Das Interview mit Papst Franziskus - Antonio Spadaro - E-Book

Das Interview mit Papst Franziskus E-Book

Antonio Spadaro

4,5

Beschreibung

* 15.000 verkaufte Exemplare kurz nach Erscheinen * Sensationell" (Der Spiegel), "Revolutionär" (Corrieredella Sera), * Überraschungspapst" (New York Times) "Das Gespräch zwischen Papst Franziskus und Antonio Spadaro ist ein Lichtmoment in der Kirchen- und Papstgeschichte. Es öffnet Horizonte. Das lässt hoffen. Es ist eine dienende und eine lernende Kirche, die hier zutage tritt, mit einem Papst, der selber lernen will. Das ist neu." Andreas R. Batlogg SJ

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Antonio Spadaro SJ

Das Interview mit Papst Franziskus

Herausgegeben von Andreas R. Batlogg SJ

Impressum

Für das Papstinterview:

© La Civiltà Cattolica / Stimmen der Zeit 2013

www.stimmen-der-zeit.de

Für die Buchausgabe:

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2013

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Verlag Herder

Umschlagmotiv: © L'Osservatore Romano

ISBN (E-Book): 978-3-451-80123-5

ISBN (Buch): 978-3-451-33488-7

Inhalt

»Eine neue Lektüre des Evangeliums«Einführung von Andreas R. Batlogg SJChefredakteur der Stimmen der Zeit, München

Zum Hintergrund des Interviews

Neuer Stil, neue Themen

Der Jesuit auf dem Stuhl Petri

Was folgt?

Der Mensch und das Amt

Das Interview mit Papst FranziskusAntonio Spadaro SJChefredakteur von La Civiltà Cattolica, Rom

Wer ist Jorge Mario Bergoglio?

Warum sind Sie Jesuit geworden?

Was bedeutet es für einen Jesuiten, Papst zu sein?

Die Gesellschaft Jesu

Das Vorbild: Peter Faber, ein »reformierter Priester«

Die Erfahrung von Führung und Leitung

»Mit der Kirche fühlen«

Junge und alte Kirchen

Die Kirche – ein Feldlazarett

Erster Papst aus einem Orden nach 182 Jahren

Römische Dikasterien, Synodalität, Ökumene

Das Zweite Vatikanische Konzil

Gott in allen Dingen suchen und finden

Die Sicherheit vor Irrtümern

Müssen wir Optimisten sein?

Kunst und Kreativität

Grenzen und Experimentierfelder

Wie versteht der Mensch sich selbst?

Beten

»Eine neue Lektüre des Evangeliums«

Einführung von Andreas R. Batlogg SJChefredakteur der Stimmen der Zeit, München

Ohne Internet wäre das nicht möglich gewesen: Am 19. September 2013 wurde um 17 Uhr ein Exklusiv-Interview mit Papst Franziskus auf der Website der italienischen Jesuiten-Zeitschrift La Civilità Cattolica freigeschaltet – zeitgleich mit Übersetzungen in anderen Sprachen. Für den deutschen Sprachraum wurde das mehrstündige Gespräch auf der Homepage der Stimmen der Zeit (www.stimmen-der-zeit.de) zugänglich.1

Das italienische Original erschien am selben Abend auch gedruckt in der seit 1850 bestehenden Zeitschrift in deren Ausgabe 3918 vom 19. September 2013: Intervista a Papa Francesco…2 – 29 Seiten lang! Auch die Vatikanzeitung L'Osservatore Romano druckte das Interview zur Gänze ab und kommentierte es auf Seite 1.

Einige Agenturen und Journalisten hatten den Text vorab mit Sperrfrist erhalten. Die Nachricht vom Interview ging buchstäblich um die Welt, geradezu tsunamiartig. Hierzulande war das freimütige Interview bereits in der Tagesschau um 20 Uhr die Nachricht Nummer 1. Dann überstürzten sich die Meldungen auf allen fünf Kontinenten, das Internet kennt ja keine Zeitgrenzen. Die Überraschung und die Resonanz waren enorm: »Sensationell« (Der Spiegel), »revolutionär« (Corriere della Sera), »reformorientiert« (Washington Post), »Überraschungspapst« (New York Times) waren einige der ersten Reaktionen. Kardinäle und Bischöfe meldeten sich ebenso wie ganz normale Kirchgänger, aber auch solche, die der Kirche fernstehen: Dieser Papst macht wieder Lust, katholisch zu sein und sich für die Kirche zu interessieren. Franziskus schlägt nicht nur andere Töne an, sondern auch andere Themen. Er spricht gewinnend, einladend, ungeschützt – und das kommt an. Aber er sagt, was er zu sagen hat, nicht damit es »ankommt« und »landet«. Er ist wirklich so, wie er sich gibt. Es geht ihm nicht um billige Effekte.

Zum Hintergrund des Interviews

Beim jährlichen Treffen der Chefredakteure der europäischen Jesuiten-Zeitschriften, 2013 vom 5. bis 9. Juni in einem Exerzitienhaus etwas außerhalb Lissabons, wurde die Idee ventiliert, den neuen Papst, einen Jesuiten und demnach Mitbruder im Orden, um ein Interview zu bitten. Über Federico Lombardi SJ, den Leiter des vatikanischen Presseamtes, wurde ein Kontakt hergestellt. Wir waren gerade auf einer Stadtrundfahrt, als Pater Lombardi Pater Antonio Spadaro zurückrief, den Chefredakteur der Civiltà Cattolica. Normalerweise sei der Papst sehr zurückhaltend bei Interviewanfragen (die Kollegen von America hatten schon öfter – erfolglos – angeklopft).

Einige Wochen später erhielten wir von Pater Spadaro die Mitteilung, dass Papst Franziskus nach anfänglichem Zögern zugestimmt habe. Ausschlaggebend war, dass es sich um einen kollektiven Wunsch von Jesuiten-Zeitschriften handelte.3 Bald wurde klar, dass nicht alle Chefredakteure anreisen würden, um dem Papst gegenüberzusitzen, sondern dass Pater Spadaro in unser aller Namen mit Franziskus ein Gespräch führen sollte. Die Fragen kamen von uns allen, Pater Spadaro arrangierte die verschiedenen Themenblöcke.

Am 19., am 23. und am 29. August 2013 traf sich Pater Spadaro mit Franziskus im Gästehaus Santa Marta, wo der Papst wohnt, und ging mit ihm unsere Fragen durch, eher gesprächsweise als in Form eines herkömmlichen Interviews. Virtuell saßen also auch die beiden Kolleginnen und die anderen Jesuiten dem Papst gegenüber, doch hätte es eine andere Gesprächsatmosphäre erzeugt, wenn die ganze Gruppe auch faktisch anwesend gewesen wäre. Insgesamt sprachen die beiden etwas über sechs Stunden miteinander. Es ist – nach einer am 14. Juni 2013 für die Redaktionsmitglieder der Civiltà Cattolica erfolgten Audienz – das erste längere Interview des neuen Papstes überhaupt geworden, das er gegeben hat.

Am 30. August flog Pater Spadaro nach München. Es war ein schon länger geplanter Besuch: Tags zuvor war François Euvé SJ, der Chefredakteur von Études, eingetroffen. Wir konnten beide spüren, ja mit Händen greifen, was diese Begegnungen mit Antonio gemacht hatten. Er sprühte förmlich vor Begeisterung. Und er war berührt. Später hat er in einem Interview mit Radio Vatikan von seinen Begegnungen mit dem Papst als einer »spirituellen Erfahrung« gesprochen. Während seines dreitägigen Besuchs in München wurden in Rom die Tonbänder transkribiert.

Jetzt war Koordination angesagt: Mitte der folgenden Woche sollten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Treffens von Lissabon die italienische Abschrift erhalten, um an die Übersetzungen zu gehen. Bald wurde klar, dass nur im Internet, auf den Websites der verschiedenen Zeitschriften, eine zeitgleiche Veröffentlichung möglich war.

Wir wussten, dass jetzt harte Arbeit bevorstand und, sobald die Abschrift der Tonbandaufnahmen vorlag, die Übersetzer gefragt waren. Sigrid Spath, die jahrzehntelang für die Jesuitenkurie am Borgo Santo Spirito unweit des Vatikans Texte aus dem Italienischen übersetzt hat, besorgte das erste Drittel der deutschen Übersetzung. Dann übernahm Eberhard von Gemmingen SJ,4 unterstützt von Eugen Hillengass SJ, den weiteren Text; beide haben mehr als zwei Jahrzehnte in Rom gelebt und gearbeitet.

Es gelang fristgerecht – und so wurde es möglich, dass am Abend des 19. September parallel zur Civiltà Cattolica das Interview auf den Websites der europäischen Jesuiten-Zeitschriften freigeschaltet werden konnte. Die französische Tageszeitung Le Monde sah darin »ein neues Beispiel genau orchestrierter Kommunikation der Jesuiten, zu denen der Papst gehört«. Matt Malone SJ, Editor-in-chief von America, kommentierte: »Papst Franziskus spricht zu uns als unser Bruder.«

Neuer Stil, neue Themen

Das Interview enthält vielleicht auf den ersten Blick keine großen »Offenbarungen«. Aber es ist das erste längere Interview mit Papst Franziskus überhaupt. Es zeigt, wie er denkt und reagiert – in einer neuen, bisher nicht gekannten oder üblichen, oft sehr spontanen Art und Weise. Sein narrativer, metaphernreicher Stil mit etlichen spirituellen und literarischen Anspielungen unterscheidet sich von der Art und Weise des Gesprächs mit Papst Benedikt XVI., der im August 2010 in Castel Gandolfo mehrere Stunden lang dem deutschen Journalisten Peter Seewald Rede und Antwort gestanden hatte.5 Franziskus redet frei von der Leber weg (»Vulkanstrom von Ideen«), vielleicht nicht druckreif wie sein Vorgänger, aber spontan, authentisch, und das überzeugt.

Benedikt XVI. und Seewald kannten sich von früheren Interviews her.6 Für Franziskus wiederum war Antonio Spadaro, der seit Dezember 2011 Mitglied des Päpstlichen Rats für die Kultur sowie des Päpstlichen Rats für Soziale Kommunikationsmittel ist, kein Unbekannter. Zuletzt waren sich die beiden Ende Juli 2013 auf dem Weltjugendtag in Rio begegnet. In einer gewissen vertrauten Atmosphäre fühlte sich der Papst offenbar wohl – und das hier veröffentlichte Gespräch konnte entstehen. Fingerspitzengefühl auf beiden Seiten hat es ermöglicht.

»Banal, aber sensationell« – so war ein Kommentar in der Süddeutschen Zeitung überschrieben. Der Papst spreche eigentlich Selbstverständlichkeiten an. Aber wie er es tut, das ist neu: »Was er sagte, ist eine Befreiung für die katholische Kirche. Es ist die Befreiung aus der ewigen Gefangenschaft einer merkwürdigen Sexualfixierung, die diese katholische Kirche über Jahrzehnte hinweg gelähmt hat.«7

Es ist fast eine Ironie: Überraschenderweise haben sich die meisten Kommentatoren nämlich genau auf die Themen bzw. »heißen Eisen« gestürzt und sie zur Sensation hochstilisiert, die der Papst eher beiläufig erwähnte: »Wir können uns nicht nur mit der Frage um die Abtreibung befassen, mit homosexuellen Ehen, mit Verhütungsmethoden. Das geht nicht.« Der neue Papst, der seit dem 13. März die katholische Kirche, vielleicht noch mehr die Welt begeistert, will nicht die Doktrin ändern und die kirchliche Lehre umkrempeln. Aber er macht ernst mit der Ankündigung, es brauche »mehr Barmherzigkeit« in der Kirche. Deswegen unterscheidet er auch zwischen »Sünde« und »Sünder«, wissend, dass Menschen hinter dem zurückbleiben, was sie sich vorgenommen haben, wissend, dass Menschen sich verfehlen, also sündigen.

Interessant sind die Namen, die fallen: Aus dem Jesuitenorden große Denker wie Henri de Lubac, Michel de Certeau, die Gründergestalten Ignatius von Loyola, Franz Xaver und Peter Faber, spirituelle Leitfiguren wie Louis Lallement oder Jean-Joseph Surin oder charismatische Führungspersönlichkeiten wie Pedro Arrupe, der Jorge Mario Bergoglio zum Provinzial der argentinischen Jesuitenprovinz (1973–1979) ernannt hatte. Aus der Musikwelt Mozart, Wagner, Puccini, Furtwängler, Knappertsbusch. Aus Film, Kunst und Literatur Caravaggio, Dante, Chagall, Anna Magnani, Aldo Febrizi, Roberto Rossellini, Federico Fellini, José Hernández, Nino Costa, Luigi Orsenigo, Leopoldo Marechal, José Maria Pemàm, Garcia Lorca, Karen Blixen (Babettes Fest) oder Joseph Malègue, Dostojewskij, Hölderlin oder Gerard Manley Hopkins SJ. Sofort wurde spekuliert, was einzelne Nennungen bedeuten mochten.