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Es kam mir vor, als wären wir bereits seit Stunden gefahren. Der Schmerz tobte in meinem Körper. Ich saß im Fond der Limousine und konnte mich fast nicht bewegen. Man hatte mir magische Fesseln angelegt, nachdem ich in den Wagen gestoßen worden war. Aber auch so hätte ich nicht fliehen können. Zu stark waren die Schmerzen.
Wie versteinert saßen die Begleiter an meiner Seite. Ihre graue Haut wirkte wie von Adern durchzogener Marmor. Der eine hatte gelockte Haare, die wie eine gepuderte Perücke wirkten und ihm bis auf die Schultern reichten. Der andere hatte die farblosen Haare zu einem adretten Zopf geflochten. Zwei Statuen aus einem anderen Jahrhundert, von denen eine unheimliche Kälte ausging ...
Der Rettungsversuch der Wiener Freaks ist fehlgeschlagen. Coco befindet sich zusammen mit dem Marquis und seinen Begleitern auf dem Weg nach Frankreich zum Schloss des Comte de Guedelon - während in ihrem Leib ein Wesen heranwächst, das schon vor seiner Geburt Angst und Schrecken verbreitet ...
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Seitenzahl: 134
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Was bisher geschah
DIE SAAT DES DÄMONS
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
mystery-press
Vorschau
Impressum
Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrunde liegt. Die Zamis sind Teil der sogenannten Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben und nur im Schutz der Dunkelheit und ausschließlich, wenn sie unter sich sind, ihren finsteren Gelüsten frönen.
Der Hexer Michael Zamis wanderte einst aus Russland nach Wien ein. Die Ehe mit Thekla Zamis, einer Tochter des Teufels, ist standesgemäß, auch wenn es um Theklas magische Fähigkeiten eher schlecht bestellt ist. Umso talentierter gerieten die Kinder, allen voran der älteste Bruder Georg und – Coco, die außerhalb der Sippe allerdings eher als unscheinbares Nesthäkchen wahrgenommen wird. Zudem kann sie dem Treiben und den »Werten«, für die ihre Sippe steht, wenig abgewinnen und fühlt sich stattdessen zu den Menschen hingezogen.
Während ihrer Hexenausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels lernt Coco ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Als ihr schließlich zu einem vollwertigen Mitglied der Schwarzen Familie nur noch die Hexenweihe fehlt, meldet sich zum Sabbat auch Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, an und erhebt Anspruch auf die erste Nacht mit Coco. Als sie sich weigert, wird Rupert Schwinger in den »Hüter des Hauses« verwandelt, ein untotes Geschöpf, das fortan ohne Erinnerung an sein früheres Leben über Coco wachen soll.
Auf weitere Konsequenzen verzichtet Asmodi vorerst, als es Coco gelingt, einen seiner Herausforderer zu vernichten – durch die Beschwörung des uralten Magiers Merlin, der sich auf Cocos Seite stellt. Merlin aber ist seinerseits gefangen – im centro terrae, dem Mittelpunkt der Erde. Coco gelingt es, ihn zu befreien, doch im Anschluss verliert sie ihre Erinnerungen an die Reise ins centro terrae, so wie Merlin es ihr prophezeit hat.
Zurück auf der Erdoberfläche, erfährt Coco, dass Asmodis Groll auf die Zamis nicht geschwunden ist. Dennoch schließen Asmodi und Michael Zamis einen Burgfrieden. Die Leidtragende ist Coco, die in der Kanzlei des Schiedsrichters der Schwarzen Familie Skarabäus Toth von einer Armee von Untoten getötet wird. Im letzten Moment rettet sie ihre Seele in den Körper der Greisin Monika Beck. Als Toth den Zamis Cocos Leichnam präsentiert, schöpft nur Cocos Bruder Georg Verdacht. In Amerika spürt Coco inzwischen in Monika Becks Körper den Seelenfänger Sheridan Alcasta auf, der ihr die Rückkehr in den eigenen Leib ermöglicht. In der Zwischenzeit allerdings hat Michael Zamis einen Pakt mit dem französischen Grafen Guy de Guedelon geschlossen. Coco soll dem Grafen ein Kind gebären. Auf der Fahrt zum Schloss des Comte spürt sie bereits, wie das dämonische Etwas in ihr heranwächst ...
DIE SAAT DES DÄMONS
von Logan Dee
In den unterirdischen Gewölben lauerte der Tod. Selbst Nero fühlte sich hier unten unwohl. Er, der es gewohnt war, sich in den finstersten Winkeln vor der Welt und den Dämonen zu verbergen, spürte plötzlich Angst.
Niemand dort draußen konnte ahnen, dass die inmitten beschaulicher Hügel und Wälder so romantisch gelegene Burg Liechtenstein im Wienerwald der Schauplatz dämonischer Auseinandersetzungen war.
Aus der Decke, die sich hoch oben in der Dunkelheit über ihren Köpfen befand, lösten sich Steine.
»Vorsicht!«, schrie Nero und schützte den Kopf mit den Armen. Die Steine prasselten irgendwo links von ihm nieder. Einer seiner Leute schrie auf vor Schmerz.
»Verflucht!«, zischte Nero. Das war bereits das dritte Mal, dass sie nur knapp der Katastrophe entgangen waren. Jeder Schritt, jeder Laut von ihnen konnte hier unten alles zum Einsturz bringen.
Aber gab es einen anderen Ausweg?
Sie hatten die Schlacht verloren. Zu viele der Freaks hatten dabei den Tod gefunden.
Nero dachte an den Augenblick, als Coco Zamis kurz vor ihm aufgetaucht und ihm diesen Fluchtweg verraten hatte. Dann war sie einfach mit der schwarzen Limousine verschwunden.
Es hatte Nero und seine Freaks die letzten Kräfte gekostet, das Innere der Burg zu erstürmen. Sie fanden den Gang, den Coco ihnen beschrieben hatte, und flohen vor den Dämonen und den magischen Fallen.
Der Tunnel führte tief in den Berg hinein, und irgendwann wich das Mauerwerk rohem, unbehauenem Felsengestein. Sie befanden sich in einem natürlichen Gewölbe.
Nero befahl den anderen weiterzugehen. Er hatte keine Ahnung, wie weit es noch zum Ausgang war. Todesangst trieb ihn voran, vor allem, seit Jerry die Ratte hinter ihnen aufgetaucht war und berichtet hatte, dass ihnen irgendetwas – irgendjemand – auf der Spur war. Jerry war schnell und wendig, deswegen hatte Nero ihn als Absicherung zurückgelassen.
Der arme Jerry! Er war ein seltenes Beispiel dafür, dass die Dämonen manchmal noch grausamer waren, als man es selbst ihnen im Allgemeinen zutraute. Sie hatten ihn nicht nur äußerlich in eine menschliche Ratte verwandelt; sein ganzer Körper war beharrt, seine Hände und Füße zu Klauen verformt, sein Kopf mit einem spitzen Rattenmaul versehen. Selbst auf den Schwanz, der ihm hinten durch ein Loch aus der Hose hing, hatten die Dämonen bei seiner Verwandlung nicht verzichtet. Doch auch seinen Charakter hatten sie dem einer Ratte angepasst. Nero wusste nie, wie weit er sich wirklich auf Jerry verlassen konnte. Bei der Erstürmung der Burg jedenfalls hatte er ihn nicht wahrgenommen. Es war gut möglich, dass er sich in irgendeinem Winkel versteckt gehalten hatte.
»Wer ist es, der uns folgt?«, hatte Nero ihn gefragt, doch Jerry hatte nur den Kopf geschüttelt.
»Ich habe niemanden gesehen. Nur gerochen. Dämonenblut!« Um seine Worte zu unterstreichen, sog er scharf die Luft durch die spitze Nase ein und schnupperte umher. Es war ein grotesker Anblick.
Niemand verfügte über einen besseren Geruchssinn als Jerry.
Sie waren den Gängen noch tiefer in das unterirdische Reich gefolgt. Manchmal waren die Stollen so eng, dass sich selbst der kleinste der verbliebenen Freak-Armee, den sie wegen seines gnomenhaften Aussehens nur »Zwerg Nase« nannten, zusammenquetschen musste, um hindurchzugelangen.
Dann wiederum gab es Gänge, die mit Geröll zugeschüttet waren. Nero gebrauchte die riesigen Hände als Schaufeln, um es beiseite zu räumen.
Andere Gänge endeten buchstäblich im Nichts. Nero hegte insgeheim Zweifel, dass diese Gewölbe wirklich natürlichen Ursprungs waren. Tiefe Schächte öffneten sich jäh vor ihnen und drohten sie zu verschlingen. Mehrmals mussten sie umkehren, weil es keine Möglichkeit gab, die Abgründe zu überwinden. Mittlerweile wussten sie nicht mehr, wo vorn und hinten war. Entfernten sie sich von der Burg, oder liefen sie geradewegs darauf zu?
Mit Grauen dachte Nero an den tierähnlichen Dämon, der Otto Keller getötet hatte. Er hatte mit angesehen, wie der Dämon aus Cocos Unterleib gekrochen war. Nero wusste, dass der teuflische Bastard die Frucht des Grafen war, der Coco in der Hochzeitsnacht geschwängert hatte. Sie konnte nichts dafür. Sie war gezwungen, das dämonische Wesen auszutragen und mit ihrer Lebensenergie zu nähren.
Neros Körper versteifte sich unwillkürlich, als er sich vorstellte, dass sich das Untier auf die Jagd nach ihnen begeben haben könnte. Aber nein, das war ja nicht möglich, weil der Bastard wieder in Cocos Körper zurückgekehrt war, bevor sie in der schwarzen Limousine verschwand.
Nero merkte, wie sich seine Gedanken verwirrten. Er war kurz davor, in Panik zu geraten.
Zwerg Nase jaulte. Ihn hatte ein riesiger Brocken, der sich aus der Decke löste, am Kopf getroffen. Sein Gesicht war blutüberströmt. Doch wie alle Freaks war er hart im Nehmen.
Er wischte sich das Blut mit dem Unterarm aus den Augen, sodass er wenigstens wieder halbwegs sehen konnte.
»Geht schon wieder. Lass uns von hier verschwinden!«
Das brauchte er den anderen nicht zweimal zu sagen.
Die Einschläge kommen näher, dachte Nero. Das war jetzt innerhalb der letzten halben Stunde das dritte Mal, dass sie bald erschlagen worden wären. Er glaubte nicht an Zufälle.
Der Verfolger musste ihnen so dicht auf den Fersen sein, dass er seine magischen Fähigkeiten gezielt einsetzen konnte.
Nero hütete sich, seinen Leuten gegenüber auch nur eine Andeutung seiner Befürchtung zu machen. Sie hatten bereits so viel durchgemacht, dass ihre Nerven blank lagen.
Wie seine eigenen.
Es war eine Dummheit gewesen zu glauben, dass sie Coco so mir nichts dir nichts aus der Gewalt der Dämonen befreien konnten. Jetzt waren die meisten der Freaks tot, ebenso Otto Keller, und Nero quälte sich mit schrecklichen Vorwürfen.
Ein weiteres Geräusch erklang über ihren Köpfen. Abermals schien sich ein Teil des Deckengewölbes lösen zu wollen. Das Knirschen verstärkte sich. Gleichzeitig spürte Nero, wie der Boden unter seinen Füßen leicht zitterte.
Fast zu spät erkannte er die Ursache.
»Lauft!«, schrie er. »Lauft, so schnell ihr könnt!«
Er selbst sprintete voran, achtete nicht mehr auf rechts und links, kümmerte sich nicht um die scharfkantigen Felsen, die seine Kleidung und die Haut aufritzten.
Er lief nur immer weiter. Panik hatte ihn erfasst. Hinter sich hörte er seine Begleiter hasten. Etwas stieß ihn beiseite, und er schrie auf.
Es war nur Jerry, die Ratte, die an ihm vorbeiflitzte. Einen kurzen Moment erkannte er Jerrys angstverzerrte Fratze, dann hatte ihn der Rattenmann überholt.
Im nächsten Moment ertönte ein fürchterlicher Schrei.
Jerry!
Nero verhielt mitten im Lauf. Die anderen Freaks prallten in seinen Rücken.
»Was ist los? Warum laufen wir nicht weiter?« Panik hatte sie erfasst. Allesamt. Das Zittern hatte sich in ein mittleres Beben verstärkt. »Es stürzt alles über uns ein! Wir sind verloren!«
Nero bemühte sich, weder auf die Furcht seiner Begleiter noch seine eigene Panik zu hören.
Mit einer Handbewegung zwang er sie zum Schweigen. Bedächtig setzte er einen Fuß vor den anderen.
Dann hatte er Jerry erreicht. Der Rattenmann lag mit eingeschlagenem Schädel auf dem Boden.
»Jemand hat ihn ...«
Doch abermals gebot Nero den Freaks zu schweigen. Er hob den Blick und erkannte sofort, was geschehen war: Der Gang war an dieser Stelle so niedrig, dass die Felsendecke unvermittelt nur Kopfhöhe erreichte.
Jerry war mit voller Wucht gegen den Felsen gerannt.
Trotzdem war noch Leben in ihm. Er stöhnte schwach.
»Lass uns verschwinden. Ihn können wir nicht mehr retten!«
Nero ignorierte es und bückte sich zu Jerry nieder. Er hatte ihn nie sonderlich gemocht, aber er gehörte zu ihnen. Also fühlte sich Nero für ihn verantwortlich.
Auch über den Tod hinaus und sogar ...
Er vermochte den Gedanken nicht mehr weiterzuführen. Hinter ihnen brach mit lautem Getöse der gesamte Stollen zusammen. Nero wurde zu Boden geschleudert. Steine prasselten auf ihn herab und bombardierten ihn wie nadelspitze Geschosse.
Die Welt ging unter in einer Kakofonie aus Schreien und grollendem Getöse.
Erst nach einigen Minuten endeten die Erschütterungen.
Die Erde war nicht untergegangen.
Er war nicht tot.
Er lebte!
Mühsam erhob sich Nero aus dem Staub und sah sich um.
»Das war verdammt knapp!«, sagte eine Stimme. Sie gehörte Jerry, der Ratte. Er grinste Nero mit blutverschmierter Fratze an. Offensichtlich hatte er mehr als nur ein Leben.
Manche Freaks waren zur Verschärfung der Strafe zur Unsterblichkeit verdammt. Die meisten sehnten sich insgeheim nach dem Tod, der sie von ihren Leiden erlöste. Doch es war merkwürdig: Wie immer, wenn er so gegenwärtig war wie hier, verspürten sie die gleiche Angst vor ihm wie jeder normale Sterbliche auch.
Sie machten sich auf die Suche nach den anderen. Zwei Meter von Nero entfernt befand sich ein steinerner Haufen. Darunter erklang eine klägliche Stimme. Zwerg Nase!
»Los, hilf mir!«, befahl Nero, kniete sich nieder und schaufelte das Geröll beiseite.
Der Rattenmann tat es ihm nur ungern nach.
Er schnupperte wieder umher wie seine viel kleineren Artgenossen. Seine winzigen pechschwarzen Augen schauten ängstlich. »Ich rieche nach wie vor Dämonenblut. Nicht weit entfernt ...«
Nero funkelte ihn wütend an. »Wir gehen nur gemeinsam weiter oder gar nicht!«
Also blieb auch Jerry nichts anderes übrig, als sich hinzuknien und mitzuhelfen.
Eine Hand wurde sichtbar, dann der ganze Körper. Die letzten Steine schüttelte Zwerg Nase selbst von seinem Körper.
»Brr, das war knapp! Aber ich glaube, ich lebe noch ein bisschen!«
Aus dem staubigen Dunkel eines Nebenganges traten zwei Gestalten, die sich gegenseitig stützten. Neros Muskeln spannten sich, aber er atmete auf, als er die beiden anderen Freaks erkannte.
Eigentlich war es nur einer. Sie waren wie siamesische Zwillinge am Kopf verwachsen – eine besondere Strafe der Dämonen. Dabei waren Maxine und Moritz keine Zwillinge, noch nicht einmal vom gleichen Geschlecht. Bevor sie wegen ihrer Verfehlungen auf diese grauenvolle Weise zusammengefügt worden waren, waren sie zwei völlig autarke Dämonen gewesen.
Sie hassten sich. Auch jetzt warfen sie sich gegenseitig Schuldzuweisungen zu.
»Wenn du verfluchte Schlampe nicht in diese Richtung gezogen hättest, hätte ich nicht so viel Staub schlucken müssen!«
»Du Versager hast uns in diesen Gang bugsiert – ohne zu wissen, was uns dort blüht. Wir wären bald dabei draufgegangen!«
»Na und? Um dich wäre es nicht schade gewesen!«
Nero brachte die beiden mit einer Handbewegung zum Schweigen. Er lauschte. Er hatte etwas gehört. Auch der Rattenmann schnupperte erregter denn je in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
»Der Dämon ist ganz nah!«, zischte Jerry. »Er ist ...«
Etwas Langes, Schlangenartiges schnellte aus der Dunkelheit auf sie zu. Bevor auch nur einer von ihnen reagieren konnte, hatte es Nero erreicht und wickelte sich um seinen Körper.
Nero schrie auf vor Schreck. Innerhalb von Sekunden war sein Leib eingeschnürt. Er konnte weder Arme noch Beine bewegen.
Auch die anderen Freaks waren wie erstarrt. Sie waren hin- und hergerissen zwischen ihrem Instinkt zu flüchten und ihrer Pflicht, ihrem Anführer beizustehen.
»Rührt euch nicht von der Stelle!«, grollte eine Furcht einflößende Stimme aus dem Dunkel heraus. »Sonst ergeht es euch wie ihm!«
Das schlangengleiche Gebilde zog sich enger um Neros Körper. Nero schrie auf. Die anderen Freaks wagten es nicht mehr, sich zu rühren.
Dann fiel der Rattenmann auf die Knie. »Verschone uns! Wir werden dir dienen bis ...«
Ein Tritt in die Eingeweide ließ ihn jämmerlich aufquieken und brachte ihn zum Verstummen. Es war Maxine gewesen, die zugetreten hatte. Ihr verächtlicher Gesichtsausdruck zeigte, was sie von diesem Feigling hielt.
Aus der Finsternis schälten sich die Umrisse einer menschlichen Gestalt. Die dämonische Aura war nun von allen spürbar, obwohl der Dämon wie ein ganz normaler Mann aussah.
»Ich dachte schon, ihr zöget lieber den Tod vor, als euch mit mir zu unterhalten«, sagte er zur Begrüßung, um dann kalt lächelnd hinzuzufügen: »Wenn ich mit euch fertig bin, werdet ihr vielleicht wünschen, dass ich euch sofort getötet hätte.«
Abermals schrie Nero auf. Die Schnüre, die wie lebendig wirkten, hatten sich bei diesen Worten noch fester um seinen verwachsenen Leib gezogen. Außerdem schienen diese Bänder über Tausende von nadelspitzen Widerhaken zu verfügen, die sich in seine Haut bohrten. Blut quoll hervor.
»Was willst du von uns?«, fragten Maxine und Moritz wie aus einem Munde. Obwohl sie über zwei eigenständige Körper und Gehirne verfügten, kam es oft vor, dass beide zur selben Zeit das Gleiche dachten und taten.
»Ich bin auf der Suche nach meiner Schwester Coco Zamis. Ich dachte eigentlich, dass ich sie bei euch finde.«
Keinem anderen als Georg Zamis standen sie gegenüber. Seine Stimme klang drohend. Es war ihnen allen klar, dass er sie nicht verschonen würde.
»Sie ist nicht bei uns!«, sagte Zwerg Nase. »Wir sind ihre Freunde, wenn du so willst!«
»Ja, das stimmt!«, pflichtete ihm der Rattenmann hastig bei, wobei er sich noch immer den schmerzenden Leib hielt, wo ihn der Tritt getroffen hatte. »Wir sind auf ihrer Seite gewesen!«
»Gewesen?«, fragte Georg Zamis kalt.
»Lass mich frei, dann werde ich dir alles in Ruhe erklären!«, stöhnte Nero.
Aber Georg Zamis dachte nicht daran. Eine Handbewegung genügte, und erneut schnitten sich die Tentakel tiefer in den Leib des Freaks. Sein Gesicht schwoll an. Die Augäpfel drohten ihm aus dem Kopf zu quellen. Er war der Ohnmacht nahe.
»Ich habe nicht viel Zeit. Daher solltet ihr lieber schnell antworten. Wo ist Coco jetzt?«
»Es stimmt, was die beiden Kreaturen sagen!«, mischte sich Maxine ein. Sie war – für sich betrachtet – noch immer eine außergewöhnlich attraktive Frau und verstand es, die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu ziehen.
Auch Georgs.