Das Leben schätzen lernen - Andreas Dieter Boldt - E-Book

Das Leben schätzen lernen E-Book

Andreas Dieter Boldt

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Beschreibung

Das vorliegende Buch ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, Anekdoten und Spruechen der letzten 30 Jahre. Fast alle Geschichten hat der Autor selbst erlebt. Die Geschichten regen zum Schmunzeln und Nachdenken an.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 58

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Das Leben schätzen lernen

WIDMUNG

Das Leben schätzen lernen

30 Jahre an Kurzgeschichten, Anekdoten und Sprüchen, 1991 – 2021

ANDREAS DIETER BOLDT

© 2021 Andreas Dieter Boldt

Typesetting by tredition, created with the tredition Text Designer

ISBN Softcover: 978-3-347-42187-5

ISBN Hardback: 978-3-347-42188-2

ISBN E-Book: 978-3-347-42189-9

Printing and distribution on behalf ofof the author:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

The work, including its parts, is protected by copyright. The author is responsible for the contents. Any exploitation is prohibited without his approval. Publication and distribution are carried out on behalf of of the author, to be reached at: tredition GmbH, department "Imprint service", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany.

Vorwort

Ein jeder hat viele Hobbys, welcher Art auch immer. Unter den meinigen, zu denen ich so einige zählen kann, gehört unter anderem das große Interesse an deutscher Literatur. Der interessierte Leser wird erkennen, dass teilweise Vorbilder vorhanden waren, vor allem Kafka war in seinem Stil Vorbild für eine Reihe von Kurzgeschichten und Anekdoten. Es heißt im Allgemeinen, dass in der Kürze die Würze läge, und so haben viele Kurzgeschichten und Anekdoten in ihrer Kürze doch richtungsweisende Drehungen und Verdrehungen. Alle Geschichten basieren auf persönliche Lebenserfahrungen und Momenten – außer die allererste Erzählung, die sich auf Familienerinnerungen stützt. Alle Geschichten und Anekdoten regen zum Nachdenken an – zum Nachdenken über Sinn und Unsinn menschlichen Handelns.

Einige frühe Kurzgeschichten wurden schon in leicht veränderter Form in den 1990er Jahren veröffentlicht und die meisten Geschichten bezogen sich vor meiner Abwanderung nach Irland auf den bremisch-niedersächsischen Raum, vor allem dem Dorfe Lilienthal. Sie befassen sich häufig mit der Bedeutung von Geschichte, Identität und Heimat.

Möge der Leser seine Freude beim Lesen dieses Büchleins haben.

Andreas D. Boldt

Multyfarnham, Irland, 2021

Zwei Tage und zwei Nächte

Im Jahre 1991

Seit zwei Tagen und zwei Nächten saßen wir im Keller. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind des Hauses saßen hier. Irgendein Mann hustete. Wir waren alle hungrig, aber hatten nichts zu essen. Nur noch in Frau Müllers Küche im fünften Stock gab es etwas Brot, aber wir waren im Keller.

Vor drei Tagen war noch alles schön. Unsere Stadt war eines der schönsten in ganz Deutschland. Wir hatten eine schöne Stadt, ein schönes Rathaus aus dem 15. Jahrhundert. Ein Fluss floss durch die Stadt, ein Fluss, der so sauber war, dass man darin schwimmen konnte. Viele Fische lebten im Fluss und ich fing zwei zum Mittagessen. Ich liebte diese Stadt und Deutschland, ich war stolz Deutscher zu sein. Ich war der Führer von 15 Jungen in einer Organisation, ich lehrte sie, wie man mit Waffen schießt. Wir sind viel herumgelaufen und dann waren wir schwimmen, wir hatten keine Schule, da wir Ferien hatten. Ich gewann zwei von drei Wettschwimmen und Herr Koppen, unser Bürgermeister, meinte, ich sei der Einzige der Stadt für die höchste Schule des Staates, ich sei der stärkste der Stadt.

Vor drei Tagen war das Leben noch schön. Jeder tat seine Arbeit. Alte Leute gingen in ihre Gärten, um sie zu harken. Einige von ihnen sprachen über die Nachrichten, Deutschland habe eine neue Schlacht gewonnen. Sie sagten, Deutschland werde noch mit seinem Führer untergehen, aber jeder dachte, sie werden alt und pessimistisch. Ich dachte es auch, bis es begann.

Viele Menschen waren auf dem Markt, wo eine Musikgruppe spielte und Lebensmittel verkauft wurden. Der Tag war schön, sonnig, keine Wolken am Himmel. Am Abend gab es ein Konzert auf dem Markt, ein Konzert, um unseren Führer zu danken. Ich

war dort und ---

Eine Explosion.

Ich hoffte, dass nicht schon wieder ein neuer Angriff auf unseren Stadtteil kommen würde. Ein Kind begann zu weinen. Einige Leute begannen sich untereinander zu unterhalten. Ich saß neben meiner Schwester und meiner Mutter. Zwei weitere Kinder begannen zu weinen, weil sie Hunger hatten und sich fürchteten. Die Unterhaltung wurde lauter und jeder war in der Lage, alles zu verstehen.

Frau Müller sagte: „Geh‘ in meine Küche, ich hoffe, da ist noch etwas Brot. Bitte, Willi!“

Herr Unger antwortete nicht sehr freundlich: „Ich riskiere doch nicht mein Leben. Nein, ich gehe nicht. Hört, was ich Euch sage: Morgen werden wir wieder frei sein und auch etwas zu essen haben. Johanna, ich hätte das nicht von dir erwartet. Ich gehe nicht, weil ich nicht will. Können die Kinder doch verhungern, dass interessiert mich nicht. Ich dachte, du ---„

Eine Explosion.

Nun redeten auch andere Leute auf ihn ein und nach langer Diskussion lenkte er ein.

„Wer kommt mit mir?“ fragte er. Zögernd stand ich auf und folgte ihm. Ich stieg die Treppen zum ersten Stock empor und folgte Willi weiter. Zum letzten Mal sah ich das Haus mit all seinen Schönheiten, das letzte Mal! Unser Haus war ein altes Gebäude aus dem letzten Jahrhundert, schön und groß. Ich sah die Möblierung zum letzten Mal, jetzt gibt es das Haus nicht mehr. Ich erinnere mich, als ich mit meinen Eltern in die Stadt kam, die ersten Jahre. Ich erinnere mich an meinen Vater, er fiel’ 41, irgendwo in Russland, vielleicht in Stalingrad.

Zweiter Stock.

Dieses Treppengeländer …

Dritter Stock.

Zum letzten Mal sah ich unsere Haustür.

Vierter Stock.

Wir erreichten den fünften Stock, wo Frau Müller lebte und wir betraten die Wohnung. Während Willi gleich in die Küche rannte, schaute ich mich um. Ich sah die Räume ---

Eine Explosion.

Ich ging zu einem Fenster und schaute hinaus. Draußen war es

hell und dunkel ---

Eine Explosion.

Willi kam zurück und riss mich weg vom Fenster, weg von der Realität hinunter in den Keller. Wieder zurück, nahm ich erst wahr, was ich gesehen hatte. Ich stand vor dem offenen Fenster für nur etwa fünf oder zehn Sekunden. Was ich gesehen hatte – ich werde es nie vergessen.

Jeder bekam ein bisschen Brot. Der fünfte Bombenangriff auf unseren Stadtteil hatte begonnen. Der fünfte – innerhalb von zwei Tagen und zwei ---

Eine Explosion.

Ich hatte die Innenstadt gesehen, die Stadt selbst. Es brannte. Wo immer ich hinschaute, ich sah nur Feuer und Explosionen. Den Fluss konnte ich nicht direkt sehen, aber ich dachte mir, wo er war. Stattdessen sah ich einen dicken Streifen voll Feuer, ich war nicht in der Lage hindurchzuschauen. Jedes Gebäude in der Innenstadt brannte – Feuer, wo immer ich auch hinschaute. Am Himmel waren dicke schwarze Wolken, der Rauch des Feuers, – und Flugzeuge. Hunderte von ihnen. Ich konnte die Maschinen der Bomber und die Explosionen hören. Wenn eine Bombe hinunterfiel, gab es eine Art von Pfeifen. Die Bomben fielen hinunter und brachten den Tod ---

Eine Explosion.

Jetzt weinte jedes Kind und jeder hatte Angst. Willi verließ den Keller, um nach dem Haus zu schauen ---

Eine Explosion.