Das Haus Zamis 121 - Logan Dee - E-Book

Das Haus Zamis 121 E-Book

Logan Dee

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Beschreibung

Plötzlich legten sich von hinten zwei kräftige Hände um meinen Hals. Vater! Ich hatte nicht gewusst, dass er so schnell von meinem Verrat erfahren würde. Erbarmungslos drückte er zu. Ich rang nach Luft, keuchte ... Ich schreckte hoch und begriff erst ganz allmählich, dass ich nicht in Gefahr war. Ich lag in meinem Bett und hatte geträumt. Aber nur der letzte Teil, dass mein Vater plötzlich aufgetaucht war und mich erwürgte, war pure Fantasie. Der Rest war leider wahr und hatte sich tatsächlich so ereignet. Ich hatte mit meinem Blut geschworen, Mother Goose bei ihrem größenwahnsinnigen Plan zu unterstützen, die Wiener Sippen anzuführen!

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Seitenzahl: 127

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

MOTHER GOOSE

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrundeliegt.

Die Zamis sind Teil der Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben. Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht Coco den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Ihr Vater sieht mit Entsetzen, wie sie den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. So lernt sie während der Ausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Auf einem Sabbat soll Coco zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an, doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut und verwandelt Rupert Schwinger in ein Ungeheuer.

In den folgenden Jahren lässt das Oberhaupt keine Gelegenheit aus, gegen die Zamis-Sippe zu intrigieren. So verlangt Asmodi von Coco, einen gewissen Dorian Hunter für ihn töten. Es gelingt Coco, Dorian zu becircen – doch anstatt den Auftrag sofort auszuführen, verliebt sie sich in ihn. Zur Strafe verwandelt Asmodi Dorian Hunter in einen seelenlosen Zombie, der fortan als Hüter des Hauses in der Villa Zamis sein Dasein fristet.

In Wien übernimmt Coco ein geheimnisvolles Café. Sie beschließt, es als neutralen Ort zu etablieren, in dem Menschen und Dämonen gleichermaßen einkehren. Zugleich stellt Coco fest, dass sie von Dorian Hunter schwanger ist. Coco, Michael und Toth bitten Asmodi um Hilfe gegen die Todesboten, müssen dafür jedoch das für sie jeweils Wertvollste als Pfand hinterlegen. So wird Coco ihr Ungeborenes genommen.

Mit Hilfe ihres neuen Liebhabers Damon Chacal gelingt es Coco schließlich, das Kind zu finden und es im Totenreich zu verstecken. Danach trennt sie sich wieder von Chacal und folgt einer Einladung ihrer Freundin Rebecca nach New York ... Doch die schwangere Rebecca steht unter dem Einfluss der dämonischen Vanderbuilds. Coco kann nicht verhindern, dass das Kind im Dakota Building zur Welt kommt. Es entpuppt sich als missgestalteter Dämon mit gewaltigen Kräften. Coco kann das Dämonenkind jedoch töten.

Unterdessen erscheint in Wien eine junge Frau, die sich als Dorian Hunters Schwester Irene ausgibt. Im Café Zamis hinterlässt sie eine seltsame Uhr, die Coco ausgehändigt werden soll. Schon sehr bald spürt Coco den gefährlichen Einfluss der Uhr auf sich: Sie wird immer jünger. Auch die anderen Zamis-Mitglieder werden durch den Uhrenzauber verhext, werden jünger oder – wie Lydia – zusehends älter. Hinter dem Zauber steckt eine Hexe namens Mother Goose. Diese ist bereit, den Fluch von Coco und ihrer Familie zu nehmen – zu einem hohen Preis!

MOTHER GOOSE

von Logan Dee

Wie aus dem Nichts lagen plötzlich zwei pergamentene Schriftstücke auf dem Tisch. Ich überflog sie und nickte schließlich. Nach wie vor blieb mir keine andere Wahl.

Zuvor aber vereidigte mich Skarabäus Toth, damit ich im Auftrag meiner Familie unterschreiben konnte. Dann ritzte er mich mit einem scharfen Dolch, sodass Blut aus einer Ader spritzte. Er tauchte eine Feder hinein und reichte sie mir.

Mit schwarzem Blut unterzeichnete ich den Vertrag.

Ich wusste, dass mein Vater mich dafür töten würde.

Plötzlich legten sich von hinten zwei kräftige Hände um meinen Hals. Vater!

Ich hatte nicht gewusst, dass er so schnell von meinem Verrat erfahren würde.

Erbarmungslos drückte er zu. Ich rang nach Luft, keuchte ...

1. Kapitel

Ich schreckte hoch und begriff erst ganz allmählich, dass ich nicht in Gefahr war. Ich lag in meinem Bett und hatte geträumt.

Aber nur der letzte Teil, dass mein Vater plötzlich aufgetaucht war und mich erwürgte, war pure Fantasie. Der Rest war leider wahr und hatte sich tatsächlich so ereignet. Ich hatte mit meinem Blut geschworen, Mother Goose bei ihrem größenwahnsinnigen Plan zu unterstützen, die Wiener Sippen anzuführen.

Ich war jetzt eine Woche wieder in Wien, ohne jedoch aktiv geworden zu sein. Weder Mother Goose noch Skarabäus Toth, der zu offensichtlich mit ihr paktierte, hatten bisher wieder Kontakt mit mir aufgenommen. Doch ich wusste, dass ich mich nicht der Hoffnung hingeben konnte, dass sie den Vertrag auf sich beruhen lassen würden.

Ich stand auf. Mein Hals schmerzte noch immer. Als hätte ich Vaters Angriff nicht bloß geträumt. Ich ging ins Badezimmer und schaute in den Spiegel. Fast wäre ich zurückgeprallt. Mein Hals war blutunterlaufen. Und deutlich zeichneten sich die Abdrücke einzelner Finger darauf ab.

Vaters Finger? War er hier gewesen und hatte mich tatsächlich gewürgt? Oder hatte er einen Meucheldämon ausgeschickt? Aber warum? Noch hatte ich ihm nichts von dem Vertrag erzählt ... Oder hatte er es anderweitig herausbekommen?

Ich rieb den Hals mit einer Hexensalbe ein und murmelte einen Heilzauber. Der Schmerz klang sofort ab, aber die Abdrücke waren noch immer zu erkennen. Ich sah sie mir noch einmal genauer an. Nein, das waren nicht Vaters Finger. Die Abdrücke erinnerten eher an Klauen.

Ich wusch mich, zog mich an und schlang mir ein Halstuch um, damit man die Male nicht gleich sah. Dann ging ich hoch ins Café Zamis.

Es war sechs Uhr morgens. Ein paar Nachtschwärmer hingen noch herum, ausschließlich Angehörige der Schwarzen Familie. Sie beachteten mich nicht.

Karl stand gelangweilt hinter dem Tresen und nickte mir kurz zu.

»Du siehst übermüdet aus«, sagte er. »Einen Espresso?«

»Lieber einen Großen Braunen«, sagte ich und nahm an der Theke Platz. Im Spiegel waren die meisten meiner Gäste nicht zu sehen. Nur ein Hexerpärchen und der Piranhamann waren zu erkennen. Ich nannte ihn so, weil mich sein Fischkopf an einen Piranha erinnerte. Sein Maul, aus denen die vielen spitzen Zähne lugten, war furchterregend. Er war nur ein sporadischer Gast im Café Zamis. Ich weiß nicht, warum er mir heute besonders auffiel, vielleicht weil er heute noch trauriger wirkte als sonst. Er saß vornübergebeugt und löffelte lustlos eine kalte Fischklößchensuppe. Unter seinem Sitz hatte sich eine Wasserlache gebildet. Ich wusste nicht, wie er unter dem langen schwarzen Regenmantel, den er nie ablegte, aussah, aber manche Dinge wollte ich auch gar nicht wissen.

Nachdem mir Karl den Großen Braunen zubereitet hatte, trat ich an den Tisch des Piranhamannes und fragte: »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«

Er schaute auf und sah mich aus seinen schwarzen Fischaugen gierig an, als taxierte er seine nächste Beute. Dann verschwand dieser Glanz, und er nuschelte: »Es ist Ihr Café, Frau Zamis. Es ist mir eine Ehre, dass Sie mir Gesellschaft leisten.«

»Darf ich fragen, wie Sie heißen?«

»Berthold Honsowitz, aber tut das etwas zur Sache?«

Ich nahm Platz und nippte an meinem Großen Braunen. »Sie sehen so aus, als bedrücke Sie etwas«, sagte ich.

»Und? Was kümmert Sie das?« Er fuhr damit fort, seine Suppe zu löffeln.

»Das Café Zamis ist nicht nur für die leiblichen Stärkungen da, ich fühle mich auch für das seelische Wohl meiner Gäste zumindest mitverantwortlich.«

Das klang zwar ziemlich hochtrabend, aber es traf den Punkt. Mittlerweile hatte ich mich damit abgefunden, die Welt nicht retten zu können. Aber ich konnte zumindest versuchen, meine unmittelbare Umgebung friedlicher und freundlicher zu gestalten. Dass auch immer mehr Dämonen mein Café besuchten, bewies mir, dass ich auf dem richtigen Weg war.

»Sie haben mich vergrault«, nuschelte Honsowitz. »Ich muss mir eine neue Bleibe suchen ...«

»Wer hat Sie vergrault?«

Er legte den Löffel beiseite und sah mich grimmig an: »Die verdammten Selkies! Sie haben mich im Schlaf überfallen und meinen Abwassertunnel für sich beansprucht ...«

Selkies? Ich war alarmiert. Also hatten die Selkies Lydias Spur aufgenommen und trieben sich nun in Wien herum.

»Das ist wirklich bedauerlich«, rang ich mir ab.

»Das hilft mir auch nicht weiter. Zurück in die Wien traue ich mich nicht. Haben Sie vielleicht einen kühlen Platz für mich?«

Ich fühlte mich plötzlich mitschuldig. Es war falsch, denn nicht ich hatte die Selkies in Rage versetzt, sondern meine Schwester Lydia. Sie hatte einen Selkie getötet. Jeder in der Schwarzen Familie wusste, dass so etwas Unglück nach sich zog. In diesem Fall war es so, dass sie nach Rache dürsteten.

Ich überlegte kurz. Feuchte Kellerräume gab es unter dem Café Zamis genug, und auch eine Matratze würde sich finden lassen.

»Ich spreche mit Karl«, sagte ich. »Er soll Ihnen einen Schlafplatz herrichten.«

Honsowitz sah mich dankbar an. Dennoch war da wieder ein gieriges Funkeln in seinem Blick, das mir Sorge bereitete.

Bevor ich es mir noch anders überlegte, stand ich rasch auf und ging wieder zu Karl hinüber. Als er hörte, was ich vorhatte, gab er ein unwilliges Knurren und Murmeln von sich, das ich interpretierte als: »Wir sind doch keine Absteige für Obdachlose!«

»Es ist ja vielleicht nur für ein paar Nächte«, beschwichtigte ich ihn, obwohl ich das selbst nicht glaubte. Ich hatte keinen Grund, Honsowitz' Worte in Zweifel zu ziehen. Wenn die Selkies wirklich in der Wien aufgetaucht waren, würden sie erst wieder abziehen, wenn sie den Tod ihres Artgenossen gerächt hatten.

Was saß ich hier noch herum? Ich musste Lydia auf dem schnellsten Wege warnen. Ich stand auf, zog mein Handy aus der Tasche und wollte mich gerade an einen stillen Ort zurückziehen, als ein weiterer Gast das Café betrat.

Ich staunte nicht schlecht, als ich meinen Bruder Georg erkannte. Meine Familie mied das Café. Normalerweise kamen sie nur, wenn es Probleme gab. Und auch diesmal schaute mein Bruder nicht gerade freundlich drein, während er auf mich zuschritt. Wenigstens sah er wieder normal aus, seinem Dämonenalter entsprechend und nicht wie ein Jugendlicher. Mother Goose hatte also Wort gehalten und den Verjüngungsfluch, den sie über meine Familie verhängt hatte, zurückgenommen.

Ich setzte eine freundliche Miene auf und begrüßte ihn. »Magst du auch etwas trinken?«

»Nein«, sagte er unwirsch und betrachtete Karl und die Gäste. »Sag mal, ist das hier eine öffentliche Versammlung oder so was? Ich muss unter vier Augen mit dir reden.«

»Meinetwegen.« Ich ging voran und führte ihn in eine Nische. Dort ließ ich ihn Platz nehmen.

Er schien noch immer nicht überzeugt. »Bist du dir sicher, dass man uns hier nicht hört?« Von einem der anderen Tische drangen Stimmen herüber. Man konnte jedes Wort verstehen.

»Keine Sorge, von hier aus kann man alles hören, aber nichts dringt heraus.«

Es war eines der vielen Geheimnisse des Cafés. Ich hatte es nur per Zufall entdeckt, aber seitdem war dieser Bereich nur für mich zugänglich. Eine magische Barriere hielt unbefugte Gäste fern.

»Dein Wort in Asmodis Ohr«, sagte Georg und setzte wieder seine Leidensmiene auf.

»Was führt dich zu mir?«, fragte ich geradeheraus. »Sag nicht, du überbringst mir den offiziellen Dank unseres Vaters, weil ich euch gerettet habe.«

»Du hast dich seit deiner Rückkehr nicht mehr bei uns gemeldet«, erinnerte mich Georg.

»Muss ich das?«, fragte ich extra spitz. »Vielleicht habt ihr es schon gemerkt: Ich wohne nicht mehr in der Villa Zamis, sondern hier. Und zwar schon seit einiger Zeit.«

»Trotzdem gehörst du zur Familie«, widersprach Georg. »Und das Oberhaupt ist nun mal unser Vater ...«

»Mal schickt er mich zum Teufel, mal erklärt er mich für vogelfrei, und wenn es ihm passt, kehrt er den alten Patriarchen heraus und will, dass ich ihm Rede und Antwort stehe und ...«

Georg hieß mich einer ungeduldigen Geste zu schweigen.

»Ich bin wegen Lydia hier«, sagte er. »Sie hat uns erzählt, was in Goosetown passiert ist und dass du es irgendwie geschafft hast, den Fluch von uns zu nehmen.«

»Wie ich sehe, hat es funktioniert.«

»Ja, nur nicht bei Lydia!«

Das war ein Schock für mich. »Aber ... das verstehe ich nicht.«

Hatte Mother Goose ihr Wort nicht gehalten? Oder hatte Lydia die alte Hexe derart verärgert, dass sie sie nach wie vor bestrafte? Lydia hatte mir erzählt, wie sauer Mother Goose gewesen war, als sie ihr das schwarze Herz des Selkies überreichen wollte.

»Wie wär's, wenn du mir erzählst, was in Goosetown wirklich passiert ist?«, schlug Georg vor.

»Damit du zu unserem Vater rennst und ihm brühwarm alles berichtest.«

»Wäre das so schlimm?«

Ich konnte Georgs Blick nicht aushalten. Ich spürte seinen Willen, seine Macht. Er setzte seine Hexerkräfte ein, um meinen Willen zu brechen.

Erzähl es mir, Coco! Ich will die Wahrheit hören. Die ganze Wahrheit!

»Hör auf damit!«, befahl ich.

Er wusste genau, was ich meinte, und augenblicklich beendete er seine Attacken.

»Ich sag es dir auch so. Aber zuerst musst du mir versprechen, es für dich zu behalten.«

»Meinetwegen. Du irrst dich nämlich, wenn du glaubst, ich hätte nichts Besseres zu tun, als es unserem Vater weiterzutratschen. Du weißt, dass ich auf deiner Seite bin.«

Er klang nun leicht eingeschnappt. Außerdem musste er mir das nicht extra sagen. Trotzdem tat es gut, es noch einmal versichert zu bekommen. Natürlich hatte sich Georg öfter auf meine Seite geschlagen als jedes andere Familienmitglied.

Also erzählte ich ihm von dem Vertrag, den ich mit Mother Goose abgeschlossen hatte. Danach herrschte erst einmal Stille. Fassungslos sah er mich an.

»Das kann ich nicht glauben!«, sagte er schließlich. »Meine Schwester ist einen Pakt eingegangen, der unsere ganze Familie in den Schmutz zieht und ihren Untergang bedeuten kann!«

»So ist es nicht«, verteidigte ich mich, aber ich merkte selbst, wie unsicher ich klang. »Ich helfe der alten Schachtel dabei, einige ihrer Feinde aus Wien zu vertreiben. Mir wird schon eine Lösung einfallen, wie ich aus dem Vertrag wieder rauskomme!«

»Das glaubst auch nur du!«, Er fasste sich an den Kopf. »Wie naiv muss man sein, um einen Vertrag zu unterschreiben, bei dem Skarabäus Toth seine Finger im Spiel hat!«

»Vergiss das einfach alles«, sagte ich genervt. »Ich musste es tun! Sonst würdest du jetzt wahrscheinlich nicht mehr leben. Und Vater und Mutter auch nicht. Und was Lydia betrifft, da finde ich schon eine Lösung.«

Georg sprang auf, so heftig, dass der Stuhl gegen die Wand prallte und polternd zu Boden fiel. Wäre ein Laut nach draußen gelangt, wären die Gäste wohl ebenso erschrocken aufgesprungen. So aber schaute niemand zu uns rüber.

»Ich wäre lieber tot, als die Ehre unserer Familie aufs Spiel zu setzen!«, rief er zornentbrannt. Er funkelte mich wütend an. »Deshalb also hast du dich hier verkrochen, anstatt unserem Vater Bericht zu erstatten!«

»Ich muss niemandem Bericht erstatten!«, schrie ich zurück.

Auch ich war jetzt wütend. Ich hatte die Nase voll, mir ewig ein schlechtes Gewissen einreden zu lassen. Das hatte ich schon selbst zur Genüge.

Trotzdem beherrschte ich mich und nahm einen neuen Anlauf: »Hör zu, Georg, lass uns vernünftig miteinander reden ...«

»Es gibt nichts mehr zu bereden«, sagte er. »Ab sofort kannst du nicht mehr mit meiner Hilfe rechnen!«

Kopfschüttelnd verließ er unsere Nische und verließ wutentbrannt das Café.

Ich wusste, dass ich Mist gebaut hatte. Dazu hatte es Georgs Anklage nicht bedurft. Aber ich hatte keine andere Möglichkeit gesehen, um ihn und meine Eltern zu retten. Und auch jetzt, eine Woche später, wusste ich keine Lösung. Die Nachrichten, dass die Selkies in der Wien aufgetaucht waren und Lydia noch immer alterte, zeigten mir, dass eines jedoch zwecklos gewesen war: sich der Hoffnung hinzugeben, es würde sich alles schon wieder einrenken.