Das konzentrierte Böse. Gesammelte Satiren - Falko Rademacher - E-Book

Das konzentrierte Böse. Gesammelte Satiren E-Book

Falko Rademacher

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Beschreibung

Warum gehört die Bibel auf den Index? Warum sind Volksentscheide undemokratisch? Wann startet die Adolf Hitler Show? Was steht im Evangelium nach Erwin? Was passiert alles bei einer Musterung? Und was genau bedeutet es, jemanden zu "wicken"? Auf diese sinnlosen Fragen gibt Ihnen Falko Rademacher äußerst sinnvolle Antworten, entstanden in seinen 20 Jahren als Satire-Facharbeiter in Deutschlands Witze-Fabriken. Zuweilen hochaktuell, oft auch total überholt, aber immer zumindest am Rande des Komischen – so ähnlich wie eine Pressekonferenz mit Kim Jong-un. Ein paar kleine Schnipsel: Fußball-Zwerg Thomas Häßler wehrt sich gegen die Bezeichnung "Fußball-Zwerg". "Ich finde das gar nicht lustig", so der Fußball-Zwerg gestern in München. Das sogenannte "therapeutische Klonen" zeigt ebenfalls galoppierende Fortschritte. So ist in Berlin inzwischen eine ganze Forschungsstation nur damit beschäftigt, regelmäßig neue Lebern für Udo Lindenberg herzustellen. Der Fünfkampf soll ab den nächsten Olympischen Spielen umgestaltet werden. Die Disziplinen heißen dann Synchronschwimmen, Gewichtheben, Rhythmische Sportgymnastik, Tortenwettessen und Segeln. Bislang wurden noch keine Athleten gefunden, aber es existiert bereits ein millionenschwerer Sponsorenvertrag mit Adidas, und deshalb, so ein IOC-Funktionär, "müssen wir da jetzt irgendwie durch". Das "Golden Goal" wird wieder eingeführt. Die Farbe für die Torpfosten liefert exklusiv die Firma des Schwagers von FIFA-Präsident Blatter. Sogar ein Maskottchen hat Windows jetzt, nämlich: "Stumpi, das lustige Virus". Immer wenn Stumpi auf dem Bildschirm auftaucht, löscht er spontan die Hälfte aller Daten, und die andere Hälfte schickt er per Email an sämtliche anderen Menschen auf dem Planeten Erde. Microsoft verspricht sich von Stumpi so wörtlich "das Ende der Welt in der uns bekannten Form".

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Falko Rademacher

Das

konzentrierte Böse

Gesammelte Satiren

Bisher erschienen von Falko Rademacher

Ein Wesley Tucker Thriller

Die Pergamon-Affäre

Der unmögliche Krieg

Ein Philip Eckstein Thriller

Ein Koffer voll Blut

Der Ami im Leichensack

Ein Lisa Becker Krimi

Halbe Leichen

Schöne Leichen

Der Vampir von Berlin

Ein Lisa Becker Kurzkrimi

Der Dreißigjährige, der aus dem Fenster fiel und starb

Der Ruf der Katze

Russisch Roulette

© 2015 by Falko Rademacher, 13597 Berlin

Dieses Buch versteht sich als Satire im Sinne des Gesetzgebers.

Inhalt

 

Hallo!

Gesellschaft

Utopia 3000 - Eine Zukunftsvision

Bürger erster Klasse

Deutschland sucht die Superstadt

Mit 17 hat man noch Beine

Dollys Erben

Erholung zum Kassentarif

Irrwort des Jahres

Fragen Sie Dr. Sommer-Loch

Boycott now!

How to spot an asshole - Eine kleine Tierkunde

Neue Wohnformen

Anmerkungen über den Berliner

Sprache der Reisekataloge

Politik

10 Methoden, wie man König wird

Europa – 50 Jahre und kein bisschen scheiße

Du sollst nicht begehren

Klaus Pobereit

Medien

And the Oscar goes to... Til Schweiger!

Was man lesen muss - Der endgültige Literatur-Kanon

Rezension: Big Willy

Die neueste Tier-Belletristik

Neues vom Computerspiele-Markt

Stollmanns Gehirn

Die neuen TV-Shows

Kontaktanzeigen

Fernsehen!

Rezension: Wie du deinen Traumboy bekommst

Sport

Das Jahr 1 mit Berti Vogts

Olympia-Newsticker

Olympia-Notizen

Olympia – Die neuen Disziplinen

Neue FIFA-Regeln

Lodda’s English Court - Lothars Englisch-Kurs

Post von Wagner

Newsticker WM

Die Natis und ich

Promis zur WM

Die Tour der Leichen

Außer Prothesen nichts gewesen

Wirtschaft & IT

Grußwort von Edmund Stoiber

Bewerbungsschreiben für Arbeitsscheue

The German Way - Der ultimative deutsche Karriere-Ratgeber

Zeugnissprache

Der Ami kann einpacken - Neue Berufsbilder

Kurze Geschichte des Geldes

Computer-News

Windows 2003

Infinerno!

Private Altersfürsorge – Die neuen Modelle

Religion

Das Evangelium nach Erwin

Weiche, Satan!

Bibel auf den Index!

Alternative Medizin

Persönliches

Abenteuer Bundeswehr

Verschiedene Gedanken

Herne

Die ultimative Diät – Wie Sie garantiert abnehmen und sich gut dabei fühlen

Populäre Deutschland-Irrtümer

Das Oktoberfest findet im Oktober statt

Zum Schnitzel isst man Nudeln

Die Deutschen haben einen Frosch im Hals

„Handy“ ist die weltweit übliche Bezeichnung für Mobiltelefone

Die unendliche Geschichte ist der erfolgreichste deutsche Film

Germany liegt in Europa

Der 2. Weltkrieg endete 1945

Wilhelm Conrad Röntgen hat die Röntgenstrahlen erfunden

Der Neandertaler ist unser Vorfahre

Das Schlemmerfilet Bordelaise ist eine französische Spezialität

Auf deutschen Autobahnen gibt es kein Tempolimit

Der Bodensee ist der größte See in Deutschland

mp3 wurde von Apple erfunden

Schalke spielt auf Schalke

Die deutschen Kirchen sind gemeinnützig

Die Deutschen lieben David Hasselhoff

Die Deutschen sind Weltmeister im Biertrinken

Die Deutschen sind crucchi

Die deutsche Nationalhymne beginnt mit „Deutschland, Deutschland über alles“

Der Adler ist der deutsche Vogel

In Deutschland herrscht Fachkräftemangel

Deutschland wird von Ausländern überschwemmt

Die Gebrüder Grimm haben Grimms Märchen geschrieben

Schwarz-Rot-Gold ist ein rechtskonservatives Symbol

In Schottland wurde das erste Tier geklont

Wiener Schnitzel ist aus Schweinefleisch

Albert Einstein hat die Relativitätstheorie entwickelt

 

 

Also, das ist ja wohl das irreführendste Cover mit dem irreführendsten Titel aller Zeiten! Was denkt der Typ sich eigentlich?

Du, gerade eben

Hallo!

 

Wenn man ein alter Mann geworden ist (ich wurde letztes Jahr 40), blickt man manchmal auf sein vergangenes Leben zurück und stellt sich die Frage:

 

Fuck! Wie konnte das alles nur passieren?

 

Ich weiß ja auch nicht. Mein Plan war, der erste zu sein, der einen Porno auf dem Mars dreht. Wie sich rausstellt, hat sich Charlie Sheen den Platz bereits vor Jahren reserviert, und jetzt steh ich da. Mit dieser Schreiberei wollte ich nur die Wartezeit überbrücken, und jetzt mach ich das immer noch. Na gut, ist immer noch besser als Gedärme waschen, nehme ich an. Gerade so.

 

Damit meine Zeit nicht völlig verschwendet war, habe ich eine Auswahl meiner einigermaßen erträglichsten Satiren zusammengestellt, die ich im Laufe der Jahre so zusammengestümpert habe. Darunter meine allererste Veröffentlichung aus dem Jahr 1994, in dem mir ein fremder Mann seinen Finger in den Arsch rammt (Abenteuer Bundeswehr), und ein ellenlanges, neunmalkluges Traktat gegen die Feinde der Demokratie (Du sollst nicht begehren). Ich bin vielleicht nicht Max Goldt, aber ich bin vielseitig.

 

Bis auf kleinere Korrekturen befinden sich die Texte in dem Zustand, in dem sie vorgefunden wurden, damit die Gerichtsmedizin (also: Sie, die Leser) sich ein präzises Bild machen kann. Zuweilen musste ich den Kontext eines Texts erklären, wobei ich selber recherchieren musste, worum es eigentlich ging. Anscheinend gab es mal einen Fußballtrainer namens „Berti Vogts“. Ich weiß, das klingt bekloppt, aber ich hab das noch mal recherchiert!

 

Das Buch ist grob unterteilt in ein paar Oberbegriffe, aber Sie können natürlich ins Inhaltsverzeichnis gehen und fröhlich hin- und herspringen. Am Ende gibt es dann noch als Bonus einige Texte, die für ein Buchprojekt gedacht waren, das dann leider gescheitert ist. Der Verlag musste sich entscheiden zwischen mir und einer Gesamtausgabe von Heinz Erhard. Auch wenn es keine Schande ist, gegen den Altmeister zu verlieren, stellt sich vielleicht schon die Frage, wozu es überhaupt noch Verlage gibt.

 

Dumme Frage, das. In zehn Jahren dürfte sie sich erledigt haben.

 

 

Berlin, 2014

 

Falko Rademacher

 

Gesellschaft

Fangen wir mit einem allgemeineren Thema an, das uns alle betrifft und niemanden interessiert. So macht die Tagesschau das ja auch.

Diesen Text habe ich zur Jahrtausendwende geschrieben. Alle Voraussagen darin wurden wahr.

Utopia 3000 - Eine Zukunftsvision

Technisch betrachtet gehört auch das Jahr 2000 noch zum 20. Jahrhundert, also war der letzte Jahreswechsel eigentlich nur eine Generalprobe für den Ernstfall, und dieses Jahr mehr ein Schnupper-Jahr, und wenn’s einem gefällt, bestellt man das komplette Jahrtausend. Und wenn man es lieber nicht haben will, darf man den geschmackvollen Kugelschreiber trotzdem behalten.

Zunächst mal muss allen voreiligen Jubelschreien zum Trotz gesagt werden: Die Welt wird im Jahr 2000 nicht untergehen. Hören Sie auch nicht auf all diese ulkigen Herrschaften, die Sie zu überreden versuchen, Selbstmord zu begehen, um sich dann in die Milchstraße abtransportieren zu lassen. Wenn diese Leute sich umbringen wollen, bitte, da soll jeder nach seiner Fasson „selig“ werden.

Beginnen wir die Vorausschau aufs neue Jahrtausend mit dem Thema Politik. Politiker gibt es nach wie vor im neuen Millennium, allerdings keine Parteien. Nach sorgfältiger Prüfung der Dinge hat man festgestellt, dass die zu überhaupt nichts nutze sind, im Grunde nur Ärger machen und anscheinend auch nicht mit Geld umgehen können. Wahlkämpfe finden praktisch nicht statt. Jeder Bürger bekommt einen Monat vor der Wahl eine Broschüre mit allen Kandidaten und deren Positionen zu den einzelnen Themen. Wahlversprechungen werden jedoch nicht gemacht, und Gegner werden nicht angegriffen. Slogans, Plakate und Wahlwerbespots gibt es nicht. Politikern ist es bei hoher Freiheitsstrafe untersagt, irgendwelchen Kontakt zu Journalisten zu haben oder auch nur ein Wort mit ihnen zu reden. Die öffentliche Meinung hat keinerlei Auswirkung auf die Politik. Die Wahlbeteiligung liegt ohne Zwang bei 100 Prozent, und es gewinnen immer die Politiker, die zwar realistisch denken, aber optimistisch und weltoffen in die Zukunft sehen. Die einzige Ausnahme ist Oberbayern. Hier gewinnen nur rechtsradikale Dorfdeppen. Allerdings wohnen in der Gegend nur noch 23 Menschen, weil im Laufe der ersten Jahrzehnte dort unehelicher Geschlechtsverkehr mit der Todesstrafe bedroht wurde und die Menschen so allmählich abwanderten oder ausstarben.

Eine ähnliche Entwicklung vollzieht sich bei den Religionen. Das Christentum hört in seiner jetzigen Form auf zu existieren, weil die Menschen merken, dass man auch ohne die Kirche an Gott glauben kann. Islam, Judentum, Buddhismus, Hinduismus und Jehovazeugung müssen ebenfalls Federn lassen, behalten aber eine gewisse Bedeutung, weil sie im Gegensatz zum Christentum rechtzeitig vernünftig werden und den Leuten nicht mehr verbieten, Erektionen und Orgasmen zu bekommen. Verboten wird dafür lediglich das Tragen von buschigen Schnurrbärten, was auf viel Verständnis stößt.

Für Kriege wird das ein schwieriges Jahrtausend. Weil die Religion im Leben der Menschen immer mehr an Bedeutung verliert, entfällt allmählich der Hauptgrund für Genozide und Völkerfeindschaften. Territoriale Streitigkeiten werden immer unwichtiger, stattdessen spielen die Leute miteinander Monopoly. Das ist nach Ansicht aller Staatsoberhäupter „im Grunde viel billiger“.

Ebenso wichtig das Thema Umwelt. Kernkraftwerke werden rundweg abgeschafft, ebenso wie Kohle- und Gaswerke. Außerdem wird es keine Sonnen- und Windenergie geben, das ist nämlich alles Käse gegen die Stromerzeugungstechnik des nächsten Jahrtausend: Heimtrainer! Überall auf der Welt werden Menschen-Kraftwerke errichtet. In jedem arbeiten mehrere tausend Menschen, die auf Fahrrad-Heimtrainern sitzen, die zusammen mehr Energie erzeugen als das modernste Atomkraftwerk heutzutage. Nebenbei werden damit sämtliche Arbeitslosigkeitsprobleme für alle Zeiten gelöst. Eventuell muss man extra Menschen klonen, damit die Arbeit bewältigt werden kann.

Die Luft wird praktisch überhaupt nicht mehr belastet, nicht mal durch Zigarettenqualm oder Blähungen, weil beides aus ästhetischen Gründen abgeschafft wurde. Die Blähungen-Lobby hatte sich allerdings bis zuletzt sehr hartnäckig widersetzt, bis das Oberste Bundesgericht der Welt diesen Leuten nahegelegt hatte, „diesen bescheuerten Quatsch doch jetzt bitte bleiben zu lassen“.

Und wie entwickelt sich der Arbeitsmarkt? Wie schon erwähnt, wird die Arbeitslosigkeit u.a. durch die Menschen-Kraftwerke abgeschafft. Aber auch andere Faktoren spielen eine Rolle, vor allem im Dienstleistungssektor werden jeden Tag neue Jobs entdeckt. Neue Berufsbilder sind z.B. der Stuhlrücker (hinter jedem Stuhl im Restaurant steht einer), der Auto-Schieber (spart obendrein Sprit) oder der Büstenhalter. Besonders erfolgreich sind die Hundeputzer, die schmutzige Hunde auf der Straße an Ort und Stelle mithilfe eines Wasserschlauchs und Bürsten vom Schmutz befreien. Praktisch genauso erfolgreich sind die Hundebeschmutzer, Subunternehmer der Hundeputzer, deren Arbeitsgerät im Wesentlichen aus Eimern voll Pferdeexkrementen besteht. Ebenfalls arbeitsmarktintensiv: Tausende Hochschulprofessoren gründen ihre eigene Universität, sichern sich staatliche Zuschüsse und erheben in allen Fächern einen Numerus Clausus von 0,9.

Modeschöpfer werden es schwer haben im nächsten Jahrtausend, weil die Leute zunehmend anfangen zu tragen, was sie selber schön finden. Piercing und Tätowierung wird unmodern, genauso wie Make-up und Hairstyling, stattdessen gibt es einen neuen Megatrend: „Looking“. Das bedeutet, man sieht so aus wie man aussieht. Am Anfang nur als Marotte von völlig durchgeknallten Szene-Freaks verschrien, tritt das Looking bald seinen Siegeszug um die Welt an und wird nie wieder von einem anderen Trend verdrängt.

Die Kriminalität macht schlapp. Die Aufgaben der Polizei beschränken sich auf Dinge wie Lärmbelästigung, Unhöflichkeit und ästhetische Beleidigung, wenn jemand z.B. Bilder von Tigern und nackten Frauen auf sein Fahrzeug malt.

Konstruktion und Wartung von Nachwuchs ist nicht mehr jedem erlaubt. Vor einer Zeugung ist ein Lehrgang in Kindeserziehung zu absolvieren, mit praktischer und theoretischer Prüfung. Diese Prüfung umfasst auch härteste Bewährungsproben wie „Ich will das aber haben!“, „Ich will eine andere Mama!“ und „Kann ich Vatis Gewehr mit in die Schule nehmen?“

Was den Zeugungsvorgang als solchen angeht: Impotenz und Frigidität gehören der Vergangenheit an. Durchschnittlich hat jede Frau pro Tag drei Orgasmen, von denen jeder volle 20 Minuten dauert. Für die Männer gilt dasselbe, nur andersrum.

Homosexuelle werden übrigens nicht mehr diskriminiert, weil sich jeder Mensch über seine gleichgeschlechtlichen Allüren im Klaren ist und sich offen dazu bekennt. Es gibt zwar viele rein Heterosexuelle, aber sie sind gegenüber den Schwulen und Bisexuellen in der Minderheit. Die Zahl der kitschigen Musical-Produktionen nimmt ein bisschen überhand, aber dafür sind die Straßen immer sauber, und ganz besonders die öffentlichen Toiletten.

Das Buch wird zum größten Massenmedium. Da Gewalt und Zerstörung im neuen Jahrtausend nahezu unbekannt werden, verliert der Film immer mehr an Bedeutung. Bedingt durch die höhere Gehirnkapazität und Rezeptionsfähigkeit der Menschen liest jeder pro Tag im Schnitt zwei Romane und vier Kurzgeschichten oder Essays. Die Zahl der Ersterscheinungen verachthundertdreiundneunzigt sich im Laufe der ersten 100 Jahre, und die Frankfurter Buchmesse dauert volle sechs Monate.

Bei Film und Fernsehen läuft es etwas anders. Die Firma Disney wird im Rahmen des großen „Dumme-Scheiße-Kongresses“ als kriminelle Vereinigung eingestuft und darf keine Zeichentrickfilme mehr produzieren. Fürderhin verboten sind alle Filme, in denen sprechende Haustiere Verbrechen aufklären, oder Liebespaare durch eine Reihe verzwickter und urkomischer Missverständnisse zueinander finden, sowie Filme, in denen Til Schweiger mitspielt. Es gibt nur noch einen einzigen Fernsehsender, und der wird nach dem Prinzip der „Anti-Quote“ bestimmt: Sobald eine Sendung zu viele Leute davon abhält, sich mit was Vernünftigem zu beschäftigen, fliegt sie raus. Fernsehzuschauer gelten deshalb als elitäre Kultureremiten. Von den heutigen Fernsehsendungen wird es keine geben, mit Ausnahme von Glücksrad. Das haben irgendwelche Spinner „aus Scheiß“ in die Verfassung reingeschrieben, und das fanden alle dann irgendwie witzig.

Die Musik der Zukunft besteht aus Noten und wird mithilfe von Musikinstrumenten gespielt. Computer und synthetische Klangerzeuger spielen eine untergeordnete Rolle, die gibt man höchstens kleinen Kindern und Schimpansen, damit die auch ein bisschen was Musik machen können. Musik wird wieder als Kunst verstanden, und obwohl es zahlenmäßig sehr viel weniger Musikschaffende gibt als heute, sind die Qualität und die Vielfalt deutlich höher. Die einzigen Beschränkungen liegen darin, dass Männer nicht höher singen dürfen als kastrierte Benediktinermönche und Frauen keine kegelförmigen BHs auf der Bühne tragen dürfen.

In der Kunstwelt gilt das Motto: „Nur ganz weniges ist Kunst!“ Es geschieht nicht mehr, dass jemand ein paar Eier auf einen Ventilator wirft und dafür als avantgardistischer Provokateur gefeiert wird. Vielmehr wird er wegen ästhetischer Beleidigung in eine Haftanstalt verlegt, bis der Anfall vorbei ist.

Die Menschen werden nicht auf dem Mars landen. Überhaupt wird die Raumfahrt so gut wie eingestellt wegen Verdachts auf groben Unfug. Als bei einer Pressekonferenz der NASA ein Journalist fragt, wozu das Ganze eigentlich gut sein soll, fällt keinem eine Antwort ein und die Raumfahrtprogramme werden ad acta gelegt. Mit dem freigewordenen Geld wird der Hunger in der Welt besiegt, mit dem Rest bezahlt man die Übertragungsrechte der Champions League.

Nur wenige fahren im neuen Jahrtausend noch Auto, und wenn dann nur in Fahrgemeinschaften. Sogar bei Autorennen. Die Wagen fahren alle mit Wasserstoff oder Solarenergie, alle fahren langsam und bedächtig. Wer es eilig hat, nimmt die Bahn. Das Fortbewegungsmittel der Zukunft heißt Hubschrauber. Schon zu Beginn des neuen Jahrtausends entdecken die Japaner den Massenmarkt und bringen kleine Helikopter heraus, die schon für den Preis eines Oberklasse-BMWs zu haben sind. Winziger Nachteil: Nach ca. 50 Jahren ist der Himmel überfüllt mit Hubschraubern, es gibt Massenunfälle und kubikkilometerweise Staus in alle Himmelsrichtungen. Es werden Hochhäuser abgerissen und hohe Bäume gefällt, außerdem die störendsten Berge beiseite geschafft, um den Urlaubsverkehr zu entlasten. Es sieht eine Weile so aus, als würden sich die Probleme des Auto-Booms wiederholen, aber dann fährt ein Blitzschlag vom Himmel, alle werden wieder vernünftig und die Verkehrsprobleme lösen sich ganz von allein, fallera. Das mag jetzt etwas plump wirken, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich aus der Nummer wieder rauskommen soll. Wenn ich das wüsste, hätte ich ja auch die Lösung für das Auto-Problem. Was verlangen Sie eigentlich von mir, häh?

Die Technologie insgesamt fortschreitet natürlich stetig. Zu den vielen Errungenschaften, die uns im nächsten Jahrtausend beglücken werden, zählt vor allem die heizbare Klobrille. Aber auch andere Dinge sollte man erwähnen. Waschmaschinen, die die Wäsche nicht nur waschen, sondern auch trocknen, bügeln und zusammenlegen, außerdem schadhafte Stellen reparieren und fehlende Knöpfe annähen. Mobiltelefone, die man im Nasenloch trägt. Durchlauferhitzer, die funktionieren. Und Computer, die nicht abstürzen, während man ein Essay über das kommende Jahrtausend schreibt, woraufhin man zwei Seiten nochmal schreiben kann.

Bürger erster Klasse

Ein Kommentar zum 10. Todestag der BRD

10 Jahre nach der feindlichen Übernahme Westdeutschlands durch die ehemalige DDR ist das Land tiefer gespalten denn je. Die Westdeutschen klagen immerfort über ihre ostdeutschen Mitbürger und deren unverrückbare Weltanschauung („Besser-Ossis“), und die Ostdeutschen zucken gleichgültig mit den Schultern und qualifizieren die Westler als „Jammer-Wessis“ ab. Vielleicht sogar zu Recht. Das ständige Quengeln, wie viel Geld die Westgoten angeblich ganz allein für den Aufbau Ost aufbringen müssen, das geht den Nutznießern schon lange auf den Keks. Schließlich haben diese die Wessis nicht gerufen. Beziehungsweise na gut, haben sie schon, aber der Westen hätte ja nicht drauf eingehen müssen.

Tatsächlich haben die Westdeutschen einen immer schwereren Stand und können sich gegenüber der Übermacht der Ostgoten kaum noch behaupten. Kaum etwas in diesem Lande kann noch geschehen, ohne dass man zuvorderst die Interessen Ostdeutschlands berücksichtigt. Parteitage aller großen Parteien finden grundsätzlich im Osten statt, um dort Präsenz zu zeigen. Die SPD überträgt einem ostdeutschen Rotbartträger das zweithöchste Staatsamt (W. Thierse) und muss sich dann noch dafür entschuldigen, nicht auch das wichtigste Amt (J. Rau) mit einem Ostgoten besetzt zu haben. Der Bundeskanzler macht eine sinnfreie Tour durch den Osten, statt sich um Politik zu kümmern oder wenigstens in der ARD-Wunschbox aufzutreten. Die CDU wählt sich eine Vorsitzende, deren ostdeutsche Herkunft noch das geringste Problem ist. Die PDS darf im Bundesrat die Steuersätze für Westdeutsche bestimmen - das ist ungefähr so, als würde die FPÖ beschließen, in der Lausitz eine achtspurige Autobahn zu bauen. Und vor allem wurde der gesamte Regierungsapparat einfach von Bonn nach Berlin versetzt, unter horrenden Kosten und ohne eine plausible Erklärung.

Aber auch die Kultur des Westens wird mehr und mehr zerstört. Leute wie Kai Pflaume, Kati Witt, Henry Maske und Axel Schulz werden einer leicht beeinflussbaren Jugend als Vorbilder angedient. Die Spätfolgen sind gar nicht absehbar. Der MDR ist natürlich das erfolgreichste Programm aller Dritten landesweit, weswegen sogar der WDR inzwischen Volksmusikabende zur besten Sendezeit bringt. Die Ostgoten spielen in der Bundesliga mit, häufig sogar in ostdeutschen Vereinen, was für viele Wessis eine unzumutbare Verdoppelung des Grauens darstellt. Von den Folgen für den deutschen Fußball insgesamt, die man bei der letzten EM beobachten konnte, ganz zu schweigen. Und der „grüne Pfeil“, eine Maßnahme zur Verkehrsunsicherheit, findet im Westen begeisterte Zustimmung - zumindest bei denen, die es bisher überlebt haben.

In vielen Dingen haben die Ostdeutschen die Westdeutschen längst überholt. Vor allem in der typischsten aller deutschen Eigenschaften sind die Ostgoten mittlerweile die „echteren Deutschen“: Der fröhlich zur Schau getragene Ausländer-Skeptizismus, der auch schon mal in der einen oder anderen Mord-Orgie endet, lässt jeden 80jährigen Oberbayern vor Bewunderung verstummen. Oder der geradezu religiöse Eifer, mit dem die Idee des Sonntagseinkaufs propagiert wird. Man wundert sich im Westen: Angeblich haben die Ossis doch kein Geld, wieso wollen die unbedingt noch mehr Zeit zum Einkaufen? Und dann beginnt wieder die Litanei von wegen „Soli-Zuschlag“, den niedrigeren Mieten im Osten usw. Dabei ist die Wahrheit einfach, dass die Ostler besser mit Geld umgehen können. Sie sparen ihr Geld bei unwichtigen Dingen, gehen z.B. nur zweimal im Jahr zum Friseur, benutzen niemals Deodorants und ähnlichem Firlefanz, lesen keine Zeitungen und essen aus Mülltonnen. Vorbildlich! Geld wird für wichtige Dinge ausgegeben: Für den Urlaub, für den gebrauchten Opel, für Beate Uhse und stabile, fein geschliffene Baseballschläger. Außerdem, so wenden die Ostgermanen zu Recht ein, werde der Solidaritätsbeitrag ja auch von den Neudeutschen geleistet. Freilich nur von denen, die überhaupt Steuern zahlen, und wie viele sind das schon?

Und genau das ist es wohl, was die Kluft zwischen Ost und West immer mehr vergrößert: Die Westgermanen ertragen es nicht, dass die Ostdeutschen einfach cleverer leben: Sie arbeiten nicht, leben trotzdem relativ gut (im Vergleich beispielsweise zu Äthiopien oder Nord-England) und kriegen trotzdem jeden Wunsch erfüllt. Eine peinliche, armselige Einstellung seitens der Jammer-Wessis, die ihren Neid und ihre Minderwertigkeitskomplexe jetzt endlich überwinden und sich an den Ostdeutschen, den angeblichen „Bürgern erster Klasse“, ein Vorbild nehmen sollten. Die steigende Zahl ausländerfeindlicher Übergriffe auch im Westen ist da ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Dieser Text über den Wettbewerb um den Status als „Europäische Kulturhauptstadt 2010“ lag beim Eulenspiegel monatelang auf Halde. Veröffentlicht wurde er dann, nachdem die Entscheidung für Essen gefallen war und sich keiner mehr für das Thema interessierte. Das Magazin macht seinem Namen alle Ehre.

Deutschland sucht die Superstadt

Das malerische irische Dreckskaff Cork ist dieses Jahr „Europäische Kulturhauptstadt“. Dutzende von Besuchern werden sich monatlich mit den Sehenswürdigkeiten und kulturellen Errungenschaften vergnügen, wie z.B. dem sogenannten „Opernhaus“ oder der Kunstgalerie, in der angeblich „irische Malerei“ ausgestellt wird, was auch immer das sein mag. In fünf Jahren schon ist übrigens Deutschland mal wieder an der Reihe. Wird es das Land der Dichter und Denker schaffen, an das Niveau von Cork heranzukommen? Hmm. Könnte eng werden.

Das maximale Blamage-Potential wird den verbliebenen Städten sicherlich erspart bleiben, denn hier hat Köln bei der NRW-Vorauswahl unerreichbare Maßstäbe gesetzt. Schon die langjährige Vorbereitung war perfekt: Der Etat der Kölner Bühnen wurde bis zur Bewusstlosigkeit zusammengestrichen, die international angesehene Kunsthalle wurde abgerissen, um einer gigantischen Baugrube Platz zu machen, für deren Füllung dann über Nacht kein Geld mehr da war. Obermeisterbürger Schramma kündigt gerne Vereinbarungen mit designierten Intendanten auf, nur weil die seinem Lieblings-Karnevalsverein kein Bleiberecht gewähren wollen. Logo, dass man sich gut gerüstet sah für den Titel der Kulturhauptstadt. Bei der Bewerbung setzte man konsequent auf das, was man dort unter Kultur versteht: Karneval, Kölsch und eine hässliche alte Kirche. Die fünfköpfige Jury wurde außerdem mit der Bimmelbahn zum Schokoladenmuseum gekarrt und mit einem Menschen konfrontiert, der aus irgendeinem Grund überall in der Stadt das Bild einer Banane auf Hauswände sprüht. Ergebnis dieser grandiosen Präsentation: 5 Stimmen für Essen, 0 Stimmen für Köln. Harald Schmidt fand zwar, Köln bleibe immer noch die „Kulturhauptstadt der Herzen“, aber hier entging nicht einmal den Kölnern die Ironie.

Nach den landesinternen Ausscheidungskämpfen wetteifern nunmehr zehn Städte (z.B. Bremen, Potsdam) bzw. verschnarchte Provinznester (z.B. Görlitz, Kassel) um die Empfehlung an die Kommission. Bremen gilt als Favorit, nicht nur wegen der kulturellen Tradition, sondern auch weil die Jurymitglieder vor Bürgermeister und Kultursenator Hartmut „Attila“ Perschau (2,79 m) schreckliche Angst haben. Auch die anderen Bewerberstädte kämpfen mit harten Bandagen.

So wurde die Internet-Abstimmung auf der Heimseite von „Kultur 2010“ mehrfach manipuliert, mal von Lübeck, mal von Potsdam, mal von Bremen, so dass man inzwischen pro Server nur noch einmal pro Tag abstimmen kann. Lustige Nebenwirkung: Da viele neutrale Besucher einfach mal aus Daffke Görlitz anklicken, liegt die sympathische kleine Frontstadt deutlich auf Platz 1.

Und warum auch nicht? Görlitz rockt! So hat die Stadt seit Jahren die höchste Selbstmordrate von ganz Sachsen, wenn nicht des gesamten Ostens, und haben nicht auch große Künstler wie Heinrich von Kleist, Hemingway und Rex Gildo... nicht wahr? Die 60.000 Einwohner starke Metropole am Rande von Transsylvanien, wo man gerne hinfährt, um billig zu tanken, hat zwar keine richtigen Theater oder Museen, und wer mit einem Buch in der Hand erwischt wird, wird sofort verhaftet – aber dafür ist es schön am Rande, macht keinen Ärger und stinkt nur ganz wenig, und das ist schon mehr, als Mitbewerber Essen von sich behaupten kann.

Halle an der Saale will gar nicht erst so tun, als hätte die Stadt jemals etwas mit Kultur am Hut gehabt. Das wäre ja auch wirklich zu albern gewesen. Stattdessen setzt Halle auf „Alltagskultur“ und „Urbanität“, also zwei Dinge, die man in anderen Städten schon mal nicht findet, abgesehen von allen anderen, abgesehen vielleicht von Halle. Der größte Sohn der Stadt, Dariusz Wosz (VfL Bochum), gilt in der deutschen Kulturlandschaft jedoch eher als Leichtgewicht.

Potsdam setzt ganz auf Friedrich II., einen mittelmäßigen Schriftsteller und Flötenspieler im 18. Jahrhundert, der nebenbei Kriege führte. Von einem angeblichen Ost-Bonus, von dem immer wieder die Rede ist, kann Potsdam nicht profitieren, da die Stadt eindeutig westlich der Mauer liegt.

Auch Karlsruhe gehört zu den Favoriten. Behauptet Karlsruhe jedenfalls, und warum sollte es lügen? Die Ideen, mit denen die Verantwortlichen nur so um sich schmeißen, sind aber auch echt unschlagbar: „Recht und Gerechtigkeit“ ist das Motto der Heimat des Bundesverarschungsgerichts, also zwei hochkulturelle Themen. Geplant sind u.a. eine „lange Bank“ quer durch die Stadt, in die Bürger Beschwerden, Morddrohungen und Telefonnummern von stadtbekannten Schlampen einritzen sollen, und ein sogenanntes „Tierbunal“, bei dem Tiere im Karlsruher Zoo über die Menschen richten sollen. Das zeige doch den „absoluten intellektuellen Touch“, dem die Karlsruher Bewerbung zugrunde liegt. Und es zeigt noch einiges mehr.

Angesichts dieser Schwergewichte im Wettbewerb ist es überraschend, dass kurz vor Ende der Bewerbungsfrist noch ein elfter Kandidat aufgetaucht ist. Das vorpommerische Pasewalk glänzt selbstbewusst mit einem Museum, in dem bis zu fünf Leute gleichzeitig Platz haben, einer Bücherei mit Büchern drin, einem alten Eisenbahnschuppen voller Gerümpel und natürlich dem Schwimmbad, in dem ganz hervorragende Pilzkultur stattfindet. Darüber hinaus sind natürlich tolle Events geplant, wie z.B. das Furz-Konzert der „Fröhlichen Flatus-Freunde“ in F-Dur frei nach Richard Wagner, die Sittengeschichte des pommerschen Abendlandes wird im örtlichen Puff anhand praktischer Demonstrationen wiederbelebt, und die Kinder der Sonderschule malen Bilder von Pasewalks berühmtesten Bürger Axel Buntspecht, dem besoffensten Mann der Welt. „Bremen kann einpacken“, findet Bürgermeister Dambach. Finden wir auch.

Zeitgleich wird es 2010 übrigens auch in Ungarn eine „Europäische Kulturhauptstadt“ geben, was ja sehr praktisch ist: Sollten sich die deutschen Grenzen bis dahin signifikant nach Osten verschieben, müssen wir nicht nochmal extra überlegen. Schön, wenn die Politik vorausdenkt.

Dieses Thema kommt immer wieder mal auf. Meine Meinung dazu wird sich niemals ändern. Ich warte jedenfalls, bis ich 48 bin.

Mit 17 hat man noch Beine

Mehrere Bundesländer wollen nun den Führerschein ab 17 einführen - ein Vorhaben, das grundsätzlich meine volle Unterstützung hat. Ich kann Teenager nämlich nicht leiden. Und je mehr von ihnen aus geschmolzenem Metall herausgekratzt werden, desto fröhlicher meine Morgentoilette.

Dennoch. Es gibt da ja auch die traurigen Hinterbliebenen, die traurige Unfallversicherung und die traurige Rentenkasse, der schon wieder ein potentieller Einzahler flöten geht. Unterm Strich liegt auf minderjährigen, zerfetzten Leichen kein Segen drauf. Unter diesem Aspekt handelt es sich also um keine so gute Idee. Ich will aber fair und präzise sein: Für Mädchen ab 17 kann man den Lappen ruhig rausrücken. Sicher, sie brauchen dreimal so viele Fahrstunden wie Jungs, können links und rechts nicht unterscheiden, haben den Orientierungssinn eines volltrunkenen Maulwurfs und quatschen beim Fahren in zwei Handys gleichzeitig. Aber sie haben gegenüber Männern einen entscheidenden Vorteil: Sie fahren defensiv und vorsichtig, denn instinktiv im Unterbewusstsein ist ihnen klar, dass sie gar nicht Auto fahren können.

Männer können es ebenso wenig, halten sich aber für eine Mischung aus Niki Lauda und Ben Hur. 90 Prozent aller Raser sind Penisträger. Für junge Männer sind Autounfälle längst die häufigste Todesursache in Deutschland. Männer sollten daher nicht früher den Führerschein machen dürfen, sondern stattdessen eher ’ne ganze Ecke später. Ich sag mal, mit 48.

Für junge Spunde ist es sowieso zu gefährlich, wie schon angemerkt: Unerfahrenheit, Imponiergehabe, Selbstüberschätzung sind typisch für diese Altersstufe. Freilich wird das nicht besser, wenn sie ins Berufsleben einsteigen, denn dann verdienen sie genug Kohle, um ein BMW Cabrio abzustottern, und brausen noch geschwinder durchs Panorama. Diese Phase zieht sich hin mindestens bis zur ersten Scheidung, woraufhin die Midlife-Crisis folgt. Und was tun Männer in der Midlife-Crisis? Korrekt. Sie kaufen sich einen schnellen Flitzer, um Tussis aufzugabeln.

Erst mit 48 sind Männer reif genug zum Auto fahren. Man erkennt die Qualitäten eines Toyota, achtet auf sparsamen Verbrauch und parkt nicht mehr auf Radwegen. Die letzte Tussi ist aufgegabelt und standesamtlich unter Vertrag, gerast wird höchstens noch auf eigens dafür vorgesehenen Rennpisten, das Auto ist auf einmal nur noch ein Fortbewegungsmittel und kein Kompensationsversuch für submediokre Genitalien.

Davon mal ganz abgesehen ist es ein Alarmsignal, wenn schon Teenager meinen, sie seien körperlich dermaßen verweichlicht, dass sie nicht mehr zu Fuß gehen oder radfahren können. Eine Jugend hingegen, die nicht Auto fährt, ist eine fitte Jugend. Sportlich, schlank, durchtrainiert, bestens geeignet für Olympische Spiele, Tour von Frankreich und ähnlichen Mumpitz. Deshalb ein Appell an den Bundessportminister: Führerschein für Männer erst ab 48! Sämtliche schon erteilten Scheine von jüngeren werden eingezogen. Und für jeden Arbeitsplatz, der bei Opel und Volkswagen ja sowieso verloren geht, entsteht ein neuer bei der Fahrradproduktion und den Erbauern von Bussen und Straßenbahnen – die dann natürlich von 17jährigen Mädchen gelenkt werden.