Windtänzers Wunsch - Marlies Lüer - E-Book

Windtänzers Wunsch E-Book

Marlies Lüer

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Beschreibung

Wünsche können wahr werden! Vor allem, wenn man zur rechten Zeit durch ein geheimnisvolles, knisterndes Weltentor fliegt und dem Weihnachtsmann mehr oder weniger vor die Füße purzelt. Sogar wenn man ein Drachenkind ist und eigentlich viel zu groß und zu tollpatschig für das Weihnachtsdorf am Nordpol! Dennoch rettet Windtänzer das Weihnachtsfest. Wie? Das lest selbst.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Windtänzers Wunsch

Eine Fantasy-Weihnachts(kurz)geschichte über ein Drachenkind und das Weihnachtsdorf am Nordpol, wo es herrlich nach Lebkuchen duftet …

Impressum:

Autor: Marlies Lüer, Fuhrberger Str. 95, 29225 Celle

@ Erstauflage 2025

Cover von Susanne Ptak, teils mit KI erstellt, Chat GPT

Grafik von openclipart.org/artist/GDJ

Kapitel 1

Der kleine Drache schnupperte hingebungsvoll an der gelben Blüte. Ihr Duft war süßlich und angenehm, ihre Form zart und anmutig und einfach richtig rundum schön! Blumen waren auf dieser Insel so selten. Sie erfreuten sein Herz, mehr noch als die bunten Käfer und anderes Kleingetier oder die Vögel. Dabei lauschte er wachsam, ob sich nicht einer seiner Artgenossen näherte. Er wollte allein sein.

Genüsslich an etwas pflanzlichem riechen – echte Drachen tun so etwas nicht! Drachen bevorzugen alles, was grob und laut ist. Sie raufen, blecken die scharfen Zähne, brüllen, spucken Feuer, jagen Beutetiere, horten Edelsteine und gestohlene Goldschätze und erfreuen sich an ihrer Kraft. Sie verbreiten, wann und wo immer es geht, Angst und Schrecken. Einfach, weil es ihnen Spaß macht! Hin und wieder sogar in den Siedlungen der Menschen, die auf anderen Inseln liegen.

Der Blumenliebhaber hingegen war dankbar, dass die meisten seiner Drachenbrüder und -schwestern Langschläfer waren. Er selbst erwachte stets spätestens beim ersten Strahl der Sonne; die anderen erst, wenn die Lichtspenderin hoch am Himmel stand und selbst die tiefste Höhle das Tageslicht nicht mehr fernhielt.

Ein Knirschen von Schotter und Stein ließ ihn aufhorchen und zusammenzucken. Sie durften ihn auf keinen Fall dabei erwischen, wie er friedlich die Gaben der Natur genoss! Kaum hatte er diesen Gedanken gedacht, hörte er Flügelschlagen.

„Ey, wen haben wir denn da?“

Zu spät. Wieso nur waren die schon vor Sonnenaufgang unterwegs?

„Na, Kalter? Machst du mir mal ein kleines Feuerchen zum Frühstück?“ Der Jungdrache Grinser zeigte seine beeindruckend scharfen Zähne und deutete mit der Schwanzspitze auf die tote, übergroße Ratte, die er vor seinem Artgenossen in den Dreck geworfen hatte. Zu allem Übel kamen jetzt noch zwei weitere Artgenossen hinzu, die Zwillingsmädchen, deren bevorzugtes Opfer er war. Grinser ärgerte ihn eigentlich nie, wenn sie sich allein begegneten; er ließ sich aber gern von anderen aufstacheln. Vor allem, wenn sie hübsche hellblaue Schuppen hatten.

„Nun mach schon“, stichelte Vulka und Ascha, ihre ergebungsvolle Schwester, konnte ihr hämisches Lachen kaum noch unterdrücken. „Oder kannst du das etwa nicht? Bleibt es immer noch bei einem Rauchhusten? Oh, wie tragisch!“, säuselte Vulka.

„Wann wirst du je ein richtiger Drache sein?“, fügte Ascha hinzu. „Oh, lass mich raten – nie?“

Grölend breiteten die drei Jungdrachen ihre Schwingen aus und hoben ab, dabei rempelte Grinser ihn mit voller Absicht an. Sie flogen eine Runde übers Meer und beachteten ihn nicht länger.

„Haut bloß ab und lasst mich in Ruhe!“, schrie der jüngste Inseldrache ihnen hinterher. Angewidert warf er die stinkende Ratte die Klippe hinunter. Er zitterte vor Wut. Als sei es nicht schlimm genug, anders zu sein, nein, sie mussten es ihm ja fast jeden Tag unter die Nase reiben! Die ausgereiften Drachen, groß und mächtig, taten so etwas nicht. Nein, schlimmer noch. Sie schenkten ihm gar keine Beachtung. Es war, als gäbe es ihn gar nicht.

Knirschende Geräusche im Kies ließen ihn zusammenzucken. Schlichen sich die anderen gemeinen Jungdrachen jetzt etwa auch noch an? Doch als er die eher behäbige Schrittgeschwindigkeit bemerkte und das leise, kränklich brummende Atemgeräusch hörte, entspannte er sich. Das konnte nur der Alte sein! Sein Freund. Sein einziger Freund! Der Anführer der Inseldrachen.

„Guten Morgen“, grüßte der steingraue Drache, der etliche reinweiße Schuppen auf dem Rücken hatte, was sein enormes Alter von 500 Jahren verriet. Schnaufend stieg er auf die Anhöhe und ließ sich dann genau neben das Drachenkind auf den Bauch fallen. „Was für ein herrlicher Anblick! Die Sonne geht gleich auf. Wollen wir das zusammen betrachten?“

„Sehr gern, Ältester.“

Schweigend betrachteten sie den Horizont, der das Meer vom Himmel trennte. Das Farbenmeer, das die Sonne mit sich brachte, war atemberaubend schön. In der Ferne sprangen junge Wale aus dem Wasser in die Höhe und machten Bauchklatscher, dass es nur so spritzte. Kalters Herz schlug schneller. Die hatten richtig Spaß am Leben! Wie gerne wäre er einer von ihnen. Für die Wale wäre es ohne Bedeutung, dass er kein Feuer spucken konnte. Ja, er war sich sicher – könnte er lernen, unter Wasser zu atmen, er gäbe einen guten Wal ab. Das Schwimmen und Tauchen konnte so schwer doch nicht sein. Zwar hatte er nicht die richtige Körperform um ein echter Fisch zu sein, aber an gutem Willen zum Spaß und zur Kameradschaft würde es nicht mangeln. Er stellte sich vor, wie er aus dem dunklen, kalten Wasser kraftvoll emporschießen würde, die Sonne begrüßend, und sich dann lustvoll in die Tiefe stürzte, angstfrei und abenteuerlustig, zusammen mit den anderen Meeresbewohnern. Was man dort wohl alles entdecken könnte? Es musste eine gänzlich andere Welt sein …

Ein tiefer Seufzer beendete den kurzen Tagtraum. Wünsche erfüllten sich nicht. Niemals!

Nicht, wenn man ein feuerloser Drache war, der lieber Blumen und Käfer betrachtete und nur dann jagte, wenn er auch wirklich hungrig war und das auch noch ungern. Lieber aß er Früchte, und rohe Eier. Die anderen Drachen grillten ihre Beute, bevor sie sie hinunterschlangen und danach eifrig Rauchwölkchen rülpsten. Er hatte sich sogar schon einmal Wurzeln und Knollen ausgegraben und darauf herumgekaut. Sie füllten den Magen, waren aber kein Genuss.

Der Alte schaute ihn mitfühlend an. „Schau mal, Kleiner! Da hinten segelt ein Schiff. Wie groß es doch ist!“

Kalter, der dem Alten dankbar war, dass er ihn immer Kleiner nannte, schaute aufmerksam in dieselbe Richtung. Oh ja! Da war es. Eindrucksvoll und schön wie kein zweites. Wie die Menschen das nur machten? Er hätte so gerne selbst Werkzeug, Hände um es zu gebrauchen, und lauter Ideen, um so etwas zu bauen. Möglicherweise könnte er sogar Schiffe bauen, die wie Vögel über den Himmel flogen oder gar hinauf zur Sonne und darüber hinaus in das Dunkel des Nachthimmels, wo die vielen lustigen Lichtpunkte festsaßen und silbern leuchteten. Die würde er sich gerne näher anschauen. Einige von ihnen bewegten sich sogar auf festen Bahnen, hatte er beobachtet, die meisten aber nicht. Noch so ein Geheimnis, das er ergründen wollte.

Der Alte hatte ihm neulich erst wieder von den Menschen und ihrem Einfallsreichtum erzählt. Der Weißschuppige war weise, das wusste der Feuerlose. Doch auch mittlerweile körperlich schwach. Es würde nicht mehr lange dauern, bis er den rituellen Kampf um die Macht verlieren würde. Was würde dann aus ihm selbst werden? Kalter erschauerte. Sein Leben würde fortan unerträglich sein. Kein Zweifel. Die anderen würden ihn vermutlich aus dem Schwarm verstoßen, weil sie ihn als Schande ansahen.

Das Geräusch schlagender Flügel und ein gewisser strenger Geruch erreichten nun seine Sinne. Was wollte Dicker wohl?

Plump ließ sich ein wahrlich dicker Drache auf dem Plateau nieder, der Fels bekam Risse. Er stapfte dem Alten entgegen. Das Drachenkind würdigte er nicht eines Blickes.

„Ältester, ich soll dich fragen, ob wir mit dem Schiff da unseren Spaß haben dürfen. Das ist ja nicht wirklich eine Behausung und wir wollen auch nicht die Menschen abfackeln. Ganz ehrlich!“

„Nein.“ Der Anführer der Drachen schüttelte den Kopf und seine langen Schuppenzöpfe am Kinn, die nur sehr alte Drachen hatten, baumelten energisch hin und her.

„Nein? Warum denn nicht?“ Dicker stand die Enttäuschung in die graugrünen Schuppen seines breiten Gesichts geschrieben.

„Weil der Friedenspakt weiterhin gilt. Lasst sie in Ruhe ziehen.“

„Wie du meinst“, entgegnete Dicker schleppend. „Ich werde Raufer und den anderen deine Entscheidung mitteilen.“ Mit viel Getöse flog der Drache zum Versammlungsplatz hinüber und drückte seinen Ärger über das Nein aus, in dem er unterwegs mit gezielten Feuerstößen einen knorrigen Baum in Flammen setzte.

Der Alte seufzte auf. „Wenn das so weitergeht, haben wir bald kein Grün mehr auf der Insel und müssen uns wieder eine neue suchen. Ohne Grün keine Beutetiere! Warum nur sind meine Artgenossen so dumm und unbelehrbar? Kleiner, der Schwarm wird mir nicht mehr lange gehorchen und ich kann dich dann kaum noch beschützen. Darüber musst du dir im Klaren sein. Warte bis heute Abend, dann treffen wir uns wieder. Bis dahin werde ich eine Idee haben, wie deine Zukunft aussehen soll.“

---ENDE DER LESEPROBE---