Das Haus Zamis 56 - Logan Dee - E-Book

Das Haus Zamis 56 E-Book

Logan Dee

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Beschreibung

Georg Zamis schlich auf den dunklen Hintereingang des Hotels zu. Plötzlich stoppte er. Über der Tür befand sich eine magische Falle in Form eines Spinnennetzes. Er spürte sie, bevor er sie sah. Befriedigt nickte er. Also steckte doch mehr dahinter als nur ein Liebesabenteuer, auf das sein Vater sich eingelassen hatte.
Hier hatte jemand Vorsichtsmaßnahmen getroffen, die weit über ein normales Rendezvous hinauswiesen. Je tiefer Georg in die labyrinthartigen Gänge vordrang und je mehr Fallen er entdeckte, umso sicherer war er, dass sein Vater etwas Größeres ausheckte.
Plötzlich hörte er Stimmen. Es klang wie ein Streitgespräch. Neugierig schlich Georg näher heran. Eine Stimme identifizierte er als die seines Vaters ...

Coco Zamis ist verschwunden, vielleicht sogar tot! - Während Enrico versucht, mehr über den Dämon Quutgghpatl herauszufinden, spitzen sich in Wien die Ereignisse zu. Unter den Oppositionsdämonen um Traudel Medusa scheint es einen Verräter zu geben ...


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Seitenzahl: 130

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

QUUTGGHPATL

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrundeliegt. Die Zamis sind Teil der Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben.

Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht Coco den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Ihr Vater sieht mit Entsetzen, wie sie den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. So lernt sie während der Ausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Aber das Glück ist nicht von Dauer. Auf einem Sabbat soll Coco zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an, doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut und verwandelt Rupert Schwinger in ein Ungeheuer.

Seitdem lässt das Oberhaupt keine Gelegenheit aus, gegen die Zamis-Sippe zu intrigieren. So schickt Asmodi den Dämon Gorgon vor, der Wien und alle seine Bewohner zu Stein erstarren lässt – und die Stadt komplett aus dem Gedächtnis der Menschheit löscht. Nur Coco kann im letzten Augenblick entkommen, allerdings hat sie jede Erinnerung an ihre Herkunft verloren ... Kurz darauf findet sie sich jedoch in einer Vision in Wien wieder und steht ihrer versteinerten Familie gegenüber. Nach und nach gewinnt sie ihre Erinnerung zurück und fühlt sich mehr denn je verpflichtet, etwas gegen Gorgons Fluch zu unternehmen.

In einer Bibliothek auf Schloss Laubach in Deutschland stößt Coco auf die Dämonenvita ihres Vaters. Bisher wusste sie nur, dass ihr Vater einst aus Russland nach Wien emigrierte. Aus der Dämonenvita erfährt sie, dass er zuvor über Jahre hinweg seinen Halbbruder Rasputin bekämpft hat. Coco wird klar, dass die damaligen Ereignisse für die Rettung ihrer Familie von elementarer Bedeutung sein könnten.

Aus diesem Grund setzt auch Asmodi alles daran, die Dämonenvita in seinen Besitz zu bringen, und schleudert Coco mit Hilfe des Antiquars Ambrosius Seth in die Vergangenheit. Dort begegnet sie in der Gestalt eines fremden Mädchens nicht nur dem jungen Michael Zamis, sondern auch dessen Vater Dorghai, der sich mit der Erforschung eines magischen Meteoriten beschäftigt. Genau dieser Meteorit ebnet Coco schließlich den Weg zurück in die Gegenwart, wo sie den Versteinerungsbann brechen kann. Michael Zamis allerdings dankt seiner Tochter die Rettung schlecht und quartiert sie nach Südamerika aus, um ungestört seine Kontakte zu den Oppositionsdämonen pflegen zu können – und sein Verhältnis mit Traudel Medusa. Doch Cocos Mutter Thekla Zamis ist nicht gewillt, die Eskapaden ihres Mannes einfach hinzunehmen ...

QUUTGGHPATL

von Logan Dee

Georg Zamis schlich auf den dunklen Hintereingang des Hotels zu. Plötzlich stoppte er. Über der Tür befand sich eine magische Falle in Form eines Spinnennetzes. Er spürte sie, bevor er sie sah. Befriedigt nickte er. Also steckte doch mehr dahinter als nur ein Liebesabenteuer, auf das sein Vater sich eingelassen hatte. Die Falle stammte eindeutig nicht von ihm – sie trug nicht seine Handschrift.

Georg konzentrierte sich und wirkte einen Illusionszauber, sodass er die magische Sperre zwar durchlaufen konnte, diese aber nicht auf ihn reagierte.

Noch vorsichtiger als zuvor bewegte sich Georg weiter vorwärts. Er befand sich in einem langen Korridor. Ein Lichtschalter fluoreszierte in der Finsternis. Irgendwo summte eine Fliege. An der Ausstrahlung spürte Georg, dass es sich bei dem Tier um ein magisches Auge handelte, durch das jemand den Korridor überwachte. Georg ließ sich in den rascheren Zeitablauf fallen und huschte vorüber.

1. Kapitel

Hier hatte jemand Vorsichtsmaßnahmen getroffen, die weit über ein normales Rendezvous hinauswiesen. Je tiefer Georg in die labyrinthartigen Gänge vordrang und je mehr Fallen er entdeckte, umso sicherer war er, dass sein Vater etwas Größeres ausheckte.

Plötzlich hörte er Stimmen. Es klang wie ein Streitgespräch. Neugierig schlich Georg näher heran. Eine Stimme identifizierte er als die seines Vaters ...

»Es muss einen Verräter unter Ihnen geben, und ich werde nicht eher gehen, bis ich diesem die Maske vom Kopf gerissen habe!«, erklärte Michael Zamis kalt. Die vergangenen Nächte hatten nur ihm und Traudel Medusa gehört. Doch heute Nacht hatte sie ihm eröffnet, dass noch weitere Gäste eingetroffen waren. Die fünf Männer und Frauen gehörten jenem Kreis oppositioneller Dämonen an, die den Sturz Asmodis herbeiführen wollten. Heute Nacht, so hatte Traudel ihm verraten, wollten sie über seine Rolle in diesem Spiel diskutieren.

Die Neuankömmlinge waren allesamt maskiert. Sie trugen zu jedem Treffen verschiedene Masken – den Legenden- und Märchengestalten des Landes, in dem sie agierten, angepasst. Diesmal hatten sie sich unter anderem als Lustiger Augustin und Blutgräfin verkleidet.

»Das ist ein sehr schwerer Vorwurf, Herr Zamis«, entgegnete der Dämon, der die Maske eines Basilisken trug. Bislang hatte er sich als Sprecher der Gruppe herausgestellt. Ob er auch der Anführer war, versuchte Michael Zamis noch herauszufinden.

»Aber ein begründeter!« Michael Zamis gab wieder, was Skarabäus Toth ihm bei seinem Besuch vorgeworfen hatte. Traudel hatte er bereits davon erzählt, aber auch sie konnte sich keinen Reim machen, wer es Toth gesteckt haben könnte. Sie hatte an diesem Abend extra einige zusätzliche magische Augen auf Michael Zamis angesetzt. Von zu Hause aus bis hierher hatten sie ihn begleitet. Und natürlich war ihnen nicht entgangen, dass Lydia ihm gefolgt war.

»Nur Ihr Sohn kannte bisher diesen Treffpunkt«, gab der Basilisk zu bedenken.

»Für ihn bürge ich! Georg würde sich eher die Hand abhacken, als mich zu hintergehen. Aber was ist mit der Ghoulsippe von gegenüber?«

»Auf Hubert Erdwolf und seine Sippe ist hundertprozentig Verlass«, mischte sich Traudel in das Gespräch. »Sie arbeiten bereits seit Längerem mit uns zusammen. Wir können hier absolut sicher sein – Erdwolf hat uns dieses Hotel zur Verfügung gestellt und garantiert dafür, dass wir unbehelligt bleiben. Bisher hatten wir keinen Grund, seine Loyalität infrage zu stellen. Innerhalb der Schwarzen Familie gelten die Ghoule als Underdogs. Sie versprechen sich von einem Sturz Asmodis mehr Anerkennung. Außerdem sind sie die besten Informanten, die wir uns vorstellen können. Die meisten von ihnen sind traditionell als Bestatter tätig. Sie kommen also viel herum – auch in manche Häuser der Schwarzen Familie. Und sie erfahren dabei eine ganze Menge ...«

»Jedenfalls schien Toth Bescheid zu wissen«, beharrte der alte Zamis. »Unter diesen Umständen werden Sie verstehen, dass ich Ihr Angebot nicht annehmen kann.«

Traudel Medusa trat neben ihn und umfasste seine Hand. »Du solltest es nicht gleich ausschlagen, Michael«, sagte sie mit ihrer rauchigen Stimme. »Es ist kein Problem, wenn du dir Bedenkzeit erbittest. In der Zwischenzeit werden wir herauszufinden versuchen, wer der Informant ist. Vielleicht hast du ja recht, und es gibt einen Verräter in unseren eigenen Reihen.«

Michael Zamis schien mit sich zu ringen, schließlich straffte er die Schultern und sagte: »Einverstanden. Vertagen wir unsere Zusammenarbeit. Vielleicht reicht es ja, um Toth erst mal im Glauben zu wiegen, ich hätte mich von ihm einschüchtern lassen.«

»So sei es«, sagte der Basilisk. »Wir werden sicherlich zu einem anderen Zeitpunkt übereinkommen. Bis dahin leben Sie wohl, Herr Zamis!«

Die fünf Maskierten verschwanden hinter einer weißen Rauchwolke, die plötzlich im Zimmer aufwallte. Als sich diese verzogen hatte, waren die Besucher verschwunden. Michael suchte nach einer Geheimtür in der Zimmerwand, konnte aber auf den ersten Blick keine entdecken.

»Ein recht theatralischer Abschied, den deine Freunde bevorzugen.«

»Es sind nicht meine Freunde, höchstens Verbündete«, entgegnete Traudel Medusa.

»Und du? Willst du ihnen nicht folgen?«

Traudel lachte. »Kommt nicht infrage. Keine Sorge, mich verdächtigt niemand. Selbst Asmodi nicht. Oder willst du mich etwa loswerden?«, gurrte sie. Michael Zamis nahm sie in die Arme und zog sie an sich.

Traudel stöhnte auf. »Du bist unersättlich!«, lachte sie.

»Genau wie du!«, antwortete Michael Zamis.

»Und das war alles?«, entfuhr es Lydia. »Für diese spärlichen Informationen musste ich eine ganze Stunde lang das Gegrapsche dieses widerlichen Ghouls ertragen?«

»Hast du wenigstens aus Erdwolf etwas herausbekommen?«, fragte Georg müde, nachdem er die ganze Nacht zu Hause auf seinen Vater und Lydia gewartet hatte. Lydia war als Erste wieder eingetroffen. Georg hatte sie an der Haustür abgefangen und ins Esszimmer dirigiert.

»Seine Aussagen decken sich mit dem, was du mir erzählt hast. Erdwolf hat sich zwar nicht klar ausgedrückt, aber ständig gewisse Andeutungen gemacht. So in der Richtung, dass er etwas ganz Besonderes sei und er und seine Sippe und überhaupt alle Ghoule bald nicht mehr die Fußabtreter innerhalb der Schwarzen Familie sein würden. Außerdem habe ich aus ihm herausgekitzelt, dass unser Vater seit gut einer Woche jede Nacht das Hotel auf der anderen Straßenseite besucht und dass er, Erdwolf, den Auftrag habe, das Objekt zu überwachen.«

Georg versuchte sich lieber nicht vorzustellen, was Lydia unter »herausgekitzelt« meinte. »Meinst du, er hat unseren Vater verraten?«

»Glaub ich nicht. Ich hätte gemerkt, wenn er ein schlechtes Gewissen gehabt hätte. Vergessen wir mal für einen Augenblick diesen Erdwolf. Über Vater mache ich mir viel mehr Gedanken. Meinst du, wir müssen uns Sorgen um ihn machen?«

Georg zuckte mit den Schultern. »Soweit ich es sehe, denkt er darüber nach, sich mit diesen Oppositionsdämonen einzulassen, die uns Coco angeschleppt hat. Traudel Medusa befindet sich wieder in Wien. Und offensichtlich hat sie unseren Vater um den Finger gewickelt. Daraus mag noch nichts Besorgniserregendes entstehen, aber wenn du mich fragst, sollten wir Vater nicht aus den Augen lassen.«

»Ich habe eine Idee!«, strahlte Lydia. »Warum geben wir Mutter nicht einen Tipp? Sie wird nicht gerade erbaut sein, dass Vater jede Nacht diese Traudel vögelt.«

In diesem Augenblick sagte eine Stimme von der Treppe aus: »Ihr braucht mir keinen Tipp geben. Glaubt ihr nicht, ich habe längst mitbekommen, dass sich Michael Nacht für Nacht davonstiehlt?«

Thekla Zamis hatte ihr Gespräch mitgehört. Sie stand im Nachthemd auf der Treppe. Sie war eine schwächliche Natur, die schon immer im Schatten ihres Mannes gelebt hatte. Aber diesmal wirkte ihr bleiches Gesicht geradezu wie zu einer Maske versteinert.

»Traudel Medusa also«, flüsterte sie, und dabei betonte sie jede Silbe des Namens, als würde sie sie zwischen ihren Zähnen zermalmen wollen. Dann nahm sie sich ihre beiden Kinder zur Brust: »Kein Wort darüber, dass ihr es wisst. Und erst recht nicht, dass ich Bescheid weiß. Ich werde mir dieses Luder vorknöpfen!«

Georg sah seine Mutter erstaunt an. So kannte er sie nicht. Sie war die Frau an seines Vaters Seite – als viel mehr hatte er sie nie wahrgenommen. Sie hatte sich stets aus allem herausgehalten. Er musste daran denken, dass sie eine Hexe war – und die Tochter Asmodis. Es schien allerdings, als wäre Asmodi nie besonders stolz auf diese Familienbande gewesen. Und es hatte ihn auch nie gehindert, mit allen legalen und illegalen Mitteln gegen die Zamis-Sippe vorzugehen.

Plötzlich kam Georg ein Verdacht.

Ein absurder Verdacht. Spielte seine Mutter ein doppeltes Spiel? War sie eigentlich – eine Spionin Asmodis? Nein, das konnte nicht sein!

In diesem Augenblick war draußen ein Motorengeräusch zu hören.

Michael Zamis kam nach Hause.

Als Georg zurück zur Treppe schaute, war seine Mutter verschwunden.

Mit einem Seufzer widmete sich Enrico Zamis der Kristallkugel. Er hätte das folgende Gespräch lieber noch ein paar Stunden hinausgeschoben, aber gewiss wartete Michael Zamis in Wien bereits auf seinen Bericht.

Enricos Zorn war zwischenzeitlich ebenso verraucht wie seine Zerstörungswut. Kein Mitglied der Cardoso-Sippe war mit dem Leben davongekommen. Wer nicht von den Flammen erfasst worden war, den hatte ein weit grausameres Schicksal ereilt. Sie waren von den scharfen Schnäbeln der beiden Freunde zerfetzt worden. Brüderlich hatten Enrico und Miguel sich jeden Bissen geteilt.

Besser war es den Mädchen ergangen, die sie aus den Zellen befreit hatten. Da der erste Hunger der beiden Ghoule gestillt war, hatten sie sie laufen lassen.

Schließlich war das magische Feuer genauso schnell in sich zusammengesunken, wie es aufgeflackert war. Es hatte keinen wirklichen Schaden angerichtet. Das »Inferno« stand nach wie vor.

»Ich werde daraus wieder einen guten Nachtklub machen!«, hatte Miguel geschwärmt. »Und ich werde ihm seinen alten Namen zurückgeben: ›Buena Vista Club‹. An sich war Cardosos Idee nicht schlecht: Oben werde ich nach wie vor den Menschen ihr Vergnügen bieten – und die Ebene darunter werde ich zu einem bevorzugten Treffpunkt der Schwarzen Familie ausbauen. Sie alle werden wieder zu mir kommen – in den ›Buena Vista Club‹! Und das habe ich dir zu verdanken ...«

Enrico hatte kaum zugehört. Zu sehr beschäftigten ihn die eigenen Probleme. Sollte er einfach den Kopf unter die Flügel stecken und gegenüber Michael Zamis so tun, als ob er nichts wüsste? Nein, das würde ihm der alte Patriarch nicht abkaufen.

Und so saß er nun in seinem Hotelzimmer und stellte über die Kristallkugel eine magische Verbindung her. Zunächst wollte der milchige Schleier in der Kugel nicht weichen, doch schließlich tauchte darin das vertraute Gesicht seines Verwandten auf. Michael Zamis schaute nicht unbedingt gut gelaunt drein.

»Was ist los?«, schnauzte er. »Warum meldet sich Coco nicht selbst bei mir?«

Enrico schluckte. So genau er sich zuvor überlegt hatte, wie er Michael Zamis die Wahrheit beibringen wollte, so schwer fiel es ihm jetzt, die richtigen Worte zu finden. Und vor allem den richtigen Ton, damit sein Gegenüber nicht gleich vor Zorn explodierte. Zamis sollte nicht den geringsten Zweifel hegen, dass er, Enrico, völlig unschuldig am Tod seiner Tochter war.

»Wo – ist – Coco?«, brüllte Michael Zamis.

Jedes Wort war wie ein Donnerhall. Enricos Hand zuckte unwillkürlich zu seinem Hals. Nein, ihm fehlte einfach der Mut dazu, Michael Zamis reinen Wein einzuschenken. Also musste er es so hinbiegen, dass er Platz für ein Fünkchen Hoffnung ließ.

»Sie ist verschwunden«, sagte er matt.

»Verschwunden?«, schrie Michael Zamis. »Deine Aufgabe war es, auf sie achtzugeben!«

»Das habe ich! Ich schwöre es! Aber ...« Noch niemals hatte sich Enrico derart elend in seiner Haut gefühlt. »Du kennst deine Tochter. Sie hat ihren eigenen Kopf ...«

»Keine Ausreden! Erzähle, was vorgefallen ist! Von Anfang an!«

Enrico senkte das Haupt, als erwartete er für jeden Satz Schläge. Stotternd begann er, Michael Zamis zu berichten, was geschehen war. Berichtete von seinem Freund Miguel, den er befreit hatte, und von seiner siegreichen Schlacht gegen die Cardosos.

»Das alles interessiert mich herzlich wenig!«, unterbrach ihn Michael Zamis nach nur wenigen Sätzen. »Was ist mit Coco passiert?«

Sie hat Feuer gefangen, und ehe ich sie retten konnte, hat sie dieses Dämonentor betreten, das sich daraufhin in Luft auflöste. Enrico hatte das Bild genau vor Augen. Wahrscheinlich schwebte ihre Asche inzwischen in mehreren Sphären.

Jedenfalls war sie tot, verbrannt! Er jedenfalls konnte sich nicht vorstellen, dass sie mit dem Leben davongekommen war ... Aber musste er das wirklich so darstellen? Vielleicht war es besser, er würde ihren Tod, nun ja, ein wenig hinauszögern.

»Wahrscheinlich hat Cardoso ihr seinen Willen aufgezwungen«, fuhr er daher fort. »Sie schritt geradewegs auf dieses Dämonentor zu, worin sie verschwand. Und mit ihr das Tor.«

Enrico wandte sich ab, während eine gewaltige Fluchtirade auf ihn niederging.

»Und du Dummkopf hast nicht herausfinden können, wohin dieses Tor führt?«

»Ich konnte ja keinen mehr fragen«, entgegnete Enrico kleinlaut. Vielleicht waren er und Miguel tatsächlich zu gierig gewesen. Vor allem Miguel war nach seiner Gefangenschaft verständlicherweise völlig ausgehungert gewesen. »Miguel jedenfalls war nichts von dem Tor bekannt. Die Cardosos müssen es also erst errichtet haben.«

»Du hast vorhin einen Dämon erwähnt«, fuhr Michael Zamis in ruhigerem Ton fort. »Quutgghpatl. Was hast du über ihn herausgefunden?«

»Nichts«, musste Enrico zugeben. »Es war nicht die Zeit ...«

»Du wirst dir ab jetzt die Zeit nehmen!«, drohte sein Gesprächspartner. »Versuch herauszukriegen, woher die Cardosos stammen, welche Beziehungen sie hatten und vor allem: Wer ist dieser Quutgghpatl? Wer sind seine Anhänger? Was sind seine Schwächen! Hast du verstanden?«

Enrico nickte ergeben.