Das Pferde-Homöopathie-Buch - Tim Couzens - E-Book

Das Pferde-Homöopathie-Buch E-Book

Tim Couzens

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Beschreibung

Das wohl umfangreichste Werk über die homöopathische Therapie von Pferden. Tim Couzens, praktizierender Tierarzt und Homöopath aus Großbritannien, geht in bisher einmaliger Ausführlichkeit auf die ganze Bandbreite von Pferdekrankheiten ein und beschreibt detailliert die wichtigsten Arzneimittel bei den einzelnen Symptomen und klinischen Indikationen. Besonders wertvoll ist die Pferde-Materia-Medica, die in Umfang und Beschreibung auch „kleiner“ Mittel bisher einmalig ist. Das Buch beginnt mit einer kurzen Betrachtung der Geschichte der Homöopathie und ihrer Wirkungsweise, einer Beschreibung der wichtigsten Konstitutionstypen beim Pferd sowie Erläuterungen zur Auswahl des Arzneimittels, zur Wahl der Potenz und zur Dosierung bezogen auf den jeweiligen Fall. Im zweiten Teil werden die verschiedenen Organsysteme mit ihren häufigsten Problemen und den dazu passenden Mitteln umfassend dargestellt, indem jedes Heilmittel durch einige Schlüsselsymptome kurz beschrieben wird. Dieser Teil schließt Abschnitte über Verhaltensprobleme, Vergiftungen, Impfungen, Erste Hilfe und Notversorgung ein und eignet sich auch als Nachschlagewerk für die schnelle Verordnung im Akutfall. Der dritte Teil beinhaltet eine äußerst detaillierte Materia Medica zur homöopathischen Behandlung von Pferden. Auch viele seltene Mittel werden angesprochen – eine wahre Fundgrube für jeden Therapeuten jenseits der gängigen Ratgeberliteratur. Aus dem Inhalt: Konstitutionsmittel und -typen Das Auge Das Ohr Das Respirationssystem Herz und Kreislauf Blut und Blutgefäße Das lymphatische System Das Verdauungssystem Die Leber Das Urogenitalsystem Das Harnsystem Das Fortpflanzungssystem Das Fohlen Der Bewegungsapparat Der Fuß Das Nervensystem Die Haut Das endokrine System Infektionskrankheiten Verhaltensprobleme Vergiftungen Erste Hilfe und Unfallversorgung plus eine umfassende Materica Medica für Pferde

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Tim Couzens

Das Pferde-Homöopathie-Buch

Ein Fachbuch für Therapeuten und Pferdebesitzer

Tim Couzens

Das Pferde-Homöopathie-Buch

Ein Fachbuch für Therapeuten und Pferdebesitzer

Titel der englischen Original-Ausgabe:

Homeopathy for Horses

© Kenilworth Press, Quiller Publishing Ltd 2006

1. deutsche Auflage 2010 2. deutsche Auflage 2011 3. deutsche Auflage 2014 4. deutsche Auflage 2016

ISBN 978-3-95582-164-7

Übersetzt von Shiela Mukerjee-Guzik

Coverabbildung Haflinger © Simone Kochanek

© 2010 Narayana Verlag GmbH

Blumenplatz 2, 79400 Kandern,

Tel.: +49 7626 974970-0 E-Mail: [email protected], Homepage: www.narayana-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

Hinweis:

Die in diesem Buch dargestellten Informationen und Empfehlungen stellen keinen Ersatz für eine professionelle tierärztliche Versorgung dar. Im Bedarfsfall sollte in allen Fällen ein qualifizierter Tierarzt aufgesucht werden, um eine genaue Diagnose zu stellen und sicherzugehen, dass Leiden vermieden wird. Bitte beachten Sie die Anzeige- beziehungsweise Meldepflicht der verschiedenen Erkrankungen in Ihrem Land.

Weder der Verfasser noch der Verleger sind für Schäden oder Verluste verantwortlich oder haftbar zu machen, die direkt oder indirekt mit den in diesem Buch enthaltenen Informationen in Verbindung gebracht werden könnten.

Die klinischen Informationen, Details zu den Arzneimitteln und Listen empfohlener Arzneien wurden so genau und aktuell wie möglich erstellt. Der Leser sollte sich dennoch darüber im Klaren sein, dass Fehler, Ungenauigkeiten oder Auslassungen vorkommen können.

Inhalt

Danksagung

Vorwort des Autors

Vorwort von Peter Gregory

Einleitung

Konstitutionsmittel und -typen

Grundlegende Informationen – Vitale Zeichen

Die einzelnen Organe und Systeme

Infektionskrankheiten

Verhaltensprobleme

Verschiedenes

Vergiftungen

Prä- und postoperative Homöopathie

Impfungen, Impfreaktionen, Vakzinose und Nosoden

Erste Hilfe und Notfallversorgung

Mittel für die Notfallapotheke

Materia medica für Pferde

Kleinere und selten verwendete Arzneien

Die Darmnosoden

Die Gewebesalze

Anhang

Glossar und andere homöopathische Begriffe

Anmerkungen

Literaturempfehlungen

Nützliche Adressen

Stichwortverzeichnis

Arzneimittelindex

Konstitutionsmittel und -typen, Vitale Zeichen

Das Auge

Das Ohr

Die Atemwege

Herz und Kreislauf

Blut und Blutgefäße

Das lymphatische System

Das Verdauungssystem

Die Leber

Die Harnwege

Die Geschlechtsorgane

Das Fohlen

Der Bewegungsapparat Teil 1

Der Bewegungsapparat Teil 2

Der Huf

Das Nervensystem

Die Haut

Das endokrine System

Infektionskrankheiten

Verhaltensprobleme, Verschiedenes

Vergiftungen

Prä- und postoperative Homöopathie

Impfungen, Impfreaktionen, Vakzinose und Nosoden

Erste Hilfe und Notfallversorgung

Materia medica für Pferde

Danksagung

Ich möchte meiner ganzen Familie und all meinen Mitarbeitern für ihre Hilfe danken, die sie mir in der Zeit gewährt haben, als ich dieses Buch plante, Nachforschungen anstellte und mit dem Schreiben beschäftigt war. Ganz besonders möchte ich Julie danken, ohne deren Unterstützung ich dieses Buch wohl nicht vor Ablauf des derzeitigen Jahrzehnts abgeschlossen hätte, sowie meinen Kindern Caroline, Sophie und Toby für ihre Geduld.

Ein großes Dankeschön geht auch an Dee, David und Lesley von Kenilworth Press für ihre beständige Unterstützung, außerordentliche Geduld und die stets mit einer guten Prise Humor gewürzte Toleranz bei der ewigen Verzögerung des Abgabezeitpunktes.

Schließlich danke ich auch Tony Pinkus von der Ainsworths Homoeopathic Pharmacy in London für seine Unterstützung, Hilfe und Ratschläge in Bezug auf den Abschnitt über die einzelnen Arzneien, die Materia medica.

Tim Couzens

Dieses Buch ist meinen Eltern Margaret und Norman Couzensgewidmet

Vorwort des Autors

Ein einziger Mensch kann nicht über das gesamte Wissen verfügen, das notwendig ist, um ein solches Buch zu schreiben. Die darin enthaltenen Informationen sind aus den verschiedensten Quellen zusammengetragen worden. Vieles entstammt meiner persönlichen Erfahrung aus der Behandlung von Pferden in den letzten fünfzehn oder mehr Jahren. Vieles haben Kollegen beigesteuert, durch persönlichen Kontakt, unzählige Gespräche, veröffentlichte Artikel, Beiträge im Internet und bereits existierende Homöopathiebücher aus der ganzen Welt. Es ist auch nicht möglich, dass ein einzelner Mensch Erfahrungen mit all den aufgeführten Krankheitszuständen hat, geschweige denn sie homöopathisch behandelt hat. Dort, wo Lücken bestehen, ist es mir hoffentlich gelungen, mithilfe von manueller und computergestützter Repertorisation eine Auswahl geeigneter Arzneien zusammenzustellen. Ich möchte allen danken, die wissentlich oder unwissentlich etwas zu diesem Buch beigetragen haben.

Tim Couzens, Februar 2006

„Alles ist Gift. Es ist die Dosis, die darüber entscheidet, ob eine Sache giftig oder ungiftig ist.“

Paracelsus 1493–1541

Vorwort von Peter Gregory

Die Veterinärhomöopathie hat eine lange Geschichte. Es ist bekannt, dass Samuel Hahnemann, der das System der Homöopathie im frühen 19. Jahrhundert formulierte, ebenfalls Tiere behandelte; auch sein Schüler Clemens von Bönninghausen setzte die Homöopathie bei den Tieren seines Landgutes ein. Der erste Tierarzt, von dem man weiß, dass er die Homöopathie anwendete, war Wilhelm Lux. Er leistete einen weiteren Beitrag, indem er den Einsatz der Nosoden entwickelte und 1837 das erste Buch über die Veterinärhomöopathie mit dem Titel Zooiasis schrieb.

James Moore, der „Vater der Britischen Homöopathie” des Vereinigten Königreiches, verfasste mehrere Bücher über die Behandlung von Haustieren, darunter: The Horse Owner’s Veterinary Guide (1863) und Horses Ill and Well: Homoeopathic Treatment of Diseases and Injuries, das zwischen 1873 und 1885 in fünf Auflagen gedruckt wurde. Danach entstand eine lange Pause, bis schließlich 1977 George MacLeods The Homoeopathic Treatment of Horses (Pferdekrankheiten homöopathisch behandelt, Anm. d. Übers.) veröffentlicht wurde.

George erhielt die Veterinärhomöopathie im Vereinigten Königreich in den Nachkriegsjahren fast völlig auf sich allein gestellt aufrecht, und als Mitbegründer der British Association of Homoeopathic Veterinary Surgeons spielte er eine entscheidende Rolle bei ihrer Wiederbelebung. Allerdings bestand der homöopathische Ansatz in seinen Schriften fast ausschließlich in der Berücksichtigung pathologischer Symptome. Seither hat die homöopathische Behandlung der Pferde entscheidende Fortschritte gemacht, und das Bedürfnis nach einem geeigneteren Nachschlagewerk ist mehr als dringlich geworden. Daher erscheint das vorliegende Buch genau zum richtigen Zeitpunkt.

In diesem Zusammenhang ist die konstitutionelle Verschreibung als die vielleicht wichtigste Entwicklung in der Pferdehomöopathie der letzten Jahre zu nennen. Für das Verständnis dieses Konzeptes ist es von entscheidender Bedeutung, den Geistes- und Gemütszustand des Patienten zu erheben; dieser Punkt stellt einen wesentlichen Aspekt des vorliegenden Buches dar. In der Vergangenheit wurden Pferde lediglich als hochentwickelte Maschinen betrachtet, die ihren Besitzern zu dienen hatten; entsprechend wurde bei der medizinischen Behandlung ihrer Krankheiten, selbst in der Homöopathie, dem Geistes- und Gemütszustand keinerlei Beachtung geschenkt. Die moderne Homöopathie fordert mit Nachdruck, dass wir auch diese Aspekte berücksichtigen, wenn wir auf der innersten Ebene verschreiben; es bedarf zwar der Erfahrung und Übung, um eine Verschreibung akkurat auf diese Weise vorzunehmen, aber der Erfolg rechtfertigt die Zeit und Mühe, die sowohl im Hinblick auf die Ausbildung des Veterinärhomöopathen als auch auf die notwendigen erweiterten Konsultationen aufgebracht werden müssen. Auf dieser konstitutionellen Ebene kann die Homöopathie dem Patienten von allergrößtem Nutzen sein. Die sorgfältige Leküre der entsprechenden Abschnitte des vorliegenden Buches gibt eine faszinierende Einführung in dieses Thema und spornt den Leser hoffentlich dazu an, sich eingehender damit zu beschäftigen.

Tim und ich haben zusammen an der Faculty of Homoeopathy studiert und gemeinsam die Prüfungen für die Veterinary Membership (VetMFHom) abgelegt. Anschließend gingen wir unsere eigenen Wege. Tim entwickelte mit Erfolg seine eigene Kunst der Homöopathie und konzentrierte sich darauf, das Holistic Veterinary Medicine Centre in East Sussex aufzubauen; er schrieb regelmäßig für verschiedene Zeitschriften sowohl im Kleintier- als auch im Pferdebereich. Ich eröffnete 1995 eine Überweisungspraxis in der Gegend des Peak Districts, in der ich alternative tierärztliche Behandlungsmöglichkeiten anbot. Gleichzeitig begann ich im Rahmen der Homoeopathic Professionals Teaching Group die Homöopathie zu lehren, vor allem Tierärzten und Ärzten. Lehraufträge führen mich nun regelmäßig nach Übersee.

Im Jahre 2000 taten Tim und ich uns zusammen, und ich trat eine Stelle in Sussex bei ihm an. Wir tauschten unsere Ideen aus, und ich bin mir sicher, dass wir eine ganze Menge voneinander gelernt haben. Seit dieser Zeit schreiben wir beide Bücher, wobei wir unsere individuellen Erfahrungen austauschen, aber unterschiedliche Zielrichtungen verfolgen. Ich hege keinen Zweifel, dass dieses Buch auf perfekte Weise die Lücke schließen wird, die bereits seit langer Zeit in der englischsprachigen Homöopathieliteratur besteht; eine wachsende Zahl von Tierärzten auf der ganzen Welt praktiziert inzwischen homöopathisch, und der Bedarf nach einem umfassenden Nachschlagewerk zur Behandlung von Pferden wird nun schließlich befriedigt.

Obwohl ich der festen Überzeugung bin, dass die homöopathische Behandlung von Pferden unter der Kontrolle eines qualifizierten Tierarztes erfolgen sollte, gibt es eine Menge, was der informierte Besitzer tun kann, um geringfügige Beschwerden seiner Tiere zu behandeln. In solchen Fällen ist das richtige Verständnis des Krankheitsgeschehens entscheidend. Auch für die geringe Zahl von Pferdebesitzern, die keinen Zugang zu einem homöopathisch ausgebildeten Tierarzt, aber einen offenen und kooperativen Tierarzt an ihrer Seite haben, kann dieses Buch von unschätzbarem Wert sein.

Alles in allem betrachtet enthält eine umfassende Abhandlung der Pferdehomöopathie wie diese etwas für jeden. Für den Pferdebesitzer, der mit dieser Therapieform nicht vertraut ist, können die Notfall-Mittel eine große Hilfe zur Selbsthilfe sein. Bei ernsthafteren Erkrankungen stellt die Homöopathie im Anschluss an die veterinärmedizinische Diagnose eine wertvolle Ergänzung oder Alternative zur konventionellen Medizin dar. Dem angehenden Veterinärhomöopathen ermöglicht die ausführliche Einführung in das Thema den ersten Schritt; es bleibt zu hoffen, dass dadurch das Interesse an weitergehenden Studien angeregt wird.

Es ist ein Privileg, dass Tim mich gebeten hat, dieses Vorwort zu schreiben, und ich freue mich darauf, dass wir auch weiterhin unsere Erfahrungen austauschen werden.

Peter Gregory

BVSc VetFFHom CertIAVH MRCVS

Mitglied der Faculty of Homoeopathy Ehemaliger Präsident der British Association of Homoeopathic Veterinary Surgeons Partner der Homoeopathic Professionals Teaching Group (HPTG) Co-Autor (mit John Saxton VetFFHom) des Lehrbuchs der Veterinärhomöopathie

Einleitung

Die Homöopathie ist eine Form der Komplementärmedizin, die auf dem Prinzip beruht, dass „Ähnliches Ähnliches heilt“. Im Gegensatz zur konventionellen Medizin, bei der Medikamente aufgrund allopathischer1 oder antipathischer2 Prinzipien verordnet werden, um Krankheiten zu bekämpfen, werden homöopathische Arzneien auf der Grundlage ihrer „Ähnlichkeit zu dem Leiden“ verschrieben. Tatsächlich leitet sich der Begriff Homöopathie von den beiden griechischen Wörtern „homoios“, ähnlich, und „pathos“, Leiden, ab.

Der Ursprung der Homöopathie

Die Homöopathie wird schon seit 200 Jahren in der Form ausgeübt, in der wir sie auch heute kennen. Sie wurde von dem deutschen Wissenschaftler und Arzt Samuel Hahnemann am Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt. Das dahinter stehende Konzept war allerdings bereits zu Hahnemanns Zeiten nicht neu. Er schrieb die ursprüngliche Theorie dem Griechen Hippokrates zu, einem Arzt des 5. Jahrhunderts, der auch als „Vater der Medizin“ bezeichnet wird. Dieser soll einen sterbenden Patienten im Endstadium der Cholera durch die Anwendung eines Auszuges von Veratrum album, der Weißen Nieswurz, geheilt haben. In toxischen Dosen führt diese hochgiftige Pflanze zu Dehydratation, Kollaps und einer u. U. tödlich endenden Gastroenteritis; all diese Symptome ähneln sehr jenen der Cholera. Hippokrates hielt fest, dass „Krankheit durch ähnliche Dinge hervorgerufen wird, die, wenn sie dem Kranken verabreicht werden, diesen von seiner Krankheit heilen können“ – gemäß demselben Prinzip, dass „Ähnliches Ähnliches heilt“, welches von Samuel Hahnemann wiederentdeckt wurde.

Das Werk Samuel Hahnemanns

Samuel Hahnemann wurde 1755 im deutschen Meißen als Sohn eines Porzellanmalers geboren. Er studierte erst in Leipzig und dann in Wien und Erlangen Medizin; 1779 machte er seinen Abschluss und ließ sich dann in Dresden nieder, um als Arzt zu praktizieren. Die Medizin begründete sich zu dieser Zeit auf zweifelhaften Methoden, beispielsweise dem Aderlass, der Verabreichung starker Abführmittel, Brechmittel u. ä. Stoffe, die oftmals mehr Schaden als Nutzen bewirkten.

1789 zog Hahnemann nach Leipzig; sein Einkommen besserte er durch medizinische Übersetzungen auf. Diese Arbeit wurde mehr und mehr zu seiner Hauptbeschäftigung, da ihn die medizinischen Praktiken seiner Zeit desillusionierten. Als er 1790 die Materia medica von Cullen übersetzte, stieß er auf eine Bemerkung über die Chinarinde, in der es hieß, dass diese aufgrund ihrer adstringierenden Eigenschaften „Sumpffieber“ (besser bekannt als Malaria) heilen solle. Als Wissenschaftler wusste Hahnemann, dass es weitaus stärkere Adstringenzien gab, die bei der Behandlung der Malaria überhaupt keine Wirkung zeigten. Dies weckte seine Neugier, und er beschloss, der Sache nachzugehen, indem er einen Auszug der Chinarinde (der Chinin enthält) einnahm und die in den darauf folgenden Tagen eintretenden Wirkungen genau aufzeichnete.

Zu seinem Erstaunen entwickelte er allmählich ein Malariasymptom nach dem anderen, ungeachtet der Tatsache, dass er in Wirklichkeit gar nicht an dieser Krankheit litt. Jedesmal, wenn er eine Dosis nahm, traten die Symptome von Neuem auf und hielten mehrere Stunden lang an; sobald er die Einnahme beendete, verschwanden sie schließlich wieder vollständig. Ihm kam der Gedanke, dass in dem Umstand, dass ein Auszug der Chinarinde Malariasymptome hervorrufen konnte, vielleicht die eigentliche Erklärung dafür lag, warum diese Arznei Malaria heilen konnte. Um dieser Theorie auf den Grund zu gehen, wiederholte er den Versuch mit Freunden, mit demselben Ergebnis.

Es folgten weitere Experimente mit anderen Arzneien, die unter strengen Bedingungen durchgeführt wurden; zu den Arzneien zählten solche, die in dieser Zeit ebenfalls sehr populär waren, wie z. B. Arsen und Belladonna (Tollkirsche). Aus dieser mühseligen Arbeit konnte Hahnemann für alle Arzneien sogenannte „Arzneimittelbilder“ entwickeln, indem er ihre Wirkungen auf gesunde Individuen festhielt. Diese Wirkungen umfassten sowohl die von den Substanzen hervorgerufenen geistigen (psychologischen) und physischen Symptome als auch detailliertere Informationen beispielsweise über die Umstände, unter denen die Symptome auftraten, der Einfluss des Wetters und sogar eine etwaige Abhängigkeit der Symptome von der Tageszeit. Diese Versuche bezeichnete er als Prüfungen. Durch gewissenhafte Beobachtung der Symptome, die eine Arznei bei einem gesunden Individuum hervorrufen konnte, war es ihm möglich vorherzusagen, welche Krankheitssymptome dieses Mittel unter Umständen bei einem kranken Patienten zu heilen vermochte. Dies ist die Grundlage des Ähnlichkeitsgesetzes: Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt, „Similia similibus curentur“.

Nach sechs Versuchsjahren veröffentlichte er in einer renommierten medizinischen Zeitschrift einen Artikel, in dem er das homöopathische Prinzip ausführlich darlegte. Diesem folgte 1810 seine Abhandlung über die Homöopathie mit dem Titel Organon der rationellen Heilkunde. Im Laufe der folgenden Jahre veröffentlichte er die Ergebnisse seiner systematischen Prüfungen potenzieller Heilmittel in seiner Reinen Arzneimittellehre (1811–1821).

Der Verdünnungsfaktor

Bei der Behandlung seiner Patienten stellte Hahnemann die Arzneimittelbilder den Krankheitssymptomen gegenüber und wählte dann die passendste Arznei, die er auch als „Simillimum” bezeichnete. Grobstoffliche Dosen seiner Arzneien hatten in vielen Fällen unangenehme Nebenwirkungen zur Folge; deshalb begann er damit, die Arzneien zu verdünnen, um auf diese Weise zu versuchen, das Problem zu minimieren. Bei der Anwendung dieser Verdünnungen beobachtete Hahnemann, dass es bei manchen Patienten zu einer Verschlimmerung der Symptome zu kommen schien, bevor letztendlich eine Besserung eintrat. Diesen Effekt bezeichnete er als „Verschlimmerung“. Um das Auftreten einer solchen Verschlimmerung zu verhindern, veränderte er die Art und Weise, wie er die Arzneien verdünnte. Statt einer geradlinigen Reihenverdünnung ging er dazu über, die Arznei zu verdünnen und anschließend einer heftigen Verschüttelung zu unterziehen, indem er das Fläschchen mit der Arznei bei jedem Verdünnungsschritt auf eine harte Unterlage schlug. Hahnemann wird nachgesagt, dass er zu diesem Zweck eine in Leder gebundene Bibel verwendete. Diese Methode ist in homöopathischen Kreisen als Verschüttelung bekannt und stellt einen entscheidenden Schritt bei der Herstellung homöopathischer Arzneien dar.

Hahnemann stellte zu seiner Überraschung fest, dass die solcherart verdünnten Arzneien nicht nur geringere Verschlimmerungen bei seinen Patienten hervorriefen, sondern auch noch sehr viel schneller und besser wirkten. Dies steht in direktem Gegensatz zu konventionellen Medikamenten, die mit zunehmender Verdünnung an Wirksamkeit verlieren. Hahnemann bezeichnete diese neuartigen Verdünnungen als „Potenzierungen“. Der Begriff „Potenz“ wird auch heutzutage noch in der Homöopathie verwendet, um die Stärke bzw. den Verdünnungsgrad einer Arznei zu beschreiben.

Die Herstellung von Arzneien

Die von Hahnemann entwickelten Prinzipien der Arzneimittelherstellung haben auch heute noch Gültigkeit. Die meisten gebräuchlichen homöopathischen Arzneien werden aus pflanzlichen, tierischen oder mineralischen Stoffen gewonnen, aber es gibt noch viele weitere unterschiedliche Quellen. Sonnenlicht, Strahlung, Magnetismus, Elektrizität und moderne Medikamente wurden schon zu wirksamen Arzneien verarbeitet.

Ihre Herstellung erfolgt auf überaus präzise und exakte Weise. Bei homöopathischen Arzneimitteln aus löslichen Stoffen wie z. B. Pflanzenextrakten oder tierischen Produkten (beispielsweise Schlangengiften) wird das Ausgangsmaterial in einer Mischung aus 90 % reinem Alkohol und 10 % destilliertem Wasser gelöst und zwei bis vier Wochen lang stehen gelassen, nur unterbrochen von gelegentlichem Schütteln. Die durch anschließende Filtration gewonnene Flüssigkeit wird als Urtinktur bezeichnet und in der Homöopathie mit dem Suffix Ø gekennzeichnet. Für die Herstellung von Arzneien aus unlöslichen Stoffen, beispielsweise Mineralien wie Kalziumphosphat oder Metallen wie Silber oder Eisen, kommt ein als Trituration (Verreibung) bekanntes Verfahren zur Anwendung. Dieses beinhaltet wiederholtes Verreiben der Ausgangssubstanz mit Mörser und Pistill und Milchzucker bis zu dem Punkt, an dem sie in Alkohol löslich ist und eine Urtinktur daraus hergestellt werden kann.

Um aus der Urtinktur homöopathische Potenzen herzustellen, wird diese seriell verdünnt und bei jedem Schritt verschüttelt. Es gibt zwei gebräuchliche Verdünnungsreihen. Die Dezimalpotenzen, die durch das Suffix D gekennzeichnet werden, entstehen durch Verdünnung im Verhältnis 1:10, wohingegen bei den Centesimalpotenzen mit dem Suffix C die Verdünnung im Verhältnis von 1:100 erfolgt.

So würde man beispielsweise, um die C6 einer Arznei herzustellen, einen Tropfen der Urtinktur zu 99 Tropfen eines Alkohol-Wasser-Gemischs geben und verschütteln. Ein Tropfen der daraus resultierenden Lösung, der C1, würde dann wiederum zu 99 Tropfen des Alkohol-Wasser-Gemischs gegeben und ebenfalls verschüttelt, um zur C2 zu gelangen. Dieser Vorgang müsste noch viermal wiederholt werden, bis man die Potenz C6 erreicht hätte. Einige Tropfen dieser Lösung (auch als Potenzierungslösung bezeichnet) würden dann zu dem unarzneilichen Trägerstoff gegeben, der zur Anwendung am Patienten vorgesehen ist. Zu diesem Zweck wird normalerweise Laktose (Milchzucker) in Tabletten-, Pulver- oder Pillenform bzw. als Kügelchen (Globuli, Granuli) verwendet. Die Arzneien können auch als flüssige Zubereitungen hergestellt werden, wobei einige Tropfen der Potenzierungslösung zu einem schwachen Alkohol-Wasser-Gemisch gegeben und gut geschüttelt werden.

Die Anerkennung der Homöopathie

Es überrascht nicht, dass der medizinische Berufsstand Hahnemann feindlich gesinnt war. Die Apotheker hatten Einwände dagegen, dass er seine eigenen Arzneien zubereitete, und seine ärztlichen Kollegen widersprachen seinen homöopathischen Theorien und Methoden und behaupteten, dass es sich dabei um blanken Unsinn handelte. Trotz seiner unermüdlichen Arbeit gelang es ihm nicht, stichhaltige Beweise für seine Methoden zu erbringen. Im Winter von 1812–13 kam es in Leipzig zu einem Ausbruch von Typhus unter den verbliebenen Resten von Napoleons geschlagenen Truppen. Hahnemann behandelte 180 Fälle, von denen lediglich zwei starben. Bei einem Ausbruch der Cholera im Jahre 1830 setzte ein Schüler Hahnemanns die Arznei Camphora ein und erzielte dramatische Resultate. Die Sterblichkeitsrate der konventionell behandelten Patienten lag zwischen 60 und 70 Prozent, wohingegen sie bei homöopathisch behandelten Fällen weniger als zehn Prozent betrug.

Die Cholera breitete sich schließlich bis nach London aus und erreichte ihren Höhepunkt im Jahre 1854; allein in der Gegend um Soho starben mehr als 10.000 Menschen. Das Royal London Homoeopathic Hospital mobilisierte all seine Ressourcen, um dem Ausbruch zu begegnen. Die Verordnungen erfolgten auf der Grundlage vernünftiger homöopathischer Verschreibungen – v. a. Camphora, Helleborus und Cuprum wurden mit großem Erfolg eingesetzt. Die Behandlungen waren in der Tat derart effektiv, dass sich die Gesundheitsbehörde gezwungen sah, die Veröffentlichung der statistischen Ergebnisse zu verhindern, mit der Begründung, dass die homöopathischen Praktiker „damit der empirischen Praxis einen nicht zu rechtfertigenden Freifahrtschein erteilen würden, der der Erhaltung der Wahrheit und dem wissenschaftlichen Fortschritt zuwiderliefe“.

Trotz des zunehmenden Interesses und der erdrückenden Beweise für ihre Wirksamkeit bei der Behandlung von Krankheiten bei Mensch und Tier hat sich die Homöopathie schon seit jeher mit Kritik in dieser oder einer anderen Form auseinandersetzen müssen. Einer der Hauptgründe für die mangelnde Anerkennung der Homöopathie ist dabei sicherlich der Verdünnungsfaktor.

Mehr zur Verdünnung

Hahnemann hatte festgestellt, dass die Arzneien durch den speziellen Verdünnungsvorgang an Wirksamkeit gewannen und gleichzeitig toxische bzw. unerwünschte Nebenwirkungen eliminiert wurden. Allerdings führt wissenschaftlich betrachtet die zunehmende Verdünnung dazu, dass schon bald kein einziges Molekül der Ausgangssubstanz mehr vorhanden ist; dennoch ist die Wirkung einer korrekt verordneten Arznei umso größer, je höher der Verdünnungsgrad ist. Tatsächlich wird im Bereich der Verdünnungsstufe C12 die Avogadro‘sche Zahl3 erreicht, sodass alle höheren Potenzen rein rechnerisch keine Spur der Ausgangssubstanz mehr enthalten, aber trotzdem wirksam sind.

Der entscheidende Punkt liegt hier in der Anerkennung des Umstandes, dass das Lösungsmittel (Alkohol) einen „energetischen Abdruck“ der Arznei von einer Potenz zur nächsten überträgt, sowie in der Annahme, dass dabei sehr wahrscheinlich eine Art von elektromagnetischer Wirkung eine Rolle spielt. Diese These wird durch die Beobachtung gestützt, dass für die Herstellung homöopathischer Arzneien ein polares Lösungsmittel erforderlich ist. Die derzeitige Forschung im Bereich der Kernmagnetresonanz und die Theorien zur Quantenmechanik werden vielleicht einmal den Schlüssel zur Wirkungsweise der Homöopathie liefern. Bisher wissen wir nur, dass homöopathische Arzneien über eine Art der Interaktion mit dem Körper wirken, woran die in der potenzierten Arznei enthaltene „Energie“ beteiligt ist.

Die Lebenskraft

Hahnemann dachte auch darüber nach, wie seine Arzneien wohl wirken könnten. Er vermutete, dass der Körper über eine bestimmte Form von subtiler Energie verfügte, die auf die von den Arzneien ausgehenden kleinen energetischen Reize reagierte, welche die Heilung anregen sollten. Diese Energie nannte er „Lebenskraft“. Ähnliche Konzepte finden sich auch in anderen natürlichen Heilverfahren. So wird eine solche Energie beispielsweise in der Chinesischen Medizin als Chi oder Qi und in der Ayurvedischen Medizin (einem uralten Heilungssystem in Indien) als Prana bezeichnet.

Diese Energie ist für die Aufrechterhaltung der Gesundheit und Harmonie innerhalb des Körpers verantwortlich. Eine Vielzahl von Faktoren kann sie und ihre Rolle bei der Erhaltung des Gleichgewichts beeinflussen: Ernährung, Umwelt, Stress, genetische Faktoren sowie die gleichzeitige Verabreichung von konventionellen Medikamenten. Hahnemann erkannte, dass die Gesundheit durch äußere Faktoren beeinträchtigt wird, und befürwortete entsprechend eine gesunde Ernährung und gute hygienische Bedingungen. Er war sich der Probleme bewusst, die durch eine ausschweifende Lebensweise und den übermäßigen Genuss von Kaffee und Alkohol verursacht wurden. Eine korrekt verordnete homöopathische Arznei unterstützt die Lebenskraft im Kampf gegen die Krankheit und ermöglicht dem Körper die Heilung, sodass der Zustand der Harmonie wiederhergestellt wird.

Akute und chronische Symptome und das Miasmenkonzept

Ist die Lebenskraft nicht in der Lage, das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, so entstehen Krankheitssymptome. Manche Probleme treten plötzlich auf (z. B. eine Infektion der Atemwege oder eine Bänderzerrung) und verursachen eine akute Krankheit von kurzer Dauer. Der Körper kann das Problem mit oder ohne Hilfe überwinden, und das Tier erholt sich. Im Gegensatz dazu kann die Lebenskraft bei einer chronischen Erkrankung wie z. B. Arthritis das Gleichgewicht nicht mehr aufrechterhalten, auch wenn es wiederholt zu kleineren Siegen bzw. Remissionen kommt; die Symptome treten immer wieder auf und entwickeln sich häufig langsam weiter.

Hahnemann war der Ansicht, dass viele chronische Gesundheitsprobleme des Menschen auf drei „Grunderkrankungen“ zurückzuführen waren: diese bezeichnete er als die infektiösen Miasmen Psora (Krätze), Sykose (Gonorrhö) und Syphilis. Diese Miasmen wurden in einer Familie über mehrere Generationen hinweg vererbt; wurden ihre Symptome unterdrückt, so führte dies dazu, dass die chronische Krankheit in den Körper hineingetrieben wurde. Als Ergebnis dieses Vorgangs erhöhte sich das Risiko für die Entwicklung einer schwerwiegenderen Erkrankung (beispielsweise Krebs oder Epilepsie), sofern das schlummernde Miasma zu irgendeinem Zeitpunkt im Leben durch äußere Faktoren wie z. B. Stress angefacht wurde.

Manchmal misslingt die Behandlung von Tieren mit gut gewählten Arzneien ohne offensichtlichen Grund, oder wir stellen fest, dass die Reaktion des Tieres auf die korrekt verschriebene Arznei zu wünschen übrig lässt. Hier kann manchmal die Miasmentheorie zur Erklärung dienen. Entweder steckt ein einzelnes Miasma oder eine Kombination aus Psora, Sykose oder Syphilis dahinter. Es mag überraschen, aber es hat den Anschein, dass Hahnemanns Miasmentheorie auch auf die Krankheiten bei Tieren einschließlich Pferden übertragen werden kann und dass wir spezifische Arzneien dazu verwenden können, die Auswirkungen miasmatischer Belastungen zu behandeln.

Die homöopathische Verschreibung – ein kurzer Abriss

Dieses Buch ist in einzelne Abschnitte unterteilt, die sich vorrangig an den verschiedenen Körperteilen und Organen orientieren. In jedem Kapitel werden den häufigsten beim Pferd auftretenden Problemen die entsprechenden empfohlenen Arzneien zugeordnet. Ein Großteil dieser Arzneien wurde allein aufgrund der derzeitigen Symptome des Patienten ausgewählt, häufig auf einer rein pathologischen Grundlage; dieser Ansatz führt oft zu befriedigenden Ergebnissen. Obgleich diese Methode durchaus ihren Wert hat und von dem unerfahrenen Anwender leicht einzusetzen ist, gibt es doch eine Reihe anderer Ansätze, die bei der Behandlung eines Falles hilfreich sein können. Am wichtigsten ist dabei zweifellos die Arzneiwahl aufgrund der Konstitution des Tieres, die sich sehr oft als überaus effektiv erweist und selbst in schwierigen Fällen immer wieder zum Erfolg führt.

Nachfolgend wird in Kürze erläutert, wie auch andere Verschreibungsmethoden zum Vorteil des Patienten eingesetzt werden können.

Sollten irgendwelche Zweifel in Bezug auf den korrekten Behandlungsverlauf bestehen, suchen Sie bitte immer professionelle Hilfe auf.

Die Bedeutung der Symptome

Der Schlüssel zur erfolgreichen Anwendung homöopathischer Arzneien liegt in der Beobachtung des Patienten und seiner Symptome, um so die korrekte Arznei herauszufinden, die mit der Lebenskraft interagiert und den Heilungsprozess anregt. Die Homöopathen ordnen diese Symptome zur Vereinfachung in verschiedene Kategorien ein.

Lokalsymptome beziehen sich auf einen bestimmten Körperteil oder ein Organsystem wie z. B. den Ellbogen, den Rücken, das Auge, die Harnblase oder die Haut.

Allgemeinsymptome sind Zeichen, die den Patienten als Ganzes betreffen; zu ihnen zählen Appetit, Durst, die körperliche Erscheinung, der Gang und die Haltung, Auswirkungen von Hitze, Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit sowie die Veränderung der Symptome in Abhängigkeit von der Jahres- oder Tageszeit.

Gemütssymptome spiegeln den emotionalen Zustand bzw. das Verhalten des Tieres wider. Zu ihnen gehören Furcht, Unruhe, Traurigkeit, aggressives Verhalten, Erregbarkeit u. a.

Es ist weiterhin von großer Bedeutung, spezifische Charakteristika mancher Symptome zu berücksichtigen. Liegt beispielsweise ein Nasenausfluss vor, so sollte man auf die Farbe (weiß, grün, gelb), die Konsistenz (dünn, wässrig, dick, klebrig) und, soweit möglich, auf den Geruch achten.

Faktoren, die die individuellen Symptome modifizieren, müssen ebenfalls beachtet werden. Sie werden als Modalitäten bezeichnet und in zwei Gruppen unterteilt:

– Verschlimmerungen, durch die die Symptome schlimmer werden

– Besserungen, durch die die Symptome besser werden.

Zu den Modalitäten zählen die Auswirkungen von Ruhe oder Bewegung, die Tageszeit und die Folgen von Hitze bzw. Kälte und von Feuchtigkeit bzw. Trockenheit. Geht ein Pferd z. B. lahm, muss man herausfinden, ob der Zustand durch Ruhe gebessert oder verschlimmert wird, welchen Einfluss die Umgebungstemperatur auf den Grad der Lahmheit hat und ob das Tier die Berührung der betroffenen Stelle verweigert, weil diese schmerzhaft ist.

Die Wahl der richtigen Arznei

Damit der Körper heilen kann, ist die Wahl der richtigen Arznei von entscheidender Bedeutung. Zu diesem Zweck sollten alle Symptome des Tieres zusammen betrachtet werden, um sich ein Bild von dem Tier als Individuum machen zu können. Dazu gehören sowohl die derzeitigen als auch vergangene Symptome, solche, die in der konventionellen Medizin außer Acht gelassen werden, merkwürdige und eigentümliche Symptome sowie solche, die für gewöhnlich bei dem jeweiligen Zustand bzw. vorliegenden Problem auftreten. So benötigt beispielsweise ein ängstliches, unruhiges, schlankes, athletisch aussehendes Pferd, das leicht friert, einen durstigen Eindruck macht und an einer juckenden Dermatitis leidet, bei der bestimmte Bereiche der Haut schuppig und verkrustet sind und das Pferd sich so heftig scheuert, dass die Haut blutet, eine Arznei, die all diese Symptome umfasst, wenn der Fall erfolgreich behandelt werden soll.

Aus praktischer Sicht ist es am besten, bei der Erhebung der Vorgeschichte methodisch vorzugehen, sodass alle Informationen genau erfasst werden können. In Abhängigkeit von der Natur des zu behandelnden Zustandes umfasst diese Vorgehensweise folgende Aspekte:

Beobachtung des Pferdes aus der Entfernung – erster Eindruck.

Allgemeine Beurteilung der Haltung, körperlichen Erscheinung (dick, schlank, abgemagert) und des Verhaltens (aggressiv, ängstlich, unruhig).

Einzelheiten des zu behandelnden Erkrankungszustandes, z. B. Mauke, chronischer Husten, Lahmheit, Morbus Cushing; wie lange besteht er schon und welche Periodizität zeigt er – wann kommt und geht er?

Umstände oder mögliche Auslöser zu Beginn der Erkrankung, z. B. Verlust eines Kameraden, Weidewechsel oder Futterumstellung, Impfungen, Unfälle oder Verletzungen, Zugang zu unbekömmlichem Futter. Man sollte auch die zum jetzigen Zeitpunkt relevanten Umstände aufnehmen, beispielsweise Stress und Umwelteinflüsse.

Charakteristika jedes einzelnen Symptoms. Dazu gehören die Farbe eines Nasenausflusses, die Art des Hustens (trocken, giemend oder rasselnd) oder Durchfalls (wässrig, weich) und ob dieser mit Pressen verbunden ist. Ist die Haut betroffen, so sind die Art und Erscheinung der Hautveränderungen zu erfassen – Schorfe, wunde Stellen, Risse, Krusten, Schuppen, nässende, trockene, juckende oder blutende Stellen.

Modalitäten: Was bessert oder verschlimmert die Symptome?

Frühere gesundheitliche Probleme des Tieres. Symptome, die in der Vergangenheit bestanden, dienen der Vervollständigung des Bildes.

Erkrankungen bei verwandten Tieren. Diese lassen erkennen, ob es sich um ein familiäres Problem handelt.

Gemütssymptome wie z. B. das Verhalten gegenüber dem Besitzer und Fremden, Interaktionen mit anderen Pferden sowie das psychologische Profil – eifersüchtig, liebevoll, unterwürfig, scheu, intelligent, zurückhaltend, erregbar, unzuverlässig, ausgeglichen, reinlich, aristokratisch, dominant.

Allgemeinsymptome – Appetit, Durst, Verlangen und Abneigungen, der Einfluss des Zyklus, die Jahres- und Tageszeit sowie der Einfluss der Witterung auf den Patienten als Ganzes.

Die Erhebung der Vorgeschichte endet mit der Untersuchung des Patienten, wobei man die bisher erhobenen Befunde, falls nötig, ergänzt. Nach einer Allgemeinuntersuchung des Patienten wird jedes relevante Organsystem untersucht – Augen, Ohren, Nase, Kopf, Maul, Verdauungsapparat, Atemwege, Harnwege, Geschlechtsapparat, Herz, Kreislauf, Lymphsystem, Haut, Bewegungsapparat (Hals, Gliedmaßen, Rücken, Hufe) sowie das Nervensystem.

Ebenen der Verschreibung

Nachdem wir nun im Detail betrachtet haben, wie man die Anamnese erhebt, bleibt zu ergänzen, dass diese Vorgehensweise nicht in allen Fällen erforderlich ist. So benötigt man beispielsweise bei einer Stichverletzung der Sohle meist lediglich ein Mittel, das auf der Grundlage der vorliegenden Symptome gewählt wird; es ist in der Regel nicht nötig, das Tier in seiner Gesamtheit zu betrachten. Im Gegensatz dazu ist es bei einem Tier mit chronischem Husten oder einer juckenden Hauterkrankung in der Regel unumgänglich, eine detaillierte Vorgeschichte zu erheben, um die richtige Arznei herauszufinden. Die möglichen Verschreibungsmethoden werden nachstehend aufgeführt.

Konstitutionelle Verschreibung

Diese Art der Verschreibung berücksichtigt alle Symptome des Tieres und versucht dann, den Patienten einer bestimmten Arznei zuzuordnen, die zu der Gruppe der sogenannten Polychreste gehört. Bei diesen handelt es sich um tief wirkende Mittel, die auf den Patienten als Ganzes wirken und darauf abzielen, all seine Symptome zu heilen. Chronische Probleme profitieren fast immer von diesem Ansatz, sofern es überhaupt möglich ist, den Konstitutionstypus des Tieres herauszufinden. Diese Vorgehensweise erweist sich oft auch als sehr hilfreich, wenn eine andere Verschreibungsmethode bereits versagt und zu keiner Besserung des Zustandes geführt hat.

Verschreibung aufgrund der gegenwärtigen Symptome

Diese Methode wird häufig angewendet und erfordert eine weniger umfangreiche Fallerhebung. Die Verschreibung erfolgt auf der Grundlage der Lokalsymptome und begleitenden Modalitäten. Man kann nach diesem Ansatz vorgehen, um beispielsweise eine Zerrung eines Unterstützungsbandes, eine Quetschung der Sohle oder eine Hautverletzung zu behandeln, also Erkrankungen, die unter normalen Umständen keine konstitutionelle Vorgehensweise erfordern würden.

Verschreibung anhand der Grundursache

Manchmal ist es eine gute Idee, ein spezifisches Ereignis bzw. eine Erkrankung, die den derzeitigen Zustand ausgelöst hat, als Erstes zu behandeln, unabhängig davon, wie viel Zeit seither bereits verstrichen sein mag. Beispiele dafür sind ein Trauma nach einem Verkehrsunfall, pathologische Veränderungen aufgrund einer Wunde oder Symptome, die im Anschluss an eine spezifische Infektion aufgetreten sind. Eine Verschreibung auf dieser Grundlage wird häufig von einer weiteren Verschreibung auf der Basis der Konstitution oder derzeitigen Symptome gefolgt. Vergangene Probleme können manchmal zu einer „Blockade“ führen, die die erfolgreiche Behebung eines bestimmten Zustandes verhindert, sodass es oft eine gute Sache ist, diese zu Beginn zu behandeln.

Verschreibung aufgrund geistiger Symptome

Es ist nicht immer einfach, den Charakter eines Pferdes zu beurteilen; wo dies aber möglich ist, können allein die Gemütssymptome schon eine sehr effektive Basis für die Behandlung von Krankheiten darstellen. Jede Verbesserung des Gemütszustandes des Tieres wird die Auflösung aller anderen möglicherweise bestehenden Probleme unterstützen. Die genaue Betrachtung der Gemütssymptome liefert oft entscheidende Hinweise auf das Konstitutionsmittel.

Verschreibung für bestimmte Organe

Eine ganze Reihe von Arzneien hat eine Affinität zu bestimmten Organen und kann neben anderen Mitteln eingesetzt werden. Beispiele wären Solidago für die Nieren, Nux vomica für die Leber und Crataegus für das Herz.

Verschreibung von Drainagemitteln

Bei diesen handelt es sich um spezifische Arzneien, die eingesetzt werden, um verschiedene Organssysteme zu entgiften. Beispiele sind Petroleum für die Haut, Berberis für die Harnwege und Chelidonium für die Leber.

Vorbeugende Verschreibung

Homöopathische Arzneien können auch vorbeugend eingesetzt werden, und zwar sowohl im Hinblick auf die mögliche Prävention spezifischer Erkrankungen mittels Nosoden (siehe Seite 353) als auch im Rahmen der Vorbeugung vorhersehbarer Probleme. Beispiele für den letztgenannten Fall wären Arnica vor Operationen, Caulophyllum vor dem Abfohlen und Calcium phosphoricum, um ein angemessenes Knochenwachstum zu gewährleisten.

Hat man die Zeichen und Symptome des Patienten herausgearbeitet, die Informationen zusammengetragen und eine Entscheidung hinsichtlich des Verschreibungsmodus getroffen, ist nicht immer klar, welche Arznei bzw. welche Arzneien vielleicht benötigt werden. Um diese zu ermitteln bzw. die Informationen auszuwerten und die bestmögliche Verschreibung zu treffen, stellt der Einsatz einer Arzneimittellehre und eines Repertoriums den praktikabelsten Weg dar.

Die Verwendung von Repertorien und Arzneimittellehren

Die Arzneimittellehre (Materia medica)

Seit der Veröffentlichung von Hahnemanns Reiner Arzneimittellehre, die seine Beobachtungen zur Anwendung der Arzneien aus der Zeit zwischen 1811 und 1821 umfasst, wurde eine Vielzahl ähnlicher Bücher geschrieben, die aufgrund der Aufnahme neuer Arzneien und Prüfungen eine Erweiterung von Hahnemanns ursprünglicher Arbeit darstellen. Dieser Prozess setzt sich auch heute noch fort, beispielsweise durch die Ergänzung von Mitteln wie Aspartam, Koriander und Schiefer. Die homöopathische Materia medica wächst und entwickelt sich beständig weiter.

Als Ergänzung zu dem vorliegenden Buch und Basisausstattung wird Das Handbuch der homöopathischen Arzneimittellehre von William Boericke empfohlen. Dieses Buch enthält die gebräuchlichsten Arzneien einschließlich aller Mittel aus Hahnemanns Reiner Arzneimittellehre von A bis Z. Auch wenn sich die Symptomatik auf den Menschen bezieht, können die darin enthaltenen Informationen mit ein wenig Anstrengung und unorthodoxer Denkweise relativ leicht auf Pferde übertragen werden.

Für jede Arznei gibt es eine homöopathische Kurzbeschreibung, gefolgt von einem Abriss der Symptome in den einzelnen Körperteilen und Organen. Angaben zu den realen Wirkungen der Arznei auf die einzelnen Bereiche lassen erkennen, wie sie homöopathisch eingesetzt werden kann, um eben jene Symptome zu behandeln. Die meisten Bücher dieser Art sind entsprechend der unten aufgeführten Aufteilung aufgebaut. Wo es angebracht erschien, wurde das dem Pferd entsprechende Pendant dazugeschrieben:

 

Gemüt

Psychische und Verhaltenssymptome

 

Kopf

 

 

Augen

 

 

Ohren

 

 

Nase

 

 

Gesicht

 

 

Maul

 

 

Hals

Larynx und Pharynx

 

Magen

 

 

Abdomen

Dünndarm und Dickdarm

 

Stuhl

Kot

 

Urin

einschließlich Blase und Nieren

• Männliche Geschlechtsorgane

Hengst und Wallach

• Weibliche Geschlechtsorgane

Stute

 

Atemwege

Lunge, Brustkorb, Trachea

 

Herz

 

 

Rücken

einschließlich äußerer Hals

 

Extremitäten

Gliedmaßen einschließlich Knie-, Karpal-, Tarsal-, Fessel- und Hufgelenke

 

Schlaf

 

 

Haut

 

 

Fieber

Anstieg der Körpertemperatur

 

Modalitäten

Faktoren, die die Symptome bessern oder verschlimmern

Man zieht die Materia medica heran, um innerhalb kurzer Zeit zu überprüfen, ob die Arzneien, die man im Kopf hat, passend sind und mit den Symptomen des Patienten übereinstimmen.

Das Repertorium

Im Gegensatz zur Materia medica geht das Repertorium von der anderen Seite an die Arzneifindung heran, indem die Symptome des Patienten als Kollektiv herangezogen werden, um nach passenden Arzneimitteln zu suchen und aus diesen dann eine einzelne Arznei auszuwählen.

Dafür stehen uns Bücher zur Verfügung, die in ihrem ursprünglichen Aufbau den oben beschriebenen Arzneimittellehren nicht unähnlich waren. Ältere Repertorien wie z. B. Kents Repertorium der homöopathischen Materia medica verwenden eine Sprache und Kapitelüberschriften, die teilweise etwas archaisch anmuten und das Auffinden der Arzneien erschweren können. Modernere Ausgaben wie das Klinische Repertorium von Robin Murphy sind einfach alphabetisch von A bis Z geordnet; sie beginnen mit dem Abdomen und enden mit der Zunge. In jedem Kapitel werden die Zeichen und Symptome wiederum systematisch aufgesplittet, bis hin zu sehr detaillierten Ebenen, die auch die Modalitäten umfassen. Zu jedem Eintrag, der auch als Rubrik bezeichnet wird, sind Arzneien unterschiedlicher Graduierung aufgeführt, die alle einen Bezug zu dem entsprechenden Symptom haben. Ein typischer Eintrag könnte folgendermaßen aussehen:

Extremitäten

(Gliedmaßen)

(Kapitelüberschrift)

Knie

(Kniegelenk bei Pferden)

(Überschrift eines Unterkapitels)

Reißende Schmerzen

(untergeordnete Überschrift)

Schwellung

(untergeordnete Überschrift)

Steifheit

(untergeordnete Überschrift)

Aufstehen vom Sitzen, beim… (Rubrik)

Bewegung, zu Beginn der (Rubrik) Carbo vegetabilis, Causticum, Euphrasia, Lycopodium, Pulsatilla, Rhus toxicodendron (passende Arzneien)

Gehen, beim… (Rubrik)

Nachts… (Rubrik)

Rheumatisch… (Rubrik)

Schmerzhaft… (Rubrik)

Sitzen, im… (Rubrik)

Verstaucht

(untergeordnete Überschrift)

Die Arzneien werden mit einem bestimmten Grad versehen, um anzuzeigen, wie ausgeprägt das Symptom im Arzneimittelbild vertreten ist. Fettgedruckte Mittel sind im höchsten Grad aufgeführt, kursiv gedruckte haben einen geringeren Grad und die Arzneien in Normaldruck haben im Hinblick auf das Symptom die geringste Bedeutung. Die Auswahl bestimmter Symptome des Patienten (die möglichst eine Bandbreite verschiedener Symptome der unterschiedlichen Körperteile und Organe darstellen sollten) und entsprechender Rubriken ermöglicht es, eine Liste geeigneter Mittel zu erstellen. Ordnet man den Arzneien einen der Graduierung entsprechenden Wert zu (Fettdruck dreiwertig, Kursivdruck zweiwertig und Normaldruck einwertig), so kommen die Mittel, die die höchste Punktzahl erreichen, in die engere Wahl. Diesen Vorgang bezeichnet man als Repertorisation. Durch den Einsatz eines modernen computergestützten Repertoriums wie MacRep, Cara, Isis oder Radar kann dieser zeitaufwändige Prozess nun sehr viel schneller und zuverlässiger durchgeführt werden als mit den manuellen Methoden. Trotzdem sollte man am Schluss immer eine Arzneimittellehre hinzuziehen und sich sowohl auf frühere Erfahrungen als auch auf seine Intuition besinnen; dies ist oftmals der beste Weg, um die Arzneiwahl zu bestätigen.

Hat man schließlich eine Arznei gewählt, so stellt sich als Nächstes die Frage nach der geeigneten Potenz.

Potenz und Potenzwahl

Die Frage der Potenz kann manchmal verwirrend sein, sodass es schwierig ist, die bestmögliche Wahl für einen bestimmten Fall zu treffen. Der Begriff „Potenz“ bezieht sich auf die „Stärke oder Verdünnungsstufe“ der Arznei. Die zwei häufigsten Potenzreihen sind die Dezimal- und die Centesimalskala. Gebräuchliche Dezimalpotenzen sind die D1, D3, D6 und D12, und bei den Centesimalpotenzen kommen am häufigsten die C6, C12, C30 und C200 zum Einsatz. Der Buchstabe C wird in der Centesimalskala häufig weggelassen, sodass beispielsweise Arnica 30 dasselbe ist wie Arnica C30. Die 1M-Potenz wird ebenfalls von Zeit zu Zeit verwendet; 1M ist dabei dasselbe wie C1.000. Als Hochpotenzen werden alle Potenzen oberhalb der C12 bezeichnet, während Tiefpotenzen normalerweise unterhalb der C6 liegen. Alles zwischen C6 und C12 wird als mittlere Potenz bezeichnet.

Es wird allgemein davon ausgegangen, dass höhere Potenzen tiefer und länger wirken. Dies geht allerdings auf Kosten der Wirkungsbreite. Vereinfacht ausgedrückt haben höhere Potenzen ein engeres Wirkungsspektrum, wirken aber mit größerer Kraft und länger. Im Gegensatz dazu haben niedrigere Potenzen eine kürzere Wirkungsdauer und schwächere Heilungswirkung, dafür aber ein größeres bzw. leichter zu treffendes Wirkungsspektrum. Die Potenzwahl hängt vom Patienten und der Natur des zu behandelnden Zustandes ab. Leider gibt es keine festen oder einfachen Regeln, da verschiedene Homöopathen nach unterschiedlichen Methoden vorgehen; allerdings kann man einige grundlegende Richtlinien befolgen:

Bei akuten Erkrankungen ist oftmals die C30 oder eine noch höhere Potenz angebracht, sofern man sich sicher ist, dass die Arznei genau mit den Symptomen übereinstimmt. Ist man sich der passenden Arznei nicht vollkommen sicher, ist es weit besser, die C6 einzusetzen als überhaupt kein Mittel zu geben. Akute Zustände bedürfen im Allgemeinen häufiger Gaben; je akuter die Symptome sind, desto öfter muss die Arznei verabreicht werden. Tiefe Potenzen müssen in solchen Situationen sehr viel häufiger gegeben werden (bis zu alle 15 Minuten) als höhere Potenzen.

Chronische Probleme benötigen oft tiefe Potenzen wie die C6, wenn die Verordnung auf der Basis der Symptome erfolgt. Bei Zuständen wie z. B. degenerativen Gelenkerkrankungen müssen oft tägliche Gaben über einen längeren Zeitraum verabreicht werden, möglicherweise sogar für das restliche Leben des Tieres.

Werden Arzneien auf der Grundlage der Konstitution verschrieben, so werden sie meist in tief wirkenden hohen Potenzen und seltenen Gaben verabreicht. Oft werden nur einige wenige Gaben benötigt.

Hochpotenzen werden ebenfalls zur Behandlung von psychischen Problemen und Zuständen, deren Wurzel weit zurück in der Vergangenheit liegt, z. B. eine frühere Erkrankung oder ein bestimmtes traumatisches Ereignis, eingesetzt.

Im vorliegenden Buch werden bei jeder Erkrankung geeignete Potenzen empfohlen; diese können aber unter Berücksichtigung des individuellen Tieres und der vorliegenden Symptome variieren.

Hat man nun die Entscheidung hinsichtlich der Arznei, Potenz und Dosierung getroffen, besteht der nächste Schritt in der Beurteilung der Folgen der Behandlung.

Bewertung des Behandlungsergebnisses

Es gibt eine Reihe möglicher Auswirkungen der Arzneigabe.

Keine Reaktion. Dies könnte zurückzuführen sein auf:

• Falsche Verschreibung. In diesem Fall stimmt die Arznei nicht mit den Symptomen des Patienten überein, und der Fall muss noch einmal aufgerollt werden, um ein passenderes Mittel zu finden.

• Richtige Arznei, falsche Potenz. Wurde die richtige Arznei gewählt, kann es sein, dass die Potenz zu niedrig ist, um die Heilung anzuregen, und der Patient deshalb eine höhere Potenz benötigt. Andererseits besteht auch die Möglichkeit, dass die Potenz zu hoch ist und in ihrer Wirkung das Ziel verfehlt; in diesem Fall ist es am besten, eine niedrigere Potenz auszuprobieren.

• Richtige Arznei, falsche Dosierung. Wurde die richtige Arznei gewählt, ist möglicherweise die Häufigkeit der Gabe zu selten, um eine Reaktion hervorzurufen. In diesem Fall sollte man die Arznei häufiger verabreichen.

• Die Wirkung der Arznei ist blockiert. Dies kann auf ein vergangenes Ereignis oder eine frühere Erkrankung zurückzuführen sein, die erst aufgelöst werden müssen, bevor die Arznei wirken kann.

Schwache Reaktion. Die Gründe dafür sind:

• Die Potenz ist zu niedrig. Eine tiefe Potenz hat zwar ein breiteres Wirkungsspektrum, aber eine geringere Heilungskraft. Hier sollte man eine höhere Potenz einsetzen.

• Die Dosierungsfrequenz ist zu gering. In diesem Fall kann möglicherweise eine Steigerung der Gabenhäufigkeit das Problem lösen.

• Ein sehr ähnliches Mittel wurde in einem Fall eingesetzt, wo eine verwandte Arznei hätte gewählt werden müssen.

Die Symptome des Patienten verschlimmern sich. Dies wird als Verschlimmerung bezeichnet. In dieser Situation sollte die Behandlung unterbrochen werden, um zu sehen, ob die Symptome wieder verschwinden. Ist dies der Fall, kommt es manchmal zu einer Besserung des Patienten und der Zustand löst sich auf. Kommt es nachfolgend nicht zur Heilung, sollte die Behandlung mit einer höheren Potenz fortgesetzt werden.

Alte Symptome treten wieder auf. Dies wird als Rekapitulation bezeichnet und entspricht der Wiedererweckung von alten Symptomen, die im Rahmen einer früheren Behandlung unterdrückt wurden. Man sieht dies als gutes Zeichen an, daher sollte die Behandlung fortgeführt werden.

Neue Symptome erscheinen. Eine homöopathische Behandlung kann mitunter mit dem Ablösen von Zwiebelschalen verglichen werden. Das zuerst verabreichte Mittel bringt die ganz außen liegenden Symptome zum Verschwinden (die äußerste Zwiebelschale), woraufhin unmittelbar eine neue Symptomatik zum Vorschein kommt, die die darunter liegende Schicht bildet. Diese neuen Symptome sollte man nun hinzuziehen und überlegen, ob eine passendere Arznei benötigt wird.

Die Symptome des Tieres verschwinden. War die Verschreibung korrekt, wird es dem Tier mit dem Verschwinden der Symptome besser- gehen. Sobald dieses Stadium erreicht ist, wird die Behandlung ausgesetzt und erst wieder fortgesetzt, wenn die Zeichen wiederkehren. Allerdings ist es in chronischen Fällen (insbesondere bei irreversiblen pathologischen Veränderungen) oftmals erforderlich, die Arznei/en über einen langen Zeitraum zu geben, da eine vollständige Heilung nicht immer möglich ist.

Homöopathie und Nebenwirkungen

Als einer der wichtigsten Vorteile der Homöopathie wird häufig das Freisein von Nebenwirkungen genannt. Tatsächlich ist es so, dass die Gabe eines falschen Mittels praktisch keine Wirkung hat. Allerdings lässt sich aus der oben beschriebenen Liste möglicher Behandlungsergebnisse ableiten, dass einige der Wirkungen als Nebenwirkungen fehlgedeutet werden könnten. Weder Verschlimmerungen noch das Wiederauftreten alter Symptome (Rekapitulation) stellen Nebenwirkungen dar. Es handelt sich um kurze Episoden auf dem Weg der Heilung einer Erkrankung unter homöopathischer Behandlung.

Es ist jedoch möglich, dass der Patient ein Mittel prüft, in ähnlicher Weise, wie Hahnemann Arzneien in der Frühzeit der Homöopathie prüfte. Reagiert ein Tier besonders empfindlich auf ein bestimmtes Mittel, kann es Prüfungssymptome entwickeln. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die Arznei zu häufig verabreicht wird oder die Behandlung über einen längeren Zeitraum erfolgt. Vermutet man, dass es sich um eine Prüfung handelt, sollte man die Behandlung sofort abbrechen, worauf die Symptome rasch verschwinden sollten, genau wie sie es bei Hahnemann im Rahmen seiner ursprünglichen Prüfungen taten.

Verabreichung und Dosierung der Arzneimittel

Potenzierte Arzneien gibt es in verschiedenen Darreichungsformen:

• Tabletten, Globuli, weiche oder kleine Pillen aus Laktose (Milchzucker)

• Laktosepulver

• Zuckergranuli (Rohrzucker)

• Flüssige Potenzen

• Urtinktur, die bei Pferden nur selten verwendet und wenn überhaupt, dann in Wasser verdünnt wird

Die meisten Pferdebesitzer verwenden entweder feste Tabletten, weiche Pillen oder Pulver (die teurer sind). Pulver können einzeln in kleine gefaltete Papierstücke verpackt und von diesen direkt auf die Unterlippe des Pferdes oder auf die Schnittfläche eines Apfels oder einer Möhre gegeben werden, die dann dem Patienten verabreicht werden. Auch Pillen bzw. Globuli (kleine runde, mittelfeste Kügelchen) und Granuli (eine Dosis entspricht etwa einer Verschlusskappe des Fläschchens) können ebenso auf ein Stück Apfel oder Möhre gegeben werden. Flüssige Potenzen können auf die Lippe des Pferdes getropft werden. Normalerweise reichen ca. zehn Tropfen. Flüssigkeiten eignen sich auch am besten für eine Bestandsbehandlung, da sie in den Wassertrog gegeben werden können. Für einen normal großen Wassertrog reichen ca. 20 – 25 ml pro Tag aus.

Behandlung und Aufbewahrung der Arzneien

Da es sich bei homöopathischen Arzneien um energetische Mittel handelt, bedürfen sie besonderer Behandlung und Aufbewahrung. Bei entsprechender Pflege behalten sie ihre Wirkung über viele Jahre. Allerdings können sie von bestimmten Faktoren beeinflusst werden, die ihre Wirksamkeit beeinträchtigen oder zerstören können. Es gibt einige Grundregeln, die beachtet werden sollten:

• Man sollte die Arzneien nicht in die Hand nehmen, da sie dadurch ihre Wirksamkeit verlieren können. Dies gilt besonders für Mittel in Tabletten- oder Globuliform, im Gegensatz zu Pulvern, Granuli oder flüssigen Potenzen.

• Man bewahre die Arzneien in dunklen Glasfläschchen auf; für eine kurzzeitige Aufbewahrung genügen auch dunkle Plastikflaschen. Außer zur Entnahme der Arznei sollte man sie immer verschlossen halten.

• Man gebe niemals unbenutzte Arzneien zurück in den Behälter.

• Man schütze die Mittel vor Sonneneinstrahlung und Temperaturextremen und bewahre sie bei Zimmertemperatur auf.

• Man schütze die Mittel vor starken Gerüchen, insbesondere Kampfer, Eukalyptus, Parfüm u.Ä.

• Man schütze die Mittel vor elektromagnetischen Strahlungsquellen wie z. B. Computern, Mikrowellen, Fernsehgeräten und schnurlosen Telefonen bzw. Handys.

Wechselwirkungen mit konventionellen Medikamenten

Bei richtiger Anwendung stellen homöopathische Arzneien ein ausgezeichnetes Mittel dar, um dem Körper die Heilung zu ermöglichen. Lässt es sich einrichten, ist es im Hinblick auf das Wohlergehen des Tieres am besten, wenn man die Homöopathie nicht in Kombination mit konventionellen Medikamenten einsetzt, da einige dieser Mittel die Wirkung homöopathischer Arzneien nachteilig beeinflussen können. Insbesondere Steroide sollten vermieden werden. Auch Impfungen können zu unerwünschten Reaktionen führen (siehe Seite 351), nicht nur indem sie in manchen Fällen das Immunsystem verändern, sondern auch indem sie die Art und Weise, wie der Körper auf homöopathische Mittel reagiert, beeinflussen. Antibiotika stellen im Allgemeinen kein Problem dar; sie wirken in Verbindung mit homöopathischen Arzneien sogar oftmals besser.

Neben der Homöopathie können wo notwendig auch andere Formen der Komplementärmedizin unter fachmännischer Begleitung zum Einsatz kommen. Akupunktur, Nahrungsergänzungsmittel und Bachblüten stellen oftmals eine gute Ergänzung zur Homöopathie dar. Auch pflanzliche Arzneien können unterstützend wirken, sofern sie mit Bedacht ausgewählt werden; dagegen können manche in der Aromatherapie verwendeten Öle die Wirkung homöopathischer Arzneien zunichte machen, wenn sie unüberlegt eingesetzt werden.

Konstitutionsmittel und Konstitutionstypen

Ein homöopathisches Konstitutionsmittel ist ein Mittel, das dem Patienten als Ganzes entspricht. Es deckt sowohl die psychischen als auch die physischen Charakteristika ab sowie die Art und Weise, in der der Patient bei Krankheit reagiert. Die Wirkung der Arznei zielt auf Geist, Körper und Seele des Patienten ab. Tatsächlich deckt ein Konstitutionsmittel mehr ab, als es zuerst den Anschein hat. Es umfasst vererbte Merkmale, die Auswirkungen prägender Ereignisse und die Reaktionen auf äußere Reize, den Lebenswandel, die Ernährung, Umwelt und andere Umstände. Konstitutionsmittel werden auch als Polychreste eingestuft, also Arzneien mit einer breiten Wirkung auf den Körper und seine Systeme.

Die konstitutionelle Verschreibung ist eine sehr tief greifende und kraftvolle Methode, Krankheiten zu behandeln, und muss daher mit Bedacht eingesetzt werden, vorzugsweise unter Anleitung eines homöopathischen Tierarztes. Samuel Hahnemann erwähnte die konstitutionelle Herangehensweise häufig in seinen Schriften und empfahl sie wärmstens für die Behandlung der Patienten. Mit ein wenig Achtsamkeit und Beobachtungsgabe kann man einen Großteil der menschlichen Konstitutionstypen auch beim Pferd wiedererkennen.

Einige wichtige Konstitutionstypen

Die Einzelheiten zu den nachfolgend beschriebenen Konstitutionsmitteln werden in verschiedene Abschnitte unterteilt:

• Name der Arznei – der homöopathische Mittelname und seine Abkürzung (sofern es eine gibt).

• Herkömmlicher Name – der Name, unter dem die Arznei üblicherweise bekannt ist.

• Klassifikation – die homöopathische Klassifikation der Arznei.

• Zubereitung – Art der homöopathischen Herstellung der Arznei.

• Erster Eindruck – ergibt sich aus der anfänglichen Beobachtung des Patienten.

• Psychologischer Typ – charakteristische Verhaltensweisen des Patienten, die mit dem Arzneityp korrespondieren.

• Vorherrschende gesundheitliche Probleme – dieser Abschnitt bezieht sich auf die Zustände und Krankheiten, die bei Tieren mit dem entsprechenden Konstitutionstyp häufig auftreten.

• Schlüsselhinweise – wichtige Charakteristika, die mit dem psychologischen Typ in Zusammenhang stehen und der Identifikation des Konstitutionsmittels des Tieres dienen.

• Wichtige Indikationen – Zustände, bei denen sich die Arznei als hilfreich erwiesen hat, unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die besten Ergebnisse erzielt werden, wenn das Mittel auf konstitutioneller Grundlage eingesetzt wird.

• Wechselwirkungen zwischen Arzneien (verwandte, komplementäre und unverträgliche Mittel4) – Die Mehrzahl der Arzneien steht mit anderen homöopathischen Mitteln in Beziehung, manchmal in guter, manchmal auch in schlechter. Einige Mittel ergänzen sich gut (d. h. sie sind komplementär zueinander), entweder bei gleichzeitiger oder bei aufeinander folgender5 Anwendung. Wird ein verwandtes Mittel als „Akutmittel“ aufgeführt, bedeutet dies, dass ein Tier mit einer bestimmten Konstitution von dieser Arznei profitieren kann, wenn es plötzliche, also akute Symptome entwickelt. Entsprechend erweist sich ein „chronisches Mittel” oft bei der Behandlung von Symptomen eines bestimmten Konstitutionstypen als nützlich, die bereits seit längerer Zeit bestehen. Natürlich gibt es auch Arzneien, die unverträglich sind und nicht gut zusammenwirken bzw. verhindern, dass ein anderes Mittel seine Wirkung richtig entfalten kann.6

DAS ARSENICUM-PFERD

Name der Arznei: Arsenicum album, Ars.

Herkömmlicher Name: Arsentrioxid, weißes Oxid des metallischen Arsen

Klassifikation: Mineralreich: Arsenicums: Polychrest

Zubereitung: Trituration

Erster Eindruck

Sauber, reinlich, gepflegt, kompakt, ruhelos, elegant, Vollbluttyp.

Psychologischer Typ

Das Arsenicum-Pferd macht einen außergewöhnlich intelligenten, gepflegten, sauberen und ordentlichen Eindruck und hat oft einen athletischen Körperbau. Nach außen erscheint es häufig ängstlich oder nervös. Angst ist ein klassisches Merkmal von Arsen; das Pferd ist ruhelos (es wandert in der Box herum), zappelt herum und macht einen leicht beunruhigten, ängstlichen und angespannten Eindruck. Es blickt ständig umher, ob auch alles so ist, wie es sein soll. Es besteht ein unterschwelliger Druck, der das ängstliche Verhalten bestärkt. Die Tiere reagieren empfindlich auf Störungen, Verwirrung und Veränderungen im Hinblick auf ihre Gewohnheiten. Sie werden von einer fundamentalen Unsicherheit beherrscht und mögen es lieber, in Gesellschaft anderer Tiere zu sein, die ihnen eine gewisse Sicherheit vermitteln. Größere Veränderungen, beispielsweise ein Weidewechsel, führen zu beträchtlichem Stress mit Angstsymptomen, die erst nach etlichen Wochen wieder verschwinden. Sie können sehr wählerisch und heikel sein, einen traurigen, ängstlichen und gleichgültigen Eindruck machen und zeitweise aufgebracht und reizbar sein. Im Hinblick auf Schmerzen sind sie eindeutig überempfindlich. Arsenicum-Pferde bewegen sich sauber und weich, manchmal auch ruckartig. Sie frieren leicht und müssen bei Kälte oft eingedeckt werden; sie bevorzugen den Komfort eines warmen Stalles gegenüber dem Aufenthalt im Freien, besonders wenn es kalt und nass ist.

Vorherrschende gesundheitliche Probleme

Arsenicum hat ein sehr breites Wirkungsspektrum; die Probleme betreffen allerdings sehr häufig psychologische Themen, die Haut, den Verdauungsapparat und die Atemwege, mit einer Neigung zu Beteiligung der Schleimhäute. Arsenicum ist ein Mittel für allergiebedingte Probleme wie COPD (chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, dt. COLE) (Atemwege) und Sommerekzem (Haut). Die Hautsymptome umfassen Schuppenbildung und eine derart heftige Irritation, dass das Pferd sich blutig scheuert. Im Bereich der Atemwege tritt gewöhnlich trockener Husten und Giemen auf (durch Blockade der Luftwege). Auch Atemwegsinfektionen mit einer hautreizenden Absonderung sprechen oft auf das Mittel an. Zu den Symptomen im Bereich des Verdauungsapparates zählt hochgradige, erschöpfende Diarrhö mit Schwäche, die bis zum Kollaps führt.

Schlüsselhinweise

• Ängstlich und ruhelos, „nervige“ Tiere

• Furcht vor dem Alleinsein

• Frieren – spürt die Kälte

• Durst, aber immer nur auf kleine Mengen

• Symptome schlimmer zwischen 0 und 2 Uhr, v. a. um Mitternacht

• Empfindlichkeit gegenüber Störung und Durcheinander

• Trockene, abschilfernde Haut, Schuppen

• Vorgeschichte von juckender Dermatitis oder COPD

Wichtige Indikationen

• Fieber mit Unruhe oder Angst

• Septikämie und Toxämie

• Kollaps

• Als allgemeines Tonikum nach länger dauernder Krankheit

• Angst, Unruhe, stereotypes Verhalten

• Konjunktivitis mit reizender Absonderung

• Rhinitis

• COPD, RAO (rezidivierende Atemwegsobstruktion), Giemen, Husten

• Atemwegsinfektionen

• Infektionen mit Adenoviren, Rhinoviren, EHV-1, EHV-4, Pferdeinfluenza (EHV= equines Herpesvirus)

• Kopfschütteln

• Hydrothorax

• Anämie, v. a. nach Blutverlust

• Ödeme, angelaufene Beine

• Magengeschwüre

• Hochgradig wässrig-faulige Diarrhö mit Kollaps oder Schwäche

• Hochgradige Diarrhö mit Blutbeimengung

• Akute Salmonellose

• Kolitis X, Clostridienbedingte Enterotoxämie

• Chronisches Nierenversagen

• Pyelonephritis

• Endometritis, Pyometra

• Cem (kontagiöse equine Metritis)

• Sommerekzem

• Regenfäule

• Seborrhö

• Alopezie

• Wildes Fleisch, v. a. wenn eine Infektion damit verbunden ist

• Hautgeschwüre

• Gangrän

• Pemphigus

• Läuse

• Räude

• Vesikuläre Stomatitis

• Afrikanische Pferdepest (respiratorische und kardiale Formen)

• Potomac-Pferdefieber (equine monozytäre Ehrlichiose)

• Pferdepocken-Virus

• Equine virale Arteriitis (EVA)

• Borreliose

Modalitäten

Verschlimmerung zwischen Mitternacht und 2 Uhr, durch Anstrengung, kaltes, feuchtes Wetter, am Meer

Besserung durch Hitze und Wärme, Gesellschaft

Wechselwirkungen

Wirkt gut zusammen mit: Phosphorus, Carbo vegetabilis, Rhus toxicodendron (v. a. bei Hautproblemen), Thuja, Apis

Unverträglich mit: Pulsatilla, Graphites, Nux vomica

Man denke auch an: Aconitum, Hepar sulphuris, Nitricum acidum, Nux vomica, Phosphorus, Rhus toxicodendron, Sulphuricum acidum, Veratrum album

DAS CALCIUM-CARBONICUM-PFERD

Name der Arznei: Calcium carbonicum, Calc.

Herkömmlicher Name: Unreines Kalziumkarbonat

Klassifikation: Tierreich: Mollusken: Polychrest

Zubereitung: Trituration der mittleren Schicht der Austernschale

Erster Eindruck

Schwerer Pferdetyp, übergewichtig, fett, langsam, schwer von Begriff, ruhig, zeigt kaum Interesse, schwitzt übermäßig.

Psychologischer Typ

Das auffallendste Merkmal ist der Mangel an Interesse und Reaktion, der schon an Gleichgültigkeit grenzt. Das Calcium-carbonicum-Pferd ist langsam und zeigt wenig Interesse an dem, was um es herum vorgeht. Dies beruht nicht direkt auf Faulheit, sondern auf einer sehr begrenzten Eignung für alles, was Anstrengung erfordert. Dazu gesellen sich Starrsinn, Widerspenstigkeit und eine ganze Reihe von Verhaltensauffälligkeiten. Zu letzteren zählen Furcht vor bestimmten Menschen, Abneigung gegen Alleinsein, Überempfindlichkeit bei plötzlichen Geräuschen, Ängstlichkeit, Tollpatschigkeit, die Neigung zu zwicken, wenn sie gereizt oder zu einer Tätigkeit gezwungen werden sowie die Abneigung gegen dunkle Ecken; alle Probleme verbergen sich hinter ihrer „zugeknöpften“, reaktionsträgen Natur. Es handelt sich um Pferde, die schwerfällig vor sich hin trotten und von denen oft gesagt wird, dass sie sich mit der Geschwindigkeit einer Schildkröte fortbewegen. Es bedarf großer Anstrengung, um sie zu einer schnelleren Gangart zu bewegen und in die gewünschte Richtung zu lenken. Sie würden lieber umgehend zum Stall zurückkehren, um sich auszuruhen. Hier zeigt sich ihre störrische Natur und ihre Unfähigkeit, geistige oder körperliche Energie jedweder Art aufzubringen. Ihnen fehlen ganz einfach Stehvermögen und Ausdauer. Zum Glück entsprechen nicht alle Calcium-carbonicum-Pferde diesem Bild, denn es gibt bei diesem Arzneimittel noch einen anderen Typ. Bei diesem handelt es sich um schwere Pferde, die stark, robust, freundlich, zuverlässig und geduldig sind. Sie arbeiten hart und auch wenn sie sich nur in einem langsamen Tempo bewegen, so verfügen sie doch über Ausdauer.

Vorherrschende gesundheitliche Probleme

Calcium spielt eine wichtige Rolle für den Stoffwechsel, das Wachstum und die Körperfunktionen. Entsprechend breit gefächert sind die Wirkungen der Arznei. Sie umfassen die Muskulatur, das Blut, die Knochen und Nerven sowie die Atemwege, Augen, Wirbelsäule und Haut. Calcium carbonicum ist ein Hauptmittel für Gelenkprobleme, die mit einer Kombination aus Steifheit, vermehrter Wärme, Schwellung und der Bildung von Exostosen (Knochenzubildungen) einhergehen und die sich bei feuchtem bzw. nassem Wetter verschlimmern. Calcium carbonicum kann auch bei Kreuzverschlag, muskulärer Steifheit und Schwäche, chronischen Zerrungen und Rückenschwäche hilfreich sein. Ist die Haut betroffen, so sehen wir verdickte oder rissige Stellen. Im Bereich der Atemwege kommt es zu Vergrößerung der Submandibularlymphknoten, Katarrh mit dicker, gelber Absonderung und Husten mit nächtlicher Verschlimmerung.

Schlüsselhinweise

• Sturheit, Eigensinn

• Reaktionsträge, schwerfällige Natur

• Mangel an Reaktion und Interesse

• Mangel an Ausdauer

• Fettleibigkeit oder aufgeschwemmter Eindruck

• Leichtes oder übermäßiges Schwitzen

• Spürt die Kälte

• Die Haut fühlt sich klamm und feucht an

• Dicker, gelber Katarrh

• Allgemeine Muskelschwäche

• Steife Gelenke mit Verschlimmerung bei feuchter Witterung

Wichtige Indikationen

• Gelenkprobleme

• Arthritis, degenerative Gelenkerkrankungen (DJD)

• Osteochondrosis, OCD

• Epiphysitis

• Zur Förderung der Knochenheilung

• Ostitis des Hufbeins

• Knochenspat

• Knochenzysten

• Hasenspat

• Verletzungen durch Überanstrengung

• Muskelatrophie (Kachexie)

• Langsames Wachstum des Hufhorns

• Schwäche des Rückens

• Kissing spines, dorsale spinale Erkrankung

• Hornhauttrübung

• Katarakt

• Luftsacktympanie

• Luftsackmykose

• Chronische Vergrößerung der Lymphknoten

• Ranula

• Unfruchtbarkeit bei der Stute

• Kryptorchismus

• Urolithiasis (Blasensteine)

• Tief liegende Abszesse

• Hautzysten

• Kavernen und Fisteln

• Sommerekzem

• Milben

• Fleischige Warzen

• Hypothyreose

Modalitäten

Verschlimmerung durch jegliche Anstrengung, kaltes Wetter, nasse Witterung, Wetterwechsel von warm zu kalt, kaltes Wasser, Zugluft, Vollmond, nach Mitternacht

Besserung durch trockenes, warmes Wetter

Wechselwirkungen

Wirkt gut zusammen mit: Belladonna (akut), Rhus toxicodendron, Lycopodium, Silicea, Pulsatilla

Unverträglich mit: Nitricum acidum, Nux vomica, Bryonia

Man denke auch an: Barium carbonicum, Capsicum, Graphites, Kalium carbonicum, Phosphorus, Pulsatilla, Rhus toxicodendron, Sanicula, Silicea

DAS GRAPHITES-PFERD

Name der Arznei: Graphites, Graph.

Herkömmlicher Name: Graphit, Reißblei

Klassifikation: Mineralreich: Karbone: Polychrest

Zubereitung: Trituration

Erster Eindruck

Übergewichtig, fettleibig, schlechte Qualität der Haut und Hufe, kann einen schlechten Ernährungszustand aufweisen, schwerfällig, unruhig.

Psychologischer Typ

Auf den ersten Blick kann das Graphites-Pferd wie Calcium carbonicum erscheinen, aber es bestehen einige wesentliche Unterschiede. Das Graphites-Pferd ist einfach rundum faul und hat nicht die Ausdauer der Calcium-Persönlichkeit. Hinzu kommt, dass das Graphites-Pferd oft als einfach nur langweilig beschrieben wird; dieser Zustand wird von manchen Homöopathen auch als Einfältigkeit bezeichnet. Diese Pferde sind schwerfällig und lethargisch, sie reagieren und verstehen nur langsam, was um sie herum vorgeht, und bewegen sich auch langsam. Sie lernen nur schwer und können keine neuen Aufgaben ausführen. Es ist so, als wären sie von der Außenwelt abgekoppelt. Ihr Erinnerungsvermögen ist schlecht, und obendrein können sie nur schwer Entscheidungen treffen. Diesem Mittel fehlt es auch an Selbstvertrauen, was zu ängstlichem Verhalten, Unruhe, Furchtsamkeit, Anspannung und Erwartungsangst führt. Dieser Zustand kann auch Ungeduld und Reizbarkeit hervorrufen, wobei das Pferd lieber allein gelassen werden möchte und sich auf der Weide abseits von den anderen Pferden aufhält. Graphites-Tiere frieren sehr leicht und brauchen deshalb mehr Decken als ein durchschnittliches Pferd, um bei kaltem Wetter warm zu bleiben.

Vorherrschende gesundheitliche Probleme

Viele Probleme des Graphites-Pferdes betreffen die Haut und Hufe. Typische Hauterkrankungen sind Dermatitiden mit rissiger, trockener, schuppiger, oft auch juckender und nässender Haut, die sich im Laufe der Zeit verdickt. Die Absonderungen werden als klar und honigartig beschrieben; sie trocknen zu gelblichen Krusten ein, die am Fell festkleben. Dadurch wird diese Arznei zu einem Hauptmittel bei der Behandlung von Mauke. Graphites kann sich auch bei anderen Formen von Dermatitis als spezifisches Mittel erweisen, die an den Beugeseiten der Gliedmaßen, im Maulbereich, um die Ohren herum und an der Innenseite der Hinterbeine auftreten. Sein Wirkungsspektrum umfasst weiterhin die Auflösung von verdicktem Narbengewebe; auch schlecht heilende Wunden können überraschend gut reagieren, sofern das Mittel zur Konstitution passt. Die Hufqualität ist oft schlecht, mit Abblättern und Rissen des Horns; häufig gibt es eine Vorgeschichte von Hufrehe.

Schlüsselhinweise

• Fettleibigkeit

• Faulheit

• Schwerfällig, langsam

• Einfältiger, langweiliger Charakter

• Gierig

• Spürt die Kälte

• Charakteristische Hautveränderungen, v. a. solche mit nässenden, honigartigen Absonderungen

• Rissige, verdickte Haut

• Schlechte Hufqualität

Wichtige Indikationen

• Mauke

• Räude

• Equine noduläre Hauterkrankung

• Sommerekzem

• Regenfäule

• Alopezie

• Hautzysten

• Hyperkeratose

• Exkoriation der Haut (Wundheit)

• Skrotale Dermatitis

• Risse oder Wundheit im Maulbereich oder an den Lippenrändern

• Rissige oder wunde Zitzen

• Hautfissuren

• Narbengewebe

• Um Verklebungen zu vermindern oder aufzulösen

• Langsam heilende Wunden, v. a. nach Verletzungen

• Hohle Wand

• Brüchige Hufe

• Chronische Laminitis (Hufrehe)

• Konjunktivitis mit Blepharitis

• Fibrotische Myopathie

• Mangelnder Geschlechtstrieb

• Cem (kontagiöse equine Metritis)

• Hypothyreose

• Postvirales Syndrom

Modalitäten

Verschlimmerung durch kaltes Wetter, jede Form von Feuchtigkeit, bei Überhitzung, vor Mitternacht, während des Östrus

Besserung durch warmes Eindecken, frische Luft, Ruhe

Wechselwirkungen

Wirkt gut zusammen mit: Pulsatilla (akut), Causticum, Hepar sulphuris, Lycopodium, Sulphur

Unverträglich mit: Nux vomica, Arsenicum album, Aconitum

Man denke auch an: Antimonium crudum, Arsenicum album, Calcium carbonicum, Calcium fluoratum, Ferrum metallicum, Kalium bichromicum, Pulsatilla, Sulphur

DAS LACHESIS-PFERD

Name der Arznei: Lachesis, Lach.

Herkömmlicher Name: Gift der Buschmeister-Schlange, Surukuku, Lachesis muta

Klassifikation: Tierreich: Reptilien: Schlangen: Polychrest

Zubereitung: Trituration

Erster Eindruck

Misstrauisch, wachsam, unzuverlässig, vorsichtig, ängstlich, unfähig sich zu entspannen.

Psychologischer Typ