Das ultimative Traktor-Schrauberbuch - Marcel Schoch - E-Book

Das ultimative Traktor-Schrauberbuch E-Book

Marcel Schoch

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Beschreibung

Marcel Schoch ist ein absoluter Kenner für alles zum Thema Traktor: Reparatur und Restaurierung von Old- und Youngtimern kann er leicht verständlich für jeden »Trakoristen« darstellen. Viele Schritt-für-Schritt-Fotos und -anleitungen, Tipps und Tricks sind seine Stärken und machen das Buch gleicherweise attraktiv für Einsteiger und Fortgeschrittene. Auch die nötigen Werkzeuge und deren Handhabung werden vorgestellt.

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Seitenzahl: 455

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Für meinen Freund Mike Thomas

* 28. April 1974+ 10. September 2021

Marcel Schoch

Das ultimativeTraktor-Schrauberbuch

Reparatur • Restaurierung • Werkzeug

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Die Hobbywerkstatt

Die perfekte Werkstatt

Safety first

Gutes Handwerkzeug

Übersicht: Gutes Handwerkzeug

Werkzeug-Babel

Traktor anheben

Überlegungen zum Traktor

Gebrauchtkauf

Checkliste: Gebrauchttraktor

Motor-Check und Beurteilung

Ersatzteilbeschaffung

Bestandsaufnahme

Restaurierungsethik

Übersicht: Neuaufbau, Teil- oder Vollrestaurierung

Wortklärung: Restaurierung oder Restauration?

H-Abnahme

Die FIN

Werkstattpraxis

Ausmotten

Checkliste: Ausmotten

Einwintern

Checkliste: Einwintern

Auswintern

Checkliste Auswintern

Oldtimer-Batterie für Traktoren

Sulfatierung

Die passende Batterie-Optik

Elektrik

Farbcode (DIN 72551)

Zahlencode

Nichtnummerische Bezeichnungen

Richtwerte für Kabelquerschnitte

Vom richtigen Umgang mit dem Kabelbaum

Grundsätze bei Arbeiten an der Elektrik

Sicherungen

Lichtmaschine prüfen

Fehlersuche – Lichtmaschine

Wortklärung: Lichtmaschine?

Verschiedene Systeme

Keilriemen wechseln

Lichtvorschriften

Einspritzdüsen-Überholung

Kühler-Reparatur (Kühlernetz)

Kühlerschlauch-Reparatur

Kupplung wechseln

Dichtung selbst anfertigen (Kork und Papier)

Kraftübertragungsgestänge am Traktor prüfen und pflegen

Bremsbacken selbst belegen

Traktorlenkung: Prüfen und einstellen

Sitzschale restaurieren

Sitzpolster herstellen

Rostbeseitigung

Lackieren

Pulverbeschichten vs. Lackierung

Übersicht: Pulverbeschichtung versus Lackieren

Ventile einstellen

Bremsen einstellen

Batteriepflege

Übersicht: Störungsursache Batterie

Spur einstellen

Wortklärung: Kfz-Speak

Lüfter reinigen und prüfen

Alles ums Öl

Grüne Pflege

Checkliste: Umweltgerechte Pflege

Schmierdienst

Kleines Schmiernippel-ABC

Register

Zum Autor

Impressum

Vorwort

Der Kreis von Menschen, die sich für alte Traktoren interessieren, wächst zusehends. Ein Grund hierfür ist die Faszination für die alte Technik. Wenn so ein alter Traktor läuft, sieht man seine Technik noch arbeiten. Auch spürt man jede Zündung noch deutlich am eigenen Leib. Dazu kommt der Geruch von Schmierfett, Öl und verbranntem Diesel. Für echte Traktoristen der schönste Geruch auf der Welt. Bei Oldtimer-Liebhabern sind Traktoren daher schon lange nicht mehr nur die Spinnerei von ein paar verschrobenen Typen. Im Gegenteil: Es gehört für viele Oldtimer-Sammler schon beinahe zum guten Ton, auch einen alten Traktor zu besitzen. So legt sich der Porsche-911-Fan gerne mal auch einen Porsche-Traktor zu. Nur damit die Sammlung »komplett« ist. Das hat leider zur Folge, dass heute gute Traktoren oder lohnenswerte Restaurierungsobjekte im Markt immer rarer und damit teurer werden. Diese Entwicklung verhindert aber auch, dass junge Leute sich kaum einen guten Traktor leisten können. Also weicht man auf billige und zuweilen kaputte Traktoren aus und versucht diese mit viel Mühen instand zu setzen. Doch da fehlt es oft am nötigen Wissen, um einen Traktor zu reparieren, geschweige denn, zu restaurieren. Ich wurde daher in letzter Zeit immer wieder gefragt, ob ich nicht eine Fortsetzung meiner beiden vorausgegangenen Traktor-Schrauberbücher schreiben möchte. Klar wollte ich, zumal seit dem Erscheinen des letzten Buches viel interessantes Material rund um Service und Reparatur unserer alten Traktoren aufgelaufen ist.

Dieses Buch soll deshalb helfen, hier einige Wissenslücken zu schließen, Themen, die bisher noch nicht in meinen beiden Büchern vorher behandelt wurden, zu ergänzen und das eine oder andere zu aktualisieren. Dieses Buch wendet sich daher wieder hauptsächlich an den Hobby-Schrauber. Das heißt aber nicht, dass nicht auch der Schrauber-Profi sicherlich den einen oder anderen Hinweis oder Trick hier finden kann, den er vielleicht noch nicht kannte.

Unterstützt wurde ich bei der Umsetzung des Buches von Mike Thomas und seinem Vater Jürgen. Jede noch so einfache Frage haben beide stets geduldig beantwortet.

Mein Freund Mike ist zu meiner größten Bestürzung kurz nach Ende der Recherche zu diesem Buch an Corona verstorben. Mein tief empfundenes Mitgefühl gilt seinem Vater Jürgen. Um meinen Dank für Mikes Freundschaft auszudrücken, ist dieses Buch ihm gewidmet.

Auch den Jungs von der Firma R & R, das sind Robert, Peter, Stefan und die beiden Thomas, gilt mein Dank! Ohne ihre Unterstützung hätte ich über viele Themen in diesem Buch nicht schreiben können. Mit allen arbeite ich nun schon viele Jahre vertrauensvoll und freundschaftlich zusammen. Und ich hoffe, es werden nochmal so viele schöne und interessante Jahre!

Mein ganz besonderer Dank gilt meiner Partnerin Andrea. Ihre Geduld mit mir und ihr steter Zuspruch waren maßgeblich, das dieses Buch entstehen konnte.

Ihnen, lieber Leser, wünsche ich viel Spaß beim Lesen und natürlich auch beim Schrauben.

München im Mai 2022

Marcel Schoch

Die Hobbywerkstatt

Kleine landwirtschaftliche Hallen sind ein idealer Ort zum Schrauben. Nur weit weg dürfen sie nicht sein.

Die perfekte Werkstatt

Der schönste Traktor nützt nichts, wenn man keinen Platz hat, wo man ungestört schrauben kann. Jeder weiß, unser Hobby ist nicht gerade leise. Tuckert der Diesel im Standgas in der Garageneinfahrt vor sich hin, ist das für uns Musik in den Ohren. Unsere Nachbarn sehen das aber meist völlig anders. Sie fühlen sich oft gestört. Wer nicht will, dass ständig die Polizei bei ihm im Hof steht und mit einer Anzeige wegen Ruhestörung droht, sollte den Ort seiner Hobbywerkstatt so wählen, dass niemand durch das Motorengeräusch oder durch Lärm beim Schrauben belästigt wird.

Selbst wenn man in einer ruhigen Gegend wohnt und tolerante Nachbarn hat, bringt das Schrauben auf der Straße oder bei sich in der Hofeinfahrt vorm Haus nur wenig. Zum einen muss die Arbeit immer zu Ende geführt werden, da man ja nichts liegen lassen kann, und zum anderen hat man nur wenig Ruhe beim Schrauben. Neugierige Kinder oder Nachbarn schaffen es immer, einen erfolgreich vom Schrauben abzuhalten.

Bevor Sie also das Schrauben am Traktor anfangen, müssen Sie für sich und ihren Traktor ein schönes Zuhause finden. Glücklich ist der, der eine größere Garage sein Eigen nennen darf. Ist sie zudem mit Strom ausgestattet, kann auch für die nötige Arbeitsbeleuchtung gesorgt werden. Bevor man jedoch diese Stromleitungen anzapft, sollte geklärt werden, mit wie viel Watt sie belastet werden dürfen. Die meisten Stromleitungen in Garagen vertragen gerade mal die kleine Funzel an der Decke, ehe die Sicherungen fliegen oder die Leitung schmort. Will man eine gute Beleuchtung installieren, einen kleinen Kompressor anschließen und Werkzeugmaschinen in der Garage betreiben, braucht es vorab sicher einen Elektriker. Er weiß auch, wie die Stromleitungen spritzwassergeschützt verlegt werden müssen. Ist die Stromversorgung sichergestellt, kann die Garage zu einer recht passablen Traktorwerkstatt ausgebaut werden, sofern natürlich der Traktor hineinpasst. Damit auch im Winter geschraubt werden kann, kann man die Werkstatt-Garage auch an die Zentralheizung anschließen. Das kostet zwar, ist aber deutlich sicherer als Propangas-Flaschen-Heizungen. Von ihnen sollte man wegen der Brand- und Erstickungsgefahr dringend die Finger lassen.

Besitzt man keine eigene Garage, kann man darüber nachdenken, mit Gleichgesinnten eine größere Garage oder eine kleine Halle zu mieten, um sie als Traktorwerkstatt umzubauen. Gemeinsam können die Unterhaltskosten erheblich gedrückt werden. Nebenbei lohnt sich dann oft auch die Anschaffung von teuren Werkzeugen, da deren Kosten ebenfalls geteilt werden können.

Geeignete Miet- oder Kaufobjekte müssen jedoch eine Reihe von Bedingungen erfüllen, damit das Schrauben dort auch Spaß macht. Vor allem sollte es nicht weit weg von Ihrem Zuhause sein. Denn wenn Sie erst eine Stunde fahren müssen, werden Sie nur selten zum Schrauben kommen. Auch sollte die Zufahrt für schwere Traktoren geeignet sein. Ideal sind daher alte Industriehallen. Sie verfügen meist auch über einen Strom- und Wasseranschluss, eine Heizung und haben Toiletten. Achten Sie auch darauf, dass die Bausubstanz in Ordnung ist. Feuchte Wände und ein undichtes Dach trügen die Freude am Schrauben nachhaltig und schaden auch den Traktoren.

Die heimische Garage kann ein schöner Ort sein, um am eigenen Traktor zu schrauben.

Premium-Lösung: Industriehallen bieten allen Komfort, den man beim Schrauben am Traktor benötigt.

Vorsicht ist bei der Anmietung von alten Stallungen geboten. Sie sind meist sehr feucht, weil der Steinboden direkt auf dem Erdreich liegt. Eine besondere Gefahr geht jedoch für den Erhalt des Traktors von Kuhmist- und Gülleresten aus, die in Stallboden und -wand über viele Jahrzehnte eingezogen sind. Sie produzieren Ammoniak-Ausdünstungen, die, ähnlich wie Batteriesäure, jedes Material in kurzer Zeit erheblich schädigen können. Solche Räumlichkeiten sind daher nicht für eine Hobbywerkstatt geeignet.

Experten-Tipp

1. Infrastruktur der Werkstatt auf Eignung für Traktoren prüfen.

2. Nachbarschaft vor Einrichtung der Werkstatt über Vorhaben informieren.

3. Gebäude auf Bauschäden, insbesondere Feuchtigkeit/Nässe, inspizieren.

4. Im Mietvertrag den Zweck der Nutzung vermerken.

5. Einbruchs- und Gebäudehaftpflicht-Versicherung abschließen.

Ehemalige Stallungen eigen sich nur als Schrauber-Paradies, wenn sie grundlegend saniert wurden.

Auch im Hinblick auf die Diebstahl-Sicherheit des Traktors muss eine Hobbywerkstatt überprüft werden. Hierzu muss mit der Versicherung geklärt werden, welche Anforderungen erfüllt sein müssen. Meist sind dies eine Alarmanlage und einbruchssichere Türen und Fenster. Der Traktor muss zudem möglichst kindersicher verwahrt werden. Kinder spielen gerne an abgestellten Fahrzeugen, besonders dann, wenn sie wissen, dass der Besitzer längere Zeit nicht kommt. Nach dem Gesetz ist der Halter für eventuelle Unfälle haftbar.

Sehen Sie sich daher auch die Fenster und Türen genau an. Können Sie gut verschlossen werden oder müssen erst Sicherungsmaßnahmen eingebaut werden? Haben Sie ein geeignetes Objekt gefunden und wollen es nicht gleich kaufen, sondern nur mieten, lassen Sie den Vermieter nicht darüber im Unklaren, was Sie damit vorhaben. Für viele Menschen bedeuten Traktoren Lärm und ihre Besitzer sind in deren Augen meist kauzige Typen mit einem eigenartigen Hobby. Lieber verzichten Sie auf das Mieten eines geeigneten Objekts und sparen sich dafür im Nachhinein einen Haufen Ärger und vielleicht Prozesskosten.

Hat man endlich einen geeigneten Ort zum Schrauben gefunden, sind immer, bevor man mit dem Schrauben loslegt, im eigenen Interesse Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.

Denn bereits eine alte deutsche Volksweisheit besagt: »Wo gehobelt wird, da fallen Späne«. Das gilt besonders auch für die Traktor-Hobbywerkstatt. – Kleine Blessuren und Unfälle gehören hier beinahe zur Tagesordnung. Hierüber erfahren Sie mehr im nächsten Kapitel.

Bei der Anmietung einer Halle ist auf einbruchssichere Türen, Fenster, Tore und eine geteerte Zufahrt zu achten.

Die Größe der Hobbywerkstatt sollte so gewählt werden, dass auch Traktor-Nachwuchs Platz findet.

Kippsicher! Bei guten Werkzeugwagen lässt sich immer nur eine Schublade öffnen.

von oben nach unten: Eine raue Oberfläche garantiert einen sicheren Griff – auch wenn das Werkzeug ölverschmiert ist.

Mit 4000 Kilogramm Tragkraft ist dieser Lkw-Wagenheber völlig ausreichend für Traktoren.

Für die Sicherung des Wagenhebers sind Lkw-Stützböcke ideal. Pkw-Stützböcke sind den hohen Traktorgewichten nicht gewachsen.

Safety first

Das Thema Sicherheit wird nur all zu oft in der eigenen Hobbywerkstatt vernachlässigt. Deshalb stellen wir es hier gleich ganz zu Anfang unseres Schrauberbuches.

Man glaubt gar nicht, wo überall in einer Traktor-Hobbywerkstatt Gefahren lauern können. Sie gehen quasi von allen Dingen in der Werkstatt aus. Das fängt bei den Werkzeugen an, reicht über die Brandsicherheit, den Umgang mit Chemikalien bis hin zu Testfahrten. Ist heute in einer Profi-Kfz-Werkstatt alles durch Richtlinien der Berufgenossenschaft, durch Gesetzte oder zum Beispiel auch durch die Vorgaben der Feuerpolizei geregelt, muss der Hobbyschrauber in seiner Privat-Werkstatt so gut, wie nichts beachten. Dabei sollten auch hier die sogenannten Unfallverhütungsvorschriften (UVV) berücksichtigt werden, denn bei vielen Arbeiten sind die Gefahren nahezu identisch. Ein Problem besteht vor allem dann, wenn Schrauberkumpels mit in der Hobbywerkstatt arbeiten. Solange dabei alles gut läuft, kümmern sich weder die Versicherung, noch die Polizei um das, was die Hobbyschrauber so in der Werkstatt treiben. Passiert aber ein ernsthafter Unfall, bei dem ein Schrauberfreund erheblich verletzt wird und ins Krankenhaus muss, ändert sich das ganz schnell. Dann steht die Polizei vor der Tür, nimmt die Unfallumstände auf und gibt sie pflichtgemäß an die Staatsanwaltschaft weiter. Diese fragt dann, wie es zum Unfall kommen konnte und welche Vorkehrungen der Betreiber der Hobbywerkstatt getroffen hatte, um sie zu verhindern. Kann man dann nicht beweisen, alle Vorsorgemaßnahmen getroffen zu haben und der Vorwurf der groben Fahrlässigkeit, im Amtsdeutsch »Sorgfaltspflichtverletzung«, kann nicht ausgeräumt werden, bleibt man auf seinem finanziellen Schaden sitzen und muss alles aus eigener Tasche begleichen, weil keine Versicherung zahlt.

Werkbänke müssen was wegstecken können. Speziell im Traktorbereich sollten sie aus Metall sein.

Auswahl von Arbeitshandschuhen, die jeder Hobbyschrauber haben sollte. Von links nach rechts: Schweißerhandschuh mit hoher Stulpe, Lederhandschuh für grobe mechanische Arbeiten, Gummierter Textilhandschuh für mechanische Arbeiten an ölverschmierten Teilen, Textilhandschuh mit Lederverstärkung für feine mechanische Arbeiten. Kunststoffhandschuh für den Umgang mit Betriebsflüssigkeiten, dünner Chemikalien-Schutzhandschuh.

Kommt es dann ganz dick, muss man sogar die Berufsunfähigkeitsrente des Schrauberkumpels ein Leben lang aus eigener Tasche zahlen, »nur« weil er in der Hobbywerkstatt verunglückt ist. Hier greift nämlich das so genannte Rückgriffsrecht der Krankenversicherer, wenn der Personenschaden durch erhebliche Mängel der Werkstattausstattung entstanden ist.

Jeder Hobbyschrauber bewegt sich damit bei seinem Hobby täglich in einer gefährlichen Grauzone. Damit hier im Ernstfall alles geregelt und abgesichert ist und zum Unglück nicht noch der finanzielle Ruin hinzukommt, können vom Traktoristen leicht Vorkehrungen getroffen werden, die das Schlimmste verhüten. Sie betreffen vor allem die Grundsicherheit der Räumlichkeiten und Werkzeuge und damit die so genannte Verkehrssicherungspflicht des Werkstatteigentümers. Gleich vorweg! Es nützt nur wenig, ein Schild am Eingang der Hobbywerkstatt mit der Aufschrift »Nutzung auf eigene Gefahr« anzubringen. Wenn sich die Maschinen oder Werkzeuge in einem betriebsunsicheren Zustand befinden und ein Unfall geschieht, hat man ein Problem – Warnschild hin oder her – und kann nach BGB wegen Sorgfaltspflichtverletzung belangt werden.

Doch welche Vorkehrungen sind zu treffen, damit aus unserem Traum-Hobby kein Albtraum wird? Die Sicherheit in der Werkstatt fängt immer mit dem Handwerkzeug an (siehe Seite 17). Hier ist stets auf gute Qualität zu achten. Sicherheitsexperten verweisen hier zuerst immer auf gültige DIN-Normen.

Das Werkzeug muss aber auch gut in der Hand liegen. Griffige und raue Oberflächen bieten hier besonders bei ölverschmierten Werkzeugen höhere Griffsicherheit als solche mit hochglänzenden Chromoberflächen. Jedoch kauft man sich dieses Plus an Sicherheit mit einem höheren Reinigungsaufwand des Werkszeugs ein.

Niemals sollte man schmutzige Werkzeuge aufräumen. Nach Gebrauch müssen sie immer gereinigt werden, denn Sauberkeit, auch in der übrigen Werkstatt, ist ein wichtiger Garant für die Sicherheit. Werkzeuge bleiben griffig, Böden rutschfest und die Lunge dankt es auch, weil gefährliche Stäube beseitigt werden.

Selbstredend muss das Werkzeug auch perfekt auf Schrauben und Muttern passen. Greift es nicht richtig, rutscht man leicht ab und kann sich ernsthaft verletzen, wie der Autor dieses Buches vor einigen Jahren selbst am eigenen Leib erfahren musste, als er sich beinahe einen Zahn mit einer Ratsche ausschlug, die von einer Mutter abrutschte.

Doch nicht nur das Handwerkzeug selbst, auch seine Aufbewahrung birgt Gefahren. Niemals darf Werkzeug nach seinem Gebrauch einfach so irgendwo liegengelassen werden – besonders nicht am Boden. Die Gefahr, dass man darüber stolpert oder sich die Klinge eines Schraubendrehers in den Fuß rammt, ist dann besonders groß. Ordnung halten, ist daher auch das Erste, was die Azubis bei ihrer Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker heute lernen müssen. Hierzu gehört vor allem auch das Aufrollen von Druckluftschläuchen oder Stromkabeln nach Gebrauch.

Aber auch bei den Ordnungssystemen lauern Gefahren. Jeder gut ausgerüstete Hobbyschrauber nennt sicherlich einen Werkzeugwagen sein Eigen. Sie sind wirklich praktisch, wenn es darum geht, alle Werkzeuge vor Ort am Traktor griffbereit zu haben. Oft sind sie bis zum Rand mit allen möglichen Werkzeugen gefüllt und entsprechend schwer. Werden dann alle Schubladen gleichzeitig geöffnet, um den benötigten 13er-Gabelschlüssel zu suchen, kann es passieren, dass der ganze Kasten das Übergewicht bekommt und nach vorne einem auf die Füße fällt. Bei Profi-Werkzeugwagen lassen sich die Schubladen daher nur einzeln öffnen – niemals zwei zur gleichen Zeit – das verhindert eine spezielle Sperrmechanik. Das mag manchmal lästig sein, hat aber schon so manchen Arbeitsunfall verhindert.

Experten-Tipp

1. Werkstatt kritisch auf Gefahrenquellen untersuchen.

2. Zur Verhütung von Unfällen die UVV der Berufsgenossenschaften als Grundlage nehmen.

3. Haftpflichtversicherung abschließen.

4. PSA in ausreichender Menge und Größen zur Verfügung stellen.

5. Bei Werkzeugen auf Qualität achten.

6. Zufahrt und Zugang zur Werkstatt sichern.

7. Unbefugten den Zutritt zur Werkstatt verbieten.

Generell gilt beim Werkzeuggebrauch auch, erstmal zu prüfen, ob es für Traktoren überhaupt geeignet ist. Besonders Hub- und Stützeinrichtungen sollten den hohen Gewichten gewachsen sein. Mit Pkw-Qualität kommt man hier nicht weit, sondern nur ins Krankenhaus. Wir haben daher in diesem Buch ein eigenes Kapitel dem Anheben von Traktoren gewidmet. Sie finden es ab Seite 35..

Auch die Werkbank sollte einen schweren Traktormotor aushalten können. Solche aus Metall sind immer Holzkonstruktionen vorzuziehen. Wichtig ist hier zudem, dass sie fest verankert sind. Am besten man verschraubt sie mit der Wand, dann kann auch nichts verrutschen, wenn am Schraubstock heftig gearbeitet wird. Hier gleich noch ein wichtiger Hinweis. Auch Lagerregale sollten fest mit der Wand verschraubt sein. Bei den hohen Ersatzteil- und Werkzeuggewichten kann es sonst passieren, dass sie nach vorne umkippen.

Als Nächstes braucht man auch die so genannte PSA. Hierunter verstehen Werkstattprofis die persönliche Schutzausrüstung, wie Handschuhe, Staubmasken, Schutzbrille, Gehörschutz, und Arbeitsoverall. So gibt es zu jeder Arbeit in der Werkstatt die richtigen Schutzhandschuhe. Das fängt bei Lederhandschuhen an, die die Hände vor mechanischen Verletzungen schützen, reicht über Schweißerhandschuhe gegen Verbrennungen bis hin zu verschiedenen flüssigkeitsdichten Handschuhen für den Umgang mit Ölen, Bremsflüssigkeit oder anderen Chemikalien. Für alle diese Handschuhe gibt es Normen, auf die beim Kauf zu achten ist. Wer es genau wissen will, sollte sich daher im einschlägigen Fachhandel ausführlich beraten lassen. Und wer bereits im Fachhandel ist, sollte sich auch gleich Staubmasken, Schutzbrille, Gehörschutz und einen gut passenden Arbeitsoverall zulegen. Die Staubmasken schützen vor den extrem gesundheitsgefährdenden Schleifstäuben und Lacknebel. Diese können, wie die Krankenversicherer immer wieder betonen, auch in geringen Mengen, zu Lungenschäden und im Extremfall zu Krebs führen. Sie sollte daher niemals bei den entsprechenden Arbeiten vergessen werden. Selbstredend sind auch die Schutzbrille, die möglichst dicht anliegen muss, damit keine Späne von der Seite ins Auge dringen können, und der Gehörschutz bei lauten Arbeiten.

Bei Schleifer-Schutzbrillen ist auf einen ausreichenden Seitenschutz zu achten, damit keine Splitter oder Stäube seitlich ins Auge gelangen können.

Auch der Arbeitsoverall hat eine Schutzfunktion. Viele glauben, dass er nur vor Schmutz schützt – das stimmt so aber nicht! Er schützt auch vor Verletzungen. Da Arbeitsoveralls aus speziell behandelter Baumwolle bestehen, schützen sie beim Schweißen vor Metallspritzern, beim Schleifen vor Funkenflug und beim Arbeiten an Dreh- und Fräsbänken und Bohrmaschinen, dass sich nicht Kleidung in drehenden Maschinenteilen verfängt. Deshalb sollte beim Kauf darauf geachtet werden, dass er möglichst dicht am Körper anliegt, aber noch genügend bequem ist, dass man auch arbeiten kann.

Nicht vergessen sollte man auch die Arbeitsschuhe. »Wegen der hohen Gewichte der Traktoren sollte auch der Hobbyschrauber immer Arbeitschuhe mit einer Stahlkappe tragen. Hier gibt es zahlreiche Modelle auf dem Markt. Egal aber, welcher Schuh gekauft wird, muss auch hier auf die entsprechende DIN geachtet werden (einen Überblick aller für PSA gültigen Normen findet sich unter: http://www.cle-direkt.de/EN_Normen_Berufsbekleidung/en_normen_berufsbekleidung.htm).

Neben der eigenen Sicherheit ist natürlich auch die der Werkstatt wichtig. Hier ist es zunächst die Brandsicherheit. Ein oder zwei stets griffbereite ABC-Pulverlöscher mit mindestens sechs Kilogramm Löschpulver sollten immer in der Werkstatt griffbereit stehen. Zu beachten ist hier, dass sie auch regelmäßig geprüft werden, damit sie auch im Brandfall funktionieren. Daneben benötigt man auch eine Löschdecke, falls Kleidung mal Feuer fangen sollte. Auch die Fluchtwege sollten mit entsprechenden Schildern gekennzeichnet sein, damit Fremde auch den Fluchtweg aus der Werkstatt sofort finden.

Spezielle Staubschutzmasken und Overalls schützen die Atemorgane und den Körper vor gefährlichen Lacknebel und Schleifstäuben. Zu ergänzen wäre noch eine Schutzbrille und eine Kappe.

An erster Stelle gehört jedoch die Brandverhütung. Hierzu gehören brandsichere Mülleimer mit Deckel aus Metall für ölgetränkte Putzlappen und ähnliches, und feuerfeste »Giftschränke«, ebenfalls aus Metall, in denen alle feuergefährlichen Flüssigkeiten und Stoffe gelagert werden. Bei der Lagerung von Betriebsflüssigkeiten, wie Öle oder Bremsflüssigkeiten, ist auch auf die zulässigen Maximalmengen – zu erfragen bei den zuständigen Umweltämtern – zu achten.

Letztlich ist auch der Umweltschutz wichtig. Eine entsprechende Auffangwanne im Giftschrank, die zehn Prozent der in Gebinde gelagerten Flüssigkeiten auffangen kann, sollte es schon sein.

Ein wesentlicher Sicherheitspunkt sind noch die Werkzeugmaschinen. Hier werden in Hobbywerkstätten meist ganz alte »Hunde« betrieben – ohne irgendeine Sicherheitseinrichtung. Das ist im Privatbereich durchaus zulässig, wenn da nicht das eingangs beschriebene Problem bestünde. Jede Werkzeugmaschine, egal ob Standbohrmaschine, Dreh- oder Fräsbank, sollte daher mit einem Notausschalter ausgestattet werden. Hierzu genügt es völlig, wenn ein entsprechend auffälliger Knopf die Stromversorgung unterbricht, solange er gut von der Maschine aus erreicht werden kann. Alternativ kann man auch einen zentralen Notausschalter installieren. Er sollte im Bereich des Werkstatteingangs liegen und bei Betätigung alle Maschinen abschalten. Das Licht darf dabei aber nicht ausgehen, da es sonst im Zuge des Unfallgeschehens zur Panik kommen kann. Stichwort Licht! Ganz klar, dass zu einer sicheren und perfekten Werkstatt auch eine gute Beleuchtung gehört. Sie sollte möglichst schattenlos sein. Bewährt haben sich mit Reflektoren ausgestattete LED-Lampen und zusätzlich Punktstrahler, die sich genau auf den Arbeitsbereich ausrichten lassen. Letztlich darf auch eine medizinische Notfallausrüstung nicht fehlen. Ein Verbandskasten mit Desinfektionsmittel, wie er für Pkw erhältlich ist, kann hier für kleinere Verletzungen gute Dienste leisten. Achten Sie aber darauf, dass die Haltbarkeitsdaten nicht überschritten sind.

1 Der Gehörschutz muss am Bügel verstellbar sein, damit er immer dicht am Kopf anliegt. Er schützt die Ohren vor hochfrequenten Schleif- und Flex-Geräuschen.

2 Auch wenn Sie Raucher sind, sollte ein Rauchverbot in der Werkstatt wegen der möglichen Brandgefahr selbstverständlich sein.

3 Ist die Hobbywerkstatt vom Wohnhaus aus zugänglich, sollte der Zugang durch eine Brandschutztüre gesichert werden.

4 Ein sechs Kilogramm ABC-Pulverlöscher sollte es in der Hobbywerkstatt schon sein. Damit er im Notfall zuverlässig funktioniert, nicht vergessen, ihn regelmäßig prüfen zu lassen.

5 Werden größere Mengen an Betriebsflüssigkeiten gelagert, sind Auffangwannen wegen möglicher Umweltschäden Pflicht.

6 Liegend gelagerte Öl- oder Dieselfässer müssen vor dem Wegrollen gesichert werden.

7 Brandsichere Mülleimer mit Deckel verhindern, das gebrauchte Putzlumpen Feuer fangen können. (Bild: Denios)

Zum Schluss noch ein Umstand, den viele Hobbyschrauber nicht wissen. Bei freier Zugänglichkeit der Werkstatt für Freunde oder Schrauberkumpels gehört auch das Gelände beziehungsweise die Zufahrt zur Werkstatt zum Verantwortungsbereich des Werkstatteigentümers, sofern ihm das Grundstück gehört. Kann jeder ungehindert das Grundstück betreten, dann hat auch die StVO auf dem Gelände Gültigkeit. Im Klartext bedeutet dies, dass niemand ohne Führerschein, egal wie alt er ist, einfach mal so mit einem führerscheinpflichtigen Traktor auf dem Grundstück fahren darf. Käme es nämlich zu einem Unfall mit einem anderen Fahrzeug, das gerade zufällig auf das Grundstück fährt, zahlt keine Versicherung, denn der Tatbestand des Fahrerns ohne Führerschein auf öffentlich zugänglichen Plätzen und Wegen wäre erfüllt.

Auch in der Hobbywerkstatt gilt: Öle, Bremsflüssigkeiten, ölverschmierte Abfälle und Restabfall müssen getrennt entsorgt werden.

Ist die Nachrüstung elektrischer Werkzeuge mit Notausschaltern nicht möglich, bietet sich die Installation eines zentralen Notausschalters im Bereich des Eingangs an.

Für viele ältere elektrische Werkzeuge gibt es Notausschalter zum Nachrüsten. Sie werden lediglich über den Ein/Aus-Schalter montiert.

Für eine gleichmäßige, schattenlose Ausleuchtung der Werkstatt sorgen moderne Neonröhren oder LED-Leuchten mit Reflektoren.

Haken an der Decke helfen, gefährliches Schlauch- und Kabelgewirr am Boden zu vermeiden.

Jede Steckdose in der Hobbywerkstatt sollte spritzgeschützt sein. Bei den Steckdosen ist auf gute Qualität zu achten, damit sie den hohen Werkstattanforderungen genügen.

Profi-Werkzeug-Hersteller bieten Komplettsets an, die keine Wünsche offen lassen. Das abgebildete kostet jedoch mehrere tausend Euro. (Bild: Facom)

Gutes Handwerkzeug

Die Ausstattung einer Traktor-Hobbywerkstatt steht und fällt mit dem Handwerkzeug. Doch welches Werkzeug gehört zur Grundausstattung einer perfekten Traktor-Hobbywerkstatt und wie muss es beschaffen sein? Diese Fragen stellen sich vor allem Traktor-Schrauber-Anfänger, aber auch erfahrene Traktoristen. Wird nämlich die falsche Wahl getroffen, sind schnell mehrere hundert Euro in Werkzeug investiert, das man in der Hobbywerkstatt kaum oder gar nicht braucht. Um sich vor Fehlinvestitionen beim Werkzeugkauf zu schützen, muss man daher einiges bei der Anschaffung seines Werkzeugbasissortiments beachten.

Um sich vor Fehlinvestitionen beim Werkzeugkauf zu schützen, ist grundsätzlich immer auf so genannte Handwerker- oder Profi-Qualität zu achten. Nur dieses Werkzeug hält über lange Jahre dem täglichen harten Schraubereinsatz stand. Minderwertige Qualitäten, so wie sie häufig in Baumärkten oder im Internet zu Billigpreisen angeboten werden, nutzen sich hingegen schnell ab, werden unbrauchbar und beschädigen sogar beim Schrauben Verbindungselemente und Bauteile des Traktors. Auch bergen solche Werkzeuge ein nicht zu unterschätzendes Unfallrisiko und müssen deshalb schnell ersetzt werden.

Wer ein Handwerkzeug-Basissortiment kauft, sollte daher nie auf günstige Sonderangebote zurückgreifen, da diese oft nicht die Qualitäts- und DIN-Normen von Profi-Werkzeug erfüllen. Auch ist von Werkzeugen sogenannter No-Name-Hersteller abzuraten. Hier ist die Ersatzbeschaffung oft schwierig oder sogar unmöglich. Auch Werkzeug-Komplettangebote unbekannter Hersteller, wie sie oft für Baumärkte und Discounter zusammengestellt werden, muss man sehr genau prüfen. In diesen Sortimenten verstecken sich oft Billigwerkzeuge minderer Qualität, auch wenn die DIN-Angaben auf den Packungen zuweilen etwas anderes versprechen. Zudem finden sich in den Sortimenten oft Werkzeuge, die für den Einsatz in der Hobby-Werkstatt gar nicht oder nur eingeschränkt zu gebrauchen sind.

Gutes Handwerkzeug (metrische Maße)

Die Zusammenstellung gibt einen Überblick, welche Grund-Handwerkzeug-Ausstattung in einer Hobbywerkstatt benötigt wird. Sie berücksichtigt auch moderne Handwerkzeuge, wie Torx- und Innensechskanntschlüssel (Inbus®), da diese bei zukünftigen Oldtimern (heutige »Youngtimer« und »beginnende Klassiker«) vermehrt zur Anwendung kommen werden.

Bei den Werkzeugsortimenten renommierter Hersteller wird hingegen die Qualität aller Werkzeuge garantiert. Auch basiert hier die Zusammenstellung der Sortimente auf jahrelangen Erfahrungen, die zusammen mit erfahrenen Kfz-Profis gesammelt wurden. Falls spezielle Werkzeuge in diesen Sortimenten dennoch fehlen beziehungsweise vorhandene nicht gebraucht werden, besteht hier oft auch die Möglichkeit, die Sortimente den eigenen individuellen Bedürfnissen anzupassen.

Wer eine Werkzeuggrundausstattung kauft, sollte sich vorrangig ein genau festgelegtes Sortiment von Grundwerkzeugen anschaffen, mit denen alle Standardarbeiten am Traktor abgedeckt werden können. Welche Werkzeuge dies sind, kann bei Landmaschinen-Werkstätten, Restaurierungsbetrieben, aber auch bei erfahrenen Schrauber-Kollegen nachgefragt werden. Auch Reparaturanleitungen und Werkstatthandbücher geben zuweilen nützliche Hinweise. Da jedoch die Aufgabenbereiche am eigenen Traktor sehr unterschiedlich zu anderen Traktoren sein können, wird die Werkzeuggrundausstattung sicherlich nicht alle Arbeiten abdecken können. Nur die Praxis kann zeigen, welche (Spezial-) Werkzeuge sukzessive und am Bedarf orientiert zur Grundausstattung noch hinzugekauft werden müssen. Die hier in der Tabelle gelisteten Werkzeuge sind daher nur als minimale Grundausstattung zu verstehen. An der Schrauberpraxis orientierte Ergänzungen, zum Beispiel um größere oder kleinere Schlüsselweiten, sind sicherlich vorzunehmen.

Noch ein Tipp: Aus Kostengründen ist es oft empfehlenswert, komplette Werkzeugsätze zu kaufen. Diese bestehen in der Regel aus 5er-, 10er- oder 20er-Einheiten – je nach Werkzeuggröße − und sind meist auch bereits in Werkzeugordnungssystemen zusammengefasst.

Werden Werkzeugsätze angeschafft, sollten vor allem die Werkzeuggrößen, die häufig gebraucht werden, doppelt oder dreifach hinzugekauft werden, um so einige Werkzeuge in Reserve zu haben, Doppelanwendungen ausführen zu können (z. B. Kontern) oder die Nutzungsfrequenz des Einzelwerkzeugs niedrig zu halten.

Völlig abzuraten ist hier von Kombinationswerkzeugen. Abgesehen von der allseits bewährten Kombizange, sind die meisten aus funktionalen und instrumentellen Gründen völlig zum Schrauben ungeeignet. Dies liegt an der unzureichenden ergonomischen Formgebung, die hohe Verletzungsgefahr aufgrund von Funktionshäufungen auf kleinstem Raum und Materialbeschädigungen mangels ungenügenden Formschlusses mit dem Werkstück. Kombinationswerkzeuge sind nur ein Notbehelf und haben deshalb in keiner Werkstatt etwas verloren.

Wer an seinem Traktor selber schraubt, braucht gutes Werkzeug. Die Auswahl ist jedoch nicht immer leicht.

Weich wie Butter. Dieser billige Ringschlüssel vom Discounter hat sich beim Öffnen einer Ölablassschraube verbogen.

Auch wenn man bereits viele Werkzeuge hat, muss oft für jeden Traktor spezielles Werkzeug neu dazu gekauft werden.

Komplette Werkzeugsätze sind allemal billiger, als wenn man jedes Werkzeug einzeln kauft.

Ratschensätze gibt es meist im Set. Beim Kauf ist darauf zu achten, dass es die verschiedenen Teile auch einzeln gibt.

Von jeder Schraubenschlüsselweite sollte man mindestens zwei, besser sogar drei besitzen.

Bis auf die bewährte Kombizange sollte man so genannte Kombinationswerkzeuge nicht kaufen beziehungsweise verwenden.

Wie billig verarbeitet diese Rohrzange ist, zeigt sich bereits an der Backenachse, die aus einer Schraube mit Mutter besteht.

Ein wichtiges Kaufkriterium bei der Zusammenstellung des Werkzeugbasissortiments sind auch die persönlichen Vorlieben an Oberflächengestaltung, Form und Gewicht. Hier ist zunächst besonders auf die Schnittstelle Hand/Werkzeug zu achten! Die Werkzeuggestaltung, insbesondere der Hefte, Griffe und Handhabung, soll dabei in Formgebung, Materialbeschaffenheit und Oberflächengestaltung immer ergonomischen Gesichtspunkten folgen. Hier ist übertriebene Sparsamkeit absolut fehl am Platz, da besonders billiges Werkzeug oft nicht nach ergonomischen Gesichtspunkten geformt ist. Unbearbeitete Formnähte bei Kunststoffgriffen, raue Oberflächen oder ungeschützte Gelenke bergen hier enorm hohe Unfallrisiken oder erschweren die Arbeit am Traktor.

Vor allem die Dimensionierung des Handwerkzeugs ist in diesem Zusammenhang auch wichtig. Sie muss an die körperlichen Gegebenheiten, das heißt an die Arm- und Handkraft des Anwenders angepasst sein. Wer sich hier nicht sicher ist, sollte sich zunächst eine mittlere Auslegung nach Abmessung und Gewicht zulegen. Mit diesen Werkzeugen können problemlos die meisten Arbeiten erledigt werden. Auch hier zeigt aber die Praxis, ob von dem einen oder anderen Werkzeug eine leichtere oder schwerere Ausführung benötigt wird. Ähnliches gilt auch für die Oberflächenbeschaffenheit der Werkzeuge. So sind viele Werkzeuge poliert. Ohne Zweifel sind solche Werkzeuge leicht zu pflegen und liegen angenehm in der Hand. Sind sie jedoch mit Öl verschmiert, können Werkzeuge mit rauen Oberflächen durchaus die bessere Wahl sein. Die Oberflächenbeschaffenheit darf daher beim Kauf nicht unbedingt als Qualitätskriterium herangezogen werden, wie die Werkzeugsortimente der renommierten Hersteller zeigen. Nicht selten bieten diese Standardwerkzeuge eines Typs sowohl in verchromter, polierter, brünierter oder satinierter Ausführung an.

Entscheidend für die Qualität sind auch die Konstruktion des Werkzeugs und seine Sicherheitseinrichtungen. So stellen sorgfältig konstruierte Handwerkzeuge sicher, dass es bei fachgerechter Handhabung weder zu Quetsch-, Scher-, Schneid-, Stich- und Stoßverletzungen außerhalb des Wirkbereiches des Werkzeugs kommen kann. Besteht ein Werkzeug aus mehreren beweglichen Teilen, wie zum Beispiel bei Zangen, müssen die einzelnen Teile gegen Herausfallen oder unbeabsichtigtes Lösen gesichert sein. Besonders bei Drehachsen, Sicherungsklemmen oder Stiften ist ein formschlüssiger Verbund mit dem Werkzeug Zeichen hochwertiger Verarbeitung. Eine Sichtprüfung gibt zudem sicher darüber Auskunft, ob Toleranzen eingehalten wurden. So müssen die Backen oder Schneiden von Zangen im geschlossenen Zustand über die gesamte Länge dicht aneinander liegen. Vor allem bei Schneidzangen ist ein Spalt zwischen den Schneiden des Werkzeugs ein Zeichen minderwertiger Ware. Bei Spitzzangen mit langen Backen ist hier auch die Verdrehsicherheit bei Belastung zu prüfen. Hier darf sich weder die Backe verwinden noch Spiel in der Drehachse zu spüren sein. Geprüft werden muss auch das Vorhandensein von Sicherungseinrichtungen. Speziell Werkzeuge mit scharfen Schneiden, die sich durch Federkraft selbst öffnen, müssen einen Verriegelungsmechanismus haben.

Von oben nach unten: Welche Werkzeuggröße die ideale ist, zeigt erst der Schrauberalltag. Mittlere Größen sind daher anfangs zu bevorzugen.

Hochglanzpolierte Werkzeuge sind leicht zu reinigen, jedoch rutscht man an ihnen mit öligen Händen schnell ab.

Ergonomisch geformte Werkzeuggriffe erleichtern das Arbeiten ungemein. Hier verhindern sie auch das Wegrollen der Schraubendreher.

Bei qualitativ hochwertigen Werkzeugen werden Kanten und Grate sorgfältig abgeschliffen. (Bild: Geodore)

Sogenannte Schrumpfschlauch-Griffe taugen nichts. Sie lösen sich leicht vom Werkzeug und sind zudem rutschig.

Manche billigen Kunststoffgriffe können hohe Konzentrationen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PKA) enthalten.

Vorsicht! Die Aufschrift »Alloy-Steel« besagt lediglich, dass es sich um legierten Stahl handelt. Welcher? Das bleibt ein Geheimnis.

Von oben nach unten: Die Bezeichnung Chrom-Vanadium-Stahl ist nicht geschützt. Dahinter können sich circa 250 verschiedene Zusammensetzungen verbergen.

Die Backenachsen hochwertiger Zangen sind gegen Lösen mit speziellen Achsköpfen gesichert.

Die Schneiden dieses Seitenschneiders sind nicht parallel. Zum Durchtrennen von Drähten ist er völlig unbrauchbar.

Bei Spitzzangen ist die Verwindungssteifigkeit der Backen zu prüfen. Die Qualität der Backenachse ist hierfür entscheidend.

Experten-Tipp

1. Nur qualitativ hochwertiges Werkzeug kaufen.

2. Werkzeugsortimente renommierter Hersteller helfen Kosten sparen.

3. Auf persönliche Vorlieben bei Größe und Oberflächenbeschaffenheit achten.

4. Auf Billigangebote und Plagiate aus Sicherheitsgründen verzichten.

5. Werkzeug-Ordnungssysteme anschaffen.

Um Quetschungen zu vermeiden, müssen Griffpaare daher bei geschlossenen Einhandwerkzeugen im Griffbereich mindestens 15 Millimeter, bei Zweihandwerkzeugen mindestens 40 Millimeter Abstand haben. Lässt sich ein Griff mit geringem Zug vom Werkzeug abziehen, handelt es sich mit Sicherheit um Billigware, denn Plastik-, Gummi- oder Kunststoffüberzug-Griffe müssen einer Zug- oder Drehbeanspruchung beziehungsweise Abziehkraft von mindestens 500 N standhalten können.

Mangelnde Griffqualität lässt sich auch bei Hartkunststoffen, wie sie oft bei Schraubendrehern verwendet werden, an Lufteinschlüssen erkennen. Solche Griffe sind meist nicht schlagfest und brechen bei der ersten stärkeren Belastung. Dabei ist auch auf die Ausführung der Werkzeuggriffe oder Griffflächen zu achten. Sie dürfen keine scharfen Ecken oder Kanten aufweisen. So sind zum Beispiel unbearbeitete Stanzgrate an Schraubenschlüssel oder Zangengriffe immer ein Hinweis auf mangelnde Qualität.

Bei sehr billigen Schraubendrehern besteht auch die Gefahr, dass in den Kunststoffgriffen hohe Konzentrationen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PKA) vorhanden sind. Diese Stoffe werden vom Handschweiß aus dem Kunststoff gelöst und dann von der Haut aufgenommen. Im Körper können bereits geringste Konzentrationen hiervon krebserregend und fruchtschädigend sein.

Geachtet werden muss auch auf den Stahl, aus dem das eigentliche Handwerkzeug gefertigt ist. Er muss splitterfrei, bruchfest, alterungs-, korrosions- und chemiebeständig sein. Zu den am besten geeigneten Stahlsorten für Werkzeuge lässt sich jedoch keine generelle Aussage treffen, denn die Qualitätsunterschiede ergeben sich durch die Verarbeitung des Stahls. Maßgeblich sind hier die Umformungstemperatur beim Schmieden, die Härtetemperatur sowie die anschließende Wärmebehandlung (Anlassen) der CrV-legierten Stähle. Des Weiteren entscheiden präzise Schmiedegesenke über die Maßhaltigkeit (Formschlüssigkeit) der Werkzeuge. Alle diese Arbeitsschritte sind das eigentliche Geheimnis der Premium-Hersteller. Beim Korrosionsschutz kann man noch unterscheiden, ob einfach verchromt (billig) oder vernickelt und anschließend verchromt (Premium).

Holzstiele, die in einer Metalltülle am Hammerkopf befestigt sind, können am Rand der Tülle leicht brechen.

Der Hammerkopf muss eine Fase besitzen, sonst besteht die Gefahr, dass der Hammerkopf splittert.

Bereits mit der Hand lässt sich der Gummihammer-Kopf leicht vom Stiel schieben. Ein Fall für den Mülleimer!

Lebensgefahr! Keine Aufschrift oder DIN-Norm verrät, bis wie viel Volt dieser »Elektriker-Schraubendreher« verwendet werden darf!

Kunststoffhämmer garantieren gelenkschonendes Arbeiten. Ihr Einsatzspektrum ist jedoch beschränkt.

Bei hochwertigen Hämmern wird der Holzstiel im Hammerkopf gleichmäßig durch eine verpresst.

Von oben nach unten: Auf guten Werkzeugen findet man stets eine DIN-Norm und gegebenenfalls das GS-Zeichen.

Der Namen des Herstellers ist auf hochwertigen Werkzeugen auch nach Jahrzehnten des Gebrauchs noch gut zu lesen.

Ordnungssysteme helfen beim Werkzeug den Überblick zu bewahren und garantieren schnellen Zugriff. (Bild: Facom)

Informationen zu den DIN-Normen für Handwerkzeuge finden sich übrigens zusammengefasst in den (kostenpflichtigen) DIN-Taschenbüchern (erhältlich beim »Deutschen Institut für Normung e.V«.; www.din.de). In Kombination mit dem so genannten »Stahlschlüssel« (Verlag Stahlschlüssel Wegst GmbH; www.stahlschluessel.de) geben diese Hinweise auf Form, Werkstoff und Qualität.

Stichwort Stahlqualität: Bei Schlagwerkzeugen sind solche zu bevorzugen, bei denen gefährliche Rückschlagoder Rücksprungbewegungen ausgeschlossen sind, um ein gelenkschonendes Arbeiten über längere Zeit zu gewährleisten. Bei Hämmern ist zudem auf die Befestigung und Qualität des Hammer-Stiels zu achten. Einfache Holzkeile oder ein Stück Blech genügen als Sicherung des Hammerkopfes nicht. Hier dürfen nur Spezialkeile verwendet werden, die das Holz des Stieles gleichmäßig nach allen Seiten in die Augenwandung des Hammerkopfes pressen. Kunststoffstiele sind hingegen mit Spezialkeilen eingeklebt. Stahlrohrstiele sind formschlüssig verschraubt oder verstiftet. Ein Zeichen minderwertiger Hämmer ist zudem das Fehlen des Rundschliffs an den Kanten des Kopfes (Fase). Hier besteht sonst die Gefahr, dass das Material bei hoher Beanspruchung splittert.

Werkzeuge, die zu Reparaturen an stromführenden Teilen, wie zum Beispiel der Zündanlage eines Traktors, verwendet werden, müssen, insbesondere in Hinsicht auf die Arbeitssicherheit, besonders hohe Qualitätsanforderungen erfüllen. Sie lassen sich leicht an der Bezeichnung DIN EN IEC 60900:2004 (Arbeiten unter Spannung) erkennen. Jedoch finden sich auch viele irreführende Bezeichnungen, wie z. B. »Elektrikerschraubenzieher«, »1000 Volt«, »isolierte Klinge« oder Griff. Diese sagen aber über die Isolations-Qualität so gut wie nichts aus, da es sich hierbei um keine Prüfsiegel handelt. Solche Bezeichnungen sind, obwohl sie (leider) oft verwendet werden, schlichtweg falsch und daher nicht zulässig! In der Regel handelt es sich bei den »Isolationen« dieser Werkzeuge nur um billige Ummantelungen, nicht aber um elektrisch isoliertes Werkzeug nach der DIN EN IEC 60900:2004.

Ein Qualitätskriterium ist auch die optische Gestaltung der Elektrik-Sonderwerkzeuge, da sonst Verwechslungsgefahr mit »normalen« bauähnlichen Werkzeugen bestehen kann. Auffällige Farben und eine deutliche Beschriftung sind hier maßgeblich, um diese auszuschließen.

Da eine Prüfung des Werkzeuges beim Einkauf hinsichtlich der genannten Qualitätskriterien meist nicht möglich ist, weil sie zur Zerstörung des Werkzeugs führen, sind daher nur solche zu bevorzugen, die eine gültige DIN-Norm und/oder ein GS-Prüfsiegel tragen.

Torx-Schlüssel sind ein Thema bei kommenden Oldtimern und Youngtimer-Traktoren.

Beides legt die Qualitätsanforderungen an deren Güte und Ausführung für spezielle Arbeitsbereiche fest. Beim Kauf ist es daher sehr wichtig, eine klare Vorstellung davon zu haben, wofür man das Werkzeug wirklich benötigt. Renommierte Werkzeughersteller geben daher in ihren Katalogen neben der Angabe von Normen oder technischen Richtlinien auch immer die Eignung und den Einsatzzweck der Werkzeuge an. Ob das Werkzeug jedoch von seiner Handhabbarkeit (Ergonomie) den Erwartungen des Käufers entspricht, zeigt jedoch oft nur die Praxis. Eine umfangreiche Beratung mit Praxisvorführung durch die Servicemitarbeiter im Werkzeugfachgeschäft ist deshalb in vielen Fällen ratsam.

Weitere Erkennungsmerkmale für Qualität sind in das Werkszeug dauerhaft eingeschlagene Namen oder Zeichen des Herstellers. Damit gibt sich der Hersteller für eventuelle Garantie- oder Gewährleistungsansprüche zu erkennen. Daneben sind Angaben zur Größe, dem Gewicht, zu Sicherheits-, Pflege- und Einsatzhinweisen am Werkzeug oder dem Werkzeughalter beziehungsweise der Aufbewahrungsbox ein Zeichen hochwertiger Ware. Auch an den so genannten »Aftersales-Services« lässt sich Qualität erkennen. Sie sollten umfangreiche Gewährleistungen und Garantien umfassen, so dass Ersatz und Reparatur auch noch nach Jahrzehnten des Einsatzes möglich sind.

Zum Schluss noch ein Tipp: Beim Werkzeugkauf sollte auch immer an das passende Werkzeug-Ordnungs- oder -Aufbewahrungssystem gedacht werden. Es trägt zur Verbesserung der Anwendungsakzeptanz und Arbeitsqualität sowie zur Verringerung von Vorbereitungszeiten bei. Solche Systeme stellen zudem sicher, dass entnommenes Werkzeug erkannt und, falls es verloren oder defekt ist, sofort ersetzt werden kann.

Rechte Spalte von oben nach unten: Die Passgenauigkeit von Werkzeugen ist ein Merkmal höchster Verarbeitungs- und Materialqualität. (Bild: Berner)

Kraft-Schlüssel sind Werkzeuge für fortgeschrittene Schrauber. Früher oder später braucht man sie.

So hat sich bei den Profis in den letzten Jahren immer mehr das so genannte Blockordnungssystem (zum Beispiel Einlegeschalen, Kästen u. ä.) durchgesetzt. Mit ihm können Einzelwerkzeuge nach Gruppen und Werkzeug-Sets in Universalblöcken in speziellen Schubladen und Schüben des Werkzeugwagens untergebracht und nach Bedarf einsortiert werden. Sie ermöglichen es auch, häufig benötigte Werkzeuge für bestimmte Arbeiten speziell zusammenzustellen. Wer sich jedoch für ein Blocksystem entscheidet, sollte immer darauf achten, dass die in ihnen enthaltenen Werkzeuge bei Bedarf auch als lose Ware erhältlich sind.

Ein Satz hochwertiger Fühlerlehren darf in keiner gut ausgestatteten Hobbywerkstatt fehlen.

Ein solider und massiv mit der Werkbank verschraubter Schraubstock darf in keiner Hobbywerkstatt fehlen. Seine Backen müssen auf gesamter Länge bündig schließen.

Eine Werkzeuggrundausstattung wird niemals komplett sein. Die sich manchmal ändernden Anforderungen, zum Beispiel durch den Zukauf eines weiteren Traktors, machen es nötig, die Werkzeugausstattung immer wieder mit neuen Werkzeugen zu ergänzen. Erfahrene Hobbyschrauber halten sich daher ständig bei den Vertriebsfirmen, Einzelhändlern und Spezialwerkzeugausstattern über neue Angebote der Hersteller auf dem Laufenden. Die wichtigste Quelle jedoch, auch in Zeiten multimedialer Information, sind die Erfahrungen der Schrauberkollegen. Ihr gesammeltes Wissen sollte immer zur Grundlage bei der Auswahl einer Werkzeuggrundausstattung gemacht werden.

Werkzeug-Babel

Wer mit seinen Freunden in der Hobbywerkstatt arbeitet, weiß um das Problem: Da fragt man beim Schrauben nach einer Knarre und bekommt stattdessen einen Drehmomentschlüssel in die Hand gedrückt. Und solche Missverständnisse sind kein Einzelfall, denn oft sind Werkzeuge unter verschiedenen Namen bekannt. Unter Freunden sind solche Missverständnisse schnell geklärt. Bei Werkzeugbestellungen können die verschiedenen Werkzeugnamen mitunter sehr ärgerlich sein. Denn bei den verschiedenen Werkzeugfirmen können identische Werkzeuge oft unterschiedliche Namen haben. Wer zum Beispiel in den oft sehr umfangreichen Katalogen nach Bit-Einsätzen sucht, wird hiernach bei einigen Werkzeugfirmen lange suchen müssen. Kennt man nämlich die alternative Benennung »Schraubendreher-Einsatz« nicht, bleibt einem nichts anderes übrig, als hunderte Katalogseiten durchzublättern, um die Bits zu finden.

Viele werden jetzt denken, dass es so etwas gar nicht geben kann, denn schließlich leben wir in Deutschland, und hier ist, wie jeder weiß, alles geregelt – auch die korrekten Benennungen der Handwerkzeuge, deren Bezeichnungen durch DIN-Normen einheitlich festgelegt sind. Wer diese Bezeichnungen aber liest, dem wird schnell klar, warum sich im Praxisgebrauch für viele Werkzeuge andere und zumeist kürzere Namen durchgesetzt haben. Es ist nun mal in der Werkstatt einfacher, nach einem Inbus zu fragen, als nach einem »gebogenen Stiftschlüssel für Innensechskantschrauben« – auch wenn diese Bezeichnung der DIN-Norm-Benennung entspricht. Trotzdem können Werkzeughersteller eine Bezeichnung wie Inbus®, aber auch solche wie Seegerring-Zange, nicht ohne Weiteres in ihren Katalogen verwenden, auch wenn diese geläufiger sind. Der Grund ist einfach: Diese Begriffe sind als Markennamen rechtlich geschützt. So steht der Begriff Inbus als Abkürzung für Innensechskantschraube Bauer und Schaurte. Bereits 1936 wurde dieser von der Firma Bauer & Schaurte Karcher in Neuss, die diese neue Schraubenart in Hagen erfand, geprägt und ist bis heute ein Begriffsmonopol. Ähnlich verhält es sich mit den sogenannten Seegerring-Zangen. Gemeint sind hier »Zangen für Sicherungsringe für Wellen«. Hier hat sich auch der Name des führenden Herstellers für Sicherungsringe, die Seeger-Orbis GmbH & Co OHG aus Königstein, auf das Werkzeug übertragen. Die »Seegerring-Zange« wird aber oft auch als »Nutenringzange« bezeichnet, da der Sicherungsring meist auf einer Welle in einer Nut sitzt. Häufig liest man für sie auch den Namen»Sprengringzange«. Aus technischer Sicht ist er jedoch falsch, da Sprengringe zwar eine ähnliche Funktion wie Sicherungsringe haben, aber von unterschiedlicher Bauart sind und sich meist mit einer Zange nicht öffnen lassen.

Von oben nach unten: Nach DIN-Norm heißt dieses Werkzeug »Gebogener Stiftschlüssel für Innensechskantschrauben« – dann doch lieber Inbus®!

»Zange für Sicherungsringe für Wellen«. Das Namensrecht des gemeinhin als Seegerring-Zange bekannten Werkzeugs, liegt bei der Seeger-Orbis GmbH & Co OHG aus Königstein.

Da der »verstellbare Einmaulschlüssel« anfänglich nur aus England zu beziehen war, hat sich der Begriff »Engländer« in Deutschland schnell durchgesetzt.

Von oben nach unten: Rohrzangen (auch Schwedenzange) sind Zangen für das Arbeiten an Rohrinstallationen. Da sie auch ein verstellbarer Einmaulschlüssel ist, wird sie auch fälschlicherweise als »Engländer« bezeichnet.

Verstellbare Maulschlüssel mit zwei parallelen Backen werden »Franzosen« genannt. Das nützliche Werkzeug dient auch als Symbol auf dem Pannenhilfe-Verkehrszeichen.

Weder »Franzose« noch »Engländer« – korrekt benannt, heißt dieses nützliche Werkzeug »Rollgabelschlüssel«.

Doch nicht nur die DIN oder Markenrechte sind für die verschiedenen Namensbenennungen der Grund, auch die Geschichte der Werkzeuge spielt hier eine wichtige Rolle. So haben sich für viele ältere Werkzeuge im Kfz-Werkstattgebrauch im Laufe der Zeit verschiedene Namen herausgebildet, die auf den ursprünglichen Herstellungsort oder auf einstige regionale Spracheigenheiten zurückzuführen sind. Ein bekanntes Beispiel ist der verstellbare Einmaulschlüssel, der als »Engländer« bezeichnet wird. Diese Bezeichnung rührt ursprünglich vom Herstellerland England her, wo dieses Werkzeug erstmals gefertigt wurde. Da gegen Ende des 19. Jahrhunderts der »verstellbare Einmaulschlüssel« nur von dort zu beziehen war, hat sich schnell der Begriff »Engländer« als Bezeichnung in Deutschland durchgesetzt und wird bis heute noch gebraucht. Kurioserweise wird der Engländer oft auch als Franzose bezeichnet. Bei diesem Werkzeug handelt es sich zwar auch um einen verstellbaren Maulschlüssel, jedoch zeichnet sich dieser durch zwei parallele Backen aus, die über ein zentrales Gewinde verstellt werden können. Wie der Engländer wird auch der Franzose nach seinem ursprünglichen Herstellungsland benannt. Bekannt ist er vor allem durch das deutsche Straßen-Verkehrszeichen Nr. 359 »Pannenhilfe«, das als Symbol einen stilisierten »Franzosen« zeigt. Heute werden die Begriffe »Franzose« und »Engländer« für einen verstellbaren Einmaulschlüssel fast immer gleichbedeutend verwendet, obwohl dies nicht nach der Werkzeugform korrekt ist. Übrigens: Gerne werden beide Werkzeuge auch mit »Schwedenzangen« (Rohrzangen) und Rollgabelschlüsseln verwechselt.

Werkzeuge können auch Namen von Personen tragen, die diese Werkzeuge für spezielle Verfahrenstechniken eingesetzt haben. Hierzu gehört die Flechterzange, die offiziell »Rabitzzange« genannt wird und für viele schlicht eine Kneifzange ist. Ihr Name geht auf den deutschen Maurermeister Carl Rabitz aus Halle zurück, der 1878 ein Verfahren zur Herstellung von Gipswänden unter Verwendung von Drahtgeflechten entwickelte. Vielen ist die Rabitzzange auch unter dem Namen »Monierzange« bekannt. Joseph Monier war ein französischer Gärtner, der bereits ab 1845 Blumentöpfe mit Draht verstärkte und so das Prinzip des Stahlbetons erfand und hierzu, wie Rabitz, hauptsächlich die Flechterzange einsetzte.

Je nachdem wo diese Zange eingesetzt wird, nennt man sie Monier-, Rabitz- oder auch Betonzange.

Werden Werkzeuge von einer Berufsgruppe für die Ausübung vieler Arbeiten benötigt und gehören somit zum Basiswerkzeug, erhalten sie oft Namen von typischen Tätigkeitsfeldern. Im Baugewerbe ist daher die Monier- oder Rabitzzange auch als Betonzange bekannt. Gleiches trifft auch für die Wasserpumpen- und die Schweißerzange (Gripzange) zu, die hauptsächlich von Kfz-Mechanikern und Metallbauern verwendet werden.

Auch der Schlosserhammer, der der Form nach für viele als »der« Hammer schlechthin gilt, trägt seinen Namen, nach der Berufsgruppe, die ihn hauptsächlich gebraucht. Die Bezeichnung »Ingenieurhammer« für den Schlosserhammer konnte sich hingegen kaum durchsetzen. Sie geht wahrscheinlich auf englische Ingenieure zurück, die im Zuge der Industrialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Deutschland kamen.

Die meisten Werkzeuge jedoch tragen meist verkürzte Namen der korrekten DIN-Benennungen. Ein typisches Beispiel ist hier der »Steckschlüssel«, der richtig »Steckschlüsseleinsatz mit Innenvierkant für Schrauben mit Sechskant, handbetätigt« heißt.

Daneben haben sich auch Werkzeugnamen entwickelt, die auf dem Funktionsprinzip des Werkzeugs beruhen. Ein Beispiel ist der Rollgabelschlüssel.

Andere Werkzeuge wiederum bekamen ihren Namen nach dem Arbeitsergebnis, das sich mit ihnen erzielen lässt. Das Gewindeschneideisen wird daher gerne als »Mutterbohrer« bzw. »Schraubbohrer« bezeichnet.

Als Werkzeugnamen haben sich aber auch umgangssprachliche Synonyme durchgesetzt, die von der Werkzeugform abgeleitet sind. Der Name »Nuss« für einen Steckschlüsseleinsatz oder der »Gabelschlüssel« für den »Maulschlüssel« sind hier die bekanntesten Beispiele.

Als einziges Werkzeug trägt die Knarre bzw. der Drehmomentschlüssel mit Umschaltknarre einen so genannten lautmalerischen Namen. Er leitet sich vom Geräusch ab, dass das Werkzeug bei seiner Verwendung produziert. Es wundert daher nicht, dass auch der zweite oft verwendete Name »Ratsche« für die »Knarre« ein lautmalerischer Name ist.

Für einige Werkzeuge werden im deutschsprachigen Raum auch fremdsprachliche Bezeichnungen verwendet. So konnte sich der Begriff »Bit« gegenüber der DIN-Benennung »Schraubendreher-Einsatz mit Innenvierkant für Schrauben mit Innenvielzahn (handbetätigt)« in allen Handwerksbereichen im deutschsprachigen Raum durchsetzen. Andere fremdsprachliche Bezeichnungen sind hingegen wie der Name »Filière« für einen Gewindeschneider lokale Erscheinungsformen, die neben dem deutschen Namen oft gleichbedeutend mit verwendet werden.

Von oben nach unten: Von Karosseriebauern und Metallhandwerkern wird die Gripzange auch als »Schweißerzange« bezeichnet.

Ein Name wie »Steckschlüsseleinsatz mit Innenvierkant für Schrauben mit Sechskant, handbetätigt« kann nur der DIN entspringen. Mechaniker sagen kurz: Steckschlüssel.

Da mit dem Gewindeschneideisen, die Gewinde von Muttern nachgeschnitten werden können, wird es auch als »Mutterbohrer« bezeichnet.

Von oben nach unten: Steckschlüsseleinsätze, auch wenn sie wie hier große Schlüsselweiten haben, sind landläufig als »Nüsse« bekannt.

Ihr Geräusch beim Arbeiten hat den Namen der »Knarre«beziehungsweise »Ratsche« geprägt. Sprachforscher sprechen von einer Onomatopoesie (Lautmalerei).

Drehmomentschlüssel werden fälschlicherweise auch Knarren genannt. Auch sie machen ein knarrendes Geräusch beim Anziehen von Schrauben und Muttern.

Einige Werkzeugnamen sind auch von Laien geprägt worden, die wenig oder gar nichts mit Werkzeugen zu tun haben. So wird zum Beispiel der Begriff »Schraubenschlüssel« von Nicht-Handwerkern heute gleichbedeutend für Maul- oder auch Ringschlüssel gebraucht. Wie verbreitet diese Werkzeugbenennung heute ist, zeigt der Umstand, dass sich mittlerweile in fast allen Baumärkten, die Handwerkzeuge für den Heimwerker anbieten, Ring- und Maulschlüssel nur noch unter dem Begriff Schraubenschlüssel angeboten werden.

Werkzeuge können viele Namen tragen. Von einheitlichen Bezeichnungen im Berufsalltag – und erst recht in unserer Hobbywerkstatt – ist man, trotz DIN-Benennungen, heute noch weit entfernt. Als Traktor-Freund sollte man die Namensvarianten aber zumindest kennen, damit es zu keinen Missverständnissen beim Schrauben oder beim Werkzeugkauf kommt. Auch sind viele Werkzeuge Bestandteil unserer Traktoren – und hier kennt schließlich jeder die Teile seines Traktors beim Namen – warum also nicht auch die der Werkzeuge?

In Baumärkten finden sich Ringschlüssel im Regal für Schraubenschlüssel. So wissen auch Laien, wo sie suchen müssen.

Traktor anheben