Das Lenormand-Arbeitsbuch - Yshouk Ursula Kirsch - E-Book

Das Lenormand-Arbeitsbuch E-Book

Yshouk Ursula Kirsch

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  • Herausgeber: Kailash
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2010
Beschreibung

Mit Lenormand intuitiv arbeiten

Nach dem Lenormand-Set mit Karten und Einführungsbuch erscheint nun das ausführliche Arbeitsbuch zum Tarot der Mademoiselle Lenormand. Yshouk Kirsch gibt darin dem Leser eine Anleitung, mithilfe der Orakelkarten eigene Potenziale zu erkennen und zu aktivieren. In einem großen Übungsteil werden die wichtigsten Legemethoden vorgestellt und ausführlich erläutert. Die Interpretationen greifen dabei die Vielfalt an Bedeutungen auf und gehen weit über die herkömmlichen Standarddeutungen hinaus. Das Buch bietet ausreichend Platz für eigene Notizen zu persönlichen Assoziationen.

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Seitenzahl: 231

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Inhaltsverzeichnis
 
Danksagung
Impuls
Einführung
Copyright
Danke!
Mein Dank gilt Madame und all denen, die nach ihr kamen, aus deren Erfahrungsschatz ich schöpfen konnte, mich daran nähren, eigene Erfahrungen sammeln und nun mit diesem Buch meinen eigenen Beitrag zum Großen Ganzen hinzufügen kann. In ihm breite ich das von mir gesammelte Wissen vor Ihnen aus, damit Sie nun Ihrerseits eigene Schritte mit Madame und ihrer Kunst des Kartenlegens, des Kombinierens und des Sich-Beziehens auf ein Gegenüber tun mögen.
 
Viel Erfolg und inspirierende Erkenntnisse!
 
Ihre
Yshouk Ursula Kirsch.
 
 
 
 
Wenn Sie mehr über die Autorin erfahren möchten, besuchen Sie ihre Website: www.yshouk-kirsch.de
Impuls
Zu Zeiten, als ich täglich sehr früh morgens eine größere Runde im Wald ging, besuchte ich regelmäßig eine Buche, die am Rand meines Weges lag. Ich umarmte und begrüßte sie. Diese Geste, die zum täglichen Ritual wurde, gehörte bald zu uns. Eines Morgens, es war kurz nach fünf Uhr und mich plagte meine damalige Perspektivelosigkeit, lehnte ich mich an die Buche und schüttete ihr mein Herz aus: »Ich weiß überhaupt nichts«, klagte ich. Sie schien sich zu mir herzuneigen und antwortete prompt: »Wir hier wissen auch alle nichts. Wer nichts weiß, kann gut hören!«
 
Mein Befinden änderte sich schlagartig. Ich stand mitten in einem noch blätterlosen Buchenwald, dem bereits die Knospen schwollen, und »sah« förmlich all die Bäume um mich herum in einem ganz neuen Licht. Sie schienen wirklich in höchster Achtsamkeit ihre Äste und Zweige weit auszustrecken, um auf den Kosmos zu lauschen, aufrecht und klar. Jede einzelne Buche, verbunden mit allen und allem. Diese hohe Achtsamkeit und Hingabe beeindruckten mich außerordentlich und zogen mich in ihren Bann. Zeit schien keine Rolle zu spielen, weder die vergangene noch die zukünftige. Beziehung pur - und ich mitten drin!
 
Ich hatte an diesem Morgen den Eindruck, eine Lektion fürs Leben empfangen zu haben. Und seit diesem Tag übe ich. Das Hören, die Achtsamkeit, die Hingabe. Was entsteht? Kontakt, Verbindung, Beziehung.
 
Die Lenormandkarten ermöglichen mir die Übung des achtsamen Hörens besonders leicht und gleichzeitig sehr intensiv. Mit jeder Frage beziehe ich mich für einen Moment ganz auf die Karten. Die Bilder erschließen sich mir immer wieder neu, sie werden mir bei jedem Hinschauen immer mehr zu ganz persönlichen Freunden.
 
Mit der Zeit wurden meine Fähigkeiten im Hören immer genauer und feiner. Das Hören ist eine empfangende Haltung, und ich assoziiere damit Weiblichkeit: Becken, Schoß, Raum, Entwicklung, Wachstum, Zyklen, passives und aktives Geschehen. Ich weiß, dass innerhalb dieser Formlosigkeit die Dinge ohne mein Zutun wachsen, sobald ich Raum dafür anbiete. Diese Gewissheit war ein weiterer Hinweis auf meine persönliche Aufgabe und Gabe, die zur Hingabe führen will.
 
Manchmal ist es nicht leicht, der eigenen Bestimmung zu folgen. Die Psychotherapeutin Ingrid Riedl formuliert es so: »Ich bin nicht immer auf der Höhe meiner Tiefe!« Dieses wissende Wahrnehmen verbindet uns.
 
In diesem Sinne entstand das Buch, das Sie in Händen halten. Sie können mit dem Lesen nach Belieben beginnen. Insgesamt bauen alle Kapitel aufeinander auf. Sie können sich aber auch ein Kapitel heraussuchen, das Sie besonders interessiert, und mittendrin beginnen.
Einführung
Die ersten Lenormandkarten, die ich kennen lernte, waren die der »Blauen Eule«. Die Bilder sprachen mich aufgrund ihrer einfachen Klarheit stark an und weckten meine Resonanzfähigkeit. Diesen blieb ich über die ganzen Jahre treu, da gerade sie für mich im Detail sehr aussagekräftig sind. Sie wirken auf mich zurückhaltend, eindeutig und frei von Sentimentalität. Anhand dieser 36 Kartenbilder vermittele ich Ihnen die Grundbedeutungen der Lenormand-Wahrsagekarten und zeige Ihnen, wie Sie die unterschiedlichen Darstellungen, welche die Karten zeigen, mit Ihrer konkreten Frage in Beziehung setzen, sie deuten und wie Sie so Antworten auf Ihre Fragen erhalten. Sie erfahren, was die Karten in Kombination mit anderen bedeuten, und mit den verschiedenen Legesystemen, deren Krönung die so genannte große Lenormandlegung ist, gelangen Sie schließlich zu umfassenden Ergebnissen. Mit zahlreichen Übungen zu den jeweiligen Kapiteln erarbeiten Sie sich auf diese Weise viel Handwerkszeug, so dass Sie gut vorbereitet das »Große Blatt«, die eigentliche Lenormandlegung, mit allen 36 Karten ohne Schwierigkeiten auslegen und entziffern können.
Sie finden eine Vielzahl von Begriffen, die den Karten zugeordnet sind und die Ihnen bei den Deutungen helfen. Diese sind Anhaltspunkte; ich verzichte weitgehend auf Rezepte und feststehende Kombinationsdeutungen, wie Sie sie in manchen anderen Büchern zu den Lenormandkarten finden, weil es mir um das Verstehen von und das Vertrauen in Lebenszusammenhänge und in Beziehungssysteme geht. Diese sind immer individuell, nie pauschal. Lassen Sie sich visuell und emotional auf die Bilder und Symbole ein und entdecken Sie dabei Ihre Intuition. Wenn Sie die Karten für andere Menschen befragen, braucht es zudem Empathie und Freude an Begegnung. Schauen Sie hin, hören Sie zu!
In vielen Kapiteln finden Sie Aufgaben zu den jeweiligen Themen sowie Leerräume, die auf Ihre Worte und Ihre Assoziationen zu den Karten warten. Andere Aufgaben wiederum sind so gestaltet, dass Sie im Lösungsteil nachschlagen können (ab Seite 183) um Ihre eigene Antwort und meinen Vorschlag zur Antwort zu vergleichen. Beispiele erleichtern Ihnen die Umsetzung der abstrakten Ausführungen für die eigene Deutung. Dabei findet sich Kurzgefasstes ebenso wie Ausführliches. Die umfassenden Beispiele zeigen, wie die den Karten zugeordneten Worte und Grundbedeutungen zu einer konkreten Geschichte werden. Als dialogisches Arbeits- und Studienbuch gedacht, ist dieses Buch letztlich nie »fertig«, sondern wird von Ihnen immer weiter gestaltet. Machen Sie es aktiv zu Ihrem ganz persönlichen Buch, breiten Sie sich darin aus, beginnen Sie es als »unbeschriebenes Blatt« und geben Sie ihm ihre intime Handschrift. Womöglich wird dies zu einer einzigartigen Erfahrung für Sie! Ich liefere Ihnen Anregungen und Anleitung, gemeinsam mit mir die Tiefe und die Weite der Karten im Dialog zu erforschen. Denn das Leben hat sehr viel Bedeutungsvolles, und die Lenormandkarten spiegeln dies, so alltäglich sie uns auch mit ihren Bildern anschauen. Werden Sie mit den Karten vertraut, gehen Sie mit ihnen ein Stück Ihres Lebensweges und machen Sie sie sich zu Freunden. Gute Reise!
Rudolf Steiner sagt, alle Gedanken sind schon längst gedacht, sie sind bereits vorhanden. Wir können uns an den unermesslichen Pool dieses geistigen Gutes anschließen, um Zugang zu all dem Wissen zu erhalten, das wir heute benötigen. Dazu dient auch der persönliche Zugang zu den Lenormandkarten. Trauen Sie sich voll Überzeugung Ihren eigenen Weg mit den Karten zu.
Für mich sprechen diese Karten täglich eine neue Sprache. Einem Spiegel gleich zeigen sie, was momentan vorhanden und augenblicklich sichtbar ist. Genüssliches und Unbequemes. Sie beziehen sich sowohl auf die an Sie gestellte Frage wie auch auf die Fragenden selbst und deren Befindlichkeit zum Zeitpunkt der Frage.
Und treu dem Prinzip des Spiegels sind die Karten als solche völlig neutral und objektiv. Erst das, was die Betrachtenden daraus machen, was sie hinein interpretieren und was sie mit den Darstellungen assoziieren, gibt der Karte Bedeutung und wandelt das Objektive in ein Subjektives. Und das ist das Wesentliche. Kartenlegen ist zu jeder Zeit eine rein subjektive Angelegenheit. Jede Legung ist einzigartig! Und ebenso jede Deutung.
Es freut mich außerordentlich, Ihnen meine Art des vitalen konstruktiven Denkens weiterreichen zu können. Es unterscheidet sich vom allseits bekannten positiven Denken dadurch, dass Hindernisse und Schwierigkeiten des Lebens ihre Berechtigung haben dürfen - ich kenne sie aus eigener Erfahrung - doch wie wir Menschen damit umgehen, ist eine ganz persönliche Entscheidung. Denn Dank dieser oft mühseligen Weggenossen und deren Impulse wird der Mensch immer mehr zu dem, als der er schon immer gedacht ist. Jede Grenze, jeder Widerstand und jede Aussichtslosigkeit hält für uns Menschen ein Geschenk, einen Schatz bereit, der sich speziell solche Erfahrungshintergründe sucht, um sich zu zeigen, ja, um sich überhaupt zeigen zu können. Dieser unkonventionelle Weg in der Interpretation der Lenormandkarten ist mit meinem persönlichen Sein und Werden authentisch und den dadurch erhaltenen Zugewinn an Freiheit gebe ich gern weiter. Aus dieser Sicht heraus wird aus Schicksal Bestimmung! Wenn Ihnen diese Gangart entspricht, wissen Sie, wovon ich spreche: Übliche Wege zu verlassen erfordert Mut! Legen Sie sich oder anderen die Karten mit der Haltung der Lebens- und Menschseinsbejahung. Denn aus diesem Blickwinkel betrachtet ist Unzufriedenheit z. B. nichts anderes als eine Quelle, ein Motor, der dazu antreibt, Zufriedenheit zu erlangen, die letztlich zur Befriedung mit sich selbst und dem eigenen Sein führt.
 
Und deshalb sind für mich gerade die Lenormandkarten mit ihren Bildern von Mäusen, Schlange, Eulen, Kreuz, Sarg, Ruten, Fuchs, Schlange, Wolken und Berg Weggefährten, die erst Dank des »Knotens«, den sie womöglich anzeigen, eine wesentliche Facette der betreffenden Persönlichkeit zeigen können, die auf Konstruktives verweist. Das Kapitel Die Schätze der Tiefe (Seite 125) geht auf dieses Thema im Besonderen ein.

Beziehungen - wie verbunden sind wir?

Das Kartenlegen mit den Lenormandkarten regt dazu an, sich mit den einzelnen Karten genauer auseinanderzusetzen, mehr in den Bildern zu sehen als Überschriften und Schlüsselworte hergeben, die natürlich gleichzeitig und sehr wohl zu Recht ihre Bedeutung haben.
Es geht um die Erweiterung dessen, was ist. Erhöhung, Vertiefung, wie immer Sie es nennen wollen. Und schon verbinden Sie sich mit den Darstellungen, schon sind Sie in einen Bezug zu etwas außerhalb von Ihnen getreten, dem Sie Bedeutung zumessen.
Nehmen wir die Karte des Fuchses. Sie steht u. a. für die Lüge. Wenn ich nun in diese Gestalt des Fuchses eintauche, mich hineinfühle, um für einen Moment ganz Fuchs zu sein und mich dabei ernsthaft frage, um was es wirklich geht, dann können Fragen auftauchen zu Themen wie: Wahrnehmung, Selbst- und Fremdwahrnehmung, Achtsamkeit, Gewahrsein, Wachheit, Bewusstheit, Ganz-bei-sich-Sein, Instinkt, Peripherie. Ihnen fallen voraussichtlich noch andere Begriffe ein. Dank dieses emotionalen und intuitiven Einlassens erschließen sich neue Perspektiven und Ebenen zur Aussage »Lüge« und erweitern sowohl den Blick wie auch die Einstellung. Eine spezifischere Deutung oder Fragestellung wird möglich.
Auf diese Weise werden die Karten zu einer lebendigen Schule des »Sich-in-Beziehung-Setzens«, denn sich auf jemanden oder etwas beziehen ist immer vital und ein Austausch von Energie. Und so kann dieselbe Karte heute dies bedeuten und morgen etwas anderes, ohne beliebig zu sein. Natürlich liegt das Potenzial unterschiedlicher Bedeutungen schon allein in den Kombinationen, in der sich die Karte heute oder morgen befindet. Doch darüber hinaus gehen wir mit jeder Frage eine einmalige Beziehung zu den Karten ein, sowohl die Fragenden wie auch diejenigen, die die Antwort finden. Eine solche Konstellation ähnelt einem Dreiklang: ich - du - sie (die Karten).
Ich beschreibe Ihnen hier eine Lebensform, welche die Dinge ausdrücklich aufeinander bezieht. Dies geschieht bei jedem von uns in der Regel sehr rasch und bleibt unbewusst, denn alles, was wir hören und erleben, setzen wir innerlich sofort in einen Bezug zu bereits vorhandenen Erfahrungen.
Ein Beispiel will zeigen, wie das funktioniert. Stellen Sie sich eine junge Frau vor:
 
Sie ist Sozialwissenschaftlerin - Inderin - HIV-infiziert - arbeitslos.
 
Welches Bild erscheint vor Ihrem inneren Auge? Wie verändert es sich mit jedem weiteren Begriff? Bejahung? Verneinung? Versöhnung?
Der Esoteriker, Autor, Komponist und Choreograf Georges I. Gurdijeff spricht in einem solchen Zusammenhang von genau diesen drei Grundpfeilern der Wahrnehmung. Wahrscheinlich haben Sie diese drei Stadien gerade beim Lesen erfahren, als Sie die Vorstellungsübung mit der jungen Frau machten. Welche Assoziationen waren bejahend, welche verneinend und ab wann empfanden Sie Versöhnendes, Verbindendes?
Auf dieselbe Weise will auch das Kartenlegen verstanden sein. Ja und Nein in den Karten verbinden sich in der Annahme! Dieses Versöhnen findet in der Tiefe statt, im Eintauchen in unsere Wurzeln, in der Beziehung zu uns selbst ohne äußere Rollen, Aufgaben und Zuständigkeiten, indem wir alle unsere persönlichen Anteile mehr und mehr zu uns nehmen und sie in unsere Persönlichkeit integrieren.
Diese Fähigkeit des bewussten Sich-Beziehens auf etwas und auf jemanden ist für jeden, der Karten legt, unabdingbar. Jeder Mensch hat bestimmte Bedingungen, wie er in Beziehung zu den Wesen und Dingen der Welt tritt, so auch zu den Karten. Ich zeige diese einzelnen Schritte ausführlich, um das, was wir täglich meist automatisch tun, in einer Legung mit Bewusstheit zu füllen, im Wissen um die Vielzahl von Ebenen und inneren Vernetzungen. Damit wir in Beziehung treten können, braucht es mindestens zwei Faktoren, ein Ich und ein Du oder ein Ich und ein Es.
1. In diesem Buch lernen Sie die Charaktere jeder einzelnen Lenormandkarte und deren Eigenschaften kennen. Jede fordert Sie auf, sich auf sie zu beziehen, einzutauchen in die verschiedenen Stufen der Wahrnehmung und deren Spiegelung.
2. Eine solche Betrachtung erlebt im Weiteren eine deutliche Ausdehnung, sobald zwei Karten miteinander kombiniert werden. Schon jetzt zeigt sich die Beziehungsvielfalt ganz offensichtlich.
3. Es geht weiter. Jede Karte will zusätzlich zu ihrer eigenen Aussage noch in Bezug zu einer Frage, einer Situation und weiteren Karten gesehen und verstanden werden.
4. Als Krönung dieser ganzen Beziehungspyramide stellen sich die Persönlichkeiten dazu, diejenige, die fragt, und diejenige, die antwortet.
Wenn Sie das Kartenlegen unter diesem Aspekt der Beziehungsaufnahme erleben, können Sie den Spiegel, den Sie durch die Legung erhalten, mit Leichtigkeit und Forscherdrang auf Ihre tatsächliche aktuelle Lebenssituation übertragen. Er spiegelt Ihre momentane Befindlichkeit, Ihre Fragen. Verstehen Sie diesen Spiegel als das, was er ist. Die Karten zeigen ein Abbild Ihres Lebens, ohne das Leben selbst zu sein. In dieser Haltung zum Kartenlegen bewahren Sie sich Freiheit und Unabhängigkeit, denn Verliebtheit in den Spiegel ist etwas völlig anderes als eine persönliche Beziehung zu sich selbst, zu anderen oder zu den Karten. Beziehungen finden dann statt, wenn ich mich einlasse. Es geht nur so. Dies liegt systemisch jeder Beziehung zugrunde und erst das Einlassen gebiert eine solche.
Und so will ich zu Beginn einer Sitzung zuerst wissen, wer fragt. Wer geht in Beziehung zu mir, zu den Karten und über die Karten und deren Deutung wiederum zu mir? Und was ist der Antrieb für eine Kartenlegung? Was bringt dieser Mensch mit?
Ohne fertige Antworten zu haben und ohne Rezepte anzubieten, lasse ich mich ein. In diesem Moment werde ich zur »Handreichung« und es ist etwas sehr Köstliches, für einen anderen Menschen Handreichung zu sein.
Damit Ihnen dies ebenso möglich wird, ist eine gewisse Lehrzeit vonnöten. Zeit, in der Sie sich sowohl das äußere Wissen und die Übung im Umgang mit den Lenormandkarten aneignen, wie sich auch Ihrer Fähigkeit, sich einzulassen, bewusst werden, auf die Karten, auf sich selbst, auf Ihre Tiefe und Ihre Intuition. Mit diesem Rüstzeug können Sie Ihre Beziehungsfähigkeit vertiefen und sie schließlich anderen schenken.
Je bewusster uns diese notwendige Fertigkeit, wird uns zu beziehen, desto deutlicher werden uns unsere eigenen »trennungsverursachenden« Rollenbilder und Verhaltensweisen. Ebenso klar sehen wir dann auch die jeweiligen Verhaltensmuster des Gegenübers, und werden mit uns und anderen nachsichtig. Dadurch ermöglichen wir Veränderung. Die Seele möchte die Trennung vom Urgrund überwinden, um dorthin zurückkehren zu können. Hier hilft ihr das Sich-Beziehen, um in diesen »Räumen« reichhaltigste Erfahrungen zu machen.

Madame Lenormand - Eine Meisterin des Kombinierens

Ich glaube, ich hätte sie gemocht, diese Marie Anne! Schon allein deshalb, weil mich Frauen, die den Mut haben, unbeirrt ihren eigenen Weg zu gehen und zu entwickeln, motivieren und beglücken. So ist sie mir Vorbild und rückenstärkende Ahnin zugleich. Ich lerne von ihr und von ihrer Art, öffentlich unkonventionell Frau zu sein und vor allem von ihrer Kunst, Wahrgenommenes so zu kombinieren, dass sie Menschen Wesentliches zu geben hatte. Wesentlich hieß damals, zu wissen, wer Feind, wer Freund war. Und so scheint Madame für die damalige Zeit grandios. Sie hat ihre Gabe zu ihrer Lebensaufgabe gemacht und ist allen Widrigkeiten zum Trotz ihrer Berufung treu geblieben.
Wir schreiben das Jahr 1772. Im französischen Alençon wird Marie Anne Adélaïde Lenormand von anscheinend wohlhabenden Eltern geboren, denn sie erhält Unterricht in einer Klosterschule, was ungewöhnlich für eine Zeit ist, in der Bildung dem männlichen Geschlecht vorbehalten war. Sie interessiert sich besonders für Mathematik und Physik, lernt Sprachen und die Symbolik der Astrologie und reist mit vierzehn Jahren nach London. Dort traut sie sich, öffentlich das auszudrücken, was sie an Bildern vor ihrem inneren Auge sieht.
Ein Jahr später richtet sie sich eine Wohnung in Paris ein, in der sie ihre ersten Kunden und Kundinnen empfängt. Napoleon setzte ihr nach, brachte sie oft genug in den Kerker und verbot ihre Vorhersagen. Gleichzeitig war sie mit seiner Gemahlin, Kaiserin Josephine, aufs Engste befreundet. Jeder, der es sich leisten konnte, konsultierte ihren Rat. Aus allen sozialen Schichten, im Besonderen der des Adels, suchten Menschen sie weit über die Grenzen Frankreichs hinaus auf.
Geschäftstüchtig und unverheiratet, gebildet und mit seherischen Gaben ausgestattet, politisch interessiert und informiert, unerschrocken, die Öffentlichkeit liebend und sie mit ihren entschlossenen Aussagen konfrontierend, schriftstellerisch tätig und überaus belesen: das ist Madame zu einer Zeit, da dies keine Frau schmückte. Sie liebte außerdem Musik, Malerei und Literatur.
Was tat sie während ihrer Sitzungen? Ihre Assoziationsfähigkeit, alles Wahrgenommene miteinander verknüpfen zu können, war - mögen wir der Überlieferung glauben - brillant. Wie viel davon war schlicht eine seherische Gabe oder meisterlich geschicktes Verknüpfen aller Insiderinformationen dank ihrer unzähligen Informanten und Kontakte? Sie las, nachdem sie ihre Kunden und Kundinnen mithilfe von wohl vierzehn verschiedenen Kartendecks und symbolischen Systemen wie Kabbala, Astrologie, Handlesen, Chiromantie, Geomantie und Numerologie befragt hatte, aus all diesen kombinierten Systemen wie aus einem Buch.
Marie Anne Adélaïde Lenormand ließ sich von keinen der vielen Verbote und Gefängnisstrafen einschüchtern. Diese wurden u. a. deshalb über sie verhängt, weil den Mächtigen ihr Treiben und ihre treffsicheren Vorhersagen missfielen. Welche Kraft und Überzeugung muss in ihr gewohnt haben, sich und ihrer Art, Mensch und Frau zu sein, treu zu sein und zu bleiben?
Der Spur dieser Frau zu folgen, den auch uns innewohnenden Bilderreichtum zu entdecken und dabei die eigene Verbindungsfähigkeit zu schulen, ist Madames Angebot an uns. Sie ging uns »königlich« voraus, in ihren Fußspuren können wir Schritt für Schritt weiterschreiten.
Wenn es uns zudem gelingt, das überalterte Freund/Feindbild zu verlassen und wir den Lenormandkarten gestatten, uns für ein konstruktives Weltbild zu öffnen, wird jede Aussage die Persönlichkeit stärken und zu eigenen schöpferischen Schritten initiieren.

Wie Kartenlegen funktioniert - Gehirnforschung und Spiegelneuronen

Obwohl ich nun schon so lange Karten lege, erstaunen und überraschen mich zahlreiche Legungen immer wieder aufs Neue. Es berührt mich bis ins Innerste, wenn sich durch das Kartenbild vor meinen Augen eine Spiegelung der Wirklichkeit auftut, wie sie offenbarer nicht hätte sein können. Eine tief empfundene Wahrheit breitet sich zwischen meinem Gegenüber, den Karten mit ihren Botschaften und mir aus. In diesen Raum der subjektiven Empfindung scheint sich das Universum dazuzugesellen und alle Antworten scheinen im selben Augenblick auf die passende Frage zu warten. Was geschieht da?
Wie ist es möglich, dass 36 allgemein gehaltene Abbildungen symbolischer Lebensinhalte dem Individuum genau das spiegeln, was ihn fragen macht? Wie ist es zudem möglich, dass ich als Außenstehende dies »simultan« übersetzen kann?
Diesem »Wunder« scheint die Gehirnforschung auf die Spur gekommen zu sein. Zumindest entspricht meinem Verständnis von dem, was ich über die Spiegelneuronen lese, dem von mir wahrgenommenen Phänomen.
In dem Buch Warum ich fühle, was du fühlst (Heyne 2006) berichtet der Psychoneurologe Joachim Bauer über die Entdeckung von »Asterix« und »Obelix«. So nennen Gehirnforscher zwei Nervenzellen in unterschiedlichen Gehirnarealen, die Namen erinnern an den intelligenten Planer »Asterix« und den handlungsausführenden »Obelix« aus den Comics von René Goscinny und Albert Uderzo.
In einer Versuchsreihe wurde einem Affen eine Erdnuss auf ein Tablett gelegt. Der Affe griff danach. Jedes Mal feuerte zuerst das Handlungsneuron »Asterix« aus der prämotorischen Hirnrinde und danach das Bewegungsneuron »Obelix« aus der benachbarten motorischen Hirnrinde ein bioelektrisches Signal ab, das zuerst die Planung der Handlung und danach die Muskeln zur Ausführung derselben in Gang setzt. Diese wiederholbaren Beobachtungen führten zu der Erkenntnis, dass jede Zelle ihren ganz spezifischen eigenen Plan zu haben scheint, denn wenn der Affe lediglich die Nuss sah oder eine andere Greifbewegung mit der Hand machte, reagierte weder die eine, noch die andere der beiden Zellen. Dass es wirklich der Handlungsplan dieser einen Zelle war, wurde ersichtlich, als der Affe in völliger Dunkelheit nach der Nuss zu greifen hatte, die er kurz zuvor bei Licht gesehen hatte. Die Aktion wurde wieder mit dem Abfeuern des bioelektrischen Signals eingeleitet. Dasselbe wiederholte sich auch, wenn der Affe lediglich beobachtete, dass jemand nach der Nuss griff.
Daraus leiten die Forscher die erstaunliche Entdeckung der neurobiologischen Resonanz ab, welche beschreibt, dass Nervenzellen zum einen im eigenen Körper ein bestimmtes Programm realisieren können, und zum anderen, dass diese ebenso aktiv werden, wenn beobachtet wird, wie ein anderes Wesen dieses Programm in die Tat umsetzt. Die Neuronen spiegeln das wahrgenommene Verhalten und werden deshalb Spiegelneuronen genannt. Geräusche, die dem gespeicherten Programm innewohnen, rufen ebenfalls dieselbe Spiegelung hervor und aktivieren die bioelektrischen Signale der Neuronen. Beim Menschen genügt es sogar, über eine bestimmte Handlung zu sprechen, von einer Handlung zu hören, um die Neuronen in Resonanz zu bringen. Sobald ein Mensch Handlungen anderer beobachtet, aktivieren sich die eigenen Neuronennetzwerke, wie wenn er selbst der Handelnde wäre. Auch wenn ein Mensch sich diese Handlung nur vorstellt, sind bioelektrische Signale messbar. Diese Spiegelung geschieht simultan, unwillkürlich und ohne Nachdenken. Dabei versteht der Beobachtende das Gesehene, wie wenn er selbst gehandelt hätte.
Letztlich ist genau dies unser Alltag: wir treten unentwegt innerlich in Resonanz zu den Bewegungen des Lebens, das uns umgibt. Diese allgegenwärtigen Spiegelungen führen dazu, dass Situationen für uns vorhersehbar werden. Sie lassen uns ahnen, was kommen könnte. Dies nennen wir Intuition.
Die Forscher fanden bei der beschriebenen Versuchsreihe mit dem Affen diese intuitive Vorhersehbarkeit von Konstellationen. Das Tier sah kurz die Nuss, die anschließend von einer Platte verdeckt wurde. Kam nun seitlich jemand und griff nach der Nuss, was der Affe nur an dem sich in Richtung Nuss bewegenden Arm erkannte, wurde auch hier sofort das Handlungsneuron aktiv und setzte bioelektrische Signale ab. Das machte deutlich, dass ein kurzer Eindruck genügte, um das dazu passende Spiegelneuron Nachfolgendes »wissen« zu lassen.
Dies gilt auch für die Ebenen von Fühlen und Empfinden. Denn mit dem, was das Gehirn spiegelt, schwingt die Psyche gleichfalls mit und lässt die Spiegelneuronen spontan die Gesamtheit des Möglichen in uns aufscheinen. Da dem Netzwerk einer sozialen Gemeinschaft systemisch zahlreiche gleichartige Erfahrungsschätze zugrunde liegen, verbinden uns Menschen insofern unermessliche und übereinstimmende Handlungs- und Bedeutungsräume, so dass Übereinstimmung, Intuition und Ahnung Ausdruck der Resonanzfähigkeit und des Erfahrungsreichtums der jeweils Beteiligten sind. Die zusätzlich notwendige Fähigkeit, Wahrnehmungen zu beleuchten und zu analysieren, schließt das kritische Erleben und die Analyse eines möglichen Nutzens auf der Verstandesebene in gleichen Maßen ein. Spiegelneuronen liefern hier schnelle Ergebnisse, sie sind zu jeder Zeit »online«, wie es Joachim Bauer in seinem Buch ausdrückt. Die Resonanzfähigkeit unserer Zellen lebt von der Lebenseinstellung der Bejahung und der Befriedung. Unter Angst und Druck,
Abbildungen aus den Lenormand-Karten Blaue Eule mit freundlicher Erlaubnis des Königsfurt-Urania Verlags © 1970 AGM AGMüller Urania
 
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.
 
© Heinrich Hugendubel Verlag, Kreuzlingen/München 2008
Alle Rechte vorbehalten
 
eISBN : 978-3-641-03657-7
 
Leseprobe
 

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