Das Leben ist nicht immer fair - Lynda Lys - E-Book

Das Leben ist nicht immer fair E-Book

Lynda Lys

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Beschreibung

Sonja Rothländer ist eine zufriedene Mutter und Ehefrau. Der gemeinsame Sohn Paul hat das Abitur in der Tasche und geht ab jetzt seine eigenen Wege. Sonja beginnt nun Pläne für sich und ihren Ehemann Markus zu schmieden, beide können sich finanziell nicht beklagen. Doch plötzlich ist alles ganz anders.
ICH VERLASSE DICH!
Dieser schicksalhafte Satz, unerwartet und ohne Vorwarnung von Markus ausgesprochen, verändert ihr Leben auf eine Art, die sie nicht hat kommen sehen.
Um aus dem Schatten der Trennung zu kriechen, macht Sonja sich auf den Weg nach Sylt, um dort ihr gebrochenes Herz zu heilen, damit sie eines Tages vielleicht wieder in der Sonne des Lebens stehen kann …

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Lynda Lys

 

 

Das Leben ist

nicht immer fair

 

 

 

 

Ein Roman um die Liebe

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Sofie Steinbeck, nach Motiven, 2024

Lektorat/Korrektorat: Bärenklau Exklusiv

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau (OT), Gemeinde Oberkrämer. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte an Texten und Bildern vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text oder andere Medien und Illustrationen und Bilder erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren. Es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv. Hiermit untersagen wir ausdrücklich die Nutzung unserer Texte nach §44b Urheberrechtsgesetz Absatz 2 Satz 1 und behalten uns dieses Recht selbst vor. 13.07.2023. 

 

Einen ganz besonderen Dank an meine Freundin Beate.

 

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Das Leben ist nicht immer fair 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

15. Kapitel 

16. Kapitel 

17. Kapitel 

18. Kapitel 

19. Kapitel 

20. Kapitel 

21. Kapitel 

22. Kapitel 

23. Kapitel 

24. Kapitel 

25. Kapitel 

26. Kapitel 

27. Kapitel 

28. Kapitel 

29. Kapitel 

30. Kapitel 

31. Kapitel 

32. Kapitel 

33. Kapitel 

34. Kapitel 

35. Kapitel  

36. Kapitel 

37. Kapitel 

38. Kapitel 

Über die Autorin 

Weitere Romane und Kurzgeschichten von Lynda Lys lieferbar oder befinden sich in Vorbereitung: 

 

Das Buch

 

 

 

Sonja Rothländer ist eine zufriedene Mutter und Ehefrau. Der gemeinsame Sohn Paul hat das Abitur in der Tasche und geht ab jetzt seine eigenen Wege. Sonja beginnt nun, Pläne für sich und ihren Ehemann Markus zu schmieden, beide können sich finanziell nicht beklagen. Doch plötzlich ist alles ganz anders.

ICH VERLASSE DICH!

Dieser schicksalhafte Satz, unerwartet und ohne Vorwarnung von Markus ausgesprochen, verändert ihr Leben auf eine Art, die sie nicht hat kommen sehen.

Um aus dem Schatten der Trennung zu kriechen, macht Sonja sich auf den Weg nach Sylt, um dort ihr gebrochenes Herz zu heilen, damit sie eines Tages vielleicht wieder in der Sonne des Lebens stehen kann …

 

 

***

Das Leben ist nicht immer fair

 

 

1. Kapitel

 

Sonja Römer saß am Freitagnachmittag in ihrem Büro und schaute zur Uhr. Noch fünf Minuten, dann hatte sie Feierabend. Sie freute sich auf das bevorstehende Wochenende und fing an, ihren Schreibtisch aufzuräumen, als das Telefon klingelte. Einen winzigen Moment überlegte sie, den Hörer nicht abzuheben, doch pflichtbewusst wie sie war, hob sie ab.

»Wohnungsbaugesellschaft HABA, Schadensabteilung, Römer. Was kann ich für Sie tun?«, meldete sie sich freundlich und nahm ihren Kugelschreiber zur Hand. Ein Schwall von Worten drang an ihr Ohr und das Einzige, was sie hörte, war eine männliche Stimme mit brüllenden Äußerungen wie:

»Frechheit … Hammelbeine langziehen … Saftladen …« und anschließend ein wütendes Schnauben, wie das eines Stieres. Sonja hielt den Hörer ein Stück von ihrem Ohr weg und ließ den aufgebrachten Mann reden. Zwischen zwei Schnaufern nutzte sie die Gelegenheit und schob eine Frage durch die Leitung.

»Ich kann Sie verstehen, Herr … wie war Ihr Name noch gleich?«, fragte sie seelenruhig und schaute auf die vertrocknete Grünpflanze, die auf der Fensterbank des kleinen, kümmerlichen Büros ihr trauriges Dasein fristete.

»Osterbeck, Hannes Osterbeck aus der Schubertstraße 7«, kam es jetzt schon etwas leiser aus dem Telefonhörer. »Seit heute Morgen warte ich auf Ihre Handwerker, die meinen defekten Wasseranschluss in der Küche reparieren sollen. Mir wurde zugesichert, dass sie zwischen acht und zwölf kommen. Haben Sie mal auf die Uhr geschaut, wie spät es ist? Es ist bereits siebzehn Uhr und ich warte immer noch.«

Wieder kam ein brummiges Grollen aus dem Hörer. Sonja war froh, dass sie ihren PC noch nicht heruntergefahren hatte und rief sich die Liste mit den Terminen der hauseigenen Handwerker auf. Schnell erfassten ihre Augen den Namen Osterbeck. Er stand ziemlich weit unten, in der Spalte ›13 bis 17 Uhr‹.

»Herr Osterbeck, in meiner Terminliste stehen Sie in der Zeit von dreizehn bis siebzehn Uhr drin. Wie ich sehen kann, wurde der Termin vom Vormittag auf den Nachmittag verschoben. Sicher hat man vergessen, Sie darüber zu informieren, das tut mir wirklich leid«, säuselte Sonja in einem zuckersüßen Ton, als sie die Türklingel von Herrn Osterbeck durch das Telefon hörte. »Na sehen Sie, da sind unsere Jungs«, bemerkte Sonja und verdrehte die Augen. »Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende Herr Osterbeck«, beendete Sonja das Gespräch und legte einfach auf.

Sie seufzte einmal kurz, legte den Kugelschreiber zurück in die Schublade und fuhr die Programme ihres Computers herunter. Sie brachte ihre Kaffeetasse in die Küche, die sich am Ende des Flurs befand, spülte sie dort aus und füllte die Tasse mit Wasser. Anschließend begab sie sich zurück ins Büro, spendierte der trostlos aussehenden Pflanze ein Schlückchen Wasser, in der Hoffnung, dass sie das Wochenende überlebte.

Sie verließ ihr Büro und während sie die Tür abschloss, hörte sie im Nachbarzimmer das Gekicher ihrer beiden Kolleginnen. Sie stieß die Tür auf, steckte ihren Kopf kurz ins Zimmer und murmelte den beiden Damen ein knappes »Schönes Wochenende« zu.

Sonja lief durch die Hamburger Innenstadt zum nächsten U-Bahnhof. Das Gebäude ihres Arbeitgebers lag inmitten des Zentrums und aus Mangel an Parkplätzen nutzte Sonja täglich die U-Bahn, um ins Büro zu fahren. Ihre Wohnung lag etwas außerhalb, in dem wunderschönen Ohlstedt, ihre Eltern wohnten einen Ort weiter, im noblen, ländlichen Wohldorf.

In ihrer geräumigen Zweizimmerdachgeschosswohnung fühlte Sonja sich mit ihrer Katze Minka wohl. Sie hatte eine riesige Dachterrasse, die Miete war bezahlbar und die Nachbarn waren nett und freundlich. Viel lieber hätte Sonja mit einem Mann darin gewohnt, doch ihre letzte Beziehung scheiterte kläglich und sie hatte vorerst die Nase gestrichen voll von Männern. Sie stand auf dem Standpunkt, zur richtigen Zeit würde ihr der richtige Mann über den Weg laufen.

Zu Hause angekommen, hängte sie ihren Blazer an die Garderobe, streifte ihre Pumps von den Füßen und entledigte sich ihres Kleides. Sie schlüpfte in einen bequemen Hausanzug und lief in die Küche. Sie nahm den Rest des Auflaufs vom Vortag aus dem Kühlschrank und stellte ihn in die Mikrowelle. Während der Teller fröhlich seine Runden drehte, öffnete Sonja eine Flasche Rotwein und schenkte sich ein Glas voll ein. Der Piepton der Mikrowelle signalisierte, dass ihr Essen fertig war und mit zwei Topflappen bewaffnet entnahm sie die Auflaufform. Die Katze lag auf der Couch auf ihrem Lieblingsplatz, schlummerte vor sich hin und öffnete träge die Augen, als sie Sonja ins Wohnzimmer kommen hörte.

»Na du kleine Miezekatze, bist du schon wieder müde?«, fragte Sonja und stellte den Auflauf auf dem Esstisch ab. Sie ging zum Sofa und kraulte Minka hinter dem Ohr. Die Katze streckte sich gähnend, fing an zu schnurren und gab Sonja damit zu verstehen, dass sie nicht aufhören möge, sie zu kraulen. Sonja lachte.

Sie kannte ihre Fellnase ganz genau, doch sie unterbrach die Streicheleinheiten, um Abendbrot zu essen. Sie schaltete den Fernseher an, um der Stille in ihrer Wohnung zu entfliehen, setzte sich an den Esstisch und stocherte in dem Nudelauflauf herum. Während sie sich Gabel für Gabel die Spirelli-Nudeln in den Mund schob, verfolgte sie die Nachrichten und zum Schluss den Wetterbericht. Milde Temperaturen und viel Sonnenschein wurden vorausgesagt und Sonja freute sich auf ein tolles Mai-Wochenende. Nach dem Essen räumte sie noch schnell die Küche auf, stellte das benutzte Geschirr in den Geschirrspüler und leistete anschließend ihrer Katze Gesellschaft.

Über die Mattscheibe flimmerte Wer wird Millionär und Sonja riet begeistert mit. In der Werbepause rief sie ihre Freundin Melissa an, die vor zwei Monaten Mutter geworden war und verabredete sich mit ihr für den nächsten Tag zum Frühstück.

 

 

2. Kapitel

 

Am Morgen wachte Sonja wie gerädert auf. Sie hatte in der Nacht schlecht geschlafen, wurde zwischendurch immer wieder wach und wälzte sich im Bett hin und her. Minka, der die vielen Bewegungen im Bett zu viel wurden, sprang im Morgengrauen aus dem Bett und verzog sich auf die Couch ins Wohnzimmer. Sonja schaute zur Uhr – halb acht. Sie entschloss sich aufzustehen und ging ins Badezimmer. Das erfrischende Nass der Dusche erweckte ihre Lebensgeister und als sie nach dem Abfrottieren das Badezimmerfenster weit öffnete, hörte sie aus den Baumwipfeln fröhliches Vogelgezwitscher. Ihre Laune wurde zusehends besser. Sie föhnte ihre Haare, cremte ihren gesamten Körper von oben bis unten ein und lief splitternackt zurück ins Schlafzimmer.

Vor dem geöffneten Kleiderschrank verweilte sie eine ganze Zeit lang, denn sie konnte sich nicht entscheiden, was sie anziehen wollte. Letztendlich fiel ihre Wahl auf eine helle Leinenhose, kombiniert mit einer dunkelbraunen Bluse und sie hängte beide Teile an die Türklinke ihrer Schlafzimmertür. Anschließend schlüpfte sie in BH und Slip und lief so in die Küche, um für das kleine Samtpfötchen eine Dose mit Katzenfutter zu öffnen. Minka kannte das allmorgendliche Ritual und strich bereits hungrig um den Fressnapf herum.

»Ja, mein kleiner Stubentiger, gleich gibt’s was zu fressen«, beruhigte Sonja das mauzende Tier und strich ihr sanft über das Fell. Sie schüttete den Inhalt der Dose in den Napf und ein winziger Rest davon landete auf Minkas Katzenkopf, weil sie es nicht abwarten konnte und gierig anfing zu fressen. Sonja nahm ein Papiertuch, wischte den kleinen Kopf sauber und entsorgte die Dose sowie das Tuch im Mülleimer. Anschließend zog sie sich weiter im Schlafzimmer an und eine Viertelstunde später verließ Sonja die Wohnung.

Vor der Haustür parkte ihr kleiner Wagen und sie stieg ein. Sie fuhr zum nächsten Bäcker, holte frische Brötchen und machte sich auf den Weg zu Melissa. Langsam fahrend umrundete sie den Wohnblock auf der Suche nach einem Parkplatz, denn am Samstagmorgen waren die meisten Parkplätze noch besetzt. In ihrer zweiten Runde hatte sie Glück. Ein kleiner Smart parkte direkt vor dem Wohnhaus von Melissa aus und Sonja parkte schwungvoll ein.

Bereits im Treppenflur hörte Sonja das Schreien des Babys. Sie stieg in die zweite Etage, klingelte und wartete geduldig, bis Melissa die Wohnungstür öffnete. Sonja erschrak. Melissas blonde Haare hingen wild und kraftlos an ihr herunter, unter den Augen zeichneten sich dunkle Ringe ab. Sie versuchte zu lächeln – was ihr mächtig misslang –, und Tränen schwammen in ihren Augen. Als Sonja ihre Tasche abstellte und ihr wortlos das schreiende Bündel aus den Armen nahm, war es um Melissa geschehen. Schluchzend schlug sie die Hände vor das Gesicht und fing bitterlich zu weinen an. Sonja schob mit dem linken Fuß die Tasche in die Diele, drängte ihre Freundin zurück und schloss mit dem rechten Fuß die Wohnungstür.

»Wo ist denn Steffen?«, erkundigte sich Sonja und schaute sich suchend um.

Die beiden Frauen waren mittlerweile in der Küche angekommen und Melissa saß wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl.

»Ach der!«, murmelte sie leise und wischte sich mit dem Ärmel ihres Pullovers über die Nase. »Er hat heute ein Fußballspiel und ist schon seit einer Stunde weg«, schniefte sie.

Sonja schaute sich in der Küche um. Dort sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Überall stand benutztes Geschirr herum, auf dem Tisch stand ein Teller mit Brotkrümeln, daneben lag eine Packung mit weicher Butter und ein offenes Glas Nutella. Das verschmierte Messer lag achtlos daneben. Melissa sah die Blicke ihrer Freundin und wurde rot.

»Ich wollte noch klar Schiff machen, aber Emily fing plötzlich an zu schreien und … und …«

»Schon gut Melissa, du musst dich nicht entschuldigen. Schau nur, Emily ist auf meinem Arm eingeschlafen. Wir legen sie jetzt in ihr Bettchen, dann räumen wir gemeinsam auf und anschließend frühstücken wir in Ruhe, o.k.?«, schlug Sonja vor und lächelte ihre Freundin an.

Kurze Zeit später saßen sie an einem gedeckten Frühstückstisch und Sonja strich Melissa sanft über den Arm.

»Hilft dir denn Steffen nicht im Haushalt?«, bohrte Sonja und schaute Melissa eindringlich an. »Ich kann mir vorstellen, dass jetzt, wo ein Baby da ist, sich so einiges ändert. In erster Linie ist Emily dran, erst wenn sie versorgt ist, hat man Zeit, sich um den Haushalt zu kümmern. Und um sich selbst.« Mitleidig strich sie ihrer Freundin eine fettige Haarsträhne aus dem Gesicht.

»Ich hatte mir das anders vorgestellt, aber …« Melissas Stimme brach ab und wieder fing sie an zu weinen. Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen und Sonja tat es in der Seele weh, ihre Freundin so verzweifelt zu sehen. Schluchzend erzählte Melissa weiter: » Es ist ja nicht so, dass Steffen nicht helfen will, aber ich glaube, er selbst ist genauso überfordert. Wir hatten in den letzten Tagen einen heftigen Streit, als ich ihn gebeten hatte, mich zu unterstützen. Er flüchtete wutentbrannt aus der Wohnung und kam erst nach drei Stunden wieder. Er war bei seiner Mutter und ich denke mal, sie hat ihm ordentlich den Kopf gewaschen.«

Erschöpft lehnte Melissa sich in den Stuhl zurück und nippte an ihrem Tee. »Als er wieder da war, stand er zerknirscht vor mir und hatte mir gestanden, dass er Angst hat, etwas falsch zu machen. Er hätte Angst davor unsere Tochter zu nehmen, um sie zu wickeln oder zu baden, er könnte es nicht richtig machen oder sie gar fallen lassen.«

»Aber das ist doch Quatsch«, unterbrach Sonja den Redefluss ihrer Freundin.

»Das habe ich ihm auch gesagt. Ich habe ihm vorgeschlagen, dass wir das gemeinsam machen, dass ich so lange neben ihm stehe, bis er sich sicher fühlt und Emily alleine versorgt. Und ja, ich habe Steffen zu sehr verwöhnt. Er kocht nicht, kümmert sich nicht um die Wäsche, geht nicht einkaufen. Sein Argument lautet dann immer, er kann das nicht. Aber damit ist jetzt Schluss. Ich stoße auch an meine Grenzen und hier wird sich einiges ändern!«

Sie hieb mit der Faust auf den Tisch und befreite sich aus der verfahrenen Situation.

Sonja freute sich darüber, dass plötzlich die alte Melissa wieder vor ihr saß. Denn Melissa hatte sich noch nie von etwas oder jemandem entmutigen lassen, das war schon in ihrer gemeinsamen Schulzeit so.

Sie hatte immer Lösungen parat, egal um welches Problem es sich handelte, sie hatte nie ein Blatt vor den Mund genommen und bot jedem mit guten, sachlichen Argumenten die Stirn. Sie war es auch gewesen, die Sonja in ihrer Entscheidung bekräftigt hatte, die Ausbildung zur Immobilienkauffrau anzufangen. Sonjas Mutter war damals nicht sonderlich begeistert, dass sie nach der zehnten Klasse abging und kein Abitur machen wollte. Sie hatte sich für ihre Tochter gewünscht, dass sie nach Höherem strebte und studierte, um später einen Beruf auszuüben, der ihr viel Geld einbrachte. Sie selbst war nur eine kleine Bankangestellte, die tagein, tagaus hinter dem Schalter saß und den Menschen Geld auszahlte. Sonjas Vater, der als Fernfahrer seine Berufung gefunden hatte und mit Leib und Seele seinen LKW fuhr, unterstützte seine Tochter wo es nur ging und letztendlich gab Sonjas Mutter zähneknirschend nach.

Ein leises Weinen war aus dem Kinderzimmer zu hören. »Emily ist mit dem Fläschchen dran, könntest du …?«

»Nichts lieber als das«, freute sich Sonja. »Nutze du ruhig die Zeit und gehe unter die Dusche. Und anschließend gehen wir mit der Kleinen eine Runde im Park spazieren.«

 

 

3. Kapitel

 

Sonja hatte damals in der Wohnungsbaugesellschaft HABA ihre Ausbildung zur Immobilienkauffrau absolviert und saß nun in der Abteilung Kundenservice. Eigentlich hatte sie nicht vor, in diesem Bereich tätig zu werden, doch ihr damaliger Chef, mit dem sie nicht so gut klarkam, hatte sie dorthin verfrachtet. Schon immer war es ihr Ziel gewesen, nach der Ausbildung in die Abteilung der Außenmitarbeiter einzutreten. Ihre Kollegen und Kolleginnen besaßen einen Dienstwagen, fuhren durch Hamburg und manchmal weit darüber hinaus, um Interessenten freie Wohnungen und Häuser anzubieten. Doch Frau Lüstermann ging in Rente und einer musste diese Abteilung übernehmen. Die Wahl fiel auf sie. Nun war sie für die Abteilung des Schreckens verantwortlich und keiner ihrer Kollegen wollte sie ablösen. Ihnen reichte es schon immer, wenn Sonja Urlaub hatte. Dann wurde unter den Mitarbeitern mit Streichholzziehen gelost, wer sie vertritt.

Am Anfang hatte Sonja sich damit arrangiert, in der Kammer des Grauens zu sitzen, um sich tagein tagaus die Probleme oder Beschwerden sämtlicher Mieter der HABA anzuhören und freute sich, wenn sie einem dieser Meckerer schnell und souverän helfen konnte. Doch mittlerweile waren Jahre vergangen und sie versauerte noch immer in diesem kleinen Büro. Die Aufgaben, die sie dort erledigte, erfüllten sie nicht wirklich, und Sonja sehnte sich nach dem Außendienst. Ihr neuer Chef, der den alten abgelöst hatte, weil dieser in Rente gegangen war, versprach ihr, sie dort herauszuholen, doch mittlerweile war wieder ein Jahr vergangen, ohne, dass etwas passierte. Die einzige Lösung sah Sonja darin, zu kündigen.

Eines Tages legte sie ihrem Chef Dr. Habermann die Kündigung auf den Tisch und sogleich fing das große Jammern an. Sowohl er, als auch ihre Kollegen und Kolleginnen versuchten mit zuckersüßen Worten, sie zum Bleiben zu bewegen. Sie wäre doch eine tolle und fleißige Kollegin, es mache doch immer Spaß, mit ihr zusammenzuarbeiten, man werde sie vermissen, und, und, und.

In der Realität sah es aber so aus, dass sich kein Mensch für sie interessierte. Keiner der Kollegen hatte mal den Kopf durch die Bürotür gesteckt und sie zum Geburtstagskuchen oder zur Urlaubslage eingeladen. Wenn sie durch Zufall in die Gemeinschaftsküche kam, und alle lustig plaudernd in der Gruppe zusammenstanden, sah sie nur erschrockene Gesichter und man ließ sich hinreißen zu sagen: »Ach, du bist ja auch da, wir dachten du hättest Urlaub oder bist krank.«

Und als ihre Beziehung mit Christian in die Brüche gegangen war und sie wie ›Leiden Christi‹ durch die Firma auf dem Pfad der Trauer wandelte, war es keiner Menschenseele aufgefallen.

Ja, so wichtig war sie ihren Kollegen!

 

 

4. Kapitel

 

Ein halbes Jahr später stand Sonja am Aktenschrank in ihrem neuen schicken, hellen Büro des bekannten Immobilienmaklers Rudolf Rothländer und heftete einige Papiere in den Ordnern ab. Der Tag war für sie mehr als erfolgreich gewesen, denn sie hatte eine Villa in Blankenese mit viel Charme und Können an den Mann gebracht. Ihre Wangen glühten jetzt noch vor Aufregung und sie freute sich auf den dicken Provisionsscheck, den ihr der alte Rothländer nächsten Monat in die Hand drücken würde.

Die Klinke ihrer Bürotür wurde hinuntergedrückt und herein trat ihr Chef. Er war eine imposante Erscheinung und so mancher Mitarbeiter zog unwillkürlich den Kopf zwischen die Schultern, wenn er durch die Büros seiner Firma lief. Er war groß, kahlköpfig, wog gut und gerne einhundertzwanzig Kilo und seine blaugrauen Augen blitzten wachsam und eiskalt, wenn man ihm ins Gesicht schaute. Sonja hatte keine Angst vor ihm. Trotz seiner lauten, poltrigen Art mochte sie ihn und war mehr als beeindruckt über sein Fachwissen in Bezug auf Immobilien.

»Wenn alle so fleißig wären wie Sie, Frau Römer, dann wäre ich schon mehrfacher Millionär«, lachte er donnernd und schnaufte laut durch seine mächtige Nase. Dass er einen viel zu hohen Blutdruck hatte, war an seinem hochroten Kopf zu erkennen, den er immer bekam, wenn er sich aufgeregte, ob positiv oder negativ. Soeben überwog die Freude, als er kurz zuvor die Mail von ›seinem besten Pferd im Stall‹, wie er Sonja immer nannte, gelesen hatte, in der sie ihn über den Verkauf der Villa informierte.

---ENDE DER LESEPROBE---