Das HausMannKochBuch - Wolfgang Spornraft - E-Book

Das HausMannKochBuch E-Book

Wolfgang Spornraft

0,0

Beschreibung

Das HausMannKochBuch ist ein Ratgeber für erziehende Küchenneulinge - also an erster Stelle ein Kochbuch. Immer haarscharf an der Kante des Praktischen gestrickt, soll er denen nützlich sein, die ihre Kinder jenseits des Babyalters selbst und über das Niveau von Fischstäbchen hinaus verköstigen wollen. Die Küche ist dabei ein Ort, an dem auch Kinder werkeln und ihre eigenen Entdeckungen machen. Dramaturgische Anstiftung, kulinarische Geschichten, die klassisch hilfreichen Küchentipps, abseitige Beobachtungen und moralinsaure Motivations-Einsprengsel für den Alltag mit Kindern unterminieren die übliche Mach-dies-dann-das-dann-das-Routine. Im Rezeptteil ist jede Essensgenese in einem ausführlichen und kurzweilig abschweifenden Fließtext beschrieben. Daneben finden sich Kleintexte mit Angaben für den Rohstoff, einer Kurzfassung fürs zweitedrittevierte Mal und fußnotigen Anmerkungen rund um das Geschehen. Sowohl die Einbindung der Kinder in die Küchenarbeit als auch die Rezepte selbst sind von mir über die Jahre erprobt. Den Rezepten vorangestellt ist eine kurze, auf das Thema Kochen hinverführende Einleitung. Darin werden pointiert die Themen Einkaufen, Vorrat, Werkzeug und Handwerk verhandelt. Am Ende des Manuskripts findet sich unter anderem ein Schnellkurs zur argumentativen Selbstverteidigung, wie ihn angehende Hausmänner leider immer noch gut gebrauchen können. Ziel dieses Projekts ist ein nützliches Buch, das der auch einmal bitteren Kost des Kindergroßbekommens einen süßen Nachgeschmack verleiht.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 238

Veröffentlichungsjahr: 2023

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.

Albert Camus

Ja, auch Männer können Kinder, Haushalt und Soziales. Und wenn sie es noch nicht können, dann lernen die das eben. Dieses Buch soll dabei praktische Unterstützung und ein bisschen Halt geben.

Das hier ist eine subjektive, auf einschlägiger Erfahrung beruhend zusammengestellte, kulinarisch dominierte Ansammlung von Tipps für Männer, die aus Not oder Mutwille das Büro gegen dieses ganz spezielle Unternehmen Familie eingetauscht haben. Die harte Währung besteht hier aus Streicheleinheiten und Kindertränen, Kampfgeschrei und friedvoll geschlossenen Augen. Das Aktienbarometer ist der alltägliche subtil, aber unmissverständlich kommunizierte Zufriedenheitsgrad der schuftenden Ehefrau.

Es sieht bei uns Männern manches ein bisschen anders aus als bei Frauen. Die männliche Herangehensweise an das Leben mit Kindern hat dabei Vor- und Nachteile. Wenn die Frau Geld ranschafft und der Mann in der Küche steht, führt das auch mitunter zu situationsbedingten Spannungen und mittelprächtigen Ehekrisen. Der Rollentausch bringt Umwälzungen in vielerlei Hinsicht. Er ist abseits spontaner Lippenbekenntnisse noch längst nicht akzeptiert. Und er birgt ein hübsches Frustpotential. Aber dieser Rollentausch kann uns Männern Spaß machen. Mann lernt Dinge über sich und andere, die den bisherigen Erfahrungshorizont sprengen. Puff! Mann gewinnt Fähigkeiten aus Notwendigkeit. Mann hat Leben und Liebe satt, dass einem die Frau, die dafür ihre Karriere ungebrochen weiterstricken darf, manchmal leid tut.

Und noch ein Statement: Um mit Kindern einen guten Tag hinzulegen, ist gutes Essen – neben ausreichend Schlaf – der zentrale Faktor. Der Zusammenhang ist klar (wem er nicht klar sein sollte, dem wird auch dieses Buch nicht weiterhelfen). Den Begriff gutes Essen “ kann man dagegen lange und breit diskutieren. Hier wird er aber nicht diskutiert. Im Kampf, seinen Alltag mit Kindern zu meistern, muss Gutes Essen schlicht gegessen werden, halbwegs ausgewogen und bezahlbar sein.

Soweit die Hausmannspflicht, die hier auch abgearbeitet werden soll. Darüber hinaus ist Gutes Essen ein üppig grüner Wald voller Gefahren und Schätze, durch den verschlungene Pfade zu sonnentriefigen Lichtungen des Genusses führen, voller Entscheidung heischender Weggabelungen, in die Irre führender Abkürzungen, Juwelen am Wegesrand und spitzpfahlbödiger Fallgruben.

Ja, so ein bisschen Begeisterung hat noch keinem Koch geschadet. Sie hilft über Misserfolge hinweg. Denn Kochen für die liebe Familie ist auch Weitermachen, Nocheinmal und Wiederholung. Frühstück, Mittag, Abend – geschafft. Aber morgen klingelt wieder der Wecker, wenn die Kinderfraktion nicht schon vorher ins Ehebett einfällt. Und dann: Frühstück, Mittag, Abend. Der Vorteil dabei ist, dass man immer wieder eine Chance bekommt. Kinder verzeihen/vergessen fast alles (bis auf die heftigen Knaller wie etwa Stockfisch).

Die wenigsten Dinge klappen perfekt auf Anhieb. Einen kulinarisch versauten Tag muss man auch mal männlich wegstecken oder mit einem coolen Ausflug glatt bügeln, den man abends büßt (wie schon wieder nicht staubgesaugt; sag mal, siehst du den Rand in der Duschwanne wirklich nicht?!!). Das Entscheidende dabei aus hausmännischer Sicht: Wir sind lernfähig. Wir haben nicht nur die Möglichkeit, sondern den Zwang, es noch einmal zu tun. Also wieder: Eier aufschlagen, Mehl dazu (hups, das war vielleicht ein bisschen viel), Milch kommt auch noch …

Und dann – Überraschung! – man hat es drauf und die Kinder hauen rein und tätscheln einen vielleicht verbal oder handgreiflich.

Zu dieser zentralen Stelle im Leben eines Hausmannes noch eine grundlegende Erfahrung mit Kindern: Sie lügen sehr schlecht. Also meinen sie es meistens so, wie sie es sagen. Ein Lob, absichtslos, wie es in keinem Büro dieser Welt ausgesprochen wird, von einem, der sogar noch mehr bedeutet wie Chefundgehaltserhöher: Dafür kann man doch mal 20 Minuten in der Küche stehen, oder?

Das Ziel ist jetzt klar vor Augen und der Weg dahin noch ein gutes Stück. Also los.

Inhalt

Die Geschichte vom Senf, der Frau und ihren drei Kindern

Handwerk

Einkaufen

Vorrat

Werkzeug

Ein bisschen Handwerk

Rezepte

Pasta und das Victorinox der Rezepte – Nudeln mit Tomatensoße

Die Welt ist ein Fladen – Pfannkuchen

Suppe

Reis, Gemüse, ein Spiegelei und Ketchup

Essen für die Meute: Pizza

Braten – ein Batzen Fleisch

Eine Angelegenheit mit viel Gemüse: Fleischküchlein

Squiddlydiddly und Zucchini auf Pfannkuchen mit Dip

Alles in einen Topf: Eintopf

Hüftgold

Krautkrapfen – Bekenntnis eines Sauerkrauts

Ritters Leibspeise

Schweinerei: Zweimal Schnitzel und Püree

Schnitzel geschnetzelt – Geschnetzeltes

Pommes und eine echt edle Alternativschnitzung

Kleine Klassiker – Toast

Kaiserschmarrn

Müde bin ich, geh zur Ruh: Grießbrei

Apfelstrudel, mon Amour

Hefeteig süß: Zopf

Backe, backe Muffin

Von lieben Leuten überfallen, von Waffeln gerettet

Karamelliges Popcorn von unter dem Pfannendeckel

Liebe auf Gläser gezogen: Marmelade

Mengen kurz und knapp

Kasperl kommt zum Kindergeburtstag:

vielleicht hilfreich

Hausmännischer Selbstverteidigungsschnellkurs

Ein rechter Ort – der Buchständer

Die Zeit zu springen

Die Mär vom Memory

DIE GESCHICHTE VOM SENF, DER FRAU UND IHREN DREI KINDERN

Es war einmal eine Frau, die hatte drei Kinder. Der ward der Mann gestorben und sie wusste nicht mehr aus noch ein. Sie hatte kein Geld mehr, um Essen für ihre Familie kaufen und die Miete für die Wohnung zahlen zu können. Als eines Abends die Kinder in ihren Bettchen schliefen, setzte sie sich darum an den Küchentisch und überlegte, wie es nun weiter gehen sollte. Denn irgendwie musste es ja weiter gehen. Sie überlegte hin und her, wie sie Geld ins Haus bringen konnte. Da fiel ihr ein, dass alle ihre Gäste voll des Lobes waren für ihren selbst gekochten Senf. Und da stellte sich die arme, aber fleißige Frau kurz entschlossen an den Herd. Sie setzte einen großen Topf auf. Sie kochte ihren guten Senf und füllte ihn in Gläschen. Es ward spät in der Nacht, als sie endlich zu Bett ging. Aber in der Küche stand jetzt ein Korb voller Gläschen voll mit ihrem guten Senf.

Anderntags, es war ein Samstag, stand sie in aller Frühe auf. „Seid brav“, sagte sie zu ihren drei Kindern und ging auf den Markt. Zur Mittagsstunde fand sich im Korb kein einziges Gläschen mehr. Dafür war der Geldbeutel der Frau nun voll von Münzen, die sie dafür bekommen hatte. Froh ging die Frau nach Hause zu ihren drei Kindern. Das war vielleicht ein Hallo. Vor Freude tanzten alle eine viertel Stunde lang um den Küchentisch herum.

In der Nacht vor dem nächsten Markttag stand die tüchtige Frau wieder in der Küche. Dieses Mal nahm sie zwei Töpfe aus dem Schrank und kochte ihren Senf. Anderntags in aller Frühe ging sie in die Garage und holte ein kleines Wägelchen, mit dem sie sonst ihren Kleinsten immer in den Kindergarten brachte. Dort hinein stellte sie nun die Gläschen mit dem Senf und fuhr damit auf den Markt.

Unter der Woche hatten viele Leute von ihren Nachbarn, ihrer Oma, oder beim Friseur von dem guten Senf gehört, den es nun auf dem Markt zu kaufen gebe. Im nu hatte die Frau das letzte Gläschen aus ihrem Wagen verkauft und ging mit einem prall gefüllten Geldbeutel heim zu ihren Kindern. Auf dem Nachhauseweg kaufte sie noch beim Metzger einen großen Schweinebraten. Daheim freuten sich die drei Kinder so sehr, dass das Kleinste sogar eine Träne weinen musste. Aber eine vor Freude. So setzten sich die Frau und ihre drei Kinder bald glücklich an den Küchentisch und schmausten, wie sie lange nicht mehr geschmaust hatten.

Am folgenden Markttag kochte die nun nicht mehr arme, aber immer noch fleißige Frau drei Töpfe Senf und so ging es fort. Die Leute aus der Stadt erzählten es anderen Leuten aus anderen Städten und die erzählten es wieder anderen Leuten von woanders und so verlangte bald das ganze Land nach dem guten Senf der Frau mit ihren drei Kindern. Die Frau ließ schließlich eine kleine Fabrik bauen und aus dieser kleinen Fabrik kommt noch heute der gute Senf – bis hierher auf den Tisch.

Grundlagen

Wenn es schon elf Uhr ist, kann das Folgende bis nach dem Gutenachtküsschen warten. Aber ganz wichtig: Kochen beginnt lange vor dem bangen Öffnen des Kühlschranks.

Kochen ist – erst mal eine ganze Weile und danach auch in der Regel – Handwerk. Das Ergebnis hängt von Rohstoff, technischer Ausstattung und Geschick ab. Sprich: Was findet sich aktuell in der Küche? Sind die Rührer vom Handmixer noch in der Spülmaschine? Wie vermeide ich, dass Zwiebelstückchen mit Männerblut kontaminiert werden?

EINKAUFEN

Da es hier um Kochen gehen soll, führt der erste Weg nicht zur Kühltruhe mit der Tiefkühlpizza. Wobei eine Notration für besondere Zwecke durchaus hilfreich ist. Eine Dose Ravioli im Schrank gibt Frieden, wenn nach finaler Säuberung im Hallenbad beim Anziehen ein Kinderschuh vermisst wird. Aber rote Pampe mit aufgedunsenen Teiglingen ist Ernährung auf lausigem Niveau. Das können wir besser.

Einkaufen ist Routine. Kennt man, hat man immer schon gemacht. Das Projekt hier ist aber, dass das Haushalten besser klappt und mehr Spaß macht. Die Menge an Lebensmitteln, die stinkend und schimmelig vom Kühlschrank direkt in die Entsorgung geht, soll minimiert werden. So etwas passiert, schon allein deshalb, weil sich die Bürozeit einer Frau der Planbarkeit des Küchenchefs hartnäckig widersetzt oder ein spontanes Zeltwochenende am See den armen Kühlschrank in seinem Frischhaltevermögen schlicht überfordert. Gammelgemüse. Das gibt’s. Das spricht aber nicht grundsätzlich gegen eine grobe Planung dessen, was wann auf den Tisch kommt.

Immer hilfreich beim Abenteuer Supermarkt, besonders wenn man nebenbei Kinder von Essigessenz in Glasflaschen fernhalten muss: einen Einkaufszettel schreiben nach kurzem Check von Kühlschrank und Lebensmittelfach. Butter, Milch, Käse, Mehl … und gängige Konserven – ja, Dosen sind eine Errungenschaft des modernen Lebens, auf die hier nicht verzichtet werden soll. Was spricht das Gemüsefach? Sind noch Zwiebeln da? Dann grob überschlagen, was die nächsten drei Tage verbraten werden soll. Wenn man für mehr als zwei verantwortlich ist, wird das schriftliche Fixativ dabei schnell eine Notwendigkeit. So eine Liste kostet höchstens fünf Minuten Lebenszeit und kann Katastrophen abwenden. Das nenne ich ein gutes Geschäft.

Listen und auch räumlich oder zeitlich fest verankerte Punkte des Rekapitulierens haben sich in meinem postnatalen Leben etabliert. Sie helfen, wenn die anhaltende Zweigleisigkeit Kind/Lebendrumherum das Hausmannhirn überfordert. Die Kinder sind schon los zum Auto und man hofft, dass sie nicht zwischenzeitlich überfahren werden, während man noch schnell den Korb aus der Küche holt. Alle angeschnallt und der Motor startet. Puhh. An der ersten Ampel stellt man dann fest, dass der zentral wichtige Überweisungszettel für die Bank noch auf dem Esstisch liegt. Dumm gelaufen. Zurück. Das raubt Zeit und frustriert. Vermeidbar: Ein Moment des Innehaltens, bevor die Wohnungstür ins Schloss fällt. Wir atmen ein und aus. Lauschen, nein keine quietschenden Reifen. Also, wo sind wir stehen geblieben. Hierundjetzt. Hab ich alles? Dasdasunddas. Gut.

Der Grund, in dem diese hilfreichen Momente wurzeln, ist schlichte Gewohnheit. Türknopf in der Hand und das Programm startet automatisch. Noch so ein Pawlowscher Akt ist bei mir, wenn ich morgens auf den Knopf der Kaffeemaschine drücke und mit der vertrauten Geräuschkulisse rumpelratterzisch etwas Zeit vergeht, bis das braune Elixier in die Tasse tropft. Was steht heute an? Termine? Sportbeutel? Oder eben Einkaufen.

Ja, Einkaufen. Die Kinder sitzen sicher ins Auto geschnallt. Während die leeren Flaschen aus dem Keller geholt werden, bleibt Zeit, sich eine Strategie hinsichtlich der Reihenfolge der Stationen zurechtzulegen. Zum einen richtet die sich nach den Geschenken der Verkäufer: erst ein dickes Rad Gelbwurst beim Metzger, dann der Brauselutscher im Getränkemarkt und vielleicht lassen sich anschließend die Gummibärchen der netten Dame vom Bäcker, selbstredend nachdem man wieder auf der Straße steht, als abendlicher Nachtisch einsacken. Kinder sind oft vernünftig.

Zum anderen richtet sich diese Strategie nach dem, was Einkaufen seiner Wurzel in der Jagd und dem Sammeln verdankt. So genau weiß man ja nie, was einem begegnet. Genau da wird Kochen – und darum geht es hier bereits – eine Reise, deren konkretes Ziel beim Aufbruch noch im Dunkeln liegt. Die erste Station bei der größten Unsicherheit, oder wo die größten Schätze zu heben sind, ist sinnvoll. Steht fest, welches Fleisch in die Pfanne kommt, wird der Rest zum Mahl dann im Supermarkt beim Gang durch die Regale eingesammelt.

Natürlich kann man sich auch einfach sklavisch an seine Pläne und an die Regel der kurzen Wege halten, aber wo bleibt da das Abenteuer? Außerdem hat die vorgeschlagene Vorgehensweise den Vorteil, dass Schnäppchen gemacht und variable Qualitäten besser berücksichtigt werden können. Es ist auch viel lustiger, sich mäandernd durch das Angebot zu bewegen und mit den Kindern darüber zu reden, welches Gemüslein sie lockt, welche Sorte Äpfel nun die Genuss verheißendste sei, als ein schnödes „Hohl die Tüte Karotten“ beim Abarbeiten der Liste. Natürlich kostet das Zeit, aber ich denke, die ist hier schon allein erzieherisch gut investiert.

VORRAT

Im Gegensatz zum Abenteuer Einkauf oder vielmehr als Grundlage dafür, dass man mit seiner aktuellen Beute in der Küche alles weitere klar bekommt, sind ein paar Dinge on top notwendig. Ein fester Bestand an einer Handvoll Zutaten bildet außerdem ein Backup, mit dem sich in der Not auch ohne weitere Ingredienzien etwas auf den Tisch bekommen lässt, das dem Anspruch Gutes Essen genügt.

Zur Übersicht hier willkürlich in drei Kategorien: Gewürze, Dinge im Schrank, Gefrorenes. Die nebenstehenden Listen sind als lückiger, den eigenen persönlichen Neigungen und Gewohnheiten anzupassender Vorschlag gedacht und orientieren sich an den im Folgenden ausgeführten Rezepten.

Dabei ist es doch beruhigend, dass für die Verpflegung einer Familie so viel gar nicht gebraucht wird. Ich würde sogar sagen, dass man mit den wenigen, darauf basierenden und hier beschriebenen Rezepten über die Runden kommt. Soll heißen hinreichend Abwechslung bietet, eine kulinarische Revolte zu vermeiden. Aber klare Ansage: Das hier ist ein Anfang. Man kann dabei stehen bleiben. Doch die subversive Intention dieses Buches ist natürlich, dass es im Leben eines Mannes nicht bei den paar Rezepten bleiben kann.

Die Variation in der Abfolge von Gerichten berührt dabei aber nicht das Generalkredo „einfach“. Ich mag einfache Gerichte. Bei all dem Gedöns um verfeinerte Soßen, extravagante Zutaten und kuriose Kombinationen, die in der modernen Küche (meistens für Erwachsene gedacht) scheinbar unabdingbar sind: Es geht immer auch einfach und meistens ist einfach (besonders, wenn man für Kinder kocht) besser als kompliziert. Kinder können die Dinge dann auseinander halten und wissen bei jedem Bissen, worum es geht. Sie erfahren, was wie schmeckt. Und Kindern etwas zu zeigen, das ist die Kür bei unserem mitunter recht zähen Geschäft des Großbekommens.

Haha, ihr denkt jetzt, ihr seid mit der Liste aus dem Schneider? Seid ihr nicht. Ein Beispiel: Allein der Posten Nudeln umfasst eine Welt und füllt Schränke, wenn einen im Supermarkt die Begeisterung übermannt. Aber das findet sich und gibt dann einen interessanten Pastamonat. Wenn man es nicht soweit übertreibt, dass es in längerfristige Verweigerung umschlägt, kann man in so einem Monat zusammen eine Menge ausprobieren und entdecken. So etwas fordert aber Stehvermögen bei Koch und Kundschaft. Okay, vielleicht ist es doch sinnvoller, das Thema in kleinen Schritten anzugehen. Das Schöne an der Situation Hausmann ist ja, dass man zum Beispiel nach der idealen Nudel für ein Gericht über Wochen verteilt suchen kann. Außerdem schaut einen dann die Kassenfrau nicht über acht Packungen Nudeln mit diesem mitleidig verächtlichen Blick an, den jeder Hausmann kennt. Dann der Dame zu erklären, dass man trotz X-Chromosom ernsthaft in der Küche arbeitet, ja, dass man gerade im Begriff steht, seine kulinarische Expertise zu erweitern, das ist schlicht aussichtslos.

Generell ist jeder Punkt auf der Vorratsliste eine Herausforderung angesichts des überwältigenden Angebots einer halbwegs urbanen Umgebung. Wir waren bei Nudeln, reden wir von Tomatendosen. Italienurlaub. Überflüssig Erstandenes (wie den Achtzig-Zentimeter-Aufblas-David aus Florenz) in die Hoteltonne treten und dafür als Mitbringsel je zwei Dosen von den vierzehn Sorten Pomodoro in den Kofferraum, die sich im letzten italienischen Supermarkt vor der Autobahn finden. Das bildet.

Würze:

Olivenöl

Salz/Pfeffer

Zucker

Brühwürfel (klare Rinderbrühe)

Rosenpaprika (was Mildes)

Senf (zum Beispiel Löwensenf extra)

Sesamöl (staunt nur)

Kräutermischung (Provence oder Toskana ist hier echt egal)

Backpulver

Puderzucker

Ketchup

Cenofix

Gelierzucker

Öl (zum frittieren)

Hondashi (fischige Brösel)

Trockenhefe

Schrank:

Mehl

Zwiebeln

Kartoffeln

Nudeln (Hartweizen, verschiedene)

Tomatendosen

Tomatextrakt

Sauerkraut

Apfelmus

Speisestärke

Panierbrösel

Grieß (Weichweizen)

Sauerkirschen

Popcorn-Mais

Gefrierfach:

Suppenfleisch (Mittelbug)

Schweinebauch geräuchert

Wienerwürstchen

Brot

Butter

Knollensellerie gewürfelt

Mozarella gewürfelt

WERKZEUG

Hier plädiere ich für Luxus. Ein Messer (Hallo, wir sind Männer!) ist ein schönes Objekt. Und es ist nützlich. Zur Not zu Weihnachten und peu a peu, aber ein gutes Messer erleichtert Tag für Tag das Geschäft. Natürlich kostet guter Stahl Geld. Dazu: Ein Stück Fleisch kostet auch Geld und mit scharfer Klinge wird daraus eine saubere Scheibe für die Pfanne statt welliger Fetzen, die ihren Saft ausschwitzen. Es muss nicht die Oberklasse mit Griffschalen aus gelecktem Olivenholz sein, aber auch eine solide Schneide ist für lau nicht zu bekommen. Grundregel: lieber drei gute als fünf schlechte. Obendrauf ein Wetzstahl, der zieht. Dazu zwei Schäler und wir sind im Rennen. Zwei Schäler mindestens: Für Koch und Helfer. Noch einer für die Spülmaschine ist aber auch nicht schlecht. Für das Thema Töpfe gilt das Gleiche. Luxus. Käsespätzle ohne eine Teflonpfanne? Es geht. Versucht es nur. Viel Spaß. Und wenn wir von Teflonpfanne reden, dann reden wir bitteschön von hochwertiger Beschichtung, denn die Lebensdauer und die gesundheitliche Perspektive machen daraus ein gutes Investment. Ein Nudeltopf steht in seinem Leben Tage und Wochen auf der Platte. Wer da am Boden spart, der verprasst sein Geld beim Strom. Wer es richtig krachen lässt, der schafft sich noch was aus Gusseisen an. Gewichtstechnisch ein echtes Männerwerkzeug. Nicht wirklich nötig, aber wer mal eine kleine Reine dieser Gattung sein Eigen nennt, der wird sie lieben. Brief und Siegel darauf.

So, genug des Geld verschlingenden Horrors. Zwar haben billige Schneebesen in kräftiger Männerhand kein langes Leben, aber bei den kleinen Utensilien darf bedingt gespart werden. Es gibt da so viele ganz, ganz innovative Erfindungen, die kein Mensch braucht. Ich plädiere auch für einen Dosenöffner von Ikea. Ein banaler (rührteigtauglicher) Kochlöffel aus Werweisschonwas-Holz tut treue Dienste. Nur bitte darauf achten, dass für die neu angeschaffte Teflongarnitur auch der Drei-Euro-Plastikschieber vorhanden ist und nicht – natürlich ganz ausnahmsweise und nur dieses eine Mal – mit der Gabel gestochert und mit dem Blechwender geschabt wird. Mann tränen die Augen angesichts entsprechender Wunden auch nach Jahr und Tag, wenn er das mittlerweile alt gediente Stück aus dem Schrank holt. Ja genau, hier spricht Erfahrung.

Vieles muss in der Küche nicht sein. Einiges aber sehr wohl. Für Spätzle braucht es eine Spätzlereibe (oder andere einschlägige Mechanik). Ein paar kleine begehrenswerte Dinge finden sich auch so immer wieder, wenn man erst einmal Spaß am Kochen gefunden hat. Hier dezent das Geburtstagsparty-Umfeld auf entsprechende Neigungen aufmerksam machen. Eine hübsche Reibe mit Griff, ein knuffiger Gummipinsel von Le Creuset. Ein Nudelholz aus Stein… Schön dabei ist, dass man sich da inzwischen was rausnehmen darf, ohne gleich als Lusche dazustehen. Kochen tun die Männer heute auch.

Schon, oder? Aber da kommt es dann dem erfahrenen unter den Profi-Kinder-Bekochern: in der Küche ernsthaft arbeiten und so mal zwischendurch Kochen … da gibt es feine Unterschiede. Und diese Feinheiten, die bergen, hier und bei tausend anderen Gelegenheiten, für Hausmänner manches luschige Fangeisen. Gut zugedeckt unter all dem modernen Getue, da lauert mit eisernen Zähnen bewehrt das archaische Weltbild auf uns. So wir können, lächeln wir darüber und kaufen die Geschirrhandtücher – die nicht nur schön da hängen, sondern auch was wegsaugen – lieber selber und allein mit den Kindern.

Made in China:

Wer mit Stäbchen kann, kann sich ein paar lange Kochstäbchen in die Schublade legen. Kosten so gut wie nichts und sind beim Frittieren genial. Fleisch in der Pfanne wenden, ohne es anzupieken, Kleinkram im Topf rumschubsen… Auch beim Grillen eine tolle Sache, außer das Steak überschreitet die 500Gramm-Schwelle.

Die zwei Teile sind eine kleine Herausforderung, der man aber schnell gewachsen ist. Mit ein bisschen Übung sind die ein wertvolles Instrument und erheblich breiter einsetzbar als diese europäischen Holzzängelchen.

Bei Elektro stellt sich die Typ-Frage. Es spricht nichts gegen eine Küchenmaschine. Wenn die etwas taugt, erleichtert sie die Arbeit ungemein. Eine Mikrowelle – Fertignahrung ist hier gegen die Spielregeln! – rettet regelmäßig Vergessliche, die am Vorabend eben nicht das Brot für Frühstück und Pausennahrung aus dem Gefrierfach herausgestellt haben. Den Zauberstab zum Aus-Essen-mach-Pampe für noch zahnlose Münder haben wir schon lange. Wenn man eine Soße glatt häckseln will, wie das eben auch bezahnte Münder gerne mal bekommen, ist dieses Gerät eine feine Sache. Ebenso selbstverständlich findet sich der Handrührer. Eischnee oder steife Sahne geht einfach nicht ohne – außer zur meditativen Selbsterfahrung mit Schneebesen, wenn man viel, viel Zeit hat.

Es sei hier aber darauf verwiesen, dass wir bei Kochen ein ehrbares Hand-Werk ausüben. Ein Teig unter dem Handballen ist sinnlich erfahrbar. Das meine ich ganz praktisch. Man spürt dann, ob da noch ein Schluck Wasser gut tut. Diese Art Kochen hat mehr Seele. Das zeitigt vielleicht eher marginale Auswirkungen auf das Resultat, aber vielleicht kommt in ganz anderer Hinsicht mehr dabei heraus. Wie gesagt, das ist eine Frage des Typs.

Prinzipiell muss immer pragmatisch abgewogen werden, was der Einsatz von Technik bringt. Im Kaufhaus führt der Vertreter vor, wie effektiv die neue Reibestation in Grellorange einszweidrei Scheibchen, Schnitze, Ringel und Streifen fabriziert. Das geht echt beeindruckend fix. Aber sieht man diese Herren jemals das tolle Teil mit tausend Winkeln und Kanten ernsthaft sauber machen? Genau.

EIN BISSCHEN HANDWERK

Erst mal ein Klassiker: Der Klammergriff. Kennt ihr schon, okay. Wenn nicht, dann ein Bier aufmachen und diese Zeilen in Ruhe auf sich wirken lassen. Es wird das Küchenleben verändern. Die Herausforderung: eine Zwiebel (oder eine Tomate, eine Karotte, eine Kartoffel, ein Tintenfisch-Hut, ein Wasauchimmer). Das Ding muss irgendwie klein werden, damit es in der Pastasoße oder Woauchimmer schön durchköchelt. Dazu bringen wird das Objekt erst mal in ein Format, das gut auf dem Schneidebrett aufliegt – zum Beispiel die geschälte Zwiebel halbieren. Dann die Linke (für Rechtshänder) so auf das Teil legen, dass es alle – Achtung! – Fingernägel in einer Linie berühren. Mit dem locker aufliegenden Handballen hat man das zu schreddernde Objekt nun gut unter Kontrolle. Jetzt setzte ich die Spitze des Messers hinter dem Opfer auf das Schneidebrett, so dass der Stahl gerade an den Fingernägeln hinab gleitet und ziehe die Klinge unbarmherzig schneidend herunter, bis das Messer auf dem Brett Klack macht. Messer wieder in Ausgangsposition. Jetzt ein dezenter Schubs mit dem Handballen: zwischen Schnittkante und Fingernagel-Phalanx entsteht eine neue Angriffslinie. Und wieder Klack! Die Messerhand macht dabei eine kreisende Rollbewegung. Wer den Ablauf drauf hat, tritt das Gaspedal durch. Klackedicklackklackklack. Das geht ganz gut mit Musik, aber besser etwas von der Sorte Red Hot Chilli Peppers oder Morbid Angel als irgend so ein Schmusekram.

Wir bleiben beim Messer. Es lohnt, bewusst die Klinge ein- und sich einmal mit dem Thema Schneiden auseinanderzusetzen. Ganz wichtig: schneiden, nicht drücken. Damit dieses elegante Werkzeug arbeiten kann, muss es gezogen oder gestoßen werden. Dann stellt sich die Frage, ob in der jeweiligen Situation die Spitze, die vordere Rundung oder der gerade hintere Teil am Griff bessere Dienste tut. Das ist doch eine wunderbar martialische Angelegenheit. Dabei gibt es hier nicht wirklich richtig und falsch. Erlaubt ist, was funktioniert und nicht nachhaltig gefährlich ist. Hier kann man einen Stil entwickeln. Wesentlich dabei: Viele Dinge gehen in der Küche viel schneller von der Hand, wenn man mit seinem Messer umgehen kann.

Koch-, Brat- und Backzeiten. Ich bin kein Freund von Minutenangaben. Wer schon einmal einen Braten im Ofen hatte, hat mit der relativen Sinnlosigkeit diesbezüglich exakter Aussagen Bekanntschaft gemacht. Es ist ein großer Unterschied, ob das gute Stück vom Schwein groß ist oder klein, welche Beschaffenheit das Material hat. Der Profiherd einer Großküche arbeitet anders als das mittelprächtige Durchschnittsteil in der aktuellen Mietwohnung.

Da gibt es eine hübsche Menge Dinge, die aus ein paar Quadratmetern einen ganzen Kosmos an Möglichkeiten generieren. Und dabei hat eigentlich alles in einer Küche Einfluss auf alles. Wir bewegen uns in einem herrlich komplexen Raum, der die Sinne fordert und Intuition schleift, der einmalig ist.

Hierin steckt wieder die Möglichkeit zu lernen. Bratenduft spricht zum Koch. Der Klang, wenn man mit dem Messerrücken auf die Kruste klopft, sagt eine Menge über den Zustand des Innenlebens. Und wenn aus der dritten abgeschnittenen Scheibe des Schweinebratens dann doch das Blut läuft, einfach spontan entscheiden, ob das gute Stück im Ganzen zurück in die Hitze wandert, oder – geht schneller – aufgeschnitten im Topf auf der Kochplatte mit der Soße vollendet.

Wenn etwas suboptimal läuft, ist Krisenmanagement und mitunter ein bisschen Phantasie gefragt. Retten kann man viel und bekommt mit jedem Mal ein bisschen mehr Gespür für die Sache. Nur die hasenfüßige Hausmann-Fraktion bleibt bei Nudeln mit Tomatensoße stehen. Wobei jetzt nicht im Geringsten etwas gegen Nudeln mit Tomatensoße gesagt sein soll, aber auch eine allgemeine Leibspeise gefährdet in geschlossener Abfolge nach dem dritten bis vierten Mittagessen den Familienfrieden.

Es gibt eine Sache in der Küche, die für mich Kochen erst zu dem macht, was es ist. In meiner Küche wird probiert. Die meisten Kinder fühlen sich dick gebauchpinselt, wenn sie gefragt werden. Das darf auch mal ein kleines Stück halbrohe Zwiebel sein. Echt, noch nicht ganz durch? Wenn der allzu mutige Probanski dann rumjault, gibt es eben ein Glas Wasser hinterher und Ruhe im Karton. Während des Kochens eine Nudel aus dem Topf. Die spricht wahr auf der Zunge. Da braucht es nicht irgendwelche kruden Tests. Aldente. Wunderschönes Wort. Zur allgemeinen Befriedung der hungrigen Meute muss bei mir auch der erste Pfannkuchen noch am Ort seiner Genese dran glauben. Wild in Fetzen gerissen und auf dem Fußboden sitzend verspeist. So etwas macht Spaß, so etwas macht Appetit. Und ja, man kann es auch übertreiben. Den Hunger heben wir uns für nachher am Tisch auf.

Hygiene ist hier die Grundlage. Bei rohen Eiern oder Geflügel ist natürlich die Grenze der Probierbarkeit überschritten. Aber bis dahin ist es ein weiter Weg. Einfach interessant, wie so ein erdig brauner Champion roh schmeckt, ein Stück Zucchini, ein Schwupps von dem neuen Olivenöl, das gerade aus dem Einkaufskorb leuchtet. Nicht nur für Kinder. Schon bevor der Topf auf der Platte steht, weiß solcherweis der Koch über seinen Rohstoff Bescheid.

Probieren heißt, sich heran tasten an ein Optimum. Einerseits entwickelt sich so über die Wochen, Monate und Jahre ein Gefühl für Qualität. Das finalisiert sich dann in einem dringenden Bedürfnis, genau dieses eine Stück Fleisch in der Auslage haben zu wollen. Warum? Kann ich nicht so genau sagen. Das schaut einfach gut aus. Andererseits haben wir im aktuellen Geschehen als Herr der Essensgenese ein fundiertes Wissen über den momentanen Zustand der Dinge. Ja, und Laune macht das außerdem, uns und den von Natur aus neugierigen Kindern sowieso.

Bei Mengenangaben ist die systemimmanente Unschärfe des Kochens ein Stück Freiheit und eine Möglichkeit für Experimente. Grundlegende Mengenangaben helfen dabei, dass die jeweilige Aktion nicht aus dem Ruder läuft. Aber es ist wirklich nicht so wichtig, ob jetzt im Pizzateig genau 400 Gramm Mehl stecken, oder ob noch ein halber Esslöffel mehr in die Schüssel rutscht. Hier zeigt sich auch der Vorteil, wenn man die Dinge in der Hand hat. Wenn es pappt, dann halt einfach noch ein bisschen Mehl dazu. Das hat der ambitionierte Kochlöffler schnell heraus. Wir zaubern ja nicht ein einzig entscheidendes Mal für die Angebetete, sondern täglich wieder für treue Abnehmer. Routine beruhigt und kommt hier schnell in das Geschäft.

So werden sich auch beim Kochen nach Rezept schnell Mengen verschieben. Ich unterschlage inzwischen ziemlich konstant zwanzig Prozent des irgendwo angegebenen Zuckers. Dieser Geiz verlegt die erkennbaren Aromen in einen anderen Sektor. Außerdem reduziert es auch das schlechte Gewissen, wenn man sich und seinen Kindern mal eine fett gezuckerte Freude bei der Initiation in die zentraleuropäische Café-Kultur gönnt.

Als Papa mit den Kindern im Café, das hat etwas. Nachmittags, noch weit genug weg vom Abendessen. Da ist man dann schnell eine stille Attraktion. An irritierten, abschätzenden, beobachtenden Blicken muss man als offen praktizierender Papa was aushalten. Interessant dabei: Wie viel Anerkennung da oft unerwartet auf einen lauert. Naja, der Rest schweigt.

Aber die reifere Dame lächelt schon mal über ihre Sahnecreme herüber. Wohlerzogen kommt gut. Die Kellnerin wundert sich vielleicht neidvoll schweigend, warum der jetzt schon wieder Urlaub hat, ist aber mit Geschirr und Nachbartisch hinlänglich beschäftigt. Wäre da noch der Mann im Anzug am Nebentisch. Der blickt nicht auf, rückt aber angstvoll sein Laptop weg und bearbeitet weiter das Touchpad. Ist das jetzt echt Solitär auf dem Schirm, oder was. Café ist herrlich, denn da gibt es was zu gucken. Für Papas selbstredend auch.