Das sind wir unsern Kindern schuldig - Jakob von Uexküll - E-Book

Das sind wir unsern Kindern schuldig E-Book

Jakob von Uexküll

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Beschreibung

In "Das sind wir unsern Kindern schuldig" legt Jakob von Uexküll, Gründer des Alternativen Nobelpreises, die Grundlagen seines Denkens und aktiven Handelns dar. Dabei geht er von einer für ihn unumstößlichen Erkenntnis aus, für die er unermüdlich kämpft: Dem ökonomischen Wachstum sind natürliche Grenzen gesetzt. Wir können die endliche Welt nicht endlos ausbeuten, ohne die Grundlagen unserer Zukunft selbst zu zerstören.Durch seine eigene Tätigkeit als Stifter, Vordenker und Initiator möchte Jakob von Uexküll einen globalen Wandel befördern, der vor allem fair und nachhaltig ist. Auf der Basis gemeinsamer Wertevorstellungen sucht er – über Ländergrenzen hinweg – Kommunikations- und Kooperationspartner in allen Bereichen der Gesellschaft."Ich glaube, die meisten Menschen wollen nicht auf Kosten ihrer Kinder und Enkel leben. Das ist ein universaler Wert aller menschlichen Gemeinschaften. Jetzt müssen wir auf diesen globalen Notstand reagieren."Jakob von Uexküll gegenüber dem stern

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Veröffentlichungsjahr: 2014

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Jakob von Uexküll

»Das sind wir unsern Kindern schuldig«

©e-book Ausgabe CEP Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2014

ISBN 978-3-86393-511-5

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung, Vervielfältigung (auch fotomechanisch), der elektronischen Speicherung auf einem Datenträger oder in einer Datenbank, der körperlichen und unkörperlichen Wiedergabe (auch am Bildschirm, auch auf dem Weg der Datenübertragung) vorbehalten.

Informationen zu unserem Verlagsprogramm finden Sie im Internet unter www.europaeische-verlagsanstalt.de

Inhalt

Vorwort von Monika Griefahn

Werte in Zeiten globalen Wandels

Weltbürger und globale Konsumenten

Chancen einer globalen Ethik

Spiritualität und Wirtschaft

Eine andere Menschheitsgeschichte

Zivilgesellschaft als Herausforderung

Der World Future Council (WFC)

„Der realistische Fortschritt“

Der Autor

Jakob von Uexküll, schwedisch-deutscher Philatelist und Philanthrop, Stifter des Right Livelihood Award und Initiator des World Future Council. Uexküll, Enkel des Biologen Jakob Johann von Uexküll, wurde als Sohn des Journalisten Gösta von Uexküll geboren und wuchs in Schweden und Hamburg auf. Er studierte Philosophie, Politik und Ökonomie und machte 1966 seinen Master of Arts in Oxford.

1980 gründete er die Right Livelihood Foundation und den als „Alternativen Nobelpreis“ bekannten Right Livelihood Award, der praktische Lösungen und Projekte der Hoffnung auf dem Weg zu einer besseren Welt fördert. Auf seine Initiative hin wurde im Mai 2007 in Hamburg der World Future Council zum ersten Mal einberufen. Mit seinen bis zu 50 Ratsmitgliedern aus allen fünf Kontinenten setzt sich der World Future Council für verantwortungsvolles Denken und Handeln im Interesse zukünftiger Generationen ein, recherchiert zukunftsgerechte Lösungen und unterstützt Politiker bei der konkreten Umsetzung dieser. Jakob von Uexküll erhielt 2006 in Vaduz (Liechtenstein) den Großen Bindingpreis für Natur- und Umweltschutz. Für sein zukunftsorientiertes Engagement wurde er 2008 von der Erich-Fromm-Gesellschaft ausgezeichnet. Er ist Träger des Salzburger Landespreises für Zukunftsforschung (1999), des Mariana-Ordens der Republik Estland (2001) und des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse der Bundesrepublik Deutschland (2009).

Vorwort

von Monika Griefahn

In Momenten großer Katastrophen – sagen wir: bei einem Terroranschlag, einem Störfall in einem Atomkraftwerk oder auf persönlicher Ebene beim Unfall eines Kindes – zeigt sich immer wieder das gleiche Bild: Menschen lassen all das stehen und liegen, womit sie gerade beschäftigt sind, sie eilen nach Hause zu den Menschen, die sie lieben. Nur diese sind wichtig. All das, was vorher wichtig schien und in der Regel den größten Teil des Tages eingenommen hat, ist nichtig. Berechtigterweise stellt sich da die Frage, ob wir Menschen uns wirklich die Welt geschaffen haben, in der wir auch leben wollen?

Jakob von Uexküll beantwortet diese Frage mit Nein, weil zu viele Menschen nicht vom heutigen System der globalisierten Märkte profitieren. Weil nur wenige überhaupt davon profitieren und das auf Kosten der Mehrheit. Er geht noch einen Schritt weiter. Das System, aus dem es kein Entkommen zu geben scheint – zumindest machen Machthaber da keine ernsthaften Versuche – ist selbstzerstörerisch. Es ist ein Wirtschaftssystem, das die Natur zu integrieren versucht, ohne anzuerkennen, dass dieses Verhältnis umgekehrt sein muss, soll es nicht das Ende lebenswerten menschlichen Lebens auf dieser Erde bedeuten. Das Klimachaos, das nicht mehr zukünftig, sondern gegenwärtig ist, stürzt die Welt in eine Krise nie gekannten Ausmaßes – und derzeitige Machthaber aus Wirtschaft und Politik haben darauf keine hinreichende Antwort. Zumindest keine, die schnell genug greift.

Doch Uexküll steckt nicht den Kopf in den Sand. Weil es einen Ausweg gibt. So unterschiedlich die Staaten dieser Erde auch organisiert sein mögen, es gibt in den Bevölkerungen einen Wertekanon, der in allen Ländern nahezu gleich ist. Mitgefühl, Freundschaft, Gerechtigkeit, Teilnahme, eine saubere Umwelt, stabile Gemeinschaften, Kultur, Großzügigkeit und gute Arbeit werden auf der ganzen Welt als wichtige Tugenden und Voraussetzungen eingeschätzt. Menschen können der dominanten wirtschaftlichen Globalisierung somit globale Werte entgegensetzen. Katastrophen und der eingangs beschriebene Reflex darauf sind der Beweis für die Kluft zwischen der von Menschen gemachten Realität und den Werten, die die allermeisten von uns gottlob immer noch haben.

Um der wirtschaftlichen Dominanz und einer instrumentalisierten Politiker-Klasse eine ethisch-moralische Lösung aus der Krise entgegenzusetzen, hat Jakob von Uexküll den Weltzukunftsrat gegründet. Er soll die globale Stimme für die Menschen sein, die eine andere Weltordnung wünschen. Er soll wichtige Entscheidung ethisch überprüfen und gemeinsame Bürgerwerte vertreten. Er will Kindern sowie unserer Zukunft eine Stimme geben. Jakob von Uexküll geht den richtigen Weg. Ich war lange Jahre selbst Politikerin, fühlte mich als Person aber nicht angegriffen von seinen Analysen des herrschenden Systems. Ich erlebte in meiner Arbeit als Bundestagsabgeordnete an konkreten Beispielen oft genug, dass Uexküll Recht hat. Wenn beispielsweise Regenwald abgeholzt wird, um Palmölplantagen zu errichten und die Ernte ins Ausland zu verkaufen, während Teile der Bevölkerung des eigenen Landes in Hunger leben, läuft etwas sehr falsch. Hätte ich deshalb meinen Beruf aufgeben sollen, um nicht zur »Politik« zu gehören, zu denen, die das nicht zu verhindern wissen? Nein. Als Umweltaktivistin bei Greenpeace habe ich für eine saubere Umwelt, Artenvielfalt und ethische Werte draußen auf der Nordsee gekämpft, als Parlamentarierin versuchte ich, die Weichen so zu stellen, dass Ethik und Moral, aber manchmal auch die Zukunft, das Leben, den Einfluss bekommen, der ihnen gebührt. Heute arbeite ich daran, auch Unternehmen zu gewinnen, richtig zu handeln.

Mit Jakob von Uexküll verbindet mich eine langjährige Freundschaft (2010 feierten wir Silberjubiläum) genauso wie unsere gemeinsame Arbeit im Vorstand und in der Jury der von ihm ins Leben gerufenen Right Livelihood Award Stiftung, des Alternativen Nobelpreises. Fast 150 Menschen haben wir bereits ausgezeichnet, die mutig und engagiert Werte der Moral und Ethik hochhalten, konkrete Lösungen anbieten und teils unter Gefahr für Leib und Leben verteidigen. Mehr als tausend wurden nominiert. Jakob von Uexküll ist also nicht allein mit seiner Systemkritik, seinen Vorschlägen für eine bessere Welt und konkretes Handeln und seinen persönlichen Konsequenzen wie der Gründung des Weltzukunftsrates. Es gibt viele von uns.

Gesellschaftlich gesehen, haben Aktivisten und Globalisierungskritiker, Wissenschaftler und Bürger, einige Politiker und einige Medien rund vierzig Jahre nach den Anfängen der Umweltbewegung endlich so viel Druck aufbauen können, dass Diskussionen um Klimawandel und Gefährdung menschlichen Lebens sowie biologischer und kultureller Vielfalt auf der Welt nun endlich in Kreisen derjenigen, die Macht haben, diskutiert werden: Wirtschaftsunternehmen, Politiker, Institutionen. Unternehmen, die sich bislang nicht um Umweltschutz geschert haben, geraten ins Hintertreffen.

Zertifikate für fairen Handel, biologischen Anbau und schadstofffreie Kleidung sowie Produkte, die in biologische oder technische Kreisläufe zurückgehen (Cradle to Cradle), treffen den Nerv und den Wertekanon der Verbraucher, sodass weiterer Druck auf jene ausgeübt werden kann, die nach dem Motto leben: Nach mir die Sintflut. Auch wenn Jakob von Uexkülls Analyse der Weltmechanismen in diesem Buch düster ist, findet er doch immer wieder Ansätze, die Hoffnung machen und zu eigenem Engagement ermutigen. Nicht zuletzt sind das seine eigenen Ideen und Handlungen. Die vielen Preisträger des Alternativen Nobelpreises, die auch im Weltzukunftsrat sind, zeigen Lösungen, die funktionieren. So kann der Weltzukunftsrat eine glaubwürdige Lobby für das Leben und die Zukunft sein.

Werte in Zeiten globalen Wandels

Sie wird uns als alleinseligmachend gepriesen und als unausweichlich verkauft: die Globalisierung. Und doch genießt sie inzwischen vielerorts einen ziemlich schlechten Ruf. Was ist sie überhaupt? Das Durchbrechen von Grenzen, das Ende des Anderen, meint Ulrich Beck. Tony Blair glaubt, sie sei zugleich ein Naturereignis und das Ergebnis der Wahl von Einzelpersonen, „the result of choices of individuals“. Nimmt man diese Vorstellung ernst, leiden Globalisierungsgegner an einem psychologischen Problem: Sie flüchten aus der Wirklichkeit.

Andere behaupten, diese Globalisierung sei der politische Staatsstreich einer reichen Minderheit. Der US-Ökonom und Alternative Nobelpreisträger Hermann Daly nennt sie den letzten Versuch, den natürlichen Grenzen des Wachstums zu entkommen, indem man in den ökologischen und ökonomischen Raum anderer Länder hineinwächst. Es gibt Studien, die belegen, dass eine kleine Gruppe von US-Milliardären in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren eine Milliarde Dollar investiert haben, um die entsprechenden Think Tanks aufzubauen, Karrieren, Politiker und Medien zu fördern, die gerade dieses ökonomische Modell der Globalisierung propagieren.

David Korten, langjähriger Chef der Ford Foundation in Asien, Lehrer an der Harvard Business School, offensichtlich also niemand, der dem politisch linken Lager zuzurechnen ist, schreibt, dass es nicht einfach war, eine Welt zu schaffen, in der eine kleine Zahl von Dollarmilliardären so viel besitzen wie die ärmere Hälfte der Menschheit.

Es hat sehr große Anstrengungen dieser Milliardäre und ihrer Helfershelfer in Politik, Justiz und Medien gebraucht, diese Ordnung zu etablieren. Und es wird genauso große Anstrengungen der globalen Zivilgesellschaft brauchen, eine Globalisierung aufzubauen, die fair und nachhaltig ist.

Es gibt keinen Freihandel in diesem Globalisierungsmodell, es gibt einen kontrollierten Handel im Interesse einer mächtigen Minderheit. Denn wenn es wirklich um Freihandel ginge, wären die entsprechenden Abkommen, die die Übergangsfristen regeln, sehr kurz. Die Tatsache, dass sie Tausende von Seiten Umfang haben, zeigt, dass hier vielmehr der Schutz von Privilegien betrieben wird. Der amerikanische Ökonomie-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz hat darauf hingewiesen, dass wir einem globalen Wandel unterworfen sind, in dem sich das Kapital immer freier bewegen kann, aber nicht die Arbeit. Natürlich würde ein Modell mit anderen Regeln einen ganz anderen globalen Wandel, mit anderen Werten, Vorteilen und Nachteilen fördern.

Aber profitieren denn nicht alle irgendwie? Nein, nicht einmal nach den eigenen Kriterien dieser Globalisierung. Denn das Wirtschaftswachstum war, sowohl regional wie global, in den sechziger und siebziger Jahren überall bedeutend höher als in den letzten Jahrzehnten. Wir sollten nicht glauben, dass die Globalisierung, wie wir sie nun haben, „natürlich“ ist oder dass sie unser Leben „dereguliert“. Im Gegenteil: Es wird alles global detailliert reglementiert.