Das traumatisierte Gedächtnis – Schutz und Widerstand - Wiebke Bruns - E-Book

Das traumatisierte Gedächtnis – Schutz und Widerstand E-Book

Wiebke Bruns

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Beschreibung

Über traumapsychotherapeutische Methoden wurde schon viel geschrieben. Bisher wurde jedoch kaum erforscht, wie sich psychodynamisch traumatische Vorfälle seelisch abbilden, in Symptomen des Körpers und in mentalen Abbildern codieren – obwohl dieses Thema überaus spannend ist! Wie werden seelisch belastende Daten abhängig vom Alter, der Grausamkeit des Vorfalls oder der Kumulation schrecklicher Ereignisse vom Menschen gespeichert und zusammengefasst? Welche Varianten der Erinnerung stellen uns der Körper, die seelische Mentalität und das menschliche Gedächtnis zur Verfügung? Wie lassen sich verschlüsselte Daten später therapeutisch effektiv – und emotional verträglich – abrufen und entschlüsseln? Das vorliegende Buch ist eine Sammlung von theoretischen und praktischen Beiträgen, die von psychotherapeutisch tätigen Kollegen und von betroffenen Klienten gleichermaßen verstanden werden können. Die anschaulichen Fallbeispiele sind darüber hinaus für alle interessant, die die Logik und Widersprüchlichkeit des Unbewussten spannend miterleben wollen.

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Ralf Vogt

Das traumatisierte Gedächtnis – Schutz und Widerstand

Wie sich traumatische Belastungen in Körper, Seele und Verhalten verschlüsseln und wieder auffinden lassen

Mit Beiträgen von:

Dipl.-Psych. Wiebke Bruns Dipl.-Geografin Salina Magdalena Centgraf Dipl.-Kunsttherapeutin Sabine Hampf Dipl.-Psych. Thomas Haudel Dipl.-Psych. Amrei Kluge M.Sc. Psychologin Winja Lutz PhD. Renée P. Marks Dipl.-Psych. Irina Vogt Dr. rer. nat., Dipl.-Psych. Ralf Vogt

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unterhttp://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen, Verfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung auf DVDs, CD-ROMs, CDs, Videos, in weiteren elektronischen Systemen sowie für Internet-Plattformen. Bildnachweis: Die Rechte der Abbildungen liegen bei den Autoren der jeweiligen Beiträge.

© Lehmanns Media GmbH, Berlin 2018 Helmholtzstr. 2-9 10587 Berlin Korrigierter Nachdruck der 1. Auflage 2018

Danksagungen

Diese Buchveröffentlichung ist engagierten Förderern zu verdanken, die sich gegen ein Ausbremsen bewusster und unbewusster Gegenkräfte durchsetzen mussten. Es wird wohl in späteren Anekdoten zusammengefasst werden, welche dynamischen Kämpfe hier ausgetragen wurden. Mein erster Dank gilt diesen Unterstützern.

Mit der dankenswerten Energie meiner Frau und unseren Gesprächen zur Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit konnte dieses Projekt letztendlich realisiert werden. Danke Irina.

Auch die junge Generation von Absolventen des Trauma-Institut-Leipzig hat mir den Rücken gestärkt, unserem Forschungs- und Lehrauftrag treu zu bleiben. Danke auch Ihnen Allen!

Bei der praktischen Fertigstellung des Buches hat Frau Pötzsch wieder die meisten Fäden in den Händen halten müssen. Vielen Dank für diese großartige Multitaskingleistung.

Herr Reichelt hat wie immer das Coverbild nach unseren Anregungen gestaltet und unsere Fotos in die Druckreife gebracht. Danke für die zuverlässige Qualität.

Herr Höffling war ein fachkundiger und umsichtiger Lektor des Buches, der uns eine angenehme Arbeitsatmosphäre gestaltet hat. Vielen Dank dafür.

Einführung

Ralf Vogt

Dieses Buch entstand sowohl aufgrund vieler neuer Forschungsergebnisse und Fachdiskussionen zur Veränderung und Veränderbarkeit des traumatisierten Gedächtnisses bei von Menschen gemachten Psychotraumastörungen als auch aufgrund des Bedürfnisses unserer SPIM-30-Ausbildungskandidaten nach den neuesten Texten zum Behandlungsmodell unseres Trauma-Institutes-Leipzig. Die neuen Forschungsergebnisse und Fallanalysen sind insbesondere im Rahmen einer Konferenzaufforderung im Frühsommer 2017 entstanden, wo wir viele Kollegen zu neuen Beiträgen aus ihrer Praxis über die qualitative Gedächtnisforschung motivieren konnten.

Das Grundthema des sich widersprüchlich verändernden Traumagedächtnisses lag uns in der alltäglichen Praxis schon lange am Herzen, weil wir feststellten, dass es zur Struktur und Behandlung des in der Therapie sich verschließenden und öffnenden Traumagedächtnisses kaum nutzbare Fachliteratur gibt, sondern dass sich stattdessen in unserer Disziplin sogenannte Fachaussagen der False Memory Syndrom Foundation breitmachen oder angrenzende Bereiche, wie die forensische Aussagenpsychologie, offenbar das gesamte Terrain für sich in Anspruch nehmen, weil Traumapsychotherapeuten dazu anscheinend keine Forschung betreiben. Verblüfft waren wir auch, als wir von Kollegen in der Supervision hörten, dass das Traumagedächtnis ja leider kaum reliabel sei usw. Wir hörten also abwehrende Argumente der oben genannten Aussagenpsychologie und der False Memory Syndrom Foundation aus dem unreflektierten Munde von Kollegen! Daher musste endlich etwas passieren, und zwar auf wissenschaftlicher Basis. Der Forschungsgegenstand war in den Vordiskussionen für einige Kollegen so neu bzw. missverständlich, dass diese Vertreter glaubten, wir würden althergebrachte Erkenntnisse über die Amygdala oder Ähnliches referieren. Analytische Einzelfallanalysen, theoretische Systematisierungen zur Veränderung des Traumagedächtnisses und eine Forschungsbefragung von Betroffenen zum Gegenstand haben die wenigsten für möglich gehalten.

Solche Missverständnisse, auch von Kollegen in unserem Fachgebiet, nehme ich gleich zu Beginn des Buches unter dem Thema „Zeitgeist“ in den Fokus der Betrachtung. Ich wende mich darin zum Beispiel strikt gegen den vorauseilenden Gehorsam, der darin besteht, falsche Aussagen der False Memory Syndrom Foundation als auch problematische Verallgemeinerungsakzente der forensischen Aussagenpsychologie unkritisch zu übernehmen oder sich eventuell dadurch sogar ausbremsen zu lassen, eigene Forschung zu betreiben. Wir haben in der Psychotraumatologie den Fokus auf die Verbesserung der Behandlung zu legen und Patienten in der Erkenntnisanalyse zu stützen. Das ist natürlich ein ganz anderer Arbeitsgegenstand als der der forensischen Psychologie. Da dieser verwirrende Zeitgeist wie auch unsere Medien und Alltagsansichten auf dem Boden zweier Weltkriege eine Mentalität der Nichtfassbarkeit des Traumagedächtnisses erzeugen, wurde wahrscheinlich auch so gut wie keine besondere klinische Forschung zum Praxisgegenstand erhoben. Es dominiert die universitäre Grundlagenforschung, die die Merkfähigkeit und Gedächtnisstruktur von Allgemeinbürgern oder neurologischen Krankheitsbildern untersucht.

Frau Lutz rechnet in ihrem Beitrag ausführlich und konkret mit der Unwissenschaftlichkeit der False Memory Syndrom Foundation ab und beleuchtet deren interessante Historie als Täterorganisation zur Abwendung von Gerichtsklagen, welche durch traumageschädigte Menschen angestrebt werden könnten – und manchmal auch werden.

Im darauffolgenden Artikel beschreibe ich anhand des SPIM-30-Diagnostik- und Therapiemodells, wie methodisch implizite Gedächtnisstrukturen im Rahmen von spezifischen Settingbeispielen bereits seit Jahren nutzbar gemacht werden und wo es Erweiterungsmöglichkeiten gibt. Im Anschluss daran erweitere ich die theoretischen Aussagen durch neue traumaanalytische Einzelfallstudien, in denen ich speziell die Datenumwandlung von faktischen, symbolischen und atmosphärischen Traumaerinnerungen von Klienten untersuche, die durch zwischenmenschliche Gewalt veranlasst und geprägt wurden. Anhand dieser aktuellen Langzeitprotokollierungen kann ich frühere Arbeitshypothesen untermauern, und zwar dadurch, psychodynamische Patientenbelege zu beschreiben, in welchen faktische, symbolische und atmosphärische Daten durch psychotraumatischen Druck Wandlungen erfahren, die durch langfristige Traumabehandlungen wieder oder erstmals verstehbar und teilweise rückgängig gemacht werden können.

Im zweiten Teil des Buches sind Beiträge von verschiedenen Autoren aus dem Bereich der Kinder- und Erwachsenenbehandlung zu lesen, welche ihre Fallbeispiele der Gedächtnisveränderung bei dissoziativen Klienten mit unterschiedlichen methodischen Zugängen eindrücklich darstellen.

Renée Marks berichtet über die Behandlung dissoziativer Kinder und den Nutzen externalisierender Settings zur Traumagedächtnisanalyse.

Amrei Kluge und Wiebke Bruns beschreiben als tiefenpsychologische PsychotherapeutInnen, wie sie mit zum Teil körper- und handlungsorientierten Settings emotional traumatische Erinnerungen befördern konnten.

Danach schildern jüngere TraumabehandlerInnen ihre Therapie- und Beratungserfahrungen. Sabine Hampf verwendet künstlerisch-kreative Medien in der Traumatherapie und zeigt deren Vorteile für die Erinnerungs- und Bewältigungsarbeit. Thomas Haudel ist biodynamischer Körper- und Psychotraumatherapeut. Aus dieser Kombination entwirft er ebenfalls eigene originäre Zugangswege zu Traumapatienten. Sabine Centgraf ist Traumafachberaterin und arbeitet mit traumasensitivem Yoga mit schwangeren Psychotraumapatientinnen, die ihre psychotherapeutische Behandlung bei integrativen Therapeuten parallel durchführen. Sie beschreibt eindrucksvoll, wie durch bestimmte Yogaübungen die konkreten faktischen Einfälle einer Klientin zum therapeutischen Nutzen optimal gefördert wurden.

Nach diesen interessanten Berichten sind Praxisbeiträge aus der Werkstatt von meiner Frau und von mir zu lesen. Irina Vogt schildert einen spannenden Fallbericht einer ca. 30-jährigen Patientin, deren Geburtstraumatisierung bis dato noch nicht bearbeitet war. Sie verwendet dazu als Therapiemedium das Riesenei aus dem Konzept der Beseelbaren Symbolisierungsobjekte der SPIM-30-Settings.

Den Abschluss dieses Kapitels bilden Fallberichte von komplextraumatisierten DESNOS-, DDNOS- und DIS-Patienten aus meiner Praxistätigkeit. Hier werden qualitative Besonderheiten der schrittweise erfolgenden Wiedererlangung des faktischen Erinnerungsvermögens dieser TraumapatientInnen beschrieben. Darüber hinaus versuche ich der Frage nachzugehen, bei welchen therapeutischen Interventionen zunächst unspezifische Traumatrigger Bedeutung erlangten, bis sich später der Szenenhintergrund öffnen konnte.

Bemerkenswert an den aufgelisteten Einzelfallbeispielen ist meines Erachtens, dass konkrete psychodynamische Belege in Form von Patientenaussagen gefunden werden konnten, die die Notwendigkeit der Datenwandlung durch das emotional überforderte Traumaopfer in der Stufe der dissoziativen Wegspaltung, Symbolbildung oder atmosphärischen Datenwandlung verstehbar machen.

Im dritten Buchteil folgt die zentrale Forschungsarbeit von meiner Frau und mir. Als Datengrundlage dient die Befragung von 78 Patienten unserer Praxis, wie sie die Erinnerungsarbeit in der Traumapsychotherapie unter unserer Leitung erlebt haben. Besonders brisant waren dabei auch Fragen zu den selbst reflektierten Widerständen und Abwehrprozessen im Verlaufe ihrer Behandlung. Ein interessantes Ergebnis ist zweifelsohne, dass unsere Klienten viele Widerstandssymptome benennen, die wir zuvor auch als Aspekte des Zeitgeistes gegen die Traumatherapie (s.o.) beschrieben hatten. Das bedeutet, dass höchstwahrscheinlich eine Phase der verstärkten Abwehr, der Traumabagatellisierung und der phobischen Haltung gegenüber endlosen Labilisierungen bis hin zur Psychose etc. die meisten dissoziativen Traumaklienten kennzeichnet. Allein dieses Ergebnis ist ein wertvoller Orientierungspunkt für junge TraumapsychotherapeutInnen als auch ein Lernmotivationsargument für Kollegen, die bisher – ohne Ausbildungshintergrund in der Traumatherapiemethodik – eigenartigerweise keine traumatisierten Patienten im Praxisalltag gefunden hatten. Diese Klienten werden offensichtlich gesetzmäßig übersehen! Diese Unsicherheiten in der Psychotraumaselbsterfahrung macht sich zweifelsohne auch die oben genannte False Memory Syndrom Foundation zu Eigen, wenn sie mit halbplausiblen Argumenten und der missbräuchlichen Ausnutzung der allgemein typischen traumaphobischen Widerstandshaltungen von KlientInnen und der Umwelt die therapeutische Erinnerungsarbeit für quasi unmöglich erklärt.

Im vierten Teil des Buches sind brandneue Theoriebausteine des SPIM-30-Behandlungsmodells darlegt. Diese konzeptionellen Texte stellen Brücken zum Hirnphysiologiemodell von Stephen Porges und den bindungstheoretischen Pionierarbeiten von Bolwby, Ainsworth, Solomon, Main, Liotti und anderen klassischen Forschern dar. Diese Verknüpfungen können unsere traumapsychotherapeutische Arbeit noch komplexer mit anerkannten Modellen interdisziplinärer vernetzen. Dadurch wird unsere praktische Vorgehensweise noch besser begründbar und die oben genannten Qualitätssprünge in unserer Gedächtnisverarbeitungsstruktur werden besser verstehbar. Aus dieser Logik ergibt sich schließlich auch eine neue und notwendige Definitionsableitung, und zwar die Ableitung von wirklich interaktions- und bindungsorientierten qualitativen Traumaschädigungsklassen, die die bisherigen mehr quantitativen Bestimmungen reformieren können.

1  Theoretische Vorbetrachtungen

1.1  Zeitgeist und Traumagedächtnis

Ralf Vogt

Der Zeitgeist beeinflusst in hohem Maße das alltagspsychologische und psychotherapeutische Denken (vgl. Vogt, 2012, S. 13-15 und Vogt, 2014, S. 6-12). Grund dafür ist meines Erachtens erstens der Stand der relativ jungen Wissenschaftsdisziplin Psychotherapie, in der notwendigerweise viele sich widersprechende Konzepte praktiziert werden und die Kristallisation einer relativ klaren allgemeingültigen, breit akzeptierten Lehrmeinung noch in weiter Ferne liegt. Zweitens wird Psychotherapie in der traditionellen Betrachtung eher als „weiche“ Wissenschaft – im Gegensatz etwa zur Physik oder Medizin – angesehen, obwohl auch diese Wissenschaftsdisziplinen essenzielle Probleme ihres Gegenstandsspektrums, wie die Problematik der Schwarzen Löcher bzw. der Krebsbehandlung, noch nicht lösen konnten. Selbst einem Wetterbericht – mit einer maximalen Treffsicherheitswahrscheinlichkeit von ca. 3 Tagen – vertrauen viele Menschen mehr als einer psychologischen Expertise, an welche man obendrein noch größere Ansprüche stellt und menschliche Verhaltensprognosen mit monatelanger, wenn nicht sogar jahrelanger Gültigkeit erwartet. Warum ist das so? Die meisten Menschen nehmen in Anspruch, über ihre Psyche, ihre innerseelischen Vorgänge mit Motiven, Gefühlen, Denken und Verhalten irgendwie ausreichend Bescheid zu wissen. Vielleicht gemäß einem abgewandelten Decartes-Motto: Ich denke – also weiß ich Bescheid! Oder: Ich vermute – also bin ich! Aber Spaß beiseite. Wir betreten vermintes Gelände. Die Psyche ist ein sensibles Ding, da lässt sich niemand mal schnell etwas sagen. Im Gegensatz zum Arzt oder Naturwissenschaftler, bei welchem die Mitmenschen unserer Zeit schnell gläubig werden.

Bei Auffassungen über die Psyche und ihre Qualitätseigenschaften wie etwa eine Gedächtnisleistung oder Persönlichkeitshaltung steht offenbar mehr das persönliche Selbstkonzept eines jeden auf dem Spiel. Beim Arzt kann man sich in der Regel eine Kritik zur Lebensführung eher ruhig anhören, wie: Dann schälen wir eben künftig die Gurken ab, wenn die Schale industriell gespritzt ist. Kein Problem, die Gurke bleibt im Wesentlichen erhalten. Damit kann man leben, wenn man kein Meerschweinchen ist und sich gerade auf die Schale gefreut hat.

Bei psychologischen Rückmeldungen zur seelischen Verarbeitungskapazität wird die angesprochene Person schnell ungläubig, distanziert, ärgerlich – oder einfach sofort gegenteiliger Meinung sein, weil: Es so ist, und basta! Das heißt, psychologische bzw. psychotherapeutische Hinweise treffen auf eine Form von Halbwissen, welches im Selbst- und Weltbild häufig sofort und vehement verteidigt werden muss. Es geht schließlich um unbewusste Prozesse, und wenn man da nicht Bescheid weiß, bekommt man eine ärgerliche Angst und möchte plötzlich alles so lassen, wie es war, um keine Unruhe zu erleben. Ebenso schnell belastet fühlt sich eine Reihe von Kollegen, wenn sie den Eindruck haben, dass das Ansehen des verdienten Pioniers der Psychoanalyse, Sigmund Freud, infolge der modernen Traumaforschung objektiv unheilbaren Schaden nehmen könnte.

Im Bereich von Technik ist so eine emotionale Stagnationssehnsucht unvorstellbar. Wer möchte heute noch wirklich im ersten Personenkraftwagen von Carl Benz wie vor über 100 Jahren sitzen? Wer käme als Techniker auf die traurige Interpretation, dass wir, wenn wir einfach neue Autos bauen, das Erbe von Carl Benz ignorieren bzw. traditionell Bewährtes einfach übergehen würden? Der Zeitgeist in der Psychoanalyse und Psychotherapie ist da manchmal viel stärker dem Bisherigen verhaftet. Das Festhalten an konservativen Normen hat auch Einfluss auf unser Schulendenken in der Psychotherapie. Und das wiederum beeinflusst auch die schleppende Übernahme traumatherapeutischer Konzepte; es mangelt an Forschung in der tiefenpsychologisch-analytischen Psychotherapie überhaupt und somit beschäftigt man sich bisher auch nur unzureichend mit der Untersuchung von traumatisch geprägten Gedächtnisproblematiken und deren methodenpsychologischer Lösung. Der Zeitgeist, sich nicht mit der Furcht vor dem unbekannten traumatischen Unbewussten, mit dissoziierten Erinnerungsgegenständen zu befassen, hatte auch Sigmund Freud erfasst, als er sich 1897 – nach knapp 2 Jahren der Postulation der Traumahintergrund-Hypothese für schwere psychische Störungen (Verführungstheorie Freuds 1895-1897, vgl. Hirsch, 2004 sowie Vogt, 2004, S. 35-39) – davon abwandte und die Fantasiehypothese als wichtigere Erklärung für gewaltsame, traumatische sexuelle Übergriffe an Kindern an die erste Stelle schob.

Jennifer Freyd (1994) untersucht seit Jahren das Trauma des Verrats, welches durch gewaltsame bzw. bloßstellende Übergriffe von wichtigen Bindungs- und Bezugspersonen bei den Opfern entsteht. Ein Resümee dieser Auseinandersetzung besteht darin, dass der Verrat gerade von an sich liebenswerten Menschen die tiefsten seelischen Narben hinterlässt und dass auch im Bereich der Psychotherapie- und Universitätsstrukturen der Verrat ein ernst zu nehmender Faktor ist. Das hat auch Jeffery Masson (1986) belegend abgehandelt (vgl. Vogt, 2014, S. 52-61).

Demnach kann sowohl bei Menschen im Alltag als auch bei Psychotherapeuten im Besonderen angenommen werden, dass es für das konservative Fixiertsein und das Nichtrütteln-Wollen am eigenen Selbsterfahrungsdefizit – neben allen anderen charakterlich blinden Flecken – tiefere unbewusste/dissoziierte Gründe geben dürfte.

Hiervor ist auch die breite Medienlandschaft nicht gefeit, die in unserer schnelllebigen Welt immer größeren Einfluss als Bildungsquelle erlangt.

So wurde im deutschen Fernsehkanal „3sat“ im bekannten Wissenschaftsjournal „Scobel“ am 22.09.2016 und am 30.03.2017 gleich zweimal im kurzen Abstand der Beitrag „Das getäuschte Gedächtnis“ ausgestrahlt. Kern dieser je 45-minütigen Sendung waren einseitige Beiträge der Vertreterin der False Memory Syndrom Foundation, Loftus (USA), sowie Argumentationen des Forschungsshootingstars Shaw (GB) zur Gedächtnismanipulationsforschung sowie Diskussionsbeiträge von Steller (BRD) als Aussagen- und Gerichtspsychologe. Tenor dieses sehr tendenziösen TV-Beitrages war die Intention, Belege dafür zu liefern, dass das Gedächtnis des Menschen sehr unzuverlässig sei und durch Einflussnahme von Befragern, d. h. auch Psychotherapeuten, schnell manipuliert werden könne. Eine kurze Gegenhypothese von Ulrich Sachsse im Journalbeitrag konnte an diesem Tenor wenig ändern.

Mit den unwissenschaftlichen Studien der False Memory-Bewegung und den unzulänglichen Ausweitungen der Aussagenpsychologie auf Felder der klinischen Psychotraumatherapie beschäftigen sich auch Lutz in diesem Band sowie unser Forschungsbeitrag im späteren Kapitel dieses Buches. Mir geht es in diesem Abschnitt vorrangig um den Zeitgeist der journalistischen Redaktion, die gerade diesen Beitrag einseitig in Auftrag gab bzw. den angebotenen Beitrag eifrigerweise gleich zweimal im Zeitraum von nur sechs Monaten ins Programm nahm. Vergleichbare kurzfristige Wiederholungen sind mir in der ansonsten häufig niveauvollen Themenauswahl nicht so geläufig. Es muss also etwas mit dem Zeitgeist dieser ansonsten breit aufgestellten Redaktion zu tun haben.

Es ist wahrscheinlich plausibler, dem traumatisch fragmentierten und therapeutisch wieder herzustellenden Gedächtnis inhaltlich nicht zu glauben als umgekehrt. Wie ich eingangs hervorhob, werden durch den traumaskeptischen Zeitgeist die Opfer zweimal verraten: Einmal durch den fehlenden Schutz und Beistand der Umwelt gegenüber den Opfern während und nach dem Gewaltverhalten der Täter. Und zum Zweiten aufgrund der geringen Unterstützung der Umwelt bei der Aufarbeitung sowie durch die tendenziöse Unterstellung von krankhafter Fantasie, die angeblich am Werke sei, wenn Traumainhalte später therapeutisch rekonstruiert werden – Unterstellungen durch nicht psychotraumatologisch geschulte Fachleute und Gerichte im Rahmen juristischer Prozesse.

Es sollte nicht vergessen werden, dass gerade wir in Deutschland transgenerational durch zwei Weltkriege nicht nur als Opfer, sondern auch als Tätervolk mehrfach geprägt sind und Psychotraumatherapie in den vorherigen Generationen nie eine Rolle spielte bzw. in Erziehung und Bildung in der militanten Zeit nicht spielen durfte! Das Bagatellisieren von seelischem Leid beim anderen und das vehemente Wegschieben von eigener Betroffenheit sehe ich mit meiner 30-jährigen Berufserfahrung als dominierenden Zeitgeist in unserem transgenerational verlorenen Mutter- und gefürchteten Vaterland an (vgl. Mitscherlich u. Mitscherlich, 1977; Moser, 2010 u.a.).

1.2  Der Mangel an klinischer Theorie zum Traumagedächtnis

Ralf Vogt

Wie oben in der Einführung des Buches erwähnt, gibt es außer interessanten Fallberichten von Kollegen (vgl. Reddemann, 2001; Hochauf, 2007) leider wenig Aussagen dazu, wie sich das durch zwischenmenschliche Gewalt geprägte und damit zumeist dissoziative Gedächtnis eigentlich strukturiert, konserviert und therapeutisch verändern lässt. Die meisten wissenschaftlichen Arbeiten zur Gedächtnispsychologie betreffen die Grundlagenforschung der Allgemeinen Psychologie.

Hier wird in der Regel das gesunde, allgemeine, durchschnittliche, repräsentative Gedächtnis in seinen Funktionen untersucht. Wie viele Gegenstände kann man sich merken? Wie lange sind die Objekte im Kurz- oder Langzeitgedächtnis gegenwärtig? Wodurch wird die Gedächtnisspeicherung erleichtert oder behindert? So interessant diese Ergebnisse auch sein mögen, sie sind leider im Rahmen psychotraumatischer Gedächtnisstrukturen nicht wirklich anwendbar. Im peritraumatischen Dissoziationsprozess arbeitet das Gehirn in seinen Funktionen leider nicht in normaler Art und Weise. Aufgrund des hohen bzw. extrem hohen, lebensbedrohlichen Stresses gibt es nur fragmentierte Gedächtnisspuren, die mit diversen Sinnesinformationen aus dem Körper gemischt oder von diesen überlagert werden. Des Weiteren springen die Wahrnehmungsperspektiven im Kontext der existenziell bedrohlichen Interaktion mit dem Traumaverursacher zeitweilig auf dessen Seelen- und Handlungsebene über (vgl. Vogt, 2012, S. 26-48; 2016, S. 146-153 sowie in diesem Band). Dadurch entsteht eine große Verwirrung im Prozess der Gedächtnisspeicherung, die Klienten und Therapeuten kaum lesen, geschweige denn mit normalen Speicherungsprozeduren erklären können. Ich erlebe das auch als traditionelles Problem zwischen universitärer und praxisbezogener Psychologie. Es ist sehr schwer, die universitäre Forschung für eine andere Zielstellung zu gewinnen, da die goldenen Standards der Stichprobenerstellung auf Signifikanzen ausgerichtet sind, welche im Rahmen unserer einzelfallorientierten klinisch-ambulanten Praxis nur schwer organisiert werden können. Wir bräuchten mehr Modelle für eine wissenschaftliche Kleingruppen- und Einzelfallanalyse sowie eine größere Wertschätzung für Prozeduren von introspektiven Berichten.

Die traditionelle Psychoanalyse ist für Psychotraumatherapeuten schon eher ein Quell der Erkenntnis (vgl. Freud, 1950; Jung, 1967; Dieckmann, 1978; Kast, 2007 u.v.a.). Hier existieren Schriften zur individuellen Speicherung von normalen bis schwerwiegenden Erlebnissen. Darin werden Prozesse beschrieben, wie Menschen seelische Vorfälle in Träumen wiederholend verarbeiten, wie gescheiterte Konflikte ins Unbewusste abtauchen und als seelische Symbolbilder in Träumen oder Tagesfantasien wieder auftauchen, um den Betroffenen im übertragenen Sinne auf eine tiefere seelische Verarbeitung, einen noch zu lösenden Konflikt oder eine Entwicklungs- und Reifungsanforderung hinzuweisen (vgl. Autoren ebenda). Das Problem für die Nutzung der Erkenntnisse im Rahmen psychotraumatologischer Fallanalysen und –behandlungen ist allerdings wiederum der zu unterscheidende Schweregrad der erworbenen seelischen Störung bei dissoziativen Patienten. Wie ich bereits in Vogt (2012, S. 23-25 und 2013, S. 59-94) hervorhob, ist die Mehrzahl der psychoanalytischen Fallbeispiele im Kontext eines Neurosemodells verfasst worden. Dieser neurotische Schweregrad würde im SPIM-30-Modell den Regulationszustand RZ III oder teilweise RZ IV betreffen. Das bedeutet wiederum, dass diese Lehrmeinungen für dissoziativ organisierte Menschen nicht anwendbar sind, also der ganze Bereich herausfallen würde, den in der Nomenklatur der SPIM 30 die Schweregrade RZ IV bis RZ VI beinhalten.

Sigmund Freud (1956) hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts vorrangig mit den psychodynamischen Aspekten der Verdrängung befasst, Pierre Janet (1901) im selben Zeitraum mit dem Traumaabwehrprozess der Dissoziation. Janet hat meiner Kenntnis nach keine Projekte zur Gedächtnisforschung angeschoben. Seitens der Freudianischen Psychoanalyse existiert dagegen, wie schon erwähnt, eine Fülle von Büchern zu seelischen Abbildern im Psychischen. Beim Freudschen Begriff der Verdrängung (1969 sowie bei Freud, A., 1936) wird allgemein davon ausgegangen, dass die verdrängende Person ein unbewusstes Motiv für das Verdrängen eines seelisch-individuell belastenden Sachverhaltes hat, was dort meist mit dem Begriff eines „unlustbetontes Objektes“ beschrieben wird. Ein Individuum möchte es mehr oder weniger nicht wahrhaben, zulassen oder sich eingestehen, dass es etwas im Grunde spürt oder weiß. Die neurotische Verdrängung ist nützlich, weil beispielsweise andere erlernte Normen (dort begrifflich meist als Über-ICH-Normen der Eltern u. ä. bezeichnet) dem entgegenstehen und der Ambivalenzkonflikt psychoökonomisch vermieden werden muss.

Diese grundsätzliche Psychodynamik gibt es zusätzlich auch bei Psychotraumapatienten. Traumaklienten haben ebenfalls verdrängte phobische Haltungen, wo sie sich bewusst erlebte Traumavorfälle nicht mehr vor Augen halten wollen, weil sie die psychische Destabilisierung durch das Hochpoppen der Traumaereignisse fürchten. Das bewusste oder teilbewusste Verdrängen trifft nach der Nomenklatur des SPIM-30-Modells noch auf die Regulationszustände RZ III und IV zu. Daneben, und besonders im RZ V, VI und VII, nehmen Vorgänge der Dissoziation den größeren Rahmen ein. Hier gibt es nicht mehr eine „verdrängte Absicht, irgendwie besser dissoziieren zu wollen“, um einen konkreten Vorteil zu erreichen. Die Dissoziation ist ein psychophysiologischer Spaltungsüberlastungsschutz für das menschliche Individuum. Durch ihn können seelisch-existenziell unaushaltbare und/oder psychophysiologisch lebensbedrohliche Stresssituationen quasi in Form einer Generalabschaltung des höheren Nervensystems bewältigt werden. Die kontinuierliche Wahrnehmung, d. h. auch die strukturierte Gedächtnisspeicherung, ist daher nicht mehr möglich. Auf implizierter, bewusstseinsunterschwelliger, sensorischer und körperlicher Ebene gibt es aber noch gespeicherte Abbilder bzw. Abdrucke der Traumaszene. Diese sind jedoch diffus, chaotisch, ohne Raum, Zeit und Kontext ungeordnet im Gehirn abgelegt und müssen in der Traumapsychotherapie später mühsam zusammengepuzzelt werden. Würde man nun die symbolische Deutung von dissoziierten Gedächtnisfragmenten vornehmen, käme man zu scheinlogischen, nicht zutreffenden oder völlig unhaltbaren falschen Hypothesen oder Aussagen. Ein Beispiel aus der Praxis! Eine Patientin hat im Alter von 3 bis 5 Jahren, wie sich am Ende der Traumaarbeit herausstellte, sexuelle Gewalt durch ihren Stiefvater erlebt, was bei dem Mädchen aufgrund des Gewaltschockerlebens und wegen der Ungeheuerlichkeit des Verrates „in der sonst liebenswerten Familie“ bis zum Wirksamwerden der Traumatherapie vollständig dissoziiert war. Das heißt, sie wusste „beim besten Willen ehrlich nichts“ von den Vorfällen. Sie hat das nicht (bewusst) verdrängt, um ihren (oberflächlichen) Frieden zu haben. Durch den Schock war es absolut weggespalten. Sie kam wegen psychosomatischer Probleme mit allgemeinem Ekelerleben vor Berührungen jeder Art (vgl. Vogt, 2009) in die Psychotherapie. Die Nichtbegründbarkeit des Ekelerlebens, der hohe psychosomatische Stress und die phobische Angst vor assoziativen Settings in der Psychotherapie ließen mich intuitiv hellhörig werden, dass hier wohl mehr hinter der diffusen Symptomatik stehen könnte. Natürlich hatte die junge Frau viele scheinplausible Zweckerklärungen für ihre Symptome, zum Beispiel meinte sie, dass der Freund zu grob sei, den rechten Zeitpunkt im Berühren nicht kennen würde, dass sie sich über echte Probleme auf Arbeit oder über unzuverlässige Freunde zu Recht so aufregen müsse – und so weiter. Die Patientin hatte auch diverse immer wiederkehrende, wenn auch seltene Träume in der Form, dass sie Sex mit uralten Monstern hatte und irgendwie Spaß daran. Weiterhin träumte sie von einer Küchentischszene, in der die Mutter sehr abfällig ihr gegenüber gewesen sei und sie als „dummes Flittchen“ bezeichnet hätte. Ein dritter wichtiger Traum war eine aschenputtelähnliche Szene, in der sie die Mutter beim Tanzen mit einem hübschen Kleid ausstach.

Nun zum Problem: Würde man diesen Fall, bei dem die Klienten übrigens im analytischen Gespräch sehr introspektionsfähig war, klassisch interpretieren (Schweregrad RZ III, s. o.), so würde man in den Traumasymbolen einen ödipalen Konflikt bzw. Elektrakomplex und eine phallische Bedürftigkeit erkennen können, was die kooperative Patientin wahrscheinlich auch einsichtig verstehen und annehmen würde. Wenn wir aber nicht vom verdrängten Wunsch, mit dem Stiefvater Sex zu haben, und auch nicht von einem selbst gewollten sexuellen Katharsis-Erleben sowie von unreifen Neidgefühlen des Mädchens ausgehen, dann sieht die Geschichte ganz anders aus. Die therapeutische Leitorientierung für mein vorsichtiges und traumaorientiertes Vorgehen ging von den starken Körperstresszuständen und den eigenartig total stimmigen Symptom-Selbsterklärungen der Patientin aus. Wir diskutierten die Furcht der Patientin vor den Assoziationssettings und vereinbarten dann die Anwendung des LMDR (vgl. Vogt, 2013, S. 26-30), weil man hier mit offenen Augen spüren kann und die Koordination der Schrittfolge eine gute Selbstkontrolle im Expositionsprozess darstellt. In dieser Kreisgangsarbeit kamen dann relativ schnell die dissoziativen Bilder zum Vorschein. Die sexuellen Übergriffe waren für das Mädchen total eklig und schockierend. Sie fanden nachts in ihrem Kinderzimmer statt. Sie hatte den Eindringling oft als Monster erlebt und seither auch Monsterträume. Die sexuelle Erregung geschah in dissoziativen Erlebniszuständen. Das Kind war über seine Körperreaktionen – nach einer gewissen Zeit der regelmäßigen Überfälle – selbst „eigenartig überrascht“. Diese ungewollten Gefühle erzeugten später beim Mädchen Schuldgefühle, weil sie verwirrt glaubte, den Sex gewollt zu haben, so wie es ihr der Täter nachts aufgeilend tatsächlich verwirrend zugeflüstert hatte. Die Mutter hatte offenbar doch etwas von den heimlichen Aktionen des zweiten Mannes bemerkt, aber die Verantwortung gestörterweise auf das Kind abgewälzt, es somit im Stich gelassen und das Kind mit einer entwertenden Vernachlässigung bestraft. Ein schönes Kleid hat das Mädchen nie besessen. Insofern war der Aschenputteltraum auch später nur ein trauriger Vernachlässigungskompensationstraum. Die Patientin erhielt bei mir aufgrund des vorrangigen RZ IV (bei Zustandsformen von RZ III bis V) die Diagnose DESNOS.

Diese Fallvignette belegt meines Erachtens, dass man bei dissoziativen Patienten im Therapieprozess nicht so sehr von klassisch symbolisierten Informationen, sondern mehr von dissoziativ zutreffenden und anders verschlüsselten Daten ausgehen muss.

Für diese Übersetzung dissoziativer Erscheinungen im traumatisch geprägten Gedächtnisspeicher braucht es noch theoretische Modelle und klinische Forschung. Im SPIM 30 (Vogt, 2013, S. 165-188) versuchen meine Frau und ich zunächst faktische, symbolische und atmosphärische Daten parallel zu erfassen (s. u.), was durch die aktuelle Forschung ausgebaut wird. Wir müssen demnach mit einer komplizierten Mehrdeutigkeit für längere Zeit leben, und zwar solange, bis evidente Behandlungsergebnisse vorliegen.

1.3  Wie echt sind falsche Erinnerungen? Loftus und die methodischen Fehler der Erinnerungsforscher

Winja Lutz

Mein besonderer Dank gilt Lynn Crook für die Teilhabe an ihrem umfangreichen Wissen

Die Geschichte der False Memory Syndrome Foundation

Die Geschichte der False Memory Syndrome Foundation beginnt ironischerweise mit einer der wichtigsten Traumaforscherinnen, Prof. Dr. Jennifer J. Freyd. Freyd ist Professorin für kognitive Psychologie an der Universität von Oregon. Sie entwickelte die Betrayal Trauma Theorie (Freyd, 1991, 1996) und hat umfangreiche Forschung betrieben, um zu untersuchen, welchen Einfluss der Verrat auf die Auswirkungen von Traumatisierungen hat. Nachdem gewöhnlich davon ausgegangen wurde, dass Angst- und Terrorerleben den einzigen Schweregradfaktor bei Traumatisierungen darstellen, konnten Freyd und ihr Forschungsteam belegen, dass Verrat mindestens ein ebenso einflussreicher Faktor ist. Das Ausmaß von Verrat beeinflusst beispielsweise, wie schwerwiegend die Folgen einer Traumatisierung ausfallen. Wird eine Traumatisierung durch einen Täter verübt, der dem Opfer nahesteht, so leidet dieses unter stärker ausgeprägten und langfristigeren Folgesymptomen (Edwards et al, 2012; Goldsmith, Freyd & DePrince, 2012: Kelley et al, 2012). Überdies kommt es bei traumatischem Verrat durch nahestehende Personen zu einer Blindheit für den Verrat, die Freyd „Betrayal Blindness“ nennt. Wenn das Opfer dem Verrat nicht begegnen kann, indem es den Täter entweder konfrontiert oder den Kontakt abbricht, so kann es sich nicht leisten, den Verrat zu erkennen. Hierin sehen Freyd und ihr Forschungsteam auch Bewusstseins- und Wahrnehmungslücken begründet. Aufgrund der absoluten Abhängigkeit von Kindern ist die Betrayal Blindness bei Kindheitstraumatisierungen innerhalb der Familie besonders ausgeprägt. Sie trägt dazu bei, dass die traumatischen Erlebnisse abgespalten („vergessen“) werden, um die überlebensnotwendige Beziehung zum Täter aufrechterhalten zu können (DePrince et al, 2012).

Im Verlauf ihrer Forschung entwickelte Freyd auch das DARVO-Konzept (Freyd, 2017), mit dem sie eine häufige Täter-Opfer-Dynamik beschreibt. DARVO steht dabei für:

Tabelle 1.1: DARVO-Konzept (Freyd, 2017)

D

  –  

Deny

  –  

Verleugnen

A

  –  

Attack

  –  

Angreifen

R

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Umkehren

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 Opfer-Täter-Rollenumkehr

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Victim

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Opfer

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Offender

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Täter

Konfrontiert das Opfer den Täter mit den begangenen Taten, dann verleugnet der Täter, was er getan hat, greift das Opfer seinerseits mit Vorwürfen an und stellt sich selbst als Opfer (einer Verleumdung) und das Opfer als Aggressor dar. Somit kommt es zu einer gezielten Opfer-Täter-Rollenumkehr, mit deren Hilfe der Täter versucht sich seiner Verantwortung zu entziehen.

Im Dezember 1990 konfrontierte Jennifer J. Freyd ihre Eltern privat mit der sexuellen Gewalt, die sie in der Kindheit durch ihren Vater erlitten hatte. Innerhalb von nur 14 Monaten gründeten ihre Eltern die „False Memory Syndrome Foundation“. Im Juni 1991 veröffentlichte Pamela Freyd unter dem Pseudonym „Jane Doe“ den Artikel „How could this happen? Coping with a false accusation of incest and rape“ (Doe, 1991), in dem sie viele persönliche Details öffentlich machte, die Jennifer J. Freyd unglaubwürdig machen sollten. Im Vorfeld hatte Pamela Freyd bereits eine Reihe von Jennifers Kollegen kontaktiert und ihnen den Artikel zugespielt, sodass schnell öffentlich wurde, um wen es in dem Artikel ging. Dies geschah pünktlich zu einem Zeitpunkt, zu dem Jennifer J. Freyd ihre Professur erhalten sollte. In dem Artikel beschreibt Pamela Freyd, ihre Tochter sei von ihrer Therapeutin mithilfe von aufdeckenden Therapietechniken manipuliert worden, falsche Erinnerungen an sexuelle Traumatisierungen1 durch den Vater zu entwickeln. Obwohl Pamela Freyd den Artikel großzügig verbreitete, griffen die Medien das Thema nicht sofort auf. Pamela Freyd wandte sich daraufhin an Howard Lief, ihren langjährigen Psychiater und gleichzeitigen Freund der Familie, und bat ihn um Hilfe. Lief organisierte für die Freyd-Eltern zusammen mit Hollida Wakefield und ihm selbst ein Interview mit Darrell Sifford, einem internationalen Reporter. In diesem Interview wurden zahlreiche falsche Behauptungen aufgestellt, so behauptete Pamela, die Therapeutin habe ihrer Tochter in der 3. Sitzung gezielt das Buch „Trotz allem“ gegeben. Lief erzählte dem Reporter, die Therapeutin habe zudem mit Hypnose gearbeitet, und Hollida Wakefield behauptete, die Erinnerungen an sexuelle Traumatisierungen seien ohnehin meist nur eine praktische, aber falsche Erklärung. Das würden solche Frauen nutzen, um eine Ausrede für ihre psychischen Probleme zu haben. Darrell Sifford veröffentlichte seine Kolumne „Accusations of sex abuse, years later” im November 1991 in verschiedenen Zeitungen im ganzen Land.

1992 gründeten die Freyd-Eltern die False Memory Syndrome Foundation (FMSF) dezidiert für Eltern, die angeblich fälschlicherweise von ihren Kindern des sexuellen Missbrauchs bezichtigt wurden. Anfang 1992 luden Pamela und Peter Freyd ihre Tochter ernsthaft ein, dem wissenschaftlichen Fachbeirat der FMSF beizutreten. Jennifer J. Freyd lehnte ab. Ihr Vater schrieb ihr daraufhin, dass es ihm leid tue, dass sie es so schlimm fände, wie stark er und seine Frau mit dem Thema in die Öffentlichkeit gegangen seien. Dies habe ihr doch klar sein müssen, es sei eine seiner wenigen berechenbaren Handlungen gewesen. Er habe ihr angeboten dem Beirat beizutreten, weil er davon ausgegangen sei, sie würde dies wollen, zumindest um informiert zu sein und um inhaltlich Einfluss nehmen zu können: „Ich beharre weiterhin darauf, dass unser Newsletter, ja das ganze Projekt, in der Hauptsache den Versuch darstellt, weiter mit unseren Töchtern zu kommunizieren [...].“2 (Freyd, 1993) (übersetzt von der Autorin). Jennifer J. Freyd selbst sagt dazu: „Was wäre das für eine absolut bizarre Grenzverletzung gewesen, wenn ich ihre Einladung, dem FMSF Beirat beizutreten, akzeptiert hätte – eine Stiftung mit dem offensichtlichen Vorsatz, meine Realität zu verleugnen: eine Organisation, die von meinen eigenen Eltern geleitet wird?!“ (Freyd, 1993).

Weitere Gründungsmitglieder der FMSF waren neben Jennifer J. Freyds Mutter Pamela Freyd und ihrem Vater Peter Freyd unter anderem Martin T. Orne, Elisabeth Loftus und das Ehepaar Underwager / Wakefield. Ralph Underwager prägte den Begriff „False Memory Syndrome“, was die FMSF wissenschaftlicher wirken ließ. Dabei ist wichtig zu wissen, dass keine Forschung existiert, die die Existenz eines „False Memory Syndroms” belegen würde. Es gibt kein von irgendeiner medizinischen Fachgesellschaft anerkanntes derartiges Syndrom. Ein „False Memory Syndrom” existiert auch in keinem Klassifikationssystem psychischer Störungen. 2016 hat Julia Shaw diesen Schachzug bagatellisiert, indem sie in ihrem Blog dazu aufrief, den Begriff nicht mehr zu benutzen. Es sei ein „unausgereifter Begriff […], der vielleicht ein, zwei Mal in den 90ern benutzt wurde, aber die Wissenschaft hat ihn längst überwunden“ (Shaw, 2016). Prof. Ross Cheit, Begründer des Recovered Memory Projects, eines Fallarchivs zu bestätigten Fällen wiedererlangter Erinnerungen, korrigierte dies mit dem Hinweis, der Begriff sei politisch gewesen und kein zufälliger Jargon; er nannte Shaws Statement eine „kolossale Fehlaussage“, da der Begriff auch in der aktuellen Forschung noch völlig gängig sei (Cheit, 2016).

1993 äußerte Ralph Underwager in einem Interview im dänischen Magazin Paidika – The Journal of Paedophilia, dass Pädophilie als eine verantwortungsbewusste Entscheidung betrachtet werden könne, Sex mit Kindern solle man als Teil von Gottes Wille verstehen (Geraci, 1993). Gleichzeitig war Underwager einer der aktivsten Sachverständigen in Gerichtsverfahren gegen Täter, die wegen sexuellen Traumatisierungen von Kindern angeklagt wurden. Er vertrat die Meinung, die meisten Vorwürfe wegen sexuellen Traumatisierungen seien auf fehlerhafte therapeutische Verfahren zurückzuführen, die zu falschen Erinnerungen geführt hätten, und nicht auf tatsächlich stattgefundene sexuelle Gewalt.

Martin T. Orne, ebenfalls einer der FMSF-Gründungsmitglieder, war als Psychologe und Psychiater für die CIA an Top Secret-Forschungen wie dem MK Ultra-Programm tätig, mit dem Mind Control- Experimente durchgeführt wurden. Nach dem Freedom of Information Act studierte Dr. Colin A. Ross die Beteiligung von Psychologen und Psychiatern an CIA Mind Control-Experimenten. Er veröffentlichte Dr. Ornes Beteiligung an diversen CIA Mind Control-Experimenten, in denen damit experimentiert wurde, Mandschurische Kandidaten (Menschen mit einer gezielt konditionierten Persönlichkeitsspaltung) zu trainieren (Ross, 2006).

Elisabeth Loftus war von Beginn an im Fachbeirat der FMSF. Bereits 1991 bezeichnete sie wiedererlangte Erinnerungen als „verdächtig“: „Ist es eine echte Erinnerung oder ist es bloße Imagination, angetrieben von Hass und Rache?“ (Loftus, 1992). Loftus war diejenige, die die Idee (unabsichtlich) implantierter Erinnerungen in die Medien brachte: „Ein überengagierter Psychologe kann seinen oder ihren Einfluss auf einen vulnerablen Patienten unabsichtlich nutzen und eine Erinnerung einpflanzen, die eigentlich eine Fantasie ist“ (Thompson, 1991). An dieser Stelle nutzt Loftus einen Fantasiebegriff, dem bereits in seinem Ursprung eine ganz ähnliche Verleugnungs-Dynamik zugrunde liegt. 1896 stellte Freud seine „Verführungstheorie“ vor, nach der die Symptome seiner hysterischen Patientinnen eine Folge real erlebter sexueller Traumatisierungen seien. Freuds Erkenntnisse wurden mit eisigem Schweigen und aktiver beruflicher Ablehnung seitens der Kollegen beantwortet. Die Idee, die Familie und noch dazu die Patriarchen der Familie zu bezichtigen, war im viktorianischen Zeitalter noch undenkbarer als heute. 1905 wiederrief Freud öffentlich seine Theorie und präsentierte mit dem Ödipuskomplex die entlastende Theorie, die Erinnerungen der Patientinnen seien in Wahrheit nur kindliche Fantasien, die im Konflikt mit den Über-Ich Strukturen der Patientinnen zu ihren hysterischen Symptomen führen würden. Freud beugte sich dem Druck der öffentlichen Meinung, die von den realen sexuellen Traumatisierungen von Kindern nichts wissen wollte, um sich der Verantwortung und den Konsequenzen nicht stellen zu müssen (vgl. Masson, 1984; Vogt, 2014 a). Wo Freud noch zumindest den ehrenhaften Versuch machte, sich gegen die gesellschaftliche Verleugnung zu stellen, greift Loftus ihr voraus und setzte sich gezielt dafür ein, das Konzept „Falsche Erinnerungen“ zu verbreiten. In der Folge wurden die von Loftus als „implantiert“ benannten „falschen Erinnerungen“ in den Medien ein großes Thema und die neuen Bösen waren die Psychotherapeuten. Die sogenannten implantierten Erinnerungen wurden als grober Behandlungsfehler dargestellt und dadurch offen für Gerichtsverfahren. In den 1990er Jahren kam es dann auch zu Hunderten von Gerichtsverfahren, in denen Psychotherapeuten angeklagt und verurteilt wurden. Noch häufiger kam es zu Gerichtsverfahren, in denen die Verurteilung der Täter aufgrund von als „falsch“ kategorisierten Erinnerungen scheiterte.

Es ist möglicherweise sinnvoll, die beschriebenen Entwicklungen historisch einzubetten und sich die Frage zu stellen, warum gerade in dieser Zeit eine so auffällig hohe Aktivität zu beobachten war. Ohne sagen zu können, welchen Einfluss dies faktisch hatte, ist festzustellen, dass in den USA bis zum Jahre 1988 Straftaten im Bereich sexueller Kindheitstraumatisierungen mit der Volljährigkeit des Opfers verjährten. Seit 1988 änderte sich diese Gesetzeslage in immer mehr Bundesstaaten, indem die Verjährungsfrist über die Volljährigkeit hinaus verlängert wurde.

Möglicherweise ist die überaus heftige Reaktion der Freyd Eltern und ihrer Mitstreiter nur Zufall, aber Jennifer J. Freyd streicht sehr treffsicher heraus, dass es eine Falle sei, wenn wir annehmen würden, „[...] dass es in dieser Debatte nur um das Gedächtnis geht: Gedächtnisforschung, Wahrhaftigkeit des Gedächtnisses, die Fehlbarkeit des Gedächtnisses. Wenn es irgendetwas gibt, was meine Geschichte demonstriert, dann ist es, dass es der FMSF nicht nur um die Erforschung des Gedächtnisses geht [...]“ (Freyd, 1993).

Forschungsparadigmen

Es ist unbestreitbar richtig, dass unser Gedächtnis fehlbar und kreativ ist. Die Gedächtnisforschung ist überaus interessant und vielfältig und nur ein kleiner Zweig beschäftigt sich gezielt mit der Einpflanzung falscher Erinnerungen. Brewin und Andrews (2016) haben in einer Metastudie versucht Kriterien aufzustellen, mit denen wir diese Forschung leichter verstehen und bewerten können. Grundsätzlich gibt es drei experimentelle Paradigmen, die eingesetzt werden, um falsche Erinnerungen zu implantieren und mögliche therapeutische Gedächtnis-Verzerrungen nachzuahmen:

Vorstellungsinflation

Studien, in denen die Teilnehmer aufgefordert werden, sich Erlebnisse, die nicht stattgefunden haben, immer wieder imaginativ-bildhaft vorzustellen.

Falsches Feedback

Studien, in denen Teilnehmer falsche Informationen erhalten, die suggerieren, sie hätten das falsche Erlebnis gehabt.

Gedächtnisimplantation

Studien, in denen das suggerierte Erlebnis durch falsche Aussagen von Familienmitgliedern oder manipulierte Fotos „bestätigt“ wird.

In den meisten Studien, in denen alle drei Paradigmen kombiniert werden, wird die praktische Relevanz in Bezug auf Erinnerungen an Kindheitsmisshandlungen herausgestrichen, dabei ist der gesamte Forschungsbereich kritisch zu betrachten:

Definition und Operationalisierung von „falschen Erinnerungen“ variieren in verschiedenen Studien sehr stark;

falsche und wahre Erinnerungen zu differenzieren erfordert einen sehr komplexen Evaluationsprozess;

viele der implantierten Erinnerungen sind allgemein so häufig, dass ein Erinnern der Studienteilnehmer an tatsächlich stattgefundene Erlebnisse kaum ausgeschlossen werden kann;

die implantierten Inhalte reichen von Essensvorlieben bis zum Verlorengehen im Einkaufszentrum und haben in der Mehrheit keine Ähnlichkeit mit Kindesmisshandlungen;

die Methoden gleichen den Bedingungen in einer Psychotherapie in vielen maßgeblichen Punkten nicht.

Wichtig in der Forschung ist zuerst einmal die Definition und Operationalisierung von „falschen Erinnerungen“. Hier spielt die Differenzierung von Erinnern versus Wissen (Mandler, 1980; Tulving, 1985) eine Rolle. Studienteilnehmer können ihre Kenntnis von einem vergangenen Vorfall erleben:

als Bekanntheitsgefühl – sie denken, dass sie etwas schon einmal gesehen/erlebt haben, es fehlt ihnen aber der Kontext (Wissen);

als vollständiges Wiedererleben inklusive sensorischer Informationen (Erinnern).

Brewin und Andrews (2016) haben die folgenden drei Kriterien für die Evaluation der „Erinnerungsqualität“ autobiografischer Erinnerungen vorgeschlagen:

Die autobiografische Überzeugung

Überzeugung, dass das Erlebnis stattgefunden hat

Das Wiedererleben

Ein entsprechendes sensorisch komplexes vollständiges Wiedererleben

Das Erinnerungsvertrauen

Vertrauen in die Wahrhaftigkeit der Erinnerung