Das Leber-Buch - und Bianka Wiebner - E-Book

Das Leber-Buch E-Book

und Bianka Wiebner

0,0

  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Die Leber ist das größte innere Organ des Menschen und erfüllt viele lebenswichtige Aufgaben. Als zentrales Stoffwechselorgan spielt sie eine entscheidende Rolle bei der Entgiftung des Körpers – Alkohol, Medikamente, Fette und Umweltgifte können ihr dabei ebenso zu schaffen machen wie Infektionen oder die Folgen von Stoffwechsel und Autoimmunerkrankungen. Die Leber verdient also vollste Aufmerksamkeit. In diesem Ratgeber erklärt das hochkarätige Expert*innen- Team, welche Funktionen die Leber hat, wie sie arbeitet, wie man Lebererkrankungen erkennen und vorbeugen kann und welche Rolle die Ernährung spielt. Zudem nennen die Mediziner*innen Maßnahmen, mit denen jede*r die Gesundheit der Leber aktiv unterstützen kann.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 194

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wussten Sie das schon?

Die meisten Menschen denken bei Lebererkrankungen an Alkohol. Kaum jemand weiß, dass Erkrankungen der Leber viele Ursachen haben können und weltweit eines der größten Gesundheitsprobleme darstellen.

• In Deutschland gibt es mindestens 5 Millionen Leberkranke.

• Weltweit gehören Lebererkrankungen zu den häufigsten Todesursachen.

• Viele Lebererkrankungen werden nicht rechtzeitig entdeckt – frühzeitiges Erkennen verlängert das Leben!

• Schätzungsweise 20 bis 40 Prozent der Bevölkerung in den Industriestaaten Mitteleuropas sind von der Fettlebererkrankung betroffen.

• 25 Prozent aller erwachsenen Deutschen haben erhöhte Leberwerte.

• Bis zu 300.000 Menschen in Deutschland sind mit dem Hepatitis-C-Virus und etwa ebenso viele mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert. Die Hepatitis B kann dauerhaft unterdrückt und die Hepatitis C sogar geheilt werden.

• Die Ursachen für eine Lebererkrankung sind vielfältig. Häufigste Ursache für eine Hepatitis ist die Fettleber, gefolgt von Virusinfektionen und Alkohol. Darüber hinaus gibt es zahlreiche andere Ursachen.

• In Deutschland infizieren sich jedes Jahr mindestens 400.000 Menschen mit Hepatitis E.

• Leberzellkrebs ist weltweit eine der häufigsten krebsbedingten Todesursachen – mit steigender Tendenz.

VORWORT

DIE LEBER – DAS KRAFTWERK DES KÖRPERS

Ohne Leber kein Leben!

Ein Depot für alle Fälle

Wie eine Kläranlage

Ein wichtiges Anhängsel

Leber und Hormone

Leber sorgt für Toleranz

Die Regenerationskünstlerin

LEBERERKRANKUNG – DIE UNTERSCHÄTZTE VOLKSKRANKHEIT

Der Feind Nummer eins

Die Hepatitis

Die Leberzirrhose

Wie schütze ich meine Leber?

IST MEINE LEBER KRANK?

Die Blutwerte

Bildgebende Verfahren

Sonografie

Computertomografie

Magnetresonanztomografie

Magenspiegelung

Laparoskopie

Endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikografie

Elastografie

Die Leberbiopsie

WAS PASSIERT, WENN MEINE LEBER KRANK IST?

Die akute Hepatitis

Die chronische Hepatitis

Die Leberzirrhose

Ösophagusvarizen

Aszites

Hepatische Enzephalopathie

Der Leberzellkrebs

Das Gallengangskarzinom

WAS MACHT MEINE LEBER KRANK? WAS KANN MAN DAGEGEN TUN?

Fettleber

Fünf Viren greifen an: Hepatitis A, B, C, D, E

Hepatitis A

Hepatitis B

Hepatitis C

Hepatitis D

Hepatitis E

Wenn das Immunsystem Amok läuft

Lebererkrankungen bei Kindern

Diagnose von Lebererkrankungen bei Kindern

Behandlung von Lebererkrankungen bei Kindern

Seltene Lebererkrankungen: gar nicht so selten!

Eisenspeicherkrankheit (Hämochromatose)

Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson)

Porphyrien

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Lysosomale Speicherkrankheiten

Gefäßerkrankungen der Leber (vaskuläre Erkrankungen)

Nicht-zirrhotische portale Hypertension

Wenn nicht (nur) die Leber krank ist

Amyloidose

Hämophilie

Hypercholesterinämie und Hypertriglyzeridämie

Sarkoidose

Mukoviszidose/Zystische Fibrose

Zystenerkrankungen

Achtung Gifte!

Gallensteine

Gallenstau

Juckreiz

DIE LEBERTRANSPLANTATION – OFT DIE LETZTE CHANCE AUF HEILUNG!

Die Transplantation

Gerechte Verteilung

Pro Organspende

Die Nachsorge

LEBERERKRANKUNGEN UND ERNÄHRUNG

Die Bestandteile der Nahrung

Kohlenhydrate – Turbo für den Körper

Eiweiße – auch für Leberkranke wichtig

Fette – es kommt darauf an

Vitamine und Mineralstoffe – wichtig für eine ausgewogene Ernährung

Übergewicht – Hauptursache des Übels

Wie viel Energie brauchen wir?

Richtige Ernährung bei Lebererkrankungen

Richtige Ernährung bei Fettleber und Übergewicht

Richtige Ernährung bei akuter Hepatitis

Richtige Ernährung bei Leberzirrhose

Richtige Ernährung bei akut-auf-chronischem Leberversagen

Richtige Ernährung bei Ösophagusvarizen

Richtige Ernährung bei Aszites

Richtige Ernährung bei hepatischer Enzephalopathie

Richtige Ernährung bei Morbus Wilson

Richtige Ernährung bei Hämochromatose

Was sonst noch wichtig ist

Richtig trinken

Multivitamine

Freiverkäufliche Arzneimittel

WIR FORSCHEN FÜR SIE

Grundlagen

Prognose für die Fettleber

Für bessere Therapien

Komplikationen verhindern

Kommt die „künstliche Leber“?

Stammzellen

Neue Techniken und Therapien

Enzymtests und Gentests

Enzym-Ersatz-Therapie (EET)

Substrat-Reduktions-Therapie

Chaperon-Therapie

Gen-Stilllegung (Gen-Silencing)

Gentherapie

Die Forschungslandschaft

Das HepNet Study-House

GESCHICHTEN, DIE DIE LEBER SCHREIBT

Tim Plegge: Meine Geschichte

Oliver Schafheutle: Schleichende Verschlechterung

Monika Müller: Alles begann 1977

66 FRAGEN ZU LEBERERKRANKUNGEN

DEUTSCHE LEBERSTIFTUNG – IHR PARTNER FÜR DIE GESUNDHEIT

Die Deutsche Leberstiftung und das „Kompetenznetz Hepatitis“

Forschungsvernetzung

Forschungsförderung

Wissenschaftliche Projekte

Netzwerk

Gremien

Information und Beratung

Aufklärung tut Not

Unterstützung

ANHANG

Glossar

Hilfe – denn Sie sind nicht allein!

Selbsthilfegruppen

Informationsmaterial

Telefonsprechstunde

Website

Hilfe bei seltenen Lebererkrankungen

Lebertest

Danksagung

Register

»Mit diesem Buch gehen wir einen neuen Weg, um Menschen für die Themen Leber und Lebererkrankungen zu interessieren. Dieses Buch sollte eine Pflichtlektüre für alle mit erhöhten Leberwerten sein.«

Prof. Dr. Michael P. Manns,

Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung

VORWORT

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Leber ist unser größtes inneres Organ und erfüllt eine Vielzahl von lebenswichtigen Aufgaben. Mit diesem Buch möchten wir Ihnen die Leber näherbringen, Ihnen ihre Aufgaben vorstellen und zeigen, wodurch die Gesundheit der Leber gefährdet wird.

Lebererkrankungen sind wenig bekannt, aber weitverbreitet – wir schätzen, dass mindestens fünf Millionen Menschen in Deutschland an einer Lebererkrankung leiden. Viele sind betroffen, ohne es zu merken. Lebererkrankungen verursachen kaum Schmerzen und weisen uneindeutige Symptome auf. Daher werden Lebererkrankungen oft erst spät erkannt, manchmal zu spät, um schwerwiegende Folgen wie Leberzirrhose und Leberzellkrebs zu vermeiden.

Das Leber-Buch zeigt Ihnen, wie man eine Lebererkrankung rechtzeitig erkennen und behandeln kann. Viele Betroffene stellen die Frage, was sie selbst ihrer Leber Gutes tun können. Dafür soll das Leber-Buch Ihr Ratgeber sein. Gesunde Ernährung ist auch bei Lebererkrankungen wichtig. In diesem Buch finden Sie viele Tipps dazu. Das Glossar bietet Ihnen Informationen zur Leber von A (wie Adenom) bis Z (wie Zyste).

Über die Leber gibt es weit mehr Interessantes zu berichten als die biologischen und medizinischen Fakten. Aufgrund ihrer großen Bedeutung im Körper hat die Leber auch immer im Leben und der Sprache der Menschen eine wichtige Rolle gespielt. Wer kennt nicht die Sage von Prometheus oder „spricht nicht auch mal frei von der Leber weg“? Im Altertum wurde aus der Leber die Zukunft vorhergesagt, sie galt auch als Sitz der Temperamente. In die Literatur hat das Thema beispielsweise durch Isabel Allende („Paula“) Einzug gehalten. Bekannte Musiker wie Beethoven litten an Lebererkrankungen. Diese und viele weitere Geschichten finden Sie im Leber-Buch.

Die Deutsche Leberstiftung setzt sich dafür ein, die Früherkennung von Lebererkrankungen und die Patientenversorgung zu verbessern. Über unsere Arbeit informieren wir Sie ebenfalls in diesem Buch.

Wir wünschen Ihnen eine interessante und anregende Lektüre.

Die Autoren

Diese vier Organe geben Ihnen im Verlauf des Buches einige Einblicke in unseren Körper.

DIE LEBER – DAS KRAFTWERK DES KÖRPERS

Die Leber ist das zentrale Stoffwechselorgan unseres Körpers und hat eine charakteristische dunkel-rotbraune Farbe. Sie findet sich von den Rippen geschützt, direkt unter dem Zwerchfell im rechten Oberbauch. Mehr als ein Viertel des Blutes, das vom Herzen in den Kreislauf gepumpt wird, fließt jede Minute durch sie hindurch (beim Gehirn ist es nur ein Sechstel).

Mit ihrem Gewicht von etwa 1,5 Kilogramm ist die Leber das schwerste Organ und die größte Drüse des Körpers.

Ohne Leber kein Leben!

Die Leber besteht aus einem größeren rechten und einem kleineren linken Lappen. Als Funktionseinheit der Leber dienen die Leberläppchen. Diese werden aus einer Vielzahl von Zellen gebildet, in denen sich hochkomplexe Stoffwechselvorgänge abspielen. Hier finden rund um die Uhr Billiarden biochemischer Reaktionen statt. Die Leber weist eine Besonderheit auf: Sie wird (als einziges Organ) von zwei Blutgefäßen versorgt. Die Pfortader und die Leberarterie treten an der Unterseite in die Leber ein und versorgen das Organ mit Sauerstoff für zahlreiche Stoffwechselvorgänge.

Die Lage der Leber im Bauchraum.

Über die Pfortader erreichen Schadstoffe zur Entgiftung sowie Nährstoffe aus dem Magen-Darm-Trakt die Leber. Die im Blut enthaltenen Zucker, Fette, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente werden von den Leberzellen verarbeitet, gespeichert und je nach Bedarf wieder an den Organismus abgegeben. Die Leber spielt somit eine entscheidende Rolle für unser inneres Gleichgewicht; sie ist das Kraftwerk des Körpers.

Die Leber fungiert als eine Art Fabrik, in der verschiedene Nährstoffe weiter verarbeitet werden.

Die Leber erfüllt gleich eine ganze Reihe von essenziellen Aufgaben für den Körper. Die Leber steuert den Stoffwechsel. Ohne die Leber würde der Körper keine Energie erhalten, und wichtige Funktionen wie die Blutgerinnung würden ausfallen. Daher ist ein Leben ohne funktionierende Leber nicht möglich.

Das Organ reguliert den Fett- und Zuckerstoffwechsel sowie den Mineral- und Vitaminhaushalt. Dabei fungiert die Leber als eine Art chemische Fabrik, in der zunächst Eiweiße aus der Nahrung in ihre Bausteine, die Aminosäuren, zerlegt und dann zu körpereigenen Proteinen (Eiweiße) umgebaut werden. Die Leberzellen nehmen auch Kohlenhydrate, Vitamine, Mineralstoffe und Fettsäuren auf und verarbeiten sie. Eiweiße sind beispielsweise wichtig für die Abwehrmechanismen des Körpers. Wird zu wenig Eiweiß für das Immunsystem produziert, leidet der Mensch unter einer Abwehrschwäche und einer Neigung zu Infekten. Ein wichtiges Protein der Leber ist Albumin – es hält das „Körperwasser“ in den Gefäßen. Auch bei Enzymen, Gerinnungsfaktoren und Hormonen handelt es sich vorwiegend um Eiweiße, die in der Leber gebildet werden.

Leberzellbälkchen: Mehrere Leberzellen liegen hier würfelartig hintereinander und bilden zwei parallele Zellbälkchen. Bei den zahlreichen kugelförmigen Strukturen in den Gefäßen handelt es sich um rote Blutkörperchen. (Rasterelektronenmikroskopaufnahme: Franz-Josef Vonnahme, Hameln)

Aus diesen Gründen ist ein Leben ohne funktionierende Leber nicht möglich. Fällt sie aus, droht innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen der Tod.

Die Leber – Kraftwerk des Körpers.

Ein Depot für alle Fälle

Weiterhin wandelt die Leber überschüssigen Blutzucker zu Glykogen, der Speicherform des Zuckers, um. Der Weg der Nährstoffe in das Kraftwerk ist aber keine Einbahnstraße, die Leber fungiert auch als Depot für Notzeiten und Spitzenbelastungen. Bei Bedarf stellt sie Energie aus ihren Fett- und Stärkedepots wieder bereit. So kann der Körper selbst längere Hungerzeiten überstehen, ohne dass seinen Zellen die lebenswichtige Energie ausgeht. Dies gilt auch für den akuten Bedarf, etwa bei sportlicher Anstrengung. Rasch wird Glykogen in Traubenzucker umgewandelt und den Muskeln zur Verfügung gestellt.

Die Leber speichert viele lebenswichtige Substanzen.

Die Leber speichert noch andere Substanzen, ohne die wir nicht leben könnten. So wird Eisen, das aus den roten Blutkörperchen frei wird, teilweise deponiert – ohne Eisen ist kein Sauerstofftransport möglich. Ein wichtiges Speicherorgan ist die Leber zudem für die fettlöslichen Vitamine A (für das Augenlicht), D (für die Knochenstabilität), E (für die Haut und geistige Leistungsfähigkeit) und K (für die Blutgerinnung) sowie für Folsäure und Vitamin B12.

Die Leber wirkt als Depot für lebenswichtige Stoffe.

Die Leber hat eine zentrale Funktion bei der Entgiftung des Körpers.

Wie eine Kläranlage

Eine zentrale Funktion hat die Leber bei der Entgiftung schädlicher Stoffe – die sowohl von außen aufgenommen werden als auch im Körper während der Stoffwechselprozesse entstehen können. Sie arbeitet wie eine Kläranlage, filtert Schlackenstoffe und Gifte aus dem Blut. Die schädlichen Stoffe werden im Zuge von Umwandlungsreaktionen inaktiviert oder in Substanzen umgewandelt, die mit der Galle oder dem Urin ausgeschieden werden können. Inaktiviert werden auch Steroidhormone, Bakterien, defekte Körperzellen und Arzneimittel. Von großer Bedeutung ist die Ammoniakentgiftung. Ammoniak fällt beim Abbau von Eiweißbausteinen an und ist stark giftig. Es ist verantwortlich für Müdigkeit und das sogenannte Leberkoma. Die Leber wandelt ihn in ungiftigen Harnstoff um. Schon Paracelsus wusste um das Kunstwerk Leber und meinte: „Die Leber ist der Alchimist im Bauche.“

Die Leber filtert Schlackenstoffe und Gifte aus dem Blut.

Ein wichtiges Anhängsel

Die Gallenblase, ein birnenförmiges Säckchen, liegt direkt unter der Leber und bildet mit ihr ein Organsystem. Die Leber produziert unablässig Galle (bis zu einem Liter pro Tag), die in der Gallenblase gespeichert und zu den Mahlzeiten in den Zwölffingerdarm ausgeschüttet wird. Eine zentrale Rolle nehmen hier die Gallensäuren ein. Unter Mitwirkung der Bauchspeicheldrüse spalten sie, ähnlich wie ein Spülmittel, die Fette der Nahrung in immer kleinere Bestandteile auf, bis diese so winzig sind, dass sie die Darmwand passieren und in den Blutkreislauf übergehen können. Die Galle hilft damit dem Organismus bei der Fettverdauung. Die Gallensäuren zirkulieren über das Blut mehrfach zwischen Darm, Leber und Gallenblase und unterliegen dabei einer Art Recycling. Die Medizin nennt das den enterohepatischen Kreislauf.

Die Leber produziert pro Tag bis zu einem Liter Gallensaft für die Fettverdauung.

Die Leber spaltet mithilfe der Galle die Fette in der Nahrung auf.

Über die Galle werden auch Substanzen wie Bilirubin, Cholesterin sowie Medikamente und ihre Stoffwechselprodukte aus dem Körper ausgeschieden. Die Gallenflüssigkeit hält das Cholesterin in Lösung (bei einer Änderung der Zusammensetzung kristallisiert Cholesterin und es bilden sich Gallensteine). Die Gallebildung ist wesentlich für das Gleichgewicht des Cholesterins im Körper.

Das seelische Befinden und die Leber stehen tatsächlich in einem Zusammenhang.

Leber und Hormone

Die Leber hat durch Produktion und Abbau von Hormonen eine wichtige Funktion für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts unseres Hormonhaushalts. Baut beispielsweise eine überstrapazierte Leber das Östrogen schlecht ab, klagen Männer über Potenzprobleme, die Hoden verkleinern sich, die Bauchbehaarung geht verloren, es bilden sich kleine Brüste. Frauen müssen mit Menstruationsstörungen und sogar dem Ausbleiben der Periode rechnen.

Wenn die Leber zu erschöpft ist, um Cholesterin als Baustein der Sexualhormone herzustellen oder zu verarbeiten, wirkt sich das negativ auf die Produktion von Geschlechtshormonen aus.

Leber sorgt für Toleranz

Eine bedeutende Rolle spielt die Leber bei der Regulation von Immunantworten. Sie ist insbesondere wichtig bei der sogenannten Toleranzbildung. Dabei werden Eiweißbestandteile der Nahrung, die dem Organismus zunächst fremd vorkommen, dem Körper „bekannt gemacht“. Danach werden sie vom Körper und seinem Abwehrsystem toleriert. Funktionieren diese speziellen Mechanismen in der Leber nicht optimal, können zum Beispiel Allergien gegen Nahrungsmittel entstehen. Somit kann man die Leber auch als „Immunorgan“ bezeichnen.

Funktionen der Leber

DIE LEBER FUNKTIONIERT ALS ...

... FÜR DEN KÖRPER

Energiespeicher

Glykogen wird bei akutem Energiebedarf schnell in Traubenzucker aufgelöst.

Speicher anderer wichtiger Substanzen

Eisen, Vitamine A, D, E, K, Vitamin B12.

Eiweißproduzent

Eiweiße sind wichtige Bausteine von Hormonen, Antikörpern, Blutgerinnungsfaktoren oder Albumin.

Produzent von Gallensäuren

Gallensäuren spalten die Fette der Nahrung auf, um sie verwertbar zu machen. Sie halten Cholesterin in Lösung.

Entgiftungsstation

Schadstoffe von außen wie von innen werden wie in einer Kläranlage gereinigt. Die Stoffe werden inaktiviert oder in Substanzen umgewandelt, die mit der Galle oder dem Urin ausgeschieden werden.

Nährstoffdepot

Fette, Zucker und Eiweiße werden verarbeitet und bei Bedarf wieder freigesetzt.

Toleranzbildner

Die Leber stellt dem Körper fremde Eiweiße vor. So toleriert sie der Körper und aktiviert keine Immunabwehr.

Hormonhaushälter

Die gesunde Leber hält den Hormonhaushalt in Balance, etwa durch den Abbau von Östrogen und die Produktion von Cholesterin als Baustein wichtiger Geschlechtshormone.

Auch wenn Teile des Gewebes absterben oder verletzt werden, bildet die Leber die Zellen wieder neu.

Die Regenerationskünstlerin

Im Vergleich zu anderen Organen verfügt die Leber über eine erstaunliche Fähigkeit, sich zu regenerieren. Sie kann außergewöhnlich gut und schnell nachwachsen. Das erklärt, warum sich die Leber bei Änderungen der Ernährung oder Verzicht auf Alkohol oft schnell erholt. Muss eine Hälfte der Leber, zum Beispiel aufgrund einer Krebsmetastase, entfernt werden, so erreicht das Organ innerhalb weniger Monate nach dem Eingriff wieder das normale Volumen. Die Regenerationsfähigkeit ist allerdings abhängig von der Schwere der vorbestehenden Leberschädigung. Bei Lebertransplantationen kann man sich die Regenerationsfähigkeit zunutze machen. So können der rechte und der linke Leberlappen bei zwei verschiedenen Patienten transplantiert werden. Innerhalb kurzer Zeit erreicht die Leber ihre ursprüngliche Größe.

Schon in der Prometheus-Sage spielt die Regenerationsfähigkeit der Leber eine wichtige Rolle.

LEBERERKRANKUNG – DIE UNTERSCHÄTZTE VOLKSKRANKHEIT

Klaglos und geduldig verrichtet die Leber in unserem Körper ihre lebenswichtigen Dienste. Das zentrale Organ für Stoffwechsel und Entgiftung ist unerhört leistungsfähig und verzeiht vieles. Wenn die Leber erkrankt, leidet sie meist stumm, viele Erkrankungen bleiben lange Zeit unbemerkt. Das kann fatale Folgen haben, bis hin zum tödlichen Leberversagen.

Falsche, zu fettreiche Ernährung, Stoffwechselstörungen und Übergewicht führen langfristig zu einer Fettleber.

Der Feind Nummer eins

Leberleiden sind eine unterschätzte Volkskrankheit. Mindestens fünf Millionen Deutsche tragen eine mehr oder minder kranke Leber mit sich herum. Was macht nun die Leber krank? Es gibt eine Reihe von Ursachen, wobei sich das Krankheitspanorama in den letzten 15 Jahren beträchtlich gewandelt hat.

Feind Nummer eins der Leber ist das „Metabolische Syndrom“, zu dem Störungen des Stoffwechsels im Rahmen der Zuckerkrankheit (Typ-2-Diabetes) und Übergewicht gehören. Dies kann zur nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung, der sogenannten NAFLD, führen, eine der typischen „Wohlstandskrankheiten“. Etwa ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung soll an einer Fettleber leiden. Überdurchschnittlich häufig betroffen sind die 55- bis 75-Jährigen, aber auch bei Kindern stoßen die Ärzte neuerdings immer häufiger auf eine Fettleber. NAFLD ist mittlerweile die häufigste Lebererkrankung in Deutschland und wird bis 2030 einen großen Teil der Leberzirrhosen bedingen.

Erkrankungen der Leber bleiben oft sehr lange unbemerkt.

Innerhalb gewisser Grenzen kann es toleriert werden, dass die Leber geringe Fettmengen speichert. Doch bei einer übermäßigen Fetteinlagerung beginnt das Organ zu leiden. Viele der vom Fett belasteten Leberzellen können nicht mehr richtig arbeiten und sterben ab. Frei gewordene Fettsäuren können dann eine Entzündungsreaktion verursachen, die das Organ weiter schädigt. Das Organ bläht sich ungesund auf, ausgeprägte Fettlebern werden oft doppelt so schwer. Zudem verändert sich auch das Erscheinungsbild, Ärzte finden bei Operationen oder Bauchspiegelungen ein fettig-gelb glänzendes Organ unter den Rippen.

Nach wie vor ein gravierendes Problem ist die alkoholische Fettleber, die durch übermäßigen Genuss und Missbrauch alkoholischer Getränke entsteht. Alkohol kann die Leberzellen direkt schädigen und zu Fetteinlagerungen führen. Auch indirekt wirkt der Alkohol auf die Leber – er beeinflusst Stoffwechselvorgänge und Immunantworten, die eine Leberentzündung und -vernarbung fördern.

Vor allem Alkohol, aber auch Virusinfektionen, Medikamente oder Gifte können der Leber schaden.

Vergleich zwischen einer gesunden Leber und einer Fettleber mit entsprechenden Gewebeschnitten.

Ebenfalls weit verbreitet sind Lebererkrankungen infolge einer Virusinfektion. Davon sind in Deutschland rund eine Million Menschen betroffen. Experten gehen davon aus, dass viele Menschen gar nichts von ihrer Erkrankung wissen und somit nicht adäquat behandelt werden. Erkranken kann die Leber auch durch Medikamente oder Gifte. Weniger häufig sind Fälle, in denen die Leber aus genetischen Gründen erkrankt oder aufgrund eines überaktiven Immunsystems. In letzterem Fall ist das Abwehrsystem fehlgeleitet und greift die eigene Leber an.

Eine Leberentzündung tritt auf, wenn eine kranke Leber nicht behandelt oder der Lebensstil nicht geändert wird.

Die Hepatitis

Ohne Therapie und gegebenenfalls eine Änderung des Lebensstils kann die Erkrankung fortschreiten und in eine Leberentzündung münden. Diese wird auch Hepatitis genannt (was vom griechischen „Hepar“ für Leber stammt). Die Hepatitis kann akut mit schweren Symptomen auftreten oder als „stumme Entzündung“ verlaufen. Auch bei letzterer leidet das Organ gleichsam auf niedriger Flamme, wie ein Schwelbrand. Nicht jeder Hepatitis geht eine Fettleber voraus. Bei viralen Infektionen etwa stellt die Leberentzündung das erste Stadium der Erkrankung dar.

Die Leberzirrhose

Heilt die Leberentzündung nicht ab, vernarbt das Organ zunehmend und die Leber verhärtet sich. Ihre Leistung lässt nach, was zu zusätzlichen Komplikationen führen kann. So kann die Leber beispielsweise Arzneimittel oder Giftstoffe nicht mehr gut abbauen. Im weiteren Verlauf kann sich eine Leberzirrhose entwickeln: Die gesunden Leberzellen sind verdrängt oder zerstört und werden durch immer dichteres Narbengewebe ersetzt. Die vormals aufgedunsene Leber schrumpft zusammen und kann ihrer Aufgabe als Stoffwechsel- und Entgiftungszentrale nicht mehr nachkommen. Dieser Umbau ist im Frühstadium (je nach Grunderkrankung) oft noch umkehrbar. Im späteren Stadium wird die Prognose für den Patienten düster, denn der Zustand der vernarbten „Schrumpfleber“ ist unumkehrbar. Die Funktion der Leber ist so gestört, dass nicht nur sie, sondern auch andere Organe wie Nieren und Lungen total versagen können – der Patient kann in der Folge sterben. Leberzirrhose und chronische Hepatitis können auch zu Leberzellkrebs führen. Bei der fortgeschrittenen Zirrhose kann oft nur noch eine Transplantation das Leben des Patienten retten.

Die Funktion der Leber ist so gestört, dass aufgrund eines Nieren- und Lungenversagens der Tod eintritt.

Die kranke Leber meldet sich kaum zu Wort. Allenfalls haben Leberkranke diffuse Beschwerden wie Müdigkeit, Völlegefühl oder ab und an Schmerzen im rechten Oberbauch. Ein zunächst leichter Leberschaden bleibt also meist unbemerkt, obwohl dies nicht immer sein müsste – bisweilen weisen Gelenkschmerzen oder Hautveränderungen (siehe Kapitel „Ist meine Leber krank?“) darauf hin, dass mit der Leber etwas nicht stimmt. Wenn es dann zur Diagnose einer chronischen Lebererkrankung kommt, sind die Patienten oft völlig überrascht.

Viele Lebererkrankungen verlaufen anfangs ganz ohne Symptome.

Stadien einer chronischen Lebererkrankung.

Wie schütze ich meine Leber?

Bewegung, eine gesunde Ernährung und ein vernünftiger Lebensstil schützen die Leber.

Sie können selbst vorbeugend viel dafür tun, dass Ihre Leber gesund bleibt. Eine gesunde Ernährung, Sport und Bewegung sind die Faktoren, die zählen. Das ist leichter gesagt als getan, aber viele Menschen schaffen es, nach und nach ihr Verhalten und ihren Lebensstil zum Positiven zu verändern.

Damit verringern Sie die Gefahr einer nicht alkoholischen Fettleber. Zur Vermeidung der alkoholischen Variante gibt es ebenfalls eine klare Strategie: weniger und seltener ist besser. Wein, Bier und andere alkoholische Getränke sind für den, der damit umgehen kann, ein Genussmittel. Aber man sollte nie vergessen, dass Alkohol ein starkes Zell- und Nervengift ist. Alkohol hat fast so viele Kalorien wie Fett (Bier wird ja gerne als „flüssiges Brot“ bezeichnet). Er fördert die Entstehung von Übergewicht und einer Fettleber, da er selbst viel Energie liefert und gleichzeitig den Fettabbau im Stoffwechsel hemmt.

Die Vergrößerung der Leber geht mit einer Funktionseinschränkung einher.

„Die Leber wächst mit ihren Aufgaben“ – der Titel dieses Bestsellers von Eckart von Hirschhausen ist ein launiger Kneipenspruch. Aber wir erinnern uns an die Stadien einer Lebererkrankung: Erst bläht sie sich auf, dann aber schrumpft sie und es ist vorbei mit der Party.

Fachleute empfehlen risikoarme Trinkmengen: Für gesunde Männer sind täglich maximal 20 Gramm reiner Alkohol erlaubt, was etwa einem großen Glas Bier entspricht. Für Frauen werden nur maximal 10 Gramm genannt. Bei einigen Menschen können bereits geringere Mengen schädlich sein, insbesondere bei Menschen mit anderen Erkrankungen. Andererseits kann ein wenig Alkohol bei sonst Gesunden sogar positive Auswirkungen haben.

Was den Schutz Ihrer Leber angeht, haben Sie vieles selbst in der Hand. Behandeln Sie Ihre Leber pfleglich. Sie haben nur eine.

Zur Vorsorge gehört es auch, sich gegen Hepatitis A und B impfen zu lassen. Die Impfungen sind sehr wirkungsvoll und erzielen eine weitgehende Immunisierung. Nach der ersten Injektion des Impfstoffs gegen Hepatitis A ist man spätestens nach 14 Tagen geschützt. Dem Langzeitschutz dient die zweite Impfung, die nach sechs bis zwölf Monaten erfolgen sollte. Die Impfung gegen Hepatitis B wird dreimal durchgeführt. Die zweite Impfung erfolgt rund einen Monat nach der Erstimpfung, die dritte nach sechs bis zwölf Monaten. Diese Impfung schützt auch gleichzeitig gegen eine Infektion mit Hepatitis-D-Viren. Die Impfung gegen Hepatitis B schützt vor der akuten Infektion und möglichen Spätfolgen, sodass man sie als die erste Impfung gegen Krebs bezeichnen kann. Es gibt bislang keine Impfung gegen Hepatitis C. In China wurde ein Impfstoff gegen Hepatitis E im Januar 2011 zugelassen, steht aber in Europa nicht zur Verfügung.

Die Impfung gegen Hepatitis B war die erste Impfung gegen Krebs.

Darüberhinaus sollten Patienten mit chronischen Lebererkrankungen gegen andere Viren und Bakterien wie zum Beispiel Influenza und Pneumokokken geimpft werden.

Eine Impfung gegen Hepatitis A und B ist der beste Schutz gegen diese Virusinfektionen.

Denkmal für die Leber

Seit 1987 steht in der westspanischen Hafenstadt Ferrol ein Denkmal für die Leber. Die Granitskulptur geht auf den Arzt Jaime Quintanilla Ulla zurück, der zugleich Bürgermeister von Ferrol war.

Der Arzt wollte mit dem Denkmal „das stille und selbstlose Organ“ ehren. In den Jahren seiner Arbeit als Arzt und städtischer Leichenbeschauer habe er Hunderte von Lebern gesehen, „die von Cocktails, Beruhigungsmitteln und anderen Medikamenten gequält wurden“.

IST MEINE LEBER KRANK?

Wenn Sie das Gefühl haben, dass mit Ihrer Leber etwas nicht stimmt, wenn in der Familie schon Lebererkrankungen vorliegen oder wenn Sie ganz einfach nur auf Nummer sicher gehen wollen, dann empfiehlt sich eine entsprechende Blutuntersuchung.

Viele Leberleiden lassen sich im frühen Stadium hervorragend behandeln.

Erst bei einer deutlichen Vergrößerung der Leber treten unspezifische Symptome auf, die eine mögliche Erkrankung signalisieren. Je früher eine Lebererkrankung diagnostiziert wird, desto höher sind die Chancen einer kompletten Heilung. Heute gibt es unkomplizierte Lebertests, mit denen Lebererkrankungen erkannt werden können, ehe sie chronisch werden. Sie sollten zu jeder Vorsorge gehören.