Sylt heißt nicht nur Sonnenschein - Lynda Lys - E-Book

Sylt heißt nicht nur Sonnenschein E-Book

Lynda Lys

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Beschreibung

Auf der Nordseeinsel Sylt suchen einige die Erholung vom Alltag, wollen Kraft und Energie für ein weiteres arbeitsreiches Jahr schöpfen. Andere wagen auf ihr sogar einen Neuanfang und ziehen ganz dorthin. Und diejenigen, die bereits auf ihr leben, haben die Inseln zumeist in ihr Herz geschlossen.
Für all jene hält die Insel immer ein paar Überraschungen bereit – die manchmal herzerfrischend erfreulich, in Form einer neuen Liebe sind, aber auch überaus traurig sein können; wenn der Tod zum Beispiel alle Zukunftspläne durchkreuzt …

Dieser Band beinhaltet folgende 4 Geschichten:
› Glück und Leid auf Sylt – von Amanda Partz
› Ein Jahr wie kein anderes – von Alea Raboi
› Lovesong für eine Badenixe – von Carola Kickers
› Liebe in der Seniorenresidenz Seestern – von Lynda Lys und Eliza Simon

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Lynda Lys / Eliza Simon / Alea Raboi /

Amanda Partz / Carola Kickers

 

 

 

 

Sylt heißt nicht nur

Sonnenschein

 

 

 

Vier romantische kurze Romane und Erzählungen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Claudia Westphal nach Motiven, 2023

 

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt. 

 

Alle Rechte vorbehalten

 

Das Copyright auf den Text erlaubt es KIs/AIs und allen damit in Verbindung stehenden Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren oder damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung erstellen, zeitlich und räumlich unbegrenzt nicht, diesen Text oder auch nur Teile davon als Vorlage zu nutzen, und damit auch nicht allen Firmen und menschlichen Personen, welche KIs/AIs nutzen, diesen Text oder Teile daraus für ihre Texte zu verwenden, um daraus neue, eigene Texte im Stil des ursprünglichen Autors oder ähnlich zu generieren, es haften alle Firmen und menschlichen Personen, die mit dieser menschlichen Roman-Vorlage einen neuen Text über eine KI/AI in der Art des ursprünglichen Autors erzeugen, sowie alle Firmen, menschlichen Personen , welche KIs/AIs bereitstellen, trainieren um damit weitere Texte oder Textteile in der Art, dem Ausdruck oder als Nachahmung zu erstellen; das Copyright für diesen Impressumstext sowie artverwandte Abwandlungen davon liegt zeitlich und räumlich unbegrenzt bei Bärenklau Exklusiv, 13.07.2023.

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Sylt heißt nicht nur Sonnenschein 

Glück und Leid auf Sylt 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

Ein Jahr wie kein anderes 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

12. Kapitel 

13. Kapitel 

14. Kapitel 

Epilog  

Lovesong für eine Badenixe 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

Rezept für Oma Käthes selbstgemachtes Pflaumenmus 

Liebe in der Seniorenresidenz Seestern 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

 

Das Buch

 

 

 

 

Auf der Nordseeinsel Sylt suchen einige die Erholung vom Alltag, wollen Kraft und Energie für ein weiteres arbeitsreiches Jahr schöpfen. Andere wagen auf ihr sogar einen Neuanfang und ziehen ganz dorthin. Und diejenigen, die bereits auf ihr leben, haben die Inseln zumeist in ihr Herz geschlossen.

Für all jene hält die Insel immer ein paar Überraschungen bereit – die manchmal herzerfrischend erfreulich, in Form einer neuen Liebe sind, aber auch überaus traurig sein können; wenn der Tod zum Beispiel alle Zukunftspläne durchkreuzt …

 

Dieser Band beinhaltet folgende 4 Gescchichten:

› Glück und Leid auf Sylt – von Amanda Partz

› Ein Jahr wie kein anderes – von Alea Raboi

› Lovesong für eine Badenixe – von Carola Kickers

› Liebe in der Seniorenresidenz Seestern – von Lynda Lys und Eliza Simon

 

 

***

 

 

Sylt heißt nicht nur Sonnenschein

 

Vier romantische Geschichten

 

 

Glück und Leid auf Sylt

 

von Amanda Partz

 

 

1. Kapitel

 

»Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Aufenthalt auf der Insel Sylt und hoffen, Sie bald wieder bei uns begrüßen zu dürfen.«

Sandra verzog das Gesicht, als die schnarrende Stimme aus dem Lautsprecher erklang. Begleitet von dem aufgeregten Geschnatter zahlreicher Touristen und wohl auch einiger Einheimischer setzte sie ihren Fuß auf den Bahnsteig. Es schien wie ein neuer Lebensabschnitt. Dennoch begegnete sie ihm mit gemischten Gefühlen.

Wie würde es sein, auf einer Insel zu leben? Mit Sicherheit völlig anders als in Hamburg. Ein leiser Seufzer sprang über ihre Lippen, obwohl der Anblick zweifelsohne wunderschön war. Es roch nach Salz und Meer und vor ihren Augen erstreckte sich in Reichweite ein scheinbar endloser Sandstrand, gleich dahinter folgten einige Dünen. Ein Panorama-Blick, welcher zum Träumen einlud und auf den jeder Postkarten-Fotograf neidisch gewesen wäre.

Sie zog die Luft ein und ihre Lungen brannten kurzzeitig. Sylt war schön. Urlaubsfeeling pur, wie ihre Freunde sagten. Seit Sandra ihnen von dem bevorstehenden Umzug erzählt hatte, waren alle Feuer und Flamme und würden nur allzu gerne mit ihr tauschen.

Mensch … hast du es gut. Strand und Meer direkt vor der Haustür.

Ein ewiger Urlaub … Wie ich dich beneide. 

Kann ich nicht mitkommen?

Diese und ähnliche Sätze hatte Sandra in den letzten Wochen immer wieder zu hören bekommen und dabei alle Mühe gehabt, ihr tadelloses Lächeln beizubehalten. Zwar hatten ihre Freunde nicht unrecht. Sie lebte nun dort, wo andere Leute bestenfalls Urlaub machten. Trotzdem hatte dieses Unterfangen auch seine Schattenseiten, die niemand außer ihr wahrzunehmen schien.

Schrr. Der Schrei einer Möwe riss Sandra aus ihren Gedanken. Ihre grauen Augen wanderten kurz zum Himmel, um dem Flug zu folgen, ehe sie den Bahnhof verließ, um sich ein Taxi zu besorgen. Zwar war die Insel nicht besonders groß, aber mit drei Koffern bis ins Innere zu laufen, wollte sie auch nicht. Zum Glück gab es ausreichend Möglichkeiten.

 

 

2. Kapitel

 

»Sind Sie eine Touristin?«, plapperte der Taxifahrer drauf los, nachdem Sandra zu ihm ins Auto gestiegen war, und offenbarte eine Reihe gelber, etwas ungepflegter Zähne. »So, wie Sie aussehen, kommen Sie eigentlich aus der Großstadt.«

Na vielen Dank, die junge Frau musste an sich halten, um keine Miene zu verziehen.

Sah man ihr die Herkunft und den Widerwillen so deutlich an? Hoffentlich nicht.

»Nein … ich werde bald hier wohnen«, erwiderte sie gezwungen und setzte ein strahlendes Lächeln auf, was dazu führte, dass der Fahrer sie regelrecht anglotzte.

Mit der Antwort schien er nicht gerechnet zu haben. Gut so. Alles in Sandra hoffte inständig, dass er von weiteren Gesprächsversuchen absehen würde. Denn sie wollte ihre Ruhe haben, den eigenen Gedanken nachhängen und versuchen, sich mit der neuen Situation zu arrangieren, die zugegebenermaßen sehr überraschend gekommen war.

»Ich habe eine tolle Nachricht für dich, Schatz.« Diesen Satz ihres Ehemannes Tim hatte sie noch genau im Kopf, ebenso wie seine leuchtenden Augen. 

»Was ist denn?«, erkundigte sie sich freundlich, unsicher, wie sie auf seine offensichtliche Euphorie reagieren sollte.

»Du wirst es nicht glauben!« Tom fuchtelte mit einem Blatt Papier herum, bei dem es sich um einen Brief handelte.

Nein. Das konnte sie tatsächlich nicht. Was um alles in der Welt war mit ihrem Ehemann los? So hatte Sandra ihn seit Monaten nicht mehr erlebt. Aufgeregt wie ein kleines Kind, obwohl ihm, laut eigener Aussage, die Arbeit momentan wieder einmal über den Kopf wuchs. Überstunden und Wochenenddienste waren an der Tagesordnung, mürrische Laune inklusive. Zumal der strenge Terminplan nur wenig Zeit für romantische Stunden ließ. Woran Sandra sich im Laufe der Jahre allerdings gewöhnt hatte.

»Was ist los?«, wiederholte sie geduldig ihre Frage, während auch die eigene Neugierde langsam erwachte.

Sandra kannte ihren Ehemann gut genug, um zu wissen, dass dieser nicht wegen Kleinigkeiten die Beherrschung verlor, weder auf die eine noch auf die andere Art und Weise. Also musste etwas passiert sein.

»Schau dir das an.« Tim legte das Schreiben auf den Tisch und Sandra kam automatisch zu ihm, warf den Blick über seine Schulter. »Der Brief ist von meinem alten Dozenten Doktor Philipp Stottmann.«

Sandra senkte den Blick und überlegte. Doch sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass Tim diesen Namen jemals zuvor erwähnt hatte. Gut, ihre Gespräche drehten sich auch mehr um Alltag, Arbeit und aktuelle Themen als um die Vergangenheit. Zumal sie mit den meisten Namen sowieso nichts hätte anfangen können.

»Was möchte er denn?« Mittlerweile funkelten ihre Augen vor Spannung. Tims Stimmung war hochgradig ansteckend.

»Er möchte, dass ich seine Praxis als Alleineigentümer übernehme. Wie gesagt war Philipp mein Dozent an der Uni und ist somit über dreißig Jahre älter als ich. Nach meinem Studium hatten wir noch sporadischen Kontakt, daher wusste ich, dass er als Arzt im Norden arbeitet. Warum er allerdings ausgerechnet mir die Praxis überschreibt, kann ich dir nicht sagen.«

»Vielleicht, weil du ein hervorragender Arzt bist«, schmeichelte Sandra und ließ ihre Hand über seine Schulter gleiten. »Nachdem, was ich weiß, warst du im Studium nicht nur von den Leistungen her einer der Besten, sondern auch eifrig und ehrgeizig. Von dem Grundgedanken ganz zu schweigen.«

Ihr Ehemann hatte kaum merklich genickt, ehe ihre Blicke sich trafen. Sandra wusste genau, was er in diesem Moment dachte. Jede ihrer Äußerungen entsprach der Wahrheit, aber der Preis dafür war hoch gewesen. In dieser Zeit kämpfte Tim verbissen mit seiner Außenseiterrolle und den damit verbundenen Minderwertigkeitskomplexen, welche er jedoch durch seine besonderen Leistungen meist erfolgreich kaschieren konnte. Zumal es noch eine Sache gab, welche ihn von den meisten seiner Studienkollegen und -kolleginnen unterschied.

Tim war Arzt aus dem Wunsch heraus, anderen zu helfen und kein Geschäftsmann im weißen Kittel, wie es heutzutage sehr oft der Fall war. Höchste Zeit, dass er dafür belohnt wurde.

»Wo liegt die Praxis denn?«, erkundigte sie sich und hoffte inständig, dass sie nicht zu weit entfernt war.

Die Vorstellung, ihr geliebtes Hamburg mit den zahllosen Möglichkeiten und dem bunten Treiben zu verlassen, behagte ihr nicht. Von dem Freundeskreis ganz zu schweigen.

»Auf Sylt.«

Stille. Sandra hatte das Gefühl, mit dem Kopf gegen eine Wand gelaufen zu sein. Sylt. Natürlich kannte sie die Insel, wer tat das nicht? Und sie hatte auch schon einige Male mit dem Gedanken gespielt, dort Urlaub zu machen, was aber aufgrund des großen Arbeitsaufwandes in der Gemeinschaftspraxis nie spruchreif geworden war. Aber dort leben? Mit festem Wohnsitz und eigener Praxis, was noch zusätzliche Verantwortung bedeutete? Nein, das konnte sie nicht vorstellen. Und außerdem … 

Hamburg. Sandra liebte diese Stadt mit den vielen Facetten, der abgedroschenen Seemanns-Romantik und den endlosen Freizeitmöglichkeiten, die sie bot. Was konnte man auf Sylt denn machen? Außer am Strand liegen und Rad fahren? Manchmal war das ganz schön. Sandra liebte die Natur und fühlte sich ihr durchaus verbunden, aber immer und jeden Tag? Nein. Das war zu viel des Guten. 

»Was hast du, Schatz?« Tim schien ihre versteifte Miene bemerkt zu haben und legte die Arme um ihre Taille.

Sandra seufzte. Sie kannten einander zu gut. Kein Wunder, nach fünf Jahren Ehe und sechs Jahren Beziehung. Obwohl in der Jugend alle den Kopf geschüttelt und eine baldige Trennung prophezeit hatten.

»Weißt du«, erwiderte sie zögernd, »ich freue mich sehr für dich und wenn jemand dieses Angebot verdient hat, dann mit Sicherheit du. Aber ich glaube, ich muss mich an den Gedanken …« Sie suchte nach Worten. »… aus Hamburg wegzugehen, erst einmal gewöhnen.« 

»Das ist doch klar.« Tim hob Sandra hoch und wirbelte sie herum. »Für mich war es ja auch eine Überraschung, denn wie gesagt: Ich hätte Philipp und mich nicht einmal Freunde genannt und jetzt das … Ich bin glücklich, aber auch von den Socken.« 

Sandra fiel in sein Lachen ein, auch wenn ihres ein wenig aufgesetzt klang. Was Tim aber glücklicherweise nicht bemerkte.

»Wir sind da«, holte die Stimme des Taxifahrers sie in die Wirklichkeit zurück.

Sandra schluckte und beeilte sich, den Wagen zu verlassen und ihr Gepäck entgegenzunehmen. Der Blick des älteren Mannes gefiel ihr nicht sonderlich, wenngleich er keine Anstalten machte, sich ihr zu nähern. Gott sei Dank.

Das »Wenn Sie mal wieder einen Fahrer brauchen, melden Sie sich« hörte Sandra kaum noch. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf ihr zukünftiges Zuhause, auch wenn sie sich momentan nicht vorstellen konnte, es jemals als solches zu betrachten. Zu wehmütig war die Erinnerung an ihr großzügiges Apartment in Hamburg, obwohl … Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft lächelte Sandra richtig.

Bisher hatte sie sich das Haus, welches Praxis und Wohnraum in einem sein sollte, nicht wirklich vorstellen können. Doch ihre unterschwelligen Erwartungen wurden beinahe übertroffen, denn das Gebäude, welches zwischen zwei Dünen und in unmittelbarer Nähe zum Strand lag, hatte eine deutliche Ähnlichkeit mit einer kleinen Villa, wie sie zur Kolonialzeit üblich gewesen war. Zwei Etagen, vier Fenster an der Vorderfront sowie ein runder Eingangsbereich, welcher von zwei Säule umrandet wurde. Das Dach war in tiefem Blau gestrichen und zeigte schelmisch drei kleine Erker. Sandra ging den Holzweg entlang, die Stufen hoch. Das Haus war sehr schön, auch wenn sie bezweifelte, dass es sie dauerhaft trösten konnte.

Was ist denn hier los, reflexartig machte die junge Frau einen Schritt zurück. Warum in aller Welt steht die Tür offen? 

Ein Einbrecher? Auf dieser Insel nicht sonderlich üblich, wie sie aus diversen Katalogen und Reiseberichten wusste. Andererseits hatte Tim nichts von einem Besucher oder Ähnlichem gesagt, als er sie vorausgeschickt hatte, während er in Hamburg zurückgeblieben war, um einen Großteil ihrer früheren Einrichtung zu verkaufen.

»Das meiste ist zu sperrig, um mitgenommen zu werden«,hatte er gesagt. »Außerdem ist die Wohnung möbliert und für die Praxis brauchen wir andere Dinge.«

Obwohl ihr Ehemann ohne Zweifel recht hatte, konnte Sandra eine gewisse Verbitterung nicht unterdrücken. Ein Teil ihrer eigenen Möbel hätte bedeutet, dass sie sich nicht ganz so verloren fühlte wie jetzt. Ein entwurzelter Baum, welcher seine neue Heimat noch finden musste. Unruhig betrat Sandra die Villa und schrie im nächsten Moment überrascht auf.

»Was … machen Sie hier?« Die Frage sprang regelrecht aus ihrem Mund.

Einige Meter von ihr entfernt stand ein junger Mann auf einer Leiter und war offenbar dabei, ein Bild von der unerwartet hohen Wand abzunehmen. Sandra schätzte ihn auf Mitte zwanzig und offensichtlich sehr sportlich. Blonde Haare fielen ihm auf die Schultern und sein athletischer Körper zeichnete sich unter dem Blaumann deutlich ab. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte Sandra nicht anders, als ihn anstarren.

Was machte ein solches Exemplar von Mann in ihrem zukünftigen Zuhause? Eines stand fest: Ein Einbrecher war er höchstwahrscheinlich nicht.

»Oh, guten Tag«, grüßte der Fremde, nachdem er sich wieder gefangen hatte. »Nichts für ungut, ich wollte Sie nicht erschrecken.« Mit einer einzigen Bewegung sprang er von der Leiter und schaute sie an. »Ich bin Julius. Philipp Stottmann ist mein Vater und Sie müssen die künftige Besitzerin des Hauses sein.« 

Noch bevor Sandra etwas erwidern konnte, griff er nach ihrer Hand und sie erwiderte den Händedruck automatisch.

»Sandra«, nannte sie ihren Namen, ehe ihr Gegenüber mit seiner Erklärung fortfuhr.

»Aber von diesen alten Bildern kann mein Vater sich dann doch nicht trennen.«

Sein Grinsen wies auf den zwei Werke, die bereits auf dem Boden standen, und Sandra konnte nicht verhindern, dass ihre Mundwinkel nach oben wanderten. Dieser junge Mann war wie eine frische Brise, wie man hier zu sagen pflege, seine gute Laune steckte sie an.

»Aus diesem Grund wollten wir keine große Sache daraus machen und dachten uns, ich hole sie einfach, wenn Ihr Mann und Sie noch nicht da sind. Immerhin …« Er kratzte sich verlegen am Kopf. »Der Weg von Hamburg ist schließlich auch kein Katzensprung.«

»Das ist es tatsächlich nicht.« Sandra lachte.

Zwar steckte der Schrecken noch immer leicht in den Knochen, aber sie konnte ihm nicht lange böse sein. Schließlich gehörte das Haus bis zur vollständigen Übernahme noch immer Doktor Stottmann und somit auch Julius. So unauffällig wie möglich musterte sie ihn und eine dezente Gänsehaut lief über ihren Rücken.

Er war attraktiv … verdammt attraktiv und das lag nicht nur an seiner Jugend.

Was denkst du da, schalt Sandra sich selbst.

Sie gehörte nicht zu jenen Frauen, die, nur weil sie langsam, aber sicher auf die Vierzig zusteuerten, jeden attraktiven Kerl hinterherschauten. Vor allem dann nicht, wenn derjenige mindestens zehn Jahre jünger war als sie selbst. Verstohlen warf Sandra einen Blick die Treppen hinauf, wo, so mutmaßte sie, der Wohnbereich liegen musste. Dorthin konnte sie flüchten, nur die Vorstellung, ihre drei Koffer selbst dort hinauftragen zu müssen, gefiel ihr nicht. In Hamburg hatte es für solche Fälle stets einen Aufzug gegeben. Sandra schluchzte kurz auf und wandte den Blick ab. Auch wenn sie es selbst nicht zugeben wollte, jetzt lagen ihre Nerven blank. Erst das übereilte von ihr nicht gewollte Verlassen der Großstadt und jetzt schien sie wegen dieses jungen Burschen geradewegs in eine Midlife-Crisis zu schlittern.

Daran haben meine Freunde wohl nicht gedacht, als sie von der Urlaubsstimmung sprachen.

»Was haben Sie, Sandra? Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«

Verflucht. Er stand vor ihr und sein betörendes Aftershave, dessen Duftnote sie nicht genauer beschreiben konnte, stieg ihr geradewegs in die Nase. Eine Armee von Ameisen lief über ihren Körper und sorgte dafür, dass ihr mit jeder Minute unwohler wurde.

»Kann ich Ihnen helfen? Wo ist eigentlich Ihr Mann?« Julius’ Stimme klang ehrlich besorgt und Sandra beschloss, sich zusammenzureißen.

»Er … er ist noch in Hamburg und versucht, unsere Einrichtung zu verkaufen. Der Platz hier reicht nicht für alles.«

»Okay … ich verstehe …« Ein normaler Satz, aber sein Blick ließ sich schwer deuten. »Am besten ist es, Sie ruhen sich ein wenig aus. Die Fahrt war lang … von der Umstellung ganz zu schweigen.« Bevor Sandra etwas erwidern konnte, schnappte der junge Mann sich ihre Koffer und trug sie in die obere Etage, als würden sie nichts wiegen. 

»Das muss nicht …«, begann sie, denn dadurch wurde Julius ihr immer sympathischer und das war nicht gut, gar nicht gut.

»Ach was … das ist doch nichts und jetzt kommen Sie.«

Verwirrt und noch immer durcheinander folgte Sandra ihm die hölzerne Treppe hinauf. Die Stufen knarrten bei jedem Schritt und insgeheim war sie froh darüber, die Koffer nicht tragen zu müssen.

Die erste Etage war gemütlich eingerichtet. Die Eingangstür aus Milchglas führte in einen Flur, von wo aus es in die einzelnen Räume ging. Fragend schaute Sandra ihren Begleiter an, dieser machte eine abwehrende Kopfbewegung.

»Keine Sorge. Ich kenne mich hier aus. Ich nehme an, die Sachen sollen ins Schlafzimmer?«

Sandra nickte und errötete im gleichen Moment bis unter die Haarspitzen. Julius würde ihr Schlafzimmer betreten. Nein, das konnte sie nicht …

Reiß dich zusammen. Er will dir nur helfen. Außerdem war das hier sein Zuhause, schon vergessen?

Dieser Gedanke beruhigte sie zwar ein wenig, tat aber der Verlegenheit keinen Abbruch. Während Sandra verhalten hinter Julius herlief, rasten ihre Gedanken im Kreis. Wie wäre es wohl, ihn einfach auf das Bett zu werfen und ihm die Kleidung vom Leib zu reißen und ganz unanständige Dinge mit ihn zu tun? Die Röte kroch ihr bis in Haarspitzen. Was um alles in der Welt war in sie gefahren? Sie war eine starke Frau, Mitte dreißig, stand mit beiden Beinen im Leben und war außerdem glücklich verheiratet. Gut, bezüglich des übereilten und plötzlichen Umzuges nach Sylt war sie nicht ganz glücklich. Aber mein Gott, solche Momente gab es, sie würde sich schon daran gewöhnen und außerdem trug ihr Ehemann nicht die Schuld dran.

Im Gegenteil, Sandra war sich sicher, dass er darüber genauso überrascht gewesen war wie sie selbst. Auch, wenn er versuchte, dies hinter einer überschäumenden Freude zu kaschieren, doch sie kannte Tim, nach so vielen gemeinsamen Jahren sollte man das auch. Und trotzdem saß sie hier, in ihrem zukünftigen Schlafzimmer und war scharf auf einen jungen Mann, der noch grün hinter den Ohren war. So etwas Absurdes! Noch vor wenigen Stunden hätte sie darüber gelacht, doch jetzt sah es so aus, dass sie heute Nacht feuchte Träume mit ihm haben würde. Zum Glück dauerte es noch ein paar Tage, bis ihr Ehemann nachkommen würde. Zwar war Tim ein Genie im Verkauf, aber die Menge machte in diesem Fall den Unterschied.

Augenblick mal… was dachte sie da? Unbemerkt ballten Sandras Hände sich zu Fäusten. Sie würde nicht an Julius denken, weder im Bett noch sonst wo. Er hatte ihr geholfen, so weit, so gut, aber wenn er durch die Tür gegangen war, würde sie ihn nie wiedersehen. Warum schmerzte dieser Gedanke? Sandra zog die Luft ein und ließ sich, ohne weiter nachzudenken, auf das großzügige Bett nieder. Es bot problemlos zwei Personen Platz.

»Ist alles in Ordnung?«, wiederholte Julius geduldig seine Frage und Sandra konnte nicht anders, als ihm eine gewisse Bewunderung zu zollen.

Jeder andere Mann, insbesondere Tim, wäre von ihrem Verhalten schon genervt gewesen und hätte sich zurückgezogen. Aber nicht Julius… Julius war anders. Ihr Herz machte einen Salto, als der junge Mann sich ohne Vorwarnung neben sie setzte. Gott sei Dank machte er keine Anstalten, sie zu berühren, andernfalls wäre jede Beherrschung dahin gewesen.

»Ich habe den Eindruck, das dich etwas bedrückt.« Julius kam noch näher, sodass Sandra seinen Oberschenkel beinahe an ihrer Jeans spürte und überhaupt, seit wann waren sie beim Du? »Möchtest du darüber reden?« 

Die Angesprochene zog die Luft ein. Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt, ihn zum Gehen aufzufordern. Einfach zu behaupten, es wäre alles in Ordnung und ihn des Hauses zu verweisen. Natürlich war jenes nur bis zum gewissen Grad möglich, zumal Sandra und ihr Ehemann nicht zu den Menschen gehörten, welche anderen ihren rechtmäßigen Besitz verwehrten.

Wie viele Bilder sich wohl noch in der Praxis befanden? Zwei? Fünf? Vielleicht sogar noch mehr? Sandra wusste es nicht. Wie oft würde Julius noch herkommen müssen?

Ihre Lippen zitterten. Sie fühlte sich wie ein Tier im Käfig, obwohl jederzeit die Option bestand, den Raum zu verlassen. Aber diese Flucht wäre der Gipfel der Unhöflichkeit gewesen und ebenso absurd wie die Behauptung, alles wäre in Ordnung. Jenes würde sie sich nicht einmal selbst glauben.

Sandra zog die Luft ein.

---ENDE DER LESEPROBE---