Das medizinische Prinzip - Christoph Lohfert - E-Book

Das medizinische Prinzip E-Book

Christoph Lohfert

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Beschreibung

Ein Therapievorschlag für unsere Krankenhäuser

Notfall Krankenhaus: In unseren Kliniken regieren nicht mehr die guten Götter in Weiß, sondern längst der Markt. Der Wettbewerb nährt eine Gesundheitswirtschaft, die alle möglichen Interessen befriedigt – nur die Gesundheit des Patienten wird hintangestellt, ist eher Mittel zum Zweck. „Das medizinische Prinzip“ als Gegenpol zum „Ökonomischen Prinzip“ ist ein dringend notwendiger Therapievorschlag, der Organisation und Kommunikation in unseren Krankenhäusern auf den Kopf stellt: Damit der Patient wieder in den Mittelpunkt ärztlichen Handelns rückt.

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Christoph Lohfert

Das Medizinische Prinzip

Handbuch für das Krankenhaus der Zukunft

Knaus

1.Auflage

Copyright © der deutschenAusgabe 2013

beimAlbrecht Knaus Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Gesetzt aus der Rotation von Uhl + Massopust,Aalen

ISBN 978-3-641-13349-8www.knaus-verlag.de

Inhalt

Vorwort

Kapitel 1 Der Fall M.: Eine Patientengeschichte

Kapitel 2 Die Diagnose: Chaos im Krankenhaus

Medizin heute

Die Macht des Wettbewerbs

Spielplatz Krankenhaus

Angst und ihre Folgen

Der Befund

Kapitel 3 Die Therapie: Das Medizinische Prinzip

Die Vision einer neuen Medizin

Kommunikation, Koordination und Kooperation: Zusammenarbeit statt Wettbewerb

Der richtige Mitarbeiter am richtigen Platz: Wie man Patienten begegnen sollte

Wider das Chaos: Eine neue Organisationskultur schaffen

Besser statt mehr: Die finanziellen Mittel richtig einsetzen

Vom Kleinen zum Großen: Zehn Schritte zur Umsetzung des Medizinischen Prinzips

Kapitel 4 Der Fall M.: Fünfzig Jahre danach

Dank

Vorwort

Ich kann die Uhr nicht lesen, die an der Wand über dem Bett hängt. Nicht einmal schemenhaft erkenne ich die Zeiger.Aber ich höre die Geräusche um mich herum. Es piept hier, es summt dort, schlurfende Schritte. Eine merkwürdigeAtmosphäre, ein irgendwie beißender, aber mir bekannter Geruch. Ganz langsam taucht das Bewusstsein aus dem Meer der Ohnmacht auf. Und aus einer schwachen Erinnerung spüre ich die Gewissheit hochkriechen: Ich liege auf einer Intensivstation.

Jetzt wird die Erinnerung klarer: Das hatten die Ärzte gesagt vor der Operation. Wenn die Sache – sie hatten tatsächlich »DIE SACHE« gesagt – größer sei, müsse ich mit ein paar Tagen auf der »Intensiv« rechnen. Das sei ganz normal. Mein Bauch, die Sache also, tut scheußlich weh, fühlt sich an wie ein lodernd brennendes Schlachtfeld. Ein paar Tage später werde ich erfahren, dass die Periduralanästhesie nicht funktioniert hat, so etwas kommt vor. Die Folge: Schmerzattacken und Krämpfe wie Salven von Maschinengewehrfeuer jagen durch meinen Bauch, der nach der sechsstündigen Operation schlimmer aussieht als eine unaufgeräumte Schublade.

Neben mir auf der Intensivstation liegt eine Frau, die ihren Psychokoller hat, postoperatives Durchgangssyndrom nennen die Ärzte das. Sie schreit im wahrsten Sinne des Wortes die Station zusammen. Sie will unbedingt nach Hause. Jetzt! Sie will sofort ihren Kanarienvogel füttern. Ärzte und Pflegepersonal sind am Nachbarbett versammelt und versuchen, die Frau zu beruhigen. Es gelingt nicht.

Die Stunden kommen mir endlos vor, aber auf mein Zeitgefühl ist ohnehin kein Verlass. Ich weiß nicht, ob es Nacht ist oder Tag. Fragen kann ich niemanden, denn ich kann nichts sehen und nicht sprechen. Bewegen kann ich mich auch nicht, alles voller Schläuche, Kanülen, Infusionen, Drainagen, Sonden, Katheder. In diesem Drahtverhau kann ich meine Lage nicht verändern. Die ersten Druckstellen sind zu spüren. Das kann ja heiter werden.

So richtig bei Bewusstsein bin ich nicht, aber so viel habe ich schon mitbekommen: Ich bin schlimmer dran, als vor der Operation zu erwarten war, viel schlimmer. Ich bewege mich vielleicht bei einem Prozent meiner Lebenskraft. Hätte ich gewusst, was auf mich zukommt, nie hätte ich mein Einverständnis zur Operation gegeben. Denke ich jetzt. Na ja, richtiges Denken ist das nicht. Mehr eine Mischung aus Schmerzen,Angst und großer Unruhe, Stress pur.

In diesem Stadium zwischen »Noch-bewusstlos«- und »Schon-aufgewacht«-Sein spüre ich plötzlich irgendetwas. KeineAhnung was oder wie.Aber es ist da, ein Gedanke kommt an die Oberfläche, formt sich, vielleicht auch nur als Folge der starken Schmerzen. Dass die Ärzte die Schmerzen nicht in den Griff bekommen können! Und dabei heißt es doch immer, in deutschen Krankenhäusern muss kein Patient Schmerzen leiden. Pustekuchen.

Die Halluzinationen verlaufen sich schließlich in den anflutenden Schmerzkaskaden, verschwimmen langsam im Niemandsland der Panikattacken, die wieder über mich hinwegbranden. Das schwarze Tuch der nacktenAngst legt sich erneut wie ein Schatten über mich. Obwohl ich mich später an nichts mehr erinnern kann, an absolut nichts aus den Phasen desAufwachens und der Intensivmedizin, der Gedanke an das Gefühl während derAufwachphase bleibt allgegenwärtig. Er begleitet mich, irgendwie sorgt er dafür, so scheint es mir, dass der Heilungsverlauf trotz der großen Operation bilderbuchmäßig verläuft, keine Wundheilungsstörung, nichts! Kein Zwischenfall. Gar nichts, nicht einmal ein bisschen Fieber. Nach zwei Wochen verlasse ich die Klinik und spaziere wohlgemut in die Reha. Toll gelaufen.Alles.

Und das war der Gedanke, der mich getragen hat: Was mache ich mit dem Stückchen Leben, das ich noch einmal geschenkt bekommen habe? Was mache ich mit meinen fünfundsiebzig Jahren mit diesem kleinen Zusatzleben? Ich könnte versuchen, die Erfahrungen aus bald fünfzig JahrenArbeit im Krankenhaus und als Patient weiterzureichen an die, die am meisten für die Patienten tun, die am dichtesten dran sind am kranken Menschen und die so schnell etwas falsch oder richtig machen können: Ärzte, Schwestern und das übrige Personal im Krankenhaus.

Es ist unbestritten: Ohne die Medizin, ohne die »Kunst der Ärzte«, wäre ich nicht mehr am Leben. Mir wäre es ergangen wie den Menschen früher – ich wäre mausetot wie all die vielen, die die Medizin nicht hat retten können. Betrachtet man die letzten Jahrzehnte, hat die Medizin als »Erfahrungswissenschaft« eine unglaubliche Entwicklung durchschritten, die jedem Beobachter vor Bewunderung denAtem rauben muss. Von der Entdeckung der Blutgruppen, derAntibiotika, der Entwicklung modernerAnästhesieverfahren und neuer Operationstechniken bis zu den Hightechverfahren der Gentechnologie: Die Liste der Erfolgsgeschichten scheint endlos. Ein paar Schönheitsflecken mag es geben, hier und dort, in der Krebsbekämpfung beispielsweise ging es nur in kleinen Schritten voran, jedenfalls nicht rasch genug für ungeduldige kranke Menschen.Aber alles in allem ist die Medizin eine Erfolgsgeschichte ohnegleichen.

Allerdings kommen inzwischen nach meiner Beobachtung diese Erfolgsmeldungen aus der Medizin immer weniger bei den Patienten an. DieAntibiotika haben nicht verhindern können, dass sich das Infektionsproblem in den Krankenhäusern ausbreitet, die Erfolge der Transplantationsmedizin sind durch Missbrauch in Verruf geraten, und zu viele Menschen in den Krankenhäusern sterben durch simple Organisationsfehler. Der Erfolg der Medizin kommt nicht in vollemAusmaß beim Patienten an. Viel zu viele leiden unnötig, von derAngst der Patienten vor dem Krankenhaus gar nicht zu reden. Bevor ich darauf näher zu sprechen komme, möchte ich Ihnen die Krankengeschichte von M. erzählen.An ihr wird vieles deutlich, was heute in unseren Krankenhäusern imArgen liegt, sie sollAusgangspunkt derAnalyse sein.

C. Lohfert

im Herbst 2013

Kapitel 1 Der Fall M.: Eine Patientengeschichte

Der Flur ist leer, geradezu trostlos. So sind sie ja alle, die Krankenhausflure, einer wie der andere, austauschbar, identitätslos. Dieser Flur spricht Bände: Er ist lang und gleicht einer alten Schachtel, die schon bessere Tage gesehen hat. Die gelben Wände erinnern an Wüstensand, abgeblättert die Farbe, verziert mit ein paar vergilbten Kalenderfotos, schief aufgehängt, ihre Eselsohren sind eine Beleidigung für dieAugen.

Die Botschaft ist klar. Hier ist Krankenhaus – und hier wird es bald ungemütlich. Brutal zweckgerichtet wie städtische Ordnungsämter, wie schmuddelige Bahnhöfe oder Flughäfen, gleichartig, monochrom, irgendwie ungesund.Aber wer sitzt hinter diesen Türen? Medizinmänner, auf diesem Flur liegen die Chefarztbüros und Sekretariate.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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