Das Venenbuch - Florian J. Netzer - E-Book

Das Venenbuch E-Book

Florian J. Netzer

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Beschreibung

Krampfadern und Thrombosen sind kein Schicksal! Venenerkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheitsbildern und betreffen Frauen ebenso wie Männer. Doch was viele Menschen nicht wissen: Mittlerweile gibt es zahlreiche Methoden, um Venenerkrankungen vorzubeugen und ihren Verlauf erheblich abzumildern. Experte Dr. Florian J. Netzer erläutert in diesem Ratgeber, was Sie tun können, um Krampfadern, Thrombosen & Co. Paroli zu bieten. Die Ursachen und Therapien von Venenerkrankungen sind inzwischen gut erforscht. Die Beschwerden lassen sich mit schonenden Mitteln behandeln, unterstützt durch Eigentherapie und anerkannte Verfahren moderner Medizin und Naturheilkunde. Für jedermann verständlich erklärt Dr. Florian J. Netzer indiesem Ratgeber einzelne Erkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten sowie gegebenenfalls anfallende Kosten. Venenpatienten hilft er so, die für sie optimale Therapie zu finden.

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Seitenzahl: 165

Veröffentlichungsjahr: 2020

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So beugen Sie einem Venenleiden vor

Erkrankungen der Venen sind kein unabwendbares Schicksal. Mit den nachfolgenden Maßnahmen beugen Sie wirksam vor oder verhindern, dass sich eine bereits bestehende Gefäßschwäche weiter verschlimmert:

• Bewegung ist die beste Vorbeugung! Häufiges Anspannen der Fuß-und Beinmuskulatur verstärkt die Funktion der Muskelpumpe und fördert den Rückfluss des Blutes.

• Folgende Sportarten helfen Ihre Venen elastisch zu halten, Ihre Muskulatur zu kräftigen und Ihre Beine zu entstauen:

• Spazierengehen

• Walking

• Nordic Walking

• Wandern

• Schwimmen

• Wassergymnastik und Aquajogging

• Radfahren

• Skilanglauf

• Gehen Sie möglichst barfuß oder auf flachen Schuhen. So wird Ihre Fußmuskulatur gekräftigt und die Muskelpumpe in Gang gesetzt. Schuhe mit hohen Absätzen sind „Gift“ für die Venen.

• Lockern Sie Phasen des langen Sitzens durch Bewegungspausen auf: Gehen Sie einige Minuten umher oder machen Sie Venengymnastik.

• Entlasten Sie Ihre Beine durch Hochlegen.

• Halten Sie Ihr Gewicht möglichst im Normbereich. Übergewicht belastet die Venen und geht zumeist auch mit einem Bewegungsmangel einher.

• Tragen Sie bei längeren Flugreisen (länger als zwei Stunden) medizinische Kompressionsstrümpfe. Sie unterstützen den Rückfluss des Blutes aus den Beinvenen beim langen, beengten Sitzen. So können Sie dem sogenannten Economy-Class-Syndrom vorbeugen.

    4VORWORT

    5EINFÜHRUNG

    6Die Aufgaben der Venen

  10Die unterschiedlichen Venensysteme

  13ERKRANKUNGEN DER VENEN

  14Krampfadern (Varikosis)

  15Die Ursachen für Krampfadern

  19Die unterschiedlichen Formen von Krampfadern

  24Die Beschwerden durch Krampfadern

  29Die Diagnose der Krampfadern

  31Die Behandlung der Krampfadern ohne chirurgischen Eingriff

  54Die Behandlung der Krampfadern mit chirurgischem Eingriff

  89Thrombosen

  89Die Ursachen für eine Thrombose

  92Die Beschwerden bei der Thrombose

  94Die Diagnose der Thrombose

  95Die Behandlung der Thrombose

  97Nach der Behandlung der Thrombose

104Das offene Bein (Ulcus cruris)

104Die Ursachen des offenen Beins

105Die Beschwerden beim offenen Bein

106Die Diagnose des offenen Beins

107Die Behandlung des offenen Beins

110Das Lipödem

110Die Beschwerden beim Lipödem

111Die Behandlung des Lipödems

114Die chronisch venöse Insuffizienz

114Die Ursachen für eine chronisch venöse Insuffizienz

116Die Beschwerden der chronisch venösen Insuffizienz

118Die Diagnose der chronisch venösen Insuffizienz

119Die Behandlung der chronisch venösen Insuffizienz

125WICHTIGE INFORMATIONEN ZU VORBEUGUNG UND BEHANDLUNG VON VENENERKRANKUNGEN

126Die Behandlungskosten

130So bleiben Ihre Beine venengesund

141„Lebensregeln“ – und was man davon halten kann

143Häufig gestellte Fragen rund um die Venen

148WICHTIGE ADRESSEN

VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

Venenerkrankungen zählen zu den häufigsten Erkrankungen und betreffen Männer wie Frauen. Oft zeigen sie sich bereits im zweiten oder dritten Lebensjahrzehnt in den unterschiedlichsten Ausprägungen. Die Beschwerden reichen von minimalen ästhetischen Beeinträchtigungen durch Besenreiser über geschwollene und schwere Beine bei ausgeprägteren Krampfadern bis hin zum jahrzehntelangen Leiden durch ein schmerzhaftes offenes Bein oder den Zustand nach schweren Thrombosen.

Die moderne Medizin kann viele dieser Krankheitszustände heute mit schonenden Mitteln behandeln, unterstützt durch Eigentherapie und anerkannte Verfahren der physikalischen Medizin und der Naturheilkunde.

Das vorliegende Buch soll dem medizinischen Laien helfen, sich in der komplizierten Welt der Venenerkrankungen ein wenig besser zu orientieren. Es hilft Ihnen auf der Suche nach der optimalen individuellen Therapie und bei der Vorbeugung und Nachbehandlung von Venenerkrankungen.

Dr. med. Florian J. Netzer

»Das vorliegende Buch soll dem medizinischen Laien helfen, sich in der komplizierten Welt der Venenerkrankungen ein wenig besser zu orientieren.«

EINFÜHRUNG

Kribbeln darf es im Bauch – aber nicht in den Beinen! Bestimmt kennen Sie diese Situation: Nach längerem Sitzen oder Stehen melden sich Ihre Beine durch ein unangenehmes Kribbeln in den Waden, durch schwere Beine, durch geschwollene Füße. So alltäglich diese Beschwerden sind, so alltäglich ist auch deren Ursache: ein Blutstau in den Beinen durch überlastete Venen. Die Folge ist oft eine bleibende Venenschwäche mit den typischen Symptomen: Krampfadern, Besenreiser, anhaltende Schmerzen bis hin zur Thrombose. Damit es erst gar nicht zu überlasteten Venen kommt und wir gezielt dagegensteuern können, müssen wir uns vorab die Funktion der Venen ansehen.

Die Aufgaben der Venen

Das Herz ist das Zentrum unseres Kreislaufs. Es transportiert durch seine Pumpbewegungen das Blut durch den Körper. Dabei wird das sauerstoffreiche, „frische“ Blut durch die Schlagadern oder Arterien in den gesamten Organismus gepumpt, um ihn mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Wenn das Blut dann den transportierten Sauerstoff und seine Nährstoffe im Kapillargebiet (das sind die kleinsten Bluttransportgefäße) abgibt, nimmt es gleichzeitig das von den Zellen produzierte Kohlendioxid und die Schlacken auf. Dieses Blut wird nun über andere Gefäße wieder zum Herzen zurücktransportiert. Dazu dienen erst die „Venolen“, die Gegenstücke zu den arteriellen Kapillaren, also mikroskopisch feine Gefäße, die die erste Strecke zurück zum Herzen im Gewebe bewältigen. Diese Venolen werden im weiteren Verlauf zu dünnen Venen gebündelt, die schließlich immer stärker werden, um dann in großen Venenstämmen zu münden, um letztlich in der größten Vene des menschlichen Körpers, der großen Hohlvene, die vor der Wirbelsäule verläuft, ins Herz zu münden.

Venenwände sind vergleichsweise dünn und weich und „beulen“ deshalb leichter aus als die Wände der viel kräftigeren Arterien.

Stark vereinfachtes Schema des Kreislaufsystems: Die weißen Pfeile zeigen die Strömungsrichtung des Blutes in den Arterien und Venen. Die Arterien führen das Blut vom Herzen weg, die Venen leiten es zum Herzen hin. Die gelben Pfeile zeigen die Richtung des Lymphstroms. Die Lymphe fließt aus dem Kapillarbett in die Venen.

Venen unterscheiden sich dabei grundsätzlich von den Schlagadern oder Arterien: Während in den Arterien das Blut mit hoher Geschwindigkeit und hohem Druck in die Peripherie des Körpers gepumpt wird, läuft das Blut in den Venen sehr viel langsamer und steht unter wesentlich geringerem Druck, man spricht auch vom „Niederdrucksystem“. Entsprechend sind die Wände der Venen, im Gegensatz zu denen der Arterien, vergleichsweise sehr dünn und weich und enthalten deutlich weniger Muskelzellen. Die Venen bestehen überwiegend aus unterschiedlich elastischem Bindegewebe. Diese Umstände sind dafür verantwortlich, dass sich Venenwände wesentlich leichter ausbeulen als die Wände der viel kräftigeren Arterien.

Die Klappen in den Venen erlauben den Blutstrom nur Richtung Herz, sie verschließen sich, wenn sich der Blutstrom umkehren sollte.

Sogar der Teil des Herzens, in den die Venen münden, ist viel weniger muskulös als der, aus dem die Hauptschlagader entspringt: Das „rechte Herz“, also die rechte Vorkammer und Kammer sind beim gesunden Menschen nur etwa halb so stark wie dieselben Strukturen der linken, arteriellen Seite. Bedingt durch diese schwächere Pumpe und die Schwerkraft neigt das Blut in den Venen dazu, in der Peripherie zu „versacken“. Um das zu verhindern und um dem Blutstrom die Richtung zum Herzen zu geben und die umgekehrte Richtung zu vermeiden, sind in die Venen – anders als in die Arterien – in gewissen Abständen Klappen eingebaut. Sie erlauben den Blutstrom also nur herzwärts und verschließen sich, wenn sich der Blutstrom einmal umkehren sollte. Die Klappen sind aus feinem, zähen Bindegewebe konstruiert und sehen aus wie zwei, seltener drei Segel, die sich vom Rand her in die Venenmündung wölben.

Fließt das Blut in Richtung Herz, werden sie vom passierenden Flüssigkeitsstrom an die Wand gepresst. Will das Blut aber in die entgegengesetzte Richtung fließen, werden die Segel vom Flüssigkeitsstrom entfaltet, aufgebläht und treffen sich so in der Mitte der Vene, dass die Öffnung derselben fest verschlossen wird. Jede Vene weist diese Ventile auf – je weiter in der Peripherie der Beine etwa die Vene liegt, umso kürzer ist der Abstand zwischen den Klappen, weil ja der (hydrostatische) Druck der Blutsäule beim stehenden Menschen mit steigendem Abstand zum Herzen immer höher wird.

Wie wichtig diese Ventile sind, zeigt sich dann, wenn sie nicht mehr funktionieren: es kommt zum venösen Blutstau und zu Ausweitungen der Venen (siehe „Erkrankungen der Venen“). Leider nimmt die Zahl dieser Venenklappen von der Geburt an kontinuierlich ab: Im 70. Lebensjahr weist der Bestand an Venenklappen nur noch etwa 20 Prozent der ursprünglichen Anzahl auf, wodurch sich natürlich die venöse Zirkulation verschlechtert.

Da nun die Pumpfunktion der verhältnismäßig schwach muskulär ausgebildeten, rechten Herzhälfte keinesfalls ausreichen würde, um das Blut über eine Strecke von oft mehr als eineinhalb Metern von den Fußsohlen bis ins Herzniveau zurückzupumpen, musste sich die Natur bemerkenswerte Tricks einfallen lassen, um den Rückstrom zu gewährleisten. So liegen in den Beinen die wichtigsten und größten Venenstämme, die den überwiegenden Teil des Blutes aus dieser Extremität zurückleiten, nicht an der Oberfläche, sondern tief zwischen den Muskeln. Durch Muskelkontraktion, also beispielsweise beim Gehen oder Laufen, werden diese oft mehr als zentimeterdicken Venen komprimiert und die Blutsäule ausgequetscht. Da gleichzeitig der Blutstrom durch funktionstüchtige Venenklappen nur in eine Richtung – nämlich herzwärts – erlaubt ist, wird das Blut so effektiv zurück in Richtung zentrale Pumpstation bewegt.

Dementsprechend einleuchtend ist es, wie effizient Blut durch Bewegung der Beine zum Herzen bewegt wird und welche Folgen es hat, wenn der Mensch viele Stunden unbeweglich steht oder sitzt und dieser Pumpmechanismus entfällt, der hydrostatische Druck der Blutsäule aber durch die aufrechte Haltung maximal groß ist: Es kommt zu einem venösen Blutstau in den Beinen (siehe „So bleiben Ihre Beine venengesund“ und „Erkrankungen der Venen“).

Wenn Sie stundenlang sitzen oder stehen, kommt es zum venösen Blutstau in den Beinen, funktioniert der Pumpmechanismus, der Blut durch Bewegung zum Herzen transportiert, nicht mehr.

Die oberflächlichen Venen sind dazu bestimmt, überwiegend das an der Oberfläche – also in Haut und Unterhaut – benötigte, relativ gesehen wenige Blut zu transportieren. Damit auch diese Venen vom Pumpmechanismus der Muskeln profitieren, obwohl diese Venen ja außerhalb der Muskulatur knapp unter der Haut liegen, gibt es Verbindungsvenen. Diese Venen, „Perforansvenen“ genannt, verbinden an vielen Stellen das Netz der oberflächlichen Venen mit dem System der tiefen Venen. Sie sind sehr zahlreich – man schätzt, dass im Durchschnitt etwa 200 solcher Perforansvenen pro Bein existieren – und ebenfalls mit Klappen ausgestattet. Diese Klappen richten den Blutstrom immer in Richtung von außen nach innen. Kommt es nun also im tiefen Venensystem zu einem Sogeffekt, wird das Blut von den oberflächlichen Venen über diese vielen Verbindungen angesaugt und das oberflächliche Venennetz drainiert. An den Beinen münden die beiden großen oberflächlichen Venenstämme an ihrem jeweiligen Ende, in der Leiste und der Kniekehle, in das tiefe Venensystem: selbstverständlich mit einer bedeutsamen zentralen Venenklappe kurz vor der Mündung, um einen (krankhaften) Rückstrom aus den tiefen in die oberflächlichen Venen zu verhindern.

Ein weiterer kluger Schachzug der Natur ist es, bestimmte große Venen direkt neben die Arterien zu legen und sie durch zähe, feine Häute gemeinsam zu umschließen: Das Blut, das stoßweise durch die Kontraktion der linken Hauptherzkammer durch die Arterien gepumpt wird, verursacht auf seinem Weg in die Peripherie eine deutliche, rhythmische Aufweitung der kräftigen Schlagaderwände. Da diese wiederum den Venenwänden durch die oben beschriebene Konstruktion eng anliegen, führt diese „Pulswelle“ zu einer Quetschung der Blutsäule in der Vene. Diese Quetschung bewegt das Blut – durch die durch Klappen vorgegebene Richtung – also ebenfalls weiter zum Herzen.

Ein weiterer wirksamer venöser Pumpmechanismus ist die Atmung. Bei der Einatmung entsteht durch Unterdruck im Brustkorb und durch die gleichzeitige Aufweitung der größten dort verlaufenden Vene des menschlichen Körpers, der „großen Hohlvene“, eine starke Sogwirkung in Richtung Herz, die man mit entsprechend feinen Geräten bis in die Venen der Beine nachweisen kann.

Die unterschiedlichen Venensysteme

Wie wir nun wissen, unterscheiden wir an den Beinen zwei Venensysteme: ein oberflächliches und ein tiefes Venensystem, die beide über die Verbindungs- oder Perforansvenen und die Mündung des oberflächlichen in das tiefe System miteinander in Verbindung stehen. Die tiefen Venen sind am Unterschenkel in mehreren Gruppen gebündelt und liegen zwischen den zahlreichen Wadenmuskeln. Im Bereich der Kniekehle bildet sich beispielsweise aus diesen Gruppen ein gemeinsamer dicker Stamm, der dann weiter in den Oberschenkel und von dort in das Becken zieht, um, nach der Vereinigung mit einem weiteren Stamm und schließlich dem Stamm der anderen Becken-Bein-Hälfte, die große Körperstammvene, die „große Hohlvene“, zu bilden. Dabei sind die tiefen Venen in den Unterschenkeln anfangs nur millimeterstark, nehmen aber mit zunehmender Strecke, die sie in Richtung Herz zurücklegen, sehr schnell an Größe zu und werden dann zu zentimeterstarken Stämmen. Die oberflächlichen Venen der Beine überziehen diese wie ein Netz und weisen zwei Stammvenen auf, von denen im weiteren Verlauf noch oft die Rede sein wird: die große und die kleine Rosenvene, oder auch die Vena saphena magna und Vena saphena parva.

Die tiefen Venen in den Unterschenkeln sind anfangs nur millimeterdick, nehmen mit zunehmender Strecke in Richtung Herz sehr schnell an Größe zu und sind schließlich zentimeterdick.

Die große Rosenvene sammelt das Blut an der Vorder- und Innenseite des Beines ab dem Innenknöchel und die kleine Rosenvene das Blut an der Hinter- und Außenseite des Unterschenkels. Entsprechend verlaufen sie auch: Die kleine Rosenvene findet man vom Außenknöchel her, mehr oder weniger geradstreckig, bis in den Bereich der Kniekehle ziehend, wo sie letztlich in den tiefen Venenstamm derselben (die „Vena poplitea“) mündet. Beim Venengesunden ist diese Vene meist sehr kaliberschwach, oft nur zwei Millimeter stark und unter der Haut nicht sichtbar. Die große Rosenvene hingegen ist in ihrer Anfangsstrecke praktisch immer gut sichtbar: Es handelt sich um die Vene, die wir (im Stehen oder Sitzen) knapp vor dem Innenknöchel sehen und tasten können.

Während die kleine Rosenvene unter der Haut nicht sichtbar ist, können Sie die große dagegen im Stehen oder Sitzen knapp vor dem Innenknöchel sehen und ertasten.

Der weitere Verlauf ist allerdings beim Venengesunden ebenfalls mehr oder weniger unsichtbar: Die Vene läuft entlang der Innenseite des Unter- und Oberschenkels, um am oberen Oberschenkelende nach oben einen kleinen Bogen in Richtung Leiste zu beschreiben, wo sie dann schließlich in die große tiefe Beinvene („Vena femoralis“) mündet.

In den Venen der Extremitäten befinden sich Venenklappen. Der Blutrückfluss wird durch die Skelettmuskelpumpe unterstützt.

Wie wir schon gelernt haben, sind diese großen oberflächlichen Venen mit den tiefen Venen nicht nur an ihrer jeweiligen Mündung, sondern auch über Verbindungsvenen an vielen Stellen verbunden. Diese Verbindungsvenen tragen teilweise – nach ihren Entdeckern oder Beschreibern – Namen, wie etwa „Cockett“, „Boyd“ oder „Dodd“, werden dann also zum Beispiel „Dodd’sche Perforansvene“ genannt. Diese Nomenklatur hilft den Ärzten, sich kurz und prägnant zu verständigen, ohne umständliche Beschreibungen der Lokalisation der einzelnen Venen abgeben zu müssen. Die Unzahl der netzförmig die Beine umfassenden kleineren Venen bezeichnet man allgemein als „Seitenäste“ – sie tragen keine näheren Bezeichnungen.

ERKRANKUNGEN DER VENEN

Venenleiden – ein Volksleiden? Venenleiden gehören zu den häufigsten Zivilisationskrankheiten in Deutschland. Etwa jeder achte Erwachsene leidet darunter. Meist denkt man an bläulich schimmernde Krampfadern und Besenreiser. Im schlimmsten Fall hat man das Bild von offenen Beinen vor sich. Das kosmetische Erscheinungsbild ist allerdings nur ein Teilaspekt dieser Krankheit, denn Schmerzen und akute Gefährdungen, beispielsweise durch Thrombosen, sind viel gravierender. Aber soweit muss es nicht kommen!

Krampfadern (Varikosis)

Während die einen unbeschwert im Bikini baden gehen oder kürze Röcke und Hosen tragen können, bleibt anderen oft nur der Griff zu langen Hosen oder dunklen Strumpfhosen. Der Grund: Krampfadern – die sichtbaren Adern an den Beinen.

Als Krampfadern, oder medizinisch ausgedrückt „Varizen“ bzw. „Varikosis“, bezeichnet man krankhaft erweiterte Venen, die ihre Funktion des effizienten Rückstroms des Blutes zum Herzen nicht mehr oder nur ungenügend ausführen können. Der venöse Rückstrom in diesen Gefäßen ist deshalb nicht mehr gewährleistet, weil es durch ihre Erweiterung dazu kommt, dass die Klappen sich in der Mitte der Venen nicht mehr treffen, diese also nicht mehr so verschließen können, dass das Blut nur in die gewünschte Richtung zum Herzen fließt. In der Folge kommt es zu einem Rückstau des Blutes und einer immer stärkeren Erweiterung der Venen, die schließlich in aufrechter Haltung überhaupt kein fließendes Blut mehr enthalten und sich nur noch im Liegen entleeren können. Sie stellen also Sammelgefäße für sauerstoffarmes, „altes“ und „verbrauchtes“ Blut dar, das dem Kreislauf zumindest zeitweise entzogen wird.

Krampfadern gehören zu den häufigsten chronischen Krankheiten, haben aber nichts mit Krämpfen zu tun, sondern stammen von „Krummader“, also krumme Ader.

Weil der Druck der Blutsäule („hydrostatischer Druck“) am aufrechten Menschen in den Beinen am höchsten ist, treten Krampfadern dort am häufigsten auf. Dabei können die Varizen an den Beinen sowohl an der Oberfläche auftreten als auch in der Tiefe, wenngleich sie sich dort durch den Gegendruck des umgebenden Gewebes nicht so extrem ausweiten. Die Varizen finden sich aber auch an anderen Stellen des Körpers: So gibt es sie im Bereich des männlichen Samenstrangs als „Hodenvarizen“ oder „Varicozele“ ebenso wie an den weiblichen Schamlippen, wo sie bevorzugt während des letzten Schwangerschafsdrittels auftreten. Man findet sie sogar an inneren Organen wie etwa den Nieren (häufiger links) und – in sehr seltenen Fällen – an den Armen.

Die Ursachen für Krampfadern

Krampfadern ohne erkennbare andere Ursache

Für die Entstehung der Krampfadern sind verschiedene Ursachen verantwortlich: Am häufigsten findet sich eine genetisch bedingte Bindegewebsschwäche des Venen- und Klappengewebes. Dadurch kommt es zu dem oben beschriebenen mangelhaften Klappenschluss und damit zum Rückstau des Blutes mit Aufweitung des betroffenen Gefäßes (siehe „Die Aufgaben der Venen“). In sehr seltenen Fällen sind sogar Venen ganz ohne Klappen angeboren, die sich dann bereits im Kindesalter zu Krampfadern verändern. Gelegentlich findet man solche Fälle bei Varizenbildung an den Armen. In der Regel aber bilden sich Kampfadern frühestens im zweiten Lebensjahrzehnt und immer mehr dann mit steigendem Lebensalter.

Krampfadern können auch im Bereich des männlichen Hodens, der weiblichen Schamlippen, an inneren Organen wie der Niere oder an den Armen auftreten.

Bei den Krampfadern, die sich ohne eine erkennbare andere Ursache (siehe unten) bilden, spricht der Mediziner von „primärer Varikose“. In der Regel bildet eine defekte Klappe oder einige wenige Klappen hintereinander den Beginn einer Kaskade. Durch das defekte Ventil strömt das Blut nunmehr (in aufrechter Haltung) nicht mehr zurück zum Herzen, wie es soll, sondern versackt der Schwerkraft folgend in der betroffenen Vene. Dadurch steigt der Druck auf die darunterliegende nächste Klappe und die dazugehörige Venenwand an. Irgendwann wird die Venenwand sich so erweitern, bis auch die nächste Klappe nicht mehr schließt und nunmehr eine noch längere und schwerere Blutsäule auf dem wiederum nächsten Venensegment lastet, das wahrscheinlich auch irgendwann dem Druck nicht mehr standhalten wird. Auf diese Art und Weise schreitet die Erkrankung von oben nach unten mit der Zeit fort.

Kampfadern bilden sich meist frühestens im zweiten Lebensjahrzehnt und verstärkt mit steigendem Lebensalter.

Betrachten wir beispielsweise einmal den größten oberflächlichen Venenstamm der Beine, die große Rosenvene („Vena saphena magna“, siehe „Die Aufgaben der Venen“), wo Varizen am häufigsten auftreten: Wie Sie gelesen haben, verläuft dieser Venenstamm von der Innenseite des Fußes über die Innenseiten von Wade und Oberschenkel bis in die Leiste, wo er in das tiefe Venensystem mündet. An dieser Mündung gibt es eine zentrale, große Venenklappe in der großen Rosenvene. Diese Ventilklappe soll dafür sorgen, dass das Blut aus der Rosenvene nur in die große (tiefe) Beinvene („Vena femoralis“) abfließen, aber keinesfalls Blut in die umgekehrte Richtung fließen kann. Wenn nun diese Mündungsklappe infolge einer Bindegewebsschwäche nicht mehr schließt, tritt genau dieser unerwünschte Effekt ein: Blut drängt aus der tiefen Vene in das oberflächliche Gefäß und erweitert dieses, was zu einem Blutstau zunächst im obersten Abschnitt des Stammgefäßes führt. Wenn aufgrund des Drucks dieser Blutsäule in der erweiterten Vene die nächste, weiter unten gelegene Klappe nicht mehr schließt, so kann die Erkrankung der Vene von oben nach unten immer mehr fortschreiten. Die Stammvene wird „von oben nach unten“ krank, so wie die Blutsäule mit der Schwerkraft am stehenden oder sitzenden Menschen nach unten drängt.

Erkrankte, erweiterte oberflächliche lange Stammvene (Vena saphena magna) bei 32-jähriger Frau

Die Mediziner haben daraus die Konsequenzen bei der Einteilung der Schweregrade der Varikosis des oberflächlichen langen Stammgefäßes, also der großen Rosenvene gezogen: Sind die Klappen nur im obersten Abschnitt, bis maximal zur Mitte des Oberschenkels defekt, spricht man von Grad I. Reicht der Rückstau schon bis zum Knie, von Grad II, bis zur Mitte des Unterschenkels von Grad III, und sind schließlich alle Klappen der Stammvene defekt, sodass der Rückstau das ganze Bein betrifft, von Grad IV.

Mediziner teilen den Schweregrad der Varikosis in vier Grade ein.