Das Leben ist ein Blumenstrauß - Annemarie Schoenle - E-Book
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Das Leben ist ein Blumenstrauß E-Book

Annemarie Schoenle

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Beschreibung

Wenn aus Chaos Liebe wird: Die zauberhaften Feelgood-Geschichten »Das Leben ist ein Blumenstrauß« von Annemarie Schoenle als eBook bei dotbooks. Anette hat die Nase voll! Von ihrem Ehemann wird sie kaum noch beachtet und ihr Leben ist an Eintönigkeit kaum noch zu übertreffen. Doch dann taucht plötzlich Richard auf – so charmant, so abenteuerlustig ... und brandgefährlich. Dann wendet sich das Blatt allerdings auf unvorhergesehene Art und Weise … Mit den Männerabenden ist es erst einmal vorbei: Als sein bester Freund sich aus der Wohngemeinschaft verabschiedet, ist Hannes nicht gerade erfreut. Aber dann zieht eine junge, schöne Frau ein, und Hannes vermisst sein Junggesellenleben plötzlich gar nicht mehr so sehr … Unvergleichlich charmant erzählt die Bestsellerautorin Annemarie Schoenle von den Höhen und Tiefen des ganz normalen Lebens. Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Das Leben ist ein Blumenstrauß« von Annemarie Schoenle – zum Lachen, Wohlfühlen und Verlieben. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 163

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Über dieses Buch:

Anette wird von ihrem Ehemann kaum noch beachtet und ist ihres eintönigen Lebens überdrüssig. Als sie sich immer stärker zum charmanten Richard hingezogen fühlt, wird es für sie brenzlig. Doch dann wendet sich das Blatt auf unvorhergesehene Art und Weise … Mit den Männerabenden ist es erst einmal vorbei: Als sein bester Freund sich aus der Wohngemeinschaft verabschiedet, ist Hannes nicht gerade erfreut. Aber dann zieht eine junge, schöne Frau ein, und Hannes vermisst sein Junggesellenleben plötzlich gar nicht mehr so sehr ...

Unvergleichlich charmant erzählt die Bestsellerautorin Annemarie Schoenle von den Höhen und Tiefen des ganz normalen Lebens.

Über die Autorin:

Die Romane Annemarie Schoenles werden millionenfach gelesen, zudem ist sie eine der begehrtesten Drehbuchautorinnen Deutschlands (u. a. Grimme-Preis). Sie ist Mutter einer erwachsenen Tochter und lebt mit ihrem Mann in der Nähe von München.

Bei dotbooks erschienen bereits Annemarie Schoenles Romane »Frauen lügen besser«, »Frühstück zu viert«, »Verdammt, er liebt mich«, »Nur eine kleine Affäre«, »Du gehörst mir«, »Eine ungehorsame Frau«, »Ringelblume sucht Löwenzahn«, »Ich habe nein gesagt«, »Familie ist was Wunderbares«, »Abends nur noch Mondschein« und die Sammelbände »Frauen lügen besser & Nur eine kleine Affäre« »Ringelblume sucht Löwenzahn & Abends nur noch Mondschein« sowie die Erzählbände »Der Teufel steckt im Stöckelschuh«, »Die Rache kommt im Minirock«, »Die Luft ist wie Champagner«, »Dreitagebart trifft Minirock«, »Tanz im Regen« und »Zuckerherz und Liebesapfel«.

Die Website der Autorin: www.annemarieschoenle.de

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eBook-Neuausgabe Januar 2014

Dieses Buch erschien bereits 1991 unter dem Titel »Lieben Sie Langusten« bei Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München

Copyright © der Originalausgabe 1991 Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München

Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München, unter Verwendung von iStockphoto.com/chihhang

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-95520-453-2

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

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Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Das Leben ist ein Blumenstrauß« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

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Annemarie Schoenle

Das Leben ist ein Blumenstrauß

Charmante Geschichten

dotbooks.

Sonne aus erster Hand

Annettes Geburtstag fiel ausgerechnet auf einen Mittwoch. Mittwoch war der denkbar schlechteste Tag, um Geburtstag zu feiern. Mittwoch hatte Stefan seinen Squash-Abend und Schwiegervater Herbert die Kegelrunde. Mußte Stefan auf seinen Sport verzichten, wurde er mürrisch. Mußte Herbert sich in einen Anzug zwängen und ein chinesisches Restaurant aufsuchen (Annette liebte chinesische Küche), konnte er nach dem Essen keinen Korn bestellen. Weil keiner je von chinesischem Korn gehört hatte. Also wurde auch Herbert mürrisch.

»Warum kochst du nicht was Feines, und wir machen es uns zu Hause gemütlich?« fragte er listig.

»Weil nicht ihr, sondern ich Geburtstag habe.«

»Du bist so bissig neuerdings.«

Sie? Bissig? Ha! Sie war überhaupt nicht bissig. Sie war deprimiert. Sie hatte das Gefühl, sich an einer Mauer, die Gewohnheit hieß, totzulaufen. Sie war fünfunddreißig Jahre alt, seit zehn Jahren verheiratet. Sie versorgte ihren Mann, ihren Schwiegervater, das Haus, sie kümmerte sich um ihre Eltern, ihre Geschwister, um sämtliche Geburtstagsgeschenke, Hochzeitspräsente, Weihnachtsgaben, um die regelmäßigen Anrufe bei Tante Trude und Onkel Walter, um ihre Freundinnen, um Gäste, um Nachbarn.

»Keiner verlangt von dir, daß du dich so abschuftest«, betonte Stefan immer wieder. Er hatte gut reden. Sein familiäres Verantwortungsbewußtsein gipfelte in der alljährlich wiederkehrenden Frage: »Haben wir Weihnachtsgeschenke für alle?«, und sein vielgepriesener blonder Collegecharme ebnete ihm auch im Büro alle Wege. Dort lauerte ein Heer von Sekretärinnen auf ihn, die ihn bemutterten wie Wölfinnen einen im Wald ausgesetzten Säugling.

Am Nachmittag fuhr Annette in die Innenstadt. Sie arbeitete in einem Fremdsprachenbüro, sie war spezialisiert auf die Übersetzung kaufmännischer Texte, die sie vom Spanischen ins Deutsche übertrug. Sie wurde auch als Dolmetscherin bei Geschäftsbesprechungen eingesetzt. Sie war sehr tüchtig. Sie liebte ihren Beruf.

Als sie ihr Büro betrat, sah sie ihn sofort. Den Rosenstrauß nämlich. Er stand in einer dunkelblauen Vase, die Rosen waren langstielig, gelb, halbgeschlossen noch. Es waren fünfunddreißig Stück. Sie wußte es, ohne zu zählen. »Was sagst du nun?« fragte Britta, ihre neue Kollegin. »Die kamen mit Boten. Daneben verblaßt mein Primelstöckchen zum puren Witz. Sieh sofort auf der Karte nach, von wem der Strauß ist, ich sterbe sonst vor Neugierde.« Annette wurde rot. Sie legte die Karte beiseite. »Die Blumen sind von einem Bekannten. Einem früheren Kollegen, der sich inzwischen selbständig gemacht hat. Er denkt jedes Jahr an meinen Geburtstag.«

»Wie romantisch.«

»Er schickt gelbe Rosen, und ich rufe an. Er gratuliert mir, und ich erkundige mich, wie es ihm geht. Das ist alles. Wir treffen ans nie.«

»Bist du verrückt? Du gehst nicht einmal zum Essen mit ihm? Warum das denn?«

»Ich bin verheiratet«, sagte Annette streng.

»Ich wußte nicht, daß Ehefrauen Leibeigene sind.«

»Ich bin keine Leibeigene. Stefan hätte sicher nichts dagegen, wenn ich ab und zu alleine ausgehen würde. Aber ...« Annette zuckte die Achseln und tat, als interessiere sie das Thema nicht mehr. Aber es interessierte sie immer brennender. Weil ein beängstigendes Gefühl, das Gefühl, irgend etwas müsse sich ändern, irgend etwas müsse geschehen, um ihrem Leben eine andere Richtung zu geben, sie schon seit Wochen quälte. Sie sah aus dem Fenster. Der kleine Park auf der anderen Seite der Straße sonnte sich im goldenen Oktoberlicht. Ein paar Kinder bewarfen sich mit Kastanien. Ein junges Mädchen bückte sich, fuhr mit beiden Händen in welkes Laub, wirbelte es in die Luft und lachte.

Annette starrte verbissen auf diese kleine Szene. Ein Mädchen, das unter einem gelbrotgrünen Blätterregen stand ... Wie lange war es her, daß sie selbst so fröhlich und unbeschwert gewesen war? Zu lange. Sie straffte die Schultern und griff nach dem Telefon. »Ich möchte Herrn Frank sprechen«, sagte sie. Und ein wenig später: »Hallo, Richard ...«

Das erste Mal trafen sie sich in einem kleinen französischen Lokal. Annette stand lange vorm Spiegel und konnte sich nicht entscheiden. Das beigefarbene Kostüm? Es paßte gut zu ihrem braunen Haar; aber es war so konservativ. Der schwarze, kurze Rock mit der langen Jacke? Sie konnte es sich erlauben, sie hatte schlanke Beine. Am Ende schlüpfte sie doch wieder in das beigefarbene Kostüm und musterte sich kritisch. Sie hatte eine nette Figur. Ihr Gesicht war eher rund, mit Lippen, deren Winkel sich sanft nach oben schwangen, ihre Augen waren mandelförmig, die Brauen dunkel. Ein freundliches Gesicht. Ein hübsches Gesicht.

»Was gibt es heute zum Abendbrot?« fragte Herbert.

Sie antwortete schnippisch: »Ich schlage vor, du kümmerst dich einmal selbst darum.«

Das Lokal war exklusiv, das Essen ausgezeichnet. Sie sprachen über alte Zeiten. Sie lachten viel. Richard machte ihr Komplimente. Sie fragte nach seinem Leben. Er war geschieden und bewohnte ein Haus in einem Viertel, das sehr nobel war. »Du solltest es dir einmal ansehen, mein Häuschen«, sagte er leichthin, doch sie antwortete nicht. Sie war auf der Hut. »Und du? Wie geht es dir?«

Annette erzählte, witzig, voller Charme. Von Stefan, von Herbert, dem Hund, der Katze, dem Haus. Richard musterte sie aufmerksam, bestellte nochmals Wein und nahm dann ihre Hand in die seine.

»Nein, nein, nur keine Angst«, sagte er, als sie zurückzuckte. »Ich habe es nicht auf deine Tugend abgesehen, ich weiß, wie gut du verheiratet bist.« Spott in seinen dunklen Augen. Warum spottete er?

Er fuhr fort: »Nur ... Ich finde, du läßt dich zu sehr ausnützen. Alles bürdet man dir auf. Du mußt mehr an dich denken, Annette. Du wirst nicht jünger. Jetzt kannst du noch alles schaffen, aber in zehn oder fünfzehn Jahren, wenn du in meinem Alter bist ...«

Annette hob die Schultern. Sie fühlte sich unbehaglich.

»Aber nein, so schlimm ist es gar nicht. Ich wollte mich nicht beklagen. Ich komme schon zurecht mit meinem Leben, ehrlich ...« Sie legte ihren Kopf zur Seite und lächelte ihn an. Mein Gott, ich flirte ja, dachte sie.

»Und dein Mann? Was macht er beruflich?«

»Er arbeitet inzwischen für eine große Versicherungsgesellschaft. Er ist sogar schon Abteilungsleiter, toll, nicht?« Annette schämte sich für die Art und Weise, wie sie es sagte. Ein wenig ironische Entsagung in der Stimme. Man konnte Situationen programmieren. Warum programmierte sie?

»Auf deine Kosten ist er toll«, sagte Richard prompt. »Kümmert er sich eigentlich darum, wie es dir geht? Nein, ich glaube nicht. Das hat er doch noch nie getan. Auch damals nicht.« Auch damals nicht. Annette sah Richard nachdenklich an. Er war fünfzehn Jahre älter als Stefan. Groß. Drahtig. Imponierend. Kurzgeschnittenes, graues Haar, sensible Hände. Er war klug. Er war ... gütig. Annette wurde warm bis in die Fingerspitzen. Ja, er war gütig. Ein schönes Gefühl, einen Menschen zu kennen, der gütig war. Güte war wie eine weiche, flauschige Decke, in die man sich kuschelte und die einen wärmte. Sie sagte, ein klein wenig verlegen: »Stefan würde sich gern mehr um mich kümmern, wenn er könnte. Aber sein Beruf ... Er ist so viel unterwegs.« In Richards Gesicht stahl sich ... ja, was? Zuversicht? Er schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Ich biete dir meine Freundschaft an. Ich werde nie mehr von dir verlangen, als du mir zu geben bereit bist. Ich werde nur versuchen, dir ein bißchen Sonne aus erster Hand zu liefern. Einverstanden?»

Annette lachte. »Sonne aus erster Hand? Was ist das?«

»Ich möchte, daß du ab und zu ein bißchen Sonne für dich alleine hast. Daß du sie nicht erst kriegst, wenn sie blaß wird und alle anderen schon braungebrannt sind. Also wenn es dir nicht gutgeht, dann ruf mich an. Ich kann sehr geduldig zuhören. Ich werde dich verwöhnen. Ich packe dich ins Auto und fahre für ein paar Stunden mit dir ins Grüne. Ich lade dich zum Essen ein, so wie heute. Du sollst ein bißchen Freude tanken zwischendurch. Dann geht dir hinterher alles viel leichter von der Hand, du wirst sehen.«

Es klang verführerisch. Und harmlos. Sonne aus erster Hand ... Weiß Gott, die hatte sie nötig! Aber ... »Ich könnte es Stefan nicht sagen – er hätte kein Verständnis dafür«, antwortete sie zögernd. »Und so ein bißchen ist es auch Betrug, findest du nicht?«

»Wenn ich dir etwas gebe, was er dir vorenthält? Ein paar Stunden unbeschwerter Fröhlichkeit ohne jede Verpflichtung – das ist kein Betrug. Man kann Korrektheit auch übertreiben.«

»Na ja ...«

»Ich bin dein Freund, nicht mehr und nicht weniger.«

»Das ist sehr viel«, sagte sie und atmete tief durch. Sie hatte noch nie einen Freund gehabt, von Stefan abgesehen. Aber konnten Ehemänner überhaupt Freunde sein? Annette bezweifelte es.

Nun änderte sich alles. Wenn Stefan launisch war, berührte es sie nicht. Wenn Herbert quengelte, sah sie darüber hinweg. Sie ging durch die goldenen Herbsttage, als hätte sie Flügel. Sie telefonierte oft mit Richard.

»Na? Wieder Ärger gehabt?«

»Nicht mehr als sonst.«

»Hast du Lust, morgen mit mir essen zu gehen?«

Sie hatte Lust. Sie plante ihre Tage anders. Sie tat zu Hause nur mehr das Nötigste. Sie gebrauchte Ausreden im Büro. Sie kleidete sich neu ein. Sie änderte die Frisur. Sie wechselte das Parfum.

»Du wirst von Tag zu Tag schöner«, sagte Richard.

Warum sagte Stefan nichts?

Weil er es nicht bemerkte.

Auch gut, dachte Annette böse.

Dann wurde Stefan befördert.

»Ich gebe ein großes Fest für die ganze Abteilung. Hier bei uns, was meint ihr dazu?«

Herbert sagte: »Fein.« Er liebte große Feste.

Annette sagte: »Meinetwegen.« Sie liebte große Feste nicht.

Trotzdem gab sie sich Mühe. Sie nahm sich einen Tag Urlaub, kaufte ein, mischte Salate, dekorierte den Tisch, setzte eine Bowle an. Stefan kam nach Hause, kurz bevor die Gäste erschienen. Er zog sich um, bürstete sein Haar, bis es glänzte und war blendender Laune. »Hast du genügend Bier im Haus? Und Wein? Und hast du daran gedacht, daß Dr. Weißmüller nur schwarze Zigarren raucht?«

»Ja«, sagte Annette, »ich habe daran gedacht.« Dann wartete sie. Begierig wie ein kleines Hündchen, das apportierte und sich ein Lob erhoffte. Als Stefan nichts sagte, sondern sich nur wohlgefällig im Spiegel betrachtete, ging sie ins Arbeitszimmer, schloß leise die Tür und wählte Richards Nummer. »Hallo«, sagte sie. »Du wolltest mir doch Sonne aus erster Hand bieten. Ich glaube, ich könnte sie ganz dringend gebrauchen.«

»Wann?«

»Übermorgen. Ich habe den ganzen Tag Zeit.«

Der Tag war klar, der Himmel tiefblau.

»Ich habe einen Dolmetscherauftrag«, sagte Annette beim Frühstück. »Ich komme sicherlich erst spät nach Hause. Wartet also nicht auf mich.« Warum sie auch noch den Abend in ihre Pläne mit einbezog, wußte sie nicht, doch sie hatte das Gefühl, diesen Tag ausdehnen zu müssen bis in die Unendlichkeit. Ein Tag nur für sie allein. Ein Tag zusammen mit Richard. Einem Mann, der nichts anderes im Sinn hatte, als sie zu verwöhnen, ihr das Leben zu erleichtern, ihr Freude zu schenken. Sie hatte nicht im geringsten Gewissensbisse, als sie zu ihm fuhr.

Er überreichte ihr eine Orchidee. Er hatte Konfekt im Auto. Er behandelte sie wie eine Königin. Er brachte sie hinaus aus der Stadt, fuhr durch Dörfer und Wälder, er wanderte mit ihr um einen kleinen Bergsee und führte sie dann in ein Restaurant, durch dessen glasverschalte Decken und Wände sie in den rotgoldenen Herbsttag träumte.

»Ich werde schon bald meinen Beruf an den Nagel hängen«, meinte er.

»Aber du wirst doch erst fünfzig nächsten Monat.«

»Ich bin wohlhabend. Ich habe es nicht mehr nötig zu arbeiten. Ich will das Leben genießen. Will viel reisen. Kurorte besuchen. Mich fit halten.«

»Warum heiratest du eigentlich nicht wieder?«

»Die Frau, die zu mir paßt und die ich liebe, ist leider schon vergeben.«

Annette wurde rot. Doch sie freute sich. Sie fühlte sich wie Madame Pompadour. Umworben, begehrt. »Du bist ein Mephisto, weißt du das?« sagte sie lächelnd. »Du verführst mit Worten.«

»Aber nein. Wie kommst du darauf?« Auch er lächelte.

Am Abend fuhren sie zu seinem Haus. Annette war nicht mehr auf der Hut. Wozu auch? War er nicht ihr Freund? »Ich werde nie mehr von dir verlangen, als du mir zu geben bereit bist«, hörte sie ihn sagen.

Die Einrichtung seines Hauses war kostbar. Jedes Ding hatte einen wohlberechneten Platz. Als Annette an einen kleinen Schachtisch stieß, rückte ihn Richard sofort wieder zurecht. Ihre Jacke, die sie achtlos über einen Stuhl warf, hängte er auf einen Bügel.

»Verzeih«, sagte er. »Ich bin Junggeselle und wohl ein wenig pedantisch.«

Annette sah sich um. Auf dem Klavier stand ein silbergerahmtes Foto, und der Tisch war gedeckt für zwei. »Du hast heute morgen schon alles vorbereitet? Du wußtest doch gar nicht, ob ich mitkomme.«

»Meine ... Zugehfrau war die gute Fee«, antwortete er und rückte ein Messer gerade. »Ich habe ihr gesagt, daß ich vielleicht Besuch erhalte. Außerdem kennt sie dich.« Er war rührend in seiner Verlegenheit.

»Sie kennt mich?«

Er deutete auf das Foto. »Es ist ein Bild von dir. Es steht schon lange da. Es stammt noch aus der Zeit, als wir Kollegen waren.«

Nach dem Essen entkorkte er eine Flasche Wein. »Der beste aus meinem Keller. Du weißt, ich will dich verwöhnen.« Er legte ein kleines Päckchen in ihren Schoß.

»Was ist das?«

»Ein Parfum. Ich liebe diesen Duft. Vielleicht machst du mir die Freude, es manchmal zu tragen?«

Er sagte nicht: »Trage es für mich. In den Stunden, da wir uns sehen.« Aber sie wußte, daß er es so meinte. »Du bist wirklich ein Mephisto«, murmelte sie. Doch als er ihr das Weinglas aus der Hand nahm und sie küßte, wehrte sie sich nicht. Und sie sagte auch nicht nein, als er sie bat, noch länger zu bleiben.

Betrug stumpft das Gewissen ab und findet tausend Rechtfertigungen. War Stefan nicht wirklich ekelhaft zu ihr? Und Herbert! Was bildete er sich eigentlich ein, sie so herumzukommandieren? Wie kam sie dazu, immer alles für die anderen und nie etwas für sich zu tun?

Annette tanzte auf einem Seil, das bedenklich schwankte. Sie wurde hektisch und nervös. Sie wurde ihres Alltags überdrüssig. War himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Wenn sie sich nun entschloß, Stefan zu verlassen? Der Gedanke nistete sich ein und gewann an Bedeutung. Sie stellte sich vor, wie sie in Richards Haus lebte, wie sie Frühstück zubereitete, Blumen in einer Vase ordnete, vorsichtig über die Tasten des Klaviers strich. Wie sie zusammen mit Richard verreiste. Sie sah sich luxuriöse Hotelhallen betreten, sah exotische Städte vor sich, fremde Länder, liebliche Landschaften. Auch ihrer Phantasie wuchsen Flügel.

»Was ist los mit dir?« fragte Britta. »Du bist so verändert in letzter Zeit.«

»Findest du?«

»Hast du einen anderen?«

Annette schwieg. Dann sagte sie: »Wenn ich noch einmal heiraten würde, würde ich mich für einen älteren Mann entscheiden. Man ist ganz anders geschätzt. Man wird verwöhnt.«

»Einen älteren? Na ja. Das hat auch enorme Nachteile. Wenn du vierzig bist, ist er vielleicht schon in Rente, stopft sich voll mit Vitaminkapseln und Blütenpollen und geht jeder Aufregung aus dem Weg. Kein sehr verlockender Gedanke, wenn du mich fragst.«

»Ich frage dich aber nicht«, sagte Annette ärgerlich.

Es wurde November. Herbert plagte die Gicht schlimmer denn je. Und Stefan verreiste geschäftlich nach Italien. »Aber das ist doch wunderbar«, sagte Richard. »Ich meine, dann haben wir viel mehr Zeit füreinander.«

»Ja, ja.« Bitterkeit überfiel Annette. »Für dich ist immer alles wunderbar. Aber für mich ist die ganze Situation unerträglich. Ich bin nicht geschaffen für ein Doppelleben. Es macht mich kaputt, siehst du das nicht?«

Er nahm sie in die Arme und wiegte sie wie ein Kind. »Es tut mir so schrecklich leid, Kleines. Ich würde dir mit Freuden all deine Sorgen abnehmen. Aber du hast dich für deine Ehe entschieden, und ich akzeptiere das. Ich sehe ein, daß du nicht von heute auf morgen deinen Mann und seinen kranken Vater verlassen und dein ganzes bisheriges Leben aufgeben kannst. Du brauchst das auch nicht zu tun. Ich verlange es nicht. Doch wenn du willst, bin ich immer für dich da und fange dich auf, wenn es dir nicht gutgeht. Ich liefere die Sonne aus erster Hand, erinnerst du dich?«

Sie erinnerte sich, und Wehmut überkam sie. Der Weg zum Betrug ist schöner als der Betrug selbst, fuhr es ihr durch den Kopf. Sofort aber wies sie diesen Gedanken von sich. Sie war einfach zu prüde! Die Zeiten hatten sich geändert! So ein bißchen Doppelleben tat gut. Sie war eine schöne Frau, Richard bestätigte es ihr mit jedem Blick, und sie hatte deshalb Anspruch auf ein wenig Pikanterie. Schließlich war sie keine Katze, die sieben Leben besaß. Sie besaß nur das eine. Und das wollte sie genießen. Der Gedanke, Stefan zu verlassen, lockte immer mehr.

Die Entscheidung fiel bereits ein paar Wochen später. Stefan kam aus Italien zurück und war denkbar schlechter Laune. »Nichts, aber auch gar nichts ist gelaufen, wie ich es erhofft hatte. Zum Verrücktwerden war es!« Er schlüpfte aus seinem Hemd und warf es achtlos zu Boden, schleuderte die Schuhe in die Ecke, stieß seinen Koffer um.