Das übertherapierte Geschlecht - Christine Wolfrum - E-Book

Das übertherapierte Geschlecht E-Book

Christine Wolfrum

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Dieses Buch macht immun gegen die falschen Verheißungen der Gesundheitsindustrie.

Frauen sind gesundheits- und körperbewusst, sie wollen sich wohl fühlen und gut aussehen. Das macht sie attraktiv - vor allem als Kundinnen für Ärzte, Therapeuten und Pharmaindustrie. Aber nicht gesünder. „Das übertherapierte Geschlecht“ zeigt wie Frauen durch irreführende Informationen, selbst von angesehenen Institutionen, verunsichert und zur Kasse gebeten werden. Kritisch recherchiert und mit aktuellem Hintergrundwissen macht dieses Buch immun gegen unnütze und schädliche Verheißungen der Gesundheitsindustrie.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 312

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Luitgard Marschall & Christine Wolfrum

Das übertherapierte Geschlecht

Ein kritischer Leitfadenfür die Frauenmedizin

Knaus

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags für externe Links ist stets ausgeschlossen.

1. Auflage

Copyright © der Originalausgabe 2017

beim Albrecht Knaus Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Meiken Endruweit, www.stapel-lauf.de

Satz: Buch-Werkstatt GmbH, Bad Aibling

ISBN 978-3-641-20528-7V001

www.knaus-verlag.de

Inhalt

Das übertherapierte Geschlecht

Ein kritischer Leitfaden für die Frauenmedizin

1. Frausein gefährdet Ihre Gesundheit!

Viel hilft nicht viel, sondern schadet

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung

Frauen sind nicht einfach ›andere Männer‹

Mehr Arbeit, mehr Stress, weniger Geld

Weniger ist manchmal mehr

2. Schwangerschaft

Einzigartiges Projekt in gefährlichem Neuland

Pränataldiagnostik – mehr als ein Blick in den Bauch

Was heißt hier Risikoschwangerschaft?

Ultraschalluntersuchungen – ein aussichtsreiches Geschäftsmodell

Kein Routine-Ultraschall: Das Ersttrimester-Screening

Kaiserschnitt – eine Frage der Begleitung und der Region

3.IGeL

Ein tiefer Stachel in der Arzt-Patientinnen-Beziehung

Bevorzugte Patientin: gesunde Frau mit hohem Nettoeinkommen

IGeL-Ärger: Wenn Spielregeln nicht eingehalten werden

Der vaginale Ultraschall – ein Beispiel für das Chaos bei IGeL

Krankenkassen mit »ungesunden« Extras

»Patienten brauchen Hilfe und keine Verkaufsangebote«

4. Schönheitsmedizin

Der Körper als neues Kleid?

»Das einzig Schöne an mir sind meine Füße.«

Genormte Individualität in einer globalisierten Welt

»Die optimierende Arbeit am eigenen Selbst«

Schöne, große Brüste – der Traum vieler Frauen

Die Normierung der weiblichen Scham

5. Hormone

Nicht ohne Risiko

Die Pille mit Schönheitseffekt

Das Ende der Tage – die hormonelle Unterdrückung der Menstruation

PMS – Erkrankung oder gesellschaftliches Problem?

6. Wechseljahre

Von wegen Krankheit!

Wechseljahresbeschwerden oder Anzeichen des Älterwerdens?

Die Hormontherapie – lange Zeit das Mittel der Wahl

Ernüchternde Ergebnisse und deutlich weniger Verschreibungen

Nehmen oder nicht nehmen – Entscheidungshilfen für Frauen

Behandlung mit bioidentischen Hormonen: Etikettenschwindel oder überlegene Therapie?

7. Gebärmutterentfernung

Ein zu häufiger Eingriff

Myome – eigenwillige Gebilde

Ein einzigartiges Organ mit schlechtem Ruf

Große regionale Unterschiede

Wenn die Gebärmutter entfernt ist

8. Mammografie-Screening

Informieren statt drängen und verwirren

Trugschlüsse und Täuschungen

Vom Nutzen des Mammografie-Screenings …

… und von seinem Schaden

Fehlalarme, gar nicht so selten

Falsche Sicherheit: übersehene Tumore

9. Depression

Der Mythos vom depressiven Geschlecht

Bei Frauen häufiger diagnostiziert

Kräftezehrende Mehrfachbelastung – Kind, Küche & Karriere

»Frauen werden depressiv – Männer bringen sich um«

Ein neues Rollenbild finden – für Frauen und für Männer

Zu guter Letzt

Anhang

Wichtige Adressen auf einen Blick

Anmerkungen

Dank

Das übertherapierte Geschlecht

Ein kritischer Leitfaden für die Frauenmedizin

Ich setze nichts voraus, außer die Überzeugung, dass jede Wahrheit interessant und dienlich sein kann.[1]

SIMONE DE BEAUVOIR

Frauen sind heute informierter denn je. Ob im Internet oder in den TV- und Printmedien – überall wird ihnen Wissen im Überfluss angeboten, um gesund und schön zu bleiben oder es zu werden. Die Informationen haben jedoch ein oft unterschätztes Defizit: Vielfach und aus unterschiedlichen Gründen sind sie einseitig, unkritisch, oberflächlich oder lückenhaft. Als wir noch als Redakteurinnen in einem großen Medizinverlag arbeiteten und zum Thema Mammografie-Screening recherchierten, kam eines Tages unser Chef auf uns zu und sagte: »Diese detaillierten Daten verunsichern unsere Leserinnen doch nur und nehmen ihnen die Lust am Lesen. Lassen Sie die lieber weg!« Eine Art Wagenburgmentalität zeigte sich, die notwendige Aufklärung unterschlägt und eine kritische medizinische Berichterstattung behindert. Dabei brauchen wir dringend eine öffentliche Debatte über Probleme und Missstände in unserem Gesundheitswesen. Dies betrifft besonders jene medizinischen Maßnahmen und Therapien, die – oft entgegen zahlreicher Behauptungen – mit einem Gesundheitsrisiko behaftet sind und deren medizinischer Nutzen längst nicht immer wissenschaftlich so gut belegt ist wie behauptet.

Viele davon richten sich gezielt an Frauen. Ihnen geben wir mit diesem Buch ein Instrument an die Hand, das sie in wichtigen Lebensphasen dabei unterstützt, selbstbestimmt zu entscheiden, welche ärztlichen Angebote sie annehmen oder ablehnen wollen. Denn davon erhalten sie in der Regel mehr als genug. Viele Gesundheitsleistungen sind speziell auf die junge, gesunde und gut verdienende Patientin zugeschnitten. Ärztliche Behandlungsangebote, Werbebroschüren der Pharmaindustrie und sogar Informationsbroschüren von offiziellen Gesundheitsstellen sprechen vor allem das Sicherheitsbedürfnis von Frauen an, ihre Ängste und Sorgen. Der Nutzen solcher Offerten wird dabei unangemessen betont, potenzielle Risiken bleiben oft unerwähnt oder werden vernachlässigt.

Mehr hilft nicht immer mehr – auch in diesem Fall nicht. Denn ein Zuviel an Arzt[2], Untersuchungen und Behandlungen, gepaart mit mangelhafter Aufklärung, birgt massive Risiken für die Gesundheit. Doch davon ahnen viele Frauen nichts und verlassen sich auf Sicherheitsversprechen, die sie in Wirklichkeit gefährden.

Viele der Forschungsarbeiten und Sichtweisen, die wir in diesem Buch präsentieren, stammen von Ärzten, die gegen Missstände im Gesundheitssystem aufbegehren oder schlicht Faktenwissen sammeln und veröffentlichen. Wissenschaftler, Therapeuten und andere Vertreter des Gesundheitssystems, mitunter auch Mitarbeiter von Krankenkassen, versorgten uns in einem Maß an Insider-Wissen und Hintergrundinformationen, das uns selbst erstaunte. Auch ihnen missfällt offensichtlich die Tendenz unseres Gesundheitssystems, gesunde Frauen zu Patientinnen und Kundinnen zu machen. Das nun vorliegende Buch liefert sachliche und gut verständliche Informationen, auf die jede Frau zurückgreifen kann, um sich davor zu schützen. Von Christine Wolfrum stammen die Kapitel 2, 3, 4, 7 und 8, von Luitgard Marschall 5, 6 und 9. Das 1. Kapitel verantworten beide.

München, im Februar 2017

1

2 Der leich­te­ren Les­bar­keit we­gen ver­wen­den wir so gut wie im­mer die männ­liche Form, au­ßer bei »Pa­ti­en­tin­nen«, denn es geht in die­sem Buch um die Frau als Pa­ti­en­tin, und in Zi­ta­ten, bei de­nen es aus­drück­lich an­ders ge­wünscht war. Ge­meint sind da­mit durch­gän­gig alle Ge­schlech­ter und Iden­ti­tä­ten.

1.

Frausein gefährdet Ihre Gesundheit!

Viel hilft nicht viel, sondern schadet – Keine Wirkung ohne Nebenwirkung – Frauen sind nicht einfach ›andere Männer‹ – Mehr Arbeit, mehr Stress, weniger Geld – Weniger ist manchmal mehr

1.

Frausein gefährdet Ihre Gesundheit!

Wir alle wünschen uns, gesund zu sein. Um Körper, Seele und Geist vital zu erhalten, unternehmen wir gewaltige Anstrengungen. Dabei werden wir allerseits tatkräftig unterstützt. Nicht immer in bester Absicht. Unter der Tarnung des Wohlmeinens wird versucht, alles Gesunde in unseren Lebenswelten in Krankes und damit Behandlungsbedürftiges zu verwandeln, schreibt der Psychiater Klaus Dörner in seinem Buch Die Gesundheitsfalle.[3] Vor allem bei Frauen hat dies eine lange Tradition: Normale Zustände oder Befindlichkeitsstörungen bekommen den Stempel von Krankheiten, das nennt sich Pathologisierung. Wenn für diese Zustände Arzneimittel verordnet werden, wird medikalisiert. Gegen die willkürliche Krankheitszuschreibung an Frauen und den abschätzigen männlichen Blick in der Gynäkologie kämpfte die feministische Frauengesundheitsbewegung bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren vehement an. Viele ihrer Errungenschaften sind inzwischen in die Schulmedizin eingegangen. Die damaligen Schlagwörter und Parolen– Weiblichkeit als Krankheit oder Pathologisierung und Medikalisierung des Frauenkörpers – klingen mittlerweile zwar ein wenig gestrig und angestaubt. Doch unsere Recherchen zeigen: Die damit gemeinten Entwicklungen sind gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Ökonomisierung des Gesundheitswesens heute aktueller denn je.

Im April 2016 stellte Ulrike Hauffe, Leiterin der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau, fest: »In der allgemeinen Wahrnehmung ist der weibliche Körper – nach wie vor – vor allem ein potenzieller Krankheitswirt.«[4] Diese pessimistische Einschätzung machte die Psychologin am Beispiel der ersten Regelblutung fest: »Der erste von ab da fortlaufend auftretenden Gründen zur Sorge, weil der Körper ab dem Moment, wo aus dem Kind eine Frau wird, zum permanenten Risikofaktor wird.« Mütter schicken ihre Töchter in die Frauenarztpraxis, damit geklärt wird, ob alles in Ordnung ist. Gynäkologen übernehmen diese Aufgabe gerne. Sie stellen so den ersten Kontakt zu ihren künftigen Patientinnen her: Bei der Untersuchung wird dann der Muttermund ertastet, die Gebärmutter vermessen und überprüft, ob die Schleimhaut richtig abblutet. »Niemand käme auf die Idee, einen Jungen nach dem ersten Samenerguss zum Urologen zu schicken, damit er die Länge von Hoden und Penis misst«, gibt die Psychologin und Gesundheitswissenschaftlerin Petra Kolip von der Universität Bielefeld zu bedenken.

Frauen erleben kaum noch Lebensabschnitte ohne ärztliche Begleitung. Pubertät, Phase der Fruchtbarkeit und Verhütung, Schwangerschaft, Geburt, Wechseljahre oder frühes Alter – die Medikalisierung weitet sich immer mehr aus. »Sie wird von den meisten Frauen inzwischen gar nicht mehr als solche empfunden, da sie so selbstverständlich Teil ihres Lebens geworden ist«, resümiert Cornelia Burgert, Sozialpädagogin beim Feministischen Frauengesundheitszentrum (FFGZ) in Berlin.[5]

Doch woher rührt dieser Impuls, uns in allen Lebenslagen vertrauensvoll in die Hände von Ärzten zu begeben? Kolips Antwort hierzu: »Wir Frauen sind sehr darauf getrimmt, alles, was mit unserer Fortpflanzung zusammenhängt, als medizinische Probleme zu begreifen, die unbedingt einen Arztbesuch nötig machen.« Vermutlich ist es unsere kulturelle Prägung, die es so schwierig macht, sich dem zu entziehen. Besonders Gynäkologen spielen im Leben vieler Frauen eine große Rolle. »Wenn heutzutage eine Frau in eine andere Stadt umzieht, ist oft das Erste, wonach sie sucht, ein Frauenarzt. Fast so, als wäre sie ohne ihn nicht mehr lebensfähig«, sagt die Gesundheitswissenschaftlerin Ingrid Mühlhauser, die an der Universität Hamburg lehrt. Die Anzahl der Gynäkologen hat sich seit Ende der 1960er-Jahre vervierfacht.

In Gesprächen mit Ärzten hat Mühlhauser die Erfahrung gemacht: »Auch Gynäkologinnen, die ich durchaus als fortschrittlich und aufgeklärt bezeichnen würde, befürchten, dass man sie eines Tages nicht mehr braucht, und bemühen sich intensiv um Kundschaft.« Etwa durch neue Offerten im Bereich des Anti-Agings und der Hormon-Kosmetik. Oder sie bieten Individuelle Gesundheitsleistungen an, kurz IGeL (Kap. 3). Aus Ärzten werden so Verkäufer und aus den Patientinnen Kundinnen. »Potenzierte Medikalisierung« nennt Kolip das– getarnt als ärztliche Fürsorge.[6] Die Sorge von Frauen, nicht genug für ihre Gesundheit zu tun, wird aus wirtschaftlichen Interessen heraus ausgenutzt. Mühlhauser bestätigt das: »Es ist schon skandalös, was in den Frauenarztpraxen abläuft. Da wird keine Gelegenheit verpasst, um mit Frauen irgendwelche IGeLeien zu machen. Und ihnen etwas aufzuschwatzen!«

Auch in einem anderen Bereich, der Schönheitsmedizin, stehen Frauen bereits seit Jahren unter Druck (Kap. 4). Diäten, Faltenunterspritzungen sowie Schönheitsoperationen sollen das Äußere nach bestehenden Normen und Standards »verbessern«. Das belegen die steigenden Zahlen der Eingriffe. Dabei gehen Frauen enorme Risiken ein oder ignorieren sie sogar.

Wenn es um das Wohlergehen ihrer ungeborenen Kinder geht, nimmt das Sicherheitsbedürfnis der Frauen zu. Sie wollen optimal auf die Geburt vorbereitet sein und alles unter Kontrolle haben. Ein Kind auszutragen, gilt inzwischen schon als riskanter Körperzustand– obwohl zwei Drittel der Schwangerschaften problemlos verlaufen. »Die Gesellschaft impft Frauen das Gefühl ein, dass sie als Schwangere Sorgfaltspflichten einzuhalten hätten, damit sie auf jeden Fall ein gesundes Kind auf die Welt bringen. Schwangere fühlen sich enorm unter sozialem Druck, weil sie spüren, dass alles auf sie zurückfällt, wenn es irgendwelche Komplikationen gibt«, sagt Medizinethiker Giovanni Maio von der Universität Freiburg. Diese Gemengelage aus Angst, Bedrängnis und Verantwortungsbewusstsein vermag auch zu erklären, warum ansonsten selbstbewusste und kritische Frauen leicht in einen Sog unnötiger und oft kostspieliger Diagnosen geraten, der sie in Konflikte stürzen und letztlich schwerwiegende Nachteile für sie und ihr Kind mit sich bringen kann.

Viel hilft nicht viel, sondern schadet

Insbesondere junge Frauen fühlen sich heute gleichberechtigter als alle früheren Frauengenerationen. Sie wollen finanziell unabhängig sein und selbstbestimmt entscheiden. Bei allem Erfolg führte dies auch zu dem verhängnisvollen Nebeneffekt, dass das Erreichte zur Pflicht, das Machbare zum Zwang geworden ist. Die Wissenschaftlerin Barbara Duden konstatiert, dass die Selbstbestimmung sich inzwischen gegen Frauen gewendet hat. Zwar könnten heute viele von ihnen freier über ihre Sexualität, ihren Körper und ihre Lebensplanung bestimmen. Gleichzeitig würden sie aber mit einer verwirrenden Vielzahl an medizinischen Angeboten konfrontiert und müssten sich damit auseinandersetzen. Die Historikerin spricht von einer »Selbstbestimmungsfalle«.[7] Laut Dudens pessimistischer Sicht ist die »selbstbestimmte Entscheidung« zu einer einzigen Aktivität verkümmert, nämlich aus dem vorhandenen Überangebot an Möglichkeiten auszuwählen, was konsumiert werden mag.

Im besten Fall bezahlen die Frauen und tragen keinen Schaden davon. Doch gerade bei den modernen bildgebenden diagnostischen Verfahren kommt es nicht selten zu Verdachtsbefunden, die weiter abgeklärt werden müssen. »Und schon ist man in der diagnostischen Mühle drin mit ihren unnötigen Behandlungen«, sagt Ingrid Mühlhauser. Unnötig bedeutet in vielen Fällen auch gefährlich. So birgt ein Zuviel an Arzt, Untersuchungen und Behandlungen, gepaart mit mangelhafter Aufklärung, massive Risiken für gesundheitliche Schäden.

Wenn Ärzte zu viel oder unnötig diagnostizieren, heißt das im Fachjargon Überdiagnostik. Die Untersuchungen und ihre Folgen schaden dann mehr als die ursprünglichen Beschwerden – falls solche überhaupt vorhanden waren. Bei vielen Screening-Verfahren, das sind Tests zur frühzeitigen und gezielten Suche nach bestimmten Erkrankungen, sind Überdiagnosen üblich. Bei der Brustkrebs-Früherkennung beispielsweise lassen sich sowohl gefährliche Tumore frühzeitig entdecken als auch solche, die nie Beschwerden verursacht hätten (Kap. 8). Ein bislang ungelöstes Problem.

Sobald Mediziner ihre Patientinnen mit zu großem Eifer und über Gebühr behandeln, ist das eine Übertherapie. Der Begriff bezieht sich beispielsweise auf überflüssige Operationen wie die in Deutschland noch immer viel zu oft durchgeführte Gebärmutterentfernung (Kap. 7). Oder auf die Verordnung von unnützen oder unnötig vielen Arzneien, wie bei zahlreichen Patientinnen mit einem prämenstruellen Syndrom (PMS) (Kap. 5), Wechseljahresbeschwerden (Kap. 6) oder Depressionen (Kap. 9). Einen wichtigen Grund dafür hebt Gesundheitswissenschaftlerin Kolip hervor: »Gesundheit und Krankheit hängen nicht nur mit dem Körper zusammen, sondern auch mit den Lebensumständen.«

Im April 2016 zeigte eine Studie, was viele Frauen ohnehin schon aus eigener Erfahrung vermuteten: Ärzte verordnen ihnen öfter Antibiotika als ihren Partnern.[8] Ein Forscherteam der Universität Tübingen nahm 576 Untersuchungen aus Deutschland und anderen Industrienationen zur Verschreibung von Antibiotika in den Blick und wertete die Daten von mehr als 44 Millionen Patienten aus. Das Ergebnis: Ärzte verschrieben weiblichen Patienten 27Prozent mehr Antibiotika als männlichen. Die Verordnungen erfolgten, so betonen die Forscher, ohne erkennbaren medizinischen Grund. Dies schlossen sie aus der Tatsache, dass die Studienteilnehmerinnen besonders oft Cephalosporin- und Makrolid-Antibiotika erhielten, die vor allem bei Atemwegsinfektionen helfen. Doch Frauen leiden viel häufiger an Blasenentzündungen, gegen die andere Antibiotika besser wirken. Die Vermutung der Forscher: Da Frauen häufiger mit hartnäckigen Erkältungen zum Arzt gehen, bekamen sie die Antibiotika dagegen. Medizinisch macht das keinen Sinn, denn Auslöser sind meist Viren. Und gegen die helfen nun mal keine Antibiotika.

Abb. 1: Laut einer Studie der TK bekommen berufstätige Frauen mehr Rezepte ausgestellt als berufstätige Männer.

[nach: TK Gesundheitsreport 2016: 113, »Erwerbspersonen mit Verordnungen nach Alter und Geschlecht 2015«]

Die Studie liefert ein weiteres Indiz für unsere Hypothese vom übertherapierten Geschlecht. Aus sämtlichen Arzneiverordnungsstatistiken für Deutschland geht klar hervor, dass Frauen grundsätzlich mehr Medikamente verschrieben bekommen als Männer. »Der Einfluss des Geschlechts auf die Medikation ist seit Langem belegt«, schreiben Julia Schaufler und Carsten Telschow im Arzneiverordnungsreport 2015, wobei sich der Begriff »Geschlecht« auf biologische wie auch psychosoziale Komponenten bezieht. Zahlen, die Schaufler und Telschow in diesem Zusammenhang nennen: Im Jahr 2014 belief sich der Geschlechterunterschied bei den insgesamt verordneten Arzneimittel-Tagesdosen (Defined Daily Dose, kurz DDD) auf 19 Prozent. Dass Patientinnen deutlich mehr Medikamente für frauentypische, mit ihren körperlichen Bedingungen zusammenhängende Krankheiten erhalten, überrascht nicht sonderlich. Dazu zählen beispielsweise Sexualhormone, Osteoporosepräparate, Schilddrüsentherapeutika oder Migränemittel. Doch es gibt zu denken, dass sie – bezüglich verordneter Packungen pro Kopf – 1,9- bis 2,9-mal mehr Psychopharmaka und 1,6-mal so viel Schlaf- und Beruhigungsmittel einnehmen. Auch bei den frei verkäuflichen Arzneimitteln haben Frauen einen eindeutig größeren Verbrauch. Nach Angaben des Pharmakologen Gerd Glaeske besorgen sie sich in Apotheken etwa dreimal so viele Schmerz- und Abführmittel und nehmen im Alter fast doppelt so häufig Geriatrika ein, also Stärkungsmittel, Vitaminpräparate und Arzneien, die Alterungsprozesse verzögern sollen.[9]

Ab der Pubertät bekommen Mädchen und Frauen mehr Arzneimittel verordnet als Männer. Das liegt daran, dass sie mit Beginn der Menstruation regelmäßig einen Frauenarzt aufsuchen, der ihnen beispielsweise Verhütungsmittel oder Schmerzmittel gegen Regelbeschwerden verschreibt. Glaeske hat dies in einem Vortrag so formuliert: »Körperliche Veränderungen werden immer wieder therapiert, obwohl die Frauen gesund sind: Die Menstruation mit Schmerzmitteln, die Zeit der Fruchtbarkeit mit ›Pillen‹ und die Zeit von Schwangerschaften und Stillzeit mit Vitaminen und Eisenpräparaten.«[10] Auffällig ist, dass das Verordnungsvolumen gerade bei jungen Frauen sehr hoch ist. Den Grund dafür erklärt die Wuppertaler Pharmakologin Petra Thürmann: »Bis zum vollendeten 20. Lebensjahr bekommen sie die Antibabypille noch auf Kassenrezept verschrieben.« Etwa ab dem 64. Lebensjahr gleicht sich die Menge der verordneten Wirkstoffe bei Frauen und Männern dann zunehmend an.

Bei der Interpretation dieser Daten ist allerdings Vorsicht geboten. »Ein höheres Verordnungsvolumen lässt nicht automatisch auf eine Überversorgung schließen«, sagt Pharmakologin Karen Nieber von der Universität Leipzig. Es könnte auch bedeuten, dass Frauen aus biologischen Gründen häufiger krank als Männer sind oder ein anderes Krankheitsspektrum aufweisen. Dieser Vermutung steht das »Geschlechterparadox« entgegen: Darunter diskutieren Gesundheitsforscher das scheinbar widersprüchliche Phänomen, dass Frauen in westlichen Industrienationen länger als Männer leben, in mittleren Jahren seltener an schweren chronischen Erkrankungen leiden und damit objektiv betrachtet gesünder sind.[11] Erstaunlicherweise bewerten sie ihre Gesundheit in der eigenen Wahrnehmung aber eher schlecht. Sie nehmen Krankheitssymptome früher wahr und gehen häufiger zu Ärzten. So betrachtet könnten Frauen auch einfach sensibler und verantwortungsbewusster gegenüber der eigenen Gesundheit sein und geschlechtsspezifische Pfade im Gesundheitsverhalten einschlagen. »Frauen gehen anders mit Krankheit um als Männer«, bestätigt auch Karen Nieber.

Abb. 2: So alt wer­den heu­te in Eu­ro­pa ge­bo­re­ne Men­schen im Durch­schnitt.

[nach: ec.Eu­ro­pa.eu/euro­stat, Ap­ril 2016, »Health in the Europ­ean Uni­on«]

Warum Frauen länger leben …

Möglicherweise machen Frauen vieles richtig: Sie ernähren sich von klein auf gesünder[12], rauchen seltener, gehen offensichtlich weniger Risiken ein und haben deshalb auch weniger tödliche Unfälle. Ein heute in Deutschland geborenes Mädchen wird 83,6 Jahre alt, ein Junge kommt nur auf 78,7 Jahre.[13] Ein Pluspunkt für Frauen: Sie gelten als risikoscheuer als Männer. Besonders junge Männer, die sich durch Aggression, Risikobereitschaft und Konkurrenz in ihrer Gruppe positionieren wollen, tendieren zu riskantem Alkoholkonsum.[14] Die Folge: Sie bauen häufiger Unfälle aufgrund überhöhter Geschwindigkeit oder/und unter Alkoholeinfluss. Eindeutig fallen neueste Untersuchungen hier aber nicht aus: »Gerade bei Frauen zeigt sich, dass auch in den höheren Statusgruppen ähnlich häufig oder sogar noch häufiger regelmäßig und auch riskant Alkohol konsumiert wird«, schreibt Thomas Lampert vom Robert Koch-Institut.[15]

Bei Frauen kommt mehr Pflanzliches auf den Tisch als bei Männern.[16] Gemüse und Obst sollen gesund sein und gegen chronische Erkrankungen schützend wirken, wie erhöhten Blutdruck, schlechte Fettwerte, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall.[17] Tatsächlich haben in Deutschland mehr Männer als Frauen im mittleren Alter chronische Erkrankungen, etwa Diabetes und Bluthochdruck.[18] Als typisch männlich– und gleichzeitig weniger gesund– gilt ein hoher Fleischkonsum, da er beispielsweise das Darmkrebsrisiko erhöht.[19]

Rauchen ist besonders schädlich: 2013 rauchten etwa 29Prozent der Männer ab 15 Jahren sowie 20,3Prozent der gleichaltrigen Frauen.[20] Beim genaueren Blick auf die Fakten zeigt sich, dass der Anteil der Raucher langsam sinkt, der der Raucherinnen aber seit 2009 auf hohem Niveau stagniert. Zudem wirken sich die schädigenden Effekte des Rauchens bei Frauen stärker aus, beispielsweise das Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln.[21]

… aber nicht in jedem Fall

Offensichtlich beeinflussen die Höhe des Einkommens, die Bildung und der Beruf unsere Gesundheit und Lebenserwartung stärker als gedacht – manchmal stärker als das biologische Geschlecht. Während einfache Arbeiterinnen sich im Alter von 40 Jahren ziemlich genau in der Lebensmitte befinden, leben Beamtinnen im Schnitt knapp 7 Jahre länger, errechnete die Demografische Forschung vom Max-Planck-Institut in Rostock.[22] Noch extremer fallen die Unterschiede bei den Männern aus. Für einen 40-jährigen Bergarbeiter stehen die Chancen, das Rentenalter zu erreichen, fast 50:50. Lehrer und Sozialarbeiter dagegen erleben ihren 65. Geburtstag mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 90Prozent. Untersuchungen in Klöstern zeigten, dass dort die Differenz bei der Lebenserwartung von Nonnen und Mönchen nur noch 1 bis 3 Jahre betrug. Das legt nahe, dass wichtige nicht-biologische Faktoren– Wissenschaftler sprechen dann, vereinfacht gesagt, vom psychosozialen Geschlecht (gender)– einen ungeahnt größeren Einfluss auf das Lebensalter nehmen als das biologische Geschlecht (sex). Ausschlaggebend ist der Status, gekennzeichnet durch Geld, Bildung, Beruf, und die damit einhergehenden Lebensbedingungen. Diese soziokulturellen Effekte entscheiden wirkungsvoll: So hat ein Mann in der höchsten Einkommensgruppe eine um 4 Jahre höhere Lebenserwartung als eine Frau in der niedrigsten.[23]

Keine Wirkung ohne Nebenwirkung

Die Vorstellung von geschlechtsspezifischen Gesundheitskonzepten könnte helfen, den hohen Medikamentenkonsum von Frauen zu erklären. »Weil Frauen öfter bei Ärzten Hilfe suchen und mit ihnen auch ganz offen über subjektive Beschwerden wie Unruhe, Unwohlsein, Müdigkeit, Niedergeschlagenheit oder Schmerzen reden, bekommen sie mehr Medikamente verschrieben – selbst wenn dies nicht immer notwendig ist«, erläutert die Internistin und Gendermedizinerin Alexandra Kautzky-Willer. »Das kann leicht zu einer Überversorgung mit Schmerz-, Schlaf- und Beruhigungsmitteln oder Antidepressiva führen.« Dass Mediziner Frauen zwei- bis dreimal mehr Psychopharmaka als Männern verordnen, hat noch weitere Gründe. »Bei Frauen werden körperliche Beschwerden schneller der Psyche zugeschrieben und als depressive Störung eingestuft«, sagt die Gendermedizinerin von der Medizinischen Universität Wien. Das bedeutet: Eine Frau, die beispielsweise mit beiden Beinen im Berufsleben steht, Mann und Kinder versorgt und nebenher vielleicht auch noch einen Elternteil pflegt, bekommt beim Arzt nicht selten ein Rezept für ein Antidepressivum, um der hohen Alltagsbelastung standhalten zu können. »Einmal verordnet, holen sich manche Frauen die Rezepte für ihre medikamentösen Helfer dann über Jahre hinweg, wenn nicht gar lebenslang, in der Arztpraxis ab«, so Kautzky-Willer.

Abb. 3: Män­ner schät­zen sich ge­sün­der ein als Frau­en.

[nach: ec.Eu­ro­pa.eu/euro­stat, Ap­ril 2016, »Self-per­ce­ived health sta­tist­ics«]

Eine Über- und Fehlversorgung mit Arzneimitteln kann in dreifacher Hinsicht problematisch sein: Es treten vermehrt unerwünschte Nebenwirkungen, Wechselwirkungen oder Abhängigkeit auf. Keine Wirkung ohne Nebenwirkung – unter Pharmakologen ist dies eine Binsenweisheit. Wird ein Medikament ohne zwingenden medizinischen Grund verabreicht, wirkt sich dies ungünstig auf das Nutzen-Risiko-Verhältnis aus: Während sich der Nutzen stark verringert, treten unerwünschte Effekte in den Vordergrund. Konkret sei dies am Beispiel der Antibiotika festgemacht, die gegen Viren wirkungslos sind. Mit ihren Nebenwirkungen, etwa Beschwerden im Verdauungstrakt, haben die Patienten zu kämpfen. »Manchmal werden auftretende Nebenwirkungen wieder durch Medikamente behandelt. Dadurch steigt der Arzneimittelverbrauch weiter an«, bemerkt Karen Nieber kritisch.

Dass auch Hormonpräparate und Verhütungspillen ernst zu nehmende Nebenwirkungen und Risiken mit sich bringen, zum Beispiel eine erhöhte Thrombose- und Emboliegefahr, ist bekannt. 2016 machte ein Forscherteam aus Dresden in der renommierten Zeitschrift Nature Scientific Reports auf einen weiteren unerwünschten Effekt aufmerksam: Offenbar kann sich die Einnahme der Antibabypille bei Frauen auch negativ auf das Blutfettmuster und den Fettstoffwechsel auswirken.[24] Jürgen Gräßler, Leiter des Bereiches für Pathologische Biochemie an der TU Dresden, äußerte sich dazu: »Nach einer gesonderten Auswertung der Blutfettprofile von Frauen, die orale Kontrazeptiva einnahmen, haben wir plötzlich gesehen, dass die bisher stoffwechselmäßig als harmlos angesehenen Präparate doch eine Auswirkung auf den Fettstoffwechsel haben.«[25] Bei den untersuchten Frauen war es zu auffälligen Veränderungen gekommen, die die Forscher auf eine Reizung der Leberzellen und eine damit einhergehende allgemein erhöhte Entzündungsreaktion schließen ließen.

Auch Wechselwirkungen treten häufig als Folge einer Medikamentenübertherapie auf. Bei der Einnahme von zwei Arzneimitteln beträgt das Risiko einer Wechselwirkung, Interaktion genannt, durchschnittlich 13 Prozent. Bei vier Präparaten steigt es auf 38 Prozent, bei sieben auf 82 Prozent an.[26] Da der Arzneimittelverbrauch mit zunehmendem Alter steigt, treten solche Interaktionen besonders bei älteren Menschen auf. Sobald mehr als fünf Wirkstoffe gleichzeitig eingenommen werden, sprechen Mediziner übrigens von einer Polypharmakotherapie oder auch Polypharmazie. Nicht immer ist nur das Verschreibungsverhalten der Ärzte für die Neben- und Wechselwirkungen verantwortlich. Das Problem spitzt sich dadurch zu, dass Frauen nachweislich stärker als Männer dazu neigen, zusätzlich zu den ärztlich verordneten Medikamenten noch selbstverordnete frei verkäufliche Präparate einzunehmen.

Insgesamt sind in Deutschland 1,4 bis 1,9 Millionen Menschen von Arzneimitteln abhängig. Rund 70 Prozent davon sind Frauen – vor allem im mittleren und höheren Lebensalter. In seinem Buch Die stille Sucht charakterisiert Ernst Pallenbach, Fachapotheker für Klinische Pharmazie, die Medikamentenabhängigkeit als ein überwiegend weibliches Phänomen und setzt sich mit den Hintergründen und Ursachen auseinander.[27]»Frauen leben ihr Suchtverhalten anders als Männer aus«, sagt Pallenbach. »Sie greifen zu Suchtmitteln, deren Wirkungen unauffällig und leise sind, um den Schein der Normalität zu wahren.« Medikamente eignen sich dafür besonders gut.

Eine wichtige Rolle spielen auch die Lebensbedingungen von Frauen. Um den vielen Anforderungen genügen zu können, die sich aus ihrem Alltag ergeben, setzen manche auf Tabletten als Helfer. Besonders verbreitet sind Tranquilizer aus der Wirkstofffamilie der Benzodiazepine, die entspannend, angstlösend und schlaffördernd wirken. Trotz ihres besonders hohen Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzials verordnen sie viele Ärzte. Ein Beispiel für eine Fehlversorgung, denn für die Bewältigung von Alltagsproblemen und die Langzeitanwendung sind die Wirkstoffe nicht zugelassen. »Kein Arzt möchte damit bewusst einer Patientin schaden«, davon ist der Suchtexperte Ernst Pallenbach überzeugt. »Und eine kurzfristige Verordnung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln kann in manchen Fällen auch durchaus sinnvoll sein.« Unter den frei verkäuflichen Präparaten spielen besonders Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen eine große Rolle oder auch Abführmittel. Insgesamt haben 5 bis 10 Prozent aller verfügbaren Arzneimittel ein Abhängigkeitspotenzial.

Frauen sind nicht einfach ›andere Männer‹

Dass bei Frauen unerwünschte Reaktionen auf Arzneimittel etwa 1,5- bis 1,8-mal häufiger auftreten als bei Männern, liegt nicht nur an dieser Überversorgung. Vielmehr sind die Diagnose und Therapie von Krankheiten viel zu wenig frauengerecht.[28]»Gerade in der Arzneimitteltherapie werden geschlechtsspezifische Aspekte noch kaum berücksichtigt«, bemängelt die Pharmakologin Nieber. Schon bei der Entwicklung und Zulassung von Medikamenten werden neue Mittel vorwiegend an männlichen Versuchstieren und Männern getestet. Obwohl inzwischen klar ist, dass manche Medikamente je nach Geschlecht stärker oder schwächer wirken und mitunter andere Nebenwirkungen haben. Grund dafür ist die Pharmakokinetik. Damit ist gemeint, wie viel von einem Wirkstoff den Körper erreicht und wie er dort verteilt, verstoffwechselt und ausgeschieden wird. Fakt ist: Die Pharmakokinetik vieler Arzneistoffe weist bei Frauen und Männern deutliche Unterschiede auf. Besonders wenn weibliche Geschlechtshormone mit ins Spiel kommen, reicht es nicht mehr aus, einfach die Wirkstoffmenge zu variieren, um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden. »Wir müssen solche Aspekte unbedingt schon im Studium vermitteln«, mahnt Nieber an. In einigen Einrichtungen wie dem Berliner Institut für Geschlechterforschung in der Medizin (GiM) ist das bereits der Fall. Andere Universitäten bieten immerhin Sondervorlesungen zur geschlechtsspezifischen Medizin an.

Im Bereich der koronaren Herzerkrankungen und beim Herzinfarkt sind Genderaspekte bereits vergleichsweise gut erforscht. »In der Leitlinie zum akuten Herzinfarkt, die praktizierenden Ärzten eine Richtschnur für die Behandlung liefert, haben sich die Unterschiede zwischen Frauen und Männern aber noch nicht ausreichend niedergeschlagen«, sagt die Fachärztin Ute Seeland vom Berliner Institut für Geschlechterforschung in der Medizin und führt zwei konkrete Beispiele an.

Das erste betrifft den Wirkstoff Acetylsalicylsäure, der schon seit Jahrzehnten in niedriger Dosierung und bei beiden Geschlechtern zur Herzinfarktvorbeugung verabreicht wird. Dass dieser Ansatz bei Frauen nicht zur Verringerung des Herzinfarktrisikos beiträgt, sondern zur Schlaganfallprophylaxe, ist den wenigsten Ärzten bekannt. »Letztlich ist es gut, dass Frauen und Männer das Medikament bekommen, auch wenn es sie vor unterschiedlichen Erkrankungen schützt«, betont Seeland. Der pflanzliche Wirkstoff im zweiten Beispiel, das in der Fingerhutpflanze enthaltene Digoxin, wurde viele Jahrzehnte lang zur Behandlung von Herzschwäche und bestimmten Herzrhythmusstörungen verordnet, es heilt jedoch nur Männer. »Herzkranke Frauen, die Digoxin einnehmen, sterben deutlich häufiger als Frauen, die nicht mit dem Wirkstoff behandelt werden«, so Seeland. Für Frauen gibt es inzwischen gut verträgliche Alternativ-Arzneien.

Trotz erster Ansätze ist die Arzneimitteltherapie für Frauen noch lange nicht optimiert. Ein Missstand, der auf das gleichzeitige Zusammenwirken von biologischen und psychosozialen Faktoren zurückgeführt werden muss und zu einer Über- und Fehlversorgung führt. Und das gilt nicht nur für Medikamente. Eine Unterversorgung der Frauen in bestimmten Bereichen gibt es jedoch auch, etwa beim Herzinfarkt. Das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, ist für Frauen höher als für Männer: 2014 starben 189518 Frauen und 148538 Männer daran. Noch erstaunlicher: Frauen rechnen nicht mit dieser Erkrankung – und noch weniger mit einem tödlichen Herzinfarkt. Obwohl viele von ihnen ein gutes Gespür für ihren Körper haben, scheint ihr Nachinnen-Horchen bei diesem Ereignis zu versagen.[29] Im selben Jahr starben mehr Frauen am Myokardinfarkt (20993) als an Brustkrebs (17670).[30]

Trifft es die unter 60-Jährigen, geht es für deutlich mehr von ihnen tödlich aus als bei gleichaltrigen Männern. Hinter dieser Erkrankung stehen komplexe biologische und auch psychosoziale Bedingungen– hier einige besonders wichtige: Bei Frauen geht Diabetes mit einer vierfach erhöhten Herzinfarktrate einher. »Umso erstaunlicher ist es, dass bei Frauen die Diabeteserkrankung oft erst spät erkannt und weniger oft konsequent medikamentös behandelt wird«, sagt Geschlechterforscherin Ute Seeland. Bereits vor mehr als 10 Jahren belegte eine Studie, dass ein Drittel aller Menschen nicht mit den für einen Herzinfarkt typischen Brustschmerzen zum Arzt kommen. »Die hatten andere, meist vegetative Symptome, wie besonders starke Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen«, sagt Seeland. Insbesondere jüngere Frauen zeigten diese untypischen Anzeichen und deuteten sie möglicherweise falsch.

Seit Kurzem hat man überhaupt erst verstanden, dass für einen Herzinfarkt noch weitere Gründe als die üblichen Ablagerungen und die dadurch verursachten Verengungen der drei großen Herzkranzgefäße verantwortlich sind. Bei Frauen betrifft es öfter auch die kleinen Gefäße in der Herzwand, die zu einer »globaleren Ischämie« führen, also zu einer Durchblutungsstörung, die nicht eindeutig dem Versorgungsareal einer Herzkranzarterie zugeordnet werden kann. »Erst ein Test, beispielsweise mit dem Wirkstoff Acetylcholin, kann Aufschluss über die Funktion der kleineren Gefäße geben«, erläutert Seeland.

Östrogene, Sexualhormone der Frauen, schützen das weibliche Herz. Inwieweit antientzündliche Hormoneffekte die Arterienverkalkung bis nach den Wechseljahren verzögern, wird derzeit intensiv beforscht. Auch bei der Behandlung reagieren Frauen- und Männerherzen unterschiedlich. Zum Beispiel bei einer Bypass-Operation: Beim On-Pump-Verfahren schleust der Chirurg das Blut durch eine Herz-Lungen-Maschine, während er neue Zugänge legt. Bei der Off-Pump-Technik arbeitet der Operateur ohne Einsatz dieser Maschine. Mehr Frauen überleben die Bypass-Operation mit der Off-Pump-Technik. Für das Überleben der Männer spielen diese unterschiedlichen Methoden dagegen keine Rolle.

Hinzu kommt: Frauen scheinen ihr eigenes Wohl bei Weitem nicht so ernst zu nehmen wie das ihrer Kinder und Partner. »Frauen warten bei Symptomen des Herzinfarkts immer noch zu lange, bis sie die Initiative ergreifen und sich ärztliche Hilfe suchen. Männer sind dann schneller beim Facharzt«, sagt Gendermedizinerin Seeland. So sterben immer noch mehr Frauen auf dem Weg in die Klinik als Männer: Je schneller eine Behandlung bei einem Herzinfarkt einsetzt, desto besser stehen jedoch die Überlebenschancen.[31]

Niedergelassene Hausärzte wiederum rechnen oftmals nicht damit, dass vor ihnen eine schwer kranke Patientin sitzt. Häufig berichten Frauen über zahlreiche Symptome, die es dem Mediziner zusätzlich erschweren, an Naheliegendes zu denken und rasch zu handeln.[32]»Frauen geben häufiger psychischen Stress als auslösendes Ereignis für einen Myokardinfarkt an, Männer eher körperliche Anstrengung«, betont Seeland.

Kürzlich überprüften Studien unabhängig vom biologischen Geschlecht, ob eher feminine oder maskuline Eigenschaften Risikofaktoren für ein verfrühtes akutes Herzsyndrom sein könnten.[33] Anhand dieser Studien scheinen zwei genderbezogene Variablen bei jungen Erwachsenen besonders schwer zu wiegen: die hauptsächliche finanzielle Verantwortung zu tragen und die Hauptlast an familienbezogener Arbeit. Da Alleinerziehende bei uns meist weiblich sind, sind sie möglicherweise besonders gefährdet. In der ärztlichen Praxis geht es darum, die Patientin als Ganzes samt Umfeld im Blick zu haben, nicht nur »den Darm«, »das Herz« oder »die Niere«.

Geschlechterunterschiede in der Klinik bei akutem Herzinfarkt

Frauen

Männer

Frühe Symptome

ungewöhnliche Müdigkeit

Angst

Auslösendes Ereignis für den Herzinfarkt

emotionaler und sozialer Stress

schwere körperliche Arbeit

Symptome

Rücken-, Nacken-, Kiefer-, Hals-, Gesichts-, Oberbauchschmerzen

Atemnot mit oder ohne Druckgefühl

Schmerzen im Brustkorb

Schmerzen und Enge in der linken Brustseite evtl. mit Ausstrahlung in Arme, Rücken, Oberbauch

Vegetatives Nervensystem

Übelkeit, Erbrechen, Schwindel

Blässe und kalter Schweiß

Nitroglyzeringabe

Beschwerden dauern häufig an, auch in Ruhe

Symptome bessern sich

Damit es nicht zu einem Rückfall kommt, müssen alle Menschen ein so schweres Ereignis wie einen Herzinfarkt gut verarbeiten. Männer wollen vor allem schnell wieder körperlich fit und gesund werden. Frauen wünschen sich eher mehr Entlastung im Alltag und vor allem emotionale Unterstützung. Sie sind nach einem Herzinfarkt zudem stärker gefährdet, eine Depression zu entwickeln als Männer. Dennoch nehmen sie deutlich seltener an einer Reha-Maßnahme teil.[34] Möglicherweise wollen Frauen ungern ihr gewohntes Zuhause und ihre Familie verlassen.

»Wir erleben Patientinnen zu Beginn der Reha eher unsicher und ängstlich« sagt Ursula Härtel vom Institut für Medizinische Psychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Frauen brauchen deshalb andere Reha-Konzepte als Männer. Langjährige Studien zeigen bereits, dass Frauen von speziell auf sie zugeschnittenen Programmen deutlich profitieren. Beispiel Höhenried am Starnberger See.[35] Patientinnen fanden dort eher einen passenden Sport für sich als Teilnehmerinnen aus der Kontrollgruppe. »Frauen haben andere Vorlieben beim Sport als Männer. Sie wollen ihre Leistung nicht im Wettbewerb mit anderen messen, sondern finden mehr Spaß bei einem Sportprogramm mit Musik. Sich miteinander auszutauschen spielt dabei eine große Rolle«, sagt Studienleiterin Ursula Härtel. Frauen lernten auch deutlich häufiger hilfreiche Entspannungstechniken als die Teilnehmerinnen in den gemischten Gruppen. »Frauen trauen sich zu wenig zu. Sie unterschätzen sich, sind unsicher, während Männer sich tendenziell eher überschätzen«, bilanziert Härtel. Solche Reha-Angebote sind bundesweit immer noch die Ausnahme. Hier besteht eine deutliche Unterversorgung der Frauen.

Mehr Arbeit, mehr Stress, weniger Geld

Wie der weibliche Herzinfarkt zeigt, nennen Frauen häufig psychische Belastungen und Probleme, die ihrer Ansicht nach zu Krankheiten führen. ›Heute kümmert sich ein Mann nicht nur um seine Karriere, sondern genauso um die Kinder und lässt seine Frau bei der Hausarbeit nicht sitzen.‹ So oder ähnlich hört man es von vielen Männern und jungen Vätern. Untersuchungen zu diesem Thema sprechen allerdings eine andere Sprache: Demnach hat sich in den vergangenen Jahren wenig getan. Selbst wenn sich das viele, vor allem junge Paare, wirklich wünschen und vor dem ersten Kind auch vornehmen.[36] Die Gesellschaft, und da besonders die Betriebe, tragen es nicht mit, wie eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung belegt.[37] Nach der Geburt unterbricht die Hälfte aller Mütter ihre Erwerbstätigkeit und die meisten verdienen ab dann in Teilzeit dazu. Die Elternzeit von Vätern ist nur zwei Partnermonate lang akzeptiert. Vor allem Männer und hoch qualifizierte Beschäftigte bekommen Probleme, wenn sie längerfristig kürzertreten wollen.

Hinzu kommt, dass Frauen in Deutschland selbst im gleichen Job und bei gleicher Verantwortung schlechter bezahlt werden und daher häufig weniger verdienen als ihre Partner.[38] Stellt sich Nachwuchs ein, erleben Frauen oft einen schweren Karriereknick und sind plötzlich dort, wo sie nie sein wollten. Obendrein arbeiten sie von da an täglich mehr als Männer. Das verursacht Stress.[39]

Zu viel davon korreliert in hohem Maße mit psychischer und körperlicher Gesundheit, wie eine aktuelle repräsentative Umfrage nahelegt.[40] Laut diesen Ergebnissen beschreibt sich etwa die Hälfte aller Befragten als gestresst, die in den vergangenen 3 Jahren seelische Beschwerden hatten. Auffälligster Befund der TK-Umfrage: Den Frauen setzen vor allem ihre eigenen hohen Ansprüche zu. 48Prozent machen sich selber Druck, bei den Männern sind es nur 37Prozent. Möglicherweise tendieren Frauen dazu, ihre vielfältigen Rollen perfekt ausfüllen zu wollen. Vielleicht meinen sie auch, es aus gesellschaftlichen Gründen zu müssen.

Konflikte im persönlichen Umfeld sorgen bei Frauen für mehr Anspannung, wie die Umfrage zeigt: 30 Prozent von ihnen nennen Probleme mit Nahestehenden als Belastung, Männer gaben das nur etwa halb so oft an. Für familiäre Belange und Krisen übernehmen immer noch Frauen größere Verantwortung.[41] So bekannten sich in einer Untersuchung der Krankenkasse DAK-Gesundheit ein gutes Drittel der von ihr befragten Frauen dazu: »Wenn mein Kind krank ist, weiß ich mir manchmal nicht anders zu helfen, als mich selbst krank zu melden.« Bei den Männern sagten das nur 10Prozent. Demnach fehlt es Frauen in schwierigen Situationen an gesellschaftlicher, struktureller Unterstützung. Das zeigt sich ebenso bei einem weiteren, inzwischen heiß diskutierten Thema: Von den rund 2,9 Millionen anerkannten Pflegebedürftigen– die Zahl sämtlicher Pflegebedürftiger liegt deutlich höher– werden 1,76 Millionen von Angehörigen zu Hause gepflegt. Zu zwei Dritteln übernehmen das derzeit Frauen. Wie Pflege funktionieren soll, wenn sie in Zukunft aufgrund ihrer stärkeren Berufstätigkeit in diesem Bereich wegfallen, bleibt politisch ein gut gehütetes Geheimnis.

Hinlänglich belegt ist, dass Männer im Gegensatz zu Frauen von festen Paarbeziehungen gesundheitlich profitieren.[42] Frauen belasten Partnerschaftskonflikte stärker und werden dadurch anfälliger für Depressionen. Ebenso erhöht sich die Gefahr einer Herz-Kreislauf-Erkrankung für sie, wenn sie sich regelmäßig bei Streitigkeiten zurücknehmen. Hier schließt sich dann oftmals ein unguter Kreis: Um Belastungen im privaten Alltag auszuhalten, geht die Frau zum Arzt und hofft, dass er sie unterstützt, vielleicht sogar Wege aus dem Dilemma weiß. Darauf ist der größte Teil der Ärzte jedoch nicht vorbereitet. Wahrscheinlich verschreibt er ihr etwas gegen Stress, Schlafstörungen oder Niedergeschlagenheit.

Auf den ersten Blick sieht es deshalb so aus, als seien Frauen das depressive Geschlecht: Thomas Lampert und Kollegen haben jedoch unterschiedliche Erkrankungen nach Statusgruppen untersucht und fanden Bemerkenswertes. So unterscheidet sich die Häufigkeit der depressiven Symptome bei Frauen in einer hohen Statusgruppe (5,0 Prozent) im Grunde nicht von denen, die Männer aus der mittleren (5,3 Prozent) und hohen (4,3 Prozent) Statusgruppe aufweisen.[43] Fazit: Wer sich Unterstützung kaufen kann, muss seltener mit gesundheitlichen Belastungen rechnen. Ein hoher Status geht, wie bereits erwähnt, oft mit besserer Bildung einher. Erleben sich Frauen in ihrem Alltag in verschiedenen Rollen als selbstwirksam und aktiv Handelnde, schöpfen sie Selbstwert und Optimismus daraus– gute Schutzfaktoren gegen psychische Erkrankungen. Zur Rollenvielfalt gehört häufig das Elternsein. Das gilt sowohl als belastend als auch als Quelle der Freude und Kraft-Ressource. Ein solider Stresspuffer also, der mit einer guten psychischen Gesundheit einhergehen kann.[44] Allein das legt nahe, dass sozio-kulturelle Bedingungen neben biologischen eine große Rolle bei der Entstehung von Krankheit spielen, in diesem Fall der Depression.

Alleinerziehende Mütter oder Väter machen in Deutschland 20Prozent aller Familien aus. Von den rund 2,7 Millionen Menschen, die ihre Kinder allein aufziehen, ist nur jeder zehnte ein Mann.[45] Knapp eine Million von ihnen lebt von Hartz IV. Thomas Staiger bilanziert: »Insbesondere finanzielle Ressourcen haben einen Einfluss darauf, inwiefern sich der Alleinerziehenden-Status gesundheitlich negativ auswirkt.«[46] Um vor allem den Zeitdruck von den Eltern zu nehmen, fordert der Sozial- und Gesundheitswissenschaftler Klaus Hurrelmann von der Politik insbesondere für Alleinerziehende verbesserte Kinderbetreuung und flexiblere Angebote im Berufsleben.[47]

Weniger ist manchmal mehr