Wenn Liebe die Entscheidung trifft – Sechs kurze romantische Romane und Erzählungen - Lynda Lys - E-Book

Wenn Liebe die Entscheidung trifft – Sechs kurze romantische Romane und Erzählungen E-Book

Lynda Lys

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Beschreibung

Auf der Nordseeinsel Sylt suchen einige die Erholung vom Alltag, wollen Kraft und Energie für ein weiteres arbeitsreiches Jahr schöpfen. Andere wagen auf ihr sogar einen Neuanfang und ziehen ganz dorthin. Und diejenigen, die bereits auf ihr leben, haben die Inseln zumeist in ihr Herz geschlossen.
Für all jene hält die Insel immer ein paar Überraschungen bereit – die manchmal herzerfrischend erfreulich, in Form einer neuen Liebe sind, aber auch überaus traurig sein können; wenn der Tod zum Beispiel alle Zukunftspläne durchkreuzt.
Dieser Band vereint sechs facettenreiche Geschichten, die alle das Herz berühren; Geschichten, die das Schicksal schreibt …
Zu »Eine neue Liebe auf Sylt«: Ein Neuanfang auf Sylt! – Pamela wagt ihn, denn ihre Ehe mit Benjamin, dem Vater ihres Sohnes Lukas, ist am Ende. Gerade erst auf der Insel angekommen fühlt sie sich gleich sehr wohl, denn sie wird warm und herzlich aufgenommen. Doch dann kommt es zu Komplikationen, als sie dem attraktiven Daniel begegnet …


Folgende Geschichten sind in diesem Band enthalten:
› Eine neue Liebe auf Sylt
› Es begann im Café Madleen
› Liebe in der Seniorenresidenz Seestern
› Maskenball der Liebe
› Spur ins Happy End
› Sylt – Eine Fahrt ins Glück

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Lynda Lys & Eliza Simon

 

Wenn Liebe die

Entscheidung trifft

 

 

 

 

Sechs romantische kurze Romane und Erzählungen

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

 

Copyright © by Authors/Bärenklau Exklusiv 

Cover: © by Oskar Walder nach Motiven, 2023

Korrektorat: Antje Ippensen 

 

Verlag: Bärenklau Exklusiv. Jörg Martin Munsonius (Verleger), Koalabärweg 2, 16727 Bärenklau. Kerstin Peschel (Verlegerin), Am Wald 67, 14656 Brieselang

 

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

 

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Eine neue Liebe auf Sylt 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

9. Kapitel 

10. Kapitel 

11. Kapitel 

Es begann im Café Madleen 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

Liebe in der Seniorenresidenz Seestern 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

Maskenball der Liebe 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

Spur ins Happy End 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

Sylt – Eine Fahrt ins Glück 

1. Kapitel 

2. Kapitel 

3. Kapitel 

4. Kapitel 

5. Kapitel 

6. Kapitel 

7. Kapitel 

8. Kapitel 

Über die Autoren 

Weitere Romane und Kurzgeschichten von Lynda Lys lieferbar oder befinden sich in Vorbereitung: 

 

Das Buch

 

 

 

Auf der Nordseeinsel Sylt suchen einige die Erholung vom Alltag, wollen Kraft und Energie für ein weiteres arbeitsreiches Jahr schöpfen. Andere wagen auf ihr sogar einen Neuanfang und ziehen ganz dorthin. Und diejenigen, die bereits auf ihr leben, haben die Inseln zumeist in ihr Herz geschlossen.

Für all jene hält die Insel immer ein paar Überraschungen bereit – die manchmal herzerfrischend erfreulich, in Form einer neuen Liebe sind, aber auch überaus traurig sein können; wenn der Tod zum Beispiel alle Zukunftspläne durchkreuzt.

Dieser Band vereint sechs facettenreiche Geschichten, die alle das Herz berühren; Geschichten, die das Schicksal schreibt …

Zu »Eine neue Liebe auf Sylt«: Ein Neuanfang auf Sylt! – Pamela wagt ihn, denn ihre Ehe mit Benjamin, dem Vater ihres Sohnes Lukas, ist am Ende. Gerade erst auf der Insel angekommen fühlt sie sich gleich sehr wohl, denn sie wird warm und herzlich aufgenommen. Doch dann kommt es zu Komplikationen, als sie dem attraktiven Daniel begegnet …

 

 

Folgende Geschichten sind in diesem Band enthalten:

› Eine neue Liebe auf Sylt

› Es begann im Café Madleen

› Liebe in der Seniorenresidenz Seestern

› Maskenball der Liebe

› Spur ins Happy End

› Sylt – Eine Fahrt ins Glück

 

 

***

Eine neue Liebe auf Sylt

 

 

1. Kapitel

 

Pamela saß mit trauriger Miene hinter ihrem Schreibtisch und starrte auf ihren Bildschirm.

Sie nahm weder das Gelächter noch das Gekreische der Kinder wahr, die im Flur an ihrer Bürotür vorbei stürmten.

Völlig in ihren Gedanken versunken registrierte sie auch nicht den dreimaligen Schulgong, der anzeigte, dass gleich der Unterricht begann.

Im Türrahmen stand ein kleiner Junge und beobachtete sie. Er fuchtelte mit seinen Armen und rief in der plötzlichen Stille hinein: »Mutti, ich habe Tschüss gesagt!«

Pamela hob den Blick und erkannte ihren Sohn Lukas, der noch immer wie angewurzelt auf der Türschwelle stand.

»Ja tschüss, mein Kleiner, bis nachher«, rief sie zurück und setzte ein gequältes Lächeln auf. »Jetzt aber schnell in deine Klasse, der Lehrer ist sicher gleich da«, rief sie und schaute zur verschlossenen Tür des Lehrerzimmers. Lukas nickte, warf ihr noch einen Handkuss zu und rannte los.

Just in der Sekunde öffnete sich die Tür des Nachbarzimmers und Herr Kramer kam heraus. »Guten Morgen, Frau Wagner, na, dann wollen wir mal«, rief er ihr gutgelaunt zu und schritt an ihr vorbei.

Nun musste sie unweigerlich doch lächeln. Sie schaute dem älteren Herrn hinterher, der mit federnden Schritten in seiner grauen, verbeulten Cordhose und dem karierten Baumwollhemd das Schulsekretariat verließ.

Er war immer nett, liebevoll zu den Kindern und er hatte stets ein freundliches Wort für sie oder auch seine Kolleginnen. Alle mochten ihn und er war das Urgestein an dieser Berliner Grundschule.

Er stand kurz vor seiner Pensionierung und jammerte schon jetzt, was wohl aus ihm werden würde, wenn er nur noch zu Hause herumhocken müsste. Aber bis dahin war es noch gut ein Jahr hin, tröstete ihn Pamela, wenn er mal wieder bei ihr damit anfing.

 

 

2. Kapitel

 

Pamela arbeitete seit sieben Jahren in diesem Sekretariat und war unendlich glücklich darüber, denn so hatte sie, seit Lukas zur Schule ging, keine Schwierigkeiten, den Jungen während der Ferienzeit unterzubringen, da sie ebenfalls frei hatte.

Begrüßend kam noch hinzu, dass ihre Arbeitszeit nur in den Vormittagsstunden lag. Sie konnte Lukas, als er noch kleiner war, in der angrenzenden Kita unterbringen und zeitig wieder abholen.

Pamela seufzte leise vor sich hin, denn trotz dieser Vorteile war sie deprimiert.

Sie hatte ihre Jugendliebe Benjamin, den sie mit sechzehn auf einer Party kennengelernt hatte, ziemlich früh geheiratet. Pamela war gerade mal zwanzig Jahre alt und hatte bereits mit zweiundzwanzig Lukas bekommen. Sie hatten gemeinsame Träume und wollten viel erreichen, doch ihr Ehemann Benjamin bekam nichts so richtig auf die Reihe.

Er brach zwei Ausbildungen ab und tingelte von da an nur noch als Hilfsarbeiter durchs Leben. Nebenher arbeitete er in einer Diskothek und schlug sich die Nächte um die Ohren.

Pamela machte nach ihrem Schulabschluss eine Ausbildung zur Bürokauffrau und bat Benjamin immer wieder inständig, eine Lehre durchzuhalten, damit er später eine kleine Familie ernähren konnte.

Aber mit ihm war kein Reden, er hatte sich die fixe Idee in den Kopf gesetzt, ein großer Discjockey zu werden.

Noch in Pamelas Schwangerschaft schmiss er seinen Hilfsjob hin, plünderte das Bankkonto, auf dem Pamela mühselig einen Notgroschen angespart hatte, und kaufte sich ein komplettes Equipment für seine große DJ-Karriere.

Zu diesem Zeitpunkt trug sich Pamela das erste Mal mit dem Gedanken, die Scheidung einzureichen. Sie war außer sich vor Wut und sehr enttäuscht von Benjamin, dass er, ohne mit ihr im Vorfeld darüber zu reden, diese einsame Entscheidung traf.

Bis zur Geburt waren es noch gut drei Monate und Pamela war verzweifelt. Das ganze Geld war weg!

Sie hatte weder einen Kinderwagen, geschweige denn ein Bettchen für den neuen kleinen Erdenbürger. Sie vertraute sich ihren Eltern an und beichtete ihnen die schreckliche Situation. Benjamin mochten sie noch nie und hielten ihn schon immer für einen Nichtsnutz. Ihrer Tochter zuliebe schluckten sie die bittere Pille und akzeptierten zähneknirschend die Ehe mit ihm.

»Ich werde das Bettchen und den Kinderwagen spendieren«, knurrte Pamelas Vater. »Schließlich ist das mein Enkelkind. Nur weil es einen unfähigen Vater hat, muss es nicht auf dem Boden schlafen. Der werte Herr Schwiegersohn soll sich hier bloß nicht blicken lassen, dem ziehe ich die Ohren lang!«, polterte er. Pamela schaute beschämt zu Boden und fing an zu weinen.

»Ach Horst, sieh, was du angerichtet hast. Pamela kann schließlich nichts dafür. Es ist jetzt so wie es ist«, sagte die Mutter beschwichtigend zu ihrem Mann und nahm Pamela tröstend in den Arm.

»Na, ist doch wahr«, brummte er und verließ das Wohnzimmer.

»Wir kriegen das schon hin, mein Kind. Mach dir keine Sorgen, Papa meint es ja nicht so. Lass uns nächste Woche treffen, dann machen wir eine Shoppingtour durch die Läden und besorgen dem kleinen Fratz alles, was er braucht. Oder wird es jetzt doch ein Mädchen?«

In Pamelas Augen schwammen noch einige Tränen, aber sie konnte bereits wieder lachen. »Nein, der letzte Ultraschall zeigte eindeutig, dass es ein Junge wird.«

 

 

3. Kapitel

 

Pamela schob ihren Schreibtischstuhl zurück und begab sich zur kleinen Teeküche, um Kaffee aufzusetzen. Sie schaute zur Uhr. In zwanzig Minuten wird es zur ersten kleinen Pause klingeln und einige der Lehrerinnen und Lehrer würden versuchen, ein Pfützchen von dem heißen Gebräu zu ergattern, bevor sie zur nächsten Unterrichtsstunde hasteten.

Die Kaffeemaschine piepte. Pamela goss sich ihren Kaffeepott halb voll Kaffee, denn dieses Privileg, – wer Kaffee kochte, bekam die erste Tasse, – nahm sie sich heraus, schüttete einen kleinen Schluck Milch hinein und ging zurück zu ihrem Schreibtisch.

Gedankenverloren rührte sie in der Tasse und dachte an den gestrigen Abend. Wieder sind ordentlich die Fetzen zwischen ihr und Benjamin geflogen. Wie sollte es weitergehen? Sollte sie jetzt nicht endlich einen Schlussstrich unter ihrer Ehe ziehen? Was hatten sie und Benjamin noch gemeinsam? Nichts!

Benjamins Geschäfte liefen mehr schlecht als recht, er war bei Weitem nicht der große DJ, wie er es sich erträumt hatte.

Es gab Monate, da lebten sie nur von dem schmalen Gehalt von Pamela. Als Schulsekretärin verdiente sie keine Reichtümer.

Zwar hatten sie im Arbeiterbezirk Berlin-Wedding eine kleine bezahlbare Zweieinhalb-Zimmerwohnung und besaßen einen alten, klapprigen Ford-Kombi, aber das war auch schon alles, was sie an Luxus vorweisen konnten.

Am Monatsende war es manchmal so eng mit dem Geld, dass Pamela zu tun hatte, wenigstens für sich und Lukas eine warme Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Benjamin aß fast nie mit ihnen zu Mittag.

Er schlief meistens bis in den frühen Nachmittag hinein, ging duschen und bereitete sich anschließend auf den Abend vor, indem er ewig vor dem PC saß und irgendwelche Songs zusammenstellte. Lukas durfte ihn in dieser Phase nie stören und wurde von seinem Vater in sein Kinderzimmer verwiesen. Lukas nahm es mittlerweile wortlos hin und trollte sich.

Bei schönem Wetter war Pamela bemüht, mit ihrem Sohn an die frische Luft zu gehen. Sie schwangen sich auf ihre alten Fahrräder, die sie kostengünstig über Zeitungsannoncen ergattert hatten, und fuhren in den nahegelegenen Park.

Im Hochsommer radelten sie zum Badesee und verbrachten ihre Freizeit bis zum frühen Abend mit Schwimmen und Faulenzen. Wenn sie gut gelaunt nach Hause kamen, war Benjamin meistens schon weg.

 

 

4. Kapitel

 

Die Sommerferien standen vor der Tür und Pamela hatte ihren letzten Arbeitstag. Sie freute sich darauf, mit ihrem Sohn an den Badesee zu fahren, um den Stress und ihren Kummer der letzten Wochen dort zu ertränken.

Zum wiederholten Male brach ein Streit zwischen Pamela und Benjamin aus, denn jetzt in der Sommerzeit waren die Aufträge von Benjamin gegen null gelaufen. Pamela hatte es satt, sich seine ständigen Ausreden, warum er keinen Nebenjob annehmen konnte, anzuhören.

Auch dieses Jahr waren sie nicht in der Lage gewesen, einen kleinen Urlaub zu finanzieren. Wieder sechs Wochen Sommerferien in der Stadt verbringen, in einer kleinen Wohnung hocken, ohne Geld, um irgendetwas zu unternehmen. Nicht mal ein Zoobesuch war drin.

Sie fuhr ihren PC herunter, wünschte dem Schuldirektor schöne Ferien und wartete geduldig vor dem Klassenraum von Lukas.

Die Tür schwang auf und eine Flut von Kindern quoll aus ihr heraus. Quietschend, lachend und plappernd drängten die kleinen Mäuse auf den Flur, winkten sich gegenseitig zum Abschied zu oder umarmten sich.

Als Letztes kamen Lukas und Herr Kramer heraus. Er hatte die Hand auf Lukas Schulter gelegt und Pamela hörte ihn sagen: »Ich wünsche dir schöne Ferien, Lukas. Und Ihnen natürlich ebenso, Frau Wagner«, sagte er zu Pamela und schaute sie an.

»Geht es dieses Jahr irgendwo hin, Frau Wagner?« Er schaute sie fragend an. Pamela schüttelte traurig den Kopf.

»Nein, diesen Sommer ebenfalls nicht, Herr Kramer, aber vielleicht in den Herbstferien«, antworte Pamela und senkte peinlich berührt den Blick. Herr Kramer besaß sehr viel Feingefühl. Auch wenn Pamela nicht oft über persönliche Dinge sprach, wusste er genau, wie es um Pamela stand.

»Nach jedem Gewitter gibt es wieder Sonnenschein, Frau Wagner«, sagte er leise und drückte ihr zum Abschied sacht die Hand. »Lassen Sie sich nicht alles gefallen und nicht unterkriegen.«

Pamela lächelte zaghaft und nickte. Sie fasste Lukas bei der Hand und sie verließen zu dritt das Schulgebäude.

»Fahren wir jetzt gleich zum Badesee?«, fragte Lukas.

»Na klar, mein Kleiner. Deswegen hatte ich heute Morgen eine große Tasche auf meinem Fahrrad. Zuerst fahren wir in die Eisdiele und begrüßen die Ferien mit einem dicken fetten Eisbecher. Anschließend radeln wir zu unserem See an unsere Lieblingsstelle unter dem großen Baum.«

Lukas zappelte vor Aufregung an Pamelas Hand und sie freute sich darüber, dass Lukas so glücklich darüber war. Sie schwangen sich auf ihre Räder und strampelten bis zur Eisdiele.

Nach zwei großen Schokoladeneisbechern radelten sie weiter zum See und schlossen ihre Räder an. Vor dem Eintrittshäuschen war eine lange Warteschlange, doch es ging flugs vorwärts und schon fünfzehn Minuten später breiteten sie ihre Decke aus.

»Ich springe schnell zum Kiosk, um mir eine Zeitschrift zu holen«, sagte Pamela zu ihrem Sohn. »Du bewachst die Decke und unsere Sachen, ok? Dafür bringe ich dir eine Tüte Gummibärchen mit.«

»Na klar Mutti, mache ich. Ich bin ja kein Baby mehr, geh du nur«, sagte Lukas. Sie strich ihm kurz über sein wuscheliges Haar und betrachtete ihn stolz. Ist schon ein tolles kleines Kerlchen, das ich da großgezogen habe, dachte sie und machte sich auf den Weg.

Einige Minuten später kehrte sie mit ihrer Zeitschrift und den versprochenen Gummibärchen zurück. Lukas hatte brav auf der Decke gesessen und auf sie gewartet.

»Ich habe da vorne Kai und Amelie gesehen. Kann ich zu ihnen gehen?«, fragte Lukas und stand auf.

»Natürlich, aber bitte bleib in der Nähe, dass ich dich sehen kann«, bat Pamela. Lukas nickte und stürmte los.

Pamela blätterte in der Zeitschrift, ohne sie richtig zu lesen. Immer wieder hob sie den Kopf, um nach Lukas Ausschau zu halten. Sie sah ihn mit seinen Freunden spielen, hörte ihn lachen. Sie senkte wieder ihren Blick auf die Zeitschrift und plötzlich blieben ihre Augen an einer Annonce haften.

Dort stand: Arbeiten Sie dort, wo andere Urlaub machen. Kleine Schule auf Sylt sucht Sekretärin, Dreißig-Stunden-Woche, gute Bezahlung. Wir sind Ihnen bei der Wohnungssuche gerne behilflich. Bei Interesse mailen Sie uns Ihre aussagefähige Bewerbung zu. Wir freuen uns auf Sie! 

Pamela musste sie nochmals lesen. Was war das? Ein Wink des Schicksals? Pamela rutschte aufgeregt auf ihrer Decke hin und her.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Sie hatte es so satt. Das war die Gelegenheit, endlich auszubrechen. Weg von all dem weg von Benjamin, weg aus der Stadt, ein neues Leben beginnen. Nur sie und Lukas!

Lukas kam angerannt und war vom vielen Spielen hochrot im Gesicht. Er erzählte Pamela aufgeregt, was er alles gemacht hatte, doch sie hörte ihm nicht richtig zu. Sie fasste ihn am Arm und zog ihn auf die Decke. Sie wollte die Entscheidung nicht alleine treffen und hielt es für richtig, Lukas mit einzubeziehen.

»Luki, mein Schatz. Ich muss mit dir reden«, sagte sie so ernst, dass Lukas abrupt schwieg. Er schaute sie mit großen Augen an.

»Ist was Schlimmes passiert?«, fragte er ängstlich. Er hatte seine Mutter noch nie so gesehen. Ihm war wohl aufgefallen, dass sie des Öfteren traurig war und hoffte immer, dass es nicht an ihm lag, dass sie so traurig war. Er war ein sehr sensibler Junge und spürte bereits mit seinen acht Jahren, dass seine Mutter wegen seines Vaters nicht glücklich war. Er selbst konnte mit seinem Vater nicht viel anfangen. Sie redeten kaum miteinander und die meiste Zeit war er eh nicht zu Hause.

»Was würdest du davon halten, wenn wir umziehen? Aber nicht in eine andere Wohnung, sondern raus aus Berlin, auf eine Insel, ans Meer. Nur wir beide. Ich weiß, du bist noch ein Kind, aber ich denke, du hast bereits mitbekommen, dass Papa und ich uns nicht mehr richtig verstehen. Du wirst natürlich weiterhin Kontakt zu deinem Papa haben und ihn hier in Berlin besuchen können.« Sie schwieg und schaute ihn an.

»Bin ich dann auch ein Scheidungskind wie Amelie?«, fragte er leise.

»Wie Amelie?«

»Ja, sie hat es mir vor einiger Zeit in der Schule erzählt. Sie sieht ihren Papa meistens in den Ferien und sie sagt, das ist gar nicht schlimm. Ihre Mama und ihr Papa verstehen sich jetzt viel besser als vorher. Wäre es dann bei uns auch so?«

Pamela zerriss es fast das Herz, als sie ihren Sohn so sprechen hörte. Der kleine Kerl hatte es weiß Gott nicht verdient, sich über solche Dinge Gedanken zu machen. Aber deswegen mit Benjamin zusammenbleiben?

Nein, das wollte sie auf gar keinen Fall!

»Und was ist mit Oma und Opa? Kommen sie mit?« Lukas hing sehr an seinen Großeltern. Darüber hatte Pamela noch gar nicht nachgedacht.

Ja, ihre Eltern müsste sie zurücklassen, aber Sylt lag ja nun nicht am Ende der Welt. Beide waren noch rüstig und konnten sie besuchen kommen. Und wenn sie nach Berlin fuhr, damit Benjamin seinen Sohn sehen konnte, würde man bei Oma und Opa natürlich gleich mit hineinschauen.

 

 

5. Kapitel

 

Pamela begann langsam alle Sachen in die Badetasche zu packen. Lukas war darüber nicht sehr erfreut.

»Mama, müssen wir schon nach Hause fahren, ich wollte nur noch ein paar Minuten mit Amelie spielen«, sagte er und hüpfte aufgeregt hin und her.

»Aber Lukas, wir müssen noch zum Supermarkt, wir wollen doch heute Abend zusammen kochen«, erinnerte sie ihn.

»Ach ja, das hatte ich vergessen. Kann ich mich dann schnell von Amelie verabschieden?«, drängelte er.

»Ja, aber erst ziehst du bitte deine Hose und dein Shirt über, die Schuhe kannst du hier an die Tasche legen«, sagte sie und schaute ihm lächelnd hinterher.

Pamela legte die Handtücher zusammen, stopfte sie als Letztes in die Tasche und hatte dabei immer die Zeitung im Auge. Sie schob sie in das vordere Fach der Tasche mit dem Reißverschluss. Auf keinen Fall durfte das wertvolle Stück verloren gehen, denn all ihre Hoffnungen, diese Stelle zu bekommen, lagen in dieser Annonce.

Aus den Augenwinkeln beobachtete sie, wie Lukas zurückgerannt kam. Er ließ sich in das weiche Gras fallen und noch ganz außer Atem fragte er: »Amelie ist morgen wieder hier am See. Können wir morgen wieder baden gehen?«

»Lukas, das werden wir morgen früh entscheiden, ziehe bitte deine Schuhe an, wir werden jetzt einkaufen gehen. Überlege dir schon mal, was du mit mir kochen möchtest«, erwiderte sie.

Auf dem Weg zu ihren Rädern hatte sich Lukas bereits entschieden, Lasagne sollte es sein.

Sie hielten am Supermarkt und Pamela kaufte die noch fehlenden Zutaten ein, während Lukas draußen auf die Fahrräder aufpasste. Auf der Heimfahrt wurde Lukas mit dem Fahrrad immer langsamer und war froh, als sie endlich zu Hause ankamen. »Mama, ich bin so müde, kannst du nicht das Essen heute alleine kochen? Morgen helfe ich dir bestimmt«, murmelte er müde und gähnte.

»Ja mein Schatz, ich koche, und du machst dich bettfertig. Dann kannst du nach dem Essen gleich ins Bett gehen. Denke daran, die Zähne erst nach dem Essen putzen!«, sagte sie liebevoll.

Nach dem Essen ging Lukas ohne Murren freiwillig ins Bett. Das kam sehr selten vor, meistens gab es den Versuch, das Zubettgehen um fünf Minuten und anschließend nochmals um fünf Minuten hinauszuzögern. Vom Baden und Toben war er so müde und erschossen, dass er gleich einschlief.

Pamela war mehr als froh darüber, denn nun konnte sie sich endlich in Ruhe der Anzeige widmen. Sie holte die Badetasche in die Küche, zog die Zeitschrift heraus und ging ins Wohnzimmer. Sie klappte den Laptop auf und öffnete das Mailprogramm.

Nachdem sie die Adresse und den Betreff eingetragen hatte, fing sie an zu überlegen. Es musste unbedingt klappen, wie sollte sie es schreiben? Ihre Finger flogen über die Tastatur und zehn Minuten später war ihr Bewerbungsschreiben fertig.

Ihren Wunsch nach Veränderung in ihrem Leben hatte sie im Text mit einfließen lassen. Sie hielt es für richtig, mit offenen Karten zu spielen. Und schließlich war ja auch nichts Verwerfliches daran, als alleinstehende Frau mit Kind einen Neuanfang zu wagen. Sie lehnte sich zurück und las nochmals den Text.

Pamela drückte auf Senden und schickte ihre große Hoffnung hinterher!

Am nächsten Morgen schaute sie in ihre Mailnachrichten, aber gleichzeitig war ihr klar, dass noch keine Antwort da sein konnte, denn schließlich hatte sie erst am Abend zuvor die Bewerbungsmail abgeschickt.

Nach dem Frühstück packten Pamela und Lukas wieder ihr Badesachen. Wer wusste schon, wie lange noch Badewetter war, das mussten sie ausnutzen.

Am See trafen sie die kleine Amelie mit ihrer Mutter. Lukas breitete die Decke direkt neben der von Amelie aus. Frau Beyer und Pamela kannten sich vom Sehen aus der Schule, und beide waren sich auf Anhieb sympathisch. Während beide Kinder sich im Wasser amüsierten, wechselten die Mütter ein paar Worte miteinander. Pamela war nicht ganz bei der Sache, als plötzlich ihr Handy klingelte. Erschrocken fuhr sie zusammen und schaute auf die Nummer, diese war ihr völlig fremd. Mit klopfendem Herzen meldete sie sich: »Wagner!«

»Hinrichs von der Hansen-Grundschule auf Sylt. Guten Tag, Frau Wagner!« Es verschlug ihr die Sprache. »Sie haben sich bei uns um einen Arbeitsplatz als Sekretärin beworben!«, sagte die nette Stimme am anderen Ende der Leitung.

Pamela nickte wortlos mit dem Kopf und räusperte sich.

»Ähm, ja. Verzeihung, Entschuldigung. Ja, ich habe mich bei Ihnen beworben«, stammelte sie in den Hörer.

»Frau Wagner, wir würden Sie gerne zu einem Vorstellungsgespräch einladen. Wäre es Ihnen möglich, in dieser Woche am Freitag oder spätestens nächste Woche am Montag bei uns vorbeizuschauen?«, fragte er interessiert.

»Aber natürlich. Wie Sie aus meinen Unterlagen ersehen, komme ich aus Berlin. Ich muss schauen, wie die Zugverbindungen sind. Ich würde versuchen, bereits diesen Freitag zu Ihnen zu kommen. Hatten Sie eine bestimmte Uhrzeit im Sinn?«, fragte sie aufgeregt.

»Zurzeit sind ja Sommerferien, genau wie bei Ihnen«, sagte er freundlich. »Aber ich bin am Freitag von zwölf bis fünfzehn Uhr in der Schule. Lassen Sie mich wissen, wann Ihr Zug hier auf Sylt ankommt, dann werden wir gemeinsam eine Uhrzeit finden. Die genaue Adresse und die Bestätigung des Vorstellungstermins sende ich Ihnen später per Mail zu. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag, Frau Wagner«, sagte er und beendete das Gespräch.

Pamela wollte noch antworten, aber Herr Hinrichs hatte schon aufgelegt. Sie starrte das Handy an und war völlig perplex. Kein Traum?

Frau Beyer schaute sie neugierig an. Pamela hatte sich während des Gesprächs etwas zur Seite gedreht und hoffte inständig, dass sie nicht alles mitbekommen hatte. »Ich schau mal nach den Kindern«, murmelte Pamela und stand auf. Sie wollte noch nicht preisgeben, dass sie eine Veränderung anstrebte.

Als sie mit Lukas gegen Nachmittag den Heimweg antrat, erzählte sie ihrem Sohn von dem Anruf und dass sie am Freitag sehr früh mit der Bahn nach Sylt fahren musste.

»Mama, dann kann ich doch an diesem Tag bei Oma bleiben«, rief er freudestrahlend.

»Ich weiß es noch nicht Lukas, wir müssen Oma und Opa erst fragen. Ob sie jetzt zu Hause sind?«, grübelte sie laut vor sich hin.

Sie machten mit den Rädern einen kleinen Umweg und fuhren direkt bei den Großeltern vorbei. Sie hatten großes Glück, sie kamen gerade mit dem Auto vom Einkaufen.

»Wo kommt ihr denn beide her?«, rief Opa, als er aus dem Auto ausstieg.

»Ihr habt wohl gerochen, dass es heute Schnitzel gibt, da könnt ihr gleich zum Essen bleiben«, bot Oma den beiden an und knuddelte Lukas.

»Eigentlich wollten wir etwas Wichtiges mit euch besprechen!«, antwortete Pamela mit ernster Miene. Ihr war schon etwas bange zumute. Wie würden ihre Eltern es auffassen, wenn sie hörten, was sie vorhatte?

Sie hatte noch nicht mal mit Benjamin darüber gesprochen, er wusste noch gar nichts davon. Aber das war Pamela mittlerweile egal. Sie hatte den Entschluss gefasst und wollte die ganze Sache jetzt auch durchziehen. Sollte sie die Stelle bekommen, würde sie Benjamin reinen Wein einschenken. Sie stellten ihre Fahrräder ab und halfen, die Einkaufstüten aus dem Auto zu räumen.

Lukas schaute voller Neugier in die Tüten und staunte. Was da alles drin war, von Gummibärchen über Chips bis zur Milchschnitte.

»Oma, kann ich nicht morgen schon zu euch kommen?«, sprudelte es aus ihm heraus.

Pamela warf Lukas einen strafenden Blick zu und schüttelte leicht den Kopf. Sie signalisierte mit dem Zeigefinger, den sie auf ihre Lippen legte, dass er nicht weiterreden sollte. Sie half ihrer Mutter bei der Essenszubereitung, Opa spielte mit Lukas MAUMAU und somit war das Thema vorerst vom Tisch.

Nach dem Essen saßen sie mit vollen Bäuchen auf dem Sofa und Pamela erzählte von ihrem Vorhaben, nach Sylt zu ziehen. Sie hätte ein gutes Gefühl dabei und sei fest davon überzeugt, dass das Vorstellungsgespräch erfolgreich sein würde.

Es war spät geworden und zum Abschied versprach Opa, dass Lukas bereits am nächsten Tag zu ihnen kommen konnte. Er hatte vor, mit Lukas angeln zu gehen.

Fröhlich traten sie den Heimweg an und Pamela war erleichtert, dass die Eltern bei der Umsetzung des Vorhabens ihre volle Unterstützung angeboten hatten und keineswegs böse waren, dass sie wegziehen wollte.

 

 

6. Kapitel

 

Pamela war froh, dass sie Lukas schon am Donnerstagvormittag zu ihren Eltern bringen konnte.

Mit Benjamin hatte sie so gut wie kein Wort gewechselt. Anstandshalber hatte sie ihm gesagt, dass sie über das Wochenende zu einer alten Schulfreundin fahren und erst am Sonntag wieder zurückkehren würde.

Um Lukas bräuchte er sich nicht zu kümmern, da Oma und Opa ihn betreuten. Benjamin nahm es wortlos hin und wünschte ihr viel Spaß.

Einige Vorbereitungen mussten noch getroffen werden. Pamela hatte eine Tasche mit Sachen für zwei Nächte gepackt. Sie buchte online eine kleine Pension auf Sylt und orderte die Bahntickets ebenfalls online. Für Freitag früh hatte sie sich telefonisch ein Taxi vorbestellt, denn sie musste um fünf Uhr am Hauptbahnhof sein, der Zug Richtung Westerland verließ achtundzwanzig Minuten später den Bahnhof.

Die Zugfahrt war aufregend und sie musste des Öfteren an Lukas denken. Über den Hindenburgdamm zu fahren, wäre bestimmt ein tolles Erlebnis für ihn gewesen.

Gegen zwölf Uhr fünfundvierzig, mit einer Stunde Verspätung, rollte der Zug in den Bahnhof von Westerland ein. Pamela zog ihre Reisetasche vom Gepäcknetz und öffnete die Waggontür. Sie kletterte die Stufen hinab und blieb auf dem Bahnsteig stehen.

Vor und hinter ihr schoben sich die Menschentrauben auf den Ausgang zu. Sie tauchte in die Menge ein und ließ sich ebenfalls mittreiben. Dann stand sie vor dem Bahnhofsgebäude. Das Erste, was ihr ins Auge stach, waren mehrere knallgrüne Figuren. Diese stellen eine reisende Riesen-Familie im Wind dar. Besonders auffällig waren die verdrehten Köpfe und ungleichmäßigen Proportionen, die diese Riesen hatten. Pamela betrachtete fasziniert dieses Kunstwerk.

Die Fahnen, die sich in den strahlend blauen Himmel reckten, wehten sacht im Wind und einige Möwen umkreisten mit Geschrei den Bahnhofsvorplatz. Der Fußweg vom Bahnhof zur Schule dauerte fünfzehn Minuten. An der Schule angekommen, betrachtete sie das rote Backsteingebäude. Es machte einen gepflegten Eindruck und hatte auch keine grauenhaften Schmierereien an den Wänden wie an ihrer Berliner Grundschule.

---ENDE DER LESEPROBE---