Das Juwel von Tanara: Das Wilde Land - Marlies Lüer - E-Book

Das Juwel von Tanara: Das Wilde Land E-Book

Marlies Lüer

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Beschreibung

TEIL 4 ***Geh auch den unwegsamen Weg bis zum Ende. Es mag sein, das genau dort etwas Großes auf dich wartet.***

Sie könnten unterschiedlicher nicht sein – und doch sind sie in einem gleich: Sie sind auf der Flucht!

Das feinfühlige Mädchen Dara vor ihrem Vater, dem Clanhüter mit dem dunklen Geheimnis.
Gunno, der Totenbeschwörer, flieht vor der Hexe Zyperra.
Shondra, der Nachtwolf-Jäger, ist beim Erzzauberer in Ungnade gefallen.

Gemeinsam kämpfen sie um ihre Freiheit und ihr Lebensglück – bis einer von ihnen zum Verräter wird.

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Inhaltsverzeichnis

Das Juwel von Tanara

Impressum

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Das Juwel von Tanara

Das Wilde Land (Folge 4)

5-teilige Fantasy-Serie

©2022 Marlies Lüer

Cover: Renee Rott, Dream Design

Impressum

Marlies Lüer, 29225 Celle, Fuhrberger Str. 95

Kontakt: [email protected]

-1-

Dieses Mal war es anders. Er hatte keinen Schmerz gefühlt. Im Gegenteil, die Energieentladungen hatten ihn mit frischer Kraft erfüllt. Sogar mit Zuversicht. Als die Zeitblase ihn ausspuckte, stand er auf der Obsidianfläche, zunächst unfähig, sich zu rühren. Alles war so anders. Da war etwas … in ihm? Shondra schob das Gefühl beiseite. Warum war er immer noch hier im Turm? Er hatte doch zu Dara springen wollen, in die Zeit, in der sie noch lebte! Er sah sich ratlos um und zuckte zusammen, als er Xorgolg sah. Doch im selben Moment schon begriff er, dass der Erzzauberer für ihn keine Gefahr darstellte. Denn er stand regungslos, umgeben von einer Art schmutziger Aura, in der Bewegung erstarrt. Aber nicht leblos. In seinen Augen sah Shondra puren Hass, gemischt mit Hilflosigkeit und großer Angst.

„Nun ja. Geschieht dir recht. Was auch immer gerade hier geschieht.“

Ein Mondstrahl reflektierte auf dem Klingenblatt seines Wurfmessers, so konnte er es im nachtdunklen Raum sehen und an sich nehmen. Da fiel ihm auf, dass seine Hand, sein ganzer Arm und auch der Rest seines Körpers von einem reinweißen Schimmer umgeben waren, weniger als handbreit. Dieser glitt über auf das Messer, als er es aufhob und in den Schaft seines Stiefels steckte.

Lauf …

„Wer spricht?“, rief Shondra alarmiert. „Zeige dich! Torge, bist du das?“

Dann geschah etwas Unerwartetes, was ihn noch mehr beunruhigte. Es wurde heller im Raum, ohne dass der Vollmond etwas damit zu tun haben konnte. Es war auch noch nicht die Zeit des ersten Sonnenaufgangs. Dennoch konnte er alles deutlich erkennen. Sein Herz krampfte sich tieftraurig zusammen, als er Gunno in seinem Blut liegen sah. Durchbohrt von einer Lanze. Torge, blau wie ein Tarsi, stand still im Raum. Sein Gesicht zeigte keinerlei Gefühl. Shondra begriff, nicht sein alter Freund hatte Verrat und Mord begangen. Das ging allein auf die verderbte Zauberkunst seines Ziehvaters zurück.

Lauf …

Dieses Mal merkte Shondra, dass die Stimme in ihm drin war.

Wer bist du?

Einer, der es gut mit dir meint. Trotz all meiner Macht, deine Zeit in der Nicht-Zeit ist begrenzt. Darum lauf endlich! Du musst zurück.

Instinktiv begriff er, dass die Stimme die Weggabelung meinte. Neue Hoffnung erfüllte ihn. Möglicherweise konnte er all dies ungeschehen machen! Shondra löste sich aus der Situation und begann zu laufen. Treppab, oh, so viele Stufen treppab! Er wünschte sich, er könnte fliegen. Überall, wo er war, erhellte sich die Umgebung, so weit er zu sehen wünschte. Als er auf dem Turmplatz angelangt war, schlug er zunächst den Weg zum Burgtor ein. Doch er bremste ab, lief zum Stall. Mit dem Hengst zusammen würde er doch viel schneller bei Gunno und Dara sein! Doch er wurde enttäuscht. Alle Tiere standen oder lagen regungslos. Die Zeit stand auch hier still. Ein Blick in die Augen des Hengstes und des Esels zeigte Shondra, dass die Tiere, im Gegensatz zum Zauberer, nicht litten. Sie schienen gar nicht zu merken, was mit ihnen geschah. Auch das Kerzenlicht in den Laternen flackerte nicht. Unheimlich! Shondra ging zur Box, wo seine Freunde geschlafen hatten, und bückte sich nach Köcher und Bogen. Er hatte in der Aufregung vergessen, dass Dara hier lag. Tot, kalt. Ergriffen von Trauer und Schuldgefühl sank er auf die Knie. Sanft streichelte er über ihre Wange.

Dafür ist jetzt keine Zeit. Lauf!

Wohin?

Du musst den Sieben-Pfeil auf dich abschießen.

„Mich selbst aufhalten“, murmelte Shondra tonlos. Er löste sich von Daras Anblick, legte Bogen und Köcher um und verließ eilig den Stall, dann das Gelände des Grauen Turms. Die Stimme in ihm fühlte sich gut an, als wäre sie ein guter Freund. Dennoch zog Shondra in Betracht, dass er schlicht den Verstand verloren hatte und sich alles nur einbildete; ein kläglicher Versuch seiner Seele, seine Schuld und den Verrat an Gunno und Dara zu verdrängen. Ihm war nun glasklar, er hätte gar nicht erst mit ihnen hierherkommen dürfen. Er hätte an der Weggabelung die beiden auf den anderen Weg schicken müssen. Ja, er hätte sich zu ihrem Besten von ihnen trennen müssen. Von seinen ersten, echten Freunden … aus Liebe zu ihnen hätte er auf ihre Gegenwart verzichten müssen. Doch er hatte sie ehrlos verraten.

Der Weg war so viel weiter ohne Pferd. Shondra gab sein Letztes, er rannte so schnell er nur konnte. Die seltsame Sichtweise unterstützte ihn dabei. Es war für ihn gleichzeitig stockfinster und hell. Beides existierte gleichberechtigt, gleichzeitig, am selben Ort. Eine faszinierende Erfahrung! Auch wenn er vielleicht nur …

Nein, du bist nicht verrückt. Ent-rückt, das ja. Der Zeitlinie entrückt. Du bekommst eine weitere Chance.

Wer gibt mir diese Chance? Du? Oder die Götter, an die ich nicht glaube?

Irrelevant. Nutze deine Chance.

Shondra spürte, dass „die Stimme“ einen Hauch Nervosität innehatte. Es schien für sie selbst auch wichtig zu sein, dass er Erfolg hatte. Leider schwieg sie sich den Rest des Weges aus. Bald schon sah er sich selbst, sein Ich der nahen Vergangenheit, auf dem Hengst reitend. Als er dicht vor sich auf dem Weg stand, gab es einen Lichtblitz und er wurde zurückgeschleudert, landete auf dem Hosenboden. Offenbar durfte er sich selbst nicht zu nahekommen. Er rappelte sich auf, griff in den Köcher und legte einen Pfeil an, zielte auf den Ast und traf. Hatte er auch den richtigen Pfeil genommen? Erschrocken nahm er die restlichen Pfeile alle auf einmal aus dem Köcher und untersuchte sie auf ein siebtes Symbol. Alle zeigten sechs Symbole, zufällig hatte er den richtigen Pfeil genommen. War das wirklich ein Zufall? Aber, wann eigentlich hatte er das siebte Symbol eingeschnitzt?

Das ist nicht dein erster Versuch, meldete sich die Stimme zurück. Ich löschte jedes Mal deine Erinnerung, damit du es leichter hast.

Was bist du? Eine solche Macht kann doch nur ein Zauberer haben! Oder bist du ein Gesandter der Schicksalsmächte?

Fasziniert sah Shondra nun sich selbst zu, wie er den Pfeil aus dem Ast zog und die Symbole las. Dann fror das Bild ein. Sein altes Ich regte sich nicht mehr, auch nicht der Hengst, nicht der Wind in den Blättern des Baumes.

Stillstand.

Es ist jetzt an der Zeit, sagte die Stimme mit einem sehr ernsten Ton.

Zeit wofür? Was muss ich jetzt tun?

Büßen. Du hast drei Leben genommen, direkt und indirekt. Es ist an der Zeit, deines zu geben und neu anzufangen.

Ich verstehe nicht!

Überwinde dich. Du kannst nur einmal innerhalb einer Zeitlinie existieren. Würde ich jetzt die Zeitblase platzen lassen, gäbe es ein Zeitparadoxon und alles wäre zerstört. Alles Leid, jeder Kampf, wäre umsonst gewesen.

Du bist das Juwel von Tanara, stimmt’s?

Ja, Shondra. Ich bin das Juwel. Ich bin ein Teil des Dhrak geworden, aber ich bin auch ICH. Zu kompliziert, die Geschichte dahinter. Du musst jetzt deine Entscheidung treffen. Willst du alles wiedergutmachen? Dann ist dein körperlicher Tod unvermeidbar. Tu es bitte! Im Moment des Sterbens werde ich mit meiner Macht dich und mich zusammen in dein altes Ich versetzen. Dafür brauchst du Mut. Hast du genug Mut? Genug Liebe und Opferbereitschaft in dir?

Shondras Herz raste vor Angst. Dies hier war nicht der erste Versuch? Schweiß rann über seine Stirn und auch den Rücken hinab. Er wurde sich der Tragweite dieser Information bewusst.

Ja, ihr seid in einer Zeitschleife gefangen. Und ich mit euch.

Shondra wurde klar, er musste sich selbst aufgeben, denn sonst würde er nie Freiheit erlangen. Dieses hier war ja noch schlimmer als nur ein Gefangener Xorgolgs zu sein!

Ich tu es. Jetzt. Bevor mich mein Mut verlässt.

Vertrau mir! Ich werde dafür sorgen, dass wir weiterleben. Lass einfach los und gib mir die Verantwortung.

Shondra holte tief Luft. Er bückte sich und holte das Messer hervor. Mit wilder Entschlossenheit packte er den Griff mit beiden Händen, die Klinge auf sich selbst gerichtet. Er stieß einen Kampfschrei aus und setzte seinem Leben ein Ende. Er hatte nichts zu verlieren – außer Allem und Alles.

Zitternd steckte ein Pfeil im Ast, direkt über ihm. Shondra ging hinter dem Baum in Deckung, zückte sein Messer aus dem Stiefelschaft und hielt nach dem Angreifer Ausschau.

---ENDE DER LESEPROBE---