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Zauberhafte Märchen und Kurzgeschichten. Zum Lesen und Vorlesen. Für Kinder und Erwachsene. Die Regenbogen-Elfen, Aus der Traum, Das Hibiskusmädchen, Koko, die Kokosnuss, Die verschwundene Farbe ... Lassen Sie sich verzaubern und in die Welt der Märchen verführen.
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Seitenzahl: 157
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Bisher von Andreas Petz erschienen:
Das Regenbogenschüsselchen
(Märchen und Kurzgeschichten)
ISBN 9 783735 725769 BoD
Der Schatz am Stöckichsee
ISBN 9 783732 262090 BoD
Winter- und Weihnachtsgeschichten und Gedichte
ISBN 9 783734 730689 BoD
Schneeflöckchens Traum und andere Kurzgeschichten
ISBN 9 783848 232789 BoD
Auf dem Meer gibt es keine Kreuze (Flüchtlingsroman)
ISBN 9 783903 056121 Karina-Verlag
Der Pfirsichblütenfisch (Märchen und Kurzgeschichten)
ISBN 9 783903 056244 Karina-Verlag
Fridolin, der Fliegenpilz
ISBN 9 783903 056619 Karina-Verlag
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Vita
Andreas Petz wurde 1962 in Stuttgart geboren. Wenig später zog die Familie aufs Land und Petz wuchs auf der Hohenloher Ebene auf. Nach dem Abschluss der Mittleren Reife und seiner Lehre war Andreas Petz zwei Jahre bei der Marine. Eine lehrreiche und stürmische Zeit, die ihn um die halbe Welt führte. Anschließend bildete er sich nach der Tagesarbeit weiter und ist seit über 25 Jahren im Finanzbereich tätig.
Das Schreiben war schon immer ein Hobby von ihm: Gedichte, Liedtexte, Kurzgeschichten und Erzählungen. Mittlerweile sind schon einige Bücher von ihm erschienen, die gerne gelesen werden.
Andreas Petz ist geschieden, hat zwei erwachsene Kinder und lebt heute in Gammesfeld, dem Ort mit der kleinsten Bank Deutschlands.
Youtube: Andreas Petz, Gammesfeld
Homepage: Andreas-Petz.simplesite.com/
Facebook: Andreas.Petz3
Vielen Dank an Angela Hochwimmer!
Das Tal der Apfelbäume
Die Regenbogen-Elfen
Die fromme Zauberflöte
Die Tulpen an Mutters Grab
Das Märchen vom Hasenglöckchenwald
Aus der Traum
Das Gänseblümchen und der Regenbogen
Das Märchen vom Bäumchen
Matrjoschka
Die Bernsteinfee
Oaky, das Eichhörnchen
Die sieben Gespenster von Burg Felsengrau
Elli und die Baumgeister
Astero, der Seestern
Der fromme Osterhase
Die kleine Schiffschaukel
Der Zauberblumengarten
Der kleine Spiegel
Die Frostlinge
Das kleine Mädchen Vila
Die verschwundene Farbe
Der Leuchtturm und das Glühwürmchen
Die Schuld
Koko, die Kokosnuss
Muttis Kinderzimmer
Das Hibiskusmädchen
Pinga und der Schneemann
»Selbst wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich dennoch heute ein Apfelbäumchen pflanzen. Martin Luther.«, las Stefan laut vor, nachdem sein Großvater ihn dazu aufgefordert hatte. Der Spruch stand auf einer Tafel, die am Eingang zu einer Höhle angebracht war. Stefan saß auf dem Rücken seines Großvaters, der ihn den Weg zu dieser Höhle hochgetragen hatte, denn Stefan selbst konnte nicht gehen. Seine Beine waren seit dem Autounfall vor sechs Monaten, bei dem er seine Eltern verloren hatte, gelähmt.
Der Rollstuhl, in dem Stefan sonst saß, stand weiter unten im Tal; er war auf diesem Weg nicht zu gebrauchen. Zum Glück war Stefans Großvater stark genug, um ihn hier hochzutragen. Allerdings war dem Jungen nicht so recht klar, warum dieser die Mühe auf sich nahm. Wollte er seinen gelähmten Enkel etwa hier aussetzen?
Das wäre Stefan fast recht gewesen, er hatte keinen Lebenswillen mehr. Er wünschte sich jeden Tag aufs Neue, dass es ihm genauso ergangen wäre wie seinen Eltern. Warum musste er mit gelähmten Beinen weiterleben? So fiel er doch nur anderen zur Last und würde nie selbst für sein Leben sorgen können. Für immer würde er auf andere angewiesen sein. Nicht nur das: Er war anderen Menschen sogar mehr oder weniger ausgeliefert, so wie im Augenblick seinem Großvater. Was hatte der alte Mann mit ihm vor? Würde er ihn womöglich in dieser Höhle seinem Schicksal überlassen? Stefan hatte keine Angst davor, er würde es sogar begrüßen, allerdings konnte er sich das von seinem Großvater nicht vorstellen. Er war ein gottesfürchtiger, liebenswerter Mann und zusammen mit der Großmutter hatte er sich täglich mit großer Fürsorge um Stefan gekümmert. Jedoch hatte das nichts an Stefans Einstellung geändert. Sein Leben, so empfand er es, war seit dem Unfall vorbei. So, wie sich sein Leben jetzt gestaltete, wollte er es nicht. Lieber würde er es selbst beenden, aber dazu wiederum hatte er nicht den Mut.
Der Großvater lief mit seinem Enkel auf dem Rücken in die Höhle hinein, nachdem Stefan den Spruch auf der Tafel laut vorgelesen hatte. Seltsamerweise wurde es in der Höhle kaum dunkel. Es ging immer geradeaus. Links und rechts zweigten weitere dunkle Höhlen ab, aber von vorne kam helles Sonnenlicht. Die Höhle war scheinbar ein Durchgang. Als die beiden den Ausgang erreichten, kam Stefan ins Staunen. Er blickte auf ein wunderschönes Tal, ein Bach plätscherte durch seine Mitte und auf der saftig grünen Wiese links und rechts des Baches wuchsen Apfelbäume, die wie weiße Wolken ausschauten. Sie waren in voller Blüte, und Stefan konnte das Summen der Bienen hören, die emsig in den Baumkronen am Werk waren.
Sein Großvater trug ihn noch ein Stück weiter. Am Rand des Tales, oberhalb der Bäume, stand eine hölzerne Bank, und hier setzte er Stefan vorsichtig ab. Daraufhin nahm er neben Stefan Platz und zeigte präsentierend auf das Tal der Apfelbäume, dann sagte er:
»Dieses versteckte Tal der Apfelbäume gehört seit langer Zeit unserer Familie. Hast du dir den Spruch gemerkt, der vor dem Eingang stand?«, fragte er dann.
Stefan betrachtete begeistert das einzigartige Tal, während er nickte. Um zu zeigen, dass er den Spruch behalten hatte, wiederholte er ihn: »Selbst, wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich dennoch heute ein Apfelbäumchen pflanzen. Martin Luther.«
»In unserer Familie«, erzählte der Großvater, »gab es oft Situationen, in denen jemand nicht weiterwusste und der Meinung war, dass seine Welt untergehen würde. Irgendwann begann einer unserer Vorfahren damit, hier im Tal ein Apfelbäumchen zu pflanzen, wenn er dieser Meinung war. Dieser Brauch wurde von da an in jeder Generation weitergeführt, und wie du erkennen kannst, ist die Welt, obwohl es oft schwierig war, nie untergegangen. Es ging immer irgendwie weiter. Vielleicht war es nicht einfach, sondern im Gegenteil, eher schmerzhaft und kummervoll. Aber es kamen auch wieder bessere Zeiten.« Der Großvater ließ diese Aussage erst einmal wirken und schwieg.
Nachdenklich betrachtete Stefan das Tal der Apfelbäume. Es gab sehr viele Apfelbäume, es musste demzufolge schon oft Situationen gegeben haben, in denen seine Vorfahren der Meinung waren, dass ihre Welt untergehen würde. Manche Bäume waren noch ziemlich jung, andere hingegen schon sehr alt. An manchen Stellen hatte man wohl alte Bäume schon gefällt und durch neue ersetzt. Aber eines konnte Stefan an den Bäumen erkennen: Die Welt war nicht untergegangen, sie drehte sich weiter, und das Tal war, dank der Apfelbäume, wunderschön. Die Blüten dienten den Bienen als Nahrungsgrundlage, und nicht nur das, auch Stefans Großeltern hatten dadurch das ganze Jahr über leckeren Honig. Im Herbst konnten die Äpfel geerntet werden und ergaben neben dem Obst für den Winter auch noch Saft oder Most. Stefan erinnerte sich daran, dass seine Großmutter auch immer leckere Dörräpfel hatte.
Dann stellte sich Stefan plötzlich vor, wie das Tal ausschauen würde, wenn seine Vorfahren in schwierigen Zeiten keine Apfelbäumchen gepflanzt hätten, wenn sie, wie er es gerade tat, aufgegeben hätten. Die Welt hätte sich in jedem Fall weitergedreht, aber das Tal wäre wohl verwildert und verwachsen.
Der Großvater stand auf und weckte ihn aus diesen Gedanken. Er nahm Stefan hoch und trug ihn unter den Apfelbäumen weiter zu einem Stück, auf dem noch keine Bäume standen. Dort setzte er ihn auf die Wiese und ging fort. Kurze Zeit später kam er zurück. In der einen Hand hatte er einen Spaten und in der anderen zwei kleine Apfelbäumchen. Die Wurzeln der Bäumchen waren mit etwas Erde in kleine Säckchen eingepackt. Der Großvater grub mit dem Spaten direkt neben Stefan ein Loch in die Erde. Dann gab er dem Jungen das eine Apfelbäumchen und forderte ihn auf, das Säckchen zu entfernen und das Bäumchen einzupflanzen. Vorsichtig stellte Stefan das Bäumchen in das Loch, nachdem er das Säckchen entfernt hatte. Mit der einen Hand hielt er das Bäumchen fest, während er mit der anderen Erde in das Loch und auf die Wurzeln schob. Dann klopfte er die Erde, so gut es ihm möglich war, fest.
Währenddessen hatte sein Großvater das andere Apfelbäumchen gepflanzt. Als Stefan zu ihm aufschaute, sah er, dass der Opa Tränen in den Augen hatte. Er sagte zu dem Jungen: »Auch für mich ist es, als würde die Welt untergehen, nachdem ich meinen Sohn und meine Schwiegertochter verloren habe.«
Er hob Stefan auf und trug ihn wieder zur Bank. Dann holte er aus einem kleinen Schuppen eine Gießkanne, lief zum Bach, um sie zu füllen und goss das frische Wasser an die neu gepflanzten Apfelbäumchen.
Noch einige Zeit saßen die beiden auf der Bank und betrachteten das herrliche Tal. Irgendwann nahm Stefan die Hand seines Großvaters, schaute ihm in die Augen und sagte: »Danke! Ich weiß jetzt, dass mein Leben weitergeht und werde alles tun, um es so schön wie möglich zu gestalten. Auch wenn ich meine Beine nicht mehr gebrauchen kann, ich habe viele Möglichkeiten und werde sie nutzen.«
Es war einmal …, naja, also eigentlich ist es noch gar nicht so lange her, da wohnte in einem abgelegenen Haus eine Familie mit fünf Kindern. Die Kinder hießen Rosso, Arancione, Giallo, Verde und Blu. Das sind italienische Wörter und sie bedeuten auf Deutsch: Rot, Orange, Gelb, Grün und Blau.
Der Vater war ein begeisterter Maler. Jedes Haus, das er anmalte, betrachtete er als großes Kunstwerk und er gab sich die größte Mühe, dem Haus mit seinen Farben ein wundervolles Aussehen zu verleihen. Kein Wunder, dass jeder Hausbesitzer in der Umgebung nur von ihm sein Haus bemalen lassen wollte. Mit großem Geschick fand er genau die Farbe heraus, die dem jeweiligen Haus am besten stand.
Diese Eigenschaft färbte auch zu Hause auf seine Kinder ab, und sehr oft saß die ganze Familie zusammen und malte gemeinsam an einem Bild. Jeder machte Vorschläge, die dann von allen durchdacht und, sofern man sie für gut befand, gemeinsam verwirklicht wurden.
Im Frühling kam es oft vor, dass der Vater plötzlich die Familie zu sich vor das Haus rief. Die Kinder eilten dann besonders schnell hinaus, denn sie wussten, dass es dort draußen gleich einen wundervollen Regenbogen am Himmel geben würde. Immer wieder wunderten sich die Kinder, woher ihr Vater schon vorher wusste, wann und wo ein Regenbogen erscheinen würde. Niemand sonst konnte das.
Jedes Mal staunten die Kinder erneut über die wundervollen, intensiven Farben, die da in einem großen Bogen über den Himmel gespannt waren.
»Wie die Farben wohl entstehen?«, fragte Blu, der Kleinste von den Kindern. Als niemand antwortete, fragte Verde, der Zweitkleinste: »Wer die Farben wohl gemalt hat?« Aber wieder antwortete niemand; alle staunten nur über die einzigartigen Farben, die dort oben in all ihrer bunten Pracht strahlten.
Als die Familie später beim Mittagessen zusammensaß, sagte die Mutter plötzlich: »Die Regenbogen-Elfen!«, und als die Kinder sie alle fragend anschauten, wiederholte sie: »Die Regenbogen-Elfen! Es sind die sechs Regenbogen-Elfen, die die Farben des Regenbogens an den Himmel malen.«
Die Kinder waren stumm vor Staunen, aber jedes Kind dachte bei sich: Klar, so musste es sein. Regenbogen-Elfen, die zusammen in einem Bogen über den Himmel fliegen und den Regenbogen malen. Aber sie mussten ungeheuer schnell sein, denn von der Erde betrachtet schaute es so aus, als würde der komplette Bogen auf einmal erscheinen.
»Warum verschwinden die Regenbogenfarben so schnell wieder?«, wollte Giallo nun wissen. Da ihre Mutter das mit den Regenbogen-Elfen wusste, konnte sie bestimmt auch darauf antworten. Aber dieses Mal antwortete der Vater: »Das liegt daran, dass der Himmel keine gute Leinwand ist. Selbst die stärksten Farben können sich dort nicht lange halten.« Das leuchtete den Kindern ein, ja, so musste es sein.
In der darauffolgenden Zeit passierte etwas Merkwürdiges. Oft ging der Vater aus dem Haus, um nach einem Regenbogen Ausschau zu halten, aber es wollte und wollte sich keiner zeigen. Dabei war er sich sicher, dass die Bedingungen für einen Regenbogen ideal waren. Sollte seine Fähigkeit, den Regenbogen zu erahnen, verlorengegangen sein?
Eines Tages spielten die Kinder miteinander auf der Wiese hinter dem Haus. Der Vater war auf der Arbeit, er verzauberte wieder das Haus eines Dorfbewohners in der Nähe, und die Mutter war zum Einkaufen in die Stadt gefahren. Die Kinder spielten ´Schwänzchen fangen`, zwei der Kinder hatten sich ein kleines Stückchen Schnur hinten in den Hosenbund oder in den Gürtel des Kleides geklemmt und die drei anderen mussten versuchen, ihnen das Schwänzchen zu entreißen.
Plötzlich blieb Arancione mitten im Lauf stehen. Blu, der hinter ihr hergerannt war, konnte nicht mehr rechtzeitig anhalten und rannte auf sie auf. Schon wollte er schimpfen, denn er hatte sich dabei wehgetan, da fiel sein Blick auf das, was seine Schwester veranlasst hatte, so plötzlich stehenzubleiben. Auf dem Gartenzaun saß, die Ellbogen auf die Knie gestützt und mit Tränen in den Augen, eine kleine Elfe. Ihre wundervoll violetten Flügel zitterten mit jedem Schluchzen, und hin und wieder kullerte ein Tränchen über das einzigartige violette Kleid. Auch die anderen Kinder wurden nun auf die Elfe aufmerksam. Sie unterbrachen ebenfalls das Spiel und kamen näher.
»Warum bist du denn so traurig?«, fragte Arancione. Die Elfe hob den Kopf und schaute ihr ins Gesicht, dann zog sie ein violettes Taschentuch aus einer Tasche ihres Kleides und schnäuzte sich die Nase. Daraufhin begann sie zögerlich zu antworten: »Ich bin eine … der … sechs Regenbogen-Elfen. Meine fünf Geschwister liegen zu Hause krank im Bett, und so können wir keinen Regenbogen mehr an den Himmel malen.«
»Ah!«, und »Oh!«, staunten die fünf Kinder und Verde antwortete: »Deswegen gab es schon lange keinen Regenbogen mehr!« »Ja«, antwortete die Elfe, »und es wird auch noch mindestens einen Monat dauern, bis meine Geschwister alle wieder gesund sind.«
»Können wir dir nicht irgendwie helfen?«, fragte nun Giallo. Die Elfe schaute sie an, dann wanderte ihr Blick von Kind zu Kind, mit der rechten Hand zeigte sie auf eines nach dem anderen und zählte laut: »Eins, zwei, drei, vier, fünf. Ja, das wäre vielleicht möglich. Würdet ihr das wirklich tun?«
»Sehr gerne!«, antwortete Giallo und die anderen Geschwister nickten zustimmend. Auch die Elfe nickte mit dem Kopf, sie begann zu lächeln und sagte: »Das ist lieb von euch. Wartet hier, ich komme gleich wieder!« Dann flog sie blitzschnell davon.
Schon Augenblicke später war die violette Regenbogen-Elfe wieder da. Sie hatte fünf kleine Säckchen in verschiedenen Farben dabei. Zuerst bat sie Arancione, die Älteste der Geschwister, vorzutreten. Sie sprach zu ihr: »Arancione, schwörst du, alles in deiner Macht Stehende zu tun, um als Elfe am Regenbogen mitzuwirken und keinem Menschen davon zu erzählen?«
Arancione hob ihre rechte Hand und antwortete in ernstem Ton: »Ich schwöre!« Kaum hatte sie das gesagt, da nahm die kleine Elfe eine Handvoll orangefarbenen, glitzernden Staub aus dem ebenfalls orangefarbenen Säckchen und pustete ihn über Arancione.
Der glitzernde Staub wirbelte um das Mädchen herum, und nach und nach wurde aus ihr eine kleine, orangefarbene Elfe mit wunderschön schimmernden, leicht durchsichtigen Flügeln auf dem Rücken. Sie trat sichtlich berührt zur Seite, nachdem ihr die Elfe das Säckchen mit dem orangen Elfenstaub überreicht hatte, und nun wurde Giallo von der violetten Elfe aufgerufen. Auch sie schwor und wurde, dank des Elfenstaubes, in eine gelbe Elfe verwandelt. Genau so geschah es mit Verde, der in grüne Farbe getaucht wurde, mit Blu, der blau wurde, und Rosso, die sich in eine rote Elfe verwandelte.
Zusammen flogen sie los, um an ihrem ersten gemeinsamen Regenbogen zu zaubern. Violetto, die violette Elfe unterwies sie darin, was sie zu tun hatten. Sie stellte die Elfen nebeneinander auf und sagte: »Es ist ganz einfach, wir müssen nur etwas Elfenstaub aus dem Säckchen nehmen und nebeneinander in einem hohen Bogen über den Himmel fliegen, dabei verteilt sich der farbige Elfenstaub hinter uns und es erwächst ein Regenbogen.« Da meldete sich Blu und fragte: »Wird das nicht zu lange dauern? Der Regenbogen erscheint doch ganz plötzlich am Himmel, aber bis wir den großen Bogen geflogen sind, das dauert sicher ziemlich lange.«
Violetto musste schmunzeln: »Einerseits hast du recht, aber du denkst als Mensch. Für uns Elfen dauert eine Sekunde der Menschen manchmal eine ganze Stunde, und so ist das, wenn wir einen Regenbogen zaubern. Wir fliegen etwa zwanzig Minuten, aber für die Menschen vergeht nur ein kurzer Augenblick.«
Die Geschwister waren sehr beeindruckt. Da gab Violetto das Kommando. Gemeinsam flogen sie los, und in kurzer Zeit hatten sie einen kompletten Regenbogen an den Himmel gezaubert.
Zuhause waren Vater und Mutter bereits von der Arbeit und vom Einkaufen zurückgekehrt und suchten nach ihren Kindern. Dann sahen sie plötzlich den wundervollen Regenbogen am Himmel und waren erfreut. Sie machten sich keine Sorgen um ihre Kinder, denn sie ahnten in ihrem Innersten, dass ihre Kinder als Elfen an diesem Regenbogen mitgezaubert hatten, denn sie selbst hatten in ihrer Kindheit Ähnliches erlebt.
Mehrere Wochen blieben die Kinder verschwunden und in dieser Zeit gab es immer wieder herrlich bunte Regenbögen am Himmel.
Dann eines Tages hörten die Eltern plötzlich fröhliche Kinderstimmen vor dem Haus. Schnell eilten sie hinaus und da kamen ihre Kinder auf sie zu. Arancione trug ein wundervolles orangefarbenes Kleid mit gleichfarbigen Schuhen, Giallo trug ein gelbes Kleid und gelbe Schuhe, Verde war ganz in grün gekleidet, Blu in blau und Rosso hatte ein leuchtend rotes Kleid an. Glücklich begrüßten sie ihre Eltern und umarmten sie.
Plötzlich erschien am Himmel ein gigantischer Regenbogen in unglaublich intensiven Farben. Die Kinder winkten dem Regenbogen fröhlich zu und Arancione sagte: »Violetto fehlt in unserer Familie, dann wären wir wie ein kompletter Regenbogen.« Vater und Mutter mussten schmunzeln.
Als der Regenbogen verschwunden war, gingen sie zusammen ins Haus. Was waren die Kinder erstaunt, als im Wohnzimmer eine Krippe stand, in der ein kleines Kind lag, das ein wundervolles violettes Kleidchen trug. Die Mutter sagte: »Darf ich euch vorstellen, das ist Violetta, eure kleine Schwester.«
Es war einmal vor langer, langer Zeit, da gab es in einem Dorf, das in der Nähe einer großen Stadt lag, einen kleinen Jungen. Sein Name war Wolfgang. Er lebte mit seiner Familie in einer kleinen Hütte am Rande des Dorfes. Seine Familie war sehr arm, und alles, was Wolfgang besaß, das trug er am Körper. Um seine dünnen Beinchen, da schlotterte eine schmutzige, viel zu weite Hose, die jedoch für seine langen Beine ein ganzes Stück zu kurz war. An seinem Bauch war die Hose mit einem Strick festgebunden, damit er sie beim Gehen nicht verlor.
Am Oberkörper trug Wolfgang ein Hemd aus Leinen, das hier und da von einem Loch verziert war. Seine Mutter versuchte zwar immer, die Löcher zu stopfen, aber es gelang Wolfgang viel schneller, neue Löcher in das Hemd zu bekommen, als die Mutter sie stopfen konnte.
Über dem Hemd, da trug Wolfgang eine braune Weste, die war sein ganzer Stolz, denn die Weste hatte sowohl außen als auch innen einige kleine Taschen, und in diese konnte Wolfgang all die wundervollen Dinge hineintun, die er auf seinen Streifzügen durch den nahen Wald fand.