Das perfekte Verbrechen - Silke Böhm - E-Book

Das perfekte Verbrechen E-Book

Silke Böhm

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Beschreibung

Was ist Das perfekte Verbrechen? Ein Verbrechen, das gar nicht wahrgenommen wird. Bis auf das Opfer. Silke Böhm erzählt ihre Geschite, die das Thema Gaslighting beinhaltet, an manchen Stellen mit brutaler Härte die Realität zeigt und von Drogen und Sex, Beziehungsprobleme, zwischenmenschlichen Beziehungen handelt. Sie gibt erschreckende Einblicke in die Psyche und sexuellen Vorlieben von Männern und zeigt die traurige Wahrheit der "vergessenen Seelen" in den Psychiatrien. Dieser autobiografische Roman zieht sich von einer Kleinstadt im Osten Deutschland , über die Upperclass bis in die U.S.A. und den dunklen Teil der Gesellschaft und die staatlichen Psychiatrien. Erschütternde Schicksale, mit Sarkasmus und Zynismus beschrieben und gleichzeitig Warnung, dass nicht nur jeder seelisch erkranken, sondern Opfer einer "Gewaltspirale", besonders des Gaslightings, werden kann. Der Ausgang ist wie das Leben, offen und unberechenbar: Life's a bitch.

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Triggerwarnung: Das folgende Buch beschreibt den (emotionalen) Missbrauch durch Gaslighting. Bei manchen Leser:innen können die geschilderten Erlebnisse negative Reaktionen auslösen. Bitte sei achtsam beim Lesen, ob du dich von den Schilderungen getriggert fühlst oder nicht. Und suche dir ggf. Unterstützung zu diesem Thema.

Inhalt

Gaslighting

»Vollidiot«

Der Beginn von Gaslighting, die perfide Manipulation

Ein Morgen, der alles veränderte

Ein Donnerstag, der das Leben veränderte

»Psychoknast Wasn«

Stan und ich in der Geriatrie

Ein Leben am Limit

Das irre Leben in der Geriatrie

Satisfyer & Co. – von den Neunzigern bis heute

Arno

Calvin

Drugs and SEX

Stan

Umverlegung nach Untergolumi

Bruce, der Campus, Marlon und Richard

Alma Mater an der »Elite-Uni« mit Sabia, Mia & Malina

Pjotr

Neuanfang in Zwankau

Auf dem Weg nach L. A.

Kleiner Ausflug in die Vergangenheit mit Marlon

Allein in L. A. mit Levi

Von L. A. nach San Francisco

Und plötzlich kam Brady

Zurück in Deutschland, Bruce is back

Und dann kam Maurice

Jason

Die Hölle reloaded

Medikamentenhölle »Untergolumi«

Gaslighting

Das perfide Spiel mit der Macht

Tim, Armin

Rocco

Bastian

Sina

Neuroleptika

Bastians sexuelle Vorliebe

Kurzer Rückblick zu Pepe

Bastian

Adrian

Seelische Gewalt

Gaslighting

Gaslighting wird immer wieder in den Medien erwähnt. Aber wie perfide das perfekte Verbrechen ist, habe ich am eigenen Leib erfahren. Und zwar mit aller Härte und Brutalität.

Gaslighting kommt von Gaslicht, basierend auf dem Film von 1940. Ein Thriller, wo ein Ehemann seine Frau in den Wahnsinn treiben will. Der Film hatte ein Happy End dank eines umsichtigen Kommissars. Im normalen Leben leider nicht immer. Zurück bleiben die Opfer mit seelischen Schäden oder begehen sogar Suizid.

Mein Fall war leider nicht mit einem Happy End. Der umsichtige Kommissar brachte mich in die Psychiatrie, die Täter an mein Eigentum und die Kontrolle und Dominanz über mich und nach der »Neueinstellung« in die Isolation und Einsamkeit. Der Satz: »Mädchen, die pfeifen, und Hühner, die krähen, sollte man den Kopf umdrehen!«, traf bestens auf mich zu.

»Vollidiot«

Doch langsam. Vor Jahren hatte ich eine seelische Erkrankung, die richtige Therapie bekam ich nie, aber ich arrangierte mich. Inoffiziell galt ich als Persönlichkeitsstörung, keine multiple. Was genau in mir vorging nach der Drogenpsychose interessierte auch keinen. Offiziell galt ich als »Vollidiot«, auch dass ich unter einer extremen Angststörung durch meinen damaligen sucht- und gewaltbereiten Ex-Freund litt, interessierte eigentlich niemanden. Genauso wenig, dass ich in Panik lebte. Ich war ja einmal der offizielle »Vollidiot«. Letztes Jahr noch bat ich meinen damaligen Therapeuten, weil es mir besser ging und ich eine neue Herangehensweise benötigte, um eine Differentialdiagnose. Doch er meinte: »Das kriegt doch jeder mit, wie klar und differenziert Sie denken.« Was für ein Witz und der fatalste Fehler überhaupt. Das Schicksal sollte mich eines Besseren belehren.

Ich stand jahrelang unter Medikamenten, Neuroleptika. Was es mit meinem Körper anrichtete und geleugnet wird, kann ich kurz erwähnen. Meine Brüste und Eierstöcke sind voller Zysten und die Gebärmutter musste mir aufgrund eines gutartigen Tumors entfernt worden. Meine von Kindheit an geschädigte Niere ist kaum mehr auf dem Röntgenbild zu erkennen, in der Leber ist eine Malformation. Vor geraumer Zeit traten extreme gesundheitliche Probleme infolge einer Vierfach-Impfung auf. Ich rief panisch bei meinem Therapeuten an, doch der war wie immer nicht zu erreichen. Ein Psychiater von der Krankenkassenhotline meinte, nach so langer Zeit sollte man doch endlich die Neuroleptika absetzen. Mit Hilfe eines Heilpraktikers, der aus der Schulmedizin kam, setzte ich sie ab und mir ging es blendend. Ich war die Frau, die ich vor dem Ganzen war.

Die Frau vorher war plötzlich nicht mehr träge, dumm, und eingeschüchtert. Sie war stark, mutig und aufbrausend, wenn man ihr wehtat. Sie ließ sich nichts mehr gefallen, aber das sehr zum Leidwesen meiner verbleibenden Familie, meiner erwachsenen Tochter und meines Vaters. Meine Tochter unterstützte mich sogar noch bei meiner Medikamentenfreiheit und wir hatten ein unglaublich gutes Verhältnis. Doch plötzlich zogen Wolken auf. Meine Sachen wurden manipuliert. Klingt suspekt, aber so ist es. Anfangs dachte ich, ich spinne.

Der Beginn von Gaslighting, die perfide Manipulation

Vor geraumer Zeit steckte mir ein freiberuflicher Schriftsteller seine Visitenkarte zu. Als ich ihn kontaktieren wollte, war sie plötzlich aus meinem Portemonnaie verschwunden. Ich dachte, ich hätte sie verloren. Da ich sie abfotografiert hatte, suchte ich auch nicht weiter. Doch es ging weiter. Es war nur der Anfang des Ganzen. Das Sonnenöl, der Tangle Teezer verschwanden. Immer noch im Glauben, ich habe es wahrscheinlich verloren, kaufte ich die Sachen immer nach. Das Obst wurde weniger, obwohl keiner Obst außer mir aß, von zehn Slips aus der Waschmaschine, die ich aufhängte, hingen im eigenen Haus nur noch vier. Löcher, riesengroße, tauchten auf dem T-Shirt meiner Tochter auf, das man für meins hielt, und ich dafür von meiner Tochter attackiert worden bin, dass ich ihre »Marken-T-Shirts« absichtlich zerstöre, BHs verschwanden, Designerschuhe und Kleider. Als ich einmal das alles ansprach, meinte meine Tochter, ich sei wahnsinnig. Meine monatlich abgesparte Hautcreme, genauso wie Margarine und Essen nahmen inadäquat zu meinem Verbrauch ab. Als dann aus der Glasvitrine die Andenken meines Großvaters und aus meiner Vitrine Wertgegenstände verschwanden, sprach ich meinen Vater daraufhin an. Er meinte, weil wir so viele Hausschlüssel für unser Eigenheim schon verloren hatten, das seien Leute von außen.

Nur merkwürdig. Mein Vater war fast den ganzen Tag zu Hause. Das Dilemma nahm nicht ab. Meine Cousine griff mir finanziell unter die Arme und ließ mir ein Sicherheitsschloss mit Schlüsselkarte in die Haustüre bauen, und ich mir eins in mein Wohnzimmer. Wie auch immer es geschehen sein mag, es existieren zu meinem Wohnzimmer Nachschlüssel. Wie auch immer das gelaufen ist, selbst ein zweites Sicherheitsschloss brachte keine Ruhe. Trotz abgesperrter Türe »verschwanden Kleidungsstücke wie von Geisterhand«.

Die abergläubische Tante meinte, es sind vielleicht Geister. Obwohl ich wirklich viel glaube, kann mir das keiner einreden. Dazu bin ich zu sehr Realistin.

So beschloss ich, »detektivisch« vorzugehen.

Ich wollte eine Überwachungskamera installieren, doch just in dem Moment gingen mein Laptop und mein Smartphone kaputt. Meine Passwörter waren auch kein Geheimnis, wohl angemerkt. Aber ich sah noch keinen Zusammenhang. So hatte ich keine Möglichkeit, mit dem Internet verbunden zu sein.

Trotz aller Schikanen begann ich nach und nach mein altes Leben wieder zu beleben. Ich war vor den Medikamenten eine trainierte Sportlerin.

Man sagt ja, alle sieben Jahre erneuert sich ein Mensch komplett. Und so begann ich genau dort, wo ich vor Jahren aufhörte.

Mit konsequentem Training und Ernährungsumstellung. Doch anstatt sich mit mir zu freuen, schlug mir grenzenloser Hass entgegen. Meinem Yogatraining stand mein Vater mit Spott und Hass gegenüber. Permanent fehlte etwas anderes von meinem Yogaoutfit, bald die Socken, bald das Handtuch und zum Schluss das T-Shirt. Die Yogalehrerin beäugte mich schon merkwürdig. Aber ich spielte alles herab.

Da ich auch nicht über ein unbegrenztes finanzielles Budget verfüge und ich jahrelang als »Zahlsau« von meiner Familie missbraucht worden bin, wurde ich auch noch finanziell erpresst. Aber ich glaube, selbst bei einem höheren Einkommen könnte man sich die Hermès-Tasche oder Gucci-Tasche anstelle meiner Desigual-Tasche nicht fortwährend nachkaufen.

Ich sprach mit meinem ehemaligen Therapeuten darüber und bat um eine Psychotherapie gegen Gaslighting, eine Verhaltenstherapie, wie ich damit umgehen soll. Ein lapidares »Man verlegt halt Sachen« kam zurück. Und anstatt mich in meiner Heilung und meinem Streben nach eigenem Leben zu unterstützen, nahm er mir plötzlich und überraschend den Medikamentenspiegel, obwohl ja kein Medikamentenzwang angeblich herrschen würde und ich ja »so klar und differenziert denke«, Eingangszitat. Er stellte fest, dass ich medikamentenfrei war, und ihm war »klar«, dass es alles Einbildung ist und ich alles falsch deute.

Denn anstatt mir in mein »neues Leben«, den Schritt zurück ins Leben zu helfen, ging der absolute Wahnsinn gegen mich los.

Ich bat ihn um Geduld, weil ich unter gesundheitlichen Schäden durch die Vierfach-Impfung litt, und wollte es durch eine Überweisung in die Immunologie bzw. durch Eigenbluttherapie kurieren. Doch das Leben eines »Vollidioten« hat keinen Wert, wie ich dann erfuhr.

Ein Morgen, der alles veränderte

Eines Morgens ging ich zu meiner Hausärztin, ich weiß nicht, wer sie anrief, dass ich medikamentenfrei war, ich nicht. Jedenfalls war ich die erste Patientin und saß gleich neben der Behandlungszimmertüre, da dachte ich, ich spinne. Aber es war real.

Ich hörte, wie sie den Notruf rief: Hier sei eine Patientin, die wäre medikamentenfrei. Sie mache Urlaub und ihr sei die Sache zu unsicher. Ich wollte mit ihr wegen der Überweisung in die Immunologie reden und einen Gesprächstherapeuten wegen dem Gaslighting und den von mir selbst schon entfernten Holzbock begutachtet haben, da rief sie eine Schwester und notierte, seit wann ich medikamentenfrei bin, um mich anzuzeigen. Ich sollte im Behandlungszimmer warten und eine Schwester mir den Weg versperren. Ich rannte wie irre aus der Praxis und rief zu meiner Tochter, sie soll mich nach Leipzig in die Hubertusklinik fahren. Mit anderen Worten, ich bekam keine Überweisung in die Immunologie, keine Gesprächstherapie und den Holzbock ließ ich später in der Notaufnahme mit entzündungshemmender Salbe behandeln. Im Nachhinein wird dieser Vorfall mir sogar noch als Wahngedanke unterstellt. Dass alles gar nicht so stattgefunden hätte, alles ganz anders gewesen wäre und dass es typisch für meine Wahngedanken ist.

In Leipzig durch pures Glück, Gottes Wille oder dank universeller Gesetze kam ich in die Klinik und man bescheinigte mir volle Zurechnungsfähigkeit und keinen Grund für eine Einweisung.

Anscheinend von meiner Flucht überrascht, rief meine Hausärztin bei meinem Vater an: Sie hätte keine weiteren Schritte unternommen. Im Nachhinein weiß keiner mehr etwas von dieser Aktion. Alle Beteiligten haben jetzt »Amnesie« und ich »Wahnvorstellungen«.

Doch das war erst der Anfang einer ganzen Intrige gegen mich. Erbost, schockiert und frustriert bat ich meinen ehemaligen Therapeuten noch einmal um ein Gespräch, wo ich ihn fragte, ob er meine Hausärztin informiert hätte. Woher sie weiß, dass ich medikamentenfrei sei.

Er verneinte und meinte, das würde gegen die ärztliche Schweigepflicht verstoßen. Wer also informierte die Hausärztin? Ich bat ihn um Entbindung, dass ich »frei« bin, und er bescheinigte mir volle Zurechnungsfähigkeit. Ich war überrascht und alles schien gut.

Er unterschrieb mir eine Vereinbarung, in der volle Zurechnungsfähigkeit und die Entbindung seiner Zuständigkeit standen. Genauso beinhaltete er die Vereinbarung, dass das medizinische Personal weder meine Diagnosen weiterverbreiten dürfe, noch dass mir »nachgestellt« wird. Er kopierte sich den Zettel und ich behielt das Original.

Außer ihm und mir wusste von diesem Zettel, diesem Schreiben keiner.

Diesen bewahrte ich in meiner weißen Dokumentenbox auf, die abschließbar war. Doch es ist das Unglaublichste, in meiner Abwesenheit hat nicht nur jemand einen Nachschlüssel zu meinem Wohnzimmer, sondern auch zu meiner Box gemacht. Der Brief wurde gestohlen. Als ich einmal sagte, ich habe die Bestätigung, dass alles »gut« ist, meinte mein Vater schadenfroh: »Ach ja, zeig doch mal!« Und als ich sagte, sie fehlt, meinte er: »Da sieht man, dass du spinnst!«

Ich bekam Panik, wurde immer schussliger. Nichtsdestotrotz besuchte ich die Ärztin, die Eigenbluttherapie anbot. Der Termin sollte zu meinem Geburtstag sein. Da ja mit mir sowieso niemand drei Tage irgendwohin fahren wollte, damit ich zur Ruhe kommen kann und Distanz gewinne, dachte ich: Es ist ein Geschenk des Universums für vielleicht mein »zweites Leben«.

Doch es sollte anders kommen. Mein Termin stand groß und fett im Kalender, der in der Küche hing.

Aber die häusliche Situation spitzte sich zu

Immer mehr Sachen musste ich mir nachkaufen, was mir dringend an Geld für die Eigenbluttherapie fehlte, aber familiär war ich das letzte Glied in der Nahrungskette. Da wurden so »wichtige« Dinge wie wertlose Münzen für viel Geld, ein Ersatzkühlschrank, überteuerte, wertlose Dinge gekauft, irgendwelchen windigen Betrügern Geld versprochen usw.

Hätte ich um Hilfe oder Geld gebeten, wäre der lapidare Spruch gekommen: »Ich kann dir auch nicht helfen und Geld habe ich keins.« Das Irre, zum Arbeiten kam ich nicht, weil ich fix und fertig von dem Gaslighting war, und dann kam noch der spöttische Spruch: »Geh arbeiten, du faule Sau.« Oder: »Du bist nur neidisch und habgierig auf mein Geld.«

Die Übergriffe waren perfekt. Das ganze Umfeld bekommt den Eindruck, ich bin eine unaushaltsame, »schwerbehinderte« Frau, mit der es die »Familie« gut meint und sie es ganz schwer haben. Keiner durchschaut das Spiel, dass meine Heilung verhindert wurde. Ich war erstaunt über die hohe Intelligenz und wollte erfahren, wer dahinterstand. Mein Vater war ein Patriarch und ein Choleriker, das war klar. »Ich war nur eine Frau«, und meine Mutter durfte auch nicht arbeiten. Meine Tochter intelligent, aber bis zum letzten Jahr nie daran interessiert, mir zu schaden, im Gegenteil. Natürlich fielen hin und wieder einmal beleidigende Worte beiderseits, aber Mobbing konnte man es nicht nennen.

Wir sind zwar ein Akademikerhaushalt, aber hinter diesem manipulierten Umfeld stand eine Person wie »Hannibal Lector«. Bösartig, genial, ja grandios.

Mein Vater meinte auch noch im letzten Jahr, als sich die familiäre Situation zuspitzte: »Ich kann dir extrem gefährlich werden!« Ich dachte, es sei wieder eine cholerische Drohung und dachte mir nichts Ernstes dabei. Doch ich sollte bald eines Besseren belehrt werden.

Meine Tochter, die wie eine Freundin war, entfremdete sich emotional immer mehr von mir und meinte, ich solle die Schuld bei mir suchen. Ich konnte sie finanziell nicht mehr unterstützen und sie wollte finanziell unabhängig während ihres Studiums sein. Sie arbeitete bei einem großen Unternehmen.

Dank Corona gehörte ihr Job zu den systemrelevanten und sie konnte ihre finanzielle Unabhängigkeit erreichen, was ich ihr neiden würde, wurde mir unterstellt.

Dass ich vielleicht nicht die beste Mutter war, mag ich nicht abstreiten. Ich war vielleicht eine Helikopter-Mutter, aber ich war beides: Mutter und Vater. Ich brachte ihr vom fließenden Englisch bis Mathe über lebenswichtige Dinge so ziemlich alles bei. Und ja, es gab keine Teeny-Disco, dafür war sie eine begnadete Klavierspielerin und Sängerin einer Band. Ihre Freiheit war halt im Kindesalter nicht ficken und saufen, aber eigentlich war sie jahrelang dafür dankbar. Auch dass ihr als Kind keiner »einen echten Hasen« zeigen konnte, habe ich hinbekommen. Denke ich.

Und wir schworen am Sterbebett meiner Mutti, die mir sehr half, immer aufeinander aufzupassen. Wir waren ein Herz und eine Seele. Doch plötzlich war ich laut ihrer Aussage, eine Rabenmutter, die ihr nichts beigebracht hatte, die sie vernachlässigte, die sie »misshandelte«. Ich wurde von ihr regelrecht zersetzt. Ich konnte es mir nicht erklären. Im Gegenteil.

Ein Donnerstag, der das Leben veränderte

An einem Donnerstag, der Wendepunkt in meinem Leben. Wie immer in der letzten Zeit, verschwanden Dinge ganz oder waren an einem anderen Platz, was man mir als Irre immer zuschrieb. Ich suchte ganz verzweifelt meine Designermäntel. Im festen Glauben, wenn ich meine Tochter frage, ob sie mir beim Suchen helfen kann, regelt es sich. Doch die Situation eskalierte. Statt mir ihr Kleiderzimmer einmal aufzusperren, ging eine Tirade wüster Beschimpfungen los: »Du bist völlig wahnsinnig! Du bist irre! Du hast Wahnvorstellungen!«

Ich war außer mir. Da ich die Türe mit dem Fuß nicht auftreten konnte, nahm ich einfach den Hammer, der im Haus lag, und schlug ein Loch in die Türe. Die Situation deeskalierte nicht, im Gegenteil. Eigentlich wollte ich in einer dreiviertel Stunde beim Yoga sein.

Doch plötzlich rief meine Tochter die Polizei. Ich dachte, es ist ein Witz. Die Hasstiraden meines Vaters und meiner Tochter wurden immer mehr. Ich wurde übelst beschimpft und ich immer wütender. Es kam zur Prügelei.

Im Nachhinein wurde behauptet, ich hätte sie attackiert, aber in Wirklichkeit lief ein anderer Film.

Da keiner mir meine »gestohlenen Sachen« zurückgeben wollte, dachte ich so: Auge um Auge, Zahn um Zahn!

Ich rannte zum Kleiderschrank meines Vaters und zog die Poloshirts heraus und wollte sie an mich nehmen, bis ich meine Sachen zurückbekomme. Doch der Kampf brach jetzt aus. Personenfestnahmegesetz oder irgend so etwas erzählte meine Tochter und ging auf mich los. Ich wurde festgehalten und man schlug auf mich ein und ich schlug zurück und befreite mich aus der Umklammerung, wo ich schon wieder Panik aufgrund des Traumas mit meinem Ex-Freund bekam. Ich schlug um mich und biss und trat, um der Gewalt zu entkommen.

Wenig später stand ein Polizist mir, die ich nur mit Sport-Dessous begleitet war, gegenüber. Anstatt die Situation zu deeskalieren, ging der Wahnsinn jetzt richtig los. Ich meinte, das sei mein Eigentum, ich kann die Tür einschlagen, wie mir lustig ist. Er fand das gar nicht lustig, weil er keine passende Antwort darauf wusste, meinte er nach Überlegungen, aber diese Bedrohung mit dem Hammer, das ist nicht ganz ohne. Ich dachte, ich bin im Film von versteckter Kamera. Welche Bedrohung mit dem Hammer? Doch nein, wenig später standen gefühlte 15 Menschen und ein Notarzt in meiner Wohnung. Der Notarzt, der mehr Arabisch als Deutsch sprach, sagte mir, ich hätte Wahnvorstellungen und eine Psychose. Ich dachte, es ist ein Witz, und versuchte ihm von dem Gaslighting zu erzählen. Aber in meinem Obergeschoss sah es so schlimm aus, ich bin sowieso kein so penibler Mensch, und dann die Sachen vom Hochwasser, die ich noch nicht weggeräumt hatte, weil ich krank war, gestresst vom Gaslighting und 40 Grad Fieber. Ich fieberte die ganze Zeit auf die Eigenbluttherapie hin, und es erschien mir irrelevant, ob meine Küche gecleant war, oder der »BeutelBeutel« einen guten Eindruck machte. Der »BeutelBeutel« ist ein Scherzbegriff. Er bezeichnet die wiederverwendbaren Tüten, wo eine in der anderen steckt.

Damit lieferte ich dem medizinischen Personal und der »besorgten« Beamtin eine Steilvorlage.

Sofort kam: »Wie sieht es hier aus!« Ich fragte auch noch zynisch nach, ob vielleicht jemand meine Fenster putzen möchte, weil man mit prüfendem Finger und Blick darüber ging. Aber das wollte auch niemand übernehmen. Im Gegenteil. Wenn ich nicht sofort die Wohnung verlasse, werde ich hier mit Handschellen abgeführt. Ich zog mich an, packte noch ein paar Anziehsachen ein und die »supernette« Polizistin begleitete mich sogar noch auf die Toilette. Ich wollte sie erst noch fragen, ob sie mir das Toilettenpapier reichen kann oder mir die Urintropfen abwischen möchte. Aber sie verstand keine Witze.

Ich hoffte insgeheim, weil ich den Notarzt mit meinem ehemaligen Therapeuten auf dem Telefon verbunden hatte, um in »seine Klinik« zu kommen, dass sich das regeln würde. Ich dachte, Herr OA Stanislav »rettet« mich vor dem Wahnsinn, da er ja von den Vorfällen wusste. Aber das Universum und die Psychiatrie hatten einen anderen Plan mit mir.

Bei dem Hinausbegleiten des Polizisten wollte ich fragen, ob ich verhaftet wegen »sexy« bin, und dachte an Handschellen. Wäre schön, wenn meine geheime Liebe sie mir anlegen könnte!

Noch war ich optimistisch.

Ich stieg, in Jeansbermuda und Achselshirt, braungebrannt, wütend, dass ich das Fieber gar nicht wahrnahm, in den Rettungswagen. Der Notarzt wollte mich gleich noch sedieren, was ich dankend ablehnte. Die junge Rettungssanitäterin, die mich begleitete, meinte auch noch: »Ach, Sie dürfen bestimmt bald wieder heim!« Ich fragte sie zynisch, ob der Notarzt überhaupt Deutsch kann. Sie sagte: »Ja, sehr gut sogar.« Anscheinend halt nur nicht zu mir.

In der Klinik, wo ich jahrelang Patientin war, angekommen, dachte ich, das Höllenspiel ist überstanden. Aber jetzt kam es richtig dicke.

»Psychoknast Wasn«

Ich hatte Fieber, 40 Grad, die ganze Zeit schon und deshalb wollte ich 14 Tage später zur Eigenbluttherapie. Doch meine Gesundheit war den Ärzten egal. Wichtig war, ob ich Corona hatte, deshalb kam ich auf die Isolierstation. Heimlich dachte ich, wäre ja ideal hier die ganze Zeit allein auf der Station. Zu dem Zeitpunkt durfte ich mein Handy noch benutzen. Ich telefonierte mit meinem Vater, der panische Angst vor Corona hatte, aber dass der Verdacht bei mir gestellt worden ist, juckte ihn nicht die Bohne. Im Gegenteil, noch ein Schuldvorwurf und dann das Gespräch weggedrückt. Was hätte ich auch anderes erwartet?

Dass ein Menschenleben für »meine« Ärzte nicht zählte, pst, nur das Beste natürlich für die Patienten, war mir gleich am zweiten Tag dort klar. Und im Allgemeinen schon lange.

Die guten Tabletten anstelle von Psychologen, die vielen OPs, weil kräftig bezahlt wird, lieber amputieren als erhalten, weil es mehr Kohle gibt (ist ein offizielles Geheimnis). An dieser Stelle muss ich gleich einmal die psychoonkologische Behandlung meiner sterbenskranken Mama ausführen. Da die Metastasen im Körper bereits gestreut hatten, brach ihr linkes Bein. Nur durch Zufall entkam meine Mama einem Pflegeheim. Auch so ein ganz »toller« Arzt meinte nach der OP, sie komme zur Reha und dann ins Pflegeheim. Meinen Vater ignorierter er total, der fit und agil war, von meiner Existenz wusste der »besorgte Arzt« nichts. Nur einmal ein Kollege, der sich die Mühe machte, einen Abstrich von der Gewebeprobe zu machen, kam dann dahinter, dass es eine Metastase und keine Osteoporose war. Danach hatte meine Mama von einem netten Arzt »Narrenfreiheit«. Mühsam kämpfte sie sich zurück, dass sie mit Krücken wenigstens ein paar Schritte gehen und vor die Türe konnte, um mit meinem Vater wenigstens einmal eine kleine Ausfahrt zu machen oder einmal ein Eis zu essen. Doch der Tumor war aggressiv. Er ließ sich nicht stoppen mit Hormonen, meine Mama war schwach. Aber sie willigte in eine Chemotherapie ein. Angeblich nicht so stark. Fazit des Ganzen, sie konnte ihren Mund nur noch so weit öffnen, dass eine Tablette hindurchpasste. »Aber so etwas können wir uns gar nicht erklären!?«, war die Antwort der Ärzte. Sie wurde immer schwächer, aber es ging ja noch ein bisschen mehr Kohle zu machen. Nämlich mit der »Psychoonkologischen Betreuung«: Was für ein Name. Dahinter verbarg sich nichts weiter als Haldol und Faustan-Beruhigungstropfen. Haldol, das Uralt-Antipsychotikum, was die Ärzte so gerne verschreiben, weil es spottbillig ist und so schöne Dyskinesien verursacht. Und das Gegengift wird nicht mitgegeben. Eine Frau, die kämpft, um selbstständig auf Toilette zu gehen, soll ein Antipsychotikum einnehmen, was sie zum Erliegen bringt. Ich kenne mich mit dem ganzen Dreck aus, auch wenn mir der Chefarzt verklickern wollte, dass Risperdal nichts macht, weiß ich das von Gerichtsmedizinern besser. Mir braucht keiner irgendetwas hier vorzumachen. Wir sind Ärzte. Ja und mir hat vor vielen Jahren ein Gerichtsmediziner genau deshalb geholfen. Alles liegt im Auge und der Gunst des behandelten Therapeuten. Er kann die volle Zurechnungsfähigkeit bis zur völligen Unzurechnungsfähigkeit bescheinigen, wie es in meinem Fall dann passieren sollte.

Weiter zur Isolierstation. Nein, Covid hatte ich nicht, aber ich war ein herrlich zu schröpfender Kassenpatient. Dank meines Fiebers konnten Tests und Untersuchungen gemacht werden, aber es wurde nichts gefunden, doch dazu später.

Die Aufnahme erfolgte durch die Frau des Chefarztes. Die hat in seiner Klinik gleich den Posten als Oberärztin inne. Dann stehen bei Visite immer »Mama und Papa Lustner« an deinem Bett.

Dass die Frau OÄ speziell ist, hat sich auch beim medizinischen Personal herumgesprochen. Viel nimmt sie sich von ihren Patienten nicht, nur sie verordnet halt die Pillen und nicht wir. Eigentlich bräuchte sie dringend ein paar Pillen, denn als ich ihr von dem Gaslighting zu Hause erzählte, fragte mich eine ausgebildete Psychotherapeutin auch noch, was denn das ist. Darauf ich: »Sie sind doch die Ärztin, Sie müssen das doch wissen!« Doch das war wohl die falsche Antwort, forsche und denkende Menschen sind nicht geduldet (wie in Equilibrium, dem Film). Wie konnte ich nur denken, dass sie mich aus der Hölle befreit, jetzt sollte es losgehen.

Nachdem sie meinen athletisch trainierten Körper betrachtet hat, die Tattoos notiert hatte, noch meine ganzen Ärzte erfragte, sagte sie: »Sie kommen jetzt mit!« Ich: »Nein!« Darauf rief sie panisch bei ihrem »Bediensteten« an, dass bitte acht (!) Pfleger (Gewicht eines Pflegers 100 kg Fettmasse) mich (Gewicht 55 kg) begleiten sollten. Eigentlich wollte ich mir mal die »Schwanzparade« angucken. Dachte aber, die Frau ist irre genug. Geh einfach mit. Aus dem versprochenen Einbettzimmer wurde dann auch nichts, ich kam in das Fünfbettzimmer.

Auf der geschlossenen Station angekommen, was keine »normale geschlossene Station« war, sondern lediglich ein Gang voll mit alten Menschen, die Geriatrie frei, da ging es richtig los.

Ich saß fiebernd auf dem Stuhl vor der OÄ ihrem Zimmer. Plötzlich sprach mich ein junger Typ an, ob ich ihm die Zahnputzschachtel öffnen könnte. Ich dachte: Was für ein Clown! Ich öffnete ihm die Schachtel und dann ging es los. Erneutes Gespräch auf der geschlossenen Station. Die OÄ meinte: »Sie bleiben jetzt hier!« Ich: »Nein, ich bleibe nicht hier, Sie können mich hier nicht länger festhalten!« Doch das war die falsche Antwort. Denn ich machte sie nur noch wütender. Sie schrie förmlich: »Das werden wir ja sehen! Und ob ich Sie hierbehalten kann!« Auf einmal rief sie bei Gericht an und verlangte nach einem Richter, der unverzüglich vorbeikommen sollte. Ich bekam Panik. Ich hatte damals die Durchwahl zu meinem ehemaligen Therapeuten und rief an, dass ich fertiggemacht werde und der »Amtsschimmel gegen mich reitet!«. Doch mein Therapeut war angeblich in einer Besprechung. Diese Besprechung dauerte sechs Wochen mit Verlängerung.

Die Tür ging auf, ein Richter kam. Ich hatte zwar eine Rechtsschutzversicherung, aber wir sind in Deutschland und nicht in Amerika. Da kommt so schnell kein Anwalt zum Patienten. Mir wurde dann, um den Anschein eines »fairen« Prozesses zu wahren, ein Verfahrenspfleger gestellt, der einfach nur dasaß und nichts machte außer nicken und zu mir sagen, ich solle hier einwilligen, weil ich ja weiß, wie der Hase so läuft. Sorry, nein, ich wusste eben nicht, wie so ein »fairer« Prozess läuft.

Ich erzählte dem Richter von Gaslighting, dass ich das Opfer bin, ich wusste ja nicht einmal, was in den Strafbefehlen stand. Der Horror begann. Frau OÄ erklärte mich für unzurechnungsfähig. Ich habe Wahnvorstellungen und sei paranoid. Ich habe einen psychotischen Rückfall und bilde mir alles ein. Ich würde halluzinieren. Und ich könnte mich nicht mehr um mich kümmern und müsste jetzt betreut werden. Aufgrund der Unzumutbarkeit meiner Tochter gegenüber sollte mich eine Gibbi Samon betreuen. ICH!? Ich dachte, ich spinne, oder dass ich jetzt wirklich halluziniere. Sie sollte auch gleich mein Geld noch verwalten, das sowieso zu wenig ist. Ein »Buttergolem« mit fettigen Haaren aus meinem Umkreis, die ja ihr Leben so unter Kontrolle zu haben scheint, dass ihr Äußeres alles widerspiegelt. Ich weiß, man soll nicht alles auf Äußerlichkeiten reduzieren, aber das ist einfach nur anmaßend.

Perfekt! Es ist das perfekte Spiel! Jeder weiß: Ohne Moos nix los! Da ich sowieso schon nicht mehr viel davon hatte, aufgrund meiner überdimensionalen Kreditrate, weil ich jahrelang die »Zahlsau« nach der Firmeninsolvenz war, die Ausgaben immer mehr wurden, meiner sterbenden Mama und meiner pubertierenden Tochter einige kleine Wünsche erfüllen wollte, ungeplante Ausgaben, die ich jetzt hier gar nicht erläutern möchte.

Ich wusste nicht einmal, dass ein Strafbefehl gegen mich vorlag. Vor allem warum? Weil ich die »gottverdammte« Tür eingeschlagen habe oder irgendwann im Streit mit meinem Vater verbal eskalierte oder mein Villeroy & Boch zerschlug, weil sie es hässlich fanden und mich damit verspotteten. Weil ich mich gegen körperliche Gewalt wehrte? Ich weiß nicht, wie die Wahrheit gedreht worden ist. Nur eins weiß ich, dreizehn Wochen später, voll durch den Wind und wirklich seelisch erschüttert, panisch, verängstigst ja, wirklich fast paranoid, bescheinigte mir ein Gerichtsmediziner, den ich eigentlich wegen einer Therapie um Hilfe bat, der aber aus versicherungsmäßigen Gründen ablehnen musste, dass ich voll straffähig sei.

Rein theoretisch hätte ich also damals in Untersuchungshaft oder was auch immer gehört, aber dass ich ein Idiot bin, ist günstiger für alle Beteiligten. Denn so brauche ich nie wieder jemanden glaubhaft zu machen, dass meine Sachen verschwinden. Selbst nach der Psychiatrie ging es weiter. Ein Nachweis, der nie wieder zurückgeholt werden kann, dass ich als »Hilfsschwester« früher gearbeitet habe, ist mir gestohlen worden. Der Idiotenstempel ist perfekt! Dazu gleich noch den Paragraphen der üblen Nachrede mir ins Gesicht geschleudert, dass ich unter wahnsinniger Angst lebe.

Stan und ich in der Geriatrie

Doch zurück zur Altenstation. Genannt wurde ich dort vom Pfleger Ludwig die Eisprinzessin, das habe ich wahrscheinlich meinem früheren Kokainkonsum zu verdanken. Es ging gleich los, mich mit Antipsychotika vollzustopfen. Die alten Menschen, zugestopft mit irgendwelchen Medikamenten, saßen hin und wieder im Speisesaal oder lagen im Bett.

Ein einzelner Tisch mit zwei Stühlen war noch frei und ich setzte mich daran zu den Mahlzeiten. Plötzlich setzte sich Stan, der Typ mit der Zahnbürste, zu mir. Als er mir plötzlich sein Schicksal erzählte, kam ich mir wie in der Matrix vor. Genau das Gleiche wie bei mir. Stan hatte seinen Kumpel besucht. Er machte einen Witz: »Stell dir vor, ich bin heute Steve Jobs!« Das hörte der völlig »irre« Nervenarzt Snyper der anderen geschlossenen Abteilung, mit dem ich auch noch das Vergnügen hatte. Dazu später. Dr. Snyper ließ gleich den voll »seriösen« Richter Radnik vom Amtsgericht kommen, der ja völlig neutral ist, und welch ein Wunder, Stan wurde für unzurechnungsfähig erklärt und entmündigt.

Angeblich hatte er zwei Unternehmen und war Schiedsrichter und arbeitete als Beamter in der Stadt und war früher Rettungssanitäter und Türsteher im ehemaligen angesagten Club, wo wir früher alle hingegangen sind, inklusive der Dealer.

Ein Leben am Limit

Ich hatte in den Neunzigern ein krasses Leben. Um alles zu erreichen, nahm ich Aufputschmittel. Kokain inklusive. Mit Kokain ging alles besser. Es macht einen hart und kalt. Lässt einen zum Hulk werden, ganz zu schweigen, dass es einem wahnsinnig geil im Bett macht. Manche »betäuben« sich ihren Penis oder die Vagina damit.

Meinen Ex machte es wahnsinnig geil. Wir vögelten ununterbrochen, bis zum Morgengrauen. Doch die permanente Überlastung, das Erschöpfen der Nebennieren, durch das ständige Ausschütten von Adrenalin und Noradrenalin, hatte verheerende Folgen. Die Erschöpfung drohte. Erst der Leistungsabfall im Training und dann wurde mein Beruf zum Problem. Ich wollte alles schaffen. Nicht nur Training, Beruf, Weiterbildung und Kinderbetreuung und Haushalt. Ich wollte perfekt sein.

Eines Nachts bekam ich den totalen Zusammenbruch. Ich fing an, akustische Halluzinationen zu hören. Ich wusste sofort, dass ich krank war. Mein toller geiler Freund fand mich aber nur so lange geil und »liebenswürdig«, solange ich funktionierte. Er legte sein Praktikum um, nach München, um für mich unerreichbar zu sein. Und nicht nur das, ich war unglücklich in einen hübschen braunäugigen Boxer aus meinem Club verliebt. Doch die Liebe blieb unerwidert. Ich steigerte mich immer mehr hinein. Jedenfalls hatte ich eine Psychose. Ich setzte mich in den Zug nach München und wies mich in die Psychiatrie ein, weil ich dachte, mein Freund kommt mich besuchen. Aber das war auch nur mein Gedanke. Jedenfalls war ich in dieser Psychiatrie für eine Nacht und sie waren sehr nett zu mir. Am nächsten Morgen telefonierte ich mit meiner Mama, die immer für mich da gewesen ist. Sie holte mich heraus und brachte mich nach Leipzig in die Universitätsklinik. Dort waren alle nett, noch netter, und machten mir Hoffnung. So etwas wie mit Stan ist mir noch nie passiert.

Das irre Leben in der Geriatrie

Die Geriatrie ist mit die abartigste Station, auf der ein nicht dementer Mensch untergebracht werden kann.

Wie anfangs schon erwähnt, bekam ich nicht das versprochene Einzelzimmer, sondern einen Platz in einem Fünfbettzimmer. Ich teilte das Zimmer mit Martha, Barbara, Ines. Ines war echt nett. Alle waren älter. Anfangs schien alles gut zu sein. Aber Barbara, diese Frau war von Grund auf doof. Und vor allem mit ihrer Angst machte sie mich wahnsinnig, dazu das permanente Entschuldigen. Das Schlimmste ihrer Dummheit war für mich, als sie zwei Apfelsinenkerne verschluckte und sie voller Panik auf und ab rannte, ob es schlimm ist. Bis ich es nicht mehr aushielt und sagte: »Ja, sehr schlimm, denn jetzt wird dir ein Apfelsinenbaum aus dem Arsch wachsen!« Und nein, sie begriff nicht einmal, dass es Ironie ist. Sie glaubte es auch noch. Die Frau war ein hoffnungsloser Fall. Wahrscheinlich wollte ihr Mann sie loshaben. Sie sagte, sie war auf dem Weg zu ihrer Mutter, als sie zu Hause erwartet worden ist von einem Richter. Und gleich wegen Selbstmordversuch entmündigt und eingewiesen worden ist.

Ich war die verhasste Patientin der OÄ, ich hätte weder eingewiesen, festgehalten noch zwangsmedikamentiert werden müssen. Und das hat nichts mit fehlender Krankeneinsicht zu tun, sondern mit Machtgeilheit der Ärzte. Gleich am dritten Tag wurden mir die Antipsychotika hochgezogen, wo heimlich Schwestern mich fragten, was an mir behandelt werden soll.

An und für sich war die Geriatrie aus nicht dementer Sicht traurig bis absolut heiter. Als ich eines Morgens im Speisesaal saß, beobachtete ich einen alten Mann, wie er die Blumenvase vom Tisch nahm, die Blumen auf den Tisch legte und das Wasser trank. Ich dachte gleich an den Butler James aus Dinner for one.

Nachts wurde es immer lustig, denn die Türen gingen nicht zu verschließen und so standen im Dunkeln wildfremde Menschen in unserem Fünfbettzimmer. Herr Gramm machte Ines Angst, er war absolut gewalttätig und ich konnte ihn nicht aus dem Zimmer schmeißen wie alle anderen. Ich kam mir wie Hakan der Türsteher vor den Bars vor. Ich verriegelte die Türe von innen mit einem Stuhl unter dem Türgriff. Doch die völlig verblödete Barbara riss ihn weg. Merke: »Gegen dumme Menschen niemals antreten, vor allem nicht in der Psychiatrie.«

Frau Palik war heftig. Wenn ich sie nachts nicht ertappte und ich wirklich einmal schlief, setzte sie sich auf einen Stuhl in unserem Zimmer und aß mein Obst. Da sie so verwirrt war, und ihr auch die Zimmernummer nichts mehr sagte, wo sie hinsollte, hängte man ihr einen Frosch an die Türe. So hieß sie nur noch der »Frosch«.

Eines Nachts hat sich auf dem Gang auch einer seiner Exkremente entledigt. Ein Scheißhaufen auf dem Gang.

Meine »Inhaftierung« sollte sechs Wochen dauern. Ich schaltete eine Anwältin ein, die mir meine Cousine besorgt hat. Ob es was gebracht hat, weiß ich immer noch nicht. Denn frei gebracht hat mich ein »Pakt mit dem Teufel«, ein »Behandlungsvertrag«. Dazu später.

Jedenfalls bemühte sich meine Anwältin und sprach mit der machtgeilen OÄ. Sie hatten eine interne Vereinbarung, dass ich nach den sechs Wochen freikomme und kein neuer Antrag gestellt wird. Doch welch Zufall, die Frau des Chefarztes ging ganz überraschend in Urlaub und der »nette« Kollege Snyper, eingangs von Stans Schicksal erwähnt, übernahm als Vertretung die Geriatrie.

Ich wechselte kein Wort zur Visite mit ihm, er sagte nur: »Sie kommen übermorgen nicht frei, dafür werde ich sorgen.« Einen Tag vor Ablauf der Frist ließ Snyper seinen Busenfreund Radnik kommen. Ich sollte mich äußern, ob ich hierbleiben möchte. Doch wir sind in Deutschland und nicht in Amerika. Als ich nach meiner Anwältin verlangte, wurde mir diese verweigert und der nickende Verfahrenspfleger mir als »Verteidiger« gestellt. Dieser »Kaspar« kostete mich 500 Euro.

Da der irre Herr Snyper in meinem Tagebuch irgendwann gelesen haben musste, wo so ziemlich alle durch den Kakao gezogen worden sind und ich den ersten Richter als einen »Hergeholten von der Imbissbude« bezeichnete, meinte Radnik: »Ich bin ein wirklicher Richter!« Was für ein Idiot!, dachte ich mir. Ich antwortete darauf: »Ja, das ist mir schon klar!«

Hinter geschlossenen Türen einigte man sich dann, dass ich nicht mehr andere gefährde, wie beim ersten Mal, nein, dieses Mal war es Eigengefährdung. Kurzum, ich sei depressiv, selbstmordgefährdet und hätte mein Leben nicht unter Kontrolle. Rein rechtlich hätte ich wegen Suizid nicht verurteilt werden können, denn nirgends ist ein Wort über Suizid oder Depression gefallen, geschweige denn irgendeine depressive Stimmung. Die eine Schwester meinte: »Sie sind der lebenslustigste Mensch, den ich kenne!« Schwester Kathy, eine absolut Nette, schenkte mir einen Rosenquarzstein. Sie sagte, noch einmal sechs Wochen hier zu überstehen ist nicht einfach. Sie wusste auch genau, was mit mir tagtäglich dort gespielt worden ist. Nicht umsonst meinte sie: »Sie sind des Wahnsinns fette Beute!«