Das Haus Zamis 64 - Logan Dee - E-Book

Das Haus Zamis 64 E-Book

Logan Dee

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Beschreibung

»Ich hasse Sachertorte!«
Skarabäus Toths Gegenüber verzog die schmalen Lippen, als handele es sich bei der Wiener Spezialität um etwas Ungenießbares.
Der Schiedsrichter der Schwarzen Familie verzog keine Miene. »Wollten Sie nicht, dass wir uns an einem möglichst unauffälligen Ort treffen? Was ist unauffälliger, als sich in der Öffentlichkeit zufällig zu begegnen? An einem der meistfrequentierten Orte Wiens?«
»Kommen wir zur Sache«, entgegnete Asmodi. »Wir müssen endlich einen Schlussstrich unter diese unsägliche Zamis-Angelegenheit setzen. Sie sind zu mächtig, als dass wir zulassen könnten, dass sie sich auf die Seite der Oppositionsdämonen schlagen ...«

Coco hat ihren Vater vor dem Totengräber Anubis von Graab retten können. Allerdings musste sie sich dafür dem geheimnisvollen Adler verpflichten, der als magische Tätowierung auf ihrem Arm verewigt ist. Aber wird der Adler ihr auch ein zweites Mal beistehen - wenn Asmodis den Geschichtenweber auf sie ansetzt ...?


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Seitenzahl: 133

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah

DIE 13 IST DEIN TOD

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrundeliegt. Die Zamis sind Teil der Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben.

Die grausamen Rituale der Dämonen verabscheuend, versucht Coco den Menschen, die in die Fänge der Schwarzen Familie geraten, zu helfen. Ihr Vater sieht mit Entsetzen, wie sie den Ruf der Zamis-Sippe zu ruinieren droht. So lernt sie während der Ausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Aber das Glück ist nicht von Dauer. Auf einem Sabbat soll Coco zur echten Hexe geweiht werden. Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie der Dämonen, hält um Cocos Hand an, doch sie lehnt ab. Asmodi kocht vor Wut und verwandelt Rupert Schwinger in ein Ungeheuer.

Seitdem lässt das Oberhaupt keine Gelegenheit aus, gegen die Zamis-Sippe zu intrigieren. So schickt Asmodi den Dämon Gorgon vor, der Wien und alle seine Bewohner zu Stein erstarren lässt – und die Stadt komplett aus dem Gedächtnis der Menschheit löscht. Nur Coco kann im letzten Augenblick entkommen, allerdings hat sie jede Erinnerung an ihre Herkunft verloren ... Kurz darauf findet sie sich jedoch in einer Vision in Wien wieder und steht ihrer versteinerten Familie gegenüber. Nach und nach gewinnt sie ihre Erinnerung zurück und fühlt sich mehr denn je verpflichtet, etwas gegen Gorgons Fluch zu unternehmen.

In einer Bibliothek auf Schloss Laubach in Deutschland stößt Coco auf die Dämonenvita ihres Vaters. Bisher wusste sie nur, dass ihr Vater einst aus Russland nach Wien emigrierte. Aus der Dämonenvita erfährt sie, dass er zuvor über Jahre hinweg seinen Halbbruder Rasputin bekämpft hat. Coco wird klar, dass die damaligen Ereignisse für die Rettung ihrer Familie von elementarer Bedeutung sein könnten.

Aus diesem Grund ist auch Asmodi hinter der Dämonenvita her, doch Coco gelingt es, Gorgons Bann zu brechen und Wien zu retten. Michael Zamis allerdings dankt seiner Tochter die Rettung schlecht und quartiert sie nach Südamerika aus, um ungestört seine Kontakte zu den Oppositionsdämonen auszubauen, die sich Asmodis Sturz auf die Fahnen geschrieben haben. Als Cocos Mutter Thekla von Michaels Liaison mit einer Kämpferin des Widerstands erfährt, tötet sie diese. Michael und Thekla finden wieder zueinander, aber da Michael als Täter verdächtigt wird, kommt es zum Bruch mit den Oppositionsdämonen. Diese verpassen Coco ein unheimliches Tatoo, das ihr im Kampf gegen den Totengräber Anubis von Graab zur Seite steht. Michael Zamis ist damit vorerst gerettet – als eine rätselhafte Botschaft die Zamis-Villa erreicht ...

DIE 13 IST DEIN TOD

von Logan Dee

»Ich hasse Sachertorte!«

Asmodi verzog die schmalen Lippen, als handelte es sich bei der Wiener Spezialität um etwas Ungenießbares.

Skarabäus Toth verzog keine Miene. Er trug einen altmodischen schwarzen Mantel, den er auch in der Hitze des Cafés nicht auszog. Dennoch schien er überhaupt nicht zu schwitzen. Wahrscheinlich, so sagte sich Asmodi, war an diesem wandelnden Gerippe sowieso keine Gramm Fleisch, wie sollte er da transpirieren können?

»Wollten Sie nicht, dass wir uns an einem möglichst unauffälligen Ort treffen?«, tadelte Toth. »Was ist unauffälliger, als sich in der Öffentlichkeit zufällig zu begegnen? An einem der meistfrequentierten Orte Wiens?«

Eine Gruppe Japaner nahm soeben vor ihrem Tisch Aufstellung. Ein Blitzlicht erhellte für einen Sekundenbruchteil die Szenerie. Die Kellner wieselten vorüber, um der Bestellungen Herr zu werden. Der Geräuschpegel war dermaßen hoch, dass Asmodi seine Stimme erheben musste.

1. Kapitel

»Kommen wir zur Sache. Wir müssen endlich einen Schlussstrich unter diese unsägliche Zamis-Angelegenheit setzen. Sie sind zu mächtig, als dass wir zulassen könnten, dass sie sich aufseiten der Oppositionsdämonen schlagen. Andererseits will Michael Zamis mir aber auch nicht die Treue schwören.«

»Es gibt aber auch keine offizielle Kampfansage«, erinnerte Toth.

»Darauf gebe ich einen Dreck«, erwiderte Asmodi erbost. »Sie wissen genau, dass Zamis lieber heute als morgen mit den Oppositionellen paktieren würde. Außerdem hatte er lange genug Gelegenheit, sich auf meine Seite zu schlagen. Die Zeit ist um.«

Toth nickte. »Wenn Sie es so sagen, schließe ich mich Ihrer Meinung an. Abgesehen davon haben Sie mich sicherlich nicht hierherbestellt, damit wir Torte essen und Einspänner trinken.«

»Ich habe Kontakt aufgenommen mit einem Dämon, der sich der Geschichtenweber nennt. Mit seiner Hilfe werde ich Zamis unter Druck setzen.«

»Unter Druck setzen? Sollten Sie nicht lieber versuchen, Fakten zu schaffen?«

Asmodi grinste. »Und das raten ausgerechnet Sie mir, als neutraler Schiedsrichter der Schwarzen Familie.«

»Ich helfe, wo ich kann«, erwiderte Toth in bescheidenem Ton.

»Wie auch immer, ich verfolge einen größeren Plan. Der Totengräber namens Anubis von Graab, den Zamis kürzlich erledigt hat, war nur ein Teil davon. Der Geschichtenweber-Dämon ist ein weiterer Teil ...«

»Geschichtenweber gibt es viele«, gab Toth zu bedenken und schlürfte an seinem Einspänner. »Manche von ihnen bescheren den Menschen die Albträume, andere Visionen ... Ich frage mich nur, wie ein solcher Dämon den Zamis gefährlich werden könnte.«

»Ich spreche ja nicht von diesen Scharlatanen«, unterbrach Asmodi. »Der Dämon, den ich meine, gibt sich nicht mit derlei Oberflächlichkeiten ab. Außerdem habe ich ihm etwas an die Hand gegen, damit er Michael Zamis beeinflussen kann. Der Zauber zeigt bereits seine Wirkung.«

»Welcher Zauber?«

»Sie haben doch von der Dämonenvita des Michael Zamis gehört?«

»Selbstverständlich. Aber die befindet sich in der Zamis-Villa. An die kommen Sie niemals ran.«

Asmodi breitete jovial die Arme aus. »Das will ich doch auch gar nicht. Ich habe ein Duplikat anfertigen lassen. Nun ja, eigentlich kein Duplikat, sondern eine leicht veränderte Dämonenvita ... Sie legt den Schwerpunkt auf einen Teil von Michael Zamis' Leben, der ihm sicherlich nicht als sehr angenehm in Erinnerung ist.«

»Wollen Sie etwa schon wieder einen Geist der Vergangenheit beschwören? Das ist doch schon bei Anubis von Graab fehlgeschlagen.«

»Wie ich schon sagte. Von Graab war Teil eines größeren Plans. Jetzt folgt der zweite Baustein. Erinnern Sie sich noch an die Golokin-Sippe?«

Thoths Stirn wurde noch faltiger, als sie ohnehin schon war. »War das nicht so eine unbedeutende Zigeunersippe? Ich habe seit den Dreißigerjahren nichts mehr von ihr gehört.«

»Sehr richtig. Der Grund dafür heißt übrigens Michael Zamis. Aber das zu erklären, würde zu weit führen. Wichtig ist nur, dass die Golokin-Sippe und besonders ihr Anführer Sergius noch eine Rechnung mit Michael Zamis offen hat. Und dies werde ich mir zunutze machen.«

»Wie wollen Sie das anstellen? Die Golonkins sind vermutlich längst tot.«

Asmodis Grinsen wurde noch breiter. »Das ist der Punkt, an dem der Geschichtenweber-Dämon ins Spiel kommt. Lassen Sie sich überraschen, Toth, und genießen Sie Ihren Einspänner ... Auf die Zamis – und dass sie uns nicht mehr lange ein Dorn im Auge sein werden.«

Toth hob das Glas und bleckte seine Zähne zu einem unheimlichen Totenschädelgrinsen. »Auf die Zukunft, mein verehrter Fürst ...«

Die Haustürglocke schlug an. Der dumpfe Ton, der das Haus fast zum Schwingen brachte, riss mich aus dem Schlaf. Ich schaute auf die Leuchtziffern des Radioweckers, der neben meinem Bett stand: Er zeigte genau 0:00 Uhr. Mitternacht!

Ich schlüpfte aus dem Bett und huschte auf nackten Sohlen zum Fenster. Seitdem die hohen Bäume wieder ein wenig gestutzt worden waren, konnte ich von meinem Zimmer aus bis zum Gartentor schauen. Allerdings auch keinen Meter weiter. Die magische Sperre, die dort jeden unbefugten Eindringling davon abhalten würde, den Garten zu betreten, war so stark, dass sie auch mit den Blicken undurchdringlich war. Dies war eine neue Maßnahme, die mein Vater getroffen hatte, damit die Villa in Zukunft noch besser vor Eindringlingen geschützt werden konnte. Zwar war der Totengräber Anubis von Graab nun endgültig vernichtet, aber die Ereignisse der letzten Wochen mochten vielleicht auch andere Feinde unserer Sippe auf den Geschmack gebracht haben.

Innerhalb des Schutzbanns, auf unserem Grundstück und innerhalb der Villa selbst erinnerte nichts mehr an die vergangenen Ereignisse. Wir hatten das Haus gründlich gesäubert und renovieren lassen – und was in der Kürze der Zeit nicht per Hand bewerkstelligt werden konnte, das hatten wir mit Magie vollbracht.

Einzig Lydia war sich zu schade gewesen, mit anzupacken. Sie hatte sich in ihr geliebtes London verzogen. Mein Vater hatte ihre Entscheidung akzeptiert, wohl weil er fand, dass sie ohnehin keine große Hilfe gewesen wäre.

Seit die Zamis-Villa wieder in voller Pracht stand, hatten sich auch die Gerüchte gelegt, dass es mit unserer Sippe bergab gehe. Jedenfalls wagte uns gegenüber niemand mehr offen zu behaupten, dass die Zamis nicht würdig seien, über Wien zu herrschen.

Ich blickte gedankenverloren auf das Tor, während ich die Ereignisse Revue passieren ließ. Von außen gaukelte das Tor den vorbeilaufenden Passanten vor, in einen mehr oder weniger verwilderten Garten zu blicken. Wenn jemand genauer hinschaute, so erblickte er plötzlich einen riesigen schwarzen Hund, mit dem man besser nicht nähere Bekanntschaft schließen wollte. Nur die Mitglieder der Schwarzen Familie durchschauten die Tarnung, aber sie würden sich ebenfalls hüten, ohne Einladung das Grundstück zu betreten.

Zufällige Besucher klingelten daher äußerst selten bei uns an. Es sei denn, sie führten etwas im Schilde oder gehörten zur Schwarzen Familie.

Von meinem Fenster aus nahm ich die neue magische Sperre wie eine wabernde schwarze Masse wahr, die ständig ihre Form veränderte. Plötzlich, als ich genauer hinschaute, sah ich in der Schwärze ein rötliches Augenpaar aufflackern.

Offensichtlich gehörten sie dem nächtlichen Besucher.

Ein zweites Mal hallte der lang anhaltende Glockenton durchs Haus.

Ich hatte das Schellen schon für Einbildung gehalten. Jetzt aber warf ich mir rasch einen Morgenmantel über und öffnete die Zimmertür, die hinaus auf den Korridor führte.

Ich war nicht die Einzige, die aus dem Schlaf gerissen worden war.

Georg befand sich längst auf der Treppe, die nach unten führte. Er trug nur einen Schlafanzug, in dem er wie ein biederer Bankangestellter aussah. Fehlten nur noch die Pantoffeln. Als er mich sah, grinste er. »Erwartest du etwa noch Besuch? Vielleicht einen neuen Verehrer?«

»Klar doch. Tut mir leid, dass ich ihn euch noch nicht vorgestellt habe. Er heißt Willy und hat nur nachts Zeit.«

»Willy?«

»Zombie-Willy. Er riecht ein bisschen unangenehm«, präzisierte ich, und ich erkannte an seinem Gesichtsausdruck, dass er tatsächlich darauf hereingefallen war.

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zum Schlafzimmer meiner Eltern. Meine Mutter kam heraus und sah genauso irritiert aus wie wir.

»Weißt du, wer das sein könnte?«, fragte ich sie, aber sie schüttelte nur den Kopf.

»Genau aus dem Grund war ich soeben dabei, die Treppe hinunterzugehen und nachzusehen«, sagte Georg verärgert. Er drehte sich um und beachtete uns nicht weiter.

Ein scharfer Ruf meiner Mutter hielt ihn zurück.

Ich runzelte die Stirn. So gleichmütig sie zuletzt – wie eigentlich immer während der vergangenen Jahre – die Eskapaden meines Vaters ertragen hatte, so bestimmend war jetzt doch der Ton in ihrer Stimme. Ich hatte diese verbindliche Seite meiner Mutter bisher erst einmal kennengelernt: in jenen unseligen Tagen, als sie Traudel Medusa getötet und danach für eine Weile von zu Hause ausgezogen war. Ich dachte, sie hätte sich inzwischen wieder beruhigt und entschlossen, doch weiter das folgsame Weibchen meines Vaters zu spielen. Aber anscheinend hatte sie mehr Mumm, als ich gedacht hatte. Nicht umsonst war sie ja eine der zahlreichen Töchter Asmodis, des Herrn der Finsternis.

Auch Georg nahm den neuen Ton in der Stimme meiner Mutter wahr. Ich sah ihm an, dass ihm ein scharfes Widerwort auf den Lippen lag, doch er verkniff es sich.

»Ich spüre, dass dort draußen eine Gefahr lauert. Wir sollten sie nicht auch noch ins Haus lassen.«

»Was schlägst du vor, Mutter?«, fragte ich.

»Der Hüter des Hauses wird sich um unseren nächtlichen Gast kümmern«, antwortete sie, und ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen.

»Der Hüter des Hauses?«, fragte ich zweifelnd. »Der hat sich bei der Bedrohung durch Anubis auch nicht gerade als hilfreich erwiesen ...«

In diesem Augenblick ertönte die Glocke ein drittes Mal. Ich hatte das Gefühl, als würde der Boden unter meinen Füßen noch stärker vibrieren.

»Was, beim Fürsten der Finsternis ...« Mein Vater kam fluchend aus dem Schlafzimmer getorkelt. Ich war geradezu erschrocken über seinen Anblick. Er befand sich noch im Schlafanzug, aber seine Hose war auf links gezogen und das Oberteil schräg geknöpft. Seine Bewegungen wirkten irgendwie ... unkontrolliert, als würde er unter spastischen Zuckungen leiden. Seine Sprache klang unartikuliert, wie bei einem Betrunkenen. Mitten im Satz brach er ab, torkelte erneut und prallte gegen die Wand.

»Du solltest dich wieder hinlegen«, sagte meine Mutter und bedachte ihn mit einem scharfen Blick. Offensichtlich wusste sie mehr als wir. Irgendetwas stimmte mit unserem Vater nicht, das Gefühl hatte ich ja schon seit einiger Zeit.

»Es hat doch geschellt! Ich habe es gehört!«, beharrte mein Vater.

»Leg dich wieder hin, wir haben alles im Griff«, sagte meine Mutter sanft, aber mit Nachdruck.

Michael Zamis schüttelte verwirrt den Kopf. Als ob es ihm schwerfiel, die Situation zu begreifen.

Von unten drangen plötzlich Geräusche zu uns hoch. Offensichtlich hatte der Hüter des Hauses die Tür geöffnet. Ein grollender Laut war zu vernehmen, der offensichtlich von unserem Besucher stammte.

Und es ertönte ein Poltern, wie von Kampfgeräuschen.

Georg und ich warfen uns einen Blick zu, dann stürmten wir wie auf ein Kommando die Treppe hinunter. Meine Mutter schrie uns deinen scharfen Befehl hinterher, aber diesmal setzten wir uns darüber einfach hinweg.

Georg befand sich vor mir. Noch im Laufen ließ er in der Luft einige Irrlichter erscheinen, damit der Korridor taghell erleuchtet wurde.

Der Hüter des Hauses lag zuckend auf der Schwelle zur Eingangstür. Er schien sich gegen etwas zu wehren – etwas, das unseren Augen verborgen blieb. Einzig die flimmernde Luft wies darauf hin, dass er sich nicht allein dort unten befand.

Georg und ich stürzten auf den Eingang zu. Doch noch während ich lief, spürte ich, dass sich mir etwas entgegenstemmte. Ich bekam einen Schlag in den Magen und wurde zurückgeschleudert. Georg erwischte es noch schlimmer. Sein Körper wurde so brutal gegen die Wand gepresst, dass er aus einer Kopfwunde zu bluten begann.

Ich bäumte mich auf, musste aber hilflos über mich ergehen lassen, dass die unsichtbare Macht mich wie einen Kreisel umherwirbeln ließ.

»Denae dinuim dracan!«, hörte ich meine Mutter rezitieren. Es gelang mir, den Kopf zu wenden. Wie ein Rachenegel stand sie am Fuße der Treppe. Ihre Zeigefinger wiesen an uns vorbei auf den Eingang. Blitze zuckten aus ihren Fingern hervor und versenkten sich in die flimmernde Luft. Sie wurden ganz einfach geschluckt. Doch offensichtlich waren sie nicht wirkungslos.

Der Griff, der mich gefangen hielt, lockerte sich merklich. Zugleich füllte sich der Eingang mit Schwärze – einer wispernden Finsternis, aus denen uns ein Paar hinterhältig glitzernder, roter Augen entgegenstarrte und dolchartige Krallenfinger sich nach dem Hüter des Hauses streckten, um ihm den Garaus zu machen.

»Hepete, Metetpe, Magnum!«, schrie meine Mutter. Ihr Gesicht war vor Wut und Anstrengung verzerrt. Weitere Blitze zuckten an mir vorbei und schnitten tiefe Krater in die schwarze zischende Masse.

Endlich fühlte ich, dass ich wieder völlig frei war.

Auch Georg richtete sich auf. Vereint stürmten wir vorwärts. Georg schleuderte im Laufen einen wahren Schrothagel kleiner glühender Feuerbälle auf unseren Gegner ab. Mehr und mehr lichtete sich die Schwärze. Sie verlor an Substanz und sank in sich zusammen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis wir den Gegner am Boden haben würden.

Ich überließ es Georg und meiner Mutter, ihm den letzten Rest zu geben, und beugte mich hinab zum Hüter des Hauses. Er war eine bemitleidenswerte Kreatur und einst – damals noch unter dem Namen Rupert Schwinger – mein Geliebter gewesen. Ich hatte ihn sogar Asmodi vorgezogen. Aus diesem Grund war Rupert verflucht und in ein Monster verwandelt worden, das mich ewig an mein Vergehen erinnern sollte. Mein einziger Trost war, dass die Kreatur, die jetzt den Hüter des Hauses darstellte, keine Erinnerung an diese Geschehnisse hatte.*