Das Sonnenkind-Prinzip - Julia Tomuschat - E-Book

Das Sonnenkind-Prinzip E-Book

Julia Tomuschat

4,8
15,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
  • Herausgeber: Kailash
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Jenseits aller psychischen Verwundungen und Traumata aus der Kindheit gibt es eine Seite in jedem von uns, die vital, kreativ, verspielt, spontan und tatendurstig ist: das Sonnenkind. Wenn wir diesen positiven Anteil des »inneren Kindes« in uns wiederentdecken und ihn stärken, halten wir den Schlüssel zu Heilung und Glück in Händen. Denn in diesem Zustand gibt es nur den Augenblick, ruhen wir in uns selbst und können das Leben in vollen Zügen genießen.

Aus ihrer praktischen Arbeit als Psychologin hat Julia Tomuschat ein umfassendes Programm mit einer Vielzahl von Spielen, Übungen und Anregungen zusammengestellt. Auf Schatzsuche gehen, sich verkleiden oder Namen verballhornen sind nur einige der Ideen, mit denen sich das Sonnenkind garantiert aus der Reserve locken lässt – und mit denen Laune, Wohlbefinden und Lebenslust spürbar ansteigen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 257

Bewertungen
4,8 (18 Bewertungen)
14
4
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Zum Buch

Jenseits aller psychischen Verwundungen und Traumata aus der Kindheit gibt es eine Seite in jedem von uns, die vital, kreativ, verspielt, spontan und tatendurstig ist: das Sonnenkind. Wenn wir diesen positiven Anteil des „inneren Kindes“ in uns wiederentdecken und ihn stärken, halten wir den Schlüssel zu Heilung und Glück in Händen. Denn in diesem Zustand gibt es nur den Augenblick, ruhen wir in uns selbst und können das Leben in vollen Zügen genießen.

Aus ihrer praktischen Arbeit als Psychologin hat Julia Tomuschat ein umfassendes Programm mit einer Vielzahl von Spielen, Übungen und Anregungen zusammengestellt. Auf Schatzsuche gehen, sich verkleiden oder Namen verballhornen sind nur einige der Ideen, mit denen sich das Sonnenkind garantiert aus der Reserve locken lässt – und mit denen Laune, Wohlbefinden und Lebenslust spürbar ansteigen.

Weitere Infos unter www.sonnenkindprinzip.de.

Zur Autorin

Julia Tomuschatist Diplom-Psychologin, NLP-Lehrtrainerin, Supervisorin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Sie arbeitet als Trainerin und Gesundheitspsychologin in den Bereichen Betriebliches Gesundheitsmanagement, Teamentwicklung, Selbstmanagement und Persönlichkeitsentwicklung. Zuvor war sie als Dozentin für Psycho-Soziales Lernen und als Lehrbeauftragte sowie Mitarbeiterin beim Projekt „Gesundheit am Arbeitsplatz“ an der Universität Duisburg-Essen tätig. Im Jahr 2008 gründete sie die „Praxis für Gesundheitsförderung“ in Lauf an der Pegnitz. Julia Tomuschat ist verheiratet und hat zwei Kinder.

INHALT

VORWORT VON STEFANIE STAHL

EINLEITUNG

1 SONNENKIND

Sonnenkinder – eine Einordnung in bestehende Modelle

Das Sonnenkind als Archetyp

Das Sonnenkind – ein Persönlichkeitstyp?

Das Sonnenkind und Teile unserer Persönlichkeit

Das Sonnenkind und der Körper (Embodiment)

Das Sonnenkind und unsere Entwicklung

Sonnenkinder an die Macht?

Sonnenkind auf Abwegen

Von Sonnenkind zu Sonnenkind

2 SONNENKIND-EXPEDITION

Ausflug ins Sonnenkindland

Sonnige Erinnerungen

Sonnendialog

3 DAS SONNENKIND INS LEBEN HOLEN

PRAKTISCHE ANREGUNGEN

Son-nen-schein

Sorgen kicken

Spieglein, Spieglein an der Wand

Powackeln

Krickelkrakel

Lachen

Keine Macht der Drachenliga

Modelling

Schenken

Kinderbücher wiederentdecken

Sich verkleiden

Zitteraal

Malen

Schaukeln

»Hmmm« und »Aah«

Schatzsuche

Mit den Fingern essen

Wenn ich der Bestimmer wäre …

Zaubern

Unter dem Tisch

Schulterrubbeln und Rückenkrabbeln

Übung macht den Meister

Blinde Kuh

Let the sun shine in

Ein Freund, ein guter Freund …

Ermutigung

The rain has gone

Hüpfen

Inneren Impulsen folgen

Äußeren Impulsen folgen

Trommeln

Erst das Vergnügen

Tanzen

Vorfreude

Drehen

»Bäh!«

Lieblingsessen

Willkommen im Club

Springen

Grenzenlos essen

Trotzkopf

Träumerle

Bemuttern

Auf der Jagd nach dem Kindheitsduft

Singen

Das erste Mal

Alltagskunst

Dichten und reimen

Namen verballhornen

Ich grüße das Sonnenkind in dir

Mit Kindern spielen

Weicher Bauch

Mannschaftssport

Ich mag mich

Züngeln

Ausflug in die Kindheit

Im Moment

Storytelling

Geschichten sammeln

Frühling, Sommer, Herbst und Winter

Make it fun and it will get done

Um die Wette

Kindheitskuchen backen

Witze erzählen

Unter uns

Eine Kinder-Kulturtechnik weitergeben

Nickerchen

Streiche spielen

Benamsung

Durchgemendelt

»Es war einmal ein Sonnenkind …«

Langeweile

Wärme

Schatzkiste

Kinderglaube

Sachgeschichten

Staunen

Kämpfchen

Plantschen

Spiel mit Zahlen

Sonnenkind-Credo

4 NAHRUNG FÜR DAS SONNENKIND

Sonnenkind-Bücher für Kleine und Große

Sonnenkind-Spiele

Sonnenkind-Filme

Sonnenkind-Musik

Besuche das Sonnenkind im Internet

ANHANG

Literatur

Anmerkungen

Register

VORWORT VON STEFANIE STAHL

Liebe Julia,

als du mir im März 2015 dein Manuskript für »Das Sonnenkind-Prinzip« geschickt hast, war ich auf Anhieb von der Idee begeistert. Ein Buch, das die Leser unmittelbar anleitet, wie sie ihre Stimmung und Lebensfreude, ihre Kreativität und Gesundheit verbessern können. Denn das wünscht sich schließlich jeder: möglichst glücklich und gesund zu sein. Hierauf laufen auch letztlich alle psychologischen Beratungen hinaus: Der Therapeut unterstützt den Klienten dabei, dass er seine Probleme löst und am Ende der Therapie »viel besser drauf« ist als am Anfang.

Das Sonnenkind ist eine schöne Metapher für den fröhlichen, spontanen und kreativen Wesensanteil, den jeder Mensch in sich trägt. Dem steht das Schattenkind mit seinen verletzten und traurigen Anteilen gegenüber, die wir auch alle kennen. Alle Übungen in deinem Buch helfen den Leserinnen und Lesern, ihr Sonnenkind zum Vorschein und zum Lachen zu bringen. Hierfür hast du wunderbare und ganz viele kleine Übungen zusammengestellt, die man sehr leicht im Alltag anwenden kann. Eigentlich sind es nicht Übungen, sondern Spiele, die hat das Sonnenkind schließlich viel lieber.

Dabei sind deine Ausführungen alles andere als albern oder gar oberflächlich. Ich bin von deinen psychologischen Überlegungen, die du den Übungen voranstellst, sehr beeindruckt. Tiefsinnig UND kurzweilig stellst du Bezüge und Querverbindungen her zwischen verschiedenen Persönlichkeitsmodellen und psychologischen Theorien. Man lernt bei dir also nicht nur, wie man sich in eine gute Stimmung bringt, sondern bekommt auch ganz leicht und locker ein viel tieferes Verständnis für psychologische Zusammenhänge.

An dieser Stelle möchte ihr dir auch für deine Wortschöpfungen vom Sonnen- und Schattenkind danken. Mit diesen hast du wunderbare Bilder geschaffen, mit denen jeder Mensch spontan etwas anfangen kann, und die als Begriffe in die Geschichte der Psychologie eingehen könnten. Ich bin sehr stolz auf dich und wünsche deinem Buch ganz, ganz viel Erfolg!

Deine alte Freundin Steffi

Stefanie Stahl ist Psychotherapeutin in freier Praxis in Trier. Im deutschsprachigen Raum hält sie Seminare zu den Themen Bindungsangst und Selbstwertgefühl. Sie ist Autorin verschiedener Bücher, darunter des Spiegel-Bestsellers »Das Kind in dir muss Heimat finden«.

EINLEITUNG

Mein Sonnenkind, die süße Kleine mit den wilden Locken und den schiefen Zähnen, habe ich 2014 im Frühling bewusster kennen gelernt. In dem Jahr hatte ich die ersten chronischen Beschwerden meines Lebens, dauernde Schmerzen im Schulterbereich, die mir wirklich zu schaffen machten und mir die Laune vermiesten. Die Ärzte diagnostizierten Arthrose im Schlüsselbeingelenk und in beiden Schultergelenken. Verschleißerscheinungen, »die man in Ihrem Alter nun einmal hat«, hieß es. Ich fühlte mich auf einmal alt. »Das mach ich nicht mit. Das halte ich nicht aus. Wo bleibt denn da die Lebensfreude?«, hörte ich mich selber in den Telefonhörer jammern. Nein, dauernd diese Schmerzen, das wollte ich mir nicht gefallen lassen! Also machte ich mich auf die Suche nach alternativen Heiltherapien. Ich wollte wieder beweglich, aber vor allem schmerzfrei sein. Da mir die Orthopäden keine Hoffnung auf Gesundung machten – wenn überhaupt, würde eine Operation helfen, doch dafür sei es noch längst nicht schlimm genug –, suchte ich Massage- und Bewegungstherapeuten auf. Sie halfen mir, schmerzfrei zu werden. Ich besuchte Gesundheitskurse (ging unter anderem zum Zapchen Somatics1), las Bücher über die Leichtigkeit des Seins und begann zu tanzen. Ganz nebenbei lernte ich, wieder lockerer zu stehen, weniger zu schleppen, mir nicht so viele Sorgen zu machen, mehr zu genießen und häufiger zu lachen.

So bin ich eher über die Körpertherapie auf mein Sonnenkind gestoßen: die gut gelaunte, fröhliche, vielleicht siebenjährige Jule, die sich freut, wenn der Tag beginnt, die gerne Gummitwist springt und mit Pflanzen redet.

Die sonnige Kinderstraße

Meine frühe Kindheit hat

Auf sonniger Straße getollt;

Hat nur ein Steinchen, ein Blatt

Zum Glücklichsein gewollt.

Jahre verschwelgten. Ich suche matt

Jene sonnige Straße heut,

Wieder zu lernen, wie man am Blatt,

Wie man am Steinchen sich freut.

JOACHIM RINGELNATZ

Eigentlich hätte ich als Psychologin schon längst darauf kommen können, dass das sonnige Kind, das in uns wohnt, unsere Vitalität, Gesundheit und Lebensfreude beflügelt – und doch war mir der Blick dafür verstellt, gerade weil ich Psychologin bin. Gibt es doch mannigfaltige psychologische Konzepte, die eher das verletzte innere Kind in den Mittelpunkt stellen. Die Psychologie basiert ja geradezu auf der Annahme, dass die Kindheit Traumata und Deformationen hervorbringt, die uns bis ins Erwachsenenalter beeinträchtigen. Deshalb brauchte es wohl die Körperarbeit, die mir über diesen »Umweg« nahebrachte, wie wichtig das gesunde, glückliche innere Kind für die Heilung ist.

Natürlich hat jeder ein Sonnenkind – auch du. Dein Sonnenkind ist das fröhliche, ausgelassene Kind in dir. Das Kind, das sich so in sein Tun vertieft, dass es gar nicht mehr hört, wenn es von außen angesprochen wird; das Kind, das sich gerne bewegt, malt, springt, hüpft, singt und vor sich hin träumt.

Das vorliegende Buch lädt dich dazu ein, dein Sonnenkind wiederzuentdecken. In den ersten beiden Kapiteln geht es eher darum, ein Verständnis dafür zu vermitteln, wer bzw. was das Sonnenkind eigentlich ist. Im dritten Kapitel des Buches gibt es Übungen und Anregungen, die deinem Sonnenkind mit Sicherheit Spaß machen werden. Du kannst sofort loslegen und dabei beobachten, wie deine Vitalität, deine Laune, dein Wohlbefinden davon profitieren, dass du deinem Sonnenkind Raum gibst.

Eine kleine Vorbemerkung noch: Der Einfachheit halber wird im Text immer wieder von »Lesern«, »Teilnehmern« usw. die Rede sein. Selbstverständlich sind Frauen aber immer mitgemeint.

Viel Spaß bei der Lektüre und beim Ausprobieren!

1 SONNENKIND

BEFREIE DAS GLÜCKLICHE KIND IN DIR!

Das Sonnenkind in sich zu entdecken und zu beleben bedeutet zunächst einmal, einfach Spaß zu haben. Doch es gibt noch weitere Gründe dafür, sich mit dem Sonnenkind zu beschäftigen.

Dem Sonnenkind Aufmerksamkeit zu schenken, heißt Burnout-Prophylaxe zu betreiben. In meinen Seminaren berichten mir die Teilnehmer und Teilnehmerinnen oft davon, wie erschöpft sie sich fühlen, und dass sie manchmal morgens kaum aus dem Bett kommen, um zur Arbeit zu gehen. Sie fühlen sich ausgelaugt, müde und kraftlos. Wenn sie zum Arzt gehen, lautet die Diagnose häufig: Depression mit Burnout. Ganze Organisationen können von Burnout betroffen sein, einer zähen Lustlosigkeit, die sich wie grauer Nebel in Büros und Fabriken ausbreitet. Berufstätige Menschen erleben heute vielfach Arbeitsverdichtung, eine höhere Komplexität der Arbeitsaufgaben und eine Beschleunigung der Abläufe. Darüber hinaus wird in sehr vielen Branchen von den Angestellten inzwischen erwartet, dass sie ständig erreichbar sind. Die Folgen: Berufliche E-Mails werden auch noch am Abend gecheckt und beantwortet, und das Diensthandy fährt sogar mit in den Urlaub. Selbst in der Freizeit hetzen wir oft von einem Termin zum anderen. Freiräume, wo man mal wirklich die Seele baumeln lassen kann, gibt es kaum mehr. Unser Sonnenkind kommt dabei zu kurz. Es fühlt sich wie ein Kind, das dauernd von seiner Mutter auf der Jagd nach einem Schnäppchen durch überfüllte Kaufhäuser geschleift wird. Es wird vertröstet: »Gleich kümmere ich mich um dich.« Doch zum Kümmern kommt es gar nicht. Kein Wunder, dass die inneren Sonnenkinder manchmal rebellisch werden und uns ihre Kraft einfach nicht mehr zur Verfügung stellen. Zunächst geben sie kleinere Hinweise und rauben uns die Vitalkraft am Morgen. Wenn wir sie dann immer noch übersehen oder ignorieren, hauen sie die große Bremse rein. Und dann geht gar nichts mehr. Diagnose: Burnout. Wer sich um sein Sonnenkind kümmert, kann sich sicher sein, dass er sich belebter und vitaler fühlen wird, re-energetisiert. Vielleicht sogar so erfüllt und fröhlich, dass man sich beim Einschlafen am Abend schon auf den nächsten Tag freut. Als Kinder wollten wir manchmal ja gar nicht ins Bett gehen, weil das Leben so aufregend war. Am Morgen sind wir dann mit Vollgas aus dem Bett gehüpft, um möglichst schnell weiterzumachen. In jedem neuen Tag lag ein Versprechen, von Burnout keine Spur.

Die Fähigkeit, Glück zu empfinden, hat viel mit dem Sonnenkind zu tun, das sich wie ein innerer Kompass auf Glücksempfindungen ausrichtet. Mein Mann sagt zwar: »Glücksgefühle werden überbewertet« und ist damit einer Meinung mit dem Philosophen Wilhelm Schmid, der ebenfalls die Tragfähigkeit eines »Wohlfühlglücks« in Frage stellt2, aber immerhin leben glückliche Menschen länger, und zwar 14 Prozent länger, das sind zwischen siebeneinhalb und zehn Jahre.3 Glück lässt sich jedoch nicht einfach »herstellen« oder direkt anstreben; vielmehr erleben wir Glück indirekt, etwa bei schönen Begegnungen mit anderen Menschen, wenn wir uns ganz in eine Tätigkeit vertiefen, beispielsweise mit Hingabe kochen, oder wenn wir ganz achtsam die Welt um uns herum wahrnehmen. Hingabe und Aufmerksamkeit – das sind auch Qualitäten unseres Sonnenkinds. Immer dann, wenn es uns gelingt, unser Sonnenkind einzubeziehen, stellt sich ein Hochgefühl, ein Glücksgefühl quasi als »Nebenwirkung« ein.

Alle Sonnenkind-Übungen im dritten Kapitel des Buches tragen direkt oder indirekt zu deiner Gesundheit bei. Sie bringen dich in Bewegung, lassen dich tiefer atmen, verändern deinen Blick auf die Welt zum Positiven und verbinden dich mit anderen Menschen. Schließlich ist Gesundheit laut der Weltgesundheitsorganisation WHO »… der Zustand des umfassenden körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens« und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen.4 Alles, was uns wohltut, die Stimmung hebt, trägt zu unserer Gesundheit bei, so wie die Übungen im dritten Kapitel dieses Buches. Sie sind eine bunte und vielfältige Einladung zur Gesundheit. Eine Einladung mitzumachen, ohne stundenlanges Argumentieren, ohne dass ein Gesundheitsapostel mit erhobenem Zeigefinger und sauertöpfischem Gerede daherkommt. Im Gegenteil: Das Sonnenkind lässt sich überhaupt nur begeistern, wenn der Spaßfaktor dabei ist; insofern umgehen diese Gesundheitsübungen auch den »inneren Schweinehund«.

Wer Zugang zu seinem eigenen Sonnenkind hat, bekommt auch schneller einen Zugang zu Kindern. Kinder spüren, ob man einen Sinn für Spiel und Unsinn hat, ob Quatsch auch mal sein darf. Egal, ob du beruflich oder privat mit Kindern zu tun hast – dein Sonnenkind hilft dir, nicht nur die Kluft, die manchmal zwischen Kindern und Erwachsenen herrscht, zu überwinden, sondern bewusster, schneller und besser mit Kindern in Kontakt zu kommen. Da sind Resonanz-Phänomene wirksam: Ein lebendiges Sonnenkind beim Erwachsenen weckt das Sonnenkind im Kind. Umgekehrt funktioniert es auch: Wenn der Erwachsene aufmerksam ist, kann er sich von der Begeisterung eines Kindes anstecken lassen. Eine gemeinsame Sonnenkind-Schwingung wird möglich, und beide haben Spaß.

Das Sonnenkind steht auch für deine Kreativität. Abraham Maslow, der berühmte amerikanische Psychologe, der die Bedürfnispyramide er- bzw. gefunden hat, äußert sich über den Zusammenhang zwischen Kreativität und (Sonnen-) Kindlichem in seinem Buch Toward a Psychology of Being. Maslow, der von 1908 bis 1970 lebte, versuchte die Bedeutung von Kreativität zu erfassen, indem er Menschen beforschte, die in seinen Augen kreativ waren. Er beschrieb diese Menschen folgendermaßen: »Kreativität ist in vielerlei Hinsicht wie die Kreativität aller glücklichen und sicheren Kinder: spontan, mühelos, unschuldig, leicht, frei von Stereotypen und Vorurteilen. (…) Fast jedes Kind kann aus dem Moment heraus ein Lied komponieren, dichten, etwas malen, einen Tanz oder ein Spiel erfinden, ohne es vorher beabsichtigt oder geplant zu haben. In diesem Sinne waren all meine kreativen Versuchspersonen kindlich. Um Missverständnissen vorzubeugen, keiner von ihnen war ein Kind (nein, es waren alles Leute in ihren Fünfzigern oder Sechzigern). Lass es uns so sagen: Sie haben sich alle das Kindliche bewahrt oder wieder erobert.« Kennzeichnend für die kreativen Menschen ist »eine zweite Naivität«. Die von Maslow befragten Menschen waren keine Kinder, aber sie hatten sich eine gewisse »Unschuld in der Wahrnehmung des Moments und eine spontane Ausdrucksweise« bewahrt und diese »mit einem gehobenen und ausgebildeten Geist kombiniert«.5Sich mit dem Sonnenkind zu beschäftigen, Zugang zur eigenen Kreativität zu finden, bedeutet nicht Regression, Zurückfallen auf frühere Entwicklungsstufen, vielmehr ist es gerade die Kombination mit dem reifen Erwachsensein, die einzigartige Leistungen ermöglicht.

Nie lernen wir so leicht wie als Kind. Später, als Erwachsene, ist uns der Zugang zu unserer Kreativität manchmal regelrecht verbaut. In meinen Seminaren zur Persönlichkeitsentwicklung, Teamentwicklung und Gesundheit mache ich immer wieder die Erfahrung, dass Teilnehmer richtiggehend Panik bekommen und streiken, sobald etwas Kreatives von ihnen gefordert ist, beispielsweise, wenn sie etwas malen sollen. »Das kann ich nicht« oder »Das konnte ich noch nie«, bekomme ich dann oft zu hören. Wenn ich nachfrage, woher dieser Widerstand kommt, ist häufig von schlechten Erfahrungen die Rede, von Lehrern, die sich lustig gemacht haben, oder auch von Bestrafungen, die allzu wilden Ausbrüchen von Kreativität folgten. Ich selbst bekam einmal eine ganze Woche Hausarrest, weil ich aus meiner Kinderzimmergardine ein Prinzessinnenkleid schneidern wollte. Einen Teil der Gardine hatte ich hierfür abgeschnitten und mit Sternchen beklebt. Der aus heutiger Sicht verständliche Wutanfall meiner Mutter erwischte mich kalt, da ich damals wirklich keinerlei böse Absicht hegte. Was, wenn mich heute jemand fragen würde, ob ich ihm beim Design eines Abendkleides helfen könne? Vermutlich würde ich da sagen: »Ach, weißt du, das kann ich nicht.« Bevor wir noch einmal eine Bauchlandung machen, nehmen wir uns lieber zurück. Die Erfahrungen von damals haben sich verselbstständigt und sind längst Teil unserer Identität geworden: »Ich bin einfach nicht kreativ.«

Vielleicht ist das sogar die gewichtigste Hürde in der Beschäftigung mit dem Sonnenkind, die es zu überwinden gilt: die Annahme, dass ab einem gewissen Alter der Spaß vorbei ist. Im Erwachsenenalter wird nicht mehr gelacht, getobt oder gesungen, glauben wir. Und tatsächlich wurde uns in der Vergangenheit das fröhliche innere Kind richtiggehend ausgetrieben. Das liegt nicht daran, dass unsere Eltern, Erzieher und Lehrer schlechte Menschen waren. Nein! Erwachsene, die sich um Kinder kümmern (müssen), haben manchmal einfach nicht die Nerven für allzu viel Übermut. Als Mutter habe ich meine Kinder auch so manches Mal gebremst, einfach, weil ich mich sonst nicht konzentrieren konnte. »Schschsch, nicht so laut.« – »Hör auf, auf den Tisch zu klopfen, das macht mich verrückt.« Manchmal ist dieses »Bremsen« durch Erwachsene auch der kinderfeindlichen Umgebung geschuldet. So musste meine Freundin Karin, als sie noch in einem Mietshaus wohnte, ihre Kinder ab 18:00 Uhr immer dazu bringen, still zu sein, weil dann die empfindliche Vermieterin von der Arbeit nach Hause kam, die leider in der Wohnung untendrunter wohnte und Ruhe erwartete. Um das innere Kind wiederzuentdecken, ist oft Mut gefordert, der Mut, sich über diese mittlerweile innerlich eingebauten Bremsen hinwegzusetzen, das Sonnenkind trotzdem zuzulassen.

Auch das Erinnern an sich hat einen Wert. Wenn du dich mit dem Sonnenkind beschäftigst, bringst du deine fröhliche Kindheit wieder ein Stück weit ans Licht, ermöglichst Erinnerungen, die vielleicht verschüttet waren, wieder ins Bewusstsein zu rücken. Dein Lebenspuzzle kann bunter werden, so wie eine Landkarte, die nach und nach immer detaillierter gezeichnet wird, auf der Flüsse und Berge erscheinen, die zuvor noch nicht sichtbar waren. So gesehen eroberst du dir deine eigene Kindheit zurück, gewinnst ein umfassenderes Bild deiner Kindheit, damit sie nicht, wie Erich Kästner schreibt, vergessen und wie eine alte Dauerwurst aufgegessen wird, sondern ein lebendiger Teil deines Selbst bleibt.

Die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut. Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt. Ihr Leben kommt ihnen vor wie eine Dauerwurst, die sie allmählich aufessen, und was gegessen worden ist, existiert nicht mehr.

ERICH KÄSTNER

Alle, die jetzt spüren, dass sie ein sehr motiviertes Sonnenkind haben, das schon mit den Hufen scharrt, die also Lust am direkten Ausprobieren haben und weniger Interesse an der Theorie, können nun gleich in den praktischen Teil des Buches mit den Übungen einsteigen. Falls aber deine etwas älteren und kognitiv interessierten Anteile fragen: »Was ist eigentlich ein Sonnenkind, und warum sollte ich mich damit beschäftigen?«, dann findest du Antworten in diesem Kapitel.

SONNENKINDER EINE EINORDNUNG IN BESTEHENDE MODELLE

Früheren Generationen wäre es wohl nicht eingefallen, überhaupt von einem »Sonnenkind« zu reden, wurde die Kindheit doch erst im 16. bis 18. Jahrhundert als eigenständige Zeit, als ein Hätschel- und Lernalter, das sich deutlich von dem Status des Erwachsenen abhebt, entdeckt.6 Zuvor, also bis ungefähr zum Ende des Mittelalters, wurde zwar gesehen, dass Kinder bis circa sieben Jahre irgendwie von Erwachsenen abhängig sind und von ihnen unterstützt werden müssen, um physisch zu überleben, aber eine Bewusstheit für die Kindheit existierte nicht so recht. Falls ein Kind diese ersten Jahre überlebte – die Kindersterblichkeit war hoch –, wurde es danach »übergangslos zu den Erwachsenen gezählt, es teilte ihre Arbeit und ihre Spiele«.7 Es geschah nicht selten, dass die Familie die Kinder dann weggab. Arme Kinder mussten ab da arbeiten und selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen. Nach dem französischen Historiker Philippe Ariès waren es vor allem die höhere Lebenserwartung und die Einführung der Schule, die die »Entdeckung der Kindheit« ermöglichten. Die Entdeckung des Sonnenkindes setzt die Entdeckung der Kindheit voraus. Wenn also in diesem Buch vom Sonnenkind die Rede ist, muss als Voraussetzung ein Verständnis von Kindheit vorhanden sein – quasi als Brille, durch die man schauen kann.

Ich habe eine gewisse Vorstellung davon, was ein Kind ist und wie Kindheit durch glückliche Momente geprägt sein kann. Das gelingt mir vermutlich deshalb, weil ich 1966 geboren wurde. Ich gehöre schon fast zur zweiten Nachkriegsgeneration. Meine Eltern waren Kriegskinder, ich wurde jedoch in eine sonnige Zeit hineingeboren, in eine friedliche Zeit des wirtschaftlichen Wachstums, des Wohlstands und der politischen Stabilität. Hinzu kommt, dass ich ein Wunschkind war, das von liebevollen Eltern aufgezogen wurde. Das Sonnenkind ist ein Konstrukt, eine Zusammenziehung von positiven Aspekten, die ich mit meinem Kindsein verbinde, zudem aber auch mit Kindern allgemein.

Nachdem ich die Vorstellung des Sonnenkindes erst einmal entwickelt hatte, wirkte dies wie ein Filter der Wahrnehmung, und so fand ich das Sonnenkind an vielen Orten, in Gedichten, Bildern und Erzählungen. Kein Wunder, denn das Sonnenkind ist eben auch ein Archetyp, als ein bildhaftes Grundmuster in unserem kollektiven Unbewussten verankert (mehr dazu später in diesem Kapitel).

»Wo gibt es das Sonnenkind bereits? Wie kann man das Sonnenkind in bestehende psychologische Modelle einordnen?«, habe ich mich gefragt und zunächst einmal mein Feld, die Psychologie, danach abgegrast. Ich habe aber auch nach rechts und links geschaut, über den Tellerrand der Psychologie hinweg, und wurde zum Beispiel beim indianischen Schamanismus fündig.

Das Sonnenkind als solches kommt in der »echten« wissenschaftlichen Psychologie natürlich nicht vor, dafür ist der Begriff viel zu blumig. Nichtsdestotrotz haben Psychologen die lebensbejahende Kraft, die hinter dem Sonnenkind steht, zu fassen versucht und beschrieben. Grundsätzlich lässt sich der Sonnenkind-Gedanke der Positiven Psychologie zuordnen, weil dort die Suche und Erforschung der gesunden und gesunderhaltenden Anteile im Vordergrund steht, also dessen, was uns hilft und stärkt.

Möglicherweise ist Sonnenkindliches ja auch typabhängig. Schließlich blitzt Sonnenkindartiges bei manchen Erwachsenen sehr viel deutlicher hervor als bei anderen. Auch auf diese Frage möchte ich weiter unten in diesem Kapitel noch näher eingehen.

Oder ist Sonnenkindliches eine in uns allen angelegte Kraft? Ein Teil unserer Persönlichkeit? Sigmund Freud als ein Vater der heutigen Psychologie hat die triebhafte, lustzugewandte Kraft, also die Sonnenkind-Kraft, als Eros, Lebenstrieb beschrieben und ihr den Todestrieb, Thanatos, gegenübergestellt. Eric Berne, ein moderner Freud-Nachfolger, hat in seinem Buch Die Spiele der Erwachsenen das Kindheits-Ich als einen Teil der Persönlichkeit beschrieben; hier finden wir das Sonnenkind wieder. Außerdem hat das glückliche innere Kind, also das Sonnenkind, in der Schematherapie, einer Weiterentwicklung der Verhaltenstherapie, einen festen Platz (vgl. »Das Sonnenkind und Teile unserer Persönlichkeit«).

Da für mich der Schlüssel zum Sonnenkind in der Körpertherapie lag, war mir klar, dass zwischen unserem Körper und dem Sonnenkind eine enge Verbindung bestehen muss, dass das Sonnenkind in unserem Körpergedächtnis verankert ist. »Es ist eingekörpert«, würde meine Körpertherapeutin sagen (siehe »Das Sonnenkind und der Körper (Embodiment)«).

Weil sich das Sonnenkind auf unsere Biografie bezieht, auf unsere Entwicklung, habe ich mich darum bemüht, es in ein Entwicklungsmodell einzuordnen und mich dabei auf das Modell der psychosozialen Entwicklung von Erik Erikson bezogen. Nach Erikson birgt jede Altersstufe in sich ihre eigenen, typischen Entwicklungsschritte und damit sowohl Krisen als auch »Geschenke«, also spezielle positive Erfahrungen, aus genau jener Entwicklungsstufe, die wieder zugänglich gemacht werden kann (siehe »Das Sonnenkind und unsere Entwicklung«).

ENDE DER LESEPROBE

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Ein Teil des Autorenhonorars wurde der Kinderhilfsorganisation Plan International gespendet.

1. Auflage

Originalausgabe

© 2016 Kailash Verlag, München

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Lektorat: Judith Mark

Satz und E-Book Produktion: Satzwerk Huber, Germering

Umschlaggestaltung und Layout: Daniela Hofner, ki 36 Editorial Design, München

Umschlagmotiv: istockphoto/andhedesigns

Illustrationen im Innenteil: Julia Tomuschat

ISBN 978-3-641-18665-4V001

www.kailash-verlag.de