Das Inserat - Raymonde Graber - E-Book

Das Inserat E-Book

Raymonde Graber

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Beschreibung

Eine Schweizer Lovestory: Die junge Witwe Inge traut sich, eine Chiffre-Anzeige in einer Schweizer Zeitung aufzugeben. Daraufhin wird sie mit Briefen von einsamen Männern überflutet. Mit einigen wenigen trifft sie sich sogar - sehr zur Besorgnis ihrer Nachbarin. Denn nicht alle Männer suchen die große Liebe! Dennoch scheint Inge ihr Leben in den Griff zu bekommen. Oder ist romantische Liebe doch nur eine Utopie? Plötzlich geschehen merkwürdige Dinge im Umfeld der jungen Frau. Ist sie in Gefahr? Ein spannend-romantisches Abenteuer beginnt.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Edition Paashaas Verlag Autorin: Raymonde Graber-Schiltz Cover-Motiv: Susanne Praunegger Cover designed by Michael Frädrich © Copyright Edition Paashaas Verlag www.verlag-epv.de Printausgabe: ISBN: 978-3-96174-003-1

Edition Paashaas Verlag Autorin: Raymonde Graber-Schiltz Cover-Motiv: Susanne Praunegger Cover designed by Michael Frädrich © Copyright Edition Paashaas Verlag www.verlag-epv.de Printausgabe: ISBN: 978-3-96174-003-1

Impressum

Edition Paashaas Verlag Autorin: Raymonde Graber-Schiltz Cover-Motiv: Susanne Praunegger Cover designed by Michael Frädrich © Copyright Edition Paashaas Verlag www.verlag-epv.de Printausgabe: ISBN: 978-3-96174-003-1

Edition Paashaas Verlag Autorin: Raymonde Graber-Schiltz Cover-Motiv: Susanne Praunegger Cover designed by Michael Frädrich © Copyright Edition Paashaas Verlag www.verlag-epv.de Printausgabe: ISBN: 978-3-96174-003-1

Sehr spannend, was so ein INSERAT mit sich bringt.

Aber lesen Sie selbst, es beruht auf einer wahren Begebenheit. Die kriminellen Taten sind Fiktion, faktisch aber durchaus denkbar.

Alle Namen wurden geändert, sollte trotzdem ein bekannter Name auftauchen, ist es ungewollter Zufall.

Eine Haftung jeglicher Art wird abgelehnt.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.

Das Inserat

Vorwort

Inge war eine aufgestellte, junge, fröhliche Frau.

Sie ging gerne zum Tanzen und konnte sich über jede Kleinigkeit so richtig freuen.

Sie und Willi kannten sich schon, als sie noch im Sandkasten spielten.

An einem Waldfest saß die Dorfjugend zusammen, sie gaben Anekdoten aus ihrem Leben zum Besten. Als Willi erzählte, wie er die Inge vor einem Stier gerettet hatte, konnten alle nicht mehr aufhören zu lachen. Denn der Stier war eine Kuh gewesen, aber das wussten die beiden damals nicht. Willi hatte das Gatter schnell geöffnet, das Mädchen war wie ein Wiesel herausgeflitzt.

Der Korb mit den Wiesen-Champignons, welche sie gesammelt hatte, flog dem vermeintlichen Stier im hohen Bogen um die Ohren.

Außer Atem setzte sie sich am nächsten Baum in den Schatten, direkt auf einen Ameisenhaufen. An Ausruhen war dort natürlich nicht zu denken, denn diese kleinen Monster krabbelten schon über ihre Beine und bissen zu.

Die jungen Leute am Festtisch hatten ihren Spaß an den lustigen Geschichten.

Sanft erfüllten nun die Takte eines Tangos die laue Abendluft.

„Damenwahl“, ertönte eine Stimme aus dem Lautsprecher.

Inge verneigte sich vor Willi, welcher lachend ihre Hand nahm und mit ihr zum Tanzboden schritt. Sie legte den Kopf an Willis Schulter und er legte seine Arme um ihre Taille. Sie tanzten diesen Tango voller Leidenschaft.

Alles kam so plötzlich – wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Die Freunde verliebten sich ineinander, sie hatten das Gefühl, dass die Nacht ihnen ganz allein gehören würde.

Nur ein paar Monate später folgte eine wundervolle Märchenhochzeit.

Nach ein paar Jahren des großen Glücks geschah jedoch das Furchtbare, das Unwiderrufliche, das, womit niemand rechnet, wenn man so unsterblich verliebt ist ... Inges Ehemann Willi starb.

Kapitel 1

Dieses Inserat wurde vor etwa 30 Jahren aufgegeben.

*************************

Suche Mann mit Niveau.

Junge Witwe, 37 J. braucht eine

starke Schulter zum Anlehnen.

Chiffre Nr. ...

*************************

Inge Linzer veröffentlichte das Inserat in einer Schweizer Wochenzeitschrift unter einer Chiffre-Nummer, da sie ihren Namen vorerst nicht preisgeben wollte.

Der Tod ihres Ehemannes lag nun schon fast zwei Jahre zurück. Er starb einen für ihn leichten Tod, er erwachte einfach am nächsten Morgen nicht mehr.

In ihrem ganzen Leben war sie noch nie so geschockt gewesen, sie schrie jammernd: „Nein, nein, lass mich nicht allein, ich liebe dich doch, warum bist du einfach so von mir gegangen?“

Sie versuchte es mit Herzmassage.

Aber Willi wachte nicht mehr auf. Völlig erschöpft setzte sie sich auf das Bett und ließ ihre Tränen hemmungslos fließen. Ihre blonden Haare hingen ihr zerzaust ins Gesicht, als sie zusammengesunken, wie ein Häufchen Elend dort saß und ihren toten Mann anstarrte. Er sah aus, als ob er friedlich schlafen würde. Schwerfällig erhob sie sich, griff mit zittriger Hand zum Telefonhörer und rief ihren Arzt an. Vor der Haustür wartete sie auf ihn. Als der Doktor kam, konnte er nur noch den Tod ihres Ehemannes feststellen.

Er füllte den Totenschein aus und überreichte ihn Inge.

Mit einem Rezept gegen die seelischen Schmerzen konnte er allerdings nicht dienen.

Ihre befreundete Nachbarin half ihr bei den nun folgenden Laufereien, begleitete sie zum Bestatter und unterstützte sie vorbehaltlos bei den Vorbereitungen zur Beerdigung.

Inge verstand nicht, warum dann zwei Mitglieder vom Gemeinderat anklopften, sie kamen um Inventur zu machen. Warum diese Eile?

Es ging um die Kinder aus erster Ehe ihres Mannes, diese wollten erben. Ein Pflichtteil stand ihnen gesetzlich zu.

Es war einfach zu traurig, die Beisetzung von Willi hatte noch nicht mal stattgefunden.

Sie musste alle Rechnungen, welche noch nicht bezahlt waren und alle Wertsachen, welche ihnen gehörten, auf den Tisch legen.

Die Beamten gingen mit einem Notizblock durch das ganze Haus und notierten den Wert der Bilder, Stehlampen, Tisch und Stühle. Willi hatte die Quittungen von den gekauften Möbeln, welche die beiden mit viel Liebe ausgesucht und gekauft hatten, in einem Ordner eingeheftet, das war nun praktisch für das Inventar.

Sogar das Schlafzimmer wurde bewertet. Inge sah mit traurigen Augen zu, dort hatte, am Tag davor, ihr Mann noch im Bett gelegen.

Ihren Geburtstag hatten sie genau drei Tage vorher gefeiert.

Die wunderschönen Rosen, welche Willi ihr geschenkt hatte, ließen ihre Köpfe hängen.

„Wenn Sie etwas verschweigen, was das Vermögen betrifft, machen Sie sich strafbar“, wurde Inge belehrt.

Daraufhin holte sie noch das halb gefüllte Sparschwein – ihre Ferienkasse. Den Inhalt leerten die Beamten aus und zählten die Münzen. Einfach absurd. Die gesparte Summe von mehr als dreihundert Franken wurde in das Inventurformular eingetragen. Wie von weit her drangen die Männerstimmen zu ihr durch. Als diese endlich das Haus verließen und sich verabschiedeten, sank ihre Traurigkeit noch einige Stufen tiefer.

Ein Kollege ihres Mannes rief an: „Wo bleibt Willi denn? Wir sind verabredet.“

Inge brachte zuerst keinen Ton hervor, dann sagte sie ihm, mit monotoner Stimme: „Mein Mann kann nicht kommen, er ist tot.“

Sprachlosigkeit am anderen Ende der Leitung. „Mein Beileid“, stotterte der Kollege dann verwirrt.

An der Beisetzung von ihrem Mann Willi nahmen ein paar Tage später sehr viele Menschen teil. Der Pfarrer sprach tröstende Worte, diese verstand sie nur halb, wie durch einen Nebelschleier hindurch.

Willi war in so einigen Vereinen aktiv dabei gewesen. Der Fahnenträger der Feuerwehr ließ die Vereinsfahne sich dreimal über das Grab verneigen.

Totenstille – auf dem ganzen Friedhofsgelände.

Inge hatte sich bis jetzt gut im Griff, sie hatte schon zu viel geweint, aber nun schossen wieder bittere Tränen hervor, die Handlung des Fahnenträgers ging ihr durch und durch.

Die Rente war mager, welche die Witwe, endlich nach einigen Monaten erhielt.

Ihr Mann hatte vor ein paar Jahren eine Lebensversicherung abgeschlossen, als ob er eine Vorahnung gehabt hätte. Dieses Geld konnte sie nun gut gebrauchen, sie gab diese Summe für die Erben aus.

Der Arzt hatte Inge krankgeschrieben, sie war einfach nicht in der Lage, ihre Arbeit wieder aufzunehmen.

Nun war sie ganz allein, ihre große, einzige Liebe war nicht mehr am Leben. Sie brachte oft frische Blumen auf das Grab, dort stand sie dann unter Tränen, mit hängenden Schultern, und sah zu, wie die weiße Trauerkerze herunterbrannte, die sie angezündet hatte.

“Wir entbieten unser tiefstes Mitgefühl.“

Das stand fast auf jeder Trauerkarte geschrieben, welche sie bekommen hatte.

Oder: “Die Zeit heilt – viel Kraft.“

„Ich bin nicht so sicher ob ich die Kraft habe, ob mein Herz den Schmerz erträgt“, flüsterte sie, als sie die Trauerkarten las. „Was meinen die Leute eigentlich damit? Die Zeit heilt.“ Sie verstand es nicht so genau.

Das Leben ging trotzdem weiter, es blieb ja nichts anderes übrig, krass gesagt. Inge bekam immer mehr das Gefühl ein Roboter zu sein, sie funktionierte nur noch. Ihr fehlte Zärtlichkeit und Liebe. Niemand war da, welcher sie umarmte, so wie früher.

Alle Feste, die sie und Willi jedes Jahr gemeinsam mit Freunden zusammen gefeiert hatten, brachten sie in ein tiefes Loch der Traurigkeit.

Vor allem an Weihnachten, wenn alle Menschen fröhlich mit Geschenken durch die Straßen eilten, die sie für ihre Liebsten eingekauft hatten, fehlte ihr der geliebte Ehemann.

Sehr oft wurde sie von Kollegen eingeladen, aber sie hatte keine Lust ohne Begleitung auf Feste zu gehen. Ihre Freundinnen kamen am Anfang der Trauer auch oft zu Besuch, um sie zu trösten. Aber jede von ihnen hatte eine eigene Familie zu Hause. Niemand hatte Zeit. Die Besuche wurden immer seltener.

Ein guter Freund ihres Mannes ließ sich einmal bei ihr blicken. Gegen eine freundschaftliche Umarmung hatte sie nichts einzuwenden, aber er verwechselte “Trost spenden“ mit Grapschen. Sie saßen auf dem Sofa, er legte seine Hand auf ihre Knie und fuhr damit immer höher ihre Beine hinauf. Inge war wie gelähmt und entsetzt darüber, ihre traurigen Augen ließen ihn jedoch schnell begreifen – er nahm seine Hand etwas unbeholfen zurück.

Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ausgerechnet gute Freunde so gemein und taktlos sein konnten.

Schon sehr bald hatten alle Menschen in ihrem Freundeskreis vergessen, was geschehen war.

Inge war sehr einsam in dem großen Haus, das ihr Mann für sie gekauft hatte. Ihre Nachbarin war die einzige Freundin, welche öfters zu ihr rüberkam, wenn sie sich im Garten auf dem Liegestuhl ausruhte. Oder auch sonst, einfach auf einen Kaffee. Mit ihr konnte sie sich wie mit einer Schwester unterhalten.

Die junge Witwe hatte keine Verwandten mehr, aber sie hatte gelernt, das Leben zu meistern.

Momentan war sie allerdings ziemlich mutlos.

Kapitel 2

Eine Woche war nach dem Erscheinen des Inserats in der Wochenzeitschrift vergangen, das Inge aufgegeben hatte.

Etwas müde und abgespannt kam sie nach Büroschluss nach Hause. Wie jeden Tag schloss sie den Briefkasten auf, um die Tageszeitung heraus zu nehmen.

Ein dicker, gelber Umschlag rutschte ihr entgegen, er enthielt Briefe vom Zeitschriftenverlag. Sie sah zum Himmel auf und flüsterte: „Du bist mir hoffentlich nicht böse, mein über alles geliebter Willi?“

In dem Moment kam die Sonne hinter einer Wolke hervor, sie deutete es wie ein Zeichen von oben. Einen Moment schloss sie geblendet die Augen, dann lächelte sie.

Willi möchte, dass ich jemand finde, der mich beschützt, da bin ich mir sicher, dachte sie nun zufrieden.

Sie kochte sich zuerst eine Kleinigkeit zum Essen, konnte aber den Briefumschlag nicht mehr aus den Augen lassen, immer wieder warf sie schielende Blicke darauf.

Energisch erhob sie sich nun vom Stuhl, stellte das benutzte Geschirr in die Spülmaschine, nahm das Glas Rotwein mit hinüber zu ihrem bequemen Sessel und öffnete gespannt den dicken Umschlag. Eine Menge Briefe in verschiedenen Größen und Farben leerte sie auf dem Glastisch aus.

„Schon erstaunlich, da bin ich ja mal gespannt“, murmel-te sie und öffnete vorsichtig den ersten Brief.

Auf rosarotem Briefpapier stand geschrieben:

Hallo, liebe Unbekannte,

ich möchte dich gerne kennenlernen.

Hm, dachte Inge, der schreibt einfach DU,

noch nie etwas von Manieren gehört?

Gespannt las sie aber weiter.

Ich wohne im Kanton Nidwalden,

bin stolzer Landwirt.

39 Jahre alt, I75 cm groß.

Ich lege ein Foto bei ... Bei Nicht-Interesse,

bitte retournieren.

Hier schreibe ich dir meine Telefonnummer auf ...

Melde dich einfach. Dein Fred

Lange betrachtete sie das Foto in ihrer Hand.

Fred hatte es sorgfältig zwischen zwei Kartons gelegt, damit das Bild keinen Knick bekommen sollte.

„Na ja, das Foto hatte er sicher schon öfters verschickt“, überlegte sie laut. „Bei einem Landwirt ist man wahrscheinlich gut aufgehoben, er hat bestimmt das Herz auf dem rechten Fleck, ich kann mir das ja noch überlegen, allerdings habe ich keine Ahnung von der Arbeit auf einem Bauernhof.“

Sie steckte den Brief wieder in den Umschlag zurück und nahm den Nächsten zur Hand.

Meine Liebe,

Ihr Inserat hat mich sehr angesprochen.

Im Moment befinde ich mich im Gefängnis,

ich werde aber in drei Wochen entlassen.

Bitte, bitte, schreiben Sie mir, ich weiß nicht wohin

ich gehen soll, wenn ich hier herauskomme.

Ich bin sehr verzweifelt.

Helfen Sie mir.

Freundliche Grüße

Mario ...

Sie trank einen Schluck Wein, an dem sie sich verschluckte. Sie hustete eine ganze Weile.

„Mein Gott, was denkt der sich, schreibt nicht einmal, warum er im Knast sitzt, wer weiß, vielleicht hat er einen Mord begangen? Das kann ja heiter werden.“

Sie erschauderte, angelte sich einen anderen Brief aus dem Haufen.

Der Mann schrieb per Schreibmaschine:

Liebe Unbekannte,

Mein Name ist Heinz ...

Hobby: Briefmarkensammeln.

Bin seit drei Jahren geschieden und

möchte eine Frau fürs Leben kennenlernen.

Könnten wir uns treffen?

Hier meine Telefonnummer und Adresse ...

Freundliche Grüße

„Oh, oh, das kann ich fast nicht glauben, das hat ja mein Nachbar geschrieben“, rief sie erschrocken, aber auch etwas belustigt. Sie überlegte krampfhaft, aber sie konnte sich nicht erinnern, dem Mann schon mal begegnet zu sein. „Der muss erst kürzlich in eine Mietwohnung eingezogen sein“, murmelte sie.

Daraufhin trank sie ein weiteres Schlückchen Wein aus dem fast leer gewordenen Glas. In letzter Zeit ertappte sie sich oft dabei, dass sie laut mit sich selbst redete.

„Hm, soll ich ihn anrufen? Ich muss ja nicht sagen, wo ich wohne.“

Sie wagte es einfach.

Eine angenehme Stimme meldete sich.

Inge wusste gar nicht richtig, was sie eigentlich sagen wollte, aber da sie ein wenig beschwipst war, ließ sie ihrem Mundwerk freien Lauf. Sie verriet sogar ihre Adresse. Beide lachten, als er verstand, dass sie nur einen Steinwurf voneinander entfernt wohnten, zufällig in derselben Straße.

„Kommen Sie doch rüber, meine Briefmarkensammlung besichtigen“, sagte er spontan. Sie sah auf die Uhr.

„Ach, es ist schon spät, aber morgen nach Feierabend könnten wir uns treffen. Wie wäre es denn bei mir im Garten? Ich habe dort einen gemütlichen Sitzplatz.“

„Einverstanden, ich komme gern“, freute sich Heinz, „dann bis morgen, gute Nacht, Frau Nachbarin.“

„Gute Nacht.“

Es war ein lauer Abend, Inge zündete die Kerze im Windglas an. Sie hatte ein paar belegte Brötchen bereit-gestellt und eine Flasche Weißwein wartete im Kühlschrank auf den Besucher.

Ihre Freundin Elis grüßte und winkte aus ihrem Garten nebenan. Inge konnte nicht anders, sie erzählte ihr von dem Inserat und dem Besuch, den sie erwartete.

Elis prustete los: „Das ist doch ein Witz, oder? Ich kann es fast nicht glauben, du machst aber auch Sachen.“

Ihr Gespräch wurde durch das Läuten der Türglocke unterbrochen. Inges Herz klopfte nun doch etwas schneller vor Aufregung.

Heinz stand vor der Tür, er sah sie an und grüßte höflich.

„Guten Abend, Frau Nachbarin, das ist ja eine Überraschung, Sie wohnen ja wirklich nur um die Ecke. Ich habe keine Blumen mitgebracht, aber ich hole das nach“, sagte er schmunzelnd. Dann begleitete er Inge zum Sitzplatz.

Er sieht meinem Mann etwas ähnlich, dachte sie beeindruckt.

„Schön, dass Sie gekommen sind, ich mag Blumen, in meinem Garten habe ich einige Sorten angepflanzt, wie Sie sehen ... Bitte nehmen Sie doch Platz, was darf ich zum Trinken anbieten?“, fragte sie fröhlich. „Eine Flasche Weißwein aus der Region habe ich kaltgestellt, oder möchten Sie lieber etwas anderes trinken?“

„Besser keinen Alkohol, könnte ich einen Kaffee bekommen?“, fragte er.

„Klar, dann prosten wir eben mit Kaffee, denn ich muss morgen früh aufstehen, Wein macht müde, das geht ja gar nicht.“

Sie unterhielten sich ausgezeichnet über alles Mögliche, schnell waren sie beim Du angelangt.

„Was hast du denn für Hobbys?“, wollte Heinz wissen. Erstaunt sah sie ihn an.

„Hm, meine Hobbys? Mein Garten, das Haus, meine Arbeit.“

Er grinste: „Ich meine doch ein richtiges Hobby, wie Skifahren, Wandern oder irgendetwas, was Spaß macht.“

„Dazu fehlte mir immer die Zeit“, meinte sie kleinlaut, „ist das denn so wichtig? Meine Arbeit macht mir wirklich Spaß.“

„Okay, ich verstehe das.“ Er sah auf die Uhr. „Es ist spät geworden, entschuldige, Inge, ich muss morgen auch früh raus, ich melde mich am Sonntag. Dann könnten wir in den Tierpark fahren, was meinst du dazu?“

„Ja, sehr gern, ich war schon lange nicht mehr dort. Eine wirklich tolle Idee, dann bis Sonntag, ich freue mich.“

Zum Abschied reichte er ihr die Hand. Er hatte einen festen Händedruck, seine Ausstrahlung imponierte ihr sehr.

Am Sonntag spazierte sie mit ihrem Nachbarn gemütlich im Tierpark umher. Sie bewunderten das Verhalten der Tiere und genossen die Natur. Heinz knipste ein sehr schönes Foto von ihr, mit einem Löwen im Hintergrund, der erstaunt hinter dem Gitterzaun zu ihnen herübersah.

Inge fühlte sich geborgen und zufrieden wie schon lange nicht mehr.

„Das nächste Mal musst du mich besuchen“, forderte Heinz mit sprühendem Blick und sah seine Begleiterin etwas verliebt an.

Die Röte stieg ihr ins Gesicht, als er sie zum Abschied einfach küsste. Inge hatte sich nicht dagegen gewehrt, es fühlte sich gut an.

An einem Samstag rief Heinz an: „Hast du Zeit, kommst du heute Abend zu mir? Etwa so um achtzehn Uhr? Ich muss die ganze Zeit an dich denken.“

„Gut, ich werde pünktlich sein“, versprach sie.

Hm, der denkt an mich, wie nett, dachte sie freudig.

Etwa zwanzig Minuten später rief er wieder an: „Hast du mich vergessen?“

„Nein, nein, ich komme rüber, wie abgemacht“, erwiderte Inge amüsiert. Sie erledigte zuerst ihre Hausarbeit, dann ging sie gemütlich zum Nachbarhaus hinüber.

Als er auf ihr Läuten nicht öffnete, ging sie vorsichtig in freudiger Erwartung in die Wohnung hinein, denn die Tür war nur angelehnt.

Heinz saß in sich zusammengesunken auf dem Sofa, bekleidet mit einem zerknitterten Pyjama, neben ihm stand das Telefon. Er schlief, tief und fest und schnarchte so laut wie ein Sägewerk, mit einigen merkwürdigen Atem-Aussetzern. Inge schüttelte ihn leicht, aber er wachte nicht auf, sie erschrak zutiefst. Dann wäre sie beinahe über eine leere Wodka-Flasche gestolpert, welche etwas versteckt am Boden lag.

„Der ist betrunken, wie krank ist das denn?“, flüsterte sie erschrocken, „bei seinem Besuch bei mir wollte er nichts trinken und nun ist er weggetreten.“

Sie sah sich kurz in der kleinen Wohnung um.

Ein rundes rotes Bett stand in der Mitte vom Studio.

Wow, das war bestimmt ein günstiges Ausstellungsmöbel, darin würde ich nicht schlafen können, dachte sie.

Über dem Bett hing ein etwas Angst machendes, großes Samurai-Schwert. Einige Alben lagen ausgebreitet auf dem Tisch.

„Wahrscheinlich ist das die Briefmarkensammlung, die er mir zeigen wollte, es war also doch keine Masche von ihm. Aber, der gute Heinz hat anscheinend ein gewaltiges Problem“, überlegte sie halblaut.

Das Radio war eingeschaltet, über dem Sender lief nun ein bekanntes Schlagerlied, gesungen von Edith Piaf. “Non, je ne regrette rien ...“

Inge bedauerte es sehr, dass sie in dem Studio von Heinz herumstand. Ihr Herz zog sich krampfartig zusammen. Sie warf noch einen letzten, mitleidigen Blick auf den Mann, dann verließ sie die Wohnung.

Zu Hause braute sie sich einen Tee, um ihre Nerven etwas zu beruhigen. „Dumm gelaufen, ich hatte mich fast verliebt, das kann ich selber kaum glauben“, flüsterte sie traurig. Ihr Selbstbewusstsein sank in den Keller. Sie legte eine alte Schallplatte auf, mit entspannender Musik. Es beruhigte etwas. Danach ging sie zu Bett, aber sie hatte entsetzlich schlimme Träume. Jemand fuchtelte andauernd mit einem Schwert vor ihrer Nase herum. Sie war froh, als sie aufwachte.

Am Sonntag früh stand Heinz bei ihr auf der Matte.

„Mein Auto wollte zu dir“, sagte er, „warum bist du denn gestern nicht gekommen?“

„Ach, du hast dein Auto dabei, wegen der paar Schritte? Ich war gestern Abend bei dir in der Wohnung, sogar fünf Minuten zu früh, aber du hast tief und fest geschlafen, das fand ich merkwürdig, du hattest doch ein paar Mal angerufen, damit ich es nicht vergessen sollte.“

Er sah sie ungläubig an, wollte es nicht wahrhaben.

„Ich hatte mir vorgestellt, dass du bei mir schläfst“, meinte er dann unschuldig blickend.

„Jeder kann sich mal irren“, sagte Inge patzig. Der Ton in ihrer Stimme machte ihn stutzig.

---ENDE DER LESEPROBE---