Das Kloster Einsiedeln - Markus Bamert - E-Book

Das Kloster Einsiedeln E-Book

Markus Bamert

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Beschreibung

Das Kloster Einsiedeln gehört zu den bedeutendsten barocken Klosteranlagen. An der Stelle der Zelle des Einsiedlers Meinrads entstand im Hochmittelalter ein Benediktinerkloster. Im Verlauf der Zeit entwickelte sich eine Wallfahrt, zunächst zur Kapelle, die an der Stelle von Meinrads Zelle gebaut und vom Herrn geweiht worden war (sog. Engelweihe), später zum ersten Madonnenbild in dieser Kapelle. Noch heute ist die Kapelle mit dem Gnadenbild der Schwarzen Madonna das Ziel einer weit ausstrahlenden Wallfahrt. In der Barockzeit entstand die heutige Klosteranlage nach Plänen des Klosterbruders Caspar Moosbrugger mit der Kirche im Zentrum und dem vorgelagerten Klosterplatz. Das Kloster hat alle Stürme der Zeit wie die Reformation und die Aufhebung während den Franzoseneinfällen überdauert und beherbergt nach wie vor einen lebendigen Benediktinerkonvent.

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Markus Bamert · Georges Desœudres · P. Gregor Jäggi

Das Kloster Einsiedeln

Kanton Schwyz

Baugeschichte des Klosters und der Pilgereinrichtungen

Die Kapelle St. Meinrad auf dem Etzel

Erschliessung des Finsteren Waldes

Gründung und Frühzeit des Klosters

Immer wieder Brände

Pilgerwege nach Einsiedeln

Erneuerung der Klosteranlage

Beschreibender Rundgang

Klosterplatz und Klosterfront

Rundgang um das Kloster

Klosterkirche

Schiff

Architektur

Gnadenkapelle

Gewölbe

Kanzel, Epitaphe und Orgeln

Altäre

Boden

Chor

Architektur

Unterkirche

Beichtkirche

Beichthaus

Magdalenenkapelle

Oratorium

Bibliothek

Der Hof

Grosser Saal

Grosses Tafelzimmer

Ein Kloster im Finsteren Wald

Theologische Deutung der Bilderwelt der Klosterkirche

Würdigung

Anhang

Die Klosteranlage von Nordwesten.

Baugeschichte des Klosters und der Pilgereinrichtungen

Die Baugeschichte des Klosters Einsiedeln hat legendäre Ursprünge und ist in ihren Anfängen mit dem Mönch Meinrad verbunden. Die Lebensbeschreibung des «ehrwürdigen Einsiedlers Meginrat» erzählt von einem Mönch, geboren zur Zeit Karls des Grossen, der von seinem Mutterkloster auf der Bodenseeinsel Reichenau als Lehrer in eine nicht näher bezeichnete klösterliche Niederlassung am Zürich-Obersee geschickt wurde. Nicht lange danach zog er sich als Einsiedler in die Einsamkeit zurück und errichtete am Etzelpass eine Zelle.

Die Kapelle St. Meinrad auf dem Etzel

Zum Jahr 1289 wird überliefert, dass das Kloster Einsiedeln auf dem Etzelpass zur Erinnerung an seinen ersten Aufenthalt als Eremit eine dem hl. Meinrad geweihte Kapelle hat erbauen lassen. Eine Darstellung aus dem 16. Jahrhundert zeigt die mittelalterliche Kapelle mit einem Chorturm ähnlich wie bei der Kirche St. Peter und Paul auf der zum Kloster Einsiedeln gehörigen Ufenau. Die heutige Kapelle auf dem Etzel wurde 1698 nach Plänen des Einsiedler Klosterbruders Caspar Moosbrugger fertiggestellt, der auch als Architekt der barocken Klosteranlage erscheint.

Anlässlich der jüngsten Renovation wurden 2010 im Innern der Kapelle archäologische Ausgrabungen durchgeführt. Hinweise auf eine Einsiedlerzelle fanden sich dabei keine, denn tatsächlich war nicht zu erwarten, dass Meinrad seine Zelle auf der wetterexponierten Krete des Etzelpasses errichtet hatte. Insofern ist die Legende, wonach die Kapelle an der Stelle der ersten Zelle errichtet worden sei, nicht wörtlich zu nehmen. Dem exponierten Standort der Gedächtniskapelle kommt vor allem Zeichencharakter zu.

Weit sichtbar auf dem Etzelpass die 1698 dem hl. Meinrad geweihte Kapelle, die an dessen Aufenthalt als Einsiedler erinnern soll.

Sieben Jahre soll Meinrad als Einsiedler auf dem Etzel verbracht haben. Er wurde zunehmend von Weltleuten aufgesucht, so dass er sich entschloss, sich weiter in den Finsteren Wald zurückzuziehen – ein bekannter Topos in den Lebensbeschreibungen von Eremiten. Dort errichtete er «mit Hilfe von frommen Männern und besonders einer Äbtissin» (wohl jener des Zürcher Fraumünsterstifts) eine neue Zelle, in der er bis zu seinem gewaltsamen Tod im Jahr 861 lebte. Überliefert wird der Bau einer kleinen Kapelle; diese war der Urbau der späteren Gnadenkapelle.

Erschliessung des Finsteren Waldes

Die Formulierung der Lebensbeschreibung lässt erahnen, dass auch der neue Standort der Zelle im Finsteren Wald nicht fernab jeglicher menschlicher Erschliessung lag. Untersuchungen von im Boden eingelagerten Pflanzenpollen haben deutliche Hinweise auf eine landwirtschaftliche Nutzung im Raum Einsiedeln bereits für die Lebenszeit Meinrads erbracht, welche sich nach der Gründung des Klosters intensivierten. Archäologische Ausgrabungen in den 1980er Jahren haben die Ergebnisse der Pollenanalyse in einem gewissen Grad konkretisieren können. Östlich der ältesten Klosterkirche wurden Siedlungsspuren gefasst, welche weder sicher interpretiert noch zeitlich näher eingegrenzt werden konnten; als Überreste von Meinrads Zelle sind sie jedoch kaum zu deuten.

Gemäss der Klostertradition wurde Meinrad am 21. Januar 861 von zwei Räubern erschlagen. Die Legende berichtet, dass zwei zahme Raben, die Meinrad in seinen letzten Lebensjahren begleitet hatten, den Räubern bis in die Stadt Zürich folgten und dort so viel Aufsehen erregten, dass die Männer gefasst und wegen ihrer Bluttat verurteilt wurden. Den Leichnam Meinrads hat man in sein Mutterkloster auf die Reichenau überführt. Später wurden seine sterblichen Überreste exhumiert und im Jahr 1039 Teile davon, darunter der Schädel, als kostbare Reliquien in die erneuerte Klosterkirche nach Einsiedeln transferiert.

Als am 15. Juni 1984 Papst Johannes Paul II. den Zelebrationsaltar in der Klosterkirche Einsiedeln weihte, wurde darin ein modern in Silber gefasstes Kopfreliquiar mit dem Schädel des heiligen Meinrad niedergelegt. Zuvor hatte das Kloster einen Anthropologen beauftragt, den Schädel wissenschaftlich zu untersuchen. Die Analyse konnte wahrscheinlich machen, dass es sich dabei um den Schädel des Einsiedlers handelt. Der Zustand der Zähne liess auf eine «wohl karge, aber gesunde, wahrscheinlich mehrheitlich pflanzliche Ernährung» schliessen.

Im Finsteren Wald baute der hl. Meinrad eine Kapelle neben seiner Einsiedlerzelle. Die beiden Raben haben ihn in seinen letzten Lebensjahren begleitet.

Der hl. Meinrad wird erschlagen und beraubt. Beide Darstellungen stammen aus dem Blockbuch von 1466.

Gründung und Frühzeit des Klosters

Für die Zeit nach Meinrads Tod sind die Überlieferungen vage und unsicher. Es scheint, dass weitere «fromme Männer» die Tradition des Einsiedlertums für eine gewisse Zeit noch aufrecht hielten. In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts richtete der Strassburger Domprobst Eberhard in Einsiedeln eine klösterliche Gemeinschaft ein, die nach den Regeln des heiligen Benedikt leben sollte. Als Gründungsjahr des Klosters wird 934 überliefert. 948 wurde die Klosterkirche «zu Ehren der heiligen Gottesmutter und des heiligen Mauritius» geweiht. Es waren das schwäbische Herzogtum und das sächsische Kaiserhaus der Ottonen, welche die Etablierung der Abtei Einsiedeln zur Sicherung des Alpenvorlandes entscheidend förderten.

Nach einem verheerenden Brand – man hat sich die ältesten Klostergebäulichkeiten wohl als Holzbauten vorzustellen – erfolgte in den Jahren 1031 bis1039 unter Abt Embrich ein Neubau aus Stein: eine dreischiffe Basilika mit Doppelturmfassade. Unterhalb des Altarraumes befand sich eine Krypta, deren Aussenwand heute in der Unterkirche sichtbar ist. Im Hof vor der westlichen Eingangsseite stand eine dem Salvator (Erlöser) geweihte Kapelle, der Überlieferung nach das von Meinrad erbaute Kirchlein, der Überlieferung nach am Standort der heutigen Gnadenkapelle.

Immer wieder Brände

Nach einem weiteren Brand im Jahr 1226 wurde die Kirche erweitert, wobei das Untere Münster entstand, welches die zuvor im Freien stehende Salvatorkapelle überbaute. Dadurch entstand ein Schrein im Schrein, wie er mit der Gnadenkapelle in erneuerter Form noch heute besteht. Mit dem Unteren Münster wurde die Zweiteiligkeit der Klosterkirche begründet, wie sie von älteren Darstellungen her bekannt ist: das Obere Münster mit zwei Türmen war als Klosterkirche im engeren Sinn für den Konvent der Mönche bestimmt, während das Untere Münster als Pfarr- und Wallfahrtskirche diente.

Im 13. Jahrhundert setzte ein eigentlicher Wallfahrtsbetrieb ein. Eine thronende Marienfigur mit dem Christuskind auf dem linken Knie, wie es ähnlich das Konventssiegel von 1239 zeigt, gilt als ältestes Gnadenbild von Einsiedeln. Das ältere Salvatorpatrozinium der Kapelle wurde durch ein Marienpatrozinium abgelöst; die Verehrung des heiligen Meinrad trat zugunsten der Muttergottes in den Hintergrund. Unter Abt Johannes I. von Schwanden erhielt das Kloster eine Umfassungsmauer, was offenbar mit dem zunehmenden Pilgerbetrieb notwendig wurde. Abt Johannes liess zudem eine massive Vorhalle der Kirche errichten, auf deren Nordseite ein Hof für Kramläden bestand. Die Ausrichtung dieses für den Devotionalienhandel bestimmten Vorhofes nach Norden ist dadurch bedingt, dass bis zum Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert sich der Pilgerstrom nicht primär vom westlich gelegenen Dorf, sondern von Norden der Klosterkirche näherte.

Die unter Abt Embrich erbaute Klosterkirche mit der Salvatorkapelle im Hof vor der Doppelturmfassade.

Das ältere Einsiedler Gnadenbild als thronende Muttergottes mit dem Christuskind auf dem linken Knie.

Das Einsiedler Konventssiegel von 1239 zeigt das ältere Gnadenbild.

Schlussstein eines gotischen Rippengewölbes mit der mutmasslichen Darstellung der Heiligen Sigismund, Justus und Mauritius.

Bei einem dritten Klosterbrand 1465 wurde die Gnadenkapelle vermutlich zerstört. Der Neubau eines nun gewölbten Marienschreins wurde im Hinblick auf das 1466 anstehende 500-Jahr-Jubiläum der Engelweihe rasch an die Hand genommen. Nach einer vorerst wohl nur provisorischen Instandstellung wurde das Untere Münster um 1500 mit gewölbten Seitenschiffen erneuert. Nach einem weiteren Brand im Jahr 1509, von dem auch das Dorf Einsiedeln betroffen war, hat man das Mittelschiff des Unteren Münsters eingewölbt. 1577 erforderte ein neuerlicher Brand ein weiteres Mal aufwendige Instandsetzungsarbeiten. Vom vielfach umgebauten spätmittelalterlichen Kloster haben sich nur wenige Überreste erhalten, darunter der Schlussstein eines gotischen Rippengewölbes mit der Darstellung von drei Heiligen, möglicherweise König Sigismund, Justus als Kephalophore (Kopfträger) und Mauritius als Ritter.

Pilgerwege nach Einsiedeln