzen. Eine einzige Bewegung würde genügen, mir die Kehle durchzuschneiden.

Schade, dachte ich, ich werde nie erfahren, warum ich ausgerechnet hier und jetzt sterben muss.

Ich sah dem Tod ins Auge und schloss mit dem Leben ab.

Der Geiger schrie plötzlich auf. Eine riesige Faust hatte sich um sein Handgelenk gelegt und drückte seinen Arm nach unten. Die Finger, die noch immer den Bogen hielten, öffneten sich, und die tödliche Waffe fiel zu Boden.

Da ich auch den Kopf nicht bewegen konnte, war mein Blickfeld begrenzt. Aber nun sah ich, zu wem die Faust gehörte. Das Wesen war riesig, bestimmt über zwei Meter groß. Es wirkte wie ein überdimensionierter Bodybuilder. Auf breiten Schultern saß ein massiger kahler Schädel. Auf den ersten Blick wirkte die Kreatur menschenähnlich, zumindest hatte es die Proportionen eines Menschen. Aber das Gebrüll, dass es ausstieß, erinnerte mich eher an ein Tier. Auch war die Erscheinung völlig nackt. Die Haut glich der eines Elefanten, war aber weniger runzelig, dafür genauso grau. Die Augen schimmerten rötlich.

Der Angreifer rang den Geiger zu Boden. Doch sofort waren dessen Helfer zur Stelle. Sie stürzten sich auf den Giganten und verbissen sich in ihn. Sie kratzten und schlugen und versuchten, ihm die Augen herauszureißen.

Mit einem wütenden Rundumschlag schüttelte er sie von sich ab wie Schmeißfliegen. Zwei von ihnen blieben leblos liegen, die anderen warfen sich erneut auf ihn.

Sie hatten nicht die geringste Chance. Er brach ihnen das Genick und warf sie von sich. Schließlich wandte er sich dem Geiger zu. Der hatte den Bogen aufgehoben und versuchte damit erneut, mir die Kehle durchzuschneiden.

Ein Steinbrocken von der Größe eines Riesenkürbisses zerschmetterte seinen bronzenen Schädel, bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzten konnte. Er sackte in die Knie, bewegte sich aber noch immer.

Wieder und wieder schlug der graue Gigant mit dem Steinbrocken zu, bis schließlich kein Fünkchen magisches Leben mehr in der Statue war.

Die Kreatur ließ den Steinbrocken achtlos fallen. Ich fragte mich, ob ich es schaffen würde, ihn überhaupt hochzuheben. Wenigstens hatte der Unheimliche nicht vor, mir ebenfalls den Schädel einzuschlagen. Ein leicht überhebliches Machogrinsen lag auf seinem Gesicht. Das, wie ich nun feststellte, nachdem es nicht mehr vor Wut verzerrt war, sogar sehr attraktiv wirkte. Trotzdem machte mich der Blick wütend. So mussten die Raubritter vergangener Zeiten ihre weibliche Beute angesehen haben.

War ich vom Regen in die Traufe gekommen?

Während ich mir die Frage stellte, spürte ich, dass ich mich wieder bewegen konnte. Und auch das Ticken im Kopf war verschwunden. Die fremde Magie hatte mich nicht mehr in ihrem Bann!

Die Kreatur gab eine Art wohlgefälliges Grunzen von sich, sodass ich unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.

»Wer bist du?«, fragte ich.

Ich hatte ein weiteres Grunzen erwartet, stattdessen stellte er mit wohlmodulierter menschlicher Stimme eine Gegenfrage. »Sind Namen nicht Schall und Rauch?«

»Wenn du mich mit Haut und Haaren verspeisen willst, dann ja. Solltest du nicht vorhaben, mich zu töten, würde ich meinen Retter gern mit Namen ansprechen.«

Er überlegte einen Augenblick, bevor er sagte: »Also gut, du kannst mich Johann nennen?«

»Johann? Ist das dein Ernst?«

»Dein gefälliger Diener«, erklärte er breit grinsend.

»Also gut, Johann, und wer hat dich beauftragt, mir zu dienen? Ich jedenfalls nicht!«

»Danke meiner alten Herrin, die mich aus ihren Diensten entließ und mich zu dir schickte.« Er wies auf den ramponierten Stein- und Bronzehaufen. »Gerade zur rechten Zeit, wie mir scheint.«

»Ja, vielen Dank, dass du mir geholfen hast. Aber wer war deine letzte Herrin, Dämon?«

»Chrona, die Zeitwanderin. Sie sorgt dafür, dass auf eurer Ebene die Regeln der Zeit eingehalten werden. Die Dämonen des centro terrae sind sehr ungehalten darüber, dass einiges aus dem Lot geraten ist ...«

Ich hatte es immer geahnt, dass mir die Beherrschung des schnelleren Zeitablaufs eines Tages zum Verhängnis werden würde. Solch eine elementare Magie musste irgendwann Folgen haben. Folgen, die auf denjenigen, der die Magie beschwor, zurückschlugen.

Und wenn mein Tun bereits zu den geheimnisvollen Dämonen des centro terrae gedrungen war, so war es wohl wirklich an der Zeit, mich auf was gefasst zu machen.

Das centro terrae befand sich im Inneren der Erde. Für die Sterblichen war es gleichbedeutend mit der Hölle. Ein unermesslich großes Reich inmitten des Planeten, bestehend aus gewaltigen Höhlen und ausgedehnten Tunnelsystemen. Dunkle Kräfte, älter als die Erde selbst, hatten diese Hölle einst geschaffen. Anders als die Dämonen der Schwarzen Familie hatten die Zentrumsdämonen kaum etwas Menschliches an sich. Sie verabscheuten die Schwarze Familie, deren Mitglieder sie als degeneriert ansahen.

»Also schön«, sagte ich. »Du sollst also über mich richten?«

Sein Lachen war jetzt fast sympathisch, obwohl immer noch dieses Quäntchen Hochmut zu viel darin lag, das mich auf die Palme brachte.

»Du hast mich völlig missverstanden. Ich richte nicht, ich exekutiere. Wenn überhaupt, dann wäre Chrona deine Richterin gewesen. Aber warum? Du hast nichts verbrochen, oder?«

Langsam entspannte ich mich, wobei mir die Absurdität unseres Gesprächs immer bewusster wurde. Hätte uns ein heimlicher Beobachter belauscht, er hätte uns für verrückt gehalten. Und meinen gigantischen unbekleideten Begleiter für einen mit grauer Farbe angemalten Hulk.

Allerdings einen äußerst gut aussehenden Hulk.

»Hör zu, ich erkläre es dir: Etwas bringt hier oben das Zeitgefüge gehörig durcheinander. Chrona wurde von den anderen Zentrumsdämonen beauftragt, die Sache in Ordnung zu bringen. Allerdings ist die Angelegenheit so unwichtig, dass sie wiederum mich geschickt hat. Da ich aber jeweils nur einer Person dienen kann, hat sie mich gleichzeitig aus ihren Diensten entlassen. Jetzt bin ich bei dir gelandet und habe gleich festgestellt, dass ich am richtigen Ort bin.«

»Aber was ist passiert? Ich erinnere mich noch nicht einmal, wie ich hierhergekommen bin!«

Er hob die Nase und schnüffelte wie ein Hund umher. »Es stinkt nach Magie. Nach eurer Magie! Jemand hat dich hierhergelockt, um dich kaltzumachen.«

»Das Ticken!«, entfuhr es mir. »Es war wieder in meinem Kopf!«

Ich erzählte ihm, was es damit auf sich hatte. Als ich geendet hatte, nickte er befriedigt.

»Siehst du! Genau deshalb bin ich hier: Um dich davon zu befreien!«

»Du glaubst, dass dann alles wieder ... geregelt sein wird?«

»Davon bin ich überzeugt, ja.«

Er kam einen Schritt auf mich zu. Diesmal wich ich nicht zurück.

»Eines solltest du aber wissen: Mein Auftrag lautet, dir zu dienen. Aber ich habe ebenso den Auftrag, dich gnadenlos zu eliminieren, solltest du ein falsches Spiel treiben.«

»Das ist sehr beruhigend«, sagte ich und hoffte, dass er etwas von Ironie verstand.

»Ebenso werde ich dich töten, wenn es sich als nötig erweist.«

»Wie meinst du das?«

»Nun, wenn das Problem nicht außerhalb liegt, sondern – in dir.«