Der lebende Tote - Walter G. Pfaus - E-Book

Der lebende Tote E-Book

Walter G. Pfaus

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Beschreibung

Der Tod bringt nicht etwa die Erlösung, sondern das Grauen …
Als die vielen Menschen, an diesem schwülwarmen Tag, den Leichenzug des grausamsten Verbrechers der Stadt begleiteten, um sich von dessen Tod zu überzeugen, konnten sie nicht ahnen, dass die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Jahre an diesem Tag keineswegs ein Ende hatten, sondern erst ihren Anfang nehmen sollten.
Ein heftiges, nie dagewesenes Unwetter fegte plötzlich, wie aus dem Nichts kommend, während der Beisetzung über den Friedhof hinweg. Die Anwesenden flüchteten in blinder Panik, rannten sich gegenseitig um und suchten in der nahen Kirche Schutz vor umstürzenden Bäumen und herumfliegenden Gesteinsbrocken.
Nachdem das stärkste Gewitter aller Zeiten genauso unvermittelt vorüber war, wie es begonnen hatte und alle hastig die schützende Kirche verließen, fiel nur dem hinzugerufenen David Connors auf, dass es auf dem Friedhof keine sichtbaren Beweise für das eben Erlebte gab, nicht einmal herabgefallene Blätter.
Damit sah er seine Vermutung bestätigt, dass so einer gigantischen Naturgewalt, wie der von eben, etwas Unheimliches anhaftete. Wie recht er jedoch mit dieser Annahme haben sollte, bewegte sich auch außerhalb seiner Vorstellungskraft, denn als er sich auf dem Friedhof umsah, Beweise für das Unwetter suchte und sich unvermittelt umdrehte, stand der Mann vor ihm, der eigentlich tief in der Erde, in seinem Grab liegen sollte. Dieser und sah ihn mit rotglühenden Augen grinsend an. Unter dem Arm trug er einen Totenschädel …

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Walter G. Pfaus

 

 

Der lebende Tote 

 

 

Unheimlicher Roman

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv

Cover: © by Steve Mayer nach Motiven, 2023 

Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die Handlung dieser Geschichten ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Der lebende Tote 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

26. Kapitel 

27. Kapitel 

28. Kapitel 

29. Kapitel 

30. Kapitel 

31. Kapitel 

32. Kapitel 

33. Kapitel 

34. Kapitel 

35. Kapitel 

36. Kapitel 

37. Kapitel 

38. Kapitel 

Über den Autor Walter G. Pfaus 

Folgende Bände von Walter G. Pfaus sind bereits erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung 

 

Das Buch

 

 

 

 

Der Tod bringt nicht etwa die Erlösung, sondern das Grauen …

Als die vielen Menschen, an diesem schwülwarmen Tag, den Leichenzug des grausamsten Verbrechers der Stadt begleiteten, um sich von dessen Tod zu überzeugen, konnten sie nicht ahnen, dass die schrecklichen Ereignisse der vergangenen Jahre an diesem Tag keineswegs ein Ende hatten, sondern erst ihren Anfang nehmen sollten.

Ein heftiges, nie dagewesenes Unwetter fegte plötzlich, wie aus dem Nichts kommend, während der Beisetzung über den Friedhof hinweg. Die Anwesenden flüchteten in blinder Panik, rannten sich gegenseitig um und suchten in der nahen Kirche Schutz vor umstürzenden Bäumen und herumfliegenden Gesteinsbrocken.

Nachdem das stärkste Gewitter aller Zeiten genauso unvermittelt vorüber war, wie es begonnen hatte und alle hastig die schützende Kirche verließen, fiel nur dem hinzugerufenen David Connors auf, dass es auf dem Friedhof keine sichtbaren Beweise für das eben Erlebte gab, nicht einmal herabgefallene Blätter.

Damit sah er seine Vermutung bestätigt, dass so einer gigantischen Naturgewalt, wie der von eben, etwas Unheimliches anhaftete. Wie recht er jedoch mit dieser Annahme haben sollte, bewegte sich auch außerhalb seiner Vorstellungskraft, denn als er sich auf dem Friedhof umsah, Beweise für das Unwetter suchte und sich unvermittelt umdrehte, stand der Mann vor ihm, der eigentlich tief in der Erde, in seinem Grab liegen sollte. Dieser und sah ihn mit rotglühenden Augen grinsend an. Unter dem Arm trug er einen Totenschädel …

 

***

Der lebende Tote

 

Ein unheimlicher Roman

 

 

1. Kapitel

 

Der Leichenzug wälzte sich langsam durch den Friedhof. Die Träger des Sarges schwitzten. Die feuchte Schwüle trieb ihnen den Schweiß aus den Poren und durchnässte ihre steifen, weißen Hemdkragen.

Einer der acht Träger fluchte still vor sich hin. Er schwor sich, nie mehr in seinem Leben einen Sarg zu tragen. Selbst dann nicht, wenn ihn sein bester Freund darum bitten würde. Diese drückende Nähe des Todes auf seinen Schultern ging ihm an die Nieren. Jerry Calman war bestimmt kein Angsthase. Und es war auch nicht der erste Sarg, den er zur Grabesstätte trug. Doch dieser Tote auf seinen breiten Schultern machte ihm schwer zu schaffen.

Es war nicht das Gewicht, das ihn störte. Auch nicht die entsetzliche Schwüle. Es war das Wissen um den seltsamen Tod dieses Mannes im Sarg. Ein furchtbarer, schauderhafter Tod. Jerry Colman schüttelte sich, und noch mehr Schweiß brach ihm aus den Poren.

Sie waren vor dem offenen Grab angelangt. Die acht Träger setzten den Sarg ab. Die schwarzgekleideten Trauergäste formierten sich um das Grab.

Eine Menge Leute waren gekommen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Aber keiner war unter ihnen, der diesen Mann geliebt hatte. Sie hatten ihn alle mehr oder weniger gehasst. Bronco Potter war zeit seines Lebens ein brutaler, gehässiger Mensch gewesen, der seine Mitmenschen peinigte und quälte, wo immer sich eine Möglichkeit für ihn bot.

Am meisten hatten seine Frau Mary und sein Sohn Brian darunter zu leiden.

Brian Potter war dreizehn Jahre alt. Aber er sah aus wie sechzehn. Um seinen Mund hatte sich ein harter, bitterer Zug eingegraben, den er sicherlich in seinem ganzen Leben nicht mehr verlieren würde. Den rechten Arm trug er in einer Schlinge. Sein Vater hatte ihm den Arm kurz vor seinem Tod mit einem einzigen Schlag gebrochen. Aber der Junge hatte keine Träne vergossen. Meisterhaft verbarg er den Schmerz und ging wortlos zum Arzt.

Langsam senkte sich der Sarg in die Tiefe.

Mary Potter stand dicht am Grab und sah dem schwarzen Holzsarg nach.

Und dann kullerten ein paar Tränen über ihre Wangen.

 

 

2. Kapitel

 

Das seltsame, leichte Schaukeln brachte ihn zu sich. Doch es dauerte noch einige Sekunden, bis er fähig war, die Augen zu öffnen.

Als er sie endlich mühsam geöffnet hatte, sah er trotzdem nichts. Wattige, undurchdringliche Schwärze war um ihn.

Er versuchte zu ergründen, wo er war. Aber sein Gehirn funktionierte nicht. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Hinter seiner Stirn schien sich ein zäher, dickflüssiger Brei zu befinden.

Er atmete langsam und ruhig durch. Irgendwelche Geräusche drangen an sein Ohr. Laute und leise Geräusche. Das Schaukeln verstärkte sich. Aber es war ihm nicht möglich, die Töne, die an sein Ohr drangen, zu identifizieren.

Schweiß brach ihm aus und bildete dicke, glitzernde Perlen auf seiner Stirn.

Er fühlte, wie er nach unten sank. Das Schaukeln war plötzlich weg. Er lag ganz still.

Ganz langsam und zäh begann sein Gehirn zu arbeiten. Er spürte, wie er hochgehoben wurde, sein Körper fiel hin und her und prallte gegen Holz. Dann ging es wieder in die Tiefe. Diesmal weiter. Kratzende Geräusche drangen an sein Ohr. Steine gegen Stahl, nein, Holz! Jetzt hörte er es ganz deutlich.

Er musste sich in einem dunklen Holzkäfig befinden oder auch in einer Holzkiste.

Eine Holzkiste?

Ein Sarg! Verdammt, ich bin in einem Sarg!

Die Fahrt nach unten war beendet. Unsanft schlug der Sarg auf dem harten Boden auf. Dann lag er wieder ruhig.

Leises Stimmengemurmel drang zu ihm nach unten. Ein Stein fiel polternd auf den Deckel.

Sie beerdigen mich, dachte Bronco Potter. Aber in seinen Gedanken war nicht die geringste Spur von Panik. Ich erlebe meine eigene Beerdigung. Wer hat das vor mir schon mal erlebt? 

Potter fand die Sache interessant. Er nahm sich vor, noch ein wenig abzuwarten, bevor er sich bemerkbar machte. Er wollte hören, ob irgendjemand um ihn weinte. Könnte ja sein. Obwohl er es sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wer um ihn weinen sollte.

Sein Gedankenapparat arbeitete jetzt wieder einwandfrei. Angestrengt horchte er nach oben.

Der Pfarrer begann mit seiner Rede.

Nur Gutes, dachte Potter. Er sagt nur Gutes über mich. Heuchler! Elender verdammter Heuchler! Alle sind sie Heuchler. Nicht mal an meinem Grab haben sie den Mut, die Wahrheit zu sagen. 

Dann hörte er jemanden schluchzen. Eine Frau.

Mary!

Ist doch nicht zu fassen. Sie weint. Mary weint um mich. Aber eigentlich hätte ich es mir denken können. Sie hat mich immer geliebt. Sie war die Einzige, die mich liebte. Und wenn ich sie jeden Tag grün und blau geschlagen hätte, sie hätte trotzdem nie aufgehört mich zu lieben.

Verrücktes, dummes Weib. Ich habe deine Liebe nie gebraucht. Nie! Ich wäre auch ohne sie ausgekommen. Wusstest du nicht, dass ich nicht gewollt habe, dass mich jemand liebt? Ich wollte, dass sie mich alle hassen. Ich wollte es so. Sie sollten Angst vor mir haben, vor mir im Dreck kriechen wie Würmer, damit ich sie besser zertreten konnte. Wo immer ich aufgetaucht bin, habe ich Angst und Schrecken verbreitet. Sie haben gezittert, wenn sie mich sahen … 

Er unterbrach seine Gedanken. Der Pfarrer hatte seine Rede beendet. Eine Schaufel voll steiniger Erde fiel polternd auf den Sargdeckel. Er zuckte zusammen.

Es ist an der Zeit, dass ich mich rühre.

Eine dämonische Vorfreude erfüllte ihn. Sein ganzes Leben lang hatte er seine Umgebung in Schrecken versetzt. Mit Intrigen, Bosheiten und teuflischer Brutalität. Nun wollte er seinen Taten die Spitze aufsetzen. Er war sicher, dass sie alle gekommen waren, um zu sehen, wie man ihn einbuddelte. Wenn er jetzt gleich aus seinem Sarg steigen würde, dann …

Das wird ihnen einen Schock versetzen, dass sie zu Salzsäulen erstarren. Sie werden schlottern und in panischer Angst davonlaufen.

Er versuchte, einen Arm zu heben um gegen den Sargdeckel zu klopfen. Aber sein Arm blieb still liegen. Er gehorchte den Befehlen seines Gehirns nicht. Nicht der rechte Arm und auch nicht der linke. Dann versuchte er einen Fuß zu heben.

Nichts.

Er war gelähmt, am ganzen Körper gelähmt. Nicht ein Muskel rührte sich.

Verdammt, das gibt’s doch nicht. Ich kann klar denken, höre alles, was da draußen vor sich geht. Aber ich kann mich nicht bewegen. Verflucht noch mal, das ist doch nicht möglich!

Gewaltsam versuchte er, irgendein Glied zu bewegen. Die physische Anstrengung trieb ihm den Schweiß in Strömen aus den Poren. Doch es klappte nicht.

Und dann merkte er, dass die Luft im Sarg knapp wurde. Er hatte zu viel Sauerstoff verbraucht.

Angst trat in seine Augen. Angst um sein neu gewonnenes Leben.

Eine zweite Schaufel Erde krachte auf den Sargdeckel. Die Stimmen wurden lauter. Ein spitzer, erschreckter Ausruf einer Frau. Eine Menge Menschen schrien gellend durcheinander.

Und dann folgte ein berstendes, ohrenbetäubendes Krachen.

 

 

3. Kapitel

 

Sie rannten wie eine aufgescheuchte Hühnerschar durcheinander. Von einer Minute zur anderen waren dunkle, fast blauschwarze Wolken am azurblauen Himmel aufgezogen und machten den eben noch sonnenüberfluteten Nachmittag zur Nacht.

Grelle Blitze zuckten in so rasend schneller Folge vom Himmel, wie es die Menschen auf dem Friedhof noch nie in ihrem Leben gesehen hatten.

Die erschreckten Menschen rannten in panischer Angst durch die Gräberreihen. Rücksichtslos zertrampelten sie Blumen und Kränze und suchten in der nahen Kirche Zuflucht.

Eine alte Frau auf Krücken versuchte, der verängstigten Menge auszuweichen. Aber sie schaffte es nicht. Sie war zu langsam. Irgendjemand rempelte sie an. Sie stürzte schreiend zu Boden. Doch niemand achtete auf sie.

Die Menge stampfte über sie hinweg. Ihre Schreie gingen im krachenden Donner unter.

Als die Trauergäste die Kirche erreicht und sich durch das schmale Tor gezwängt hatten, waren die Schreie der alten Frau völlig verstummt.

Sie war tot.

Aber das bemerkte in diesem Moment niemand. Die ängstlichen Blicke der Menschen waren zum nachtschwarzen Himmel gerichtet. Über dem Friedhof lag tiefste Nacht, und die grellen, zuckenden Blitze gaben dem Bild einen gespenstischen Rahmen.

Der Pfarrer trat vor den Altar, kniete nieder und fing an zu beten. Einige Frauen folgten seinem Beispiel, immer mehr wandten sich erschüttert von dem Geschehen ab und knieten sich in die Bänke.

Ein paar Männer standen am Tor und sahen hinaus. Das gigantische Schauspiel hielt sie gefesselt. Ihre weißen Gesichter hoben sich in der Dunkelheit ab wie helle runde Flecken an einer schwarzen Wand. In ihren Augen spiegelte sich Angst.

Sie sahen einander an. Ein älterer Mann nickte bedächtig und weise, als wollte er sagen, dass man von Potter keinen anderen Abschied von dieser Welt erwarten konnte.

Und dann verstummte der krachende Donner. Kein Blitz zuckte mehr durch die blauschwarzen Wolken. Eine tödliche Stille lag über dem Friedhof. Aber es war nur die Ruhe vor dem Sturm. Denn plötzlich fegte ein Sturm über die Gräber, der die stabilen Wände der kleinen Kirche erzittern ließ.

Die riesigen, dicken Kastanienbäume bogen sich unter der unbeschreiblichen Wucht des Orkans wie dünne Weiden im leichten Herbstwind. Grabsteine wurden aus dem Boden gerissen und wurden zum Spielball der unheimlichen Naturgewalten. Kleine, junge Bäume fegten wie Speere durch die Luft, krachten an die Außenmauern und hinterließen riesige Löcher.

Die Menschen duckten sich zusammen.

Die Frauen in den Bänken hörten auf zu beten. Sie erhoben sich und drängten sich ängstlich nach hinten in die Sakristei, einem kleinen Anbau hinter dem Altar. Sie glaubten, in dem kleinen Bau sicherer zu sein als in dem hohen Kirchenraum.

Über ihren Köpfen begann es zu rumoren. Mörtel, Staub und kleine Steine prasselten auf sie herunter. Das Dach der Kirche klapperte und wackelte bedenklich.

Nun hielt es auch die Männer nicht mehr an der Kirchentür. Sie schoben sich hinter ihren Frauen in den niedrigen Anbau. Auf ihren Gesichtern spiegelte sich das Grauen.

Nur einer schien die Gefahr nicht zu sehen: Pfarrer Walker. Er kniete vor dem Altar und betete laut. Doch sein Gebet war nicht zu hören. Das brausende Toben des Sturmes verschluckte jedes seiner Worte.

Über seinem Kopf begann es zu knacken und zu prasseln. Risse zogen sich durch die gewölbte Decke und zerstörten die herrlichen Deckenbemalungen völlig. Immer mehr Mörtel und immer größere Verputzbrocken lösten sich von der Decke und fielen auf den Kopf des unerschrocken weiterbetenden Pfarrers.

Es musste schmerzhaft sein. Aber Pfarrer Walker sah man nichts an. Er hielt aus und betete unentwegt weiter.

Und dann erfüllte ein furchtbarer, ohrenbetäubender Knall die Luft. Der tobende Orkan hörte sich daneben an wie ein leise säuselnder Wind.

Der Weltuntergang schien gekommen zu sein.

 

 

4. Kapitel

 

Er ließ sich in den Sessel fallen, lehnte sich zurück und angelte nach seinen Zigaretten.

In der Küche nebenan hörte er Geschirr klappern. Ellen war beim Abwasch. Sie war ein herrliches Mädchen. Intelligent, schön und anschmiegsam.

Vor einem Jahr, bei der seltsamsten Testamentseröffnung, die es je gegeben hatte, hatte er sie kennengelernt. Sie erbten damals von einer alten Frau, die sie kaum gekannt hatten, ein großes, altes Haus und einen verborgenen Schatz. Durch Zufall wurde der Schatz gefunden. Aber sie konnten sich nicht lange daran freuen, denn schon bald meldete der britische Staat seine Ansprüche an und die glitzernde Menge von Perlen, Diamanten und Edelsteinen ging in seinen Besitz über. Von dem Finderlohn und dem Erlös aus dem Verkauf des Hauses hätten sie gut und gern ein paar Jahre leben können, ohne auch nur einen Finger krumm zu machen. Doch davon hielten beide nicht viel.

David Connors und Ellen Baxter hatten in London ihre Arbeit, die ihnen Spaß machte. Ellen unterrichtete in der nahen Fisher School Geschichte und Biologie, und David betrieb weiterhin sein Detektivbüro. Und das mit großem Erfolg.

Davids Beruf, die damit verbundenen Gefahren und sein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl verhinderten bis heute, dass er Ellen zum Standesamt führte.

Ellen drängte ihn auch nicht. Sie bat ihn auch nie, seinen gefährlichen Beruf aufzugeben, obwohl sie oft Todesängste um ihn ausstand. Sie wusste, wie sehr er an seinem Beruf hing.

So gab sie sich damit zufrieden, dass sie zusammen in einer sündhaft teuren Wohnung lebten, in der sie jede freie Minute verbrachten. David allerdings war seltener zu Hause als Ellen. Seine Arbeit erforderte es oft sogar, dass er auswärts schlafen musste. Zu oft für seine Begriffe, denn er liebte Ellen über alles.

Man kann eben nicht alles haben.

Ellen kam in das komfortabel eingerichtete Wohnzimmer.

»Weißt du, dass Bronco Potter heute begraben wird? fragte sie. Sie setzte sich ihm gegenüber.

David nickte.

»Wegen ihm wird keiner eine Träne vergießen. Im Gegenteil. Man wird aufatmen.«

»Sicher.« Ellens Gesicht war sehr ernst. »Aber ich habe irgendwie ein ungutes Gefühl. So als ob der Tod von Potter nicht endgültig wäre. Wenn ich an seinen Tod denke … Schrecklich!«

»Ja«, gab David zu. »Sein Tod war furchtbar. Ich habe noch nie in meinem Leben einen Menschen so sterben sehen. Es kam mir so vor, als hätte dabei der Teufel seine Hand im Spiel gehabt.«

»Genau!« Ellens Mundwinkel zitterten. »Ich bin so froh, dass du das auch sagst. Die ganzen Tage geht mir sein Tod nicht aus dem Kopf. Er hat regelrecht geglüht, wie ein Stück Stahl, das man ins Feuer gesteckt hat. Dieser hellerglühte Körper geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Er war zeit seines Lebens ein zynischer, brutaler und böser Mensch. Und ich …«

»Ja?«

Ellen zögerte.

---ENDE DER LESEPROBE---