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Chuck Cropper, der Privatdetektiv, bekommt einen Anruf. Er soll einer Familie helfen, die in Bedrängnis geraten ist. Zusammen mit seiner Verlobten fährt Chuck zu den Hockbridges. Als er in Benton-Haus ankommt, erfährt er, dass die Familie erst vor einigen Tagen in das Haus eingezogen ist und seitdem von einer alten Frau mit nur einem Auge bedroht wird. Sie behauptet, das Haus sei verflucht und verlangt, dass die Familie sofort wieder auszieht. Sie entscheiden sich jedoch zu bleiben. Wenig später bereuen sie ihre Entscheidung – da ist es bereits zu spät …
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Walter G. Pfaus
Die Hexe
mit der
blauen Rose
Unheimlicher Roman
Neuausgabe
Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv
Cover: © by Steve Mayer nach Motiven, 2023
Korrektorat: Katharina Schönfeld
Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang
Die Handlung dieser Geschichten ist frei erfunden sowie die Namen der Protagonisten und Firmen. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und nicht gewollt.
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Das Buch
Die Hexe mit der blauen Rose
1. Kapitel
2. Kapitel
3. Kapitel
4. Kapitel
5. Kapitel
6. Kapitel
7. Kapitel
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel
12. Kapitel
13. Kapitel
14. Kapitel
15. Kapitel
16. Kapitel
17. Kapitel
18. Kapitel
19. Kapitel
20. Kapitel
21. Kapitel
22. Kapitel
23. Kapitel
24. Kapitel
25. Kapitel
26. Kapitel
Über den Autor Walter G. Pfaus
Folgende Bände von Walter G. Pfaus sind bereits erhältlich oder befinden sich in Vorbereitung
Chuck Cropper, der Privatdetektiv, bekommt einen Anruf. Er soll einer Familie helfen, die in Bedrängnis geraten ist. Zusammen mit seiner Verlobten fährt Chuck zu den Hockbridges. Als er in Benton-Haus ankommt, erfährt er, dass die Familie erst vor einigen Tagen in das Haus eingezogen ist und seitdem von einer alten Frau mit nur einem Auge bedroht wird. Sie behauptet, das Haus sei verflucht und verlangt, dass die Familie sofort wieder auszieht. Sie entscheiden sich jedoch zu bleiben. Wenig später bereuen sie ihre Entscheidung – da ist es bereits zu spät …
***
Ein unheimlicher Roman
Etwas Kaltes, Feuchtes schlängelte sich über ihr Gesicht Maureen Hockbridge drehte sich im Schlaf auf die andere Seite. Sie stöhnte etwas, aber sie erwachte nicht.
Der schmutzig grüne, schlangenähnliche Arm schob sich unter ihren Nacken, wurde länger und länger. Er versuchte, sich ganz um ihren Hals zu legen, doch Maureens Kinn war dazwischen. Sie hatte ihr Kinn auf die Brust gepresst, lag zusammengerollt wie ein Igel im Bett.
Ein furchtbarer Traum plagte sie. Ein Alptraum, wie sie ihn noch nie gehabt hatte.
Schreckliche Gestalten jagten sie durchs Moor, kleine Teufel, Dämonen. Sie kicherten und lachten ununterbrochen hämisch hinter ihr her.
In ihrer Angst rannte Maureen blindlings ins Moor. Einige Zeit hatte sie Glück und kam nicht vom Weg ab. Doch dann passierte es.
Sie stürzte schreiend in eines der vielen, flachen Wasserlöcher. In ihrer panischen Angst versuchte sie, sich mit Schwimmbewegungen an den Rand der Pfütze zu bringen. Aber damit machte sie alles nur noch schlimmer. Sie sank tiefer und tiefer.
Ihre Schreie verhallten ungehört in den nebeligen Weiten des schottischen Hochmoores.
Als ihr die schmutzige, stinkende Brühe bis zum Kinn reichte, erwachte sie schweißgebadet aus ihrem Traum. Stöhnend wälzte sie sich auf den Rücken, richtete sich halb auf und war froh, dass alles nur ein Traum war.
Und dann blieb ihr vor Schreck das Herz fast stehen. Ein eisiger Schauer legte eine Gänsehaut über ihren nackten Körper.
Sie wagte sich im ersten Augenblick nicht zu rühren.
Das krabbelnde, übelriechende Etwas, das um ihren Nacken lag, schmiegte sich eng um ihren Hals. Ihr Kehlkopf wurde langsam eingedrückt, und sie bekam keine Luft mehr.
Da fiel die Lähmung, die von ihr Besitz ergriffen hatte, von ihr ab und die Todesangst verlieh ihr unheimliche Kräfte. Maureen packte zu. Ihre Finger krallten sich um einen armdicken glitschigen Körper.
Eine Schlange!, schoss es ihr durch den Kopf. Mein Gott, wie kommt eine Schlange in mein Bett.
Maureens Angst steigerte sich noch. Sie fürchtete, eine giftige Schlange an ihrem Hals zu haben. Ein Biss in ihren Hals und sie könnte in Sekunden tot sein.
Wenn ich sie aber nicht von meinem Hals zerre, erwürgt sie mich. Ich muss …
Die Luft wurde ihr immer knapper. Sie wollte schreien, damit ihr jemand hätte zu Hilfe eilen können. Aber das ging nicht, sie brachte keinen Ton über ihre Lippen.
Sie zog und zerrte an dem schlangenähnlichen Körper und wunderte sich, wie leicht das ging. Im ersten Moment war sie so erstaunt darüber, dass sie vergaß zu schreien, obwohl ihr Hals frei war und sie wieder atmen konnte.
Der Schrei kam kurz darauf, als sie den neuerlichen Schrecken überwunden hatte. Er gellte langgezogen durch das Haus und hätte nicht nur Schlafende, sondern auch Tote geweckt.
Maureen sprang aus dem Bett und rannte in den Korridor hinaus. Immer noch klang ihr nicht enden wollender Schrei durch das große alte Haus.
Irgendwo wurde eine Tür aufgerissen, dann eine weitere. Licht flammte auf.
»Was ist denn los?«, rief ihr ein Mann entgegen. Er rannte auf sie zu, packte sie an den Oberarmen und schüttelte sie.
»Da, da drinnen!«, stammelte Maureen. »Eine Schlange, oder, oh Gott, es war schrecklich.«
Der Mann, es war Maureens Vater, Albert Hockbridge, rannte in ihr Zimmer, machte Licht und blieb kurz vor Maureens Bett stehen, als wäre er gegen eine Mauer gelaufen.
Was er sah, war keine Schlange. Was sich durch das Bett schlängelte und immer noch wuchs und länger wurde, kam zum offenstehenden Fenster herein. Was ihn jedoch am meisten erschreckte, war die Tatsache, dass das Ding wie ein Ast des dunklen kahlen Baumes aussah, der neben dem Haus stand.
Hinter Albert Hockbridge drängten sich zwei junge Männer ins Zimmer. Der eine mochte vielleicht achtzehn Jahre alt sein, hatte weizenblondes langes Haar und hellblaue Augen. Er hieß Edgar und war Maureens Bruder. Ebenfalls ein Bruder von Maureen war Warren, ein großer dunkelblonder, etwa fünfundzwanzig Jahre alter Mann.
»Was ist das?«, fragte Jessica, das Nesthäkchen der Familie Hockbridge, etwa fünf Jahre alt.
Der Vater gab ihr keine Antwort. Auch die anderen antworteten der Kleinen nicht Sie waren von dem seltsamen Gebilde so gefesselt, dass sie die Frage von Jessica gar nicht verstanden hatten.
Maureen hatte sich nicht mehr in ihr Zimmer getraut. Sie stand im Korridor und zitterte wie Espenlaub und ihre Mutter, Martha Hockbridge, kümmerte sich um das bebende Mädchen.
»Seht ihr das auch?«, fragte Albert flüsternd seine Söhne. »Oder träume ich nur?«
»Ich seh’s auch«, sagte Edgar.
Warren, der Kaltblütigste der Familie, ging langsam auf den schlangenähnlichen, immer noch wachsenden und übelriechenden Fangarm zu.
Als er in die Nähe des lebenden Astes kam, hob dieser sein vorderes Ende an, als fühle er den Menschen in der Nähe und kroch sofort auf ihn zu. Warren verzog angewidert das Gesicht Der Gestank, der in seine Nase drang, war ekelerregend.
Dann sagte Warren: »Hol’ mir das alte Schwert, das draußen im Korridor hängt, Edgar.«
Edgar ging hinaus. Wenige Sekunden später schleppte er das riesige Schwert an. Er musste es mit beiden Händen tragen, weil es ihm sonst zu schwer gewesen wäre.
Warren hob das Schwert über den Kopf und ließ es einfach hinunterfallen. Die schon etwas stumpfe Schneide drang durch das Holz des Astes wie durch Butter und trennte ein etwa ein Meter langes Stück ab.
Und dann wurde selbst der kaltblütige Warren Hockbridge von einem kalten Schauer erfasst.
In dem Augenblick, als das Schwert durch den Ast drang, erklang draußen, dicht am Haus, ein gequälter Schmerzensschrei. Ein entsetzliches Stöhnen folgte. Aus der Trennstelle schoss ein Strahl roten Saftes, ein dickflüssiger dunkelroter Saft.
Blut. Echtes Menschenblut.
Der seltsame Schlangenkörper mit den vielen dicken Narben und den Verzweigungen zog sich jetzt in Windeseile zurück. Es ging so schnell, dass die verwirrten Menschen ihm mit den Augen gar nicht folgen konnten. Es war, als würde er sich in Luft auflösen oder unsichtbar werden. Von einer Sekunde zur anderen war er verschwunden. Nur der abgeschlagene Stummel lag noch auf dem Bett. Er blutete noch und färbte die Bettdecke in ein dunkles Rot. Er zuckte und wand sich wie der abgetrennte Teil eines Wurmes.
Dann lag er plötzlich still.
Die Trennstelle verblasste, wurde weiß wie Schnee. Kein Tropfen Blut schien mehr in dem Stummel zu sein. Die Haut oder die Rinde, die den armdicken Körper umgab, wurde grau. Es war ein schmutziges dunkles Grau.
Dann zerfiel der abgeschlagene Teil des Astes, nur noch ein Häufchen Asche blieb übrig und ein blutverschmiertes Bett.
Warren nahm den Brieföffner von Maureens Schreibtisch und stocherte damit in der Asche herum. Aber es war und blieb Asche. Als hätte man hier ein Stück Holz abgebrannt. Doch das Blut auf dem Bett störte diesen scheinbar friedlichen Eindruck.
»Habt ihr dafür Worte?«, fragte Warren mit tonloser Stimme und richtete sich auf.
Die drei Männer sahen sich stumm in die Augen und schüttelten die Köpfe. Sie achteten nicht auf die kleine Jessica, die mit trippelnden Schritten zum Fenster lief, und so sahen sie auch nicht, was Jessica beobachtete.
Obwohl draußen kein Wind ging, zitterte der riesige dürre Baum. An einem Astende glühte ein dunkelroter Punkt auf. Aber nur für wenige Sekunden, dann erstarb das Zittern und das rote Licht erlosch. Der Baum stand wieder ruhig, kahl und leer in der dunklen Nacht. Dahinter sah man die wallenden Nebel über dem Moor, an dessen Rand ihr Haus stand.
Jessica war unschlüssig.
Sollte sie es den anderen sagen? Oder sollte sie es für sich behalten? Es wäre etwas, das nur sie wüsste, sonst niemandes kleines Geheimnis.
Sie entschloss sich dazu, es den anderen zu verschweigen.
Edgar Hockbridge trat neben seinen Bruder.
»Wohin sind wir nur geraten«, sagte er leise. »Das hier geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Das war doch die reinste Zauberei. Ein Spuk. Etwas, das es doch eigentlich gar nicht gibt.«
»Es gibt so vieles zwischen Himmel und Erde«, meinte Warren, »von dem wir keine Ahnung haben. Wir tun es als etwas Unmögliches ab, und doch existiert es.«
»Ich glaube, wir nehmen die Sache viel zu ernst«, mischte sich Vater Hockbridge beruhigend ein. »Wir haben heute einen schweren Tag hinter uns. Die Umzieherei war sehr anstrengend, wir sind müde, und unsere Nerven sind etwas strapaziert.«
Warren schüttelte entschieden den Kopf und tippte auf die Asche und den Blutfleck auf dem Bett.
»Du willst uns jetzt beruhigen, Vater«, antwortete er mit fester Stimme. »Das ist sehr nett von dir, aber was wir eben gesehen haben, lässt sich nicht wegdiskutieren. Auch haben uns unsere Nerven keinen Streich gespielt. Das hier ist echt. Es zeugt davon, dass alles Realität war.«
»Wir sollten trotzdem schlafen gehen«, sagte Albert Hockbridge. »Morgen sehen wir alles mit anderen Augen an.«
»Warum hast du dieses Haus gekauft, Vater?«, fragte Edgar.
»Ich glaube, das habe ich euch schon gesagt. Ihr wisst, dass ich zu meiner Arbeit Ruhe brauche und die habe ich, hoffte ich …«
»Hier? Ruhe?«
»Ja, natürlich. Die Voraussetzungen waren gegeben. Hier ist es still und ruhig. Es war nicht zu teuer. Und es ist so groß, wie ich und wie wir es uns alle gewünscht haben. Das nächste Haus ist zwei Meilen von hier entfernt. Es gibt niemanden, der uns in unserer Arbeit stören kann. Oder wolltest du nicht hierher? Hat dir das Haus nicht auch gefallen?«
»Jetzt nicht mehr«, sagte Edgar.
»Nun hör aber auf!«, fuhr ihn sein Vater an. »Hat dich das bisschen Spuk so erschreckt?«
»Bisschen nennst du das? Ich sage dir, dieses Haus ist verhext, oder ein Fluch lastet darauf. Hast du den Makler eigentlich gefragt, wer dieses Haus vorher besaß? Warum er es aufgegeben hat und was aus ihm geworden ist?«
»Wenn es dich beruhigt, werde ich ihn morgen fragen. Aber jetzt Schluss damit. Jetzt gehen wir endlich wieder schlafen. Maureen kommt mit runter. Sie schläft in der kleinen Kammer neben uns.«
Damit drehte sich Albert um und stampfte hinaus.
Warren sah sich nach Jessica um, holte sie vom Fenster weg und ging hinter seinem Vater hinaus.
»Ich bin sicher, dass wir in diesem Haus noch einiges erleben«, prophezeite Edgar. »Wir werden alle entweder wahnsinnig oder wir landen auf dem …«
Er sprach nicht mehr weiter, und er ahnte in diesem Moment auch nicht, wie nahe er der Wahrheit war.
Edgar ging aus dem Haus und die zwei Treppen hinunter. Sein Blick galt dem kahlen, großen Baum, der wie ein riesiges Ungeheuer in der freien Landschaft stand.
Plötzlich stolperte er und fiel der Länge nach auf den Boden. Fluchend richtete er sich auf, sah sich nach dem Stolperstein um und erschrak.
Er war über eine graue tote Katze gestolpert. Sie war kalt, steif und sicher schon länger tot. Aber gestern lag sie noch nicht hier, das wusste Edgar genau. Schließlich waren sie gestern oft über den Hof gelaufen, hatten Möbel geschleppt. Sie hätten die Katze sehen müssen, wenn sie schon hier gelegen hätte.
Edgar trat näher. Ungeziefer krabbelte über das tote Tier, und es roch penetrant nach Verwesung.
Die ist schon etliche Tage tot. Vielleicht auch Wochen. Wer hat sie uns in den Hof geschmissen?
Edgar sah zum Haus zurück. Ein eisiger Schauer rann über seinen Rücken. Überall hingen tote Tiere, große und kleine. An sämtlichen Fenstern und Türen hingen sie, halb verwest, von schwarzen Fliegen umgeben.
Die Tür öffnete sich und Maureen trat heraus. Sie sah blass und übernächtigt aus. Dunkle Ringe befanden sich unter ihren Augen.
Sie sah Edgars entsetzten Blick und schaute ebenfalls zum Haus hoch. Daraufhin wurde sie noch um einen Schein bleicher. Ihr Mund öffnete sich, und ein markerschütternder Schrei drang über ihre Lippen.
Ihr Schrei lockte die anderen aus dem Haus. Und alle sahen entsetzt auf die toten Tiere. Sie waren alle am Hals aufgehängt. Hingen an den Fenstern, an kleinen Mauervorsprüngen und an den Türscharnieren.
»O Gott«, flüsterte Martha Hockbridge, die Mutter. »Wer tut so etwas Entsetzliches.«
Edgar kam langsam näher.
»Lass uns wieder Weggehen«, sagte er zu seinem Vater. »Lass uns Weggehen. Das Haus ist verflucht. Die toten Tiere am Haus, sie sind ein schlechtes Omen. Wir werden Schlimmes durchmachen müssen, wenn wir das Haus nicht verlassen. Ich fühle es, ich weiß es. Ich habe einmal ein Buch …«
»Du und deine Bücher«, unterbrach ihn sein Vater unwirsch. »Es ist alles verrücktes Zeug. Jemand hat uns einen dummen, makabren Streich gespielt, das ist alles.«
»Und das von heute Nacht? War das auch nur ein makabrer Scherz?«
Albert sagte: »Ich weiß nicht, was das heute Nacht war. Zugegeben, es war etwas merkwürdig und seltsam. Aber sicherlich gibt es dafür eine Erklärung. Wir werden der Sache eben auf den Grund gehen. Aber auf jeden Fall ist es kein Grund, hysterisch zu werden.«
»So? Auf den Grund gehen willst du der Sache also«, sagte Edgar ironisch. »Und wie willst du das anstellen? Wo willst du anfangen? Wir haben nicht den geringsten Anhaltspunkt. Alles, was wir haben, ist ein Häufchen Asche und eingetrocknetes Blut auf Maureens Bett. Und die toten Tiere hier, von denen wir nicht wissen, wer sie hierher gehängt hat.«
Er schwieg einen Augenblick, dann sagte er flehend: »Bitte, Vater, lass uns wieder nach Dundee zurückgehen.«
»Bitte, Pa«, bat nun auch Maureen, »verkaufe das Haus wieder. Ich möchte auch nach Dundee zurück. Wir waren doch so glücklich dort. Und hier …«
»Ich möchte hierbleiben«, piepste Jessica. »Hier ist es schön. Und es schimpft auch niemand, wenn ich mal laut bin.«
»Na also, da hört ihr es«, sagte Albert Hockbridge. »Jessica hat keine Angst. Die Jüngste ist die Mutigste. Sie hat auch alles gesehen, aber sie will hierbleiben.« Er wandte sich an Warren. »Und du? Was ist mit dir?«
»Ich bin dafür, dass wir erst mal hier wohnen bleiben«, antwortete Warren.
»Für das, was wir erlebt haben, gibt es sicher eine einleuchtende Erklärung. Wir werden sie finden.«
»Ihr seid ja verrückt!«, schrie Edgar unbeherrscht. »Wollt ihr denn, dass wir hier verrecken?«
Er ging auf seinen Vater zu, trommelte mit den Fäusten auf seine Brust und zerrte an seinem Hemd.
Albert Hockbridge umfasste Edgars Handgelenke, bog sie ihm nach unten.
»Reiß dich zusammen«, zischte er. »Du benimmst dich ja wie ein hysterisches Weibsbild.«
»Hört auf zu streiten«, sagte Warren. Er blickte den schmalen Weg hinunter. »Da kommt jemand.«
Es war ein junges schwarzhaariges Mädchen auf einem alten, klapprigen Fahrrad. Sie kam langsam den engen Weg heraufgefahren. Familie Hockbridge sah ihr neugierig und gespannt entgegen.
Das Mädchen hielt vor Vater Hockbridge an.
»Guten Morgen«, begrüßte er die Fremde, die von einer frischen und seltsamen Schönheit war. »Was führt Sie zu so früher Stunde zu uns heraus?«
Das schöne Mädchen antwortete nicht gleich. Sie sah erst von einem zum anderen. Dabei rieselte es jedem einzelnen eiskalt über den Rücken. Ihre Augen waren schwarz wie die Nacht, und ihr Blick war stechend und unheimlich, als käme sie aus einer anderen Welt.
Dann sagte sie langsam, jedes Wort betonend: »Warum seid ihr hierhergekommen?«
»Es gefällt uns hier«, antwortete Albert Hockbridge und zog die Augenbrauen hoch.