Das Irrenhaus des Grauens - Walter G. Pfaus - E-Book

Das Irrenhaus des Grauens E-Book

Walter G. Pfaus

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Beschreibung

Von einem Wahnsinnigen erdacht –, von einem Dämon in die Tat umgesetzt.
Clair Garden soll zum Opfer eines verfluchten Testaments werden. Auf dem Spiel stehen vier Millionen Dollar, ein Betrag, bei dem so manch einer schwach werden kann. Ihr Gegenspieler: Brad Staiger, ihr nicht sonderlich gemochter Vetter, der die die gleiche Summe erbt.
Es gibt nur einen Haken; um wirklich erben zu können, müssen beide in das Haus der verstorbenen Tante einziehen und dort ihr restliches Leben verbringen. Nichts leichter als das? Weit gefehlt, denn es gibt auch eine Klausel, und die hat es in sich …
Clair passieren fortan unerklärlich schreckliche Dinge, die sie an den Rand des Wahnsinns treiben und zu ihrem völligen Zusammenbruch führen. Auch träumt sie von Dingen, Gestalten, Ereignissen die es nicht geben kann. Sie wird in eine nahegelegene Klinik eingewiesen, wo sie sich anfänglich gut erholt – bis sie eines Tages Laura, ihre Zimmergenossin, tot in ihrem Bett auffindet. Damit nimmt das unfassbare Grauen seinen Anfang. Nichts scheint es aufhalten zu können. Was geht in diesem Haus vor sich, das vorgibt eine Klinik für psychisch Kranke zu sein? Ein dramatischer Kampf zwischen Gut und Böse lässt das Blut in den Adern gefrieren. Wer steckt hinter all diesen Gräueltaten und wer wird am Ende diesen Kampf überleben?>/p>

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Walter G. Pfaus

 

 

Das Irrenhaus des Grauens 

 

 

Unheimlicher Roman

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve Mayer nach Motiven, 2023 

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die Handlung dieser Geschichten ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Das Irrenhaus des Grauens 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

26. Kapitel 

27. Kapitel 

28. Kapitel 

29. Kapitel 

30. Kapitel 

31. Kapitel 

32. Kapitel 

33. Kapitel 

34. Kapitel 

35. Kapitel 

36. Kapitel 

Über den Autor Walter G. Pfaus 

Folgende Bände von Walter G. Pfaus sind bereits erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

 

 

Von einem Wahnsinnigen erdacht  –, von einem Dämon in die Tat umgesetzt.

Clair Garden soll zum Opfer eines verfluchten Testaments werden. Auf dem Spiel stehen vier Millionen Dollar, ein Betrag, bei dem so manch einer schwach werden kann. Ihr Gegenspieler: Brad Staiger, ihr nicht sonderlich gemochter Vetter, der die die gleiche Summe erbt. 

Es gibt nur einen Haken; um wirklich erben zu können, müssen beide in das Haus der verstorbenen Tante einziehen und dort ihr restliches Leben verbringen. Nichts leichter als das? Weit gefehlt, denn es gibt auch eine Klausel, und die hat es in sich …

Clair passieren fortan unerklärlich schreckliche Dinge, die sie an den Rand des Wahnsinns treiben und zu ihrem völligen Zusammenbruch führen. Auch träumt sie von Dingen, Gestalten, Ereignissen die es nicht geben kann. Sie wird in eine nahegelegene Klinik eingewiesen, wo sie sich anfänglich gut erholt – bis sie eines Tages Laura, ihre Zimmergenossin, tot in ihrem Bett auffindet. Damit nimmt das unfassbare Grauen seinen Anfang. Nichts scheint es aufhalten zu können. Was geht in diesem Haus vor sich, das vorgibt eine Klinik für psychisch Kranke zu sein? Ein dramatischer Kampf zwischen Gut und Böse lässt das Blut in den Adern gefrieren. Wer steckt hinter all diesen Gräueltaten und wer wird am Ende diesen Kampf überleben? 

 

 

***

Das Irrenhaus des Grauens

 

Ein unheimlicher Roman

 

 

1. Kapitel

 

Der Zug kam mit tosendem Lärm und mit hoher Geschwindigkeit auf sie zu.

Claires Augen weiteten sich. Entsetzen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab sowie Angst und Panik.

Das entfernte Rollen der Räder wurde immer lauter. Die Umrisse der Lokomotive wurden deutlicher, größer, wuchsen langsam aber stetig zum stählernen Ungetüm. Das harte, schlagende Rattern übertönte jetzt fast alle Nebengeräusche. Das schrille Pfeifen der Lokomotive brachte sie fast zum Wahnsinn.

Das Unheil war nicht mehr aufzuhalten.

Claire stand wie erstarrt. Sie wollte sich lösen, wollte wegrennen. Aber sie konnte nicht. Wie hypnotisiert starrte sie auf das Ungeheuer, das immer näher auf sie zukam.

Renn weg!, signalisierte ihr Gehirn. Bleib nicht einfach stehen. Lauf oder wirf dich flach auf den Boden. Aber ihre Beine, ihr Körper gehorchten ihr nicht. Sie war wie gelähmt, so, als ob an ihren Beinen zentnerschwere Bleiklötze hängen würden. 

 

 

2. Kapitel

 

Mit weit aufgerissenen Augen und geöffnetem Mund starrte sie dem nahenden Tod entgegen.

Der Lärm stieg ins Unerträgliche. Er zerrte an ihren Nerven. Ihr Körper zitterte, bebte, wurde von den aufgepeitschten Nerven hin und her geschüttelt.

Noch knapp zehn Meter war der Zug entfernt. Noch fünf. Noch vier. Noch zwei …

Ein markerschütternder Schrei übertönte selbst das schrille Pfeifen.

Und dann trat völlige Stille ein.

Nur das leise, abgehackte Wimmern erfüllte den Raum.

Claire lag am Boden, als zuckendes, zusammengekrümmtes Nervenbündel.

Ihr Wimmern ließ langsam nach. Sie richtete sich zitternd halb auf. Ihr tränennasses Gesicht war immer noch von der ausgestandenen Todesangst gezeichnet.

Sie blickte sich um, stand auf und hielt sich an einem Sessel fest, weil ihre Knie zitterten.

Aber sie konnte nichts entdecken. Das Wohnzimmer war wie immer.

Kein Zug. Kein Pfeifen. Kein Lärm.

Mein Gott, ich bin doch nicht wahnsinnig. Ich habe es doch ganz deutlich vor mir gesehen. Es war eine dieser riesigen, neuen Lokomotiven. Und das Pfeifen und der Krach … Das kann ich mir doch nicht alles eingebildet haben. Der Zug ist ja direkt über mich …

Sie sah an sich hinunter. Keine Schramme, keine schmutzigen Kleider, nichts.

Aber verdammt noch mal, da war doch …

Sie sah sich gehetzt im Wohnzimmer um, rannte von einer Wand zur anderen, suchte, wusste aber nicht, nach was sie suchen sollte. Und sie fand auch nichts.

Was wollte sie eigentlich finden? Einen Zug im Wohnzimmer? Einen fahrenden Zug? Und dazu noch so ein riesiges Ungetüm, das genau auf sie zukam und sie überfahren wollte.

Ich bin ja verrückt. Nichts habe ich gesehen. Überhaupt nichts. Und auch nichts gehört.

Ob Brad …

Aber das ist ja Blödsinn. Wie sollte er einen Zug ins Wohnzimmer zaubern.

Es gibt Filme. Projektoren, die solche Filme in einen Raum projizieren.

Aber dann müsste irgendwo ein Projektor stehen. Sie sah aber keinen. Vielleicht von außen …

Sie öffnete die Tür, suchte den Korridor ab, dann im angrenzenden Zimmer.

Nichts!

Ratlos stand sie im Korridor. Es war unheimlich still. Nur aus dem Wohnzimmer hörte sie das laute Ticken der alten Standuhr. Dazu kam dann noch das leise Quietschen und Knarren im Gebälk des alten Hauses.

Bei jedem Schritt knarrte es unter den Füßen. Aber auch wenn sie ruhig stand und den Atem anhielt, hörte sie es irgendwo im Hause knistern.

Claire erschauerte. Sie schüttelte sich. Dieses verdammte Haus. Sie hatte es nie gemocht. Sie würde auch nie in diesem Haus wohnen, wenn nicht dieses verfluchte Testament wäre, das sie dazu zwang, ihr ganzes Leben lang darin zu verbringen. Ansonsten müsste sie auf vier Millionen Dollar verzichten.

Ihrem Vetter schien es gar nichts auszumachen, in so einer Bruchbude zu wohnen. Er hatte sich sogar darauf gefreut.

Ob er deshalb so entzückt war, weil er wusste, dass ihr dieses Haus unheimlich ist?

Sie dachte an die Klausel im Testament.

 

… sollte einer meiner beiden Haupterben länger als ein Jahr in einer Irrenanstalt zubringen müssen, so ist er enterbt, sein Teil geht auf den anderen über. Dasselbe gilt beim Tod eines der Erben.

 

Umbringen kann er mich ja nicht. Das wäre zu auffällig. Die Polizei würde besonders intensive Nachforschungen anstellen …

Aber beim Wahnsinn … 

Plötzlich rannte Claire die knarrende, alte Treppe hinauf. Vor einer Tür verharrte sie. Ihr Atem ging schnell und rasselnd. Dann drückte sie die Klinke nieder.

Brad Staiger saß in einem alten Schaukelstuhl mit hoher Lehne. Zwischen seinen Lippen qualmte eine Zigarette. Auf seinen Knien lag ein Buch.

»Was hat dich denn gebissen?«, fragte er überrascht.

Claire blieb stehen und starrte ihn an.

»Wo warst du? Ich meine, wie lange bist du schon hier in deinem Zimmer?«

»Seit wann kümmert dich das? Bisher …«

»Ich habe dich was gefragt!«, unterbrach sie ihn barsch.

»Ich bin schon seit zwei Stunden hier.«

»Und du hast den Raum nicht verlassen?«

»Nein.«

Claire sah ihn zweifelnd an.

»Sag mal, was hast du denn?«, fragte er lauernd.

»Nichts«, sagte Claire schnell.

Sie ging hinaus und zog die Tür hinter sich zu.

Über das mädchenhafte Gesicht ihres Vetters zog ein hämisches Grinsen.

Aber das sah Claire nicht mehr. Sie ging mit müdem, schleppendem Gang auf ihr Zimmer und legte sich ins Bett.

 

 

3. Kapitel

 

Die Ratte war groß und fett und saß genau vor ihrem Gesicht.

Mit einem wilden, spitzen Schrei schoss Claire in ihrem Bett hoch. Panische Angst ließ ihren Körper erzittern. Ekel kroch in ihr hoch.

Die Ratte huschte zum Fußende des Bettes.

Ein zweiter Schrei löste sich von ihren Lippen. Sie zog die Beine an und sprang aus dem Bett.

Im Schein der brennenden Nachttischlampe, sah sie, wie die Ratte versuchte, am Bettgestell hinunterzuklettern.

Aber das Holz war glatt. Sie konnte sich nicht halten, rutschte und fiel mit einem hässlichen Bumms auf die ausgetretenen Dielen. 

Claire drückte sich gegen die Wand, streckte die Hände gegen die Decke und schrie mit schreckverzerrtem Gesicht aus Leibeskräften um Hilfe.

Die Ratte schien etwas verwirrt. Sie wusste nicht, wohin sie laufen sollte.

Sie kam auf Claire zu. Die rannte schreiend zur Tür. Die Ratte huschte in dieselbe Richtung.

Claire, der Hysterie nahe, lief wieder zurück und sprang auf ihr Bett.

Sie zitterte wie Espenlaub, hielt sich beide Hände vor den Mund und starrte mit schreckgeweiteten Augen auf das fette graue Tier, das jetzt unschlüssig von einer Richtung in die andere lief.

Die Tür wurde aufgerissen, und Brad Staiger stolperte über die Schwelle.

»Was ist denn los?«, fragte er bestürzt. »Warum schreist du denn zu nachtschlafender Zeit so herum?«

Die Ratte war inzwischen unter dem Bett.

»Da!« Claire deutete wimmernd unter das Bett. »Eine Ratte. Sie saß genau …«

Sie krümmte sich zusammen, weinte und hielt sich am Bettgestell fest.

Brad schaltete die Deckenbeleuchtung ein.

»Eine Ratte sagst du?« Er kam langsam näher. »Aber wie soll hier eine Ratte hereinkommen?«

Er beugte sich hinunter.

»Tatsächlich, da ist sie ja. Na warte, dich werde ich schon bekommen.«

Er sah sich um, erblickte einen Besen, nahm ihn und stocherte damit unters Bett.

Die Ratte huschte hervor und rannte an der Wand entlang zur nächsten Ecke.

Brad schlug nach ihr. Ein kleiner Hocker fiel polternd um. Aber die Ratte hatte er nicht getroffen. Sie verschwand jetzt hinter dem Schrank. 

Brad rückte den Schrank ein wenig nach vorn und schlug mit dem Besen blindlings nach ihr.

Ein quietschender Laut ertönte. Das fette, ekelerregende Tier kam wieder hervor. Brad trat nach ihm. Er verfehlte es und schlug sofort mit dem Besen nach. Diesmal traf er.

Mit einem hässlichen Quieken blieb die Ratte liegen. Blut spritzte aus ihrem Kopf. Ihre krallenartigen Beine zuckten.

Noch ein weiterer Schlag, das Geräusch von brechenden Knochen war zu hören, dann war das Tier tot.

Claire, die bis jetzt die Jagd mit angstverzerrtem Gesicht verfolgt hatte, wandte sich nun ab. Sie würgte und musste sich übergeben.

Brad stellte den Besen weg, packte die tote Ratte am Schwanz und hob sie hoch.

»So«, sagte er, »ich hoffe, du kannst nun schlafen. Sie wird dich nicht mehr stören.«

Er trug die Ratte triumphierend zur Tür.

»Gute Nacht, meine liebe Base«, ergänzte er noch. Dann zog er die Tür hinter sich ins Schloss.

Claire zitterte noch immer. Vom Grauen gepackt saß sie auf ihrem Bett und wischte sich über das Gesicht. Es war weiß wie eine kalkige Wand.

Dann stand sie abrupt auf und verließ fluchtartig das Zimmer.

Das Haus war alt, aber riesengroß. Im oberen Stockwerk befanden sich sieben Schlafräume.

Claire ging auf wackelnden Beinen ins letzte Zimmer auf der Südseite.

Es war mit alten, aber noch gut erhaltenen Möbeln ausgestattet. Ein dicker, flauschiger Teppich umrahmte das Doppelbett.

An den Wänden hingen viele Bilder, auf denen Claires Vorfahren in Öl verewigt waren. Aber nur Frauen waren abgebildet. Und alle waren alt, hässlich und runzlig. Keine von ihnen war auch nur im Mindesten hübsch. 

Eine Ahnengalerie im Schlafzimmer, in der die Hässlichkeit Trumpf war.

Den wohl furchterregendsten Eindruck machte das Bild über dem Bett. Auf ihm war die kürzlich verstorbene Meta Garden abgebildet. Von ihr hatten Brad und Claire je vier Millionen Dollar geerbt.

Claire starrte auf das Bild – und spuckte es an.

»Du alte Hexe«, zischelte sie. »Du konntest uns nicht normal erben lassen. Du musstest unbedingt noch eine deiner verrückten Ideen ins Testament bringen. Ich hasse dich. Ich …«

Und dann merkte sie, dass sie nur mit einem Bild sprach. Sie verstummte, zog das Nachthemd über den Kopf und ging nackt über den Korridor ins Bad.

Das Bad war groß. Es hatte drei durch Plastikvorhänge abgeteilte Duschen und zwei Badewannen.

Claire ging in die erste Duschkabine und drehte den Warmwasserhahn auf. Das auf sie niederprasselnde Wasser tat ihr gut. Sie wechselte von warm auf kalt, erschauerte beim kalten Wasser und gab wohltuende, stöhnende Laute beim warmen Wasser von sich. Sie spürte, wie ihre Lebensgeister in ihren Körper zurückströmten.

Durch das Rauschen der Dusche hörte sie nicht die plumpen, tapsigen Schritte im Bad. Sah nicht, wie sich die affenähnliche Gestalt in die zweite Duschkabine zwängte.

Claire hatte die Augen geschlossen. Ihr Kopf war nach hinten gebeugt, das Wasser rieselte au f ihr Gesicht und ihre vollen Brüste.

Plötzlich wurde der Plastikvorhang zur Seite geschoben, und zwei stark behaarte Hände mit leicht gekrümmten, krallenartigen Fingern kamen zum Vorschein.

Sie tasteten nach ihr. Die Hände berührten ihren Körper, streichelten über ihren Busen, wanderten weiter zu ihrem Hals.

Die erste Berührung nahm Claire noch gar nicht richtig wahr. Als der Griff etwas fester wurde, versuchte sie es als etwas Lästiges abzutun ohne hinzusehen.

Dann spürte sie die Haare. Sie erstarrte. Ein Schrei löste sich von ihren Lippen. Blitzschnell drehte sie sich um.

Sie sah in das Gesicht eines Dämons.

Die teuflische Fratze mit den großen, weit abstehenden Ohren und dem Pferdegebiss, mit den übergroßen Eckzähnen, ließen ihren Schrei ersticken.

Mit einem leisen Seufzer fiel sie ihn Ohnmacht.

 

 

4. Kapitel

 

»Du solltest einen Arzt aufsuchen«, sprach Brad zu der noch immer leicht verwirrten Claire.

»Nein.«

»Aber es wäre besser für dich.«

»Nein.«

Brad zuckte mit den Schultern. Er schenkte ihr Kaffee ein, schnitt ein Brötchen auseinander und reichte es ihr.

Claire belegte es zitternd mit Wurst, hob die Kaffeetasse und führte sie an ihren Mund.

Aber sie zitterte so stark, dass sie den Kaffee verschüttete. Das heiße Getränk verbrühte ihre nackten Schenkel. Vor Schreck ließ sie die Tasse fallen. Sie zerbarst klirrend auf dem Boden.

Brad stand langsam auf.

»Jetzt rufe ich aber doch den Arzt an«, meine er zu ihr. »Du kannst ja nicht mal die Tasse halten.«

»Ich will keinen Arzt«, keifte Claire schrill.

»Aber Mädchen, du bist doch krank. Deine Nerven sind – milde ausgedrückt – nicht gerade die Besten.«

»Ich bin nicht krank. Ich bin gesund wie du. Vielleicht ein bisschen durcheinander, das ist alles.«

»Ein bisschen durcheinander?« Brad lachte auf. »Wenn du das, was du mir heute Nacht erzählt hast, einem Arzt sagst, dann schickt der dich sofort in ein Irrenhaus.«

»Ich bin nicht verrückt!«, schrie Claire ihn an.

»Das habe ich doch auch nicht behauptet.« In Brads Augen glomm ein kleines Feuer. Sonst blieb sein Gesicht völlig unbewegt.

Claire sagte, um Fassung bemüht:

»Mir fehlt überhaupt nichts, im Gegenteil. Ich habe etwas zu viel: dich! Wenn du tot bist, geht es mir wieder glänzend. Ich bin sicher, dass du für alles, was mir gestern Abend und heute Nacht passiert ist, verantwortlich bist.« 

Brad grinste sie spöttisch an.

»Natürlich, ich bin dafür verantwortlich, dass du spinnst. Dass ich nicht lache. Am Ende habe ich noch in der Lokomotive gesessen, die dich überfahren hat.« Brads Worte trieften vor Hohn. »Vielleicht bin ich auch in das Gewand des Dämons geschlüpft. Oder ich bin Dr. Jeckill«

Er lachte schallend und schlug sich dabei auf die Oberschenkel.

Claire lachte nicht. Wilder Hass verzerrte ihr schönes Gesicht.

---ENDE DER LESEPROBE---