Lara - Raymonde Graber - E-Book

Lara E-Book

Raymonde Graber

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Beschreibung

In den Fängen eines Psychopathen ... Erleben Sie mit, wie ein einzelner Mensch durch seine erschütternden Wahnvorstellungen und mit Hilfe von skrupellosen Kriminellen zum Täter und Opfer zugleich wird. Und immer wieder werden Sie sich fragen: Lara - wo bist du? Ein Thriller zwischen düsteren Rachegelüsten und Familienglück.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Personenübersicht:

Lebensphilosophie ©Raymonde Graber-Schiltz

Impressum

Edition Paashaas VerlagAutorin: Raymonde Graber-SchiltzCover-Motiv: Jazmina Szilivová – Illya Art Cover designed by Manuela Klumpjan Lektorat: Harry Michael Liedtke, Manuela Klumpjan Printed: BoD, Norderstedt © Copyright Edition Paashaas Verlag www.verlag-epv.de Printausgabe: ISBN: 978-3-945725-30-6

Die Handlung des Romans ist frei erfunden.

Sollte ein Ereignis oder ein Name im Buch erscheinen, welches bzw. welcher auf jemanden zutrifft, ist das ungewollter Zufall. Die Haftung jeglicher Art wird abgelehnt.

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.

Lara

Mein Dank vorab:Herzlichen Dank an meine liebe Verlegerin Manuela Klumpjan und an alle Mitarbeiter des Edition Paashaas Verlags. Ohne euch wären meine Bücher nie auf dem Büchermarkt erschienen.

Lieben Dank an meinen Lebenspartner,

der mir so manche Hausarbeit abgenommen hat,

damit ich in Ruhe schreiben konnte.

Ich bedanke mich natürlich ganz herzlich bei allen meinen treuen Leserinnen und Lesern. Ich wünsche euch gute Unterhaltung!

Ihr seid einfach spitze!

Personenübersicht:

Lara Blum

Nic Blum

Lily (Freundin)

Tristan Malba (Gangster und Entführer)

Larissa (Prostituierte)

Rose (Prostituierte)

Uli (Gangster)

Kommissar Palm

Bea (Flugbegleiterin)

Vanessa (Schwester von Lara)

Bill (Schwager von Lara)

Elias (Adoptivsohn)

Jennifer (Nachbarin und Freundin)

Mrs. White (Tante von Elias)

George (Detektiv)

Jo (Gangster)

Jan (Gangster)

Marc (Mordopfer)

Herr Maier (Mordopfer)

1

Der Abend war schon angebrochen. Draußen war es kalt und nass, aber Lara hatte so richtig Lust im Regen spazieren zu gehen.

„Bei dem Wetter schickt man doch keinen Hund auf die Straße!“, murrte ihr Mann Nic. Aber sie stand schon mit Mantel und Stiefel bekleidet an der Tür.

„Ciao, Schatz, lass dich nicht stören, ich bleibe nicht lange weg!“

Sie warf ihm fröhlich eine Kusshand zu und verschwand.

Sie hatten gar keinen Hund, sondern eine Katze, die lag friedlich schlafend in ihrem Körbchen und schnurrte vor sich hin. Nic Blum saß ganz entspannt auf dem Sofa und schaute sich im Fernsehen einen sehr spannenden Krimi an. Den smarten Schauspieler mochte er in der Rolle des Hauptkommissars, der spielte die Rolle im Film so authentisch, dass man das Gefühl bekam, beim ganzen Geschehen live dabei zu sein.

Während der Werbepause holte Nic ein Bier aus dem Kühlschrank. Er war der Meinung, dass er sich einen Schluck Gerstensaft zum Feierabend verdient hätte. Es war Wochen-ende – da wurde sowieso meistens länger geschlafen im Hause Blum.

Nach dem Brunch am Morgen machte er gewohnheitsmäßig mit Lara zusammen einen gemütlichen Einkaufsbummel durch die Stadt Zürich. Das war so eine Art Tradition geworden bei ihnen.

Sehr oft, bei schönem Wetter und wenn seine Zeit es erlaubte, ging Nic Blum in seinen Garten und pflegte die Rosen, welche er vor Jahren gepflanzt hatte. Auch wuchsen noch mehrere verschiedene, wunderschöne Blumen in seinem kleinen Paradies.

Er war eben ein richtiger Blumenfreund, der seinem Namen alle Ehre machte. Der Vorgarten wurde von allen Leuten, die vorbeigingen, bewundert und bestaunt. Das freute ihn und er war mächtig stolz auf sein Fleckchen Erde.

Der spannende Krimi im TV ging dem Ende entgegen. Nic hatte schon vermutet, dass der muskulöse Kerl im Film, der Mörder sein könnte und hinter Gittern landen würde. Der Film war klasse. Nun er sah auf die Uhr.

„Wo bleibt bloß Lara?“, murmelte er. Er nahm sein Handy zur Hand, und genau in dem Moment kam eine SMS, die beruhigte ihn etwas. Da stand kurz und bündig geschrieben: „Ich übernachte bei meiner Freundin.“ Er schrieb zurück: „Okay, meine Liebe, dann grüße Lily von mir!“

Nic machte ein etwas säuerliches Gesicht. Er fragte sich, aus welchem Grund seine Frau nun eigentlich bei ihrer Freundin blieb?

Er nahm an, dass Lily gemeint war, denn seine Frau verstand sich mit ihr wie mit einer Schwester.

„Eigentlich schreibt Lara doch sonst etwas mehr Informa-tionen“, murmelte er. „Aber vielleicht geht es ihrer Freundin nicht gut und sie braucht jemanden, der sie tröstet.“

Alles würde sich erst am Sonntagmorgen aufklären, er machte sich keine unnötigen Gedanken darüber. Seine Frau war immer hilfsbereit, sie würde ihr letztes Hemd hergeben, wenn es sein müsste. Sie wurde auch sehr von ihren Freunden bewundert, denn Lara ging viermal in der Woche ins Pflegeheim und besuchte dort alte Menschen, welche keine Familie mehr hatten. Oft fuhr sie mit Behinderten per Rollstuhl am See entlang. Die betagten Leute waren glücklich, wenn Lara kam, sie war ihr Sonnenschein.

Nic beschloss, nun schlafen zu gehen. Das Bier hatte ihn richtig müde gemacht. Er gähnte, während er die Treppe zum Schlafzimmer hinaufstieg.

Als das Telefon am Morgen läutete, schlief er noch. Am liebsten hätte er den Hörer gar nicht abgenommen. Da aber seine Frau noch nicht zurückgekommen war, machte er sich plötzlich große Sorgen, zumal er einen furchtbaren Alptraum gehabt hatte.

Kein Mensch meldete sich, als er erwartungsvoll Hallo grummelte. Er hörte nur ein Rauschen in der Leitung. Wahrscheinlich falsch verbunden. Kopfschüttelnd schlurfte er in die Küche, Richtung Kaffeemaschine.

Er griff nach seinem Handy und simste seiner Frau Lara einen Guten-Morgen-Gruß.

Es kam aber keine Antwort. Ungläubig starrte er eine Zeitlang das Handy an.

Ihm ging durch den Kopf, wie er seine Frau kennengelernt hatte. An einer Tankstelle hatten sie sich getroffen. Es war zu lustig gewesen, denn sie waren sich sozusagen in die Arme gelaufen. Er hatte in den Shop hineingehen wollen, um das Benzin zu bezahlen, welches er gerade getankt hatte. Lara war in dem Moment herausgekommen, beide hatten gelacht, als sie sich berührt hatten. Ein zur Hoffnung Anlass gebender Erstkontakt. Er hatte sich entschuldigt, sie dann höflich zu einem Kaffee eingeladen.

Beide tankten oft an diesem Ort, wie sich bei ihrem Small Talk herausstellte, sie hatten sich einander vorgestellt und über das Wetter geredet – sich dann aber wieder aus den Augen verloren.

Wie das Leben so spielt, hatten sie sich einen Monat später wiedergetroffen und zwar in einer Kunstausstellung. Beide hatten ein Gemälde fürs Wohnzimmer gesucht. Nic schmunzelte, als er daran dachte, denn sie hatte genau das gleiche Kunstwerk kaufen wollen wie er. Dann war alles anders gekommen. Sie verliebten sich ineinander, es war wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Liebe auf den zweiten Blick ... Sie brauchten nun nicht mehr um das Bild zu feilschen. Nic kaufte es.

Nur kurze Zeit später hatten sie geheiratet. Ihre Hochzeit war einfach traumhaft gewesen. Er sah Lara in Gedanken vor sich, wie sie ihn angelacht hatte. Sie hatte wunderschön ausgesehen in ihrem schneeweißen Kleid und mit dem langen, dunklen, lockigen Haar. Er sah im Geist vor sich, wie er mit Lara tanzte. Sie schwebte in seinen Armen über das Parkett, so elegant und so voller Grazie ...

Das moderne Kunstwerk, gemalt in natürlichen Regenbogenfarben, hing nun in ihrem gemeinsamen Wohnzimmer und verschönerte die Wand hinter dem gemütlichen Sofa aus Alcantara-Leder.

Dass Nic Blum fast fünfzehn Jahre älter war als seine Frau, war nie ein Problem gewesen, sie liebten sich leidenschaftlich und vertrauten einander bedingungslos. Sie waren das perfekte Liebespaar. Das war auch die Meinung all ihrer Freunde.

Die Katze holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Sie miaute und schlich um seine Beine herum, sie wollte ihr Fressen haben. Er streichelte sie kurz. Ganz automatisch stellte er ihr den gefüllten Napf auf den Boden.

Es wurde Mittag, aber Lara meldete sich nicht. Er rief nun bei ihrer Freundin an, er wolle mit seiner Frau sprechen. Lily war erstaunt.

„Lara war gestern nicht bei mir, warum fragst du?“

Nic erschrak, sein Herz klopfte so wild gegen seine Brust, dass es ihm weh tat.

Das ist doch nicht möglich, ich habe offenbar wieder einen Alptraum, ich muss aufwachen, ging es ihm durch den Kopf. Er hatte seine zweite Tasse mit Kaffee in der Hand. Diese rutschte ihm vor Schreck zu Boden und die heiße, schwarze Brühe verbrannte seine nackten Füße, während die Scherben klirrend auseinanderflogen. Er schrie auf vor Schmerz.

„Nic, was ist denn los?“, fragte Lily am anderen Ende der Leitung.

„Ach, mir ist die Kaffeetasse aus der Hand gerutscht!“

Er erzählte ihr von der SMS am Abend. Nun war auch sie sehr besorgt, sie begriff dieses Verschwinden nicht.

Warum bloß hat Lara ihrem Mann geschrieben, dass sie bei mir übernachten würde?, dachte Lily aufgeregt. Ein anderer Mann war bestimmt nicht im Spiel. Lara liebte ihren Nic immer noch wie am ersten Tag ihrer Ehe. Das wusste Lily genau. Die beiden waren schon fast neun Jahre ein glückliches Ehepaar.

Nic und Lily überlegten nun krampfhaft, was sie tun könnten, um Lara zu finden. Schweren Herzens meldete er seine Frau bei der Polizei als vermisst. Lily fragte sorgenvoll in jedem Krankenhaus in der Umgebung nach, aber nirgends war eine Frau Blum eingeliefert worden. Er klapperte alle Bekannten und Freunde ab, niemand hatte Lara gesehen oder etwas von ihr gehört. Sie blieb vom Erdboden verschwunden.

Nic ging selbst auf die Suche. Er ging den Waldweg am Stadtrand entlang – den Weg, den sie oft gemeinsam gingen. Er hoffte, sie zu finden. Vielleicht ist sie gestolpert und kann nicht aufstehen. Aber dann kam die SMS ihm wieder in den Sinn.

„Mein Gott, Lara, wo bist du?“

Es tönte wie ein Hilferuf, als er das laut und verzweifelt in den Wald hineinschrie. Sogar die lustig pfeifenden Vögel hielten einen Moment inne. Die plötzliche Stille war erschreckend, es fühlte sich an, als wenn die ganze Erde sich nicht mehr drehen würde. Aber das Leben ging trotzdem weiter.

Nach zwei schlaflosen, bangen Nächten wurde es Montag. Nic Blum musste ins Büro. Er war Direktor einer Bankgesellschaft. Allerdings konnte er sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren, in seinem Kopf drehte sich alles um Lara. Ein jüngerer Mitarbeiter wurde von ihm beauftragt, seinen Platz vorläufig zu übernehmen. Keine optimale Wahl, aber der Vizechef hatte Urlaub.

„Danke, Herr Blum, für das Vertrauen in mich, ich werde Sie bestimmt nicht enttäuschen.“

Der junge Mann schüttelte ihm mitfühlend die Hand. Nic sah zum Fenster hinaus und grübelte. Immer wieder sah er Lara vor sich, wie sie ihm eine Kusshand zuwarf, bevor sie verschwunden war.

Am Mittag kam Lily vorbei, sie sah es ihm schon von Weitem an, dass die Sorge ihn fast umbrachte. Sie konnte ihn überreden, mit ihr zum Essen zu gehen, denn er sah aus, als würde er jeden Moment zusammenklappen.

Während sie lustlos eine Kleinigkeit aßen, überlegten die beiden, was sie noch tun könnten, um Lara zu finden. Lily machte den Vorschlag, das Fernsehen zu informieren. Nic war einverstanden. Und auch damit, dass Lily ein Foto von Lara, zusammen mit einer Vermisstenanzeige, an verschiedene Tageszeitungen mailte.

Schon im Abendblatt erschien die Suchanzeige auf der ersten Seite, aber es kam leider kein positives Feedback. Der Schweizer Fernsehsehsender brachte auch eine Meldung in den Nachrichten.

Viele Freunde riefen nun an, um zu fragen was geschehen sei. Sie hatten Mitleid, aber niemand wusste etwas zu berichten, was weiterhelfen konnte. Anscheinend hatte kein Mensch Lara an diesem verregneten Samstagabend gesehen.

„Warum ruft denn kein verdammter Erpresser an?“, zischte Nic durch die Zähne, denn nun glaubte er an eine Entführung. Obschon er sich das fast nicht vorstellen konnte, denn so reich war er nun auch wieder nicht. Die Ungewissheit quälte ihn. Er hatte das Gefühl, den Herzschmerz nicht auszuhalten. Darum rief er bei seinem Arzt an, denn er brauchte ein Medikament zum Beruhigen, falls das überhaupt half, in seinem Zustand. Er war so aufgedreht wie eine Taschenuhr. Oder besser gesagt: Er war überdreht wie eine Taschenuhr deren Feder bald zerspringen würde.

Hauptkommissar Palm übernahm den Fall. Er war geschieden, seine Exfrau hatte den Druck nicht ertragen, denn sehr oft musste ihr Mann mitten in der Nacht zu einem Fall. Für seine Frau Gemahlin war es schwierig gewesen, fast immer allein zu sein. So hatten sie sich wieder getrennt, nach zwei Jahren Ehe. Es gab nichts zu ändern an ihrem Schicksal, sie hatten sich auseinander gelebt.

Kommissar Palm hatte bis jetzt noch jeden Fall gelöst, aber nun war er ziemlich ratlos.

„Habt ihr vielleicht Feinde in eurem Bekanntenkreis?“, fragte er.

Nic schüttelte den Kopf.

„Nein, nicht dass ich wüsste.“

Der Kommissar bat um die Erlaubnis, das Haus durchsuchen zu dürfen. Dort war wie erwartet kein Hinweis zu finden, aber Palm wollte nichts unversucht lassen. Manchmal waren es nur Kleinigkeiten, welche ihn auf eine Spur führten.

Er hatte den Polizeihund Rex mitgebracht. Ein Halstuch von Lara, welches in der Garderobe hing, borgte er sich aus. Er hielt es dem Hund unter die Nase, damit der daran schnüffeln konnte. Der Schäferhund hatte mit seiner Spürnase schon oft geholfen, ein Verbrechen aufzuklären. Natürlich redete Palm nicht von einem Verbrechen, er wollte Nic nicht noch mehr aufregen. Er war sich auch ganz sicher, dass Nic nichts mit dem Verschwinden seiner Frau zu tun hatte.

Er suchte nun mit ein paar Beamten und dem Polizeihund die ganze Umgebung ab. Im nahe gelegenen Park machte Rex vor einer Sitzbank halt, er schnüffelte herum. Palm suchte nach Spuren, aber dort war nichts Auffälliges zu entdecken.

Eine logische Erklärung war, dass Lara sich wahrscheinlich irgendwann dort ausgeruht hatte, denn sie ging sehr oft allein durch den schönen Park. Palm ließ Taucher in dem Weiher suchen, die Enten schnatterten wie wild. Zwei schwarze Schwäne sahen interessiert zu. Trauerschwäne, dachte der Kommissar resigniert. Ein Ergebnis gab es nicht. Eigentlich war es ein gutes Zeichen dass man im Weiher keine Leiche entdeckt hatte. Nur Müll fand sich in dem Gewässer, welchen manche Leute achtlos ins Wasser geworfen hatten.

Der Kommissar ließ nun das Telefon, mit dem Einverständnis von Nic Blum, überwachen. Nic hatte mehrmals das Handy seiner Frau angerufen, das war aber nicht mehr in Betrieb. Es war tot, eine Antwort bekam er nicht. Es war eine kleine Hoffnung gewesen, welche sich nun quasi in Luft auflöste.

Jedes Mal, wenn ein Anruf kam, von einem Bekannten oder sonst jemandem, zuckte Nic zusammen wenn der Klingelton ertönte. Aber kein Erpresser meldete sich. Er versuchte wieder zur Arbeit zu gehen, er musste einfach stahlhart sein. Er befürchtete, dass er sonst den Verstand verlieren würde. Die Tage vergingen mühsam, schleppend, in banger Hoffnung ...

Seine geliebte Frau blieb spurlos verschwunden.

2

Lara ging tatsächlich in den kleinen Park. Sie hatte die Kapuze von ihrem Mantel über den Kopf gezogen und den Kragen hochgeschlagen. Der Regen peitschte ihr ins Gesicht, sodass ihr die Luft fast weg blieb, da entschloss sie sich, wieder umzukehren. Aber ein paar Kieselsteine lagen auf dem Weg. Sie stolperte darüber und stürzte schwer. Ihr Kopf schlug hart auf den großen Steinen auf, welche die Blumenrabatten einzäumten.

Als sie aus der Ohnmacht aufwachte, kniete ein fremder Mann neben ihr. Er fragte: „Na, geht es wieder?“

Lara schaute sich um. Sie fasste sich an ihren Kopf, wo eine dicke Beule entstanden war. Hinter ihrer Stirn rauschte es wie bei einem Wasserfall, es schmerzte unheimlich stark.

„Wo bin ich, was ist passiert?“, fragte sie nach einigen Sekunden.

Der Mann streckte ihr die Hand entgegen, damit sie sich beim Aufstehen daran festhalten konnte. Sie gingen ein paar Schritte, dann winkte er ein Taxi herbei.

„Wir fahren erstmal nach Hause“, sagte der Mann. Seine Augen waren leer, sein Blick war ohne Mitleid. Als Lara kein Wort erwiderte, gab der Fremde dem Chauffeur seine eigene Adresse an.

Die Straßen in Zürich waren überfüllt. Jeder Mensch wollte möglichst schnell bei diesem ungemütlichen, kalten, stürmischen Regenwetter nach Hause. Eine halbe Stunde später hielt das Taxi vor einem Hochhaus. Der Mann und Lara stiegen aus. Sie gingen eine kleine Treppe hoch und fuhren dann per Lift zur Wohnung hinauf. Er nahm Lara den nassen Mantel ab und führte sie zu einem bequemen, weißen Ledersofa. Dann holte er einen Eisbeutel aus dem Tiefkühlfach und legte ihn ihr vorsichtig auf die Beule am Kopf.

„Danke, das tut gut, aber mir ist es so schlecht.“

Sie ließ es geschehen, dass der Mann ihr die mit Lammwolle gefütterten Lederstiefel auszog, ihre Beine hochlagerte und sie mit einer kuscheligen Decke einmummelte. In ihrem Kopf drehte sich alles, Lara konnte sich an nichts erinnern, so sehr sie sich auch anstrengte. Sie schwitzte und fror gleichzeitig.

„Wer sind Sie? Wo bin ich?“, fragte sie nun.

„Liebling, du bist zu Hause, dir kann nun nichts mehr geschehen“, sagte der Mann.

Seine Stimme kam ihr fremd vor.

„Das verstehe ich nicht, alles ist so verschwommen. Kann ich bitte ein Aspirin haben? Ich habe furchtbare Kopfschmerzen.“

„Ich hol dir eins“, sagte er.

Sie schluckte das Medikament und schlief kurze Zeit später ein. Er hatte ihr zusätzlich noch ein paar K.-o.-Tropfen ins Wasser gemischt.

Sein Name: Tristan Malba, vierzig Jahre alt, gepflegt aussehend, allerdings nicht sehr mit Menschenkenntnis gesegnet. Seine Freundin hatte ihn vor ein paar Jahren verlassen, sie hatte seine angeberische und oft sehr brutale Art nicht mehr ertragen. Sie hatte ihn ein perverses Schwein genannt, als sie ging. Er war damals ganz schön wütend gewesen.

Seinen Job als Lehrer hatte er auch verloren, er war nicht gut genug in seinem Beruf gewesen. Mit Kindern konnte er absolut nicht umgehen, geschweige denn, ihnen etwas Gescheites beibringen. Ein Mädchen in seiner Unterrichtsklasse hatte behauptet, dass Tristan sie begrapscht hätte. Das hatte in der Schule natürlich für großes Aufsehen gesorgt. Tristan wäre so etwas indes nie in den Sinn gekommen, er liebte Frauen aus dem Rotlichtmilieu. Später hatte sich dann herausgestellt, dass das Kind das nur erfunden hatte, weil es von ihm schlecht benotet worden war. Die Schulkommission hatte Tristan schärfer beobachtet und festgestellt, dass er trotz seiner Unschuld kein guter Lehrer war. Eines Tages war er gefeuert worden.

Sein Seelenklempner, den er aufsuchte, konnte ihm auch nicht helfen, es war kompliziert mit ihm. Etwas komisch war Tristan schon, um nicht zu sagen, er war verrückt. Arbeit suchte er keine mehr. warum auch? Aber seit einiger Zeit suchte er eine neue Freundin und nun hatte der Zufall ihm die hübsche Frau in die Hände gespielt.

---ENDE DER LESEPROBE---